Deutschland, deine Würste - Grill-Magazin
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Die besten <strong>Grill</strong>würstchen<br />
„Die Vielfalt bei den Würstchen<br />
lädt regelrecht zum <strong>Grill</strong>en ein.<br />
Wer lediglich eine grobe Bratwurst<br />
auf den Rost schmeißt,<br />
der verpasst eine Menge.“<br />
Gorden Hölsken, Autor und Hobbykoch<br />
<strong>Deutschland</strong>,<br />
<strong>deine</strong> <strong>Würste</strong><br />
Gegrillte Würstchen sind einfach lecker! Aber statt die erstbeste zu<br />
nehmen, die im Laden angeboten wird, werfen Sie doch einmal einen<br />
Blick auf die „<strong>Grill</strong>wurstdeutschlandkarte“. Denn die Wurst, die auf dem<br />
<strong>Grill</strong> landet, wird regional unterschiedlich zubereitet. Wir haben uns<br />
deshalb einmal <strong>Deutschland</strong>s Bratwürste näher angeschaut (Gordon Hölsken/nkp)<br />
Mehr als 1.500 Wurstsorten hat<br />
<strong>Deutschland</strong> zu bieten, davon<br />
auch eine ganze Menge unterschiedliche<br />
Bratwürste, die auch als Rost-Bratwurst,<br />
<strong>Grill</strong>er, <strong>Grill</strong>wurst oder Roster<br />
bezeichnet werden. Der Name Bratwurst<br />
stammt nicht etwa von „Braten“<br />
sondern von „Brät“, so nennt man das<br />
klein gehackte Fleischgemisch, mit<br />
dem der Darm gefüllt wird. Bei der<br />
Brät-Konsistenz, dem verwendeten<br />
Fleisch so wie natürlich beim Würzen<br />
des Brät und beim verwendeten Darm<br />
gibt es regionale Unterschiede beziehungsweise<br />
typische oder auch festgelegte<br />
Zubereitungsarten. So wird das<br />
Fleisch beispielsweise für die Nürnberger<br />
Rostbratwurst, die Thüringer Bratwurst<br />
oder auch die Fränkische Bratwurst<br />
nur grob zerkleinert – man<br />
spricht von grober Bratwurst –, wohingegen<br />
das Brät für beispielsweise die<br />
Rheinische Bratwurst oder die Schwäbische<br />
Spezialität „Die Rote“ sehr fein<br />
zerkleinert wird. Hierbei handelt es<br />
sich aber eher um traditionelle Herstellungsarten<br />
der Bratwurst, von der auch<br />
häufig abgewichen wird. So ist die<br />
Thüringer Rostbratwurst mittlerweile<br />
auch als grobe sowie als feine Wurst<br />
52 GRILL <strong>Magazin</strong> 2/2010
erhältlich und eine helle Bratwurst wie<br />
beispielsweise die „Rheinische“ gibt es<br />
in unzähligen Geschmacksvarianten<br />
und mit unterschiedlichen Fleischsorten.<br />
In der Regel wird für die grobe<br />
Bratwurst Schweinefleisch verwendet,<br />
wohingegen bei der feinen Bratwurst<br />
neben Schweinefleisch auch Kalb-,<br />
Rind- oder auch Hühnerfleisch in den<br />
Darm gefüllt wird. Wir haben uns einige<br />
regionale, aber auch über die Landesgrenzen<br />
hinaus beliebte <strong>Würste</strong> näher<br />
angesehen und sagen Ihnen etwas<br />
über die Herstellung und den Geschmack,<br />
aber auch über die Geschichte<br />
dieser Brat- beziehungsweise <strong>Grill</strong>würste.<br />
Dabei sprechen wir die in<br />
<strong>Deutschland</strong> beliebtesten <strong>Grill</strong>würste<br />
an. Natürlich haben<br />
auch wir schon von der<br />
Coburger Bratwurst,<br />
von der Fränkischen<br />
oder der Sulzfelder Meterbratwurst<br />
gehört,<br />
aber ohne Zweifel sind<br />
diese Bratwürste nur<br />
bedingt über ihre Region<br />
hinaus bekannt und<br />
somit auch in der Regel<br />
nur regional erhältlich,<br />
während Thüringer<br />
oder Nürnberger Rostbratwurst weit<br />
