Vergil, Aeneis / Buch 7 (817 V.) - anadiplosis.de

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LGG – Latein LK 12/2 Augusteische Dichtung 24. Februar 2009 Vergil, Aeneis / Buch 7 (817 V.) Tu quoque litoribus nostris [...] • 1‐36 • 37‐45 • 46‐147 • 148‐285 • 286‐322 • 323‐640 • 641‐817 Fahrt zur Tibermündung Zwischenproömium an die Muse Erato Geschichte von Latium und Prophezeiungen Troianer in Latinum Iunos Monolog Durch einen Hinterhalt entfacht Iuno den Krieg zwischen Latinern und Troianern Der Heldenkatalog Zusammenfassung: Aeneas und die Troianer erreichen, nachdem er seine Amme Kajete beerdigt hat und jene ohne Umstände den berüchtigten Wohnsitz der Kirke umsegelt haben, die Mündung des Tibers. Begrüßung des Aeneas durch Latinus Zeichnung von Ferdinand Bol aus dem Jahre 1662, mit der er sich von der beginnenden Kolonisierung beeinflussen lässt. In einem Zwischenproömium ruft schließlich Vergil die Muse Erato an. Mit diesem Einschnitt wird von ihm die zweite, „kriegerische“ Hälfte (horrida bella, V. 41) der Aeneis angekündigt, die zugleich ein „größeres Werk“ (maius opus, V. 44) als die Ilias von Homer sein soll. Wieder zurück in der Erzählung erkennen die Troianer durch den Ausspruch „heus, etiam mensas consumimus?“ (V. 116), dass hier ihre Reise beendet sein muss (→ vgl. die Prophezeiung von Cealano im 3. Buch: Selbst am Ziel könnten die Troianer nicht eher eine Stadt gründen, als sie vor Hunger mit den Speisen die Tische gegessen hätten). So schicken sie eine Gesandtschaft zum Latinerkönig Latinus und werden schließlich gastfreundlich aufgenommen. Der König erinnert sich an das Faunusorakel und bietet dementsprechend Aeneas seine vielumworbene Tochter zur Ehe an (vgl. Text 1). Anschließend kehrt die Gesandtschaft auf mit goldenen Teppichen bedeckten Pferden zurück. Parallel hält dazu die erzürnte Iuno einen Monolog. Sie mobilisiert darauffolgend die Unterwelt (vgl. Text 2) und lässt die Menschen Italiens durch die aus der Hölle stammende Furie Allecto zum Krieg gegen die Troianer aufstacheln: die Landbevölkerung; den Rivalen Aeneas’ Turnus; vor allem aber Latinus’ Frau Amata, die Turnus als Ehepartner für Lavinia vorzieht. Iuno vollzieht schließlich selbst, weil sich der Latinerkönig weigert, die rituelle Öffnung des Kriegstores (→ beachte Ähnlichkeit zum Tor des Ianus in Rom und vgl. Text 3). Gegen Aeneas rüsten sich nun die Völker Italiens, die auch in einem langen Katalog vorgeführt werden. Literaturgeschichtliche Motive: • Vergils Darstellung des eigentlichen Eroberungskrieges als Verteidigungskrieg (vgl. auch Parallelen in Caesars De Bello Gallico → potentieller Angriff von Alpenvölkern auf römische Provinzen) • Gesuchte Nähe zu Homers Schiffskatalog: Heldenkatalog (Aufzählung der feindlichen Latiner) • Quasi Bürgerkrieg, da zukünftige Bundesgenossen gegen Aeneas kämpfen → Bezug zur Gegenwart (= Zeitalter des Augustus / augusteischer Friede). Aeneas besitzt ähnliche Eigenschaften (Friedensliebe und pietas) wie Augustus und beendet ebenso Bürgerkrieg • Parallelität von göttlicher Handlung und menschlicher Handlung • Frauen auf der göttlichen (Iuno), menschlichen (Amata) und höllischen Ebene (Furie Allecto) als retardierendes Element im Fatum Quellen: C. H. Beck, Erinnerungsorte der Antike: Die römische Welt, C. H. Beck oHG München 2006 Johannes Götte, Vergil, Aenaeis, Artemis Verlag München und Zürich 1988 http://www.gottwein.de/Lat/verg_komp/verg_aen07.php (24. Februar 2009) Pascal Urban Seite 1 von 2

