Schreib- und Schriftkultur - HIB Saalfelden
Schreib- und Schriftkultur - HIB Saalfelden
Schreib- und Schriftkultur - HIB Saalfelden
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Projektbericht<br />
<strong>Schreib</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schriftkultur</strong><br />
Ein Projekt der 5AS <strong>HIB</strong> <strong>Saalfelden</strong> im Schuljahr 1999/2000<br />
in Kooperation mit Stadtbibliothek, Volkshochschule <strong>und</strong> Buchbinderei Fuchs.<br />
Gefördert durch das Österreichische Kulturservice
eteiligt waren:<br />
ie Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler der 5AS 1999/2000<br />
nd deren Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer für<br />
iologie, Deutsch, Englisch, Geografie,<br />
ildnerische Erziehung, Informatik,<br />
eschichte, Latein, Ethik, Religion<br />
nd Leibesübungen.<br />
ie Arbeiten wurden ausschließlich in Unterrichtsst<strong>und</strong>en<br />
urchgeführt, mit folgenden Ausnahmen:<br />
xkursion in die (weglose) Lenzenklamm,<br />
xkursion zur Ausstellung „Schrift-Stücke“ in München,<br />
ortrag von Eric Kaak, Institut für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung,<br />
ufbau der Ausstellung im Bildungszentrum <strong>Saalfelden</strong> (zwei Tage)<br />
rojektleitung <strong>und</strong> Dokumentation: Prof. Mag. Gerald Schügerl
Die persönlichen Erfahrungen mit<br />
<strong>Schreib</strong>en, Schrift <strong>und</strong><br />
Schriftlichkeit
Was anderen Menschen<br />
schreibenswert war:
H.M. Bachmayer<br />
Bild <strong>und</strong><br />
Literatur<br />
Recht <strong>und</strong><br />
Verwaltung<br />
Kult <strong>und</strong>
Mündliche Tradierungen<br />
Das Erzählgut der Rhapsoden <strong>und</strong> Sänger<br />
Gilgamesch-Epos<br />
Mahabharata<br />
Alexanderroman<br />
Rolandslied<br />
Beowulf<br />
Cid<br />
Aeneas<br />
Ilias<br />
Referate
Das Motiv der Bibliothek in der<br />
Literatur des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
Schüler-<br />
Referate
Das Motiv der Bibliothek in ...<br />
Die Bibliothek als Kulturdenkmal, ohne Nutzer
Das Motiv der Bibliothek in ...<br />
„Ein Alptraum der <strong>Schriftkultur</strong><br />
(Stocker)<br />
Eine Nacht lang Suche nach<br />
DEM EINEN BUCH<br />
Bücher mit Schimmelpilz, Fäkalien,<br />
Insektenlarven, Spinnenhäuten, ...<br />
Bibliothekare bringen prinzipiell<br />
die falschen Bücher.<br />
Bibliotheksgehilfen quälen Leser<br />
mit Nadeln, Klebstoff, Gestank
Das Motiv der Bibliothek in ...<br />
Die Bibliothek als Labyrinth<br />
Das verbotene Buch<br />
Bibliothekarswissen ist Geheimwissen,<br />
das nur dem Nachfolger weitergegeben wird.
