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10 Der Kiez bestellt das Feld - gruener-punkt

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01/2012<br />

Duales System Deutschland GmbH<br />

<strong>10</strong> <strong>Der</strong> <strong>Kiez</strong> <strong>bestellt</strong><br />

<strong>das</strong> <strong>Feld</strong><br />

19<br />

20<br />

Studie: Europa, einig<br />

Umweltschutz<br />

Karlsberg: Naturprodukt<br />

für alle Welt


Wer hätte gedacht, <strong>das</strong>s<br />

Rotwein und Schokolade so ein<br />

leidenschaftliches Paar ergeben?<br />

MÖVENPICK à la TANGO ARGENTINO<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


Inhalt<br />

02<br />

03<br />

Editorial Seite 04<br />

Momentaufnahme Seite 05<br />

Kompakt Seite 06<br />

<strong>10</strong><br />

TITEL<br />

<strong>Der</strong> <strong>Kiez</strong> <strong>bestellt</strong> <strong>das</strong> <strong>Feld</strong>: Immer mehr Menschen betreiben<br />

in der Stadt Landwirtschaft. „Urban Farming“ heißt der<br />

Trend, bei dem es um mehr als reine Selbstversorgung geht Seite <strong>10</strong><br />

IM FOKUS<br />

„Gurke des Jahres“ im Glas vom Vorjahr – die Verpackung des<br />

Traditionsunternehmens Kühne lässt sich beliebig oft recyceln Seite 16<br />

KÖPFE<br />

Vom Wunsch, die Welt zu verändern – Thomas Speck<br />

von der GEPA setzt sich für fairen Handel ein Seite 17<br />

18<br />

International Seite 18<br />

Aus der Praxis<br />

Karlsberg ist eine der größten deutschen Brauereien. Bei der<br />

Entsorgung vertraut sie der Grüner-Punkt-Tochter HPI Resource Seite 20<br />

SERVICE Seite 24<br />

Fotos: Marco Clausen / Prinzessinnengarten; Brand New Images; Kay Herschelmann<br />

20<br />

NACHGEFRAGT Seite 26<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: <strong>Der</strong> Grüne Punkt – Duales System<br />

Deutschland GmbH, Frankfurter Straße 720–726,<br />

51145 Köln<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus Hillebrand<br />

Redaktion: Norbert Völl, Martina Lützeler-Pauli;<br />

<strong>punkt</strong>@<strong>gruener</strong>-<strong>punkt</strong>.de<br />

Text, Gestaltung und Realisation: komm.passion<br />

GmbH, Düsseldorf, www.komm-passion.de<br />

Lithografie: peters produktion GmbH, Erftstadt<br />

Druck: <strong>das</strong> druckhaus, Korschenbroich<br />

Titelfoto: Kay Herschelmann<br />

klimaneutral<br />

gedruckt<br />

Zertifikatsnummer:<br />

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<strong>punkt</strong>_01/2012


Editorial<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

vor gut 20 Jahren beherrschte ein Problem die Umweltdiskussion in Deutschland:<br />

Die Müllberge wuchsen, immer mehr Verpackungen landeten in der<br />

Tonne und auf der Deponie. Die Kommunen riefen um Hilfe und wollten von<br />

all dem Abfall entlastet werden. Handel und Industrie standen am Scheideweg:<br />

Sie konnten sich entscheiden, ob sie ein flächendeckendes Rücknahmesystem<br />

für Verkaufsverpackungen aufbauen. Oder sie hätten gar nichts tun können,<br />

sondern abwarten, was die Politik beschließen würde.<br />

Die deutsche Wirtschaft entschloss sich damals, die Initiative zu ergreifen und<br />

jedem Bürger die Teilnahme an einem ambitionierten Recyclingsystem zu<br />

ermöglichen. Das war die Geburtsstunde des Grünen Punkts und des dualen<br />

Systems. Das hat eine große Anstrengung erfordert. Dafür verfügt Deutschland heute über <strong>das</strong> umfassendste<br />

und modernste Recyclingprogramm der Welt – und es funktioniert auch im Wettbewerb und<br />

damit kostengünstiger als vergleichbare Systeme im Ausland.<br />

Einige kommunale Funktionäre nehmen die Vorbereitungen zu einem Wertstoffgesetz, <strong>das</strong> die Verpack<br />

ungsverordnung ablösen soll, zum Anlass, dieses System anzugreifen. Sie wollen es verstaatlichen und<br />

unter ihre Kontrolle bringen, um ihre Betriebe vor dem Wettbewerb mit der Privatwirtschaft zu schützen.<br />

Obwohl diese Position von gestern ist und mit moderner Marktwirtschaft nichts zu tun hat, findet sie in<br />

manchen politischen Kreisen Anklang. Über eine Verpackungssteuer könnte den Kommunen eine lukrative<br />

Einnahmequelle eröffnet werden. Zahlen würden diese Steuer die Hersteller, der Handel und damit<br />

mittelbar die Verbraucher.<br />

Es ist an der Zeit, <strong>das</strong>s sich Handel und Industrie ein weiteres Mal entscheiden: Wollen sie sich <strong>das</strong> duale<br />

System, <strong>das</strong> sie mit viel Geld und Engagement aufgebaut haben, von den Kommunen enteignen lassen, um<br />

künftig nur noch saftige Abgaben zahlen zu dürfen – ohne jede Möglichkeit, auf die Ausgestaltung des Systems<br />

Einfluss zu nehmen? Oder wollen sie zu einer gemeinsamen Position finden und sich dafür einsetzen,<br />

dieses System weiterzuentwickeln? Um damit einmal mehr den Ruf Deutschlands als Recyclingweltmeister<br />

zu untermauern.<br />

Für mich liegt die Entscheidung auf der Hand: Sie werden in mir einen entschiedenen Verfechter des Fortschritts,<br />

der Marktwirtschaft und des Wettbewerbs finden. Und einen ebenso entschiedenen Gegner der<br />

Verstaatlichung einer erfolgreichen Idee.<br />

Ihr<br />

Stefan Schreiter<br />

Geschäftsführender Gesellschafter und CEO der<br />

DSD – Duales System Holding GmbH & Co. KG<br />

Fotos: Andreas Teichmann/DSD GmbH; Max Frisinger, „Rotor“ (Ausstellungsansicht Kunstpreis START 2011) © Kunstmuseum Bonn, 2011 (Foto: Reni Hansen, Kunstmuseum Bonn)<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


Momentaufnahme<br />

04<br />

05<br />

Dieser Turm verbindet Kunst und Architektur. Wer <strong>das</strong> Treppenhaus im Kunstmuseum<br />

Bonn hinaufsteigt, blickt auf ein überdimensionales Sammelsurium von Fundstücken. Die<br />

zwölf Meter hohe Konstruktion stammt von Max Frisinger, Preisträger des 2011 erstmals<br />

vergebenen KUNSTPREIS START. Wochenlang suchte der 31-Jährige bei Unternehmen<br />

und Institutionen im Raum Bonn nach Material für seine Kreation. Mit Erfolg: In seinem<br />

Kunstwerk, <strong>das</strong> bis zum 1. Juli 2012 zu sehen sein wird, verbaute Frisinger nicht nur Rohre<br />

und Fahrzeugketten, sondern sogar eine Kinderrutsche und einen Plastik-Gartenteich.<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


Auszeichnung für Theater<br />

Drama in Grün<br />

Um Bühnenabende nachhaltiger zu machen, hat <strong>das</strong><br />

Kölner Kabarett „Klüngelpütz“ mit dem Institut für<br />

Marktökologie <strong>das</strong> Label „Grüne Bühne“ entwickelt.<br />

Mit diesem Label sollen Theater anhand von definierten<br />

Zertifizierungskriterien bewertet werden.<br />

Geprüft wird, ob die Kulturhäuser Ökostrom nutzen,<br />

beim Catering Biolebensmittel verwenden oder energiesparendes<br />

LED-Licht einsetzen.<br />

Wer im Theater sitzt, macht sich in der Regel wenig<br />

Gedanken darüber, welche Klimabilanz <strong>das</strong> Kulturhaus<br />

hat. Das neue Label soll Theater daher nicht nur<br />

auszeichnen, sondern auch die Zuschauer sensibilisieren:<br />

„<strong>Der</strong> Multiplikatoreffekt im Theater ist riesig,<br />

denn unsere Zuschauer sind Umweltthemen gegenüber<br />

sehr aufgeschlossen“, sagt Projektkoordinatorin<br />

Marina Barth.<br />

Das Label „Grüne Bühne“ zeichnet<br />

nachhaltige Theater aus.<br />

Die Eignung eines Theaters für <strong>das</strong> Label soll jährlich überprüft werden. Die „Grüne Bühne“ ist Teil des vom Klimakreis Köln<br />

geförderten Projekts „Klimabausteine“, <strong>das</strong> Umweltschutzprojekte im Raum Köln finanziell unterstützt. <strong>Der</strong> Klimakreis Köln ist<br />

eine Allianz von Klimaexperten aus Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden.<br />

l<br />

www.klimabausteine.de<br />

Dem Recycling<br />

von Mischkunststoffen<br />

gehört<br />

die Zukunft.<br />

DSD übernimmt Recyclinganlage<br />

Plastik zu Plastik<br />

Die Systec Mixed Plastics GmbH, neu gegründete Tochter<br />

der <strong>Der</strong> Grüne Punkt – Duales System Deutschland<br />

GmbH (DSD), hat zum 1. April 2012 den Standort<br />

Genthin der Remondis Plano GmbH übernommen. Ziel<br />

ist, den Betrieb weiter auszubauen, um dort <strong>das</strong> werkstoffliche<br />

