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Bestattung - Gelenau Inh. Bianca Kelsch Straße der ... - Drebach

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1. März 2012<br />

Historisches<br />

Aus <strong>der</strong> Scharfensteiner Ortsgeschichte (Teil 68)<br />

Unsere kleine Gemeinde erhält 1866 eine<br />

Haltestelle <strong>der</strong> Zschopautalbahn<br />

Als vor 250 Jahren, genau am 30. September 1762, in einem ärmlichen<br />

Häusleranwesen am Scharfensteiner Zschopauufer <strong>der</strong> später weit über<br />

den Ort hinaus bekannte Wildschütz Karl Stülpner das Licht <strong>der</strong> Welt erblickte,<br />

ahnte hier noch keiner, dass 104 Jahre später ganz in <strong>der</strong> Nähe<br />

seines Geburtshauses ein dampfschnaufendes Ungetüm über die eiserne,<br />

neu gebaute Brücke donnern würde. Ob Jahrzehnte später <strong>der</strong> greise<br />

Stülpner in seinen letzten Lebensjahren davon wusste, dass hier in<br />

Sachsen <strong>der</strong> Bau eines Eisenbahnnetzes vorgeschlagen wurde? Immerhin<br />

hatte Friedrich List 1833 in Leipzig sein Werk "Über ein sächsisches<br />

Eisenbahnsystem" bekanntgemacht. Der Wilischthaler Fabrikschullehrer<br />

Carl Heinrich Wilhelm Schönberg veröffentlichte im April 1835 die<br />

Stülpnerbiografie. Stülpner selbst ging mit einigen Exemplaren zu Fuß auf<br />

Verkaufstour. Im August 1835 wird er dabei aus Leipzig verbannt. Ob er<br />

dort in Gesprächen mit Bürgern vom Bahnbau hörte? Wir wissen es nicht.<br />

Im gleichen Jahr fuhr Deutschlands erste Eisenbahn von Nürnberg nach<br />

Führt. In Sachsen zogen am 7. und 8. April 1839 englische Lokomotiven<br />

den ersten Zug von Leipzig nach Dresden und wie<strong>der</strong> zurück.<br />

Am 5. Oktober 1839 ist <strong>der</strong> altersschwache, früher so vitale Wildschütz bei<br />

Lauta zusammengebrochen. Der Überlieferung nach sollen Lautaer Bürger<br />

den Hilflosen nach Scharfenstein gebracht haben. Nunmehr war die<br />

Gemeinde gefor<strong>der</strong>t den alten Mann aus Mitteln <strong>der</strong> Armenkasse zu unterstützen.<br />

Ein eigenes Zuhause hatte er nicht, wurde deshalb wöchentlich<br />

reihum von Haus zu Haus gereicht. Unweit <strong>der</strong> Schlossmühle im großen<br />

Scharfensteiner Zschopaubogen war zur selben Zeit die damals größte<br />

Baumwollspinnerei Sachsens von den Herren Fiedler und Lechla in Betrieb<br />

genommen worden. Arm und krank verschied am 24. September 1841 <strong>der</strong><br />

Wildschütz aus seinem Leben. Bekannt sind seine "Glanzjahre" noch heute,<br />

gleichgültig ob nun Dichtung o<strong>der</strong> Wahrheit diese Begebenheiten unsterblich<br />

gemacht haben.<br />

Und noch etwas gibt es noch immer in Scharfenstein - die Eisenbahn. Seit<br />

1866 fahren Züge über die oben genannte Brücke. Wie es dazu kam, was<br />

die Scharfensteiner Bürger beim Bau <strong>der</strong>gleichen erlebten und einiges zur<br />

langen Geschichte <strong>der</strong> Bahn will ich in den nächsten Beiträgen mitteilen.<br />

Das Sächsische Staatsarchiv Chemnitz ist eine wahre Fundgrube, um tief<br />

Amtsblatt <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Drebach</strong><br />

in die Zeit des Eisenbahnbaues einzutauchen. Doch auch die damaligen<br />

Zeitungen haben in ihren Ausgaben umfangreich die Bürger über den<br />

Stand <strong>der</strong> Dinge unterrichtet. Meine Beschreibungen werden sich hauptsächlich<br />

auf den Bereich <strong>der</strong> Grundherrschaft Scharfenstein, also zwischen<br />

Wilischthal und Floßplatz, beschränken.<br />

Die im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t sich rasant entwickelnde Industriealisierung in<br />

Sachsen erfor<strong>der</strong>te die Umstellung des Transportwesens im Fernhandel<br />

vom bisherigen Fuhrwerksbetrieb auf die sich erfolgreich erwiesene schienengebundene<br />

Eisenbahn. Die neu entstandenen Fabriken, meistens<br />

wegen <strong>der</strong> Wasserkraft in <strong>der</strong> Nähe von Flüssen gebaut, benötigten genügend<br />

Rohstoffe (z. B. Baumwolle) o<strong>der</strong> auch Brennmaterial, also Kohlen,<br />

zum Betrieb <strong>der</strong> Dampfmaschinen. Der Sächsische Landtag beschloss unter<br />

an<strong>der</strong>em per Dekret vom 24. Januar 1855 für den Finanzzeitraum 1855<br />

- 1857 den Bau <strong>der</strong> Strecke Zwickau-Schwarzenberg und für den Zeitraum<br />

1858 - 1860 die Strecke Dresden-Tharant-Freiberg. Im Gespräch war auch<br />

bereits die Region um Annaberg. Die Steinkohle im Zwickauer Gebiet war<br />

Ursache, dass <strong>der</strong> Anschluss Annabergs von Zwickau über<br />

Schwarzenberg vom Landtag zuerst als günstig beurteilt wurde. Doch das<br />

im Jahr 1854 gegründete "Annaberger Eisenbahn-Comitè" konnte durch<br />

kräftige Argumente den Bau von Chemnitz nach Annaberg erfolgreich<br />

durchsetzen. Aber <strong>der</strong> Weg bis dahin war nicht einfach. Alle Orte, die von<br />

dem Bahnprojekt Chemnitz - Annaberg berührt wurden, waren aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

sich durch Petitionen an den Landtag für diese Strecke mit stark zu<br />

machen. Der Scharfensteiner Gemein<strong>der</strong>at erhielt ebenfalls ein Schreiben<br />

mit <strong>der</strong> Bitte zur Befürwortung <strong>der</strong> Petition. Den Beschluss über ihre<br />

Meinung zu dieser Angelegenheit fassten die Mitglie<strong>der</strong>, größtenteils<br />

Hausbesitzer des Ortes, im Protokoll <strong>der</strong> Sitzung vom 1. September 1857<br />

wie folgt zusammen: "Die Chemnitz-Annaberger Eisenbahn betreffend, wo<br />

wir gleichfalls eine Auffor<strong>der</strong>ung erhalten haben, sind wir dahin überein gekommen,<br />

daß wir hierzu keine Petition, wie uns dieselbe zugeschickt worden<br />

ist, unterzeichnen, son<strong>der</strong>n dasselbe auf sich beruhen lassen." Die<br />

Hausbesitzer und Gemein<strong>der</strong>äte waren sich mit ihrer eingeschränkten<br />

Sicht auf den Bahnbau nicht im Klaren, was ihre Zurückhaltung für negative<br />

Auswirkungen auf die ansässige Spinnerei haben könnte. Bis 1856 war<br />

<strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> Spinnerei Moritz Leonhardt noch Mitglied des<br />

Gemein<strong>der</strong>ates. Doch eine schwere Krankheit, die am 20. Januar 1863 zu<br />

seinem Tod führte, verhin<strong>der</strong>te seine Tätigkeit im Rat. Bei seiner<br />

Anwesenheit wäre sicherlich ein Beschluss mit <strong>der</strong> wohlwollenden<br />

Zustimmung zum Bahnbau gefasst worden. Noch weniger weitsichtig<br />

zeigte sich <strong>der</strong> Hopfgartener Gemein<strong>der</strong>at. Den Bau einer Haltestelle auf<br />

ihrer Dorfflur lehnte <strong>der</strong> Rat ab. Ein Beschluss, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinde noch<br />

heute zum Nachteil gereicht. Doch die überwiegende Mehrzahl <strong>der</strong><br />

Anliegerorte begrüßte eine schnellstmögliche Anbindung an das sich im<br />

Bau befindliche Eisenbahnnetz. Dem Druck dieser eingereichten<br />

Petitionen folgend, beschloss die Ständeversammlung des Landtages, im<br />

August 1861, den Bau <strong>der</strong> Strecke Chemnitz - Annaberg aus Staatsmitteln<br />

ausführen zu lassen. Zur Deckung <strong>der</strong> Baukosten stellte <strong>der</strong> Landtag eine<br />

Summe von 4 Millionen Talern im Haushalt bereit.<br />

In <strong>der</strong> Planungsphase zwischen 1858 und 1860 war man sich über die<br />

Streckenführung noch nicht einig. Neben <strong>der</strong> Talvariante entlang <strong>der</strong><br />

Zschopau existierte ein Projekt von Chemnitz über Thum und<br />

Ehrenfrie<strong>der</strong>sdorf nach Annaberg. Auch im Zschopautal war unterhalb von<br />

Scharfenstein, unweit <strong>der</strong> Griesmühle, eine Weiterführung <strong>der</strong> Strecke im<br />

Tal des Grundbaches über <strong>Drebach</strong> nach Ehrenfrie<strong>der</strong>sdorf vorgesehen.<br />

Selbst das Tal <strong>der</strong> Wilisch war als mögliche Variante über <strong>Gelenau</strong> nach<br />

Ehrenfrie<strong>der</strong>sdorf im Gespräch. Die Stadtväter und Fabrikbesitzer<br />

Wolkensteins for<strong>der</strong>ten 1860 mit ihrem Einspruch den Anschluss ihrer<br />

Stadt an die Bahn. Damit fand <strong>der</strong> Bau im Zschopautal endlich die<br />

Zustimmung aller Verantwortlichen.<br />

Fortsetzung folgt.<br />

Dieter Taube, Scharfenstein<br />

Die Eisenbahnbrücke und die Baumwollspinnerei in Scharfenstein um 1881.<br />

Foto B. Günther<br />

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