Das Motiv der Bibliothek in ...<br />
„Ein Atlas des unterirdischen Wien ähnelte den<br />
Abbildungen eines Menschen in einem<br />
anatomischen Lehrbuch, auf denen die Nervenbahnen,<br />
Venen, Arterien <strong>und</strong> Organe dargestell<br />
sind. Der Kopf, mit dem Gedächtnis dieses von<br />
außen unsichtbaren Organismus, wäre die<br />
Nationalbibliothek. Sie reicht drei Stockerke<br />
tief unter die Erde <strong>und</strong> erstreckt sich vom<br />
Albertinaplatz bis zum Heldenplatz.“
as Motiv der Bibliothek in ...<br />
Sammlung<br />
ALLER schriftlichen Äußerungen<br />
Alles digitalisiert<br />
Schrift macht <strong>Schreib</strong>er unsterblich<br />
2027: „infernalisches Jüngstes Gericht<br />
über das Millionenarchiv der Eitelkeiten“<br />
Flämmchensymbol<br />
ersetzt EDV-Titelanzeige<br />
Der Virus im Internet
Das Motiv der Bibliothek in ...<br />
Heimat der großen Ideen<br />
10.000 Jahre, um alle Bücher zu lese<br />
„Ich kann Dir sagen, ich habe die Empfindung gehab<br />
in das Innere eines Schädels eingetreten zu sein; ring<br />
herum nichts wie diese Regale mit ihren Bücherzelle<br />
<strong>und</strong> überall Leitern zum Herumsteigen, <strong>und</strong> auf den<br />
Gestellen <strong>und</strong> den Tischen nichts wie Kataloge <strong>und</strong><br />
Bibliographien, so der ganze Succus des Wissens, un<br />
nirgends ein vernünftiges Buch zum Lesen, sondern<br />
Bücher über Bücher.“
Das Motiv der Bibliothek in ...<br />
Ist die Bibliothek weiblich?<br />
Wissen beruht auf Zufallsf<strong>und</strong>en,<br />
nicht auf (männlicher!) Logik.<br />
Das Wichtige steht<br />
ZWISCHEN den Zeilen<br />
ZWISCHEN den Seiten
„Die totale Bibliothek“ (Stocker)<br />
Die vollständige, aber nicht mehr<br />
zu ordnende Bibliothek.<br />
Informations-Overkill:<br />
Die totale Information ist<br />
gleichbedeutend mit<br />
keiner Information.
Graphische Notationssysteme
Exkursion<br />
zu<br />
Felsritzzeichnungen<br />
in der<br />
Die Lenzenklamm<br />
bei Lofer<br />
Bernhard findet eine Hausdarstellun<br />
aus der frühen Neuzeit
Die Lenzenklamm<br />
bei Lofer<br />
Patrick präsentiert die<br />
lebensgroße Abbildung<br />
eines Soldaten aus den<br />
Franzosenkriegen
Wo die ersten Schriften entstanden
Die Entwicklungen<br />
der<br />
Schriftsysteme
& <br />
Piktogramme
Phonogramme<br />
Piktogramme<br />
& <br />
Ideogramme<br />
|~<br />
z<br />
Logogramme<br />
∈≥≠÷∞& §<br />
āáäâåãăæàą
Die Entwicklung der ......
.... lateinischen Schrift
Kodex Hammurapi,<br />
Sammlung der Gesetze <strong>und</strong> Edikte<br />
des babylonischen Königs<br />
Hammurapi; ältester vollständig<br />
überlieferter Gesetzeskodex. Eine<br />
Inschrift des Gesetzestextes, die in<br />
einen schwarzen, über zwei Meter<br />
hohen Dioritblock eingemeißelt<br />
sind, wurde von französischen<br />
Archäologen in Susa (dem antiken<br />
Elam) im Irak im Winter 1901/02<br />
ausgegraben. Der in drei Teile<br />
zerborstene Block wurde<br />
restauriert <strong>und</strong> steht heute im<br />
Louvre in Paris.