über die Landesgrenzen hinaus bekannt<br />
und beliebt sind.<br />
Die Nürnberger Rostbratwurst<br />
Die Bezeichnung „Nürnberger Rostbratwurst“<br />
ist geschützt und wird seit<br />
Jahrhunderten nach einer festgelegten<br />
Rezeptur hergestellt. Typisch für die<br />
„Nürnberger“ ist die geringe Größe von<br />
sieben bis neun Zentimetern und ein<br />
Gewicht von circa 25 Gramm, was laut<br />
Die <strong>Grill</strong>wurst-Party<br />
einer Überlieferung daher rührt, dass<br />
sie so im mittelalterlichen Franken<br />
auch noch nach der Sperrstunde durch<br />
die Schlüssellöcher an Kunden verkauft<br />
werden oder dass sie den Gefangenen<br />
durch die Schlüssellöcher der Türen im<br />
„Loch“ (dem Kerker des Rathauses) gereicht<br />
werden konnten. Eine andere Erklärung<br />
für die geringe Größe und das<br />
Gewicht ist, dass man in Nürnberg eher<br />
Klasse statt Masse anbieten wollte und<br />
dementsprechend lieber eine kleine, aus<br />
guten Zutaten hergestellte, fein gewürzte<br />
Wurst anbot als eine „massige“<br />
minderwertige. Am plausibelsten erscheint<br />
jedoch die Erklärung, dass man<br />
auf eine allgemeine Teuerung im 16.<br />
Jahrhundert reagierte und die <strong>Würste</strong><br />
kleiner machte, weil sie dadurch billiger<br />
wurden, um so Schleuderpreise zu verhindern.<br />
Letztmals im Beschluss des<br />
Ausschusses für Recht, Wirtschaft und<br />
Arbeit des Stadtrates zu Nürnberg wurde<br />
am 18. März 1998 festgestellt, dass<br />
nach Gewerbebrauch und Verbrauchererwartung<br />
bei der Herstellung von<br />
Nürnberger Bratwürsten / Nürnberger<br />
Rostbratwürsten folgende Rezeptur zu<br />
beachten ist: Hergestellt wird sie aus<br />
grob entfettetem Schweinefleisch mit-<br />
Bei der Vielfalt an erhältlichen<br />
<strong>Grill</strong>würsten bietet es sich an,<br />
einmal eine <strong>Grill</strong>wurst-Party<br />
zu veranstalten, bei der nur<br />
unterschiedliche <strong>Grill</strong>würste<br />
auf den Rost kommen. Allein<br />
beim Discounter an der Ecke<br />
findet man in der Regel 5–6<br />
Wurstsorten, die auf dem <strong>Grill</strong><br />
zur Höchstform auflaufen.<br />
Neben der regionalen Spezialität bieten sich Berner Würstchen, Krakauer, aber<br />
auch beispielsweise Mini-Wiener aus dem Glas, die man zusammen mit Silber -<br />
zwiebeln auf einen Spieß bringt, zum <strong>Grill</strong>en an. Haben Sie 5–6 unterschiedliche<br />
Wurstspezialitäten im Angebot, werden Sie sicher jeden Geschmack treffen. Serviert<br />
mit Kraut- oder Kartoffelsalat und Brötchen ist eine solche <strong>Grill</strong>party weniger<br />
aufwändig als eine mit unterschiedlichen Fleischsorten und dennoch sehr abwechslungsreich.<br />
Bereiten Sie dazu in anderen Landesteilen noch eine Ruhrgebietscurrywurst<br />
zu oder bieten Sie im Ruhrgebiet originale Thüringer Rost -<br />
bratwurst an, wird die Wurst-<strong>Grill</strong>party sicher ein voller Erfolg.<br />
GRILL <strong>Magazin</strong> 2/2010<br />
„<strong>Grill</strong>zeit ist gleichzeitig<br />
auch Würstchenzeit. Als<br />
Metzger werde ich immer<br />
gefragt, welche Wurst am<br />
besten auf den <strong>Grill</strong> gehört.<br />
Mein persönlicher<br />
Tipp: die grobe Bratwurst<br />
in Biermarinade.“<br />
Marc-Andre Beier, Metzger<br />
telgrober Körnung, ohne Brätanteil,<br />
nicht umgerötet, im engen Schafsaitling<br />
auf 7–9 cm abgedreht (Stückgewicht<br />
