Teil 2: Staatsstrukturprinzipien - Grundkurs Öffentliches Recht I/II
Teil 2: Staatsstrukturprinzipien - Grundkurs Öffentliches Recht I/II
Teil 2: Staatsstrukturprinzipien - Grundkurs Öffentliches Recht I/II
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Juristische Fakultät • Priv.-Doz. Dr. Christian von Coelln<br />
<strong>Teil</strong> 2<br />
<strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
A. Demokratie
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Verfassungsgestaltende Grundentscheidungen/<br />
<strong>Staatsstrukturprinzipien</strong> im Überblick<br />
• Demokratie<br />
• <strong>Recht</strong>sstaat<br />
• Bundesstaat<br />
• Republik<br />
• Sozialstaat<br />
• Offenheit gegenüber der Europäischen Integration<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 2
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
Volkssouveränität und demokratische Legitimation der Staatsorgane<br />
Regelungen im Grundgesetz: Art. 20 I, <strong>II</strong> GG<br />
Volkssouveränität (Volk als Träger der Staatsgewalt) als zentraler Gedanke: s.<br />
Art. 20 <strong>II</strong> 1 GG<br />
Folge: Erfordernis demokratischer Legitimation jedes staatlichen Handelns<br />
Art. 20 <strong>II</strong> 2 GG: Ausübung der Staatsgewalt durch das Volk<br />
• unmittelbar durch Wahlen und Abstimmungen<br />
• mittelbar durch besondere Organe der drei Staatsgewalten<br />
Erfordernis der demokratischen Legitimation dieser Staatsorgane: unmittelbar<br />
durch Wahlen oder mittelbar durch eine ununterbrochene, bis zum Volk<br />
zurückreichende Legitimationskette<br />
Lesenswert: BVerfGE 83, 60 (71 f.)<br />
Träger der Staatsgewalt ist das deutsche Volk<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 3
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
Repräsentatives Prinzip und direkte Demokratie<br />
Das Grundgesetz akzeptiert prinzipiell sowohl direkte als auch repräsentative<br />
Demokratie<br />
Arg.: Art. 20 <strong>II</strong> 2 GG<br />
Praktisch sieht es direkte Demokratie aber nur in Art. 29, 118 a GG vor<br />
Anders in etlichen Ländern, u.a. in Bayern<br />
Abweichung vom Modell des Grundgesetzes ist zulässig: Art. 28 I GG fordert<br />
lediglich Homogenität, nicht aber Uniformität<br />
Einführung direktdemokratischer Elemente auf Bundesebene wäre möglich,<br />
jedoch nur im Wege der Verfassungsänderung<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 4
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
Direkte Demokratie am Beispiel Bayerns - Auszug aus der Bayerischen Verfassung<br />
Artikel 70 Formelle Gesetze<br />
(1) Die für alle verbindlichen Gebote und Verbote bedürfen der Gesetzesform.<br />
(2) Auch der Staatshaushalt muß vom Landtag durch formelles Gesetz festgestellt<br />
werden.<br />
(3) Das <strong>Recht</strong> der Gesetzgebung kann vom Landtag nicht übertragen werden, auch<br />
nicht auf seine Ausschüsse.<br />
Artikel 71 Gesetzesinitiative<br />
Die Gesetzesvorlagen werden vom Ministerpräsidenten namens der Staatsregierung,<br />
aus der Mitte des Landtags oder vom Volk (Volksbegehren) eingebracht.<br />
Artikel 72 Gesetzesbeschlüsse; Staatsverträge<br />
(1) Die Gesetze werden vom Landtag oder vom Volk (Volksentscheid) beschlossen.<br />
(2) ...<br />
Artikel 73 Staatshaushalt<br />
Über den Staatshaushalt findet kein Volksentscheid statt.<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 5
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
noch: Direkte Demokratie am Beispiel Bayerns - Auszug aus der BayVerf.<br />
Artikel 74 Volksbegehren, Volksentscheid<br />
(1) Ein Volksentscheid ist herbeizuführen, wenn ein Zehntel der stimmberechtigten<br />
Staatsbürger das Begehren nach Schaffung eines Gesetzes stellt.<br />
(2) Dem Volksbegehren muß ein ausgearbeiteter und mit Gründen versehener<br />
Gesetzentwurf zugrunde liegen.<br />
(3) Das Volksbegehren ist vom Ministerpräsidenten namens der Staatsregierung unter<br />
Darlegung ihrer Stellungnahme dem Landtag zu unterbreiten.<br />
(4) Wenn der Landtag das Volksbegehren ablehnt, kann er dem Volk einen eigenen<br />
Gesetzentwurf zur Entscheidung mit vorlegen.<br />
(5) <strong>Recht</strong>sgültige Volksbegehren sind von der Volksvertretung binnen drei Monaten nach<br />
Unterbreitung zu behandeln und binnen weiterer drei Monate dem Volk zur Entscheidung<br />
vorzulegen. Der Ablauf dieser Fristen wird durch die Auflösung des Landtags gehemmt.<br />
(6) Die Volksentscheide über Volksbegehren finden gewöhnlich im Frühjahr oder Herbst<br />
statt.<br />
(7) Jeder dem Volk zur Entscheidung vorgelegte Gesetzentwurf ist mit einer Weisung der<br />
Staatsregierung zu begleiten, die bündig und sachlich sowohl die Begründung der<br />
Antragsteller wie die Auffassung der Staatsregierung über den Gegenstand darlegen soll.<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 6
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
noch: Direkte Demokratie am Beispiel Bayerns - Auszug aus der BayVerf.<br />
Artikel 75 Verfahren bei Verfassungsänderungen<br />
(1) Die Verfassung kann nur im Wege der Gesetzgebung geändert werden. Anträge auf<br />
Verfassungsänderungen, die den demokratischen Grundgedanken der Verfassung<br />
widersprechen, sind unzulässig.<br />
(2) Beschlüsse des Landtags auf Änderung der Verfassung bedürfen einer<br />
Zweidrittelmehrheit der Mitgliederzahl. Sie müssen dem Volk zur Entscheidung vorgelegt<br />
werden.<br />
(3) Meinungsverschiedenheiten darüber, ob durch ein Gesetz die Verfassung geändert<br />
wird oder ob ein Antrag auf unzulässige Verfassungsänderung vorliegt, entscheidet der<br />
Bayerische Verfassungsgerichtshof.<br />
(4) Änderungen der Verfassung sind im Text der Verfassung oder in einem Anhang<br />
aufzunehmen.<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 7
Demokratie<br />
Wahlen<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Verfassungsrechtliche Wahlrechtsgrundsätze nach Art. 38 I GG<br />
• Allgemeinheit der Wahl<br />
Grundsätzlich steht das Wahlrecht allen Bürgern zu<br />
• Unmittelbarkeit der Wahl<br />
Verbot zwischengeschalteter Instanzen<br />
Erkennbarkeit der Auswirkungen der eigenen Stimme<br />
• Freiheit der Wahl<br />
Verbot unzulässiger Wahlbeeinflussung<br />
• Gleichheit der Wahl<br />
Zählwert- und Erfolgswertgleichheit; Gleichheit bei Wahlvorbereitung u. -durchführung<br />
Konkrete, streng formale Ausprägung des allgemeinen Gleichheitssatzes<br />
• Geheime Wahl<br />
Keine Kenntnisnahmemöglichkeit Dritter<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 8
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
Das Wahlsystem des BWG: Personalisierte Verhältniswahl<br />
Die Sitzverteilung<br />
• 299 Wahlkreise: Wahl je eines Abgeordneten mit Mehrheit der Erststimmen<br />
• Im übrigen Wahl nach Landeslisten mit der Zweitstimme<br />
• Verteilung aller 598 Sitze auf die jeweiligen Parteien nach dem Zweitstimmenergebnis<br />
anhand des Hare/Niemeyer-Verfahrens<br />
Abgeordnetenzahl jeder Partei steht damit prinzipiell fest<br />
• Sodann Aufteilung dieser Zahl auf die Landeslisten<br />
