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Trottoir 2 08.pdf

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10 TROTTOIR<br />

Völlig perplex und ungläubig blickte ich auf das<br />

Szenario, das sich mir in diesem Augenblick bot. Sofort<br />

wurde das Gefühl von Freude und Freiheit, das ich noch<br />

kurz zuvor verspürte, zunichte gemacht.<br />

Die glasverkleidete Eingangshalle erinnerte sehr an die<br />

Rezeption eines modernen Fitnesscenters. Sofort drängten<br />

sich mir die Gebots- und Verbotsschilder auf, die eine<br />

Helmpflicht vorsahen und mich mit der Aufschrift „Wax<br />

interdite“ (zu Deutsch: Wachs verboten) schockierten.<br />

Nachdem wir den Hallenwart überzeugt hatten, uns ohne<br />

einen verlausten Leih-Helm skaten zu lassen, betraten wir<br />

den recht imposant wirkenden Skatepark. Der aus Fertigteilen<br />

konstruierte Park hatte doch alles zu bieten, von<br />

einem Bowl bis hin zu ausgeklügelten Street-Elementen.<br />

Nachdem ich den Park zwei Sekunden lang betrachtet<br />

hatte, überkam mich das unbestimmte Gefühl, dass da<br />

irgendetwas nicht stimmen konnte. Einen Augenblick<br />

später sah ich sie: gut fünf Securities wachten hier über das<br />

Gelände - und als ob das alles nicht schon Grund genug<br />

gewesen wäre, es einfach bleiben zu lassen, entdeckte ich<br />

dann noch als Krönung zwei Wachhunde, die an den jeweils<br />

entgegengesetzten Enden der Halle angekettet waren.<br />

Beide trugen schwere, aus Leder gefertigte Beißkörbe, die<br />

mich irgendwie an den Hannibal Lecters erinnerten. Diese<br />

skatefeindliche Stimmung ist sehr schwer zu beschreiben.<br />

Ich hätte lieber sofort kehrt gemacht, um wieder hinaus in<br />

den Regen zu spazieren, als auch nur eine Sekunde länger<br />

hier zu verweilen. Nur konnte ich das aber nicht so einfach<br />

tun, da wir ja zu dritt hier waren und so biss ich halt aus<br />

Solidarität mit meinen beiden Freunden in den sauren<br />

Apfel und blieb.<br />

Später erst habe ich dann erfahren, dass diese<br />

Sicherheitsmaßnahmen mit einem nächtlichen Gewaltakt<br />

auf dem Parkgelände „Paris 18“ zu tun hatten.<br />

Nun drängt sich mir die Frage auf, was ich von all dem<br />

halten soll.<br />

Gibt es einen Punkt, an dem ich sagen muss:<br />

Skateboarden ist nicht mehr Skateboarden, obwohl man<br />

immer noch auf einem Brett steht? Gibt es einen Punkt, an<br />

dem ich mir eingestehen muss, dass ich mit all dem nichts<br />

mehr zu tun haben möchte?<br />

Die Antwort lautet: NEIN, nicht solange ich<br />

persönlich meinen Spaß daran habe!<br />

Trotz medialem Overload und neuerlichem Skate-<br />

Boom hat man als Skateboarder stets die uneingeschränkte<br />

Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Man hat die volle und<br />

bedingungslose Entscheidungsfreiheit zu sagen, bis zu

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