roh circa 20–25 Gramm), typische<br />
Majoran-Würzung. In Nürnberg<br />
und Umgebung werden die „Nürnberger“<br />
typischerweise zu dritt in einem<br />
Brötchen gereicht, im halben Dutzend<br />
oder im Dutzend mit Sauerkraut oder<br />
Kartoffelsalat serviert. Beim <strong>Grill</strong>en<br />
sind sie auch über die Grenzen hinaus<br />
ein schmackhafter Snack.<br />
Die Thüringer Rostbratwurst<br />
Die Thüringer Rostbratwurst ist genau<br />
wie die Nürnberger eine Wurst mit Tradition.<br />
Erste schriftliche Rezepte tauchten<br />
im 16. Jahrhundert auf, aber urkundlich<br />
erwähnt wurde die Thüringer<br />
<strong>Grill</strong>tipps für Bratwürste<br />
Die besten <strong>Grill</strong>würstchen<br />
Der Klassiker: Würstchen<br />
gehören bei jeder Party<br />
auf den <strong>Grill</strong><br />
Einfach die Wurst aus der Verpackung nehmen und auf den Rostgrill<br />
schmeißen, das kann jeder. Damit die Bratwurst zu einer ansehnlichen<br />
Delikatesse wird, gibt es ein paar Geheimtipps.<br />
Fettgehalt reduzieren<br />
Die meisten <strong>Grill</strong>würste haben einen hohen Fettanteil. Möchte<br />
man diesen etwas reduzieren, kann man die Wurst anstechen,<br />
sodass das Fett beim Braten heraustropft. Ober man schneidet<br />
die Wurst längs mittig auf und grillt sie so. In beiden Fällen unbedingt<br />
auf einer Aluschale grillen, damit das Fett nicht in den<br />
<strong>Grill</strong> tropft. Da der Fettgehalt gerade auch den Geschmack der<br />
Wurst ausmacht, sollte man aufpassen und die Wurst so nicht<br />
zu trocken braten.<br />
Würstchen noch knuspriger<br />
Bestreicht man die Bratwurst während des <strong>Grill</strong>ens von beiden<br />
Seiten einmalig dünn mit Ahornsirup, wird sie noch knuspriger<br />
und sieht noch schmackhafter aus.<br />
Indirektes <strong>Grill</strong>en<br />
Damit die Wurst nicht platzt, sollte man sie zunächst indirekt<br />
garen (besonders rohe Würstchen) und erst dann über der Glut<br />
fertig grillen. Ideal, wenn man sich im <strong>Grill</strong> zwei Zonen schafft:<br />
eine am Rand mit nur wenig oder gar keiner Glut darunter und<br />
eine mit weißglühender Holzkohle unter dem Rost als Hauptgrillzone.<br />
53
Die besten <strong>Grill</strong>würstchen<br />
Würstchen werden nicht<br />
nur privat auf den Rost<br />
geschmissen. Auch bei den<br />
Deutschen <strong>Grill</strong>meisterschaften<br />
landet so manche<br />
Wurst auf dem <strong>Grill</strong><br />
bereits 1404. Die original „Geburtsurkunde“<br />
kann heute in der Thüringischen<br />
Staatsbibliothek in Rudolstadt<br />
angesehen werden. „Thüringer Rostbratwurst“<br />
ist als Markenzeichen geschützt<br />
und darf laut EU-Verordnung<br />
nur so heißen, wenn sie aus Thüringen<br />
kommt. Selbst <strong>Würste</strong> Thüringer Art zu<br />
machen und anzubieten, ist in anderen<br />
Scharfmacher und Wundermittel<br />
Senf gehört unabhängig von den Landesgrenzen fast selbstverständlich<br />
zur Bratwurst. Allerdings ist Senf nicht nur eine<br />
schmackhafte Beigabe, sondern erfüllt beim Essen einer Bratwurst<br />
auch noch einen anderen Zweck. Die ätherischen Senföle,<br />
die beim Vermahlen und Fermentieren, also bei der Herstellung<br />
des Senfs, freigesetzt werden, haben verdauungsfördernde<br />
Eigenschaften. Der Speichelfluss und die Bildung von<br />
Magensäften wird angeregt, was das Verdauen einer fettigen<br />