LGG – Latein LK 12/2 Augusteische Dichtung 24. Februar 2009<br />

<strong>Vergil</strong>, <strong>Aeneis</strong> / <strong>Buch</strong> 7 (<strong>817</strong> V.)<br />

Tu quoque litoribus nostris [...]<br />

• 1‐36<br />

• 37‐45<br />

• 46‐147<br />

• 148‐285<br />

• 286‐322<br />

• 323‐640<br />

• 641‐<strong>817</strong><br />

Fahrt zur Tibermündung<br />

Zwischenproömium an die Muse Erato<br />

Geschichte von Latium und Prophezeiungen<br />

Troianer in Latinum<br />

Iunos Monolog<br />

Durch einen Hinterhalt entfacht Iuno <strong>de</strong>n Krieg<br />

zwischen Latinern und Troianern<br />

Der Hel<strong>de</strong>nkatalog<br />

Zusammenfassung: Aeneas und die Troianer erreichen,<br />

nach<strong>de</strong>m er seine Amme Kajete beerdigt hat und jene<br />

ohne Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>n berüchtigten Wohnsitz <strong>de</strong>r Kirke<br />

umsegelt haben, die Mündung <strong>de</strong>s Tibers.<br />

Begrüßung <strong>de</strong>s Aeneas durch Latinus<br />

Zeichnung von Ferdinand Bol aus <strong>de</strong>m Jahre 1662,<br />

mit <strong>de</strong>r er sich von <strong>de</strong>r beginnen<strong>de</strong>n Kolonisierung<br />

beeinflussen lässt.<br />

In einem Zwischenproömium ruft schließlich <strong>Vergil</strong> die Muse Erato an. Mit diesem Einschnitt<br />

wird von ihm die zweite, „kriegerische“ Hälfte (horrida bella, V. 41) <strong>de</strong>r <strong>Aeneis</strong> angekündigt, die<br />

zugleich ein „größeres Werk“ (maius opus, V. 44) als die Ilias von Homer sein soll.<br />

Wie<strong>de</strong>r zurück in <strong>de</strong>r Erzählung erkennen die Troianer durch <strong>de</strong>n Ausspruch „heus, etiam mensas<br />

consumimus?“ (V. 116), dass hier ihre Reise been<strong>de</strong>t sein muss (→ vgl. die Prophezeiung von<br />

Cealano im 3. <strong>Buch</strong>: Selbst am Ziel könnten die Troianer nicht eher eine Stadt grün<strong>de</strong>n, als sie<br />

vor Hunger mit <strong>de</strong>n Speisen die Tische gegessen hätten). So schicken sie eine Gesandtschaft zum<br />

Latinerkönig Latinus und wer<strong>de</strong>n schließlich gastfreundlich aufgenommen. Der König erinnert<br />

sich an das Faunusorakel und bietet <strong>de</strong>mentsprechend Aeneas seine vielumworbene Tochter zur<br />

Ehe an (vgl. Text 1). Anschließend kehrt die Gesandtschaft auf mit gol<strong>de</strong>nen Teppichen be<strong>de</strong>ckten<br />

Pfer<strong>de</strong>n zurück.<br />

Parallel hält dazu die erzürnte Iuno einen Monolog. Sie mobilisiert darauffolgend die Unterwelt<br />

(vgl. Text 2) und lässt die Menschen Italiens durch die aus <strong>de</strong>r Hölle stammen<strong>de</strong> Furie Allecto<br />

zum Krieg gegen die Troianer aufstacheln: die Landbevölkerung; <strong>de</strong>n Rivalen Aeneas’ Turnus;<br />

vor allem aber Latinus’ Frau Amata, die Turnus als Ehepartner für Lavinia vorzieht. Iuno vollzieht<br />

schließlich selbst, weil sich <strong>de</strong>r Latinerkönig weigert, die rituelle Öffnung <strong>de</strong>s Kriegstores<br />

(→ beachte Ähnlichkeit zum Tor <strong>de</strong>s Ianus in Rom und vgl. Text 3). Gegen Aeneas rüsten sich<br />

nun die Völker Italiens, die auch in einem langen Katalog vorgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Literaturgeschichtliche Motive:<br />

• <strong>Vergil</strong>s Darstellung <strong>de</strong>s eigentlichen Eroberungskrieges als Verteidigungskrieg (vgl. auch<br />

Parallelen in Caesars De Bello Gallico → potentieller Angriff von Alpenvölkern auf römische<br />

