TuE_2013_03 - technik + EINKAUF
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<strong>EINKAUF</strong> PRAXIS<br />
An der Mengenschraube<br />
drehen und sparen<br />
Bedarfskontrolle und Mengenoptimierung<br />
Beim Einkauf Kosten optimieren – das geht nicht nur über<br />
den Preis. Auch die Bestellmenge kann optimiert werden.<br />
Unternehmen, die diese genau analysieren, können so viel<br />
Geld sparen.<br />
Welche Faktoren beeinflussen die Kosten für Materialien<br />
und Dienstleistungen? Spontan fällt<br />
den meisten Einkäufern der Preis ein – und vielleicht<br />
noch die Kosten für das Lagern und<br />
Warten der Beschaffungsobjekte. Aber auch die Bestellmenge bestimmt<br />
die Beschaffungskosten – eine Tatsache, die häufig unbeachtet<br />
bleibt. In vielen Einkaufsabteilungen überwiegt nämlich die<br />
Mei-nung, der Einkauf könne bei der Einkaufsformel „Einkaufskosten<br />
gleich Menge mal Preis“ nur die Preisseite angehen. Deshalb<br />
bleiben große Sparpotentiale ungenutzt.<br />
Um den Verbrauch von Materialien oder Dienstleistungen zu<br />
beeinflussen, stehen dem Beschaffungsmanagement sechs Hebel<br />
mit unterschiedlicher Durchschlagskraft zur Verfügung.<br />
Am Beispiel der Materialgruppe IT-Hardware lässt sich die<br />
Wirkungsweise der Mengenhebel leicht veranschaulichen: Ein<br />
Mittel, um die Einkaufsmenge zu reduzieren, ist das Intensivieren<br />
des Kostenbewusstseins im Unternehmen. Dieser Hebel zählt<br />
zu den schwächeren, denn sein Einsatz setzt fast ausschließlich<br />
auf die Kooperationsbereitschaft der Mitarbeiter. So können zum<br />
Beispiel in den Unternehmensbereichen die Kosten für Hardware<br />
und Instandhaltung transparent gemacht werden – in der<br />
Hoffnung, dass die Mitarbeiter vorsichtiger mit neuen Bestellungen<br />
umgehen.<br />
Ein stärkeres Mittel ist das Verschärfen der Bedarfskontrolle,<br />
bei der höherrangigere Vorgesetzte als zuvor (zum Beispiel Hauptabteilungs-<br />
statt Abteilungsleiter) die Bestellungen für IT-Hardware<br />
genehmigen. Die Bestellmenge lässt sich außerdem über eine<br />
Bedarfssubstitution steuern. User, die bisher einen Laptop nutzen,<br />
aber kaum reisen, können beispielsweise zum Einsatz von preiswerteren<br />
Desktop-Computern angehalten werden.<br />
Ebenfalls bewährt hat sich ein Verlängern der Anschaffungszyklen<br />
für die IT-Hardware von zum Beispiel drei auf vier Jahre.<br />
Optimierungen lassen sich auch über ein Reduzieren der eingekauften<br />
Hardware-Menge erzielen. Existieren zum Beispiel Serverkapazitäten<br />
an verschiedenen Standorten, bleiben in der Regel<br />
Restkapazitäten ungenutzt. Eine Konsolidierung des Serverbestands<br />
schafft hier Abhilfe. Die schärfste Waffe zum Eindämmen<br />
der Einkaufsmenge ist jedoch das Nutzen optimierter Technologien.<br />
Schafft ein Unternehmen beispielsweise Kopiergeräte an, die<br />
auch Druckfunktionen erfüllen, kann es seinen Bedarf an Druckern<br />
drastisch reduzieren. Das ist eine kleine strategische Entscheidung,<br />
mit der ein Unternehmen Einsparungen treffen kann.<br />
Bild: electriceye-fotolia.com<br />
Wenn an der richtigen Stelle die Mengenschraube angezogen wird, kann der Einkauf<br />
zusätzliche Einsparungen erzielen.<br />
Prozess des Mengenmanagements<br />
Um ein effektives Mengenmanagement zu etablieren, empfiehlt<br />
sich ein Vorgehen in zwei Phasen:<br />
Phase I: Potentialanalyse<br />
Im ersten Schritt geht es um das Beantworten der ‚sechs W des<br />
Einkaufs‘ (WER kauft WAS bei WEM zu WELCHEM Preis in<br />
WELCHER Menge WIE häufig ein?). Ziel dieser Datenerhebung<br />
ist es, ein Verständnis dafür zu bekommen, wofür genau das Unternehmen<br />
sein Einkaufsvolumen verwendet. Hierfür ist es nicht<br />
hinreichend, pauschal das Einkaufsvolumen für IT-Hardware pro<br />
Lieferant zu erheben. Vielmehr sollte das Einkaufsvolumen Materialgruppen,<br />
Lieferanten und Unternehmenssparten zugeordnet<br />
werden. Dieser Ansatz ist aufwändig, bringt aber wichtige Detailerkenntnisse.<br />
Im zweiten Schritt gilt es, die durch das Mengenmanagement<br />
erreichbaren Einsparpotentiale abzuschätzen. Dazu<br />
sind die Einkaufspraktiken, -vorschriften und Kontrollmaßnahmen<br />
im Unternehmen durch Interviews mit Bedarfsträgern aus<br />
verschiedenen Hierarchieebenen und Unternehmenssparten zu<br />
recherchieren und zu vergleichen. Hieraus lassen sich wiederum<br />
Anhaltspunkte für Einsparungen ableiten.<br />
Ihren Abschluss findet die Analyse des Einsparpotentials in der<br />
Priorisierung der Materialgruppen nach Höhe des möglichen Einsparvolumens<br />
und nach dem Schwierigkeitsgrad der entsprechenden<br />
Kostensenkungsinitiative. Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />
das Festlegen einer Messlatte (‚Baseline‘), an der die Höhe der<br />
erzielten Einsparungen abzulesen ist.<br />
44 <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>