Recycling zu stärken.<br />

„Diesem Zweig der Recyclingindustrie gehört die Zukunft“,<br />

erklärt Michael Wiener, Geschäftsführender<br />

DSD-Gesellschafter. „Genthin passt daher optimal in die<br />

Strategie des Grünen Punkts, <strong>das</strong> Recycling von Mischkunststoffen<br />

auszubauen.“ Bisher werden in der Anlage<br />

jährlich 36.000 Tonnen an Mischkunststoffen aus dem<br />

Gelben Sack und der Gelben Tonne zu Agglomerat aufbereitet.<br />

Neben dieser rohstofflichen Verwertung wird<br />

DSD künftig die Mischkunststoffe vermehrt werkstofflich<br />

nutzen, um neue Produkte aus Kunststoff herzustellen. l<br />

Fotos: fotolia; DSD GmbH; NASA, ESA, and M. Livio and the Hubble 20th Anniversary Team (STScl)<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


kompakt<br />

Mehr Wertstoffe aus<br />

der Tonne<br />

Sternfabrik<br />

im Weltall<br />

06<br />

07<br />

<strong>Der</strong> Bedarf an Anlagen zum biologischen Sortieren und Aufbereiten<br />

von Abfall wird in Deutschland bis 2020 weiter steigen. Zentrale Ursache:<br />

Die am 1. Juni 2012 in Kraft getretene Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes<br />

führt zu einer stärkeren Abfalltrennung und damit<br />

zu weniger Restabfall. Zu diesem Ergebnis kommt <strong>das</strong> Hamburgische<br />

Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) in seiner aktuellen Studie „Auswirkungen<br />

der Abfallgesetzgebung auf <strong>das</strong> Abfallaufkommen und die Behandlungskapazitäten<br />

bis 2020“.<br />

„Mit der flächendeckenden Einführung von Bio- und Wertstofftonne<br />

bis 2015 werden in Zukunft mehr Bio- und Grünabfälle sowie Leichtverpackungen<br />

und stoffgleiche Nichtverpackungen getrennt erfasst<br />

und damit dem Recycling zugeführt“, erklärt Sven Schulze, einer der<br />

Autoren der Studie. Dieser Trend gelte auch für Produktions- und Gewerbeabfälle:<br />

„Unternehmen haben immer mehr wirtschaftliche und<br />

gesetzliche Anreize, durch effizienten Ressourceneinsatz Abfall zu vermeiden<br />

und Wertstoffe getrennt zu erfassen.“ <br />

l<br />

Haus-Performance im Park<br />

Alle fünf Jahre verwandelt sich Kassel in eine internationale Kunstmetropole.<br />

Die dOCUMENTA (13) setzt mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />

einen inhaltlichen Schwer<strong>punkt</strong>. <strong>Der</strong> Grüne Punkt unterstützt die weltweit<br />

größte Ausstellung für zeitgenössische Kunst als fördernder Unternehmenspartner.<br />

Im Auepark dienen 24 Fertighäuser als individuelle<br />

Projektionsflächen für Künstler. Hier haben sie die Möglichkeit, Darbietungen<br />

und Installationen zu kreieren. Als Symbole für eine nachhaltige<br />

Kreislaufwirtschaft stellen Grüner Punkt und dOCUMENTA (13) ausgewählte<br />

Gebäude nach Ende der Ausstellung sozialen und kulturellen<br />

Einrichtungen für eine sinnvolle Zweitverwendung zur Verfügung.<br />

„Wir freuen uns sehr, die weltweit größte Ausstellung für zeitgenössische<br />

Kunst als fördernder Unternehmenspartner unterstützen zu<br />

dürfen“, betont Stefan Schreiter, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

und CEO des Grünen Punkts. „Da ich in Kassel aufgewachsen bin und<br />

mich der Stadt eng verbunden fühle, liegt mir dieses Engagement auch<br />

persönlich sehr am Herzen.“<br />

l<br />

Galaxien versorgen sich über eine Art kosmisches<br />

Recycling mit dem Rohmaterial für<br />

neue Sterne. Das ist <strong>das</strong> Ergebnis einer aktuellen<br />

Studie, die Forscher am Max-Planck-<br />

Institut für Astronomie in Heidelberg durchgeführt<br />

haben.<br />

In Galaxien wie der Milchstraße entstehen<br />

laufend neue Sterne. Doch allein mit dem<br />

dort verfügbaren Gas ließe sich diese Produktion<br />

nicht aufrechterhalten. Ein gigantischer<br />

Recycling-Kreislauf soll die Antwort<br />

auf die fortlaufende Geburt neuer Sterne<br />

sein. Dass aus Galaxien Materie abströmt,<br />

wenn beispielsweise durch Supernova-<br />

Explosionen Sterne ihr Leben beenden, ist<br />

in der Wissenschaft schon länger bekannt.<br />

Neu ist indes die Beobachtung, die die<br />

Astronomen des Max-Planck-Instituts mit<br />

Hilfe des Keck-I-Teleskops auf Hawaii gemacht<br />

haben. Sie fanden Anzeichen dafür,<br />

<strong>das</strong>s ein erheblicher Anteil des herausgeschleuderten<br />

Gases ferner Galaxien wieder<br />

zurückfällt und dabei zu neuen Sternen<br />

verarbeitet wird. Dies könne bei bis zu<br />

40 Prozent der Galaxien der Fall sein. l<br />

Carolyn Christov-Bakargiev,<br />

Künstlerische Leiterin der<br />

dOCUMENTA (13), Stefan Schreiter,<br />

CEO des Grünen Punkts, Bertram<br />

Hilgen, Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der dOCUMENTA (13) und<br />

Oberbürgermeister der Stadt<br />

Kassel (v. r. n. l.).<br />

Aufgenommen vom Hubble-Teleskop zeigt dieses<br />

Bild einen Ausschnitt aus dem Carina-Nebel.<br />

Das Gas des Nebels wird aufgesogen von den neugeborenen<br />

Sternen in seiner Umgebung.<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


kompakt<br />

Ins Netz gegangen<br />

Neben Fischen landet auch<br />

Müll in den Netzen von Fischer<br />

Mike Hilger. Dass der Abfall jetzt<br />

entsorgt wird, dafür sorgt <strong>das</strong><br />

Projekt „Fishing for Litter“.<br />

„Fishing for Litter“ liefert erstmals<br />

Erkenntnisse über Abfall in der Ostsee<br />

Sie fischen in der Ostsee nach Schollen und Dorsch, doch was<br />

in den Netzen der Fischer landet, sind immer häufiger Plastikflaschen,<br />

Schuhe, Ölfässer, Seile oder anderes. Diese zerstören<br />

nicht nur die Netze, sondern sind auch eine ernsthafte Gefahr<br />

für Umwelt und Meerestiere. Um <strong>das</strong> Abfallproblem in den<br />

Meeren zu bekämpfen, beteiligt sich die <strong>Der</strong> Grüne Punkt –<br />

Duales System Deutschland GmbH (DSD) als überregionaler<br />

Partner an dem vom Naturschutzbund Deutschland (NABU)<br />

im Mai 2011 auf Fehmarn gestarteten Pilotprojekt „Fishing for<br />

Litter“ (<strong>punkt</strong> berichtete in der Ausgabe 2/2011). Erste Analysen<br />

geben Aufschluss über Art sowie Zusammensetzung des Abfalls<br />

und auch die Anzahl der teilnehmenden Fischer steigt.<br />

20 Fischer aus Burgstaaken und Heiligenhafen sammeln seit<br />

Projektstart den gefischten Müll an Bord in so genannten Big<br />

Bags, die der NABU kostenlos zur Verfügung stellt. Diese entsorgen<br />

sie in ihren Heimathäfen in dafür aufgestellten Containern.<br />

„Wir bringen unser Know-how und unser hervorragendes Netzwerk<br />

in <strong>das</strong> Projekt ein, um zur Bekämpfung dieses wichtigen<br />

Problems beizutragen“, erklärt Stefan Schreiter, Vorsitzender der<br />

DSD-Geschäftsführung. „Eine gute Entsorgungsinfrastruktur<br />

hilft, den Eintrag von Müll vom Land ins Meer zu begrenzen.<br />

<strong>Der</strong> Grüne Punkt und die Mülltrennung in Deutschland haben<br />

hier viel geleistet.“<br />

700 Kilogramm Abfall haben DSD-Experten im Recyclingcenter<br />

Hörstel bisher analysiert. Kunststoffe machen mit knapp 20 Prozent<br />

einen großen Anteil aus. Sie werden per Nahinfrarot-Technik<br />

auf ihre Art bestimmt und wie alles andere recycelt. Bislang<br />

sind die Daten nicht repräsentativ, sondern <strong>das</strong> Ergebnis einer<br />

