10 Der Kiez bestellt das Feld - gruener-punkt
10 Der Kiez bestellt das Feld - gruener-punkt
10 Der Kiez bestellt das Feld - gruener-punkt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
01/2012<br />
Duales System Deutschland GmbH<br />
<strong>10</strong> <strong>Der</strong> <strong>Kiez</strong> <strong>bestellt</strong><br />
<strong>das</strong> <strong>Feld</strong><br />
19<br />
20<br />
Studie: Europa, einig<br />
Umweltschutz<br />
Karlsberg: Naturprodukt<br />
für alle Welt
Wer hätte gedacht, <strong>das</strong>s<br />
Rotwein und Schokolade so ein<br />
leidenschaftliches Paar ergeben?<br />
MÖVENPICK à la TANGO ARGENTINO<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Inhalt<br />
02<br />
03<br />
Editorial Seite 04<br />
Momentaufnahme Seite 05<br />
Kompakt Seite 06<br />
<strong>10</strong><br />
TITEL<br />
<strong>Der</strong> <strong>Kiez</strong> <strong>bestellt</strong> <strong>das</strong> <strong>Feld</strong>: Immer mehr Menschen betreiben<br />
in der Stadt Landwirtschaft. „Urban Farming“ heißt der<br />
Trend, bei dem es um mehr als reine Selbstversorgung geht Seite <strong>10</strong><br />
IM FOKUS<br />
„Gurke des Jahres“ im Glas vom Vorjahr – die Verpackung des<br />
Traditionsunternehmens Kühne lässt sich beliebig oft recyceln Seite 16<br />
KÖPFE<br />
Vom Wunsch, die Welt zu verändern – Thomas Speck<br />
von der GEPA setzt sich für fairen Handel ein Seite 17<br />
18<br />
International Seite 18<br />
Aus der Praxis<br />
Karlsberg ist eine der größten deutschen Brauereien. Bei der<br />
Entsorgung vertraut sie der Grüner-Punkt-Tochter HPI Resource Seite 20<br />
SERVICE Seite 24<br />
Fotos: Marco Clausen / Prinzessinnengarten; Brand New Images; Kay Herschelmann<br />
20<br />
NACHGEFRAGT Seite 26<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: <strong>Der</strong> Grüne Punkt – Duales System<br />
Deutschland GmbH, Frankfurter Straße 720–726,<br />
51145 Köln<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus Hillebrand<br />
Redaktion: Norbert Völl, Martina Lützeler-Pauli;<br />
<strong>punkt</strong>@<strong>gruener</strong>-<strong>punkt</strong>.de<br />
Text, Gestaltung und Realisation: komm.passion<br />
GmbH, Düsseldorf, www.komm-passion.de<br />
Lithografie: peters produktion GmbH, Erftstadt<br />
Druck: <strong>das</strong> druckhaus, Korschenbroich<br />
Titelfoto: Kay Herschelmann<br />
klimaneutral<br />
gedruckt<br />
Zertifikatsnummer:<br />
651-53124-<strong>10</strong>11-1<strong>10</strong>0<br />
www.climatepartner.com<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Editorial<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
vor gut 20 Jahren beherrschte ein Problem die Umweltdiskussion in Deutschland:<br />
Die Müllberge wuchsen, immer mehr Verpackungen landeten in der<br />
Tonne und auf der Deponie. Die Kommunen riefen um Hilfe und wollten von<br />
all dem Abfall entlastet werden. Handel und Industrie standen am Scheideweg:<br />
Sie konnten sich entscheiden, ob sie ein flächendeckendes Rücknahmesystem<br />
für Verkaufsverpackungen aufbauen. Oder sie hätten gar nichts tun können,<br />
sondern abwarten, was die Politik beschließen würde.<br />
Die deutsche Wirtschaft entschloss sich damals, die Initiative zu ergreifen und<br />
jedem Bürger die Teilnahme an einem ambitionierten Recyclingsystem zu<br />
ermöglichen. Das war die Geburtsstunde des Grünen Punkts und des dualen<br />
Systems. Das hat eine große Anstrengung erfordert. Dafür verfügt Deutschland heute über <strong>das</strong> umfassendste<br />
und modernste Recyclingprogramm der Welt – und es funktioniert auch im Wettbewerb und<br />
damit kostengünstiger als vergleichbare Systeme im Ausland.<br />
Einige kommunale Funktionäre nehmen die Vorbereitungen zu einem Wertstoffgesetz, <strong>das</strong> die Verpack<br />
ungsverordnung ablösen soll, zum Anlass, dieses System anzugreifen. Sie wollen es verstaatlichen und<br />
unter ihre Kontrolle bringen, um ihre Betriebe vor dem Wettbewerb mit der Privatwirtschaft zu schützen.<br />
Obwohl diese Position von gestern ist und mit moderner Marktwirtschaft nichts zu tun hat, findet sie in<br />
manchen politischen Kreisen Anklang. Über eine Verpackungssteuer könnte den Kommunen eine lukrative<br />
Einnahmequelle eröffnet werden. Zahlen würden diese Steuer die Hersteller, der Handel und damit<br />
mittelbar die Verbraucher.<br />
Es ist an der Zeit, <strong>das</strong>s sich Handel und Industrie ein weiteres Mal entscheiden: Wollen sie sich <strong>das</strong> duale<br />
System, <strong>das</strong> sie mit viel Geld und Engagement aufgebaut haben, von den Kommunen enteignen lassen, um<br />
künftig nur noch saftige Abgaben zahlen zu dürfen – ohne jede Möglichkeit, auf die Ausgestaltung des Systems<br />
Einfluss zu nehmen? Oder wollen sie zu einer gemeinsamen Position finden und sich dafür einsetzen,<br />
dieses System weiterzuentwickeln? Um damit einmal mehr den Ruf Deutschlands als Recyclingweltmeister<br />
zu untermauern.<br />
Für mich liegt die Entscheidung auf der Hand: Sie werden in mir einen entschiedenen Verfechter des Fortschritts,<br />
der Marktwirtschaft und des Wettbewerbs finden. Und einen ebenso entschiedenen Gegner der<br />
Verstaatlichung einer erfolgreichen Idee.<br />
Ihr<br />
Stefan Schreiter<br />
Geschäftsführender Gesellschafter und CEO der<br />
DSD – Duales System Holding GmbH & Co. KG<br />
Fotos: Andreas Teichmann/DSD GmbH; Max Frisinger, „Rotor“ (Ausstellungsansicht Kunstpreis START 2011) © Kunstmuseum Bonn, 2011 (Foto: Reni Hansen, Kunstmuseum Bonn)<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Momentaufnahme<br />
04<br />
05<br />
Dieser Turm verbindet Kunst und Architektur. Wer <strong>das</strong> Treppenhaus im Kunstmuseum<br />
Bonn hinaufsteigt, blickt auf ein überdimensionales Sammelsurium von Fundstücken. Die<br />
zwölf Meter hohe Konstruktion stammt von Max Frisinger, Preisträger des 2011 erstmals<br />
vergebenen KUNSTPREIS START. Wochenlang suchte der 31-Jährige bei Unternehmen<br />
und Institutionen im Raum Bonn nach Material für seine Kreation. Mit Erfolg: In seinem<br />
Kunstwerk, <strong>das</strong> bis zum 1. Juli 2012 zu sehen sein wird, verbaute Frisinger nicht nur Rohre<br />
und Fahrzeugketten, sondern sogar eine Kinderrutsche und einen Plastik-Gartenteich.<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Auszeichnung für Theater<br />
Drama in Grün<br />
Um Bühnenabende nachhaltiger zu machen, hat <strong>das</strong><br />
Kölner Kabarett „Klüngelpütz“ mit dem Institut für<br />
Marktökologie <strong>das</strong> Label „Grüne Bühne“ entwickelt.<br />
Mit diesem Label sollen Theater anhand von definierten<br />
Zertifizierungskriterien bewertet werden.<br />
Geprüft wird, ob die Kulturhäuser Ökostrom nutzen,<br />
beim Catering Biolebensmittel verwenden oder energiesparendes<br />
LED-Licht einsetzen.<br />
Wer im Theater sitzt, macht sich in der Regel wenig<br />
Gedanken darüber, welche Klimabilanz <strong>das</strong> Kulturhaus<br />
hat. Das neue Label soll Theater daher nicht nur<br />
auszeichnen, sondern auch die Zuschauer sensibilisieren:<br />
„<strong>Der</strong> Multiplikatoreffekt im Theater ist riesig,<br />
denn unsere Zuschauer sind Umweltthemen gegenüber<br />
sehr aufgeschlossen“, sagt Projektkoordinatorin<br />
Marina Barth.<br />
Das Label „Grüne Bühne“ zeichnet<br />
nachhaltige Theater aus.<br />
