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Download PDF - Auswirkungen auf die Institution

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auch heute <strong>die</strong>se Probleme nicht ganz den Psychologen und Philosophen<br />

überlassen und womöglich Erziehungswissenschaft per Definition <strong>auf</strong><br />

bestimmte Bereiche einengen. Eine Definition ist ja eine willkürliche<br />

Setzung, eine Übereinkunft. Und warum sollte man willkürlich festlegen,<br />

daß Erziehungswissenschaftler nicht über philosophische und psychologische<br />

Probleme nachdenken und Lösungen dafür suchen sollten, wenn<br />

<strong>die</strong>se im Rahmen von Erziehung <strong>auf</strong>treten. Wenn ein ursprünglich<br />

pädagogisches Problem, d. h. ein Problem, das traditionell von Pädagogen<br />

untersucht wird, lösbar ist durch ausschließlich psychologische<br />

Überlegungen, braucht es dennoch nicht als psychologisch bezeichnet zu<br />

werden, sondern es bleibt ein pädagogisches Problem. Ähnlich ist es ja in<br />

der Physik, wo manche Probleme (wie z. B. <strong>die</strong> Erklärung von Serien von<br />

Spektrallinien) ausschließlich mit mathematischen Mitteln gelöst werden<br />

können, ohne deshalb als mathematische Probleme zu gelten (vgl.<br />

POPPER 1972, S. 74). Die Frage der Zuordnung von Problemen zu<br />

bestimmten Wissenschaftsgebieten ist eher eine Frage der Gewohnheit,<br />

der Tradition und des Sprachgebrauchs und ohne jeden wissenschaftlichen<br />

Wert (vgl. hierzu POPPER 1972, S. 66 f.).<br />

Erziehungswissenschaft und moralische Verantwortung<br />

Gleichfalls ohne wissenschaftlichen Wert, jedoch von großer pädagