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Download PDF - Auswirkungen auf die Institution

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„Im Gegensatz zu der Amöbe versuchte Einstein immer, wenn ihm eine neue<br />

Lösung eingefallen war, nach Kräften, sie zu widerlegen und einen Fehler in ihr<br />

zu finden: er verhielt sich gegenüber seinen eigenen Lösungen kritisch ....<br />

Beim primitiven Menschen und bei der Amöbe ist es anders. Da gibt es keine<br />

kritische Einstellung, und daher geschieht es nur zu oft, daß <strong>die</strong> natürliche<br />

Auslese eine falsche Hypothese oder Erwartung durch Ausmerzung der an sie<br />

glaubenden Organismen beseitigt. Man kann also sagen, <strong>die</strong> kritische oder<br />

vernünftige Methode bestehe darin, daß wir unsere Hypothesen an Stelle von<br />

uns selbst sterben lassen: es ist ein Fall von exosomatischer Entwicklung.“<br />

(POPPER 1973, S. 273-274)<br />

Die Anwendung der kritischen. Methode ist dem Menschen nur möglich<br />

<strong>auf</strong> Grund seiner z. T. angeborenen Fähigkeit, Probleme und ihre Lösungen<br />

symbolisch darzustellen, denn der Mensch verfügt im Gegensatz zum<br />

Tier über eine beschreibende und argumentative Sprache. Doch kann <strong>die</strong><br />

Sprache nicht vom einzelnen Individuum entwickelt werden. Menschen,<br />

<strong>die</strong> ausschließlich in Gesellschaft von Tieren <strong>auf</strong>wachsen, lernen nicht <strong>die</strong><br />

menschliche Sprache. Diese ist nicht einfach ein formales System, sondern<br />

an Inhalte gebunden, an <strong>die</strong> Problemlösungen, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> Grund der<br />

deskriptiven Sprache (und mittels Schrift) immer weiter überliefert und<br />

weiterentwickelt werden können.<br />

Die menschliche Sprache erlaubt uns also, unsere Erfahrungen begrifflich<br />

zu ordnen, zu speichern und zu rekonstruieren 20 ; und sie wird zu unserem<br />

mächtigsten Werkzeug zur Erweiterung unseres Wissens und unserer<br />

intellektuellen Fähigkeiten dadurch, daß sie eine „öffentliche“ Kritik<br />

ermöglicht. Denn <strong>die</strong> deskriptive Sprachfunktion erlaubt es uns, Sachverhalte<br />

oder Theorien über Sachverhalte so darzustellen, daß <strong>die</strong>se Darstellungen<br />

intersubjektiv überprüfbar sind. Und <strong>die</strong> argumentative Sprachfunktion<br />

ermöglicht es uns, über <strong>die</strong> Wahrheit oder Falschheit der Theorien<br />

zu diskutieren und empirische Prüfungen <strong>auf</strong> ihre Gültigkeit hin zu<br />

untersuchen. Sprache ist also ein Mittel zur Objektivierung und kritischen<br />

Prüfung unseres Wissens (vgl. POPPER 1973, S. 266). jeder Mensch<br />

verdankt beinahe sein gesamtes individuelles Wissen der Existenz des<br />

objektiven Wissens, das beispielsweise in Bibliotheken <strong>auf</strong>bewahrt wird<br />

(vgl. POPPER 1973, S. 175 f.). Er kann es sich nur zu eigen machen, weil<br />

er über eine deskriptive und argumentative Sprache verfügt, <strong>die</strong> Tiere<br />

nicht kennen. Und je umfassender sein subjektives Wissen ist, um so<br />

einfacher wird es für ihn, sich weiteres Wissen anzueignen, ganz so wie<br />

20 Siehe hierzu auch LURIJA 1969, S. 502 f.; OERTER 1974, S. 101 f.; NEISSER<br />

1974, S. 364 f.; DÖRNER 1976, S. 49 f.; BADDELEY 1976, S. 300 ff. und S. 317<br />

ff.<br />

20

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