Die Eignung eines Theaters für <strong>das</strong> Label soll jährlich überprüft werden. Die „Grüne Bühne“ ist Teil des vom Klimakreis Köln<br />
geförderten Projekts „Klimabausteine“, <strong>das</strong> Umweltschutzprojekte im Raum Köln finanziell unterstützt. <strong>Der</strong> Klimakreis Köln ist<br />
eine Allianz von Klimaexperten aus Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden.<br />
l<br />
www.klimabausteine.de<br />
Dem Recycling<br />
von Mischkunststoffen<br />
gehört<br />
die Zukunft.<br />
DSD übernimmt Recyclinganlage<br />
Plastik zu Plastik<br />
Die Systec Mixed Plastics GmbH, neu gegründete Tochter<br />
der <strong>Der</strong> Grüne Punkt – Duales System Deutschland<br />
GmbH (DSD), hat zum 1. April 2012 den Standort<br />
Genthin der Remondis Plano GmbH übernommen. Ziel<br />
ist, den Betrieb weiter auszubauen, um dort <strong>das</strong> werkstoffliche<br />
Recycling zu stärken.<br />
„Diesem Zweig der Recyclingindustrie gehört die Zukunft“,<br />
erklärt Michael Wiener, Geschäftsführender<br />
DSD-Gesellschafter. „Genthin passt daher optimal in die<br />
Strategie des Grünen Punkts, <strong>das</strong> Recycling von Mischkunststoffen<br />
auszubauen.“ Bisher werden in der Anlage<br />
jährlich 36.000 Tonnen an Mischkunststoffen aus dem<br />
Gelben Sack und der Gelben Tonne zu Agglomerat aufbereitet.<br />
Neben dieser rohstofflichen Verwertung wird<br />
DSD künftig die Mischkunststoffe vermehrt werkstofflich<br />
nutzen, um neue Produkte aus Kunststoff herzustellen. l<br />
Fotos: fotolia; DSD GmbH; NASA, ESA, and M. Livio and the Hubble 20th Anniversary Team (STScl)<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
kompakt<br />
Mehr Wertstoffe aus<br />
der Tonne<br />
Sternfabrik<br />
im Weltall<br />
06<br />
07<br />
<strong>Der</strong> Bedarf an Anlagen zum biologischen Sortieren und Aufbereiten<br />
von Abfall wird in Deutschland bis 2020 weiter steigen. Zentrale Ursache:<br />
Die am 1. Juni 2012 in Kraft getretene Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes<br />
führt zu einer stärkeren Abfalltrennung und damit<br />
zu weniger Restabfall. Zu diesem Ergebnis kommt <strong>das</strong> Hamburgische<br />
Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) in seiner aktuellen Studie „Auswirkungen<br />
der Abfallgesetzgebung auf <strong>das</strong> Abfallaufkommen und die Behandlungskapazitäten<br />
bis 2020“.<br />
„Mit der flächendeckenden Einführung von Bio- und Wertstofftonne<br />
bis 2015 werden in Zukunft mehr Bio- und Grünabfälle sowie Leichtverpackungen<br />
und stoffgleiche Nichtverpackungen getrennt erfasst<br />
und damit dem Recycling zugeführt“, erklärt Sven Schulze, einer der<br />
Autoren der Studie. Dieser Trend gelte auch für Produktions- und Gewerbeabfälle:<br />
„Unternehmen haben immer mehr wirtschaftliche und<br />
gesetzliche Anreize, durch effizienten Ressourceneinsatz Abfall zu vermeiden<br />
und Wertstoffe getrennt zu erfassen.“ <br />
l<br />
Haus-Performance im Park<br />
Alle fünf Jahre verwandelt sich Kassel in eine internationale Kunstmetropole.<br />
Die dOCUMENTA (13) setzt mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />
einen inhaltlichen Schwer<strong>punkt</strong>. <strong>Der</strong> Grüne Punkt unterstützt die weltweit<br />
größte Ausstellung für zeitgenössische Kunst als fördernder Unternehmenspartner.<br />
Im Auepark dienen 24 Fertighäuser als individuelle<br />
Projektionsflächen für Künstler. Hier haben sie die Möglichkeit, Darbietungen<br />
und Installationen zu kreieren. Als Symbole für eine nachhaltige<br />
Kreislaufwirtschaft stellen Grüner Punkt und dOCUMENTA (13) ausgewählte<br />
Gebäude nach Ende der Ausstellung sozialen und kulturellen<br />
Einrichtungen für eine sinnvolle Zweitverwendung zur Verfügung.<br />
„Wir freuen uns sehr, die weltweit größte Ausstellung für zeitgenössische<br />
Kunst als fördernder Unternehmenspartner unterstützen zu<br />
dürfen“, betont Stefan Schreiter, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
und CEO des Grünen Punkts. „Da ich in Kassel aufgewachsen bin und<br />
mich der Stadt eng verbunden fühle, liegt mir dieses Engagement auch<br />
persönlich sehr am Herzen.“<br />
l<br />
Galaxien versorgen sich über eine Art kosmisches<br />
Recycling mit dem Rohmaterial für<br />
neue Sterne. Das ist <strong>das</strong> Ergebnis einer aktuellen<br />
Studie, die Forscher am Max-Planck-<br />
Institut für Astronomie in Heidelberg durchgeführt<br />
haben.<br />
In Galaxien wie der Milchstraße entstehen<br />
laufend neue Sterne. Doch allein mit dem<br />
dort verfügbaren Gas ließe sich diese Produktion<br />
nicht aufrechterhalten. Ein gigantischer<br />
Recycling-Kreislauf soll die Antwort<br />
auf die fortlaufende Geburt neuer Sterne<br />
sein. Dass aus Galaxien Materie abströmt,<br />
wenn beispielsweise durch Supernova-<br />
Explosionen Sterne ihr Leben beenden, ist<br />
in der Wissenschaft schon länger bekannt.<br />
Neu ist indes die Beobachtung, die die<br />
Astronomen des Max-Planck-Instituts mit<br />
Hilfe des Keck-I-Teleskops auf Hawaii gemacht<br />
haben. Sie fanden Anzeichen dafür,<br />
<strong>das</strong>s ein erheblicher Anteil des herausgeschleuderten<br />
Gases ferner Galaxien wieder<br />
zurückfällt und dabei zu neuen Sternen<br />
verarbeitet wird. Dies könne bei bis zu<br />
40 Prozent der Galaxien der Fall sein. l<br />
Carolyn Christov-Bakargiev,<br />
Künstlerische Leiterin der<br />
dOCUMENTA (13), Stefan Schreiter,<br />
CEO des Grünen Punkts, Bertram<br />
Hilgen, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der dOCUMENTA (13) und<br />
Oberbürgermeister der Stadt<br />
Kassel (v. r. n. l.).<br />
Aufgenommen vom Hubble-Teleskop zeigt dieses<br />
Bild einen Ausschnitt aus dem Carina-Nebel.<br />
Das Gas des Nebels wird aufgesogen von den neugeborenen<br />
Sternen in seiner Umgebung.<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
kompakt<br />
Ins Netz gegangen<br />
Neben Fischen landet auch<br />
Müll in den Netzen von Fischer<br />
Mike Hilger. Dass der Abfall jetzt<br />
entsorgt wird, dafür sorgt <strong>das</strong><br />
Projekt „Fishing for Litter“.<br />
„Fishing for Litter“ liefert erstmals<br />
Erkenntnisse über Abfall in der Ostsee<br />
Sie fischen in der Ostsee nach Schollen und Dorsch, doch was<br />
in den Netzen der Fischer landet, sind immer häufiger Plastikflaschen,<br />
Schuhe, Ölfässer, Seile oder anderes. Diese zerstören<br />
nicht nur die Netze, sondern sind auch eine ernsthafte Gefahr<br />
für Umwelt und Meerestiere. Um <strong>das</strong> Abfallproblem in den<br />
Meeren zu bekämpfen, beteiligt sich die <strong>Der</strong> Grüne Punkt –<br />
Duales System Deutschland GmbH (DSD) als überregionaler<br />
Partner an dem vom Naturschutzbund Deutschland (NABU)<br />
im Mai 2011 auf Fehmarn gestarteten Pilotprojekt „Fishing for<br />
Litter“ (<strong>punkt</strong> berichtete in der Ausgabe 2/2011). Erste Analysen<br />
geben Aufschluss über Art sowie Zusammensetzung des Abfalls<br />
und auch die Anzahl der teilnehmenden Fischer steigt.<br />
20 Fischer aus Burgstaaken und Heiligenhafen sammeln seit<br />
Projektstart den gefischten Müll an Bord in so genannten Big<br />
Bags, die der NABU kostenlos zur Verfügung stellt. Diese entsorgen<br />
sie in ihren Heimathäfen in dafür aufgestellten Containern.<br />
