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Download PDF - Auswirkungen auf die Institution

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zeigt, wie sehr unsere Wahrnehmung von Erwartungen abhängt 30 . Erst<br />

<strong>die</strong>se Erwartungen verschaffen uns eine Art Wirklichkeitsorientierung.<br />

Sofern nun aber keine derartigen überraschenden Ereignisse eintreten,<br />

analysieren <strong>die</strong> präattentiven Mechanismen des oben beschriebenen<br />

Schülers <strong>die</strong> ausgewählte Information - in <strong>die</strong>sem Fall <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong><br />

der Lehrer stellt. Auch <strong>die</strong>se Analyse wird durchgeführt, indem <strong>die</strong> präattentiven<br />

Mechanismen unter Zuhilfenahme der kognitiven Strukturen<br />

selbst eine Aufgabe konstruieren, <strong>die</strong> der gehörten, d. h. dem von den<br />

Sinnesorganen empfangenen Wellenmuster, gleicht.<br />

Die präattentiven Prozesse sind demnach als hierarchisch und parallel<br />

abl<strong>auf</strong>ende Prozesse zu denken (vgl. auch NEISSER 1974, S. 118).<br />

Zunächst prüfen sie <strong>die</strong> Eingangsinformation <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Erwartungen hin,<br />

treffen <strong>auf</strong> Grund <strong>die</strong>ser Erwartungen eine Auswahl und analysieren dann<br />

<strong>die</strong> ausgewählte Information, <strong>die</strong> schließlich an <strong>die</strong> Aufmerksamkeitsprozesse<br />

und damit an das Bewußtsein weitergeleitet wird.<br />

Alle <strong>die</strong>se Konstruktionen der präattentiven Prozesse sind grob und<br />

oberflächlich, da sie sehr komplex sind und außerordentlich schnell<br />

abl<strong>auf</strong>en. Sie sind ungefähr so, wie wenn man einen Blick über <strong>die</strong> Straße<br />

wirft und glaubt, einen Freund zu erkennen; man meint sogar, ihn<br />

deutlich gesehen zu haben. Erst beim zweiten Blick erkennt man, daß es<br />

jemand anderes ist. Die Konstruktionen der präattentiven Prozesse sind<br />

wie flüchtige Ideen, <strong>die</strong> einem ja auch klar vorkommen. Erst wenn man<br />

versucht, sie zu formulieren, merkt man, wie schwer sie mit Worten<br />

einzufangen sind.<br />

Die präattentiv ausgewählten Konstruktionen werden dem Bewußtsein<br />

oder dem bewußten Selbst zugeleitet, das über <strong>die</strong> Aufmerksamkeitsmechanismen<br />

dann eine genauere Synthese nach dem gleichen Prinzip<br />

durchführte 31 . Es wird dazu von den präattentiven Mechanismen ständig<br />

30 Zur Funktion von Erwartungen in der Wahrnehmung vgl. auch SOLLEY und MURPHY<br />

1960.<br />

31 Vgl. auch NEISSER 1974, S. 117-118. Allerdings unterscheidet sich meine Sicht der<br />

präattentiven Prozesse und der Aufmerksamkeit von derjenigen NEISSERs. Im Gegensatz<br />

zu NEISSER trenne ich zudem <strong>die</strong> Prozesse der visuellen, auditiven usw. Wahrnehmung<br />

nicht. Außerdem weise ich denselben Prozessen Funktionen der motivierten<br />

Informationsauswahl, des Denkens und Lernens zu. Ich halte <strong>die</strong>s für gerechtfertigt, da es<br />

sich um strukturell gleiche Prozesse handelt und anderenfalls das Modell der<br />

Informationsverarbeitung unübersichtlich würde, ohne dabei etwas zu einer besseren<br />

Lösung der hier behandelten Probleme beizutragen. Zudem glaube ich - im Gegensatz vor<br />

allem zu den Behavioristen - an den „Geist im Lebewesen" (den „Geist in der Maschine"),<br />

der <strong>die</strong>sen Körper und seine Bewegungen und Gedanken steuert. Vgl. hierzu <strong>die</strong><br />

Auffassungen von POPPER und ECCLES (1977): The Self and its Brain.<br />

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