Stichprobe. Doch sie liefern wichtige Erkenntnisse für weitere<br />

Maßnahmen und die Aufklärung der Öffentlichkeit.<br />

„Wenn wir die Wege, die der Abfall ins Meer findet, reduzieren<br />

wollen, müssen wir wissen, woher er kommt und um welche Art<br />

es sich handelt“, sagt Kim Detloff, Referent für Meeresschutz<br />

beim NABU. „Damit leistet <strong>das</strong> Projekt auch einen Beitrag zur<br />

nationalen Umsetzung der 2008 verabschiedeten EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie.<br />

Diese gibt vor, Europas Meere bis<br />

zum Jahr 2020 in einen guten Umweltzustand zu versetzen.“<br />

Seit April 2012 ist Sassnitz auf Rügen neben Burgstaaken und<br />

Heiligenhafen der dritte Ostseehafen, in dem Abfall aus dem<br />

Meer umweltgerecht entsorgt wird. Damit steigt die Zahl der<br />

beteiligten Fischer auf über 30. „Wir freuen uns über die wachsende<br />

Allianz gegen die Müllkippe Meer“, sagt NABU-Präsident<br />

Olaf Tschimpke. Weltweit gelangen nach Schätzungen des Umweltverbandes<br />

allein 6,4 Millionen Tonnen Müll pro Jahr in die<br />

Weltmeere, drei Viertel davon aus Kunststoff. <br />

l<br />

Weitere Infos und Bilder zu dem Projekt unter<br />

www.<strong>gruener</strong>-<strong>punkt</strong>.de<br />

Fotos: Gregor Lengler (3); NABU/Stefan Sauer<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


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<strong>Der</strong> <strong>Kiez</strong> <strong>bestellt</strong><br />

<strong>das</strong> <strong>Feld</strong><br />

In Berlin hören Städter nicht nur <strong>das</strong> Gras wachsen – sie greifen selbst zu Schaufel<br />

und Hacke und betreiben Landwirtschaft in der Stadt. Die Lust, in der Erde zu buddeln,<br />

ist groß. Urban Farming heißt <strong>das</strong> Phänomen, <strong>das</strong> immer mehr Anhänger findet.<br />

Wo über 60 Jahre eine Brachfläche war, ist heute<br />

der Prinzessinnengarten, in dem eine Vielfalt von<br />

Gemüse und Kräutern angebaut wird. Robert Shaw<br />

(Bild rechts) ist einer der Gründer und zuständig<br />

für Anbau und Pflege der Beete.<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


Titel<br />

<strong>10</strong><br />

11<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


1: Anne Helm und ihr Sohn sind regelmäßig im Prinzessinnengarten.<br />

2 + 4: Die Pflanzen werden in wiederverwendeten Reissäcken und Bäckerkisten angebaut.<br />

3: Im Prinzessinnengarten wird Gemüse nicht nur angebaut, sondern es wird auch<br />

Kindern erklärt, wie es geerntet und weiterverarbeitet wird.<br />

1<br />

2 3<br />

4<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


Titel<br />

Bienen summen, Vögel zwitschern, der Kies knirscht unter<br />

den Füßen der Besucher, während hinter dem Zaun<br />

der Verkehr zweispurig rauscht und Autos über den<br />

Asphalt donnern. Wo einst <strong>das</strong> Kaufhaus Wertheim am Moritzplatz<br />

stand, befindet sich der Prinzessinnengarten. Von außen<br />

sieht er aus wie eine typische umzäunte Kreuzberger Brache mit<br />

graffitibesprühten Mauern. Doch wer den Garten betritt, taucht<br />

ein in eine grüne Oase. Hier betreiben Robert Shaw und Marco<br />

Clausen auf einer 6.000 Quadratmeter großen Fläche urbane<br />

Landwirtschaft.<br />

In einem Bezirk, in dem viele Menschen auf engem Raum leben,<br />

mit wenig Grün und vielen sozialen Problemen, haben Clausen<br />

und Shaw einen Ort geschaffen, wo passionierte Hobbygärtner,<br />

Kinder und Nachbarn gemeinsam säen, pflanzen und ernten,<br />

neue Anbaumethoden ausprobieren oder die erzeugten Produkte<br />

kaufen können. Jeden Tag sind die beiden im Garten und<br />

prüfen, was neu gepflanzt oder zeitnah geerntet werden muss,<br />

jäten oder gießen <strong>das</strong> Gemüse und sprechen mit Besuchern.<br />

und bereits mehrere Mitarbeiter beschäftigt. Bei all dem sind<br />

Clausen und Shaw selbst keine Profis. „Oft sind es unkonventionelle<br />

Lösungen, wir probieren gemeinsam was aus und lernen<br />

dabei viel über Stadtökologie, Klimaanpassung, Recycling,<br />

nachhaltigen Konsum und zukunftsfähige Formen städtischen<br />

Lebens“, erklärt Clausen.<br />

Gemüse für alle<br />

<strong>Der</strong> Erfolg gibt den beiden Recht. Die Anlage ist gut besucht, täglich<br />

schlendern Singles, Familien und Rentner durch den Garten<br />

und schauen sich <strong>das</strong> junge Gemüse an. Andere lockern in einem<br />

Beet die Erde auf oder kaufen in einem alten Container bereits<br />

Geerntetes. Die Auswahl an Produkten ist riesig. Beet reiht sich an<br />

Beet, hunderte Salatköpfe werden in Gitterkisten gezogen, Kohlrabi<br />

in Reissäcken – alles in Bioqualität. Rund 550 verschiedene<br />

Kulturpflanzen wachsen im Prinzessinnengarten, darunter allein<br />

16 Kartoffelsorten und 13 Arten Minze. „Wir wollen die Vielfalt<br />

von Nutzpflanzen zeigen und kümmern uns um alte oder seltene<br />

Sorten“, sagt Clausen.<br />

12<br />

13<br />

Fotos: Marco Clausen / Prinzessinnengarten (2 / vorherige Doppelseite); Kay Herschelmann (5); Marco Clausen / Prinzessinnengarten<br />

Gelernte Gärtner sind sie beide nicht. Robert Shaw drehte früher<br />

Filme, Marco Clausen ist studierter Historiker und ehemaliger<br />

Bar-Betreiber. Was sie verbindet: eine jahrelange Freundschaft<br />

und die Vision einer nachhaltigen Landwirtschaft mitten in der<br />

Stadt. „Wir wollen einen Raum schaffen,<br />

in dem wir Lebensmittel anbauen und gemeinsam<br />

experimentieren, was Stadt auch<br />

sein kann“, sagt Clausen. Das Landleben<br />

in die Stadt zu tragen – darum geht es den<br />

beiden nicht. Im Gegenteil: „Es ist eher<br />

eine Stadtsehnsucht“, sagt Clausen. „<strong>Der</strong><br />

Reiz dieses Ortes ist doch, <strong>das</strong>s er so viel<br />

Städtisches hat. Hier entstehen Vielfalt,<br />

Kreativität und Begegnung.“<br />

Brache wird zum Garten<br />

Zusammen gründeten sie 2009 den gemeinnützigen<br />

Verein „Nomadisch Grün“,<br />

räumten mit ein paar Freiwilligen die Brache<br />

auf und gärtnerten drauflos. Entstanden<br />

ist ein Garten mit mobilen Beeten,<br />

mit denen die beiden jederzeit umziehen<br />

können. Denn der Mietvertrag für den<br />

Platz gilt immer nur ein Jahr. Sollte ein<br />

Unternehmen die Fläche erwerben und<br />

hier bauen, müssen sie weg. Getragen von<br />

zahlreichen Freiwilligen und einem Café,<br />

in dem es jeden Tag Mittagstisch aus eigenen<br />

Produkten gibt, hat sich der Prinzessinnengarten<br />

über die Jahre etabliert.<br />

„Wir sind stolz darauf, <strong>das</strong>s wir aus einem Garten ein kleines<br />