Bratwurst begünstigt. Aber mehr noch: Senf soll auch die<br />
beim <strong>Grill</strong>en entstehenden krebserregende Stoffe, die so genannten<br />
Benzyprene, neutralisieren. Wie Sie selbst Senf herstellen,<br />
zeigen wir Ihnen im Artikel „Senf selbst gemacht“.<br />
Landesteilen untersagt. Gemäß dieser<br />
EU-Verordnung ist die „Thüringer<br />
Rostbratwurst“ eine mindestens 15–20<br />
cm lange mittelfeine Wurst im engen<br />
Naturdarm, roh oder gebrüht, mit herzhaft<br />
würziger Geschmacksnote. Das ist<br />
recht allgemein gehalten und verrät<br />
natürlich nichts über die eigentlich<br />
Rezeptur . „Die“ eine Rezeptur für die<br />
„Thüringer Bratwurst“ gibt es auch<br />
nicht und jeder Fleischer in Thüringen<br />
und darüber hinaus hat sicher seine<br />
kleinen eigenen Geheimrezept für die<br />
Thüringer nach Art des Hauses, und jeder<br />
Thüringer hat sicher auch seinen<br />
Fleischer, der die Wurst nach seinem<br />
Geschmack am besten zubereitet. Jedoch<br />
kommen neben jodiertem Speisesalz<br />
und Pfeffer auch Kümmel, Majoran<br />
und Knoblauch zum Einsatz, um die gewünschte<br />
Geschmacksrichtung zu erzielen.<br />
Auch hier ist es so, dass es in<br />
Thüringen Regionen gibt, in denen der<br />
Kümmel-Anteil, in anderen der Majoran-Anteil<br />
höher ist und in wieder einer<br />
anderen die Zutaten ausgewogen eingesetzt<br />
werden. Bevorzugt werden die<br />
Thüringer in der Region als rohe <strong>Würste</strong><br />
gegrillt oder besser gesagt geröstet und<br />
vielfach vor dem <strong>Grill</strong>en noch in einer<br />
Marinade aus Bier (Pils), Senf und<br />
Zwiebeln eingelegt, um den Geschmack<br />
zu verfeinern. Dieses Marinieren ist allerdings<br />
umstritten, denn viele Thüringer<br />
sagen zu Recht, die Thüringer Wurst<br />
ist gut, wie sie ist, da braucht es keinerlei<br />
weitere Verfeinerungen. Sicherlich<br />
eine Frage des Geschmacks. Typischerweise<br />
wird die Thüringer Rostbratwurst<br />
nach dem Rösten in einem aufgeschnittenen<br />
Brötchen mit original Thüringer<br />
Senf serviert. Tipp für die echte Thüringergrillparty:<br />
Der Anbieter unter www.<br />
bratwurstshop.de verspricht, eine erstklassige<br />
originale Thüringer Rostbratwurst<br />
per Express-Versand pünktlich<br />
zur <strong>Grill</strong>party ins Haus zu liefern. Wer<br />
mag, kann auch gleich den original<br />
Thüringer Senf mitbestellen.<br />
Die <strong>Grill</strong>-Krakauer<br />
Die Krakauer im ursprünglichen Sinne<br />
ist keine <strong>Grill</strong>wurst. Sie ist eine Wurstspezialität<br />
aus Oberschlesien, die nach<br />
dem 2. Weltkrieg auch in ganz <strong>Deutschland</strong><br />
ihre Liebhaber fand. Die Krakauer<br />
ist eine 4–5 cm dicke Räucherwurst, die<br />
Kleiner Trick: Damit die Würstchen nicht zu fettig werden, empfehlen wir, das <strong>Grill</strong>gut vorher anzustechen<br />
oder anzuschneiden. So kann das Fett heraustriefen<br />
54 GRILL <strong>Magazin</strong> 2/2010
zum Großteil aus magerem Schweinefleisch,<br />
einem Teil Rindfleisch und<br />
Speck hergestellt wird. Ihren herzhaften<br />
Geschmack erhält sie durch die<br />
Gewürze Pfeffer, Koriander, Kümmel,<br />
Piment und Knoblauch. Ursprünglich<br />
wurde die Krakauer rein als Aufschnittwurst<br />
verwendet. Auf Basis dieser original<br />
Krakauer gibt es in einigen Regionen<br />
<strong>Deutschland</strong>s aber auch die „<strong>Grill</strong>-<br />
