Mathematisches Denken und Arbeiten
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Sie liegt dem eindimensionalen reellen projektiven Raum zugr<strong>und</strong>e; über diese wichtige mathematische<br />
Objekt werden hier nichts weiter sagen. In der mathematischen Theorie der Computertomografie<br />
(CT) spielt die Menge Γ aller affinen Geraden – ebenfalls eine Teilmenge von P(R 2 )<br />
– eine zentrale Rolle. Jeder Geraden G ∈ Γ ist ein Messwert zugeordnet, nämlich die Absorption<br />
der Röntgenstrahlung längs des durch die Gerade spezifizierten Strahles. (Die einzelnen<br />
Messwerte sind Integrale.)<br />
Spätestens die Potenzmenge macht deutlich, dass Mengen Elemente von Mengen sein können.<br />
Tatsächlich ist es so, dass Elemente von Mengen stets Mengen sind; es ist aber oft im jeweiligen<br />
Kontext unwichtig, aus welchen Elementen sie bestehen.<br />
Der Durchschnitt <strong>und</strong> die Vereinigung von Mengen kann nicht nur für zwei Mengen, sondern<br />
auch für endliche viele definiert werden. Mehr noch: Dank der Existenz von Potenzmengen kann<br />
man „große“ Durchschnitte <strong>und</strong> Vereinigungen gilden. Ein Mengensystem auf einer Menge A<br />
ist eine Teilmenge A ⊆ P(A). Man definiert zu einem solchen Mengensystem<br />
∪A = {x | ∃B ∈ A : x ∈ B},<br />
∩A = {x | ∀B ∈ A : x ∈ B}.<br />
(große Vereinigung)<br />
(großer Durchschnitt)<br />
Was versteht man unter einem geordneten Paar (a, b)?<br />
5.4 Satz. Für a, b, a ′ , b ′ gilt:<br />
{{a}, {a, b}} = {{a ′ }, {a ′ , b ′ }} ⇐⇒ a = a ′ ∧ b = b ′ .<br />
Beweis. Wir beweisen nur die Implikation „ =⇒ “. Dazu setzen wir voraus, dass<br />
{{a}, {a, b}} = {{a ′ }, {a ′ , b ′ }} (5.1)<br />
gilt. Im Beweis von a = a ′ ∧ b = b ′ unterscheiden wir die Fälle a ≠ b <strong>und</strong> a = b.<br />
Fall a ≠ b: Dann gilt {a} ⊂ {a, b} (echte Teilmenge). Dann ist auch die Menge auf der rechten<br />
Seite von (5.1) zweielementig, d.h. {a ′ } ≠ {a ′ , b ′ }, <strong>und</strong> weiter {a ′ } ⊂ {a ′ , b ′ }. Wäre {a} =<br />
{a ′ , b ′ }, dann erhielte man den Widerspruch<br />
{a ′ , b ′ } = {a} ⊂ {a, b} = {a ′ }.<br />
Somit muss gelten: {a} = {a ′ } <strong>und</strong> {a, b} = {a ′ , b ′ }. Aus der ersten Gleichung folgt a = a ′ ;<br />
wegen a ≠ b folgt aus der zweiten b = b ′ .<br />
Fall a = b: Dann gilt {a} = {a, b} = {a ′ } = {a ′ , b ′ }. Hieraus schließt man a = b = b ′ =<br />
a ′ .<br />
Das geordnete Paar zweier Elemente a <strong>und</strong> b definiert man mengentheoretisch wie folgt:<br />
(a, b) := {{a}, {a, b}}<br />
Aus dem Satz 5.4 folgt, dass diese Definition geordneter Paare die gewünschten Eigenschaften<br />
hat: (a, b) = (a ′ , b ′ ) gilt genau dann, wenn die Komponenten gleich sind; für a ≠ b ist auch<br />
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