Unternehmen geschaffen haben“, sagt Clausen. Ein Unternehmen,<br />

<strong>das</strong> nicht nur Obst und Gemüse abwirft, sondern auch<br />

Workshops zum Thema Stadtgärtnern oder Ernährung anbietet<br />

Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg liegt der <strong>Kiez</strong>garten Schliemannstraße. Auf dem<br />

Gelände der Malzfabrik dient ein umgebauter Schiffscontainer als urbane Farm.<br />

„Das, was es hier im Garten gibt, findet man in keinem Supermarkt“,<br />

sagt Anne Helm, die in der Nachbarschaft wohnt. Heute<br />

will sie mit ihrem Sohn Edgar frischen Salat kaufen und bei der<br />

Pflanzentauschbörse mitmachen. „Lebensmittel selbst zu produzieren,<br />

ist etwas Besonderes“, sagt sie, „allein schon deshalb, weil<br />

es besser schmeckt als aus dem Supermarkt, da bin ich verwöhnt<br />

durch <strong>das</strong> Gemüse, <strong>das</strong> meine Eltern in ihrem Garten anbauen.“<br />

Doch der Geschmack ist nicht der einzige Grund, warum sie<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


häufig hier ist. „Die Produkte selbst zu ernten, zu sehen, wie alles<br />

wächst, hilft, den Bezug zum Leben nicht zu verlieren.“<br />

Urbane Landwirtschaft trifft den Nerv der Zeit. Immer mehr<br />

Menschen entdecken die Lust am Gärtnern in der Stadt – in<br />

unterschiedlichen Formen. Zum Beispiel im <strong>Kiez</strong>garten Schliemannstraße<br />

in Prenzlauer Berg. Zwischen Wohnhäusern und<br />

einem Kinderspielplatz wachsen hier Kräuter, ein paar Obstbäume,<br />

Stauden sowie Gemüse und Blumen. <strong>Der</strong> Wunsch, ein<br />

Stück Natur in der Stadt zu schaffen, wo sich Eltern und Kinder<br />

mit Natur und Lebensmitteln auseinandersetzen, steht hier im<br />

Vordergrund. Inzwischen entwickelt sich Urban Farming sogar<br />

zu einem Geschäftsfeld. Die Idee einer Containerfarm hat zum<br />

Beispiel <strong>das</strong> Unternehmen ECF, <strong>das</strong> umgebaute Schiffscontainer<br />

im öffentlichen Raum aufstellt. Darin kann gleichzeitig Gemüse<br />

angebaut und Fischzucht betrieben werden.<br />

Bauerngarten für Städter<br />

Etwas außerhalb des Zentrums, in Pankow, ist es zwar deutlich<br />

ländlicher, dafür versammeln sich hier zahlreiche Städter regelmäßig<br />

auf zwei kreisrunden <strong>Feld</strong>ern. Mitten im Volkspark<br />

Pankow knien Jung und Alt, zupfen Unkraut, lockern die Erde<br />

für die Zucchini und ernten <strong>das</strong> erste Gemüse der Saison. Bauerngarten<br />

Pankow heißt der Gemeinschaftsgarten von Max<br />

von Grafenstein, den er unter dem Motto „Wir pflanzen – Sie<br />

ernten“ anbietet.<br />

Das Konzept ist einfach: Auf kreisrunden Flächen legt der<br />

Öko-Agrarwirt mit seinem Team tortenstückförmige Parzellen<br />

an, bearbeitet den Boden und pflanzt 25 Gemüsesorten und<br />

Kräuter. Hobbygärtner und Anfänger können für eine Saison<br />

ein Stück mieten und alles ernten, was dort wächst. Etwa 390<br />

Euro kostet eine 45 Quadratmeter große Parzelle, inklusive Bewässerung,<br />

Gartengeräten und Beratung durch den Initiator.<br />

Das Erntevolumen ist so hoch, <strong>das</strong>s ein bis zwei Personen sich<br />

damit den ganzen Sommer in Bioqualität versorgen können<br />

und nichts dazukaufen müssen.<br />

Von Grafensteins Kunden kommen überwiegend aus der Stadt<br />

und haben selbst meist nur einen Balkon, dafür aber den großen<br />

Wunsch, mehr über Lebensmittel und ihren Anbau zu erfahren.<br />

„<strong>Der</strong> Bauerngarten funktioniert nur im urbanen<br />

Kontext“, sagt von Grafenstein. „Wir stellen den Platz<br />

und <strong>das</strong> Know-how zur Verfügung. Für Leute, die<br />

auf dem Land leben, ist <strong>das</strong> nicht interessant.“<br />

Bei Max von Grafenstein erfahren Städter,<br />

wie sie ihr Stück <strong>Feld</strong> beackern.<br />

Sinnhaftigkeit erleben<br />

Zum großen Teil sind es Akademiker und Menschen<br />

mit einem anspruchsvollen Bürojob, die<br />

ein Stück <strong>Feld</strong> mieten. Die Altersspanne reicht<br />

von Anfang 20 bis Mitte 60. Doch woher kommt<br />

diese Begeisterung fürs Gärtnern, Unkrautjäten und<br />

den Dreck unter den Fingernägeln? „Viele wollen einen<br />

Ausgleich zur Arbeit und in der Natur Sinnhaf­<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


Titel<br />

14<br />

15<br />

Die kreisrunde Fläche ist in tortenstückförmige<br />

Parzellen unterteilt. 25 Sorten Gemüse liegen hier<br />

größtenteils noch unter der Erde.<br />

Orte des<br />

„guten Lebens“<br />

Fotos: Kay Herschelmann (2); fotolia; privat<br />

tigkeit erleben“, sagt Grafenstein. Klaus Rieck ist einer von<br />

ihnen. Er hilft von Grafenstein und bekommt dafür eine<br />

Gratis-Parzelle. Zehn Jahre lang hat er als Designer von<br />

Computerspielen gearbeitet, immer unter immensem Zeitund<br />

Arbeitsdruck. Irgendwann hat es ihm gereicht. „Ich<br />

wollte mein Leben verändern“, sagt der 44-Jährige. Jetzt ist<br />

er Pächter eines Cafés in Kreuzberg und Ansprechpartner<br />

für die Mietgärtner. Die kommen nicht nur, um <strong>das</strong> Gemüse<br />

zu ernten, sondern hacken und pflegen ihre Beete liebevoll.<br />

„Bei uns können Stadtmenschen wieder zur Natur und<br />

zur gesunden Ernährung finden.“<br />

Das Konzept kommt an. <strong>Der</strong> Gemeinschaftsgarten in Pankow<br />

sowie weitere Standorte in Gatow und Buckow sind<br />

bereits ausgebucht. Doch expandieren will von Grafenstein<br />

nicht, denn <strong>das</strong> bedeutet auch ein Mehr an Verwaltung. „Ich<br />

bin Bauer und möchte selbst noch ab und zu Traktor fahren<br />

und nicht am Schreibtisch sitzen.“<br />

l<br />

Dr. Christa Müller untersucht seit vielen Jahren<br />

nachhaltige Lebensstile. Neben zahlreichen Forschungsprojekten<br />

und Buchveröffentlichungen<br />

zum Thema „Urbane Gärten“ hat die Soziologin<br />

<strong>das</strong> Netzwerk Interkulturelle Gärten und die Stiftung<br />

Interkultur aufgebaut – ein Projekt der Stiftungsgemeinschaft<br />

anstiftung & ertomis, die Christa Müller als Geschäftsführende<br />

Gesellschafterin leitet.<br />

<strong>punkt</strong>: Warum kehrt Landwirtschaft in die Städte zurück?<br />

Dr. Christa Müller: Die Rückkehr ist Ausdruck einer neuen Hinwendung<br />

zum Nahraum, zur Natur und auch zu ethischen Fragen<br />

des Umgangs mit Tieren in der industrialisierten Landwirtschaft.<br />

Regionale Produkte, aber auch lokale Traditionen werden neu<br />

entdeckt. Alte Sorten anbauen und Saatgut selbst reproduzieren,<br />

<strong>das</strong> führt nicht nur zu mehr Wissen, sondern ist auch eine politische<br />

Antwort auf Entgrenzung und Naturausbeutung.<br />

Was sind die Hintergründe zu diesem Boom?<br />

Es geht um Selbstversorgung mit lokalem Obst und Gemüse und<br />

damit um die Reduktion von Treibhausgasen, aber es geht zugleich<br />

um die Aktivierung der Nachbarschaft, die Gestaltung des<br />

Viertels nach eigenen Vorstellungen und um eine Wiedereroberung<br />

des öffentlichen Raums. Eine neue Generation will dort, wo<br />

sie ist, mitgestalten und Orte des „guten Lebens“ schaffen. Hier<br />

kann man im Kleinen vormachen, wie es besser gehen könnte.<br />

Was ist anders als beim Schrebergarten?<br />

Die neue urbane Gartenbewegung ist ökologisch und politisch.<br />

Auch <strong>das</strong> vernetzte Denken des Internets findet Eingang. Die Leute<br />

suchen den Garten nicht als Alternative zur hektischen Stadt.<br />

Vielmehr nutzen sie ihn als Medium, um eine zukunftsfähige<br />

Stadtentwicklung zu thematisieren, an der sie teilhaben wollen. l<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


im fokus<br />

„Gurke des Jahres“<br />

im Glas vom Vorjahr<br />

Glas ist nach wie vor ein geschätzter Packstoff.<br />

Das Material lässt sich beliebig oft recyceln –<br />

vorausgesetzt, die Qualität stimmt. Dafür ist schon<br />

die Trennung durch den Verbraucher von großer<br />

Bedeutung.<br />

Pikante Gewürzgurken, verfeinert mit geschrotetem<br />

Pfeffer und aromatischem Majoran, mit einer kräftigwürzigen<br />

Note, passend zur Grillsaison als Beilage zu<br />

Fleischgerichten oder zum klassischen Abendbrot – <strong>das</strong> sind<br />

Kühnes „Holzfäller Gurken“. Die Hamburger Traditionsfirma<br />

stellte <strong>das</strong> Produkt als die aktuelle „Gurke des Jahres“ vor.<br />

Die Verpackung unterstreicht die Wirkung von großer Sorgfalt,<br />

fein abgestimmter Rezeptur und hochwertigen Zutaten:<br />

Das transparente Glas lässt freien Blick auf den leckeren Inhalt,<br />

der goldene Deckel unterstreicht den hohen Anspruch.<br />

Dabei handelt es sich eigentlich um eine Recyclingverpackung:<br />

Durchschnittlich über 60 Prozent beträgt der Anteil<br />

von Altglas für neues Verpackungsglas – je nach Glasfarbe<br />

kann diese Quote 90 Prozent erreichen. Altglas ist damit der<br />

bei weitem wichtigste Rohstoff für die Herstellung neuer<br />

Verpackungsgläser. Richtig eingesammelt und weiterverarbeitet,<br />

lässt sich der Werkstoff problemlos immer wieder<br />

einschmelzen und erneut verwenden.<br />

Für ein funktionierendes Recycling kommt es entscheidend<br />

auf die Qualität an: Verpackungsglas wird in Deutschland<br />

weit überwiegend getrennt nach den drei Farben Weiß,<br />

Grün und Braun gesammelt. Auch im Sammelfahrzeug und<br />

in den Verarbeitungsanlagen werden die Farben strikt getrennt<br />

gehalten. Fremdstoffe wie Keramik, Steine und Porzellan<br />

müssen, wenn sie einmal in die Glascontainer geraten<br />

sein sollten, mit viel Aufwand aus den Scherben entfernt<br />

werden. Grund genug für die Behälterglasindustrie und<br />

Glasrecycler wie den Grünen Punkt, immer wieder für eine<br />

sorgfältige Sammlung zu werben und dafür, Geschirr, aber<br />

auch andere Glasarten wie Trinkgläser aus Bleikristall und<br />

Fenstergläser nicht in die Glascontainer zu werfen.<br />

Die Deutschen verhalten sich beim Glasrecycling vorbildlich:<br />

Das beweisen konstant hohe Recyclingquoten. So können<br />

köstliche Produkte wie die „Holzfäller Gurken“ weiter in<br />

formschönen und anspruchsvollen Glasverpackungen abgefüllt<br />

werden. Dabei spart Glasrecycling auch noch Energie<br />

und Ressourcen: Pro zehn Prozent Scherbeneinsatz wird die<br />

erforderliche Schmelzenergie in der Glashütte um circa drei<br />

Prozent reduziert.<br />

l<br />

Carl Kühne KG<br />

Die Geschichte der Carl<br />

Kühne KG (GmbH & Co.)<br />

reicht bis ins Jahr 1722<br />

zurück. Heute ist <strong>das</strong> Familienunternehmen<br />

mit Sitz<br />

in Hamburg eine führende<br />

Premiummarke für Essig,<br />

Senf, Feinkost und Feinsaures<br />

in Europa. Die Kühne-Gruppe<br />

beschäftigt 1.500 Mitarbeiter<br />

und hat Produktionsbetriebe<br />

in Deutschland, Frankreich,<br />

Polen und der Türkei.<br />

Mehr unter: www.kuehne.de<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


Köpfe<br />

Thomas Speck macht sich<br />

für fairen Handel stark.<br />

16<br />

17<br />

Vom wunsch, die<br />

welt zu verändern<br />

Fotos: Carl Kühne; GEPA – The Fair Trade Company/Fischer; GEPA – The Fair Trade Company/Nusch (2); GEPA – The Fair Trade Company/Welsing (2)<br />

Thomas Speck hat schon Schüler unterrichtet, als Kellner gearbeitet und Schafe gezüchtet.<br />

Heute ist er Geschäftsführer der europaweit führenden Fair-Trade-Organisation „GEPA –<br />

Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH“ in Wuppertal.<br />

Wenn Thomas Speck morgens sein Büro betritt, scrollt<br />

er als Erstes im Internet systematisch alle wichtigen<br />

Nachrichtenseiten durch. „Ich muss immer genau<br />

wissen, was gerade wo passiert“, sagt der 59-Jährige. Doch beim<br />

reinen Wissensdurst ist es nicht geblieben. Seit 20 Jahren leitet<br />

er erfolgreich die Geschicke der Organisation GEPA, die fair<br />

gehandelte Produkte aus Afrika, Asien und Lateinamerika in<br />

Deutschland vertreibt. Als einer von drei Geschäftsführern ist<br />

Speck für den Vertrieb zuständig und vertritt <strong>das</strong> Unternehmen<br />

als Sprecher der Geschäftsführung nach außen.<br />

Die GEPA ist Europas größte Fair-Trade-Organisation mit einem<br />

Jahresumsatz von 58,4 Millionen Euro. Doch Speck stellt klar:<br />

„Uns geht es nicht um reine Gewinnmaximierung. Soziale und<br />

ökologische Verantwortung sind nicht nur Bestandteil, sondern<br />

Kern unserer Unternehmensphilosophie.“ Jeden Tag gilt es,<br />

Marktbedingungen und die Bedürfnisse der Handelspartner in<br />

Einklang zu bringen. „Diese Aufgabe erfordert viel Einsatz, aber<br />

es lohnt sich, denn jeder Schritt ist ein Anfang“, erklärt Speck.<br />

Fotos erinnern an Begegnungen<br />

Viele Jahre ist er durch die ganze Welt gereist, um die Handelspartner<br />

der GEPA persönlich kennenzulernen und sich ein Bild<br />

von ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verschaffen.<br />

Heute erinnern vor allem Fotos an die spannenden und vielfältigen<br />

Begegnungen. „Meine Besuche in fernen Ländern haben<br />

mich stark beeindruckt“, erzählt Speck. Ob aus Ghana oder<br />

dem Himalaya: Speck kehrte immer tief bewegt zurück. „Die<br />

Menschen dort sprühen vor Ideen, wie sie ihr Leben mit<br />

einfachen Mitteln verbessern können. Die GEPA unterstützt<br />

sie finanziell, materiell und organisatorisch bei<br />

der Umsetzung.“<br />

Seit seiner Jugend hatte Speck den<br />

Wunsch, die Welt zumindest ein<br />

wenig zu verändern. Überzeugt<br />

trat er der Anti-Atomkraft-Bewegung<br />

bei, nutzte Jute-Taschen<br />

und trank fair gehandelten Kaffee.<br />

„Ich wollte nicht alles hinnehmen“,<br />

sagt der 59-Jährige.<br />

Sich selbst erfahren, <strong>das</strong> war es,<br />

was ihn als Referendar zu einem radikalen<br />

Schritt motivierte: „Ich kaufte<br />

ein paar Milchschafe und versuchte mich<br />

als Selbstversorger.“ Speck und seine Familie bauten Obst und<br />

Gemüse an und verkauften außerdem Käse und Wolle, um etwas<br />

Geld zu verdienen. Zusätzlich arbeitete Speck als Sozialarbeiter.<br />

Eine anstrengende Zeit, die ihn tief prägte: „Die körperliche Arbeit<br />

auf dem Hof damals war sehr hart. Dadurch habe ich größte<br />

Achtung vor der Leistung landwirtschaftlicher Produzenten<br />

entwickelt.“<br />

Die von ihm beruflich vertretene nachhaltige Einstellung lebt<br />

Speck auch privat: Wo möglich, kauft der in Wuppertal wohnhafte<br />

Familienvater Fair-Trade-Produkte, seine Freizeit verbringt<br />

Speck gern mit Frau und Kindern im eigenen Wochenendhaus,<br />

um <strong>das</strong> sich rund 8.000 Quadratmeter Wald ranken. Und sollte<br />

es einmal nötig sein, könnte er sogar noch Schafe melken, denn:<br />

„So etwas verlernt man niemals.“<br />

l<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


harte typen in<br />

unschulds-weiss<br />

Die Kicker der französischen Nationalmannschaft liegen bei der Fußball-EM 2012 in<br />