• Auf die Zahl an Sitzen, die auf die jeweilige Landesliste entfällt, werden die in diesem<br />
Land errungenen Direktmandate angerechnet<br />
Restliche Mandate werden über die Liste besetzt<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 9
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
Das Wahlsystem des BWG: Spezialfragen<br />
Die 5 %-Klausel, § 6 VI 1 HS 1 BWG<br />
• Problem: Einschränkung der Wahlrechtsgleicheit; Beeinträchtigung der<br />
Chancengleichheit gerade kleiner/neuer Parteien<br />
• <strong>Recht</strong>fertigender Grund: Funktionsfähigkeit des Parlaments<br />
• Höheres Quorum wäre jedenfalls verfassungswidrig<br />
• Lesenswert: Entscheidung zur Grundmandatsklausel, BVerfGE 95, 408 (417 ff.)<br />
• Sonderregelung für die erste gesamtdeutsche Bundestagswahl gem. BVerfGE 82,<br />
322 ff.<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 10
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
noch: Das Wahlsystem des BWG: Spezialfragen<br />
Die Grundmandatsklausel, § 6 VI 1 HS 2 BWG<br />
• Gewonnene Direktmandate bleiben (selbstverständlich) auch bei einem<br />
Zweitstimmenanteil von weniger als 5 % erhalten. Grundmandatsklausel führt jedoch<br />
bei mind. drei Direktmandaten zur Befreiung von der 5 %-Klausel, also zur<br />
Beteiligung an der Sitzverteilung nach Zweitstimmenanteilen auch bei einem<br />
geringeren Anteil als 5 %<br />
• Problem: Besserstellung gegenüber Parteien, die ebenso viele (oder mehr)<br />
Zweitstimmen, aber nur max. 2 Direktmandate erhalten<br />
• Vom BVerfG gebilligt. Entscheidendes Argument: In drei Direktmandaten darf der<br />
Gesetzgeber ein Indiz dafür sehen, daß eine Partei Anliegen mit einer besonderen<br />
Akzeptanz in der Bevölkerung vertritt, so daß eine Repräsentanz der Partei im<br />
Parlament gerechtfertigt ist<br />
• Einmal mehr lesenswert: BVerfGE 95, 408 (417 ff.)<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 11
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
noch: Das Wahlsystem des BWG: Spezialfragen<br />
Überhangmandate, § 6 V BWG<br />
• Entstehung: Sofern eine Partei in einem Land mehr Direktmandate erringt, als Sitze<br />
auf die Landesliste entfallen, verbleiben ihr die „überzähligen“ Mandate. Die<br />
Gesamtzahl der Abgeordneten erhöht sich um diese Zahl; Ausgleichsmandate für<br />
andere Parteien gibt es nicht.<br />
• Problem: Beeinträchtigung der Gleichheit der Wahl (unterschiedlicher Erfolgswert)<br />
• Vom BVerfG aber - in einer 4:4-Entscheidung - gebilligt, BVerfGE 95, 335 ff.<br />
Zentrales Argument: Prinzip der Mandatsverteilung nach dem Stimmenverhältnis<br />
wird ohnehin nicht strikt verwirklicht; innerhalb der Elemente des<br />
Mehrheitswahlrechts muß Erfolgswertgleichheit nicht gesondert geprüft werden<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 12
Demokratie<br />
Wahlen<br />
Periodizität der Wahlen<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
• Vom Demokratieprinzip gefordert: Legitimation ist zeitlich begrenzt<br />
• Dem Staatsstrukturprinzip selber läßt sich kein fixer Wert entnehmen.<br />
• Derzeit vierjährige Legislaturperioden, Art. 39 I 1 GG<br />
• Fünfjährige Legislaturperioden wären möglich, ggf. auch noch sechsjährige<br />
• Mehr als sechs Jahre wohl nicht möglich<br />
• Keinesfalls Verlängerung für die jeweils laufende Legislaturperiode!<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 13
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
Die besondere Stellung des Parlaments<br />
• Einziges unmittelbar demokratisch legitimiertes Organ<br />
Andere Organe leiten ihre Legitimation vom Parlament ab und sind ihm<br />
verantwortlich<br />
• Wichtigste Funktion: Gesetzgebung<br />
• Außerdem u.a. Kontrolle anderer Staatsorgane, Öffentlichkeitsfunktion<br />
• Parlamentsvorbehalt für Fragen, die für das Gemeinwesen von wesentlicher<br />
Bedeutung sind (Beispiel: Auslandseinsätze der Bundeswehr)<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 14
Demokratie<br />
Die politischen Parteien: Begriff<br />
Mindestmerkmale:<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
• Ernsthafte <strong>Teil</strong>nahme an Wahlen mit dem Ziel, ins Parlament einzuziehen<br />
• Ausreichend hoher Mitgliederbestand<br />
• Hinreichendes Maß an organisatorischer Verfestigung<br />
§ 2 I ParteiG:<br />
Vereinigungen von Bürgern, die dauernd oder für längere Zeit für den Bereich des<br />
Bundes oder eines Landes auf die politische Willensbildung Einfluß nehmen und an<br />
der Vertretung des Volkes im Deutschen Bundestag oder einem Landtag mitwirken<br />
wollen, wenn sie nach dem Gesamtbild der tatsächlichen Verhältnisse, insbesondere<br />
nach Umfang und Festigkeit ihrer Organisation, nach der Zahl ihrer Mitglieder und<br />
nach ihrem Hervortreten in der Öffentlichkeit eine ausreichende Gewähr für die<br />
Ernsthaftigkeit dieser Zielsetzung bieten<br />
(Definition des einfachen Gesetzgebers, aber von BVerfGE 91, 262 [266]<br />
übernommen)<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 15
Demokratie<br />
noch: Parteibegriff<br />
Keine Parteien sind danach<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
• Vereinigungen, die allein ein spezielles Anliegen verfolgen<br />
• Kommunale Wählervereinigungen (trotz der geläufigen Bezeichnung „Rathauspartei“<br />
- aber str.)<br />
Dagegen führt die Verfassungswidrigkeit einer Partei nicht dazu, daß dieser bereits<br />
die Parteieigenschaft fehlt: Auch die verfassungswidrige Partei ist eine Partei.<br />
Argument: Art. 21 <strong>II</strong> GG<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 16
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
Status und Struktur der politischen Parteien<br />
Status<br />
• Mitwirkung an der Willensbildung: <strong>Recht</strong> der Parteien, aber keine korrespondierende<br />
Pflicht der Bürger<br />
• Freiheit und Gleichheit der Parteien als maßgebliche Kriterien<br />
Struktur<br />
• Freiheit: vor staatlichen Eingriffen, ggf. aber auch vor der strikten Anwendung<br />
allgemeingültiger Regelungen (Stichwort: Anspruch auf<br />
Ausnahmegenehmigung)<br />
• Gleichheit: formal bei Wahlen; i.ü. sachlich begründete Differenzierungen<br />
zulässig<br />
• Gründungsfreiheit, Art. 21 I 2 GG<br />
• Demokratische Binnenstruktur, Art. 21 I 3 GG<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 17
Demokratie<br />
Staatliche Parteienfinanzierung<br />
Grundsätzliches<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
• Freiheit und Gleichheit auch hier als Maßstäbe<br />
• Unterscheidung:<br />
• Unmittelbare staatliche Parteienfinanzierung: Staatliche Zuwendungen an die<br />
Parteien<br />
• Mittelbare staatliche Parteienfinanzierung: Steuerliche Begünstigung privater<br />
Zuwendungen an Parteien<br />
• Anforderungen der Verfassung im wesentlichen der - starken Änderungen<br />
unterworfenen - <strong>Recht</strong>sprechung des BVerfG zu entnehmen<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 18
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
noch: Staatliche Parteienfinanzierung<br />
Kriterien für die unmittelbare staatliche Parteienfinanzierung<br />