Tontafel aus Mesopotamien<br />
Zu dem König, meinem Herrn, meiner Sonne vom Himme<br />
(spricht) also Widia, dein Diener,<br />
der Staub deiner beiden Füße,<br />
der Stallknecht deiner beiden Pferde:<br />
Zu den Füßen des Königs, meines Herrn<br />
warf ich mich fürwahr siebenmal <strong>und</strong> siebenmal nieder,<br />
(mit) Rücken <strong>und</strong> Bauch.<br />
Siehe, ich folge dem Wort<br />
des Königs, meines Herren, des Sohnes der Sonne, <strong>und</strong><br />
siehe, ich habe bereitgestellt Speisen,<br />
Rauschgetränk, Öl, Getreide, Rinder,<br />
.......... Für die Krieger des Königs, meines Herrn.<br />
Ich habe alles bereitet für die Krieger des Königs,<br />
meines Herrn.<br />
Was ist ein H<strong>und</strong>,<br />
daß er nicht hören sollte<br />
auf die Worte des Königs, meines Herrn,<br />
des Sohnes der Sonne.<br />
(Amarna-Brief 324, Brit. Mus. London)
St<strong>und</strong>enbuch<br />
der Jeanne de France<br />
Bretagne 1420-1430<br />
Nisami (12. Jht.):<br />
Schatztruhe der Gemeimnisse<br />
Geistliches Lehrgedicht, Iran 1579<br />
m Kalligraphen Mu‘iss ad-Din al-Huseini<br />
auf Goldstaubpapier<br />
Ars memorandi – Blockbuch 1470: links Kurzfassun<br />
rechts Evangelistensymbol mit Verszahlen <strong>und</strong><br />
Symbolen dazugehöriger Schlüsselbegriffe
Gutenbergs Werke<br />
~ 1450<br />
Type Layout Druck
Gr<strong>und</strong>lage der Druckkunst blieb über Jahrh<strong>und</strong>erte der Letter<br />
(auch Type genannt) , ein vierkantiger, rechtwinkeliger Metall-
Setzkästen<br />
Das Schiff<br />
Der Handsatz<br />
Der Winkelhaken
Ansicht des<br />
Nachbaus einer<br />
Gutenberg-Press<br />
im Gutenberg-<br />
Museum Mainz.
Handpresse (Tiegel-Kniehebelpresse)<br />
1820<br />
iegelartie<br />
Knie<br />
ashington Kniehebelpresse<br />
Tiegel<br />
Karrenpartie<br />
Bengel<br />
F<strong>und</strong>ament<br />
Deckel<br />
Rähmchen<br />
Arbeitsschritte:<br />
Ausfahren des Karrens<br />
Hochheben des Deckels<br />
Ausklappen des Rähmchen<br />
Herausnahme des Drucks<br />
Ablegen des Bogens<br />
Einlegen des neuen Bogen<br />
Auftragen der Farbe<br />
Zuklappen des Rähmchen<br />
Deckel-Gegengewicht<br />
Schiene<br />
Zuklappen des Deckels<br />
Einfahren des Karrens (2x<br />
Zug am Bengel (2x)<br />
Rückstellung des Bengels
ashingtonpresse von Buchbinder Fuchs<br />
bei der Ausstellung der 5AS<br />
Klapptiegelpresse
Mammut-Rotationspresse von Robert <strong>und</strong> Richard Hoe<br />
20.000 einseitig<br />
bedruckte Bogen<br />
je St<strong>und</strong>e<br />
Einlegen per Hand
Erstmals Papierrollen:<br />
WALTER-PRESSE der Londoner Times 1866
Die Herstellung des<br />
Papyrus
Herstellung des Pergaments
Die Herstellung von<br />
Büttenpapier
44:<br />
olzschliff<br />
Stampfwerk<br />
Kozo Gampi<br />
apier-)Maulbeerbaum<br />
Zerkleinern<br />
natürliche<br />
Faulung<br />
1854: chem<br />
Aufschluss
Papierschöpfen<br />
aus Bütten
Papiermaschinen<br />
Patent Robert 1799<br />
Papiermaschin<br />
von 1995<br />
toffauflauf - Sieb-, Pressen - <strong>und</strong> Trockenpartie - Glättwerk - Aufrollun<br />
Fourdriniermaschine von Donkin, 1820
e-paper
Die Herstellung von<br />
Eisengallustinten<br />
<strong>und</strong> von<br />
Handschriften
Ausgangsmaterial zur Herstellung von<br />
Eisengallustinte
Das Tintenlabor der 5as
Das Tintenlabor der 5as
nwayßung unnd eygentlicher bericht, wie man eynen<br />
den Kil zum <strong>Schreib</strong>en erwölen, bereiten, teylen,<br />
heiden <strong>und</strong> temperieren soll.<br />
hann Neudörffer d.Ä., 1544<br />
Die kalligraphische Nacht
<strong>Schreib</strong>anleitung<br />
für den Palm-Top<br />
<strong>Schreib</strong>meister-<br />
Anleitungen
Schweigendes <strong>Schreib</strong>en<br />
von 21 Uhr bis 0 Uhr.<br />
Die kalligraphische Nacht
ie kalligraphische<br />
Nacht
Die Präsentation<br />
der Projektergebnisse,<br />
gemeinsam mit<br />
Buchbinderei Fuchs,<br />
Stadtbibliothek <strong>und</strong><br />
Volkshochschule<br />
Der Ort<br />
der Ausstellung:<br />
Das<br />
Bildungszentrum<br />
<strong>Saalfelden</strong>
as Foyer
ie<br />
BC-Treppe<br />
eder Buchstabe<br />
at seine Geschichte,<br />
eschrieben in Typen;<br />
ND<br />
uch jede Type<br />
at ihre Geschichte.
