Mathematisches Denken und Arbeiten
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Eine Anwendung auf die obige Definition der strengen Monotonie liefert, dass eine Funktion<br />
f : D → R genau dann nicht streng monoton steigend ist, wenn gilt<br />
also, im Einklang mit der Intuition,<br />
∃x 1 , x 2 ∈ D : ¬(x 1 < x 2 =⇒ f(x 1 ) < f(x 2 )),<br />
∃x 1 , x 2 ∈ D : ¬(x 1 < x 2 ∧ f(x 1 ) ≥ f(x 2 )).<br />
Will man eine Aussage beweisen, in der ein Allquantor auftritt, z.B. ∀x ∈ X : A(x), dann hat<br />
sich folgendes Beweismuster bewährt.<br />
Beweis: Sei x ∈ X (beliebig). Wir beweisen, dass A(x) wahr ist. . . .<br />
Dieses Vorgehen haben wir bereits im Beweis des Satzes 1.3 kennengelernt. Wir illustrieren es<br />
mit einem weiteren Beispiel, welches nach dem Schema Definition–Satz–Beweis aufgebaut ist.<br />
3.2 Definition. Eine Funktion f : D → R, D ⊂ R, heißt nach oben beschränkt genau dann,<br />
wenn gilt<br />
∃M ∈ R ∀x ∈ D : f(x) ≤ M.<br />
Man nennt M dann eine obere Schranke für f.<br />
Durch Negation erhalten wir, dass f genau dann nicht nach oben beschränkt ist, wenn gilt:<br />
∀M ∈ R ∃x ∈ D : f(x) > M (3.3)<br />
3.3 Satz. Die Funktion f : [0, ∞[→ R, f(x) = √ x, ist nicht nach oben beschränkt.<br />
Beweis. Sei M ∈ R beliebig. Wähle eine reelle Zahl y ≥ 0 mit M < y. Setze x = y 2 . Dann ist<br />
x ∈ [0, ∞[ <strong>und</strong> es gilt M < y = f(x). Wir haben gezeigt, dass (3.3) gilt.<br />
3.4 Bemerkung. Man beachte, dass hier vollständige deutsche Sätze ausgeschrieben wurden.<br />
Dabei wurden mathematische Symbole sinnvoll in die Sprache integriert. Es ist sehr wichtig <strong>und</strong><br />
nützlich, diesem bewährten Vorgehen zu folgen. Oberste Priorität hat in der Mathematik (<strong>und</strong><br />
oft auch anderswo), dass das Gesagte <strong>und</strong> Geschriebene klar <strong>und</strong> übersichtlich ist. Der Leser ist<br />
der Richter darüber, ob das im Einzelfall gelungen ist.<br />
Übungsaufgaben.<br />
(i) Definiere alle (Standard-)Junktoren mit Hilfe der Negation <strong>und</strong> der Disjunktion.<br />
(ii) Seien A, B <strong>und</strong> C beliebige Aussagen. Welche der folgenden Aussagen sind Tautologien?<br />
a) ((C =⇒ A) ∧ ¬A) =⇒ ¬C,<br />
b) (B ∨ (B =⇒ A)) =⇒ A,<br />
c) ((A =⇒ B) ∧ ¬B) ⇐⇒ (¬(¬A ∨ B) ∧ ¬B).<br />
(iii) Formuliere Satz 2.4 mit Quantoren.<br />
(iv) Ist die folgende Aussage eine Tautologie?<br />
((A =⇒ B) =⇒ A) =⇒ A<br />
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