Polen und der Ukraine zumindest schon mal bei der Trikot-Wahl ganz vorn. Sie laufen<br />

auswärts in Recyclinghemden auf, die jeweils aus 13 wiederverwerteten Plastikflaschen<br />

gefertigt wurden und um 23 Prozent leichter sind als herkömmliche Trikots.<br />

Sportausrüster Nike stellt diese umweltfreundliche Kollektion in einem modernen Verfahren<br />

her. Die Flaschen werden geschreddert und zu Strängen gezogen. Daraus werden Fäden gesponnen<br />

und zu Trikots gewebt. Laut Hersteller werden sogar die Rückennummern aus recycelten<br />

Handtüchern hergestellt.<br />

l<br />

europäische kommission will einheitliche lösung<br />

Theater um Tüten<br />

Die Europäische Kommission will den Verbrauch von Plastiktüten<br />

massiv senken. Bis 2020 soll jeder EU-Bürger<br />

höchstens 39 Tüten pro Jahr nutzen – <strong>das</strong> wären 80 Prozent<br />

weniger als heute. Um dies zu erreichen, prüft die Kommission<br />

derzeit verschiedene Möglichkeiten. Weil ein Verbot zahlreiche<br />

juristische Fragen aufwerfen würde, steht vor allem die Regulierung<br />

über den Preis zur Diskussion. „Ein Preis für Einwegtüten<br />

könnte <strong>das</strong> Bewusstsein der Verbraucher erhöhen“, sagt Carsten<br />

Lietz, Pressesprecher der Kommission in Deutschland. „Dies ist<br />

eine der Möglichkeiten, über die wir nachdenken.“ Während in<br />

Deutschland die Plastiktüten seit Jahren gegen einen Preis von bis<br />

zu 30 Cent ausgegeben werden und der Pro-Kopf-Verbrauch mit<br />

derzeit 65 Exemplaren deutlich unter dem EU-Schnitt liegt, werden<br />

sie in anderen Ländern immer noch kostenlos verteilt. l<br />

Fotos: NIKE; Brand New Images (<strong>10</strong>); fotolia<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


international<br />

Europa, einig<br />

Umweltschutz<br />

18<br />

19<br />

Sie kommen aus verschiedenen Kulturen, leben in der Provinz oder<br />

pulsierenden Metropolen und haben unterschiedlich gute berufliche<br />

Perspektiven. Doch eines eint sie in Europa: Junge Akademiker bewerten<br />

Nachhaltigkeit als eine der größten Herausforderungen der<br />

Zukunft. Das hat eine aktuelle Umfrage in neun europäischen Großstädten<br />

ergeben.<br />

Es hat sich einiges getan in Europa in Sachen Umwelt: Recyclingquoten<br />

steigen, Städte legen sich selbst Klimaschutzziele auf, Politiker feilen<br />

an länderübergreifenden Gesetzen. Doch trotz vermehrter Aktivitäten<br />

verliert <strong>das</strong> Thema Umwelt bei jungen Menschen nicht an Bedeutung. Das ist<br />

<strong>das</strong> Ergebnis der internationalen Studie „Green Capital of Tomorrow – the next<br />

generation’s perspective“ der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in<br />

Hamburg (HAW) in Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg und Siemens.<br />

1.<strong>10</strong>0 Studierende aus Wien, Zürich, Kopenhagen, Trondheim, Hamburg, Barcelona,<br />

Paris, Warschau und Brüssel beantworteten die Frage, welches für sie<br />

die größten Herausforderungen der Zukunft sind. An erster Stelle landeten mit<br />

71 Prozent Nachhaltigkeit sowie Umwelt- und Klimaschutz. 27 Prozent der Befragten<br />

engagieren sich dabei selbst aktiv in konkreten Projekten, im Rahmen<br />

ihrer Ausbildung und zum Beispiel durch ressourcenschonendes Verhalten.<br />

Anstrengungen verstärken<br />

An zweiter Stelle steht mit 65 Prozent <strong>das</strong> Bekämpfen der Finanzkrise, auf<br />

Platz drei mit 60 Prozent ein verbessertes Bildungssystem. Schon weniger<br />

wichtig ist der Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Familienarmut mit 66 bzw.<br />

57 Prozent. „Die Studie zeigt, <strong>das</strong>s es in den wichtigsten Bereichen eine städteübergreifende<br />

gemeinsame Auffassung gibt“, sagt Professor Dr. Werner Beba,<br />

Leiter des Competence Center für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz<br />

der HAW Hamburg und verantwortlich für die Studie. „Allerdings müssen<br />

laut Studie die bisherigen Anstrengungen auf dem Weg zur nachhaltigen Stadt<br />

deutlich verstärkt werden.“<br />

Wie <strong>das</strong> geschehen soll? Auch darin sind sich die Studenten einig. Mehr als<br />

80 Prozent der jungen Europäer sehen vier Punkte ganz oben auf der Agenda:<br />

den sorgsamen Umgang mit Ressourcen wie Trinkwasser, den Ausbau von erneuerbaren<br />

Energien, die Verbesserung von Abfallentsorgung und Recycling<br />

sowie einen umweltfreundlichen Nahverkehr. <br />

l<br />

hoher bedarf in china<br />

AltpapierHunger<br />

treibt die Preise<br />

China weist weltweit die höchste Altpapiernachfrage<br />

auf. Da <strong>das</strong> landeseigene<br />

Aufkommen an Altpapier bei weitem<br />

nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, importiert<br />

China große Mengen auch aus Europa,<br />

vor allem aus Italien und dem Vereinigten Königreich.<br />

Das ist ein Ergebnis der Studie „Altpapier<br />

in Europa bis 2020“ des Forschungsinstituts<br />

trend:research.<br />

Ursachen für den hohen Altpapierverbrauch<br />

Chinas ist die stark wachsende Papierindustrie<br />

des Landes, die als Rohstoff Altpapier benötigt.<br />

Chinesische Produkte sind weltweit gefragt:<br />

„Als führende Exportnation benötigt China<br />

besonders viel Altpapier zum Verpacken von<br />

Produkten“, erklärt Dr. Hilmar Westholm,<br />

Bereichsleiter „Umwelt und Entsorgung“ bei<br />

trend:research.<br />

<strong>Der</strong> Bedarf an Altpapier übersteigt <strong>das</strong> eigene<br />

Aufkommen Chinas bei weitem. Deshalb importierte<br />

<strong>das</strong> Land nach Angaben von GTAI im<br />

vergangenen Jahr über 27 Millionen Tonnen des<br />

wertvollen Rohstoffs, der in der Papierproduktion<br />

deutlich weniger Energie benötigt als Primärrohstoffe.<br />

Das sind gut 30 Prozent mehr als<br />

im Vorjahr. Das hat Folgen: „Chinas Nachfrage<br />

treibt die Preise auf dem europäischen Altpapiermarkt<br />

in die Höhe“, sagt Westholm. Dabei<br />

besteht ein Preisgefälle innerhalb Europas: je<br />

besser die Altpapier-Exportmöglichkeiten eines<br />

Landes, desto höher die Nachfrage asiatischer<br />

Importeure. Entsprechend steigen die Altpapierpreise<br />

hier besonders stark. Beispiele sind<br />

aufgrund ihrer direkten Seehafenanbindung die<br />

Niederlande und Norddeutschland.<br />

l<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


<strong>punkt</strong>_01/2012


aus der praxis<br />

20<br />

21<br />

Karlsberg<br />

Brauerei<br />

Naturprodukt<br />

für alle<br />

Welt<br />

Die Karlsberg Brauerei ist eine der größten<br />

deutschen Brauereien und liefert ihre Produkte<br />

nicht nur in die Region und nach ganz Deutschland,<br />

sondern auf alle bewohnten Kontinente.<br />

Die Grüner-Punkt-Tochter HPI Resource sorgt<br />

für eine optimale Entsorgungsinfrastruktur.<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