ispiele aus der ABC-Treppe,<br />
it. nach Blumenthal im PM
chreibbühne 1:<br />
anuelles <strong>Schreib</strong>en<br />
anuelles <strong>Schreib</strong>en<br />
it verschiedenen<br />
erkzeugen<br />
f verschiedenen<br />
aterialien
urchblick:<br />
as ist<br />
apyrus,<br />
enes ist<br />
ergament.
500 Ziegen<br />
für einen<br />
großen Codex.
<strong>Schreib</strong>bühne 2:<br />
Mechanisches <strong>Schreib</strong>en<br />
Mechanische <strong>Schreib</strong>maschinen <strong>und</strong> eine Stenografiermaschine
<strong>Schreib</strong>bühne 3: elekronisches <strong>Schreib</strong>en<br />
Mikrophon<br />
Spracheingabe durch IBM-ViaVoice
Das Buchtrapez<br />
Das Zusammenfassen des Geschriebenen:<br />
Korb, Diptychon,Buch, Beutelbuch,<br />
Riesenbuch <strong>und</strong> Minibuch, Disk <strong>und</strong> CD
Die Wachstafel (1000 v.u.Z.bis 1800) ....<br />
... <strong>und</strong> das Rocket e-Book (1999 bis ?
Der<br />
Biblioweg<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler zeichnen <strong>und</strong> bauen<br />
Bibliotheksmodelle nach schriftlichen Vorlagen
Die Keiltafel-<br />
Bibliothek<br />
mit Basket-Label<br />
Gef<strong>und</strong>ene Schlagworte<br />
dieses Erschließungssystems<br />
(z.B.: Lagash):<br />
Tagebuch<br />
Marias<br />
ezeichnet von Maria aus Almdorf<br />
Felder, Gärten, Farmen<br />
Letzte Urteile<br />
Inspektionen<br />
Rechnungsabschlüsse<br />
Lieferungen<br />
Zuteilungen<br />
Herden <strong>und</strong> Hirte<br />
Auszahlungen
Tempelbibliothek Sippar (Babylonien)<br />
550 v. Chr.<br />
Ein Fach:<br />
17 cm h, 30 cm b,<br />
70 cm tief<br />
Tunnelform durch Schilfrohr<br />
An die<br />
2000 Keiltafeln<br />
Gezeichnet von<br />
Maria aus<br />
Almdorf<br />
Inhalte: Hymnen, Gebetstexte, Prophezeiungen,<br />
mathematische <strong>und</strong> lexikalische Texte, literarische Werke
Tontafel - Bibliothek<br />
Ninive<br />
Sippar<br />
Ur<br />
Anna <strong>und</strong> Mari<br />
ordnen die von<br />
allen Schülern<br />
angefertigten<br />
Tontafel-<br />
Mitschriften<br />
aus Biologie
ie Bibliothek<br />
as Archiv<br />
n Sippar<br />
00 v.u.Z.)
Papyrus-<br />
Pergament-<br />
Rollen-Bibliothek<br />
wie in<br />
Alexandrien oder<br />
Pergamon<br />
Otto<br />
ordnet<br />
die Papyrus- <strong>und</strong><br />
Pergamentrollen<br />
seiner<br />
MitschülerInnen
Schriftrollenbibliothek<br />
wie in Alexandrien (250 v. - 50 v.)
