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CCC - Das chaos Computer Buch

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<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />

<strong>Das</strong> Chaos <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />

SUBROUTINE 2: Markt und Militär -<br />

Die kommerzielle Bedeutung der KI<br />

Lange Zeit war die KI ein Gebiet der Grundlagenforschung,<br />

Spielwiese für Theoretiker. Erst seit Beginn der achtziger Jahre,<br />

begünstigt durch atemraubende Fortschritte bei der Chip-Entwicklung,<br />

zeichnet sich auch ein kommerzieller Nutzen ab: Die Anforderungen<br />

an <strong>Computer</strong>, die immer leistungsfähiger werden sollen, gleichzeitig<br />

aber auch immer einfacher in der Bedienung, der zunehmende Bedarf<br />

an Robotersystemen, aber auch die High-tech-Gelüste der Militärs - all<br />

das wird in Zukunft wohl nur noch mit intelligenten Maschinen zu<br />

erfüllen sein.<br />

1982 riefen die Japaner ihr «Fifth-Generation»-Projekt ins Leben,<br />

ein nationales Programm, bei dem unter anderem die Entwicklung<br />

parallel arbeitender Rechner und logischer Programmiermethoden als<br />

Ziele genannt wurden.<br />

In den USA, wo die KI-Forschung traditionell vom<br />

Verteidigungsministerium finanziert wird, wirkte die Nachricht vom<br />

«Fifth-Generation»-Projekt wie ein Schock. Seit dem erfolgreichen<br />

Start des russischen Sputniks in den fünfziger Jahren gibt es ein<br />

amerikanisches Trauma, auf irgendeinem technischen Gebiet mal nicht<br />

die Nase vorn zu haben. Als Reaktion auf die «japanische<br />

Herausforderung» sah der amerikanische «Strategic Computing Plan»<br />

(Plan zum strategischen <strong>Computer</strong>einsatz) von 1983<br />

Sofortinvestitionen von 5oo Millionen Dollar vor.<br />

Entwicklungsschwerpunkte sollten Expertensysteme mit (was sonst?)<br />

«gesundem Menschenverstand» sein sowie Bild- und<br />

Sprachverarbeitungscomputer.<br />

In Europa wird KI-Forschung im Rahmen der EG-Programme<br />

Esprit und Eureka betrieben, mit einem Umfang von bislang etwa 2,5<br />

Milliarden Mark. <strong>Das</strong> bundesdeutsche Forschungsministerium<br />

unterstützt zudem eine Vielzahl von nationalen Projekten. Auf<br />

Minister Riesenhubers Liste stehen zum Beispiel: «Spracherkennung»<br />

(roMio. DM), « AutonomeMobileSysteme» (6Mio. DM),<br />

«Wissensbasierte Systeme zur Bürokommunikation» (24 Mio. DM), «<br />

Multisensorielle Systeme zur Deutung industrieller Szenen» (20 Mio.<br />

DM) oder «Superrechner für numerische Anwendungen» (120 Mio.<br />

DM).<br />

Die Liste der Zuwendungsempfänger reicht von AEG über<br />

DaimlerBenz bis Siemens, enthält aber auch viele kleinere, weithin<br />

unbekannte Unternehmen, dazu einige Universitäten und<br />

Forschungsstätten wie die halbstaatliche Gesellschaft für Mathematik<br />

und Datenverarbeitung.<br />

Nach Schätzungen der amerikanischen <strong>Computer</strong>firma Digital<br />

Equipment wird der KI-Markt im Jahre r99o weltweit ein Volumen<br />

von 3 Milliarden Dollar haben. Zur praktischen Anwendung kommen<br />

heute schon sogenannte Expertensysteme in medizinischen und<br />

technischen Bereichen, die das Spezialwissen erfassen und Diagnosen<br />

stellen. <strong>Das</strong> gesamte Gebiet der Wissensverarbeitung («knowledge<br />

engineering») wird in nächster Zeit sprunghaft anwachsen, ebenso der<br />

Einsatz von «intelligenten» Robotern, die sehen, hören und sprechen<br />

können. Die Sprachverarbeitung in Verbindung mit einem<br />

digitalisierten Telefonnetz wird ein weiteres wichtiges<br />

Anwendungsgebiet der Zukunft sein. Vorstellbar sind<br />

vollautomatische Auskunftsdienste oder <strong>Computer</strong>; die<br />

Auslandsgespräche simultan übersetzen können.<br />

Was an rein militärischer KI-Forschung betrieben wird, ist in der<br />

Bundesrepublik geheim. Man kann aber getrost vermuten, daß<br />

zumindest an intelligenten Flugzeugsteuerungen, an<br />

Bildverarbeitungssystemen zur Aufklärung und an Sprachcomputern,<br />

etwa für Verschlüsselungen, gebastelt wird.<br />

Die ohnehin zum großen Teil militärisch orientierte KI-Forschung<br />

in den USA hat durch die SDI-Pläne Ronald Reagans neuen Aufwind<br />

bekommen. Expertensysteme sollen einmal anfliegende<br />

Interkontinental-Raketen von Attrappen unterscheiden, mit denen der<br />

« Schutzschild» durchlöchert werden könnte, und sie sollen in<br />

Sekundenschnelle strategische Entscheidungen zur Gegenwehr treffenbei<br />

den kurzen Vorwarnzeiten im Weltraumkrieg ist Geschwindigkeit<br />

alles. Aber nicht nur bei SDI, auch in «konventionell» geführten<br />

Kriegen erfüllen <strong>Computer</strong> zunehmend das «battlefield management»,<br />

das Schlachtfeld-Management.<br />

Bilderkennungssysteme in den Marschflugkörpern Cruise Missiles<br />

sind bereits Realität. Mit einem digitalisierten Bild ihres Ziels im Speicher<br />

fliegen sie so lange, bis das wirkliche Ziel vor ihnen auftaucht.<br />

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