Vom Bierbrauen ist kaum etwas zu sehen. <strong>Der</strong> „Gärkeller“<br />

ist kein feuchter oder dunkler Ort, sondern eine<br />

Reihe riesiger, blitzblanker Edelstahltanks. Überall<br />

Hightech, klinisch saubere Rohrleitungen, alles ist standardisiert<br />

und automatisiert. Aber: „Bier ist ein Naturprodukt“, sagt<br />

Bernd Franzmann. „Die Gerste ist immer ein bisschen anders,<br />

auch die Hefen haben mal einen schlechten Tag, genau wie<br />

wir“, schmunzelt er. „Am Ende braucht es immer den Menschen,<br />

der schmecken und riechen kann.“ Und bei Temperatur,<br />

Gärdauer und anderen Parametern steuernd eingreift.<br />

Franzmann ist Leiter Maschinentechnik, Instandhaltung und<br />

Umwelt der Karlsberg Brauerei im saarländischen Homburg,<br />

einer der größten deutschen Brauereien. Die Geschichte des<br />

Unternehmens, <strong>das</strong> 1878 gegründet wurde, ist von Anfang<br />

an von starkem Wachstum und Innovationsfreude geprägt.<br />

So gehörte Karlsberg Anfang der 1950er Jahre zu den ersten<br />

Brauereien, die Bier in Dosen abfüllten. Seit 1983 kooperiert<br />

man mit Coca-Cola und 1996 bringt Karlsberg „MiXery“ auf<br />

den Markt, ein Mischgetränk aus Bier, Cola und der geheimen<br />

Zutat „X“, <strong>das</strong> schnell die Szene erobert und noch heute <strong>das</strong><br />

beliebteste Biermischgetränk in Deutschland ist.<br />

Daneben ist die Brauerei auch stark in alkoholfreien Getränken:<br />

Mineralwasser wie die Marke Rilchinger gehört dazu,<br />

genauso wie Vitamalz, <strong>das</strong> im Verbund von vielen Brauereien<br />

nach einheitlichem Rezept hergestellt wird. Eine starke Marke<br />

der Homburger ist Gründel’s, Karlsbergs Alkoholfreies. Neben<br />

Gründel’s Classic gibt es Gründel’s fresh, <strong>das</strong> alkoholfreies Bier<br />

zum Beispiel mit Apfelsaft kombiniert,<br />

mit Zitrone oder ähnlichen Zutaten.<br />

Gerade im Sommer bei heißem<br />

Wetter oder nach dem Sport<br />

sind diese Getränke,<br />

eiskalt genossen,<br />

beliebt. 1.<strong>10</strong>0<br />

Mitarbeiter beschäftigt die Unternehmensgruppe, davon 700<br />

am Standort Homburg. Das Bier von der Saar wird in alle fünf<br />

Kontinente exportiert.<br />

Bernd Franzmann sorgt für all die Technik rund um <strong>das</strong> Brauen.<br />

Dazu musste sich der Brauereiingenieur über die Jahre auch in die<br />

Kraftwerkstechnik und die Abläufe der hauseigenen Kläranlage<br />

einarbeiten. Und natürlich in <strong>das</strong> Thema Entsorgung. Naturgemäß<br />

ist Glas für Karlsberg ein wichtiger Werkstoff. <strong>Der</strong> Großteil<br />

der Karlsberg-Biere und -Mischgetränke wird in Mehrwegglasflaschen<br />

abgefüllt. Vor jeder neuen Befüllung müssen die zurückgenommenen<br />

Flaschen sortiert, sorgfältig überprüft und gewaschen<br />

werden. „Dabei fällt natürlich auch viel Bruch an“, so Franzmann,<br />

denn nur einwandfreie Flaschen dürfen in den Kreislauf zurück.<br />

Daneben sind große Mengen Karton, Etiketten und Weißblech<br />

oder Aluminium zu entsorgen. Und hier ist Fachwissen gefragt:<br />

Die Etiketten zum Beispiel bestehen zwar aus Papier und sollten<br />

daher leicht zu recyceln sein. So einfach ist <strong>das</strong> aber nicht: „Die<br />

Etiketten müssen wasserfest sein“, gibt Franzmann zu bedenken.<br />

„Daher lösen sie sich nicht so einfach in Wasser auf wie anderes<br />

Papier.“ Da braucht es Entsorgungsexperten, um den richtigen<br />

Verwertungsweg zu finden.<br />

Die Grüner-Punkt-Tochter HPI Resource GmbH hat Entsorgungsstruktur<br />

und -verträge der Brauerei analysiert und optimiert.<br />

„Das Ergebnis ist für beide Seiten vorteilhaft“, sagt Franzmann.<br />

Nach einer Neuausschreibung spart Karlsberg jetzt Geld<br />

und beteiligt HPI an dieser Einsparung – der Dienstleister verdient<br />

nur dann, wenn der Kunde von der Arbeit profitiert.<br />

Wie viele HPI-Kunden hat sich auch Karlsberg für eine Balance<br />

von kostengünstigen Verträgen und ortsnahen Dienstleistern<br />

entschieden. „Wir hätten noch mehr einsparen können,<br />

wollten aber die Entsorger vor Ort im Boot haben. Das<br />

erhält Arbeitsplätze in der Region“, betont Franzmann.<br />

HPI entlastet nicht nur <strong>das</strong> Budget, sondern<br />

auch die Karlsberg-Verwaltung: „HPI<br />

checkt alle Rechnungen der Entsorger für<br />

uns, <strong>das</strong> entlastet uns spürbar.“ Den HPI-<br />

Service kann der Experte nur empfehlen:<br />

„Das ist eine runde Dienstleistung.“<br />

l<br />

Mehr unter www.karlsberg.de<br />

Bernd Franzmann (links) ist für die<br />

Technik rund um <strong>das</strong> Bierbrauen<br />

zuständig. Dazu gehören nicht nur<br />

die Braukessel, sondern auch die<br />

Abfüllanlage (3) und die Flaschenreinigung<br />

(2). Als Abfall fallen große<br />

Mengen Altglas an (1).<br />

Fotos: Kay Herschelmann<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


aus der praxis<br />

22<br />

23<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Karlsberg<br />

1878 von Christian Weber gegründet, hat sich<br />

Karlsberg zu einer führenden Brauerei Deutschlands<br />

entwickelt. Karlsberg bietet Vielfalt für jeden<br />

Geschmack und vereint die bekannten Marken<br />

Karlsberg UrPils, Feingold, Weizen und Natur-<br />

Radler. Ergänzt wird <strong>das</strong> Sortiment durch die beiden<br />

„Alkoholfreien“ Gründel‘s classic und Gründel‘s<br />

fresh. Mit dem Trend- und Szene-Getränk MiXery ist<br />

Karlsberg heute noch die Nummer 1 der Biermischgetränke<br />

in Deutschland.<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


<strong>Der</strong> Grüne Punkt als App!<br />

Wie recycelt man gebrauchte Verpackungen<br />

am besten? Was gehört ins Altpapier und was<br />

in den Gelben Sack? Was geschieht nach dem<br />

Einwerfen mit den Verpackungen? Die neue<br />

App „RecyclingScanner“ des Grünen Punkts<br />

bietet konkrete Antworten auf solche Fragen –<br />

und noch viel mehr.<br />

Endverbraucher können den Barcode der<br />

Verkaufsverpackungen der teilnehmenden Kunden<br />

scannen und erhalten interessante Informationen rund um<br />

die Verpackung sowie die richtige Entsorgung. Als besonderes<br />

Highlight berechnet die App, wie viel CO 2 durch die korrekte<br />

Trennung und <strong>das</strong> anschließende Recycling der Verpackung eingespart<br />

werden kann.<br />

Weitere Updates und Funktionen, wie die Suche nach Glascontainerstandplätzen<br />

via GPS, sind bereits in Planung. Auch eine<br />

Android-Version ist jetzt verfügbar, nachdem die App zunächst<br />

nur für iPhones am Start war.<br />

l<br />

Mehr unter www.<strong>gruener</strong>-<strong>punkt</strong>.de/recyclingscanner-app<br />

Sorte zum Geburtstag<br />

Mit der Geburtstagssorte „Edel-Nuss Mix“ feiert RITTER SPORT seinen <strong>10</strong>0. Geburtstag. Die neue Kreation ist auch Bestandteil<br />

eines besonderen Jubiläums-Mix der RITTER SPORT minis. Aber <strong>das</strong> ist nicht alles: Mit einer spektakulären Schoko-Erlebniswelt<br />

ist <strong>das</strong> Familienunternehmen von März bis September 2012 auf „Bunter Schoko-Tour“ in insgesamt 19 deutschen Städten. RITTER<br />

SPORT wurde schon 1912 gegründet und ist seitdem in Familienbesitz geblieben. Geschäftsführer Alfred T. Ritter bürgt für Qualität:<br />

