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Synapse 50-neu.pmd - Breite Liste Gesundheit, Fachschaft Medizin ...

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HIV-Therapie<br />

Sylvère Störmann<br />

HIV, HI-Virus<br />

engl.: human immunodeficiency virus<br />

Retroviren vom Typ C; verursachen die HIV-Infektion u. deren Vollbild AIDS; seit 1986 international gültige Bez.<br />

Roche Lexikon, 4. Auflage (http://www.gesundheit.de/roche)<br />

22<br />

<strong>Synapse</strong> <strong>50</strong> / Juni 2004<br />

synapse@fachschaft-medizin.de<br />

Ganz allgemein bestehen Viren aus Nukleinsäure und einer<br />

Proteinkapsel. Da sie keine Enzyme zur Energieerzeugung oder<br />

Proteinbiosynthese haben, sind sie auf Wirtszellen angewiesen,<br />

die sie dazu missbrauchen, ihr Genom und sich selbst zu<br />

vervielfältigen. Die Art des Genoms bestimmt maßgeblich, wie<br />

Viren klassifiziert werden. Das HI-Virus gehört zur Virusfamilie<br />

der Retroviren, genauer zum Genus der Lentiviren (vom Lat.<br />

lentus = langsam)<br />

Schätzungsweise 40 Millionen Menschen sind mit HIV infiziert,<br />

davon alleine 25 Millionen in Südafrika. Seit seiner Entdeckung<br />

im Jahre 1981 wurde viel über den Virus herausgefunden; heute<br />

ist es „das am besten<br />

erforschte Virus“<br />

Mit einem Durchmesser<br />

von 100 nm gehört es zu<br />

den Viren mittlerer<br />

Größe. Seine Hülle besteht<br />

aus einer Phospholipid-<br />

Doppelschicht, die einst<br />

beim Ausschleusen des<br />

Virus aus der Wirtszelle<br />

„mitgenommen“ wurde. Er<br />

besteht aus den<br />

Glykoproteinen gp120<br />

(mit<br />

einem<br />

Molekulargewicht von<br />

120 Da) und gp41. Das<br />

Genom besteht aus zwei<br />

Kopien einzelsträngiger<br />

RNA-Moleküle (diploides<br />

Genom)<br />

Über das gp120 bindet der<br />

HI-Virus an die<br />

aminoterminale Domäne<br />

des CD4-Rezeptorproteins (über zusätzliche Interaktion mit<br />

Chemokinrezeptoren entweder dockt der Virus an T-<br />

Lymphocyten oder Makrophagen), während er mit gp41 die<br />

Fusion der Hülle mit der Wirtszellenmembran einleitet. Ist das<br />

Capsid erst in der Wirtszelle angelangt, wird die virale RNA<br />

freigesetzt (uncoating) und mit dem vom Virus mitgebrachten<br />

Enzym Reverse Transcriptase zu einem doppelsträngigen DNA-<br />

Strang umgeschrieben. Mittels der viralen Integrase wird diese<br />

DNA an willkürliche Stellen in das Genom der Wirtszelle<br />

integriert (Provirus). Diese DNA produziert dann tatkräftig<br />

durch die viralen Proteine tat (transactivator of transcription)<br />

und rev (regulator of expression of virion proteins) unterstützt<br />

Virus-RNA, Capsid-Proteine und Membranproteine, die<br />

anschließend <strong>neu</strong>e Viren hergeben (Knospung). Von den <strong>neu</strong>n<br />

Genen des Virus sind drei Strukturgene (pol – „Polymerase“,<br />

env – envelope = „Hülle“, gag – gruppenspezifisches Antigen),<br />

die übrigen sechs Gene codieren für regulierende Proteine. Nach<br />

der Abschnürung des Virus von der Wirtszelle wird das dritte<br />

Virusenzym aktiv: die Protease. Sie baut den Virus vollständig<br />

zusammen – meist fehlerhaft, aber oft genug richtig. Die Folgen<br />

einer Virus-Infektion sind zunächst eine heftige Immunantwort,<br />

woraufhin eine lange Latenzphase beginnt. Nach einigen Jahren<br />

dann bricht AIDS aus und die Zahl der HI-Viren steigt analog<br />

zum Abfall der CD4-Zellen. Das Immunsystem wird stark<br />

geschwächt, der Patient stirbt an opportunistischen Infektionen<br />

Mittlerweile hat man Mittel und Wege gefunden, die HIV-<br />

Infektion relativ gut zu kontrollieren. Mit einer sogenannten<br />

Dreifachkombination wird dem HI-Virus entgegengewirkt. Die<br />

drei Enzyme, die der Virus mitbringt, sind dabei primäre<br />

Angriffspunkte, da sie in<br />

humanen Zellen nicht<br />

vorkommen<br />

Blockt man sie ab, kann<br />

die Vermehrung des HI-<br />

Virus gestoppt werden.<br />

Seit 1987 existiert das<br />

Nukleosidanalogon<br />

Azidothymidin (AZT), die<br />

die Reverse Transcriptase<br />

inhibiert, indem sie die<br />

DNAKettensynthese<br />

abbricht. Wegen der<br />

Nebenwirkungen wurden<br />

auch noch Nicht-<br />

Nukleosidale-<br />

RTInhibitoren (NNRTI)<br />

entwickelt<br />

Mehr Erfolg versprechen<br />

allerdings Protease-<br />

Inhibitoren, die durch<br />

Bindung im aktiven<br />

Zentrum des Enzyms zu<br />

dessen Hemmung führen. Als erstes Medikament dieser Gruppe<br />

ist Saquinavir im Dezember 1995 in den U.S.A. zugelassen<br />

worden. Allerdings zeigen diese Medikamente, wie etwa Ritonavir<br />

und Indinavir (sprich: Protease-Inihibitoren), bei zahlreichen<br />

Medikamenten Wechselwirkungen<br />

Monotherapien haben sich als recht wirkungslos erwiesen,<br />

weswegen Kombinationstherapien den richtigen Weg zu weisen<br />

scheinen<br />

Ein Heilmittel gibt es nach wie vor nicht, da der Virus eine hohe<br />

Variabilität besitzt, was die Herstellung und Findung von<br />

Gegenmitteln erschwert. Daran sind die Reverse Transcriptase<br />

und die RNA-Polymerase II schuld: beide arbeiten nicht sehr<br />

präzise und sind für die hohe ‚Mutationsrate’ des Virus<br />

verantwortlich

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