Wandschrank-<br />
Bibliothek<br />
in Ephesos<br />
oder Rom<br />
Der Tonkrug<br />
diente auch zur<br />
Aufbewahrung von<br />
Schriftrollen
Pultbibliotheken mit Kettenbüchern<br />
Eisenstange<br />
Klosterbibliothek<br />
Goldberg (Schlesien)<br />
St. Walpurgiskirche<br />
Zutphen (Holland)
Cesena, Leiden,<br />
Florenz, Goldberg<br />
Englische Inseln<br />
Pultbibliothek mit
Saalbibliothek<br />
Kuppelbibliothek<br />
Nachgestaltung<br />
der Barockbibliothek<br />
von Stift Admont
Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft<br />
des Bibliothekswesens<br />
2<br />
ranz. Nationalbibliothek 1995<br />
Online mit staatl. <strong>und</strong> privaten Archiven: „Dummer PC“ (1) <strong>und</strong><br />
mobile Touch-Screen-Skins (2)<br />
1
ZUR MATERIALITÄT DES BUCHES<br />
Die dreifache Natur des Buches (Göpfert):<br />
1. Geistiges Phänomen<br />
2. Technisches Phänomen<br />
3. Wirtschaftliches Phänomen
Dominique, Anna <strong>und</strong><br />
zwei Lisas entwickeln<br />
Buchobjekte
Ausstellung der Buchobjekte
Buchobjekt<br />
Caro
Buchobjekt<br />
Unser Buchobjekt<br />
Mit unserem Buchobjekt wollten wir zeigen,<br />
was ein Mensch alles braucht, um zu überleben.<br />
Das halb aufgeklappte Buch bietet Schutz:<br />
Dem zylinderförmigen Zeitungsberg, Wissen<br />
symbolisierend. Dem Männchen in der Mitte,<br />
einem Jedermann.<br />
Das Moos auf dem Deckel des Buches soll<br />
Wärme <strong>und</strong> Geborgenheit vermitteln.<br />
Autoren: Anna Schwaiger <strong>und</strong> Maria Schmidt
Buchobjekte
Buchobjekt
Die Schrift,<br />
eine eigene Sprache<br />
Logos-Entwürfe, Duden-Anmaßung?, Verschriftlichung von M<strong>und</strong>artgedichten,<br />
Editieren von Autographen, Dramen schreiben/lesen, <strong>Schreib</strong>weisen <strong>und</strong> Lesarten.
Was kann Schrift<br />
Kann Schrift was?<br />
Schrift kann was!
Abstaktionsniveaus<br />
Erfahrung ? Erkenntnis ?
Das Non-Verbale im Verbalen
Das Verschriftlichen<br />
edichte in niederösterreichischer M<strong>und</strong>art“. Wien 1928)<br />
der Rede
Das Print-Layout von Autographen<br />
Georg Trakl (Nachlass)<br />
Übertragung durch<br />
Walter Killy
Wodurch sich Rede von Schrift unterscheidet:<br />
PLATO<br />
Alltagserfahrungen<br />
mündlich<br />
schriftlich<br />
Negatives an Schrift Mögliche Antwort heute<br />
M1: auditiv S1: visuell<br />
Plato 1:<br />
Schrift schwächt das<br />
Gedächtnis<br />
Plato 2:<br />
Schrift bietet nur<br />
stummen Text<br />
Plato 3:<br />
Schrift schränkt<br />
Adressaten NICHT ein<br />
(Verwirrung, Missbrauch)<br />
Plato 4:<br />
Schrift führt zu<br />
Scheinwissen<br />
Anti-Plato 1:<br />
Schrift entlastet<br />
Gedächtnis<br />
Anti-Plato 2:<br />
Schrift ermöglicht<br />
ruhige Überlegung<br />
Anti-Plato 3:<br />
Schrift ist zeit- <strong>und</strong><br />
ortsungeb<strong>und</strong>en.<br />
Anti-Plato 4:<br />
Schrift ermöglicht<br />
„kollektives<br />
Gedächtnis“<br />
M2: flüchtig S2: dauerhaft<br />
M3: rhythmisch S3: logisch geordnet<br />
geordnet<br />
M4: subjektiv S4: objektiv<br />
M5: umschreibend S5: treffend<br />
