CCC - Das chaos Computer Buch
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<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />
<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />
. . . der Schmierer<br />
Er kennt sich in der Bedienung der verschiedensten Mailboxsysteme<br />
bestens aus, zumindest weiß er, wie er mit seinen geistigen Ergüssen<br />
ein möglichst breites Publikum erreicht. Die Nachrichten, die er<br />
hinterläßt, sind entweder völlig inhaltslos oder dienen ausschließlich<br />
der Selbstdarstellung und der Beschimpfung anderer Benutzer. Treffen<br />
in einer Mailbox mehrere Schmierer aufeinander, so ist die<br />
Vorstellung gelaufen, und Megabyte auf Megabyte verschwindet zu<br />
Lasten sinnloser Nachrichten, bis das ganze System zugemüllt ist. Es<br />
gibt Boxen, die dieses Stadium schon lange erreicht haben, ohne daß<br />
es bemerkt wurde. Der andere Hauptvertreter ist . . .<br />
... der Hacker<br />
Eigentlich ist er kein wirklicher Hacker, sondern lediglich eine Person<br />
mit destruktivem Charakter. Von Hackerethik hat er noch nie gehört<br />
und schöpft sein Wissen aus den halbseidenen Publikationen. Da sein<br />
angelesenes Wissen nicht ausreicht, um in großen Systemen tätig zu<br />
werden, beschränkt er sich darauf, in den lokalen Mailboxen Unsinn<br />
zu machen. Seine Kenntnisse von Software und Hardware<br />
beschränken sich auf das, was er vom Hörensagen her kennt,<br />
dementsprechend lächerlich nehmen sich auch seine Versuche aus, die<br />
Mailbox zum Absturz zu bringen. Er hat immer noch nicht begriffen,<br />
daß seine Aktionen letztendlich gegen ihn selbst gerichtet sind, denn<br />
wenn seine Strategie erfolgreich sein könnte, würde er sich selbst jeder<br />
Möglichkeit berauben, im globalen Dorf mitzumischen.<br />
Ein halbwegs fehlerfreies Mailboxprogramm und wirksame<br />
Zugangsbeschränkungen befreien den gestreßten Sys-Op recht<br />
wirkungsvoll von diesen unangenehmen Zeitgenossen und sorgen für<br />
erfrischende Ruhe im System, ohne der Spontaneität Abbruch zu tun.<br />
Man sollte nun meinen, daß die übrigen Mailboxbenutzer in aller Ruhe<br />
mit dem System arbeiten, ohne den Sys-Op in den frühen<br />
Wahnsinn zu treiben. Aber auch unter den allseits geschätzten seriösen<br />
Benutzern gibt es welche, deren Ansprüche den Sys-Op auf die<br />
Zimmerpalme schießen. Da ist zum Beispiel . . .<br />
... der Vollprofi<br />
Er hat seine Erfahrungen auf kommerziellen Mailboxen gesammelt<br />
und überträgt sie nun weitgehend unreflektiert auf private Systeme.<br />
Wenn er nicht auf Anhieb eine Verbindung zustandebringt, verzieht er<br />
sich in seinen Schmollwinkel und hadert mit sich, der Box und Gott<br />
und der Welt. Er benutzt vorzugsweise die Befehle, die er von der<br />
kommerziellen Box gewöhnt ist, und registriert meistens nicht einmal,<br />
wenn die Mailbox etwas ganz anderes macht. Als Ausgleich für den<br />
durchlebten Frust überschüttet er den Sys-Op mit Forderungen, was<br />
alles am Programm wie zu ändern sei. Unglücklicherweise hat der<br />
Vollprofi meist ausgezeichnete Kenntnisse gängiger Mailboxkonzepte<br />
und Programmiersprachen, so daß seine Vorschläge meist peinlich<br />
detailliert ausfallen. Bei Sys-Ops, die nur aus moralischer Not das<br />
Programmieren gelernt haben, kann dies durchaus Auslöser für<br />
Suizidversuche sein. Etwas harmloser ist da schon. . .<br />
... der Semiprofi<br />
Er ist sich der Tatsache durchaus bewußt, daß er es mit einem<br />
unzulänglichen System zu tun hat, er wäre auch bereit, mit den<br />
Mängeln zu leben, wenn man nur dieses und jenes eventuell, wenn es<br />
nicht zuviel Mühe macht und wenn es die Zeit erlaubt, in dieser und j<br />
ener Hinsicht ändern könnte. Er wiederholt diese Bitte sooft, bis der<br />
Sys-Op entnervt aufgibt und zumindest etwas Ähnliches<br />
programmiert, weil er genau das schon seit langem machen wollte.<br />
Als Betreiber einer Mailbox steht man diesen Ungereimtheiten im<br />
Benutzerverhalten einigermaßen hilflos gegenüber. Wenn man seine<br />
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