Download PDF - Auswirkungen auf die Institution
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In den folgenden Kapiteln werde ich versuchen; ein Modell <strong>die</strong>ser<br />
grundlegenden kognitiven Informationsverarbeitungsprozesse zu entwerfen.<br />
2.1.1. Der Aufbau des Wissens<br />
Wer eine Rechen<strong>auf</strong>gabe löst oder einen Aufsatz schreibt, verwendet<br />
dazu sein Wissen und seine Erfahrungen. Aber er benutzt sein Wissen<br />
nicht in. zufälliger Weise, sondern wählt <strong>die</strong>jenigen Erfahrungen aus, <strong>die</strong><br />
in einem Zusammenhang mit seiner Aufgabe stehen. In gewisser Weise<br />
wird <strong>die</strong>se Auswahl auch vom Gedächtnis selbst beeinflußt, da das, was<br />
von vergangenen Erfahrungen erhalten ist, geordnet und im Zusammenhang<br />
mit bestimmten Gesichtspunkten gespeichert ist. Man assoziiert<br />
nicht blindlings, sondern alle Einfälle stehen in einem Zusammenhang<br />
mit dem Thema. Diese in organisierter Weise gespeicherten Erfahrungen<br />
bezeichne ich daher auch als kognitive Strukturen 12 .<br />
Im folgenden werde ich zuerst <strong>die</strong> Entwicklung kognitiver Strukturen, ihre<br />
Unterschiede bei Mensch und Tier und ihre Steuerungsfunktionen untersuchen.<br />
Anschließend zeige ich einige mögliche pädagogische Anwendungen <strong>auf</strong>.<br />
Die Entwicklung der kognitiven Strukturen eines Organismus<br />
Es gibt im wesentlichen zwei gegensätzliche Gruppen von Theorien über<br />
<strong>die</strong> Entwicklung der kognitiven Strukturen eines Individuums. Die eine<br />
geht davon aus, daß in unserem Verstand nur das sein könne, was durch<br />
<strong>die</strong> Sinne hineingekommen sei. Die Entwicklung bestehe daher vor allem<br />
in einer umfangreichen Anhäufung von Wissen 13 . Die zweite Theorie<br />
nimmt ein teilweise angeborenes Wissen an, das vom Individuum ständig<br />
verändert wird, um <strong>die</strong> Probleme, <strong>die</strong> ihm durch seine Umwelt <strong>auf</strong>gegeben<br />
werden, besser bewältigen zu können. Da es bevorzugt allgemeine<br />
Strukturen speichert, kann es <strong>die</strong>se <strong>auf</strong> viele ähnlich gelagerte Probleme<br />
anwenden.<br />
Nach der Theorie der Wissensanhäufung lernt man neue Probleme zu<br />
bewältigen, indem man ein neues Verhalten hinzulernt. Diese Ansicht<br />
war (und ist) vermutlich einer der Gründe für <strong>die</strong> mit Stoff überfüllten<br />
12 Der Begriff „kognitive Struktur" bezeichnet also sowohl inhaltliche als auch formale oder<br />
strukturelle Aspekte des Gedächtnisses; weiterhin integriert er emotionale, sachliche und<br />
handlungsleitende Komponenten.<br />
13<br />
Diese bis heute lebendige Ansicht wurde von den englischen Empiristen vertreten.<br />
Vgl. vor allem LOCKE 1960, Zweites Buch. Heute wird <strong>die</strong>se Ansicht in etwas<br />
modifizierter Form vom Behaviorismus vertreten. Die Modifikation besteht u. a. in<br />
dem Zugeständnis, daß einiges angeboren ist.<br />
16