„Wir bringen unser Know-how und unser hervorragendes Netzwerk<br />
in <strong>das</strong> Projekt ein, um zur Bekämpfung dieses wichtigen<br />
Problems beizutragen“, erklärt Stefan Schreiter, Vorsitzender der<br />
DSD-Geschäftsführung. „Eine gute Entsorgungsinfrastruktur<br />
hilft, den Eintrag von Müll vom Land ins Meer zu begrenzen.<br />
<strong>Der</strong> Grüne Punkt und die Mülltrennung in Deutschland haben<br />
hier viel geleistet.“<br />
700 Kilogramm Abfall haben DSD-Experten im Recyclingcenter<br />
Hörstel bisher analysiert. Kunststoffe machen mit knapp 20 Prozent<br />
einen großen Anteil aus. Sie werden per Nahinfrarot-Technik<br />
auf ihre Art bestimmt und wie alles andere recycelt. Bislang<br />
sind die Daten nicht repräsentativ, sondern <strong>das</strong> Ergebnis einer<br />
Stichprobe. Doch sie liefern wichtige Erkenntnisse für weitere<br />
Maßnahmen und die Aufklärung der Öffentlichkeit.<br />
„Wenn wir die Wege, die der Abfall ins Meer findet, reduzieren<br />
wollen, müssen wir wissen, woher er kommt und um welche Art<br />
es sich handelt“, sagt Kim Detloff, Referent für Meeresschutz<br />
beim NABU. „Damit leistet <strong>das</strong> Projekt auch einen Beitrag zur<br />
nationalen Umsetzung der 2008 verabschiedeten EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie.<br />
Diese gibt vor, Europas Meere bis<br />
zum Jahr 2020 in einen guten Umweltzustand zu versetzen.“<br />
Seit April 2012 ist Sassnitz auf Rügen neben Burgstaaken und<br />
Heiligenhafen der dritte Ostseehafen, in dem Abfall aus dem<br />
Meer umweltgerecht entsorgt wird. Damit steigt die Zahl der<br />
beteiligten Fischer auf über 30. „Wir freuen uns über die wachsende<br />
Allianz gegen die Müllkippe Meer“, sagt NABU-Präsident<br />
Olaf Tschimpke. Weltweit gelangen nach Schätzungen des Umweltverbandes<br />
allein 6,4 Millionen Tonnen Müll pro Jahr in die<br />
Weltmeere, drei Viertel davon aus Kunststoff. <br />
l<br />
Weitere Infos und Bilder zu dem Projekt unter<br />
www.<strong>gruener</strong>-<strong>punkt</strong>.de<br />
Fotos: Gregor Lengler (3); NABU/Stefan Sauer<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
JETZT WIRD DIE<br />
BÜROKÜCHE ZUM<br />
PROFIT-CENTER!<br />
GROHE BLUE®<br />
Gekühltes Tafel-Wasser direkt aus der Armatur.<br />
• Wohlschmeckendes, gekühltes Wasser für <strong>das</strong> ganze Team.<br />
• Mit einem Dreh still, feinperlig oder kräftig sprudelnd.<br />
• Belebend und motivierend.<br />
• Jederzeit verfügbar, platzsparend und umweltfreundlich.<br />
• Einmalige Investition mit schneller Amortisierung.<br />
still<br />
medium<br />
sprudelnd<br />
Gekühltes, gefiltertes<br />
Tafelwasser. Ganz<br />
nach Geschmack.<br />
Normales Kalt- und<br />
Warm-Mischwasser.<br />
Kennen Sie eigentlich auch GROHE Red®?<br />
Das innovative Wassersystem für<br />
kochendes Wasser direkt aus der Armatur<br />
ergänzt GROHE Blue® optimal.<br />
www.grohe.de
<strong>Der</strong> <strong>Kiez</strong> <strong>bestellt</strong><br />
<strong>das</strong> <strong>Feld</strong><br />
In Berlin hören Städter nicht nur <strong>das</strong> Gras wachsen – sie greifen selbst zu Schaufel<br />
und Hacke und betreiben Landwirtschaft in der Stadt. Die Lust, in der Erde zu buddeln,<br />
ist groß. Urban Farming heißt <strong>das</strong> Phänomen, <strong>das</strong> immer mehr Anhänger findet.<br />
Wo über 60 Jahre eine Brachfläche war, ist heute<br />
der Prinzessinnengarten, in dem eine Vielfalt von<br />
Gemüse und Kräutern angebaut wird. Robert Shaw<br />
(Bild rechts) ist einer der Gründer und zuständig<br />
für Anbau und Pflege der Beete.<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Titel<br />
<strong>10</strong><br />
11<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
1: Anne Helm und ihr Sohn sind regelmäßig im Prinzessinnengarten.<br />
2 + 4: Die Pflanzen werden in wiederverwendeten Reissäcken und Bäckerkisten angebaut.<br />
3: Im Prinzessinnengarten wird Gemüse nicht nur angebaut, sondern es wird auch<br />
Kindern erklärt, wie es geerntet und weiterverarbeitet wird.<br />
1<br />
2 3<br />
4<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Titel<br />
Bienen summen, Vögel zwitschern, der Kies knirscht unter<br />
den Füßen der Besucher, während hinter dem Zaun<br />
der Verkehr zweispurig rauscht und Autos über den<br />
Asphalt donnern. Wo einst <strong>das</strong> Kaufhaus Wertheim am Moritzplatz<br />
stand, befindet sich der Prinzessinnengarten. Von außen<br />
sieht er aus wie eine typische umzäunte Kreuzberger Brache mit<br />
graffitibesprühten Mauern. Doch wer den Garten betritt, taucht<br />
ein in eine grüne Oase. Hier betreiben Robert Shaw und Marco<br />
Clausen auf einer 6.000 Quadratmeter großen Fläche urbane<br />
Landwirtschaft.<br />
In einem Bezirk, in dem viele Menschen auf engem Raum leben,<br />
mit wenig Grün und vielen sozialen Problemen, haben Clausen<br />
und Shaw einen Ort geschaffen, wo passionierte Hobbygärtner,<br />
Kinder und Nachbarn gemeinsam säen, pflanzen und ernten,<br />
neue Anbaumethoden ausprobieren oder die erzeugten Produkte<br />
kaufen können. Jeden Tag sind die beiden im Garten und<br />
prüfen, was neu gepflanzt oder zeitnah geerntet werden muss,<br />
jäten oder gießen <strong>das</strong> Gemüse und sprechen mit Besuchern.<br />
und bereits mehrere Mitarbeiter beschäftigt. Bei all dem sind<br />
Clausen und Shaw selbst keine Profis. „Oft sind es unkonventionelle<br />
Lösungen, wir probieren gemeinsam was aus und lernen<br />
dabei viel über Stadtökologie, Klimaanpassung, Recycling,<br />
nachhaltigen Konsum und zukunftsfähige Formen städtischen<br />
Lebens“, erklärt Clausen.<br />
Gemüse für alle<br />
<strong>Der</strong> Erfolg gibt den beiden Recht. Die Anlage ist gut besucht, täglich<br />
schlendern Singles, Familien und Rentner durch den Garten<br />
und schauen sich <strong>das</strong> junge Gemüse an. Andere lockern in einem<br />
Beet die Erde auf oder kaufen in einem alten Container bereits<br />
Geerntetes. Die Auswahl an Produkten ist riesig. Beet reiht sich an<br />
Beet, hunderte Salatköpfe werden in Gitterkisten gezogen, Kohlrabi<br />
in Reissäcken – alles in Bioqualität. Rund 550 verschiedene<br />
Kulturpflanzen wachsen im Prinzessinnengarten, darunter allein<br />
16 Kartoffelsorten und 13 Arten Minze. „Wir wollen die Vielfalt<br />
von Nutzpflanzen zeigen und kümmern uns um alte oder seltene<br />
Sorten“, sagt Clausen.<br />
12<br />
13<br />
Fotos: Marco Clausen / Prinzessinnengarten (2 / vorherige Doppelseite); Kay Herschelmann (5); Marco Clausen / Prinzessinnengarten<br />
Gelernte Gärtner sind sie beide nicht. Robert Shaw drehte früher<br />
Filme, Marco Clausen ist studierter Historiker und ehemaliger<br />
Bar-Betreiber. Was sie verbindet: eine jahrelange Freundschaft<br />
und die Vision einer nachhaltigen Landwirtschaft mitten in der<br />
Stadt. „Wir wollen einen Raum schaffen,<br />
in dem wir Lebensmittel anbauen und gemeinsam<br />
experimentieren, was Stadt auch<br />
sein kann“, sagt Clausen. Das Landleben<br />
in die Stadt zu tragen – darum geht es den<br />
beiden nicht. Im Gegenteil: „Es ist eher<br />
eine Stadtsehnsucht“, sagt Clausen. „<strong>Der</strong><br />
Reiz dieses Ortes ist doch, <strong>das</strong>s er so viel<br />
Städtisches hat. Hier entstehen Vielfalt,<br />
Kreativität und Begegnung.“<br />