M6: rückmeldend S6: abstrakt<br />
M7: zeitlich<br />
S7: zeitlos<br />
beschränkt<br />
M8: aktuell, präsent S8: ortsungeb<strong>und</strong>en<br />
M9: gesellig S9: einsam
ULTIMEDIUM INTERNET:<br />
NEUE Datenwege, Neues Telefon/Fax, Neue Konferenz, Pager, Handy,<br />
WWW (HTML, Java, Multimedia)<br />
Zeitschriften online (gespiegeltes print-Angebot=SÜDDT, oder kostenpflichtiges Archiv=FAZ)<br />
E-Zines (Problem von Glaubwürdigkeit <strong>und</strong> Kompetenz – Wegfall mindestens eines Filters, dem Lektor)<br />
literatur im internet<br />
# hypertext/hyperfiction<br />
# e-book<br />
# netzliteratur (ibm+zeit)<br />
lit im netz (digitalisierung von lit . gutenberg.de)<br />
# netz <strong>und</strong> lit (literaturcafe, etc)<br />
GLYPHEN: lautsprachliche gebärden im internet:<br />
emoticons (ideogramme mit 90 smileys) (-was ist ironisch gemeint?)<br />
asterisken-klammer (*) z.b.: *grins* *lach*2"<br />
emuluerte prosodie + deiktische ausdrücke z.b.<br />
abkürzung RL für „wirklich?“ oder "den>d e n > D E N?"<br />
emuliertes flüstern: "/msg"+nickname+text "/msg" = "private message" z<br />
/msg oliver sag mal, hast du schon?<br />
SPRACHLICHE ASPEKTE DER ELEKTRONISCHEN KOMMUNIKATION<br />
1. vereinfachung der ausdrucksmittel, nutzung sprechsprachlicher konzeption<br />
2. ausgleich des verlustes der nonverbalen anteile durch neue zeichen, phrasen <strong>und</strong> kürzel<br />
3. die graphischen(!) nonverbalen zeichen werden in die sprechsprache übernommen!!!<br />
GRAMMATIKALISIERUNG<br />
P-convention: p-suffix aus lisp für ja-nein (T/F)<br />
reduplikation: ausdruck der emphase<br />
LEXIK:<br />
akronyme: FYI for your information BTW Überleitung ROTFL(BTCASTC)<br />
so<strong>und</strong>alike slang: MS-windoof, telekotz, DAU (dümmster anzunehmender user),<br />
automagisch (nicht vorhergesehener programmablauf)
Ausstellung der<br />
Mitschriften von<br />
Unterrichtsst<strong>und</strong>en<br />
auf<br />
Papyrus, Pergament<br />
Bütte, Lokta <strong>und</strong> To
Die Homöostase<br />
der<br />
mündlichen Überlieferung<br />
Der selektive Umgang mit Information <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene<br />
Fähigkeit des Vergessens<br />
sind angesichts der allgegenwärtigen Datenflut im Begriff<br />
zu einer eigenen Wissenskategorie der<br />
kognitiven Ökonomie<br />
zu werden.<br />
(Harald Weinrich, 7 hügel, Katalog)<br />
ars memoriae<br />
vs.<br />
ars oblivionis<br />
<strong>Schreib</strong>en,<br />
um zu vergessen?<br />
(s. <strong>Schreib</strong>therapie)
Projektabschluss:<br />
Ausstellungsbesuch in München
ernhard <strong>und</strong> Maria lauschen Dr. Hallers Erklärungen<br />
Dominik <strong>und</strong> Florian an einer Vitrine<br />
Patrick studiert eine „Riesenbibel“ aus Italien um 1075
Gr<strong>und</strong>lagen einer lernzielorientierten Evaluation des Projektes<br />
Fragen zur ABC-Treppe:<br />
Erzähle die Geschichte dreier Buchstaben unseres Alphabets<br />
Erkläre die Entwicklung einer Drucktype<br />
Nenne Beispiele von Zauberwirkungen von Buchstaben<br />
