PDF, 11.8 MB - Geroldswil
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Senioren<br />
Tramfahrt mit dem Zivilschutz «Gubrist»<br />
27. Oktober 2011<br />
Um 13.30 Uhr bestiegen 15 Pensionäre<br />
die zwei bereitstehenden Mannschaftswagen<br />
des Zivilschutzes. Wir wurden<br />
zur Gleisschlaufe bei der Tramhaltestelle<br />
Wartau gefahren, wo wir die Ankunft<br />
des Tramwagens älteren Modells erwarteten.<br />
Jeder fand einen guten Platz dank<br />
der Hilfe geduldiger Männer.<br />
Und nun begann eine ca. zweistündige Fahrt<br />
kreuz und quer durch die Stadt. Im Folgenden<br />
werde ich kurz die Route beschreiben.<br />
Höngg – Wipkingen – Escherwyssplatz – Limmatplatz<br />
– Bahnhofplatz – Bahnhofstrasse –<br />
Paradeplatz – Bürkliplatz – Bellevue – Pfauen<br />
– Fluntern – Zoo. Dort ein Zwischenhalt<br />
mit Kaffeepause während ca. 20 Minuten im<br />
Wagen. Die «Morgen-Küche» hat uns kleine<br />
salzige und süsse Stücke offeriert, die wir auf<br />
unseren Sitzen im Tram genossen.<br />
Weiterfahrt ins Hochschulquartier – hinunter<br />
ans Central – Limmatquai – Bellevue – Bürkliplatz<br />
– Bahnhof Enge – Tunnelstrasse – Stockerstrasse<br />
– Hauptbahnhof – Escherwyssplatz<br />
– Wipkingen – Höngg. Ausstieg beim<br />
Trammuseum Wartau – Einstieg in die Wagen<br />
des Zivilschutzes und Heimfahrt nach Weiningen,<br />
wo wir wohlbehalten aber müde um 16.30<br />
Uhr ankamen.<br />
Herr Marc Sturzenegger, Lehrer in Oberengstringen,<br />
hat uns während der Fahrt auf<br />
verschiedene, interessante Gebäude in baulicher<br />
und geschichtlicher Hinsicht aufmerksam<br />
gemacht, z.B. den Blick von der Quaibrücke<br />
auf die drei berühmten Kirchtürme<br />
Grossmünster, Fraumünster und St. Peter,<br />
ein schönes Stadtbild, am Bellevue das Café<br />
Odeon, ein Treffpunkt von Berühmtheiten aus<br />
Kultur und Theater, das Corso, das ehemalige<br />
Revuetheater. Jelmoli und die Buchhandlung<br />
Barth als die ältesten Läden der Bahnhofstrasse,<br />
und nicht zu vergessen, das Café und den<br />
Laden vom Sprüngli am Paradeplatz. Die Nationalbank,<br />
die nach der Renovation in hellgrauem,<br />
dekoriertem Sandstein ein Prachtsbau ist.<br />
Das ehemalige Rotkreuzspital musste einem<br />
modernen, viereckigen, grossen Kasten aus<br />
Glas und Stahlträgern weichen, der Careum<br />
heisst und eine Ausbildungsstätte für Gesundheitsberufe<br />
ist. Zum Schluss habe ich mich<br />
gewundert über die aus roten Backsteinen<br />
und mit Eisenträgern abgestützten Aussenwände<br />
der ehemaligen Brauerei Löwenbräu.<br />
Was wird aus dem altehrwürdigen Gebäude<br />
werden? Auf dieser Fahrt ist uns Senioren viel<br />
an Erinnerung aufgetaucht, an Bildern und Erlebnissen.<br />
Von einem möchte ich Ihnen erzählen. Das Corso<br />
am Bellevue war in der Zeit nach dem zweiten<br />
Weltkrieg ein Aufführungsort der leichten<br />
Muse, zum Unterschied vom Schauspielhaus<br />
und dem Opernhaus. Ich kann mich nicht mehr<br />
genau erinnern, wann der damalige Direktor<br />
des Corso das Tanzensemble der Moulin<br />
Rouge aus Paris eingeladen hat. Er stellte die<br />
Fotografien der revuemässig gekleideten Tänzerinnen<br />
in den Schaukästen am Eingang aus,<br />
die natürlich die Schaulustigen anzogen, worauf<br />
der Zürcher Frauenverein dem Direktor einen<br />
empörten Brief schickte: die Fotos würden<br />
die Würde der Frau verletzen und er müsse die<br />
Bilder sofort abhängen. Er weigerte sich und<br />
klebte stattdessen goldene Sterne auf die beanstandeten<br />
Stellen. Die Sterne regten natürlich<br />
die Fantasie der Betrachter an, vor allem<br />
der männlichen, und der Direktor hatte jeden<br />
Abend ein volles Haus. Und heute lächeln die<br />
Frauen von den Plakatwänden, bekleidet mit<br />
Bikinis und Unterwäsche, die nur noch aus<br />
kleinen Stoffresten bestehen und niemand<br />
reklamiert. Ich muss sagen, die Sterne waren<br />
glanz- und wirkungsvoller als die heutigen<br />
Stoffdreiecke. Schon die Römer wussten, dass<br />
die Zeiten sich ändern und wir uns mit ihnen.<br />
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