Brache wird zum Garten<br />
Zusammen gründeten sie 2009 den gemeinnützigen<br />
Verein „Nomadisch Grün“,<br />
räumten mit ein paar Freiwilligen die Brache<br />
auf und gärtnerten drauflos. Entstanden<br />
ist ein Garten mit mobilen Beeten,<br />
mit denen die beiden jederzeit umziehen<br />
können. Denn der Mietvertrag für den<br />
Platz gilt immer nur ein Jahr. Sollte ein<br />
Unternehmen die Fläche erwerben und<br />
hier bauen, müssen sie weg. Getragen von<br />
zahlreichen Freiwilligen und einem Café,<br />
in dem es jeden Tag Mittagstisch aus eigenen<br />
Produkten gibt, hat sich der Prinzessinnengarten<br />
über die Jahre etabliert.<br />
„Wir sind stolz darauf, <strong>das</strong>s wir aus einem Garten ein kleines<br />
Unternehmen geschaffen haben“, sagt Clausen. Ein Unternehmen,<br />
<strong>das</strong> nicht nur Obst und Gemüse abwirft, sondern auch<br />
Workshops zum Thema Stadtgärtnern oder Ernährung anbietet<br />
Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg liegt der <strong>Kiez</strong>garten Schliemannstraße. Auf dem<br />
Gelände der Malzfabrik dient ein umgebauter Schiffscontainer als urbane Farm.<br />
„Das, was es hier im Garten gibt, findet man in keinem Supermarkt“,<br />
sagt Anne Helm, die in der Nachbarschaft wohnt. Heute<br />
will sie mit ihrem Sohn Edgar frischen Salat kaufen und bei der<br />
Pflanzentauschbörse mitmachen. „Lebensmittel selbst zu produzieren,<br />
ist etwas Besonderes“, sagt sie, „allein schon deshalb, weil<br />
es besser schmeckt als aus dem Supermarkt, da bin ich verwöhnt<br />
durch <strong>das</strong> Gemüse, <strong>das</strong> meine Eltern in ihrem Garten anbauen.“<br />
Doch der Geschmack ist nicht der einzige Grund, warum sie<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
häufig hier ist. „Die Produkte selbst zu ernten, zu sehen, wie alles<br />
wächst, hilft, den Bezug zum Leben nicht zu verlieren.“<br />
Urbane Landwirtschaft trifft den Nerv der Zeit. Immer mehr<br />
Menschen entdecken die Lust am Gärtnern in der Stadt – in<br />
unterschiedlichen Formen. Zum Beispiel im <strong>Kiez</strong>garten Schliemannstraße<br />
in Prenzlauer Berg. Zwischen Wohnhäusern und<br />
einem Kinderspielplatz wachsen hier Kräuter, ein paar Obstbäume,<br />
Stauden sowie Gemüse und Blumen. <strong>Der</strong> Wunsch, ein<br />
Stück Natur in der Stadt zu schaffen, wo sich Eltern und Kinder<br />
mit Natur und Lebensmitteln auseinandersetzen, steht hier im<br />
Vordergrund. Inzwischen entwickelt sich Urban Farming sogar<br />
zu einem Geschäftsfeld. Die Idee einer Containerfarm hat zum<br />
Beispiel <strong>das</strong> Unternehmen ECF, <strong>das</strong> umgebaute Schiffscontainer<br />
im öffentlichen Raum aufstellt. Darin kann gleichzeitig Gemüse<br />
angebaut und Fischzucht betrieben werden.<br />
Bauerngarten für Städter<br />
Etwas außerhalb des Zentrums, in Pankow, ist es zwar deutlich<br />
ländlicher, dafür versammeln sich hier zahlreiche Städter regelmäßig<br />
auf zwei kreisrunden <strong>Feld</strong>ern. Mitten im Volkspark<br />
Pankow knien Jung und Alt, zupfen Unkraut, lockern die Erde<br />
für die Zucchini und ernten <strong>das</strong> erste Gemüse der Saison. Bauerngarten<br />
Pankow heißt der Gemeinschaftsgarten von Max<br />
von Grafenstein, den er unter dem Motto „Wir pflanzen – Sie<br />
ernten“ anbietet.<br />
Das Konzept ist einfach: Auf kreisrunden Flächen legt der<br />
Öko-Agrarwirt mit seinem Team tortenstückförmige Parzellen<br />
an, bearbeitet den Boden und pflanzt 25 Gemüsesorten und<br />
Kräuter. Hobbygärtner und Anfänger können für eine Saison<br />
ein Stück mieten und alles ernten, was dort wächst. Etwa 390<br />
Euro kostet eine 45 Quadratmeter große Parzelle, inklusive Bewässerung,<br />
Gartengeräten und Beratung durch den Initiator.<br />
Das Erntevolumen ist so hoch, <strong>das</strong>s ein bis zwei Personen sich<br />
damit den ganzen Sommer in Bioqualität versorgen können<br />
und nichts dazukaufen müssen.<br />
Von Grafensteins Kunden kommen überwiegend aus der Stadt<br />
und haben selbst meist nur einen Balkon, dafür aber den großen<br />
Wunsch, mehr über Lebensmittel und ihren Anbau zu erfahren.<br />
„<strong>Der</strong> Bauerngarten funktioniert nur im urbanen<br />
Kontext“, sagt von Grafenstein. „Wir stellen den Platz<br />
und <strong>das</strong> Know-how zur Verfügung. Für Leute, die<br />
auf dem Land leben, ist <strong>das</strong> nicht interessant.“<br />
Bei Max von Grafenstein erfahren Städter,<br />
wie sie ihr Stück <strong>Feld</strong> beackern.<br />
Sinnhaftigkeit erleben<br />
Zum großen Teil sind es Akademiker und Menschen<br />
mit einem anspruchsvollen Bürojob, die<br />
ein Stück <strong>Feld</strong> mieten. Die Altersspanne reicht<br />
von Anfang 20 bis Mitte 60. Doch woher kommt<br />
diese Begeisterung fürs Gärtnern, Unkrautjäten und<br />
den Dreck unter den Fingernägeln? „Viele wollen einen<br />
Ausgleich zur Arbeit und in der Natur Sinnhaf<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Titel<br />
14<br />
15<br />
Die kreisrunde Fläche ist in tortenstückförmige<br />
Parzellen unterteilt. 25 Sorten Gemüse liegen hier<br />
größtenteils noch unter der Erde.<br />
Orte des<br />
„guten Lebens“<br />
Fotos: Kay Herschelmann (2); fotolia; privat<br />
tigkeit erleben“, sagt Grafenstein. Klaus Rieck ist einer von<br />
ihnen. Er hilft von Grafenstein und bekommt dafür eine<br />
Gratis-Parzelle. Zehn Jahre lang hat er als Designer von<br />
Computerspielen gearbeitet, immer unter immensem Zeitund<br />
Arbeitsdruck. Irgendwann hat es ihm gereicht. „Ich<br />
wollte mein Leben verändern“, sagt der 44-Jährige. Jetzt ist<br />
er Pächter eines Cafés in Kreuzberg und Ansprechpartner<br />
für die Mietgärtner. Die kommen nicht nur, um <strong>das</strong> Gemüse<br />
zu ernten, sondern hacken und pflegen ihre Beete liebevoll.<br />
„Bei uns können Stadtmenschen wieder zur Natur und<br />
zur gesunden Ernährung finden.“<br />
Das Konzept kommt an. <strong>Der</strong> Gemeinschaftsgarten in Pankow<br />
sowie weitere Standorte in Gatow und Buckow sind<br />
bereits ausgebucht. Doch expandieren will von Grafenstein<br />
nicht, denn <strong>das</strong> bedeutet auch ein Mehr an Verwaltung. „Ich<br />
bin Bauer und möchte selbst noch ab und zu Traktor fahren<br />
und nicht am Schreibtisch sitzen.“<br />
l<br />
Dr. Christa Müller untersucht seit vielen Jahren<br />
nachhaltige Lebensstile. Neben zahlreichen Forschungsprojekten<br />
und Buchveröffentlichungen<br />
zum Thema „Urbane Gärten“ hat die Soziologin<br />
<strong>das</strong> Netzwerk Interkulturelle Gärten und die Stiftung<br />
Interkultur aufgebaut – ein Projekt der Stiftungsgemeinschaft<br />
anstiftung & ertomis, die Christa Müller als Geschäftsführende<br />
Gesellschafterin leitet.<br />
<strong>punkt</strong>: Warum kehrt Landwirtschaft in die Städte zurück?<br />
Dr. Christa Müller: Die Rückkehr ist Ausdruck einer neuen Hinwendung<br />
zum Nahraum, zur Natur und auch zu ethischen Fragen<br />
des Umgangs mit Tieren in der industrialisierten Landwirtschaft.<br />
Regionale Produkte, aber auch lokale Traditionen werden neu<br />
entdeckt. Alte Sorten anbauen und Saatgut selbst reproduzieren,<br />
<strong>das</strong> führt nicht nur zu mehr Wissen, sondern ist auch eine politische<br />
Antwort auf Entgrenzung und Naturausbeutung.<br />