• Unmittelbare staatliche Leistungen auch über Wahlkampfkostenerstattung hinaus<br />
zulässig<br />
• Aber nur <strong>Teil</strong>finanzierung; Vorrang der Eigenfinanzierung<br />
• Leistungen müssen sich am Erfolg beim Wähler orientieren<br />
• BVerfG läßt offen, ob es eine Pflicht zur staatlichen Parteienfinanzierung gibt<br />
Kriterien für die mittelbare staatliche Parteienfinanzierung<br />
• Förderung nur bis zu Einkommenshöhe, die für Durchschnittsverdiener erreichbar<br />
• Keine Förderung von Spenden juristischer Personen<br />
Rechenschaftspflicht der Parteien<br />
• Ergibt sich dem Grunde nach aus Art. 21 I 4 GG<br />
• Vermeidung von Sanktionen erfordert materielle Richtigkeit des<br />
Rechenschaftsberichts<br />
Argument: Normzweck (Sicherung der Transparenz der politischen Willensbildung)<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 19
Demokratie<br />
Verfassungsfeindliche Parteien<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Regelung: Art. 21 <strong>II</strong> GG - <strong>Teil</strong> der „wehrhaften Demokratie“<br />
Freiheitliche demokratische Grundordnung:<br />
„die unter Ausschluß jeglicher Gewalt- und Willkürherrschaft eine rechtsstaatliche<br />
Herrschaftsordnung auf der Grundlage der Selbstbestimmung des Volkes nach dem<br />
Willen der jeweiligen Mehrheit und der Freiheit und Gleichheit darstellt. Zu den<br />
grundlegenden Prinzipien dieser Ordnung sind mindestens zu rechnen: die Achtung<br />
vor den im Grundgesetz konkretisierten Menschenrechten, vor allem vor dem <strong>Recht</strong><br />
der Persönlichkeit auf Leben und freie Entfaltung, die Volkssouveränität, die<br />
Gewaltenteilung, die Verantwortlichkeit der Regierung, die Gesetzmäßigkeit der<br />
Verwaltung, die Unabhängigkeit der Gerichte, das Mehrparteienprinzip und die<br />
Chancengleichheit für alle politischen Parteien mit dem <strong>Recht</strong> auf<br />
verfassungsmäßige Bildung und Ausübung einer Opposition“ (BVerfGE 2, 1 [12 f.])<br />
Bestand der Bundesrepublik:<br />
staatsrechtliche Existenz, völkerrechtliche Unabhängigkeit und territoriale Integrität<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 20
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
noch: Verfassungsfeindliche Parteien<br />
• Regelung des Art. 21 <strong>II</strong> GG abschließend: Verbot nur bei Vorliegen dieser<br />
Voraussetzungen und nur durch das BVerfG (sog. „Parteienprivileg“)<br />
• Ohne Verbotsentscheidung des BVerfG darf keine negative staatliche Maßnahme<br />
auf die vermeintliche Verfassungswidrigkeit einer Partei gestützt werden<br />
Wichtig für Demonstrationsverbote, Hallenversagungen, Kontoverweigerungen etc.<br />
• Einschränkungen bei der Aufnahme in den öffentlichen Dienst<br />
• Bisher zwei erfolgreiche Parteiverbotsverfahren:<br />
• SRP, 1952<br />
• KPD, 1956<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 21
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
Der verfassungsprozessuale Status politischer Parteien<br />
„Gespaltener <strong>Recht</strong>sweg“<br />
• Politische Partei streitet als Verfassungsorgan (nicht: als Staatsorgan) im Wege des<br />
Organstreits nach Art. 93 I Nr. 1 GG, soweit es um ihren Mitwirkungsstatus aus Art.<br />
21 I GG geht und Gegner ein oberstes Bundesorgan bzw. ein <strong>Teil</strong> eines solchen ist<br />
• Im übrigen streitet die politische Partei im Wege der Verfassungsbeschwerde nach<br />
Art. 93 I Nr. 4 a GG<br />
Lösung aber str., a.A.: immer Verfassungsbeschwerde<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 22
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Demokratie<br />
Demokratie und europäische Integration<br />
• Erfordernis demokratischer Legitimation auch bei Ausübung von Hoheitsgewalt<br />
durch die Gemeinschaft<br />
• Vermittlung der Legitimation über die Parlamente der Mitgliedsstaaten<br />
• Daher Erfordernis, daß dem Bundestag substantielle Aufgaben verbleiben<br />
= Schranke für das höchstzulässige Maß an Integration<br />
• Insbes.: Übertragung von Hoheitsrechten durch Ermächtigung zur Ausübung von<br />
Hoheitsgewalt nur in einem ausreichend präzise beschriebenen Umfang<br />
• Prüfungskompetenz des BVerfG, ob sich <strong>Recht</strong>sakte der Gemeinschaft in den<br />
Grenzen der Ermächtigung bewegen<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 23
Juristische Fakultät • Priv.-Doz. Dr. Christian von Coelln<br />
<strong>Teil</strong> 2<br />
<strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
B. <strong>Recht</strong>sstaat
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Begriff<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat = Staat, in dem die Ausübung der<br />
Staatsgewalt umfassend rechtlich gebunden ist<br />
Formelles Verständnis:<br />
Staatliche Tätigkeit muß<br />
anhand von Gesetzen meßbar<br />
sein<br />
Materielles Verständnis:<br />
<strong>Recht</strong>sordnung selbst muß<br />
bestimmten inhaltlichen<br />
Grundanforderungen genügen<br />
= materieller <strong>Recht</strong>sstaat als auf<br />
die Idee der Gerechtigkeit<br />
bezogener Staat<br />
<strong>Recht</strong>sstaat des Grundgesetzes ist formeller und materieller <strong>Recht</strong>sstaat<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 25
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Normative Grundlage<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Standort im Grundgesetz<br />
• Grundlage: Art. 20 <strong>II</strong>I GG i.V.m. Art. 1 <strong>II</strong>I GG, 20 <strong>II</strong> GG<br />
• Genannt in Art. 16 <strong>II</strong>, 28 I GG<br />
• Formulierungsvorschlag für Prüfungsarbeiten:<br />
„Das in Art. 20 <strong>II</strong>I GG (i.V.m. Art. 1 <strong>II</strong>I, 20 <strong>II</strong> GG) normierte und von Art. 16 <strong>II</strong>,<br />
28 I GG vorausgesetzte <strong>Recht</strong>sstaatsprinzip ...“<br />
Einzelne Bestandteile<br />
• Gewaltenteilung<br />
• Stufenbau der <strong>Recht</strong>sordnung<br />
• Gesetzesbindung der Verwaltung<br />
• <strong>Recht</strong>ssicherheit<br />
• Übermaßverbot/Verhältnismäßigkeitsprinzip<br />
• <strong>Recht</strong>sschutz<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 26
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Gewaltenteilung: Grundbegriffe<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Grundgedanke: Aufteilung der Staatsgewalt auf unterschiedliche Staatsfunktionen, die<br />
sich gegenseitig kontrollieren, hemmen und mäßigen, um so zur Berechenbarkeit,<br />
Kontrollierbarkeit und Verantwortlichkeit beizutragen<br />
• ideengeschichtliche Ursprünge bereits in der Aufklärung (u.a. John Locke)<br />
• Weiterentwicklung durch Montesquieu: Insbesondere Betonung des<br />
freiheitssichernden Effekts der Gewaltenteilung<br />
Anforderungen an eine strikte Gewaltenteilung:<br />
• funktionelle Gewaltenteilung: Unterschiedliche Staatsfunktionen<br />
• organisatorische Gewaltenteilung: Zuweisung jeweils an besondere Organe<br />
• personelle Gewaltenteilung: Besetzung der Organe mit unterschiedlichen Personen<br />
Begriffliche Unterscheidung:<br />
• Aufteilung der Staatsgewalt auf mehrere Gewalten in einem Staat: Horizontale<br />