Provinzen)<br />

• Gesuchte Nähe zu Homers Schiffskatalog: Hel<strong>de</strong>nkatalog (Aufzählung <strong>de</strong>r feindlichen Latiner)<br />

• Quasi Bürgerkrieg, da zukünftige Bun<strong>de</strong>sgenossen gegen Aeneas kämpfen<br />

→ Bezug zur Gegenwart (= Zeitalter <strong>de</strong>s Augustus / augusteischer Frie<strong>de</strong>). Aeneas besitzt<br />

ähnliche Eigenschaften (Frie<strong>de</strong>nsliebe und pietas) wie Augustus und been<strong>de</strong>t ebenso<br />

Bürgerkrieg<br />

• Parallelität von göttlicher Handlung und menschlicher Handlung<br />

• Frauen auf <strong>de</strong>r göttlichen (Iuno), menschlichen (Amata) und höllischen Ebene (Furie<br />

Allecto) als retardieren<strong>de</strong>s Element im Fatum<br />

Quellen:<br />

C. H. Beck, Erinnerungsorte <strong>de</strong>r Antike: Die römische Welt, C. H. Beck oHG München 2006<br />

Johannes Götte, <strong>Vergil</strong>, Aenaeis, Artemis Verlag München und Zürich 1988<br />

http://www.gottwein.<strong>de</strong>/Lat/verg_komp/verg_aen07.php (24. Februar 2009)<br />

Pascal Urban Seite 1 von 2


LGG – Latein LK 12/2 Augusteische Dichtung 24. Februar 2009<br />

Schaubild zu <strong>de</strong>n Beziehungen innerhalb <strong>de</strong>s 7. <strong>Buch</strong>es<br />

Textauszüge aus <strong>de</strong>m 7. <strong>Buch</strong>:<br />

Vers 98­101 (Das Faunusorakel sieht für Latinus die Zukunft voraus)<br />

externi venient generi, qui sanguine nostrum<br />

nomen in astra ferant, quorumque a stirpe nepotes<br />

omnia sub pedibus, qua sol utrumque recurrens<br />

aspicit Oceanum, vertique regique vi<strong>de</strong>bunt.»<br />

„Frem<strong>de</strong> Sprösslinge wer<strong>de</strong>n<br />

kommen [...] und aus <strong>de</strong>m<br />

Stamm <strong>de</strong>rer wer<strong>de</strong>n die Enkel<br />

sehen, dass alle (Gebiete), wo<br />

die Sonne kreisend bei<strong>de</strong><br />

Meere erblickt, zu Füßen<br />

geworfen und beherrscht<br />

wer<strong>de</strong>n.“<br />

Text 1 ‐ Vers 267­273 (Latinus bietet die Hand seiner Tochter Aeneas an)<br />

est mihi nata, viro gentis quam iungere nostrae<br />

non patrio ex adyto sortes, non plurima caelo<br />

monstra sinunt; generos externis adfore ab oris,<br />

hoc Latio restare canunt, qui sanguine nostrum<br />

nomen in astra ferant.<br />

Text 2 ‐ Vers 312 (Iunos Monolog: Erzürnt will sie die Ehe mit Lavinia verhin<strong>de</strong>rn)<br />

Flectere si nequeo superos, Acherontem movebo.<br />

„Wenn ich die Götter nicht<br />

erweichen
kann, wer<strong>de</strong> ich die<br />

Hölle in
Bewegung setzen.“<br />

Text 3 ‐ Vers 620­623<br />

tum regina <strong>de</strong>um caelo <strong>de</strong>lapsa morantis<br />

impulit ipsa manu portas, et cardine verso<br />

Belli ferratos rumpit Saturnia postis.<br />

ar<strong>de</strong>t inexcita Ausonia atque immobilis ante;<br />

„Dann schlug die Königin <strong>de</strong>r<br />

Götter, nach<strong>de</strong>m sie vom<br />

Himmel herabgesunken war,<br />

die zögern<strong>de</strong>n Tore mit <strong>de</strong>r<br />

Hand selbst auf, und, nach<strong>de</strong>m<br />

die Angeln gedreht wor<strong>de</strong>n<br />

sind, durchbricht Saturnia die<br />

eisernen Tore <strong>de</strong>s Krieges und<br />

das früher stille und friedliche<br />

Ausonien steht in Aufruhr “<br />

Pascal Urban Seite 2 von 2

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