Was sind die Hintergründe zu diesem Boom?<br />
Es geht um Selbstversorgung mit lokalem Obst und Gemüse und<br />
damit um die Reduktion von Treibhausgasen, aber es geht zugleich<br />
um die Aktivierung der Nachbarschaft, die Gestaltung des<br />
Viertels nach eigenen Vorstellungen und um eine Wiedereroberung<br />
des öffentlichen Raums. Eine neue Generation will dort, wo<br />
sie ist, mitgestalten und Orte des „guten Lebens“ schaffen. Hier<br />
kann man im Kleinen vormachen, wie es besser gehen könnte.<br />
Was ist anders als beim Schrebergarten?<br />
Die neue urbane Gartenbewegung ist ökologisch und politisch.<br />
Auch <strong>das</strong> vernetzte Denken des Internets findet Eingang. Die Leute<br />
suchen den Garten nicht als Alternative zur hektischen Stadt.<br />
Vielmehr nutzen sie ihn als Medium, um eine zukunftsfähige<br />
Stadtentwicklung zu thematisieren, an der sie teilhaben wollen. l<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
im fokus<br />
„Gurke des Jahres“<br />
im Glas vom Vorjahr<br />
Glas ist nach wie vor ein geschätzter Packstoff.<br />
Das Material lässt sich beliebig oft recyceln –<br />
vorausgesetzt, die Qualität stimmt. Dafür ist schon<br />
die Trennung durch den Verbraucher von großer<br />
Bedeutung.<br />
Pikante Gewürzgurken, verfeinert mit geschrotetem<br />
Pfeffer und aromatischem Majoran, mit einer kräftigwürzigen<br />
Note, passend zur Grillsaison als Beilage zu<br />
Fleischgerichten oder zum klassischen Abendbrot – <strong>das</strong> sind<br />
Kühnes „Holzfäller Gurken“. Die Hamburger Traditionsfirma<br />
stellte <strong>das</strong> Produkt als die aktuelle „Gurke des Jahres“ vor.<br />
Die Verpackung unterstreicht die Wirkung von großer Sorgfalt,<br />
fein abgestimmter Rezeptur und hochwertigen Zutaten:<br />
Das transparente Glas lässt freien Blick auf den leckeren Inhalt,<br />
der goldene Deckel unterstreicht den hohen Anspruch.<br />
Dabei handelt es sich eigentlich um eine Recyclingverpackung:<br />
Durchschnittlich über 60 Prozent beträgt der Anteil<br />
von Altglas für neues Verpackungsglas – je nach Glasfarbe<br />
kann diese Quote 90 Prozent erreichen. Altglas ist damit der<br />
bei weitem wichtigste Rohstoff für die Herstellung neuer<br />
Verpackungsgläser. Richtig eingesammelt und weiterverarbeitet,<br />
lässt sich der Werkstoff problemlos immer wieder<br />
einschmelzen und erneut verwenden.<br />
Für ein funktionierendes Recycling kommt es entscheidend<br />
auf die Qualität an: Verpackungsglas wird in Deutschland<br />
weit überwiegend getrennt nach den drei Farben Weiß,<br />
Grün und Braun gesammelt. Auch im Sammelfahrzeug und<br />
in den Verarbeitungsanlagen werden die Farben strikt getrennt<br />
gehalten. Fremdstoffe wie Keramik, Steine und Porzellan<br />
müssen, wenn sie einmal in die Glascontainer geraten<br />
sein sollten, mit viel Aufwand aus den Scherben entfernt<br />
werden. Grund genug für die Behälterglasindustrie und<br />
Glasrecycler wie den Grünen Punkt, immer wieder für eine<br />
sorgfältige Sammlung zu werben und dafür, Geschirr, aber<br />
auch andere Glasarten wie Trinkgläser aus Bleikristall und<br />
Fenstergläser nicht in die Glascontainer zu werfen.<br />
Die Deutschen verhalten sich beim Glasrecycling vorbildlich:<br />
Das beweisen konstant hohe Recyclingquoten. So können<br />
köstliche Produkte wie die „Holzfäller Gurken“ weiter in<br />
formschönen und anspruchsvollen Glasverpackungen abgefüllt<br />
werden. Dabei spart Glasrecycling auch noch Energie<br />
und Ressourcen: Pro zehn Prozent Scherbeneinsatz wird die<br />
erforderliche Schmelzenergie in der Glashütte um circa drei<br />
Prozent reduziert.<br />
l<br />
Carl Kühne KG<br />
Die Geschichte der Carl<br />
Kühne KG (GmbH & Co.)<br />
reicht bis ins Jahr 1722<br />
zurück. Heute ist <strong>das</strong> Familienunternehmen<br />
mit Sitz<br />
in Hamburg eine führende<br />
Premiummarke für Essig,<br />
Senf, Feinkost und Feinsaures<br />
in Europa. Die Kühne-Gruppe<br />
beschäftigt 1.500 Mitarbeiter<br />
und hat Produktionsbetriebe<br />
in Deutschland, Frankreich,<br />
Polen und der Türkei.<br />
Mehr unter: www.kuehne.de<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Köpfe<br />
Thomas Speck macht sich<br />
für fairen Handel stark.<br />
16<br />
17<br />
Vom wunsch, die<br />
welt zu verändern<br />
Fotos: Carl Kühne; GEPA – The Fair Trade Company/Fischer; GEPA – The Fair Trade Company/Nusch (2); GEPA – The Fair Trade Company/Welsing (2)<br />
Thomas Speck hat schon Schüler unterrichtet, als Kellner gearbeitet und Schafe gezüchtet.<br />
Heute ist er Geschäftsführer der europaweit führenden Fair-Trade-Organisation „GEPA –<br />
Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH“ in Wuppertal.<br />
Wenn Thomas Speck morgens sein Büro betritt, scrollt<br />
er als Erstes im Internet systematisch alle wichtigen<br />
Nachrichtenseiten durch. „Ich muss immer genau<br />
wissen, was gerade wo passiert“, sagt der 59-Jährige. Doch beim<br />
reinen Wissensdurst ist es nicht geblieben. Seit 20 Jahren leitet<br />
er erfolgreich die Geschicke der Organisation GEPA, die fair<br />
gehandelte Produkte aus Afrika, Asien und Lateinamerika in<br />
Deutschland vertreibt. Als einer von drei Geschäftsführern ist<br />
Speck für den Vertrieb zuständig und vertritt <strong>das</strong> Unternehmen<br />
als Sprecher der Geschäftsführung nach außen.<br />
Die GEPA ist Europas größte Fair-Trade-Organisation mit einem<br />
Jahresumsatz von 58,4 Millionen Euro. Doch Speck stellt klar:<br />
„Uns geht es nicht um reine Gewinnmaximierung. Soziale und<br />
ökologische Verantwortung sind nicht nur Bestandteil, sondern<br />
Kern unserer Unternehmensphilosophie.“ Jeden Tag gilt es,<br />
Marktbedingungen und die Bedürfnisse der Handelspartner in<br />
Einklang zu bringen. „Diese Aufgabe erfordert viel Einsatz, aber<br />
es lohnt sich, denn jeder Schritt ist ein Anfang“, erklärt Speck.<br />
Fotos erinnern an Begegnungen<br />
Viele Jahre ist er durch die ganze Welt gereist, um die Handelspartner<br />
der GEPA persönlich kennenzulernen und sich ein Bild<br />
von ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verschaffen.<br />
Heute erinnern vor allem Fotos an die spannenden und vielfältigen<br />
Begegnungen. „Meine Besuche in fernen Ländern haben<br />
mich stark beeindruckt“, erzählt Speck. Ob aus Ghana oder<br />
dem Himalaya: Speck kehrte immer tief bewegt zurück. „Die<br />
Menschen dort sprühen vor Ideen, wie sie ihr Leben mit<br />
einfachen Mitteln verbessern können. Die GEPA unterstützt<br />
sie finanziell, materiell und organisatorisch bei<br />
der Umsetzung.“<br />
Seit seiner Jugend hatte Speck den<br />
Wunsch, die Welt zumindest ein<br />
wenig zu verändern. Überzeugt<br />
trat er der Anti-Atomkraft-Bewegung<br />
bei, nutzte Jute-Taschen<br />
und trank fair gehandelten Kaffee.<br />
„Ich wollte nicht alles hinnehmen“,<br />
sagt der 59-Jährige.<br />
Sich selbst erfahren, <strong>das</strong> war es,<br />
was ihn als Referendar zu einem radikalen<br />
Schritt motivierte: „Ich kaufte<br />
ein paar Milchschafe und versuchte mich<br />
als Selbstversorger.“ Speck und seine Familie bauten Obst und<br />
Gemüse an und verkauften außerdem Käse und Wolle, um etwas<br />
Geld zu verdienen. Zusätzlich arbeitete Speck als Sozialarbeiter.<br />
Eine anstrengende Zeit, die ihn tief prägte: „Die körperliche Arbeit<br />