Nenne einige Eigennamen von Buchstaben<br />
Nenne Beispiele von Lautsymbolik aus der Literatur<br />
Fragen zu den drei „<strong>Schreib</strong>bühnen“:<br />
Wissensfragen:<br />
Nenne vier Datenträger<br />
Beschreibe drei Verfahren der Papierherstellung<br />
In welchen Bereichen löste die <strong>Schreib</strong>maschine die Handschrift ab?<br />
In welchen Bereichen löst das <strong>Schreib</strong>en <strong>und</strong> Lesen von/auf dem Bildschirm jenes von/auf dem Papier ab?<br />
Welche Probleme der Archivierung ergeben sich aus den Beschreibmaterialien?<br />
Verständnisfragen:<br />
Verändert die Zerlegung der Sinneinheiten mündlicher Sprache in Laute die Sinneinheiten?<br />
Gibt es gesichterte Aussagen über die WECHSELwirkung von psychischem Zustand <strong>und</strong> Hanschrift?<br />
Fördert das Zerlegen der (handschriftlichen) Wortbilder in (Machin-)Typen unser analytische Denkfähigkeit?<br />
Nach Beschreibstoff <strong>und</strong> Siegel: Sind <strong>Schreib</strong>maschintypen bereits die dritten Medien, die für sich als Botschaft wirken?<br />
Warum setzt sich die hanschriftliche Stenografie nicht als deutsche Verkehrsschrift durch?<br />
Warum werden die Stenomaschinen nicht in deutschsprachigen Gerichten verwendet?<br />
Wie wirkt der andere Tastenanschlag (ein Anschlag mehrerer Finger zugleich = ein Wort) auf die Wortgestalt (Rechtschreibung)?<br />
Kein Drill der <strong>Schreib</strong>meister, sondern ökonomische Notwendigkeit: Wer immer den Palmtop verwendet, muss dieselben Schriftzüge verwenden.<br />
– Was bedeutet das für unser persönliches Schriftbild?<br />
Kein Drill der Rhetorik-Trainer sondern technische Notwendigkeit:<br />
Wer immer ein Spracherkennungsprogramm verwendet, muss seine momentane, seelische Verfassung auf NEUTRAL schalten.<br />
– Hebt das eine sachliche Diskussionskultur?
Fragen zur Farbtafel:<br />
Welche Qualitätskriterien werden an eine Tinte gestellt?<br />
Fragen zum Buch-Trapez:<br />
Welche Entwicklungen geben dem Zusammenfassen von Texten Sinn?<br />
Nenne die drei Voraussetzungen, dass Texte weiterverwendet werden können.<br />
Wozu Beutelbücher? Wozu Minibücher?<br />
Fragen zum Biblioweg:<br />
Wissensfragen:<br />
Wann <strong>und</strong> wo entstanden die ersten Bibliotheken?<br />
Worin unterscheiden sich die Bibliotheken des antiken Rom von ihren Vorgängern?<br />
In welchem Zeitraum wurden libri catenati verwendet?<br />
Nenne die größte Bibliothek der Welt.<br />
Worin unterscheiden sich Stall-Libraries von Klosterbibliotheken Mitteleuropas?<br />
Erzähle die Geschichte der Bibliotheksnutzung.<br />
Wie kamen so viele Texte in die Bibliothek von Alexandrien?<br />
Erkläre den Unterschied von Magazinbibliotheken, Freihandbibliotheken,<br />
Freihandmagazinen <strong>und</strong> Bibliotheken als „öffentliche Orte“.<br />
Verständnisfragen:<br />
Warum entstanden Bibliotheken?<br />
Warum wurden/werden Bücher gesammelt?<br />
Erkläre den Zweck der Kuppelbibliotheken.<br />
Wohin entwickelt sich die Bibliothek?<br />
Fragen zum Skriptorium:<br />
Welche Schriftarten kann man unterscheiden?<br />