Alle Zutaten werden mit Sorgfalt ausgesucht und jede Tafel wird mit Leidenschaft gefertigt. Die Produktion verzichtet komplett auf<br />

Atomstrom, <strong>das</strong> ist dem Unternehmen wichtig. Wichtig ist auch der Grüne Punkt: <strong>Der</strong> prangt auf jeder Tafel RITTER SPORT. l<br />

Mehr dazu unter www.ritter-sport.de<br />

In einem mobilen Schoko-<br />

Haus ist die Ausstellung in<br />

19 Städten zu sehen.<br />

Fotos: DSD GmbH; Ritter Sport (2); Jan Knoff/DSD GmbH; Bundesfinanzministerium (Motiv: Froschkönig/Entwurf: Christoph Niemann, Berlin)<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


Service<br />

24<br />

25<br />

Botschafter des<br />

Grünen Punkts<br />

Flemming Vestergaard geht in den Ruhestand. Katrin<br />

Herholdt und Irma Suljic sind die neuen Ansprechpartnerinnen<br />

bei der Deutsch-Dänischen Handelskammer.<br />

19 Jahre hat Flemming Vestergaard dänische Kunden des Grünen<br />

Punkts zur deutschen Verpackungsverordnung, zu Lizenzierung<br />

und Beteiligung beraten. Mit 68 Jahren ist er nun in den Ruhestand<br />

getreten und sieht auf eine sehr erfolgreiche Zeit als Kooperationspartner<br />

des Grünen Punkts zurück. Durch seinen Einsatz hat<br />

Vestergaard die Marke <strong>Der</strong> Grüne Punkt bei dänischen Verbänden<br />

und Exporteuren nachhaltig platziert. „Die Kennzeichnung von<br />

Katrin Herholdt (links) und<br />

Irma Suljic übernehmen die Aufgabe<br />

von Flemming Vestergaard.<br />

Verpackungen mit dem Grünen Punkt ist auch heute eine wichtige<br />

Unterstützung für den Endverbraucher“, so Vestergaard. Viele Auslandshandelskammern<br />

haben sein Servicekonzept übernommen.<br />

„Mit unseren Dienstleistungspaketen erledigen wir die gesamte<br />

Administration für die Exporteure und stehen mit Rat und Tat zur<br />

Seite“, erklärt Vestergaard. Diesen Aufgabenbereich übernehmen<br />

nun Katrin Herholdt und Irma Suljic.<br />

l<br />

Kontakt: Katrin Herholdt Irma Suljic<br />

Tel.: +45 32 83 00 66 Tel.: +45 33 41 <strong>10</strong> 43<br />

kh@handelskammer.dk is@handelskammer.dk<br />

Klimaschutz<br />

schwarz auf weiSS<br />

Seit 2007 erstellt DSD kundenbezogene<br />

Berechnungen zum Klimaschutz<br />

Auch in diesem Jahr erhalten Kunden des Grünen Punkts ein individuelles<br />

Klimazertifikat über die Einsparung von Treibhausgasen<br />

durch <strong>das</strong> Recycling ihrer Verkaufsverpackungen. Dabei werden die<br />

im Recyclingprozess anfallenden Emissionen sowie die Verbräuche<br />

von Energie und Ressourcen der Produktion von Primärrohstoffen<br />

gegenübergestellt. Die Berechnungen erfolgen in Anlehnung an<br />

die DIN-EN-ISO-Normen 14040 und 14044. <strong>Der</strong> gesamte Prozess<br />

wird von einem unabhängigen Institut begleitet. Viele Kunden nutzen<br />

<strong>das</strong> Zertifikat bereits erfolgreich für die externe Kommunikation.<br />

Eine gute Hilfe dabei ist <strong>das</strong> Communication Package, <strong>das</strong> der<br />

Grüne Punkt zusammen mit dem Zertifikat zur Verfügung stellt. l<br />

Mehr unter www.<strong>gruener</strong>-<strong>punkt</strong>.de/umweltbilanz<br />

Sonderbriefmarke<br />

„Abfall ist Rohstoff“<br />

Mit der Sonderbriefmarke „Abfall<br />

ist Rohstoff “ wirbt die Bundesregierung<br />

für <strong>das</strong> Recycling. Die<br />

Marke hat einen Wert von 55 Cent<br />

und wird mit einem Zuschlag von<br />

25 Cent verkauft. Aus dem Erlös<br />

werden Projekte in Deutschland<br />

und im Ausland gefördert, die<br />

für die Belange des Ressourcenschutzes<br />

sensibilisieren. „Abfall<br />

ist Rohstoff und im wahrsten<br />

Sinne des Wortes Wertstoff “,<br />

sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium,<br />

Katherina Reiche, anlässlich der Vorstellung der<br />

Briefmarke.<br />

l<br />

Mehr unter www.bmu.de<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


Nachgefragt<br />

Im Rausch der Natur<br />

Abenteurer, Unterwasserfilmer, Tierfreund: Dirk Steffens<br />

ist der Mann, der mit Delphinen schwimmt und über abgelegene<br />

Orte der Arktis berichtet. <strong>Der</strong> TV-Moderator hat<br />

die ganze Welt bereist und sich dabei als harter Brocken<br />

erwiesen: Weder ein Flugzeugabsturz in der Wüste noch<br />

ein Bullenhai-Angriff konnten ihn stoppen. <strong>punkt</strong> sprach<br />

mit ihm über Natur und Umwelt.<br />

Worin sehen Sie <strong>das</strong> derzeit größte Umweltproblem?<br />

In der wachsenden Zahl der Menschen. Sieben Milliarden sind<br />

wir schon – gegenwärtig kommen jährlich fast so viele Menschen<br />

hinzu, wie in Deutschland leben. Alle brauchen Nahrung, Energie,<br />

Wasser – der Ressourcenverbrauch steigt zwangsläufig, während<br />

viele Vorkommen dramatisch zur Neige gehen. Das ist dramatisch.<br />

Welches Umweltthema wird medial zu wenig aufgegriffen?<br />

Die Überfischung. Weil man sie nicht sieht und mit Fischen wenig<br />

Mitleid hat. Ich schätze mal, <strong>das</strong>s weltweit fast ein Drittel der kommerziell<br />

genutzten Fischgründe fast oder vollständig zerstört ist.<br />

Weitere 50 Prozent sind nah dran. Die Gefahr: Meere ohne Fische<br />

und Menschen ohne Nahrung.<br />

Sie haben mittlerweile in über <strong>10</strong>0 Ländern gedreht, was hat<br />

Sie auf Ihren Reisen am meisten beeindruckt?<br />

Die Vielfalt des Lebens. Was die Evolution hervorgebracht hat, vom<br />

Mehlwurm bis zum Menschen, <strong>das</strong> ist der Hammer, <strong>das</strong> haut mich<br />

immer wieder um. Dieser Planet ist fast zu schön, um wahr zu sein.<br />

Dirk Steffens<br />

i<br />

<strong>Der</strong> gelernte Nachrichtenjournalist<br />

Dirk Steffens (44) berichtet<br />

seit 1994 als Moderator, Naturfilmer<br />

und Buchautor aus der<br />

ganzen Welt. 2008 trat er die<br />

Nachfolge von Joachim Bublath<br />

bei der ZDF-Sendung „Terra X –<br />

Faszination Erde“ an. Für den<br />

Zweiteiler „Die Supertiere“ wurde<br />

er 2011 mit der Goldenen Kamera<br />

ausgezeichnet.<br />

In welcher Weise hat Ihr Interesse für die Natur Ihr eigenes<br />

Bewusstsein für einen nachhaltigen Lebensstil geschärft?<br />

Ganz erheblich natürlich. <strong>Der</strong> Erde als Planet ist piepegal, wie sehr<br />

wir auf ihr wüten, denn wir sind für sie nur eine kurze Episode. Aber<br />

mit eigenen Augen zu sehen, wie Korallenbänke sterben, Gletscher<br />

verschwinden, Arten ausgerottet werden – <strong>das</strong> ist bitter, denn fast jeder<br />

Mensch spürt in sich eine Verantwortung für seine Umwelt. Ist ja<br />

auch ganz naheliegend, schließlich sind wir ja nur ein Teil der Natur.<br />

Wie können Menschen stärker im Einklang mit der Natur leben?<br />

Umweltfreundliche Technologien und ressourcenschonende Lebensweise<br />

sind unsere einzige Chance. Jeder kann mitmachen,<br />

jede Kleinigkeit zählt. Das fängt bei der Plastiktüte im Supermarkt<br />

an, auf die man leicht verzichten kann. <br />

l<br />

Fotos: picture-alliance/dpa (3); picture-alliance/Sven Simon<br />

<strong>punkt</strong>_01/2012


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