auf dem Hof damals war sehr hart. Dadurch habe ich größte<br />
Achtung vor der Leistung landwirtschaftlicher Produzenten<br />
entwickelt.“<br />
Die von ihm beruflich vertretene nachhaltige Einstellung lebt<br />
Speck auch privat: Wo möglich, kauft der in Wuppertal wohnhafte<br />
Familienvater Fair-Trade-Produkte, seine Freizeit verbringt<br />
Speck gern mit Frau und Kindern im eigenen Wochenendhaus,<br />
um <strong>das</strong> sich rund 8.000 Quadratmeter Wald ranken. Und sollte<br />
es einmal nötig sein, könnte er sogar noch Schafe melken, denn:<br />
„So etwas verlernt man niemals.“<br />
l<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
harte typen in<br />
unschulds-weiss<br />
Die Kicker der französischen Nationalmannschaft liegen bei der Fußball-EM 2012 in<br />
Polen und der Ukraine zumindest schon mal bei der Trikot-Wahl ganz vorn. Sie laufen<br />
auswärts in Recyclinghemden auf, die jeweils aus 13 wiederverwerteten Plastikflaschen<br />
gefertigt wurden und um 23 Prozent leichter sind als herkömmliche Trikots.<br />
Sportausrüster Nike stellt diese umweltfreundliche Kollektion in einem modernen Verfahren<br />
her. Die Flaschen werden geschreddert und zu Strängen gezogen. Daraus werden Fäden gesponnen<br />
und zu Trikots gewebt. Laut Hersteller werden sogar die Rückennummern aus recycelten<br />
Handtüchern hergestellt.<br />
l<br />
europäische kommission will einheitliche lösung<br />
Theater um Tüten<br />
Die Europäische Kommission will den Verbrauch von Plastiktüten<br />
massiv senken. Bis 2020 soll jeder EU-Bürger<br />
höchstens 39 Tüten pro Jahr nutzen – <strong>das</strong> wären 80 Prozent<br />
weniger als heute. Um dies zu erreichen, prüft die Kommission<br />
derzeit verschiedene Möglichkeiten. Weil ein Verbot zahlreiche<br />
juristische Fragen aufwerfen würde, steht vor allem die Regulierung<br />
über den Preis zur Diskussion. „Ein Preis für Einwegtüten<br />
könnte <strong>das</strong> Bewusstsein der Verbraucher erhöhen“, sagt Carsten<br />
Lietz, Pressesprecher der Kommission in Deutschland. „Dies ist<br />
eine der Möglichkeiten, über die wir nachdenken.“ Während in<br />
Deutschland die Plastiktüten seit Jahren gegen einen Preis von bis<br />
zu 30 Cent ausgegeben werden und der Pro-Kopf-Verbrauch mit<br />
derzeit 65 Exemplaren deutlich unter dem EU-Schnitt liegt, werden<br />
sie in anderen Ländern immer noch kostenlos verteilt. l<br />
Fotos: NIKE; Brand New Images (<strong>10</strong>); fotolia<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
international<br />
Europa, einig<br />
Umweltschutz<br />
18<br />
19<br />
Sie kommen aus verschiedenen Kulturen, leben in der Provinz oder<br />
pulsierenden Metropolen und haben unterschiedlich gute berufliche<br />
Perspektiven. Doch eines eint sie in Europa: Junge Akademiker bewerten<br />
Nachhaltigkeit als eine der größten Herausforderungen der<br />
Zukunft. Das hat eine aktuelle Umfrage in neun europäischen Großstädten<br />
ergeben.<br />
Es hat sich einiges getan in Europa in Sachen Umwelt: Recyclingquoten<br />
steigen, Städte legen sich selbst Klimaschutzziele auf, Politiker feilen<br />
an länderübergreifenden Gesetzen. Doch trotz vermehrter Aktivitäten<br />
verliert <strong>das</strong> Thema Umwelt bei jungen Menschen nicht an Bedeutung. Das ist<br />
<strong>das</strong> Ergebnis der internationalen Studie „Green Capital of Tomorrow – the next<br />
generation’s perspective“ der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in<br />
Hamburg (HAW) in Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg und Siemens.<br />
1.<strong>10</strong>0 Studierende aus Wien, Zürich, Kopenhagen, Trondheim, Hamburg, Barcelona,<br />
Paris, Warschau und Brüssel beantworteten die Frage, welches für sie<br />
die größten Herausforderungen der Zukunft sind. An erster Stelle landeten mit<br />
71 Prozent Nachhaltigkeit sowie Umwelt- und Klimaschutz. 27 Prozent der Befragten<br />
engagieren sich dabei selbst aktiv in konkreten Projekten, im Rahmen<br />
ihrer Ausbildung und zum Beispiel durch ressourcenschonendes Verhalten.<br />
Anstrengungen verstärken<br />
An zweiter Stelle steht mit 65 Prozent <strong>das</strong> Bekämpfen der Finanzkrise, auf<br />
Platz drei mit 60 Prozent ein verbessertes Bildungssystem. Schon weniger<br />
wichtig ist der Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Familienarmut mit 66 bzw.<br />
57 Prozent. „Die Studie zeigt, <strong>das</strong>s es in den wichtigsten Bereichen eine städteübergreifende<br />
gemeinsame Auffassung gibt“, sagt Professor Dr. Werner Beba,<br />
Leiter des Competence Center für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz<br />
der HAW Hamburg und verantwortlich für die Studie. „Allerdings müssen<br />
laut Studie die bisherigen Anstrengungen auf dem Weg zur nachhaltigen Stadt<br />
deutlich verstärkt werden.“<br />
Wie <strong>das</strong> geschehen soll? Auch darin sind sich die Studenten einig. Mehr als<br />
80 Prozent der jungen Europäer sehen vier Punkte ganz oben auf der Agenda:<br />
den sorgsamen Umgang mit Ressourcen wie Trinkwasser, den Ausbau von erneuerbaren<br />
Energien, die Verbesserung von Abfallentsorgung und Recycling<br />
sowie einen umweltfreundlichen Nahverkehr. <br />
l<br />
hoher bedarf in china<br />
AltpapierHunger<br />
treibt die Preise<br />
China weist weltweit die höchste Altpapiernachfrage<br />
auf. Da <strong>das</strong> landeseigene<br />
Aufkommen an Altpapier bei weitem<br />
nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, importiert<br />
China große Mengen auch aus Europa,<br />
vor allem aus Italien und dem Vereinigten Königreich.<br />
Das ist ein Ergebnis der Studie „Altpapier<br />
in Europa bis 2020“ des Forschungsinstituts<br />
trend:research.<br />
Ursachen für den hohen Altpapierverbrauch<br />
Chinas ist die stark wachsende Papierindustrie<br />
des Landes, die als Rohstoff Altpapier benötigt.<br />
Chinesische Produkte sind weltweit gefragt:<br />
„Als führende Exportnation benötigt China<br />
besonders viel Altpapier zum Verpacken von<br />
Produkten“, erklärt Dr. Hilmar Westholm,<br />
Bereichsleiter „Umwelt und Entsorgung“ bei<br />
trend:research.<br />
<strong>Der</strong> Bedarf an Altpapier übersteigt <strong>das</strong> eigene<br />
Aufkommen Chinas bei weitem. Deshalb importierte<br />
<strong>das</strong> Land nach Angaben von GTAI im<br />
vergangenen Jahr über 27 Millionen Tonnen des<br />
wertvollen Rohstoffs, der in der Papierproduktion<br />
deutlich weniger Energie benötigt als Primärrohstoffe.<br />
Das sind gut 30 Prozent mehr als<br />
im Vorjahr. Das hat Folgen: „Chinas Nachfrage<br />
treibt die Preise auf dem europäischen Altpapiermarkt<br />
in die Höhe“, sagt Westholm. Dabei<br />
besteht ein Preisgefälle innerhalb Europas: je<br />
besser die Altpapier-Exportmöglichkeiten eines<br />
Landes, desto höher die Nachfrage asiatischer<br />
Importeure. Entsprechend steigen die Altpapierpreise<br />
hier besonders stark. Beispiele sind<br />
aufgrund ihrer direkten Seehafenanbindung die<br />
Niederlande und Norddeutschland.<br />
l<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
<strong>punkt</strong>_01/2012
aus der praxis<br />
20<br />
21<br />
Karlsberg<br />
Brauerei<br />
Naturprodukt<br />
für alle<br />
Welt<br />
Die Karlsberg Brauerei ist eine der größten<br />