Welchem Zweck folgt die Erfindung/Entwicklung einer Schrift?<br />
WER schreibt WAS, <strong>und</strong> WARUM?<br />
WER schreibt WIE, <strong>und</strong> warum SO?<br />
Was ist ein Buch?<br />
Nenne die dreifache Natur des Buches.<br />
(+Beispiele!)<br />
Was kann gemeint sein mit: „Das Medium ist die Botschaft.“?<br />
Nenne den Unterschied zwischen Information <strong>und</strong> Wissen.<br />
Was kann Schrift?<br />
Wissensfragen:<br />
Was wirft Platon der Schrift vor?<br />
Nenne sieben einander entgegengesetzte Wirkungen schriftlicher <strong>und</strong> mündlicher Mitteilungen.<br />
Nenne vier einander entgegengesetzte Funktionen von Denken <strong>und</strong> <strong>Schreib</strong>en.<br />
Wie kompensiert ein <strong>Schreib</strong>er den Verlust des Non-Verbalen?<br />
Wie ergibt sich eine genormte Schrift, eine Rechtschreibung; wer darf sagen, was „richtig“ ist?<br />
Wie können wir mit der Datenflut aufgr<strong>und</strong> unserer <strong>Schriftkultur</strong> umgehen?<br />
Verständnisfragen:<br />
Welche Probleme ergeben sich bei der Drucklegung m<strong>und</strong>artlicher Dichtungen?<br />
Welche Probleme der gedruckte Texte dem Leser auf, wenn er die Gedankengänge des Autors genau nachvollziehen will?<br />
Wodurch zeigt sich das Paradoxon eines Dramentextes?<br />
Welche Freiheiten nehmen sich Autoren (Dichter <strong>und</strong> Werbetexter), um die Fesseln der Schrift zu lockern?<br />
Welche Einschränkungen beeinflussen das Weiterentwickeln schriftlich niedergelegter Gedanken?<br />
Nenne Beispiele der Verwendung mehrerer Schriften nebeneinander in einer Sprache.
Evaluation<br />
Schüler:<br />
Lehrer:<br />
Die gegenständlich vermittelbaren Inhalte<br />
wurden zu allgemeinem Wissen (Tefferquote 90%),<br />
literarische Anteile des Projektes fanden nur<br />
bei den Referenten selbst Interesse (Trefferquote: 10%),<br />
abstrakte Fragestellungen in psychologischen<br />
<strong>und</strong> philosophischen Grenzbereichen erwiesen sich<br />
für etwa 30% der SchülerInnen (16jährige!) zugänglich,<br />
was ich als den eigentlichen Erfolg des Projektes ansehe.<br />
Das Experiment, ein Projekt fast ausschließlich in regulären<br />
Unterrichtsst<strong>und</strong>en – <strong>und</strong> das ein Jahr lang! - durchzuführen,<br />
bedurfte einer teamfähigen <strong>und</strong> engagierten Kollegenschaft,<br />
zweier Sitzungen, einer immer zugänglichen Protokollmappe<br />
im Konferenzzimmer <strong>und</strong> mancher Notizzetterln in den Postfächern.<br />
Die Kooperationen mit außerschulischen Institutionen <strong>und</strong> mit Firmen<br />
erwiesen sich als konfliktfrei, teilweise als erfreulich bereichernd.<br />
Ohne finanzielle <strong>und</strong> moralische Unterstützungen durch die Direktion<br />
der Höheren Internatsschule des B<strong>und</strong>es in <strong>Saalfelden</strong> <strong>und</strong> das<br />
Österreichische Kulturservice (bzw. B<strong>und</strong>esministerium für Unterricht<br />
<strong>und</strong> kulturelle Angelegenheiten) wäre das Projekt nicht durchführbar gewesen.<br />
Gerald Schügerl e.h.