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Boris MATEJOWSKY bs tailslide Die letzte Runde In Wien gehen die Uhren nach. Aber immerhin sind sie nicht ganz stehengeblieben. Nach mehr als fünfundzwanzig Jahre Warten tauchten nun gleich zwei Betonlandschaften in Wien auf. Das Warten hat sich gelohnt. Text Hans Peter Hutter Photos Philipp Schuster
Wien war Wüste. Es herrschte Trockenheit ... trotz vieler jahrelanger (!) Versuche, leere Pools in der Bundeshauptstadt zu installieren. Während in Westösterreich betonierte Skateparks und Pools wie Schwammerln aus dem Boden schossen, war es bei uns zum Verzweifeln. Es dominierte (teurer) bunter Fertigteilwahnsinn, aber kein annehmbares professionelles Betonkonstrukt wie es heutzutage üblich ist. Dann kam 2008 und die Wende puncto Betonmangel: Zuerst die Fertigstellung des Bergmillerparks in Penzing - eine runde Sache mit vielen Freundlichkeiten, die sich u.a. Roman Hackl ausgedacht hat - und schließlich kurz nach dessen Eröffnung die Gerüchte um eine weitere Betonoase im zweiten Bezirk. Gerüchte um dies oder jenes gab es ja schon viele. Leider immer ohne Substrat. Daher war die Überraschung sehr groß, als ich vor einem Bowl - jungfräulich ohne Graffiti in makellosem Grau - stand. Ein shallow End mit Roll-in verbunden über eine Hip mit einem „deep“ End (etwas höher als zwei Meter) ohne sonstigen Schnickschnack, jedoch steilerer Transition als im Bergmillerpark. Das ganze Setting mit der Baustelle rundherum erinnert ein wenig an kalifornische Backyard-Pool-Idylle. Üblicherweise inmitten zerfallener Architektur geschlossener Motels oder hinter einem Einfamilienhaus liegen die leeren Pools mit engem Querschnitt und übersteiler Transition. So ist der Bowl in der Leopoldstadt zwar nicht konstruiert. Trotzdem versprüht die umgebende derzeit noch gstettenartige Atmosphäre und die „Betreten- Verboten“ Schilder am Bauzaun einen Hauch dieses Hinterhof-Klassikers. Selbst die sich überschätzenden Herren vom Wachdienst, die wie im Schnelldurchlauf heran sprinten, wenn sie unerlaubte Poolbenützer entdecken, gehören dazu. Wenn ich vor dem Kidneybowl stehe, kann ich es kaum fassen, dass (m)ein Traum aus Beton inmitten der Leopoldstadt nun verwirklicht wurde. Ich erinnere mich, als ich Anfang der achtziger Jahre erstmals zum Poolskaten aufbrach: die nächste Gelegenheit London (Harrow), Fahrzeit per Bahn rund 24 Stunden. Heute radle ich zehn Minuten und denke an Karl Kraus: „Wenn die Welt untergeht, dann gehe ich nach Wien. Dort passiert alles zehn Jahre später“. In diesem Fall hat es fast dreißig Jahre gedauert. Aber immerhin passierte es doch... Frido FIEBINGER bs smithgrind
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