deutschen Brauereien und liefert ihre Produkte<br />
nicht nur in die Region und nach ganz Deutschland,<br />
sondern auf alle bewohnten Kontinente.<br />
Die Grüner-Punkt-Tochter HPI Resource sorgt<br />
für eine optimale Entsorgungsinfrastruktur.<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Vom Bierbrauen ist kaum etwas zu sehen. <strong>Der</strong> „Gärkeller“<br />
ist kein feuchter oder dunkler Ort, sondern eine<br />
Reihe riesiger, blitzblanker Edelstahltanks. Überall<br />
Hightech, klinisch saubere Rohrleitungen, alles ist standardisiert<br />
und automatisiert. Aber: „Bier ist ein Naturprodukt“, sagt<br />
Bernd Franzmann. „Die Gerste ist immer ein bisschen anders,<br />
auch die Hefen haben mal einen schlechten Tag, genau wie<br />
wir“, schmunzelt er. „Am Ende braucht es immer den Menschen,<br />
der schmecken und riechen kann.“ Und bei Temperatur,<br />
Gärdauer und anderen Parametern steuernd eingreift.<br />
Franzmann ist Leiter Maschinentechnik, Instandhaltung und<br />
Umwelt der Karlsberg Brauerei im saarländischen Homburg,<br />
einer der größten deutschen Brauereien. Die Geschichte des<br />
Unternehmens, <strong>das</strong> 1878 gegründet wurde, ist von Anfang<br />
an von starkem Wachstum und Innovationsfreude geprägt.<br />
So gehörte Karlsberg Anfang der 1950er Jahre zu den ersten<br />
Brauereien, die Bier in Dosen abfüllten. Seit 1983 kooperiert<br />
man mit Coca-Cola und 1996 bringt Karlsberg „MiXery“ auf<br />
den Markt, ein Mischgetränk aus Bier, Cola und der geheimen<br />
Zutat „X“, <strong>das</strong> schnell die Szene erobert und noch heute <strong>das</strong><br />
beliebteste Biermischgetränk in Deutschland ist.<br />
Daneben ist die Brauerei auch stark in alkoholfreien Getränken:<br />
Mineralwasser wie die Marke Rilchinger gehört dazu,<br />
genauso wie Vitamalz, <strong>das</strong> im Verbund von vielen Brauereien<br />
nach einheitlichem Rezept hergestellt wird. Eine starke Marke<br />
der Homburger ist Gründel’s, Karlsbergs Alkoholfreies. Neben<br />
Gründel’s Classic gibt es Gründel’s fresh, <strong>das</strong> alkoholfreies Bier<br />
zum Beispiel mit Apfelsaft kombiniert,<br />
mit Zitrone oder ähnlichen Zutaten.<br />
Gerade im Sommer bei heißem<br />
Wetter oder nach dem Sport<br />
sind diese Getränke,<br />
eiskalt genossen,<br />
beliebt. 1.<strong>10</strong>0<br />
Mitarbeiter beschäftigt die Unternehmensgruppe, davon 700<br />
am Standort Homburg. Das Bier von der Saar wird in alle fünf<br />
Kontinente exportiert.<br />
Bernd Franzmann sorgt für all die Technik rund um <strong>das</strong> Brauen.<br />
Dazu musste sich der Brauereiingenieur über die Jahre auch in die<br />
Kraftwerkstechnik und die Abläufe der hauseigenen Kläranlage<br />
einarbeiten. Und natürlich in <strong>das</strong> Thema Entsorgung. Naturgemäß<br />
ist Glas für Karlsberg ein wichtiger Werkstoff. <strong>Der</strong> Großteil<br />
der Karlsberg-Biere und -Mischgetränke wird in Mehrwegglasflaschen<br />
abgefüllt. Vor jeder neuen Befüllung müssen die zurückgenommenen<br />
Flaschen sortiert, sorgfältig überprüft und gewaschen<br />
werden. „Dabei fällt natürlich auch viel Bruch an“, so Franzmann,<br />
denn nur einwandfreie Flaschen dürfen in den Kreislauf zurück.<br />
Daneben sind große Mengen Karton, Etiketten und Weißblech<br />
oder Aluminium zu entsorgen. Und hier ist Fachwissen gefragt:<br />
Die Etiketten zum Beispiel bestehen zwar aus Papier und sollten<br />
daher leicht zu recyceln sein. So einfach ist <strong>das</strong> aber nicht: „Die<br />
Etiketten müssen wasserfest sein“, gibt Franzmann zu bedenken.<br />
„Daher lösen sie sich nicht so einfach in Wasser auf wie anderes<br />
Papier.“ Da braucht es Entsorgungsexperten, um den richtigen<br />
Verwertungsweg zu finden.<br />
Die Grüner-Punkt-Tochter HPI Resource GmbH hat Entsorgungsstruktur<br />
und -verträge der Brauerei analysiert und optimiert.<br />
„Das Ergebnis ist für beide Seiten vorteilhaft“, sagt Franzmann.<br />
Nach einer Neuausschreibung spart Karlsberg jetzt Geld<br />
und beteiligt HPI an dieser Einsparung – der Dienstleister verdient<br />
nur dann, wenn der Kunde von der Arbeit profitiert.<br />
Wie viele HPI-Kunden hat sich auch Karlsberg für eine Balance<br />
von kostengünstigen Verträgen und ortsnahen Dienstleistern<br />
entschieden. „Wir hätten noch mehr einsparen können,<br />
wollten aber die Entsorger vor Ort im Boot haben. Das<br />
erhält Arbeitsplätze in der Region“, betont Franzmann.<br />
HPI entlastet nicht nur <strong>das</strong> Budget, sondern<br />
auch die Karlsberg-Verwaltung: „HPI<br />
checkt alle Rechnungen der Entsorger für<br />
uns, <strong>das</strong> entlastet uns spürbar.“ Den HPI-<br />
Service kann der Experte nur empfehlen:<br />
„Das ist eine runde Dienstleistung.“<br />
l<br />
Mehr unter www.karlsberg.de<br />
Bernd Franzmann (links) ist für die<br />
Technik rund um <strong>das</strong> Bierbrauen<br />
zuständig. Dazu gehören nicht nur<br />
die Braukessel, sondern auch die<br />
Abfüllanlage (3) und die Flaschenreinigung<br />
(2). Als Abfall fallen große<br />
Mengen Altglas an (1).<br />
Fotos: Kay Herschelmann<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
aus der praxis<br />
22<br />
23<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Karlsberg<br />
1878 von Christian Weber gegründet, hat sich<br />
Karlsberg zu einer führenden Brauerei Deutschlands<br />
entwickelt. Karlsberg bietet Vielfalt für jeden<br />
Geschmack und vereint die bekannten Marken<br />
Karlsberg UrPils, Feingold, Weizen und Natur-<br />
Radler. Ergänzt wird <strong>das</strong> Sortiment durch die beiden<br />
„Alkoholfreien“ Gründel‘s classic und Gründel‘s<br />
fresh. Mit dem Trend- und Szene-Getränk MiXery ist<br />
Karlsberg heute noch die Nummer 1 der Biermischgetränke<br />
in Deutschland.<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
<strong>Der</strong> Grüne Punkt als App!<br />
Wie recycelt man gebrauchte Verpackungen<br />
am besten? Was gehört ins Altpapier und was<br />
in den Gelben Sack? Was geschieht nach dem<br />
Einwerfen mit den Verpackungen? Die neue<br />
App „RecyclingScanner“ des Grünen Punkts<br />
bietet konkrete Antworten auf solche Fragen –<br />
und noch viel mehr.<br />
Endverbraucher können den Barcode der<br />
Verkaufsverpackungen der teilnehmenden Kunden<br />
scannen und erhalten interessante Informationen rund um<br />
die Verpackung sowie die richtige Entsorgung. Als besonderes<br />
Highlight berechnet die App, wie viel CO 2 durch die korrekte<br />
Trennung und <strong>das</strong> anschließende Recycling der Verpackung eingespart<br />
werden kann.<br />
Weitere Updates und Funktionen, wie die Suche nach Glascontainerstandplätzen<br />
via GPS, sind bereits in Planung. Auch eine<br />
Android-Version ist jetzt verfügbar, nachdem die App zunächst<br />
nur für iPhones am Start war.<br />
l<br />
Mehr unter www.<strong>gruener</strong>-<strong>punkt</strong>.de/recyclingscanner-app<br />
Sorte zum Geburtstag<br />
Mit der Geburtstagssorte „Edel-Nuss Mix“ feiert RITTER SPORT seinen <strong>10</strong>0. Geburtstag. Die neue Kreation ist auch Bestandteil<br />
eines besonderen Jubiläums-Mix der RITTER SPORT minis. Aber <strong>das</strong> ist nicht alles: Mit einer spektakulären Schoko-Erlebniswelt<br />
ist <strong>das</strong> Familienunternehmen von März bis September 2012 auf „Bunter Schoko-Tour“ in insgesamt 19 deutschen Städten. RITTER<br />