Krakauer“, eine in der Regel 25 cm lange<br />
und ungefähr 2 cm dicke <strong>Grill</strong>wurst<br />
auf Basis des ursprünglichen Krakauer-<br />
Rezeptes. Typisch ist der pikante und<br />
kräftige Geschmack sowie zum Teil eine<br />
gröbere Konsistenz mit Speckstücken.<br />
Die Krakauer <strong>Grill</strong>wurst sollte nicht zu<br />
lange auf dem <strong>Grill</strong> liegen und häufig<br />
gewendet beziehungsweise indirekt gegrillt<br />
werden. Wer das Aufplatzen der<br />
Wurst vermeiden möchte, kann sie vor<br />
dem <strong>Grill</strong>en mehrfach einritzen. Wer es<br />
noch nicht probiert hat, dem sei die<br />
<strong>Grill</strong>-Krakauer für die nächste <strong>Grill</strong>party<br />
empfohlen. Wer es deftig und würzig<br />
mag, dem wird diese Wurst sicher<br />
schmecken.<br />
Westfälische Bratwurst<br />
Die Westfälische Bratwurst oder auch<br />
Rheinische Bratwurst ist eine helle<br />
Wurst mit feinem Brät. Besonders im<br />
Ruhrgebiet ist es die Bratwurst, aus der<br />
auch die unter anderem von Herbert<br />
Grönemeyer besungene Currywurst zu-<br />
Die Bratwustschnecke<br />
Nicht nur wegen der Optik wird die Bratwurstschnecke<br />
gern gegrillt. Dabei handelt<br />
es sich um eine in der Regel lange, dünne<br />
Wurst mit mittlerer Konsistenz, die zu einer<br />
„Schnecke“ aufgerollt und meist mit einem<br />
Holzspieß fixiert wird. Eine Geschichte der<br />
Bratwurstschnecke ist nicht auszumachen,<br />
ebenso wenig ein Erfinder der aufgerollten<br />
Bratwurst. Vermutlich ist die Idee dahinter<br />
einfach nur eine praktikable; so lässt sie<br />
sich einfach besser grillen und ist zudem<br />
nett anzusehen. Bratwurstschnecken sind<br />
übrigens auch bei Kindern sehr beliebt und<br />
werden lieber gegessen als die „normale“<br />
Bratwurst.<br />
GRILL <strong>Magazin</strong> 2/2010<br />
bereitet wird. Die „beste“ Currywurst im<br />
Ruhrgebiet soll es im „Dönninghaus“ in<br />
Bochum geben. Die Dönninghaus-<br />
Wurst stand auch Pate für den Grönemeyer-Liedtext.<br />
Die Geschichte der<br />
„Rheinischen Bratwurst“ ist im Vergleich<br />
zu den Klassikern Nürnberger<br />
und Thüringer sehr jung. Die typische<br />
Rheinische Bratwurst ist eine helle<br />
Wurst aus sehr fein gehacktem magerem<br />
Schweinefleisch in einem Schafsdarm.<br />
Hans Niermann, ein Bielefelder<br />
Fleischermeister, gilt als „Erfinder“ der<br />
Rheinischen Bratwurst. Er erhielt für<br />
die Entwicklung dieser feinen Bratwurst<br />
1954 seinen Meisterbrief. Die<br />
Westfälische Bratwurst wird unter Hinzugabe<br />
von Eis und einer fein abgestimmten<br />
Gewürzmischung ganz frisch<br />
hergestellt. Meister Niermann soll seinerzeit<br />
von der lokalen Lebensmittelbehörde<br />
mit einem Bußgeld belegt worden<br />
sein, weil seine „Westfälische“ den<br />
vorgeschriebenen Fettanteil unterschritt.<br />
Wer heute in Westfalen und<br />
über die Landesgrenzen hinaus eine<br />
feine helle Bratwurst kauft, kann sich<br />
jedoch nie sicher sein, eine „Westfälische“<br />
nach Originalrezept zu kaufen.<br />
Gerade bei dieser hellen feinen Bratwurst<br />
finden sich unzählige Varianten<br />
mit unterschiedlicher Würzmischung<br />
sowie weniger fetthaltige und sehr fettige<br />
Vertreter. Wer noch zum Fleischer<br />
seines Vertrauens geht und dort eine<br />
Die „Ruhrgebietscurrywurst“<br />
Wenn Sie Bratwürste nach Rheinischer Art,<br />
also die hellen, feinen auf den <strong>Grill</strong> legen,<br />