Gewaltenteilung<br />
• Aufteilung der Staatsgewalt zwischen Bund und Ländern: Vertikale Gewaltenteilung<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 27
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Gewaltenteilung: Die drei Staatsgewalten<br />
Legislative<br />
Normsetzung in Form der<br />
parlamentarischen<br />
Gesetzgebung<br />
Exekutive<br />
nur negativ zu definieren:<br />
Ausübung von Staatsgewalt,<br />
die nicht Legislative oder<br />
Judikative ist<br />
Typische Aufgabe: Vollzug<br />
von Gesetzen<br />
Judikative<br />
Konkret-inviduelle<br />
Streitentscheidung durch<br />
sachlich und persönlich<br />
unabhängige Richter<br />
=> Gerichte iSv Art. 92 GG<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 28
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Gewaltenteilung: Gesetzgebung<br />
Gesetze im formellen Sinne<br />
staatliche Anordnung, die von den für die<br />
Gesetzgebung zuständigen Organen im<br />
von der Verfassung hierfür vorgesehenen<br />
Verfahren und in der hierfür vorgesehenen<br />
Form erlassen wird<br />
= Parlamentsgesetze<br />
Gesetzesbegriffe<br />
Wichtig: Die beiden Kategorien schließen sich nicht gegenseitig aus!<br />
Gesetze im materiellen Sinne<br />
abstrakt-generelle staatliche<br />
Regelungen mit Außenwirkung<br />
• Beispiele für Gesetze im formellen und materiellen Sinne: BGB, StGB, StVG<br />
• Beispiele für Gesetze im nur materiellen Sinne: StVO, Studienordnungen der LMU<br />
• Beispiel für ein Gesetz im nur formellen Sinne: Haushaltsgesetz<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 29
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Gewaltenteilung: Ausformung im Grundgesetz<br />
Regelung: Art. 20 <strong>II</strong> 2 GG, s. außerdem Art. 20 <strong>II</strong>I GG<br />
Nicht in strikter Form ausgestaltet, sondern als Gewaltenverschränkung<br />
Beispiele für Überschneidungen:<br />
• MdB als Mitglieder der Bundesregierung<br />
• Beteiligung des Bundespräsidenten am Gesetzgebungsverfahren<br />
• Kontrolle des Gesetzgebers durch das BVerfG<br />
• Normerlaß durch die Exekutive?<br />
• Vorbeugende Unterlassungsklagen vor den Verwaltungsgerichten<br />
• <strong>Recht</strong>sfortbildung durch Gerichte<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 30
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Stufenbau der <strong>Recht</strong>sordnung<br />
Beachten: Darstellung hier rein<br />
innerstaatlich; europäische Ebene käme<br />
als dritte Pyramide ganz nach oben!<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
GG<br />
Formelle Gesetze<br />
Untergesetzliche <strong>Recht</strong>snormen<br />
Verf.<br />
Formelle Gesetze<br />
Untergesetzliche <strong>Recht</strong>snormen<br />
Bund<br />
Länder<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 31
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Gesetzesbindung der Verwaltung: Vorrang und Vorbehalt des Gesetzes<br />
Vorrang des Gesetzes<br />
• Bindung der Verwaltung an das geltende <strong>Recht</strong> (s. Art. 20 <strong>II</strong>I GG): Wenn eine<br />
Frage gesetzlich geregelt ist, muß sich die Verwaltung an diese Regelung halten<br />
Vorbehalt des Gesetzes<br />
• Erfordernis einer gesetzlichen Grundlage für das Tätigwerden der Verwaltung<br />
• wird in Art. 20 <strong>II</strong>I GG vorausgesetzt, da andernfalls die Gesetzesbindung<br />
leerliefe<br />
• meint: Verwaltung bedarf für ihre Tätigkeit einer Grundlage, die zumindest<br />
mittelbar in einem formellen Gesetz besteht<br />
• Vorbehalt gilt jedenfalls für Eingriffsakte<br />
• Problematisch: Geltung des Vorbehalts für staatliches Informationshandeln,<br />
soweit dieses einen faktischen (Grundrechts-)Eingriff bewirkt?<br />
• Im Bereich der Leistungsverwaltung keine uneingeschränkte Geltung des<br />
Vorbehalts; erforderlich, aber auch ausreichend ist grundsätzlich die<br />
Bereitstellung von Mitteln im Haushaltsplan<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 32
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
noch: Vorbehalt des Gesetzes<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Gesetzesvorbehalt kraft Wesentlichkeit<br />
• Fragen, die von wesentlicher Bedeutung für das Gemeinwesen sind, muß der<br />
parlamentarische Gesetzgeber selber regeln<br />
• Wesentlichkeit in diesem Sinne ergibt sich meist, aber nicht zwingend aus der<br />
Wesentlichkeit einer Frage für den Grundrechtsgebrauch<br />
• Bedeutsam namentlich für die Frage, welche Entscheidungen der formelle<br />
Gesetzgeber auf die Exekutive delegieren darf<br />
Geltung des Gesetzesvorbehalts auch in sog. „besonderen Gewaltverhältnissen“<br />
• Besondere Gewaltverhältnisse kein grundrechtsimpermeabler Bereich<br />
• Daher prinzipielle Geltung des Gesetzesvorbehalts<br />
• Ausn.: Organisatorische Maßnahmen im Binnenverhältnis<br />
• Jedenfalls aber geltung für (grundrechts-)wesentliche Maßnahmen<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 33
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
<strong>Recht</strong>ssicherheit<br />
Grundgedanke:<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaatlichkeit verlangt <strong>Recht</strong>ssicherheit: Bestimmtheit, Klarheit und<br />
Verläßlichkeit der <strong>Recht</strong>sordnung. Der Bürger muß die Möglichkeit haben, sich mit<br />
seinem Verhalten auf die Anforderungen der <strong>Recht</strong>sordnung einzustellen.<br />
sachlich<br />
Klarheit der <strong>Recht</strong>sordnung<br />
=> Bestimmtheitsgebot<br />
<strong>Recht</strong>ssicherheit<br />
zeitlich<br />
Vertrauensschutz<br />
=> Rückwirkungsverbot<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 34
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Sachliche <strong>Recht</strong>ssicherheit: Bestimmtheitsgebot<br />
<strong>Recht</strong>snormen müssen in Tatbestand und <strong>Recht</strong>sfolge so gefaßt sein, daß der<br />
Bürger die <strong>Recht</strong>slage erkennen und sein Verhalten an ihr ausrichten kann<br />
• Auslegungsbedürftige Vorschriften, Generalklauseln, Ermessen etc. verstoßen<br />
nicht per se gegen das Bestimmtheitsgebot<br />
• Anforderungen gleitend: Je grundrechtsrelevanter, desto bestimmter<br />
• Besonders hohe Anforderungen im Strafrecht<br />
Spezielle Ausprägung ist das Gebot der „Widerspruchsfreiheit der <strong>Recht</strong>sordnung“<br />
• Entwickelt in BVerfGE 98, 106 ff.<br />
• Richtigkeit der Konzeption str.<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 35
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Zeitliche <strong>Recht</strong>ssicherheit: Rückwirkungsverbot/Vertrauensschutz<br />
„Rückwirkende Gesetze“ geraten in Konflikt mit dem berechtigten Vertrauen der<br />
Normadressaten auf den Fortbestand der <strong>Recht</strong>slage<br />
„Rückwirkende Gesetze“ = Gesetze, die neue <strong>Recht</strong>sfolgen an Sachverhalte<br />
knüpfen, die zeitlich vor dem Erlaß des Gesetzes liegen<br />
Problematisch nur, wenn diese <strong>Recht</strong>sfolgen für den Betroffenen weniger günstig<br />
sind als die früheren <strong>Recht</strong>sfolgen<br />