SPORT wurde schon 1912 gegründet und ist seitdem in Familienbesitz geblieben. Geschäftsführer Alfred T. Ritter bürgt für Qualität:<br />
Alle Zutaten werden mit Sorgfalt ausgesucht und jede Tafel wird mit Leidenschaft gefertigt. Die Produktion verzichtet komplett auf<br />
Atomstrom, <strong>das</strong> ist dem Unternehmen wichtig. Wichtig ist auch der Grüne Punkt: <strong>Der</strong> prangt auf jeder Tafel RITTER SPORT. l<br />
Mehr dazu unter www.ritter-sport.de<br />
In einem mobilen Schoko-<br />
Haus ist die Ausstellung in<br />
19 Städten zu sehen.<br />
Fotos: DSD GmbH; Ritter Sport (2); Jan Knoff/DSD GmbH; Bundesfinanzministerium (Motiv: Froschkönig/Entwurf: Christoph Niemann, Berlin)<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Service<br />
24<br />
25<br />
Botschafter des<br />
Grünen Punkts<br />
Flemming Vestergaard geht in den Ruhestand. Katrin<br />
Herholdt und Irma Suljic sind die neuen Ansprechpartnerinnen<br />
bei der Deutsch-Dänischen Handelskammer.<br />
19 Jahre hat Flemming Vestergaard dänische Kunden des Grünen<br />
Punkts zur deutschen Verpackungsverordnung, zu Lizenzierung<br />
und Beteiligung beraten. Mit 68 Jahren ist er nun in den Ruhestand<br />
getreten und sieht auf eine sehr erfolgreiche Zeit als Kooperationspartner<br />
des Grünen Punkts zurück. Durch seinen Einsatz hat<br />
Vestergaard die Marke <strong>Der</strong> Grüne Punkt bei dänischen Verbänden<br />
und Exporteuren nachhaltig platziert. „Die Kennzeichnung von<br />
Katrin Herholdt (links) und<br />
Irma Suljic übernehmen die Aufgabe<br />
von Flemming Vestergaard.<br />
Verpackungen mit dem Grünen Punkt ist auch heute eine wichtige<br />
Unterstützung für den Endverbraucher“, so Vestergaard. Viele Auslandshandelskammern<br />
haben sein Servicekonzept übernommen.<br />
„Mit unseren Dienstleistungspaketen erledigen wir die gesamte<br />
Administration für die Exporteure und stehen mit Rat und Tat zur<br />
Seite“, erklärt Vestergaard. Diesen Aufgabenbereich übernehmen<br />
nun Katrin Herholdt und Irma Suljic.<br />
l<br />
Kontakt: Katrin Herholdt Irma Suljic<br />
Tel.: +45 32 83 00 66 Tel.: +45 33 41 <strong>10</strong> 43<br />
kh@handelskammer.dk is@handelskammer.dk<br />
Klimaschutz<br />
schwarz auf weiSS<br />
Seit 2007 erstellt DSD kundenbezogene<br />
Berechnungen zum Klimaschutz<br />
Auch in diesem Jahr erhalten Kunden des Grünen Punkts ein individuelles<br />
Klimazertifikat über die Einsparung von Treibhausgasen<br />
durch <strong>das</strong> Recycling ihrer Verkaufsverpackungen. Dabei werden die<br />
im Recyclingprozess anfallenden Emissionen sowie die Verbräuche<br />
von Energie und Ressourcen der Produktion von Primärrohstoffen<br />
gegenübergestellt. Die Berechnungen erfolgen in Anlehnung an<br />
die DIN-EN-ISO-Normen 14040 und 14044. <strong>Der</strong> gesamte Prozess<br />
wird von einem unabhängigen Institut begleitet. Viele Kunden nutzen<br />
<strong>das</strong> Zertifikat bereits erfolgreich für die externe Kommunikation.<br />
Eine gute Hilfe dabei ist <strong>das</strong> Communication Package, <strong>das</strong> der<br />
Grüne Punkt zusammen mit dem Zertifikat zur Verfügung stellt. l<br />
Mehr unter www.<strong>gruener</strong>-<strong>punkt</strong>.de/umweltbilanz<br />
Sonderbriefmarke<br />
„Abfall ist Rohstoff“<br />
Mit der Sonderbriefmarke „Abfall<br />
ist Rohstoff “ wirbt die Bundesregierung<br />
für <strong>das</strong> Recycling. Die<br />
Marke hat einen Wert von 55 Cent<br />
und wird mit einem Zuschlag von<br />
25 Cent verkauft. Aus dem Erlös<br />
werden Projekte in Deutschland<br />
und im Ausland gefördert, die<br />
für die Belange des Ressourcenschutzes<br />
sensibilisieren. „Abfall<br />
ist Rohstoff und im wahrsten<br />
Sinne des Wortes Wertstoff “,<br />
sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium,<br />
Katherina Reiche, anlässlich der Vorstellung der<br />
Briefmarke.<br />
l<br />
Mehr unter www.bmu.de<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Nachgefragt<br />
Im Rausch der Natur<br />
Abenteurer, Unterwasserfilmer, Tierfreund: Dirk Steffens<br />
ist der Mann, der mit Delphinen schwimmt und über abgelegene<br />
Orte der Arktis berichtet. <strong>Der</strong> TV-Moderator hat<br />
die ganze Welt bereist und sich dabei als harter Brocken<br />
erwiesen: Weder ein Flugzeugabsturz in der Wüste noch<br />
ein Bullenhai-Angriff konnten ihn stoppen. <strong>punkt</strong> sprach<br />
mit ihm über Natur und Umwelt.<br />
Worin sehen Sie <strong>das</strong> derzeit größte Umweltproblem?<br />
In der wachsenden Zahl der Menschen. Sieben Milliarden sind<br />
wir schon – gegenwärtig kommen jährlich fast so viele Menschen<br />
hinzu, wie in Deutschland leben. Alle brauchen Nahrung, Energie,<br />
Wasser – der Ressourcenverbrauch steigt zwangsläufig, während<br />
viele Vorkommen dramatisch zur Neige gehen. Das ist dramatisch.<br />
Welches Umweltthema wird medial zu wenig aufgegriffen?<br />
Die Überfischung. Weil man sie nicht sieht und mit Fischen wenig<br />
Mitleid hat. Ich schätze mal, <strong>das</strong>s weltweit fast ein Drittel der kommerziell<br />
genutzten Fischgründe fast oder vollständig zerstört ist.<br />
Weitere 50 Prozent sind nah dran. Die Gefahr: Meere ohne Fische<br />
und Menschen ohne Nahrung.<br />
Sie haben mittlerweile in über <strong>10</strong>0 Ländern gedreht, was hat<br />
Sie auf Ihren Reisen am meisten beeindruckt?<br />
Die Vielfalt des Lebens. Was die Evolution hervorgebracht hat, vom<br />
Mehlwurm bis zum Menschen, <strong>das</strong> ist der Hammer, <strong>das</strong> haut mich<br />
immer wieder um. Dieser Planet ist fast zu schön, um wahr zu sein.<br />
Dirk Steffens<br />
i<br />
<strong>Der</strong> gelernte Nachrichtenjournalist<br />
Dirk Steffens (44) berichtet<br />
seit 1994 als Moderator, Naturfilmer<br />
und Buchautor aus der<br />
ganzen Welt. 2008 trat er die<br />
Nachfolge von Joachim Bublath<br />
bei der ZDF-Sendung „Terra X –<br />
Faszination Erde“ an. Für den<br />
Zweiteiler „Die Supertiere“ wurde<br />
er 2011 mit der Goldenen Kamera<br />
ausgezeichnet.<br />
In welcher Weise hat Ihr Interesse für die Natur Ihr eigenes<br />
Bewusstsein für einen nachhaltigen Lebensstil geschärft?<br />
Ganz erheblich natürlich. <strong>Der</strong> Erde als Planet ist piepegal, wie sehr<br />
wir auf ihr wüten, denn wir sind für sie nur eine kurze Episode. Aber<br />
mit eigenen Augen zu sehen, wie Korallenbänke sterben, Gletscher<br />
verschwinden, Arten ausgerottet werden – <strong>das</strong> ist bitter, denn fast jeder<br />
Mensch spürt in sich eine Verantwortung für seine Umwelt. Ist ja<br />
auch ganz naheliegend, schließlich sind wir ja nur ein Teil der Natur.<br />
Wie können Menschen stärker im Einklang mit der Natur leben?<br />
Umweltfreundliche Technologien und ressourcenschonende Lebensweise<br />
sind unsere einzige Chance. Jeder kann mitmachen,<br />
jede Kleinigkeit zählt. Das fängt bei der Plastiktüte im Supermarkt<br />
an, auf die man leicht verzichten kann. <br />
l<br />
Fotos: picture-alliance/dpa (3); picture-alliance/Sven Simon<br />
<strong>punkt</strong>_01/2012
Wenn unzustellbar, zurück!<br />
Bei Umzug Anschriftenberichtigungskarte!<br />
Duales System Deutschland GmbH • 51170 Köln<br />
4US_Punkt2<strong>10</strong>x185.pdf 1 31.05.12 15:54