servieren Sie Ihren Gästen diese doch einmal<br />
als „Ruhrgebietscurrywurst“. Besorgen<br />
Sie sich zum stilechten Servieren Currywurstschalen<br />
aus Pappe und Plastik- oder<br />
Holzpickser. Die gegrillte Wurst wird mit<br />
einer Schere in mundgerechte Stücke geschnitten<br />
und mit einer Currysoße serviert.<br />
Die macht man entweder selbst oder greift<br />
zum Curryketschup, der bei kleiner Flamme<br />
erhitzt wird, oder man besorgt sich die Soße<br />
da, wo man weiß, wie sie im Ruhrgebiet<br />
gemacht wird: echte Currysoße von Dönninghaus<br />
(www.dieechte.de).<br />
helle feine Bratwurst zum <strong>Grill</strong>en kauft,<br />
sollte sich einmal erkundigen, ob es eine<br />
Wurst nach Westfälischer Art ist<br />
oder eine Eigenkreation des Hauses.<br />
Wer <strong>Würste</strong> dieser Art auf den <strong>Grill</strong> legt,<br />
kann sie seinen Gästen ja einmal als<br />
Ruhrgebiets-Currywurst servieren (siehe<br />
dazu „Die Ruhrgebietscurrywurst“).<br />
Die Rote Wurst<br />
Die Rote Wurst (kurz: Rote) ist eine in<br />
Schwaben und Südbaden beliebte Bratwurst.<br />
Ähnlich wie die Krakauer zeichnet<br />
sie sich durch eine besondere kräfti-<br />
Die besten <strong>Grill</strong>würstchen<br />
Rohe Bratwurst in Biermarinade<br />
Eine Aluminiumgrillschale<br />
verhindert, dass auslaufendes<br />
Fett in die heiße<br />
Kohle fließt<br />
In Thüringen soll es beliebt sein, die Thüringer<br />
Rostbratwurst (roh) vor dem <strong>Grill</strong>en in<br />
einer Biermarinade einzulegen. Dies kann<br />
nicht nur die Thüringer Rostbratwurst<br />
schmackhafter machen oder ihr eine besondere<br />
Geschmacksnote verleihen, sondern<br />
unabhängig von der Region kann jede<br />
rohe Bratwurst eingelegt werden. Und so<br />
marinieren Sie die <strong>Würste</strong>: Stechen Sie die<br />
rohen Bratwürste mehrfach an und streichen<br />
Sie sie mit mittelscharfem Senf ein.<br />
Schneiden Sie 1–2 Zwiebeln in Ringe. Geben<br />
Sie die <strong>Würste</strong> mit den Zwiebeln in eine<br />
Schale oder einen Topf und übergießen<br />
Sie sie mit Pils-Bier. Das Ganze mindestens<br />
zwei Stunden im Kühlschrank ziehen lassen.<br />
Dann die <strong>Würste</strong> entnehmen, abtropfen<br />
lassen und wie gewohnt grillen.<br />
55
Die besten <strong>Grill</strong>würstchen<br />
Was für das Steak gilt, kann<br />
auch bei der Wurst angewendet<br />
werden. Mit einer<br />
Biermarinade geben Sie<br />
der Wurst eine besondere<br />
Geschmacksnote (links)<br />
Bei der Deutschen <strong>Grill</strong> -<br />
meisterschaft wird aus<br />
einer Wurst schnell eine<br />
Delikatesse (rechts)<br />
ge Würze aus, ist im Gegensatz zur Krakauer<br />
aber sehr fein und ähnelt optisch<br />
einer Bockwurst. Sie besteht zum Großteil<br />
aus Schweinefleisch und Speck. Typisch<br />
ist das kreuzweise Einschneiden<br />
beider Wurstenden und das Anritzen<br />
der Wurst vor dem <strong>Grill</strong>en, damit sie<br />
nicht platzt. So erhält die „heiße Rote“,<br />
wie sie auch genannt wird, ihr charakteristisches<br />
Aussehen mit „aufgegangenen“<br />
Enden. Typischerweise wird die<br />
Wurst in einem Brötchen (Wecken) mit<br />
Senf serviert. In anderen Landesteilen<br />
ist die „Rote“ nicht unbedingt verbreitet<br />
oder man bekommt sie oder eine<br />
Wurst nach dieser Machart nur im gut<br />
sortierten Handel. Es lohnt sich allerdings,<br />
danach Ausschau zu halten und<br />
sie bei der nächsten Party auf den <strong>Grill</strong><br />
zu legen.<br />
Die grobe rohe Bratwurst<br />
Die grobe rohe Bratwurst ist in vielen<br />
Fällen eine „No-Name“-Wurst. Man<br />
Über den Tellerrand geschaut<br />
In Österreich beliebt sind zum <strong>Grill</strong>en häufig helle, feine Bratwürste – genauso<br />
aber auch die grobe rohe Bratwurst. Eine echte schmackhafte Spezialität<br />
ist die Käsekrainer – eine Wurst auf Basis der slowenischen Krainer-Wurst<br />
die mit bis zu 20 Prozent Käse (z. B.: Emmentaler) gefüllt wird.<br />
Die Wurst kann gekocht, aber auch gegrillt serviert werden und ist sehr<br />
würzig und schmackhaft. Darüber hinaus sehr beliebt und oft auf dem<br />
<strong>Grill</strong> anzutreffen sind auch Berner <strong>Würste</strong>l. Das sind mit Käse gefüllte und<br />
mit Räucherspeck umwickelte Wiener oder Frankfurter Würstchen, die<br />
vom Österreichischen Koch Erich Berner in den 1950er-Jahren als schnelle<br />
„Jause“ erstmals auf den Tisch gebracht wurden. Berner Würstchen haben<br />
auch hier zu Lande schon Einzug in das Kühlregal diverser Discounter gehalten<br />
und auch die Käsekrainer ist in den Regalen diverser Läden zu finden.<br />
Falls Sie beides noch nicht probiert haben, sollten Sie diese <strong>Würste</strong><br />
einmal auf den Rost legen.<br />
kann sie deutschlandweit beim Fleischer<br />
oder Metzger bestellen und selbst<br />
in der Kühltheke vieler Discounter findet<br />
sich die grobe Bratwurst ohne speziellen<br />
Namen oder einen Hinweis über<br />
deren Herkunft oder Machart. In der<br />
Regel handelt es sich bei der groben<br />
Bratwurst um eine Wurst aus Schweinefleisch<br />
im Naturdarm, die ausgewogen<br />
pikant gewürzt ist. Da <strong>Würste</strong> dieser<br />
Machart von fast jedem Metzger<br />
hergestellt werden, kommt es neben der<br />
Qualität des verwendeten Fleisches auf<br />
die Würze an. Und hier kann man sagen,<br />
dass jeder sein eigenes Süppchen<br />
kocht und seine eigene „Hausmacher“-<br />
Grobe macht. In Thüringen wird es sicher<br />
der Fall sein, dass der Fleischer die<br />
Wurst nach Thüringer Art zubereitet<br />
und auch in anderen Regionen werden<br />
bestimmte Geschmäcker Einfluss auf<br />
die Würzung der Groben haben; eine<br />
Richtlinie gibt es nicht. So macht es<br />
durchaus Sinn, grobe Bratwürste vor<br />
Ort einmal bei unterschiedlichen Metzgern<br />
zu kaufen, gegebenenfalls nachzufragen,<br />
in welche Richtung die Würze<br />
geht, und selbst zu probieren, welche<br />
grobe Bratwurst einem oder auch den<br />
Gästen am besten schmeckt. Grobe<br />
Bratwurst sollte man zunächst indirekt<br />
grillen und sie garen und erst dann, um<br />
die „<strong>Grill</strong>bräune“ zu erreichen, direkt<br />
unter häufigem Wenden fertig grillen.<br />
Die grobe rohe Bratwurst schmeckt übrigens<br />
auch sehr gut, wenn man sie als<br />
Currywurst serviert.<br />
Es gibt deutlich mehr als „nur“ die<br />
Bratwurst . Überraschen Sie Ihre Freunde<br />
doch bei der nächsten <strong>Grill</strong>party mit<br />
einem gut sortierten Würstchenteller.<br />
Geschmacklich werden Sie auf jeden<br />
Falle eine Reise durch <strong>Deutschland</strong> machen.<br />
Und wenn Sie das nächste Mal<br />
Urlaub machen, dann probieren Sie<br />
doch vor Ort die regionalen Würstchendelikatessen.<br />
■<br />
56 GRILL <strong>Magazin</strong> 2/2010