„Normales“ Gesetz:<br />
Zeitachse<br />
Rückwirkendes Gesetz:<br />
Zeitachse<br />
Erlaß<br />
Erlaß<br />
Wirkung<br />
Wirkung<br />
Wirkung<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 36
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
noch: Rückwirkungsverbot/Vertrauensschutz<br />
Fälle des Rückwirkungsverbots und des allgemeinen Vertrauensschutzes<br />
• Absolutes Rückwirkungsverbot im Strafrecht, Art. 103 <strong>II</strong> GG<br />
• Allgemeines rechtsstaatliches Rückwirkungsverbot<br />
• Vertrauensschutz jenseits des Rückwirkungsverbots?<br />
Absolutes Rückwirkungsverbot im Strafrecht<br />
• Gilt für die die Strafbarkeit begründenden Umstände sowie für die Strafe<br />
• Gilt nicht für bloße Verfolgungsvoraussetzungen<br />
• Einschränkungen möglich in Fällen eines unerträglichen Widerspruchs zwischen<br />
positivem <strong>Recht</strong> und materieller Gerechtigkeit<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 37
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
noch: Rückwirkungsverbot/Vertrauensschutz<br />
echte Rückwirkung<br />
= retroaktive Rückwirkung<br />
= Rückbewirkung von <strong>Recht</strong>sfolgen<br />
• Def.: Gesetzgeber knüpft an Sachverhalte,<br />
die in der Vergangenheit begonnen und<br />
abgeschlossen wurden, nachträglich<br />
ungünstigere <strong>Recht</strong>sfolgen<br />
• Beurteilung: Grundsätzlich unzulässig<br />
• Ausn.:<br />
• mit Regelung war zu rechnen<br />
• alte <strong>Recht</strong>slage unklar und verworren<br />
• Bagatellen<br />
• Zwingende Gemeinwohlgründe?<br />
Allgemeines rechtsstaatliches Rückwirkungsverbot<br />
unechte Rückwirkung<br />
= retrospektive Rückwirkung<br />
= tatbestandliche Rückanknüpfung<br />
• Def.: Gesetzgeber knüpft an Sachverhalte,<br />
die in der Vergangenheit begonnen, jedoch<br />
noch nicht abgeschlossen wurden,<br />
nachträglich ungünstigere <strong>Recht</strong>sfolgen<br />
• Beurteilung: Grundsätzlich zulässig<br />
• Ausn.:<br />
Bei Abwägung überwiegt im Einzelfall das<br />
Vertrauen des einzelnen auf Fortbestand<br />
der Regelung gegenüber dem Wohl der<br />
Allgemeinheit<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 38
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
noch: Rückwirkungsverbot/Vertrauensschutz<br />
Vertrauensschutz jenseits des Rückwirkungsverbots?<br />
• Fraglich, ob ein derartiger Vertrauensschutz existiert<br />
• Jedenfalls Vor.:<br />
• Betroffener hat auf Fortbestand der Regelung vertraut<br />
• Betroffener hat auf Grund dieses Vertrauens Dispositionen getroffen<br />
• Vertrauen ist schutzwürdig, insbes., weil Gesetzgeber ihn zu diesen<br />
Dispositionen veranlassen wollte.<br />
• Bei Abwägung überwiegt Vertrauensschaden<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 39
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Verhältnismäßigkeitsprinzip (= Übermaßverbot)<br />
Die Folgen eines vom Staat eingesetzten Mittels dürfen zum angestrebten Zweck<br />
nicht außer Verhältnis stehen: Zweck-Mittel-Abwägung<br />
Keine pauschalen Gerechtigkeitserwägungen, sondern exakte juristische Prüfung<br />
Mittel und Zweck müssen klar benannt werden<br />
Prüfungsschritte:<br />
• [Verfassungslegitimer Zweck]<br />
Zweck darf nicht von der Verfassung verboten sein<br />
• Geeignetheit<br />
Eingesetztes Mittel muß den angestrebten Zweck zumindest fördern<br />
• Erforderlichkeit<br />
Eingesetztes Mittel muß das mildeste aller gleich wirksamen Mittel sein<br />
• Angemessenheit (= Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne)<br />
Zwischen Mittel und Zweck darf kein unerträgliches Mißverhältnis bestehen; die<br />
staatliche Maßnahme muß für die Betroffenen zumutbar sein<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 40
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
<strong>Recht</strong>sschutzgarantie und Justizgewähranspruch<br />
<strong>Recht</strong>sschutzgarantie<br />
• Grundlage: Art. 19 IV GG<br />
• Anwendungsbereich: <strong>Recht</strong>sschutz gegen die Exekutive, nicht gegen gegen die<br />
Judikative („<strong>Recht</strong>sschutz durch den Richter, nicht vor dem Richter“) (str.)<br />
• Inhalt:<br />
Eröffnung des Zugangs zu den Gerichten<br />
Effektivität des <strong>Recht</strong>sschutzes<br />
Justizgewähranspruch<br />
• Grundlage: <strong>Recht</strong>sstaatsprinzip i.V.m. Grundrechten, insbes. Art. 2 I GG<br />
• Anwendungsbereich: Zivilrechtliche Streitigkeiten<br />
• Inhalt im rechtsstaatlichen Kern wie die <strong>Recht</strong>sschutzgarantie des Art. 19 IV GG<br />
Lesenswert zu Inhalten und Abgrenzungsfragen: BVerfGE 107, 395 (401 ff.)<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 41
<strong>Recht</strong>sstaat<br />
Widerstandsrecht<br />
Art. 20 IV GG<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
• Richtet sich gegen Staatsstreich von unten und von oben<br />
• Schützt die von der Ewigkeitsklausel des Art. 79 <strong>II</strong>I GG erfaßten Grundsätze<br />
• Lebt von seiner Funktionslosigkeit: Appellativ-symbolischer Charakter<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 42
Juristische Fakultät • Priv.-Doz. Dr. Christian von Coelln<br />
<strong>Teil</strong> 2<br />
<strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
C. Bundesstaat
Bundesstaat<br />
Grundgedanken<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaatlichkeit als historisch gewachsenes Staatsstrukturprinzip in<br />
Deutschland, das im Grundgesetz unter dem Schutz des Art. 79 <strong>II</strong>I GG steht<br />
Staatsqualität des Bundes und der Länder<br />
Es gibt nicht „den“ Bundesstaat: „Jeder Bundesstaat ist ein Unikat.“<br />
Verfassungsautonomie/Verfassungshoheit der Länder.<br />
Aber: Bindung an Homogenitätsgebot und Bundestreue<br />
Vor allem aber: Verteilung der Gesetzgebungs-, Verwaltungs- und<br />
<strong>Recht</strong>sprechungskompetenzen zwischen Bund und Ländern durch das<br />
Grundgesetz<br />
Vielfalt als Grundidee des Bundesstaates und Unitarisierungstendenzen<br />
Vor- und Nachteile der bundesstaatlichen Staatsstruktur<br />
Föderalismusreform<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 44
Bundesstaat<br />
Kompetenzverteilung<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Grundregel und Ausgangspunkt: Art. 30 GG<br />
• Regelzuständigkeit der Länder<br />
• Zuständigkeiten des Bundes sind die begründungsbedürftige Ausnahme<br />
• Gilt für alle drei Staatsgewalten<br />
• Nähere Ausgestaltung durch<br />
• Art. 70 ff. GG für die Gesetzgebung<br />
• Art. 83 ff. GG für die Verwaltung<br />
• Art. 92 ff. GG für die <strong>Recht</strong>sprechung<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 45
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Einschub: Die Verfassungsmäßigkeit eines Gesetzes<br />
I. Formelle Verfassungsmäßigkeit<br />
1. Gesetzgebungsverfahren<br />
2. Gesetzgebungskompetenz<br />
<strong>II</strong>. Materielle Verfassungsmäßigkeit<br />
1. Vereinbarkeit mit Grundrechten<br />
2. Vereinbarkeit mit sonstigem Verfassungsrecht,<br />
insbesondere mit den <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
PD Dr. Christian von Coelln # 46
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen: Ausgangspunkt<br />
I. Grundsatz der Länderzuständigkeit, Art. 30, 70 I GG<br />
„Grundsätzlich sind gem. Art. 30, 70 I GG die Länder für die Gesetzgebung<br />
zuständig.<br />
<strong>II</strong>. Exzeptionelle Zuständigkeit des Bundes<br />
„Der Bund ist nur zuständig, sofern ihm das Grundgesetz eine Kompetenz<br />
verleiht.“<br />
Beachten: Praktisch-quantitativ ist das Regel-Ausnahmeverhältnis auf Grund<br />
einer großen Zahl von Kompetenzzuweisungen an den Bund gerade<br />
umgekehrt!<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 47
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Ausschließliche<br />
Bundesgesetzgebung<br />
Art. 71, 73 GG<br />
Bedeutung: Grundsätzlich nur<br />
der Bund zuständig, Art. 71 GG<br />
Gegenstände: Katalog des Art.<br />
73 GG sowie<br />
Bundeskompetenzen ohne<br />
Bestimmung der Kompetenzart<br />
Die wichtigsten Zuständigkeiten des Bundes im Überblick<br />
Konkurrierende<br />
Gesetzgebung<br />
Art. 72, 74 GG<br />
Bedeutung: Länder, solange<br />
und soweit Bund nicht geregelt<br />
hat, Art. 72 I GG<br />
Gegenstände: Katalog des Art.<br />
74 I GG<br />
Rahmengesetzgebung<br />
des Bundes<br />
Art. 75 GG a.F., 125 b GG<br />
Bedeutung: Bund durfte<br />
Rahmen vorgeben, den die<br />
Länder ausfüllten<br />
Gegenstände: Katalog des<br />
Art. 75 I GG a.F.<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 48
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Die ausschließliche Bundesgesetzgebung<br />
• Was bedeutet es, wenn eine Vorschrift Gegenstand der ausschließlichen<br />
Gesetzgebungskompetenz des Bundes ist? Art. 71 GG<br />
• In welchen Fällen fällt eine Vorschrift in die ausschließliche Bundeskompetenz?<br />
• Art. 73 GG<br />
• Weitere Bundeskompetenzen ohne Qualifikation der Kompetenzart<br />
Beispiele: Art. 4 <strong>II</strong>I 2 GG, Art. 21 <strong>II</strong>I GG<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 49
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Beispielsfall 1: „... und erhalte dir die Farben seines Himmels weiß und blau!“<br />
Der bayerische Landesgesetzgeber will etwas gegen die Verunstaltung des für<br />
Bayern typischen weiß-blauen Himmels durch Kondensstreifen unternehmen. Zu<br />
diesem Zweck verbietet er per Gesetz das Überfliegen des bayerischen<br />
Staatsgebietes mit motorgetriebenen Luftfahrzeugen. Von diesem Verbot werden<br />
lediglich Flugzeuge und Hubschrauber ausgenommen, die in Bayern gestartet sind<br />
oder dort landen wollen.<br />
Der Bundesverkehrsminister weist den Freistaat Bayern darauf hin, daß dieses<br />
Gesetz bereits aus Gründen der Gesetzgebungskompetenz nicht mit dem<br />
Grundgesetz vereinbar sei. Hat er recht?<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 50
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Lösung Beispielsfall 1<br />
I. Gem. Art. 30, 70 GG sind grundsätzlich die Länder zur Gesetzgebung befugt.<br />
<strong>II</strong>. Der Bund besitzt die Gesetzgebungskompetenz nur, sofern ihm diese vom GG<br />
zugewiesen wird.<br />
1. Hier könnte der Bund gem. Art. 73 I Nr. 6 GG ausschließlich zur Gesetzgebung<br />
befugt sein. Dafür müßte es sich bei der geregelten Materie um eine solche<br />
handeln, die zum Luftverkehr gehört.<br />
Luftverkehr i.S.v. Art. 73 I Nr. 6 GG meint das gesamte Luftfahrtwesen,<br />
insbesondere den Flugverkehr selbst.<br />
Eine Regelung, die sich mit der Frage befaßt, welche Gebiete von welchen<br />
Luftfahrzeugen überflogen werden dürfen, gehört zu dieser Materie.<br />
Folglich besitzt der Bund die Gesetzgebungskompetenz für die getroffene<br />
Regelung.<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 51
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Fortsetzung Lösung Beispielsfall 1<br />
2. Der Freistaat Bayern wäre nur dann zur Gesetzgebung befugt, wenn und<br />
soweit er hierzu ausdrücklich in einem Bundesgesetz ermächtigt wäre (Art. 71<br />
letzter HS GG). Eine derartige Ermächtigung besteht mangels Angabe im<br />
Sachverhalt jedoch nicht.<br />
Ergebnis:<br />
Der Freistaat Bayern war daher nicht zum Erlaß der Regelung befugt. Das<br />
Gesetz ist formell verfassungswidrig.<br />
Hinweise:<br />
• Ob der Bund von dem betreffenden Kompetenztitel Gebrauch gemacht hat,<br />
spielt keine Rolle!<br />
• Art. 71 letzter HS nur relevant, wenn die Kompetenz eines Landes zum Erlaß<br />
eines Gesetzes geprüft wird<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 52
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Die konkurrierende Gesetzgebung<br />
• Was bedeutet es, wenn eine Vorschrift Gegenstand der konkurrierenden<br />
Gesetzgebungskompetenz ist? Art. 72 I, <strong>II</strong>I GG<br />
Landeszuständigkeit nur<br />
• solange (zeitlicher Aspekt) und soweit (inhaltlicher Aspekt) der Bund von<br />
seiner Kompetenz nicht durch Gesetz Gebrauch gemacht hat<br />
• oder trotz bestehender bundesgesetzlicher Regelung auf Grund einer<br />
Abweichungskompetenz nach Art. 72 <strong>II</strong>I GG<br />
• In welchen Fällen darf der Bund ein Gesetz auf Grund einer konkurrierenden<br />
Kompetenz erlassen?<br />
• Gesetz fällt in den Katalog des Art. 74 I GG<br />
• und Voraussetzungen der Erforderlichkeitsklausel (Art. 72 <strong>II</strong> GG) - sofern<br />
anwendbar - liegen vor<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 53
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Beispielsfall 2: Frieden in der Bibliothek<br />
In bayerischen Universitätsbibliotheken gibt es immer wieder Streit, weil Studenten in<br />
den mitgebrachten Büchern ihrer Kommilitonen lesen, wenn diese (Bücher) unbewacht<br />
auf dem Tisch liegen. Daher erläßt der bayerische Landesgesetzgeber ein<br />
„Gebrauchsanmaßungsverbotsgesetz“. Es lautet:<br />
Wer eine bewegliche Sache gegen den Willen des Berechtigten in Gebrauch<br />
nimmt, wird mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit<br />
schwererer Strafe bedroht ist.<br />
Besitzt der Freistaat Bayern die Kompetenz zum Erlaß dieser Regelung?<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 54
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Lösung Beispielsfall 2<br />
I. Grundsatz der Länderkompetenz, Art. 30, 70 I GG<br />
<strong>II</strong>. Ausnahme: Zuständigkeit des Bundes<br />
1. Länder gesperrt wegen ausschließlicher Kompetenz des Bundes?<br />
(-), kein Titel der ausschließlichen Gesetzgebungskompetenz<br />
2. Länder gesperrt wegen konkurrierender Kompetenz und deren Gebrauch durch<br />
den Bund?<br />
• Kompetenztitel: Art. 74 I Nr. 1 GG „Strafrecht“ (+)<br />
• Gebrauch: § 242 ff. StGB abschließende Regelung zum Schutz von Eigentum,<br />
Besitz und Gewahrsam (s. insbesondere § 248 a StGB)<br />
=> Keine Kompetenz der Länder; Freistaat Bayern unzuständig<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 55
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
noch: konkurrierende Gesetzgebung<br />
Erforderlichkeitsklausel, Art. 72 <strong>II</strong> GG<br />
• Anwendbarkeit: Bundesgesetz gehört zur konkurrierenden Kompetenz und wird<br />
von einem der in Art. 72 <strong>II</strong> GG genannten Kompetenztitel erfaßt<br />
• Folge: Bundeskompetenz nur, sofern bundesgesetzliche Regelung erforderlich<br />
• zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet<br />
= wenn andernfalls bundesstaatliches Sozialgefüge bedroht<br />
• zur Wahrung der <strong>Recht</strong>seinheit im gesamtstaatlichen Interesse<br />
= wenn andernfalls <strong>Recht</strong>szersplitterung droht, die im Interesse des Bundes<br />
und der Länder nicht hingenommen werden kann (institutionelle<br />
Voraussetzung des Bundesstaates)<br />
• zur Wahrung der Wirtschaftseinheit im gesamtstaatlichen Interesse<br />
= wenn durch Landesregelungen oder Untätigkeit der Länder<br />
Funktionsfähigkeit des Wirtschaftsraumes bedroht<br />
• Keine Einschätzungsprärogative des Bundes, ob Voraussetzungen des Art. 72 <strong>II</strong><br />
GG vorliegen<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 56
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
noch: konkurrierende Gesetzgebung<br />
Abweichungsgesetzgebung der Länder, Art. 72 <strong>II</strong>I GG<br />
• Anwendbarkeit:<br />
• Landesgesetz in einem Bereich der konkurrierenden Kompetenz, in dem der<br />
Bund von seiner Regelungsbefugnis Gebrauch gemacht hat<br />
• Landesgesetz wird von einem der in Art. 72 <strong>II</strong>I Nr. 1 - 6 GG genannten<br />
Kompetenztitel erfaßt<br />
• Abweichungsbefugnis greift bereits ein (s. Art. 125 b I 3 GG)<br />
• Inhalt und Konsequenzen<br />
• Länder dürfen trotz bestehender Bundesregelung eigene Regelung - ggf.<br />
auch gleichen Inhalts wie diejenige des Bundes - erlassen: Parallele<br />
Vollkompetenzen von Bund und Ländern<br />
• Folge: In den Ländern mit eigener Regelung gilt das jeweilige Landesgesetz,<br />
im übrigen das Bundesgesetz<br />
• Anwendungsvorrang des jeweils jüngeren Gesetzes, Art. 72 <strong>II</strong>I 3 GG<br />
• Prinzipiell verzögertes Inkrafttreten von Bundesgesetzen auf diesen Gebieten,<br />
Art. 72 <strong>II</strong>I 2 GG<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 57
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
noch: konkurrierende Gesetzgebung<br />
Rückübertragungsbefugnis<br />
• Regelung: Art. 72 IV GG<br />
• Bisher wurde kein Gebrauch von dieser Möglichkeit gemacht<br />
• S. aber jetzt das neue Verfahren vor dem BVerfG gem. Art. 93 <strong>II</strong> GG<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 58
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Die abgeschaffte Rahmengesetzgebungskompetenz des Bundes<br />
Art. 75 GG a.F.:<br />
(1) Der Bund hat das <strong>Recht</strong>, unter den Voraussetzungen des Artikels 72<br />
Rahmenvorschriften für die Gesetzgebung der Länder zu erlassen über:<br />
1. die <strong>Recht</strong>sverhältnisse der im öffentlichen Dienste der Länder, Gemeinden<br />
und anderen Körperschaften des öffentlichen <strong>Recht</strong>es stehenden Personen,<br />
soweit Artikel 74 a nichts anderes bestimmt;<br />
1a. die allgemeinen Grundsätze des Hochschulwesens;<br />
2. die allgemeinen <strong>Recht</strong>sverhältnisse der Presse;<br />
3. das Jagdwesen, den Naturschutz und die Landschaftspflege;<br />
4. die Bodenverteilung, die Raumordnung und den Wasserhaushalt;<br />
5. das Melde- und Ausweiswesen;<br />
6. den Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung ins Ausland.<br />
Art. 72 Abs. 3 gilt entsprechend.<br />
(2) Rahmenvorschriften dürfen nur in Ausnahmefällen in Einzelheiten gehende oder<br />
unmittelbar geltende Regelungen enthalten.<br />
(3) Erläßt der Bund Rahmenvorschriften, so sind die Länder verpflichtet, innerhalb<br />
einer durch das Gesetz bestimmten angemessenen Frist die erforderlichen<br />
Landesgesetze zu erlassen.<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 59
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Ungeschriebene Kompetenzen des Bundes<br />
• Kompetenz kraft Natur der Sache<br />
• Regelung durch den Bund begriffsnotwendig; Zweckmäßigkeit reicht<br />
nicht aus<br />
• Führt zu ausschließlicher Kompetenz des Bundes<br />
• Kompetenz kraft Sachzusammenhangs<br />
• Knüpft an geschriebene Bundeskompetenz an<br />
• Setzt voraus, daß eine dem Bund ausdrücklich zugewiesene Materie<br />
verständigerweise nicht geregelt werden kann, ohne daß zugleich eine<br />
nicht ausdrücklich dem Bund zugewiesene Materie mitgeregelt wird<br />
• „Geht in die Breite“<br />
• Annexkompetenz<br />
• Knüpft an geschriebene Bundeskompetenz an<br />
• Setzt voraus, daß eine dem Bund ausdrücklich zugewiesene Materie in<br />
einem engen, unlösbaren Zusammenhang mit einem nicht geregelten<br />
Sachbereich steht<br />
• „Geht in die Tiefe“<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 60
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Kompetenzprüfung für den Fall, daß der Bund ein Gesetz erläßt<br />
I. Grundsatz der Länderkompetenz, Art. 30, 70 I GG<br />
<strong>II</strong>. Ausn.: Zuständigkeit des Bundes<br />
1. Ausschließliche Kompetenz des Bundes<br />
Titel (Art. 73 GG/außerhalb des Art. 73 GG/ungeschrieben)?<br />
• ja<br />
• nein<br />
2. Konkurrierende Kompetenz des Bundes<br />
a) Titel (Art. 74 GG/ungeschrieben)?<br />
• nein<br />
• ja<br />
b) Erforderlichkeitsklausel, Art. 72 <strong>II</strong> GG<br />
anwendbar?<br />
• ja<br />
• nein<br />
Kompetenz des Bundes (+)<br />
Voraussetzungen erfüllt?<br />
• ja<br />
• nein<br />
Kompetenz des Bundes (-)<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 61
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Kompetenzprüfung für den Fall, daß ein Land ein Gesetz erläßt<br />
I. Grundsatz der Länderkompetenz, Art. 30, 70 I GG<br />
<strong>II</strong>. Ausn.: Zuständigkeit des Bundes<br />
1.Land gesperrt wegen ausschließlicher Kompetenz des Bundes, Art. 71 GG<br />
Titel (Art. 73 GG/außerhalb des Art. 73 GG/ungeschrieben)?<br />
• ja<br />
Ermächtigung gem. Art. 71 letzter HS?<br />
• nein<br />
• ja<br />
• nein<br />
2.Land gesperrt wegen konkurrierender Kompetenz und Gebrauch durch Bund,<br />
Art. 72 I GG<br />
Titel (Art. 74 GG/ungeschrieben)?<br />
• ja<br />
Abschließende Bundesregelung?<br />
• nein<br />
• ja Art. 72 <strong>II</strong> GG anwendbar?<br />
• nein<br />
• nein Abweichungskomp., Art. 72 <strong>II</strong>I GG?<br />
72 <strong>II</strong> beachtet? • ja • nein<br />
• nein<br />
• ja<br />
• ja<br />
Kompetenz des Landes (+)<br />
Kompetenz des Landes (-)<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 62
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen<br />
Art. 31 GG: Bundesrecht bricht Landesrecht.<br />
• Kollisionsregelung: Regelt den Fall, daß eine Regelung des Bundesrechts und<br />
eine Regelung des Landesrechts, die jeweils für sich betrachtet gültig sind,<br />
inhaltlich unvereinbar sind<br />
• Setzt also insbesondere den kompetenzgemäßen Erlaß beider Vorschriften<br />
voraus<br />
• Folge: Vorschrift läuft praktisch so gut wie leer<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 63
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
Verteilung der Verwaltungskompetenzen<br />
Grundsatz der Länderzuständigeit, Art. 30, 83 GG:<br />
• Vollzug der Bundesgesetze grds. durch die Länder<br />
• Dies grds. als eigene Angelegenheit der Länder<br />
Landesvollzug von Bundesgesetzen<br />
• Als eigene Angelegenheit („Bundesaufsichtsverwaltung“), Art. 84 GG<br />
• Nur <strong>Recht</strong>saufsicht des Bundes<br />
• Geringe Einwirkungsmöglichkeiten des Bundes<br />
• Im Auftrag des Bundes („Bundesauftragsverwaltung“), Art. 85 GG<br />
• <strong>Recht</strong>s- und Fachaufsicht des Bundes<br />
• Weitgehende Einwirkungsmöglichkeiten des Bundes: Allein die<br />
Wahrnehmungskompetenz liegt unentziehbar beim Land, die<br />
Sachkompetenz nur vorbehaltlich ihrer Inanspruchnahme durch den<br />
Bund zu.<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 64
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Verwaltungskompetenzen<br />
Bundeseigene Verwaltung<br />
• Regelung in Art. 86 ff. GG<br />
• Formen:<br />
• fakultativ oder obligatorisch<br />
• unmittelbar und mittelbar<br />
• bundesunmittelbare Verwaltung: durch Bundesbehörde<br />
• mittelbare Bundesverwaltung: durch bundesunmittelbare juristische<br />
Person<br />
• mit oder ohne eigenen Verwaltungsunterbau<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 65
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
noch: Verteilung der Verwaltungskompetenzen<br />
Vollzug von Landesgesetzen<br />
• Nur durch Landesbehörden<br />
• Vollzug von Landesgesetzen durch Bundesbehörden ist unzulässig<br />
Nicht-gesetzesakzessorische Verwaltung<br />
• Auch insofern Regelzuständigkeit der Länder, Art. 30 GG<br />
• Generell: Gesetzgebungskompetenz des Bundes als äußerste Grenze seiner<br />
Verwaltungskompetenz<br />
Problematik der sog. „Mischverwaltung“<br />
• Grundgesetzliche Kompetenzverteilung zwingend, nicht dispositiv<br />
• Kooperation zwischen Bund und Ländern nicht generell untersagt, aber nur im<br />
Rahmen der grundgesetzlichen Vorgaben zulässig<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 66
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
<strong>Recht</strong>sprechungszuständigkeit; Gemeinschaftsaufgaben<br />
<strong>Recht</strong>sprechungszuständigkeit<br />
Ausgangspunkt: Art. 30, 92 ff. GG<br />
• Bundesgerichte nur in den vom Grundgesetz vorgesehenen Fällen<br />
• Bundesgerichte typischerweise nur als letztinstanzliche Gerichte zuständig<br />
Sinn: Wahrung der Einheitlichkeit der <strong>Recht</strong>sprechung<br />
• Aber auch Instanzgerichte des Bundes möglich: Art. 96 GG<br />
Gemeinschaftsaufgaben<br />
Regelung: Art. 91 a, b GG<br />
• Explizit geregelte Form der Kooperation zwischen Bund und Ländern, also<br />
kein „entweder-oder“<br />
• Hochschulbau durch Föderalismusreform herausgenommen<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 67
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Bundesstaat<br />
Kompetenzen im Bereich der auswärtigen Beziehungen<br />
Regelung der Verbandskompetenz durch Art. 32 GG<br />
Problem: Abschlußkompetenz des Bundes reicht ggf. über seine<br />
Transformationskompetenz hinaus<br />
In der Praxis Lösung durch das „Lindauer Abkommen“<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 68
Bundesstaat<br />
Bundestreue<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
= Pflicht zu bundesfreundlichem Verhalten<br />
Pflicht der am Bundesstaatsverhältnis Beteiligten zur gegenseitigen Rücksichtnahme<br />
Betrifft das Verhältnis<br />
• der Länder gegenüber dem Bund<br />
• des Bundes gegenüber den Ländern<br />
• der Länder untereinander<br />
Grundlage: Ungeschriebenes Verfassungsrecht, Bestandteil des Bundesstaatsprinzips<br />
Materielle und prozedurale Anforderungen<br />
Akzessorischer Charakter<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 69
Juristische Fakultät • Priv.-Doz. Dr. Christian von Coelln<br />
<strong>Teil</strong> 2<br />
<strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
D. Republik
Republik<br />
Grundlage und Inhalte<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Zentrale Grundlage: Art. 20 I GG: „Bundesrepublik“<br />
Kerngehalt: Gegenbegriff zur Staatsform der Monarchie: Staatsoberhaupt durch<br />
periodisch stattfindende Wahlen gewählt und abrufbar; Absage an dynastisches<br />
Prinzip<br />
Gilt gem. Art. 28 I GG auch für die Länder<br />
Dort teilweise besondere Hervorhebung durch das deutsche Synonym „Freistaat“<br />
Str., ob republikanisches Prinzip eine Pflicht zur Gemeinwohlorientierung enthält<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 71
Juristische Fakultät • Priv.-Doz. Dr. Christian von Coelln<br />
<strong>Teil</strong> 2<br />
<strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
E. Sozialstaat
Sozialstaat<br />
Grundlagen; Inhalte<br />
Grundlagen<br />
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
• Art. 20 I GG; s. auch Art. 28 I GG<br />
• Sozialer <strong>Recht</strong>sstaat als Abgrenzungsbegriff zum liberalen <strong>Recht</strong>sstaat<br />
• Normativer Gehalt weniger strikt ausgeprägt als bei anderen Strukturprinzipien;<br />
Nähe zu Staatsziel<br />
Inhalte<br />
• Vorab: Hinweis auf die Relevanz einfach-gesetzlicher Regelungen;<br />
änderungsfest gewährleistet sind jedoch nur Minimalvoraussetzungen<br />
• Konkrete Funktionen<br />
• Eingriffsrechtfertigung<br />
• selten: Anspruchsgrundlage<br />
• Ggf. Schranke für die Reduktion sozialer Sicherungssysteme<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 73
Juristische Fakultät • Priv.-Doz. Dr. Christian von Coelln<br />
<strong>Teil</strong> 2<br />
<strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
F. Offenheit für die euro-<br />
päische Integration
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Offenheit für die europäische Integration<br />
Grundlagen<br />
Verfassungsentscheidung für eine offene Staatlichkeit<br />
• Art. 24 GG<br />
• Möglichkeit der Übertragung von Hoheitsrechten<br />
Insbes.: Mitwirkung bei der Entwicklung der Europäischen Union<br />
• Aktuelle Grundlage: Art. 23 GG<br />
• Schaffung und Ausbau eines Staatenverbundes<br />
• Grundgesetzliche Grenzen der Integration<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 75
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Offenheit für die europäische Integration<br />
Primäres und sekundäres Gemeinschaftsrecht<br />
Primäres Gemeinschaftsrecht<br />
Gründungsverträge einschließlich Anlagen etc. sowie späteren Änderungen<br />
Sekundäres Gemeinschaftsrecht<br />
Das von den Organen der EG nach Maßgabe der Gründungsverträge<br />
erlassene <strong>Recht</strong><br />
Insbesondere:<br />
• Verordnungen<br />
• Richtlinien<br />
• Entscheidungen<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 76
<strong>Teil</strong> 2: <strong>Staatsstrukturprinzipien</strong><br />
Offenheit für die europäische Integration<br />
Gemeinschaftsrecht und nationales <strong>Recht</strong><br />
Vorrang des Gemeinschaftsrechts<br />
• Anwendungsvorrang, kein Geltungsvorrang<br />
• Folge: Ggf. Nichtanwendung europarechtswidriger Vorschriften des nationalen<br />
<strong>Recht</strong>s durch Behörden und Gerichte<br />
PD Dr. Christian von Coelln # 77