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Download PDF - Auswirkungen auf die Institution

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nehmung oder Anschauung ist in <strong>die</strong>sem Sinne eine Art „Schau“ oder<br />

„Wesensschau“. Derartige Schauungen wären aber - falls es sie geben<br />

sollte -ausschließlich privater Natur und daher nicht intersubjektiv<br />

nachvollziehbar. Im Rahmen des oben dargestellten Modells der Wahrnehmung<br />

jedoch gibt es keine unmittelbare Schau, sondern nur Interpretationen<br />

von Sinneseindrücken.<br />

Eine wichtige Funktion der sinnlichen Erfahrung liegt darin, Erwartungen<br />

- <strong>die</strong> ja immer schon vorhanden sind - zu bestätigen oder zu<br />

widerlegen 37 . Widerlegte Erwartungen oder Theorien stellen uns vor<br />

Probleme, <strong>die</strong> wir dadurch lösen können, daß wir adäquatere Erwartungen<br />

oder Theorien konstruieren und so zu Erkenntnissen mit<br />

größerem Wahrheitsgehalt gelangen können.<br />

Die bedeutsamste Funktion der sinnlichen Erfahrung jedoch scheint<br />

darin zu liegen, daß sie es uns ermöglicht, unsere Erwartungen nicht nur<br />

selbst zu kontrollieren, sondern - wenn wir sie anderen mitteilen - auch<br />

von anderen kontrollieren zu lassen. Auf <strong>die</strong>se Weise ermöglicht <strong>die</strong><br />

sinnliche Erfahrung im Zusammenhang mit der deskriptiven und<br />

argumentativen Sprache den intersubjektiv kontrollierbaren Austausch<br />

von Erfahrungen und damit <strong>die</strong> wissenschaftliche Objektivität. Denn<br />

jeder kann, wenn er sich <strong>die</strong> Mühe dazu nimmt, <strong>die</strong> Theorien oder<br />

Aussagen der anderen durch Experimente oder Beobachtungen prüfen,<br />

vorausgesetzt <strong>die</strong> Theorien oder Aussagen sind so formuliert, daß sie eine<br />

Widerlegung oder Bestätigung durch Erfahrungen <strong>die</strong>ser Art zulassen<br />

(vgl. POPPER 1970, Bd. 2, S. 267 f.). (Weitere Funktionen der<br />

Wahrnehmung werden in 2.1.4. beschrieben.)<br />

2.1.3. Gedächtnis und Erinnerung<br />

In den beiden vorangegangenen Kapiteln habe ich immer wieder den<br />

aktiven und konstruktiven Charakter der kognitiven Prozesse hervorgehoben.<br />

Es wurde dargelegt, daß im Langzeitgedächtnis lediglich Spuren<br />

vergangener Erfahrungen unter allgemeinen Gesichtspunkten gespeichert<br />

werden. Diese Spuren <strong>die</strong>nen als Rohmaterial für Konstruktionen von<br />

Wahrnehmungen, Erinnerungen usw.<br />

37 Vgl. hierzu auch GOMBRICH 1978, S. 99: „Wir verwenden <strong>die</strong> Botschaften, <strong>die</strong> unsere<br />

Sinnesorgane von allen Seiten empfangen, um Antworten <strong>auf</strong> bestimmte Fragen zu<br />

erlangen, <strong>die</strong> wir für unsere Entscheidung zwischen gegebenen Alternativen brauchen. Nur<br />

so können wir unseren Weg durch <strong>die</strong> Welt finden. Wo alle Anhaltspunkte fehlen, raten wir<br />

vorerst einmal blind und warten ab, ob spätere Beobachtungen unsere ersten willkürlichen<br />

Annahmen bestätigen oder widerlegen.“<br />

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