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(6,73 MB) - .PDF - Gemeinde Proveis

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Leitartikel | Unsere lb. Frau i.Walde/St. Felix | <strong>Proveis</strong> | Laurein | LEADER Leitartikel | Unsere lb. Frau i.Walde/St. Felix | <strong>Proveis</strong> | Laurein | LEADER<br />

Redaktionsschluss für die kommende<br />

Ausgabe ist der 5. November 2012<br />

Autoren<br />

Unsere Liebe Frau im Walde – St. Felix:<br />

Patrik Ausserer, Romedius Kofler,<br />

Karin Valorz, Regina Fulterer Blasinger,<br />

Peter Ganterer, Maria Oberhammer,<br />

Hannes Pichler, Doris, Christa und<br />

Michaela Egger<br />

Laurein:<br />

Hartmann Thaler, Brigitte Ungerer,<br />

Michaela Ungerer, Angelika Ungerer,<br />

Angelika Kollmann, Katharina<br />

Kollmann, Rebekka Kollmann, Verena<br />

Kollmann Evamaria Staffler<br />

<strong>Proveis</strong>:<br />

Ulrich Gamper, Karin Valorz,<br />

Margit Thaler , Gertrud Mitterer Pichler,<br />

Julia Nairz<br />

LEADER:<br />

Hubert Ungerer<br />

Druck:<br />

LanaRepro, gedruckt am 30.05.2012<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Gemeinde</strong> U. lb. Frau im Walde-St. Felix<br />

V. i. S. d. P.:<br />

Christoph Gufler<br />

Grafik und Layout:<br />

simon@abler.it<br />

Titelbild:<br />

Marillenblüte - Angelika Ungerer<br />

Fotos:<br />

Rechte im Besitz der Fotografen,<br />

Shutterstock, pixelio<br />

Das Redaktionsteam behält sich das<br />

Recht vor, Anzeigen und Beiträge unter<br />

Umständen zu kürzen, abzuändern oder<br />

zurückzuweisen.<br />

Der Gampenweg in alten<br />

Landesbeschreibungen<br />

Etwas ausführlicher als die nüchternsachliche<br />

Dokumentation von Amandus<br />

Platner nehmen sich die Schilderungen<br />

des Gampenweges in der landeskundlichen<br />

Literatur des 19. Jahrhunderts<br />

aus, welche vor allem von Johann Jakob<br />

Staffler und Beda Weber geprägt ist.<br />

Lassen wir zunächst J.J. Staffler zu Wort<br />

kommen, der vorweg ein schönes Stimmungsbild<br />

von Flora und Fauna längs<br />

der alten Wege wiedergibt und dabei<br />

mit seiner Betonung vom Nutzen<br />

der Bäume fast modern anmutet. Er<br />

schreibt 1846:<br />

„Der Wallnussbaum breitet allenthalben<br />

an den Straßen und an den Rändern<br />

der Wiesen sein Schattendach<br />

aus, sehr willkommen dem Wanderer<br />

und dem Arbeiter in der Sonnenhitze.<br />

Manche Gegenden hegen ganze Kastanienwälder,<br />

lohnend nicht blos der<br />

geschätzten Früchte sondern auch des<br />

zum Weinbaue so sehr gesuchten Holzes<br />

wegen, wie z.B. in den Bezirken von<br />

Schlanders und Lana. Die Cypresse steht<br />

im Freien und die Pinie, und in unzähligen,<br />

jährlich sich mehrenden Stämmen<br />

der Maulbeerbaum, der in nicht<br />

ferner Zukunft die einträgliche Seidenzucht<br />

sichert. Da und dort sieht man<br />

selbst ein Exemplar des Ölbaumes, und<br />

unter mehren exotischen Gewächsen<br />

die indische Feige (Cactus opuntia); sie<br />

schmiegt sich wie heimisch in die Ritze<br />

der sonnigen Porphyrwand, wo das eintönige,<br />

schneidende Geschwirr der großen<br />

Cikade (im Volke Cigale genannt)<br />

die Glut des Sommers verkündet.“<br />

Dann geht der gewissenhafte Topograph<br />

auf die einzelnen Wegabschnitte<br />

ein:<br />

„Von Oberlana leitet der <strong>Gemeinde</strong>-<br />

Fahrweg südwestlich auf eine fruchtbare,<br />

mit zahllosen Kastanienbäumen bepflanzte<br />

Anhöhe im Genusse herrlicher<br />

Aussicht. Hier 1 ½ St. vom Gerichtssitze<br />

ist Völlan, ein Dorf mit ziemlich weit<br />

auseinander versetzten 56 Häusern und<br />

392 Einwohnern.<br />

Von Völlan windet sich der Weg südlich<br />

über die Schlucht des Brandiser-Baches<br />

in ½ St. hinauf zum Weiler Naraun mit 23<br />

teilweise zerstreuten Häusern.<br />

Das Dorf Tisens liegt südlich ½ St. von<br />

Naraun auf einer ansehnlichen freien<br />

Mittelgebirgs-Ebene, in der Umgebung<br />

gesegneter Getreide-Äcker, und selbst<br />

noch einiger Rebenpflanzungen mit 50,<br />

meist aneinander gereihten Häusern<br />

und 317 Bewohnern.<br />

Von Tisens gegen Süden führt der <strong>Gemeinde</strong>weg<br />

in 1 ½ St. in die Gegenden<br />

Gfrill und Freienberg mit 22 großenteils<br />

zerstreuten Häusern.<br />

Von hier steigt ein Saumschlag in südwestlicher<br />

Richtung in 1 ½ St. auf den<br />

Gampen hinauf, und dann jenseits hinab<br />

nach U.L. Frau im Wald, einem bekannten<br />

Wallfahrtsorte im Landgericht<br />

Fondo. Von Tisens gegen Südwest leitet<br />

ein ziemlich strenger Pfad in zwei Stunden<br />

auf die Hochebene von Platzers, wo<br />

20 Häuser mit 130 Einwohnern sich einzeln<br />

verteilen.<br />

Mittels eines Saumweges über die westliche<br />

Malayen-Scharte und den Kratzberg<br />

hat er Verbindung mit St. Pankraz<br />

im Ultentale.“<br />

Mit wesentlich mehr Phantasie und persönlicher<br />

Färbung schildert der gelehrte<br />

Benediktinerpater Beda Weber 1845 eine<br />

Wanderung zum Gampen:<br />

„Der Pfad durchs Völlanertal nach dem<br />

Nonsberge ist die kürzeste Verbindung<br />

zwischen Meran und Fondo, neun gute<br />

Text von Christoph Gufler Teil 4<br />

„Ein stickhler, grober<br />

und raucher Weg...“<br />

Urweg – mittelalterliches Hospiz – landesfürstliche Zollstätte- lebendige Wallfahrt<br />

Gehstunden. Man steigt von der Völlaner<br />

Mittelhöhe nieder ins Tal. Zwei<br />

hochaufstrebende, unfruchtbare, brüchige<br />

Bergesflügel schließen uns ganz<br />

ein; wir ziehen durch karge Föhren- und<br />

Fichtenwaldung, nur sparsam untermischt<br />

mit Laubholz, ohne Aussicht, mit<br />

gepresstem Herzen. Nach einer halben<br />

Stunde dumpfen Wanderns stehen wir<br />

vor einem Hügel, der Miene macht, uns<br />

den Weg ganz zu versperren. Darauf befindet<br />

sich das Völlanerbad, dessen Heilwasser<br />

vom Gebirge der Schattenseite<br />

kommt, mit Eisenvitriol, Kochsalz und<br />

freiem Kali, erst seit 1816 von Landleuten<br />

sparsam gebraucht.<br />

Von hier führt uns der Weg weiter durch<br />

steile Krümmungen. Immer öder werden<br />

die Gebirgsflächen, und düsterer<br />

der Ausdruck der Schattenseite. Einzelne<br />

Höfe sitzen hoch an der Sonnenseite,<br />

im Winter von der Lawine bedroht, im<br />

Sommer wasserarm, mühevolle Gritzen,<br />

wie man hier zu Land sagt. Erst nach anderthalb<br />

Stunden nimmt uns die Höhe<br />

von Platzers (Platz, Platzer, beim Platzer)<br />

eine freundliche Räumlichkeit zwischen<br />

den Gebirgen von Völlan und Tisens auf<br />

mit mehreren zerstreuten Höfen, in deren<br />

Mitte eine Kirche mit einem Priester.<br />

In älterer Zeit hatten hier einzelne<br />

Herrenfamilien ihre Sommerfrischhöfe,<br />

ungeachtet der Aufenthalt keine besonderen<br />

Reitze als die der höhern Bergjagd<br />

bietet. Aber deutsches Blut in ungebrochener<br />

Kraft auf allen Hügeln, so nahe<br />

an der Grenze des wälschen Wortes,<br />

deutsche Sitte überall, deutsche Tracht,<br />

deutsche Sagen und Mährlein, desto<br />

deutscher, je näher an Italien. Das versöhnt<br />

mit der Einsamkeit der Gegend,<br />

wo nur Roggen und Gerste vorkommt,<br />

aber warmer Jahre bedürfen zum Gedeihen.<br />

Der Menschentypus ist, wie in<br />

Ulten und in den deutschen Dörfern des<br />

Nonstales, scharf markiert gegen italienische<br />

Physiognomie. Trotz der schweren<br />

Arbeit sind diese Berghöfler schlanke,<br />

behende Gestalten sowohl Weib als<br />

Mann, mit einer Wärme des Kolorites,<br />

die ihnen etwas Inniges, Eindringliches<br />

gibt in jeder Geberde. Von Platzers wandert<br />

man einsam weiter durch tiefe<br />

Waldung in langsamer Steigung auf die<br />

Höhe des Gampens.<br />

Von der Tisener Ebene steigen Wege<br />

nach allen Seiten ins höhere Gebirg<br />

empor. Wir deuten die zwei bemerkenswertesten<br />

kurz an. An der Zwingenburg<br />

vorüber steigt man nach dem Bergdorfe<br />

Gfrill hinauf, mit steilangehender<br />

Wandermühe, über den Schluchten des<br />

Prissianerbaches, der hier Gfrillnerbach<br />

heißt, und im malerischen Sandsteinbette<br />

durch die Tiefe braust. Überall<br />

erscheint nun Kalk. Die Wälder einst bedeutend,<br />

werden immer mehr gelichtet.<br />

Weitzerstreute Höfe unter dem Namen<br />

Gfrill (caprile = Zirgenhürde) zu einer<br />

Berggemeinde von 178 Einwohnern in<br />

22 Haushaltungen gesammelt, nehmen<br />

sich zum Teil reizend aus. Die Kirche<br />

von Gfrill steht auf einem buschigen<br />

Hügel hinter der Tisenergall, und an ihr<br />

vorüber führt ein Steig in einer halben<br />

Stunde nach Platzers. Aus dieser Gegend<br />

geht viel Kalk und Holz weg. Ein<br />

Ofen Kalk kostet bei 20 bis 30 fl., so dass<br />

die Muth Kalk auf 16 bis 20 kr. zu stehen<br />

kommt. Man liefert den letztern nach<br />

Lana, wo er von den Käufern abgeholt<br />

wird. Von Gfrill wandert man anfangs<br />

durch Laubholzwaldung, später durch<br />

ausgewittertes Gebirge mit Nadelholz<br />

auf den Gampen empor, von den Italienern<br />

la Pallade genannt. Es ist die Jochhöhe<br />

zwischen dem Etschgebiete und<br />

dem Nonsberge, dessen Hauptwasser<br />

jenseits die Novella heißt, mit einiger<br />

Räumlichkeit für das Alpenvieh, daher<br />

campus genannt.<br />

Von hier erreicht man in einer halben<br />

Stunde unsere liebe Frau im Walde (Senale<br />

= Sennhüttenanlage), das erste<br />

noch deutsche Dorf auf dem Nonsberge,<br />

wozu die sprach- und stammverwandten<br />

<strong>Gemeinde</strong>n San Felice, Lauregno<br />

und <strong>Proveis</strong> kommen. Im ersten dieser<br />

deutschen Orte bestand im VIII. bis IX.<br />

Jahrhundert ein Hospital für Pilgrimme,<br />

welche diesen Bergeszug nach Rom, Jerusalem<br />

und Kompostella wählten. Eine<br />

religiöse Genossenschaft siedelte sich<br />

dabei an. Durch Ungunst der Zeiten und<br />

eigene Schuld kam sie in Verfall.<br />

Von hier aus erreicht man in zwei Stunden<br />

Fondo, in acht Stunden Cles, in vierzehn<br />

Mezzolombardo, und in eben so<br />

viel Malè im Sulztale, welches sich an<br />

den Tonale zieht.“<br />

Ausgabe 3/2012 2 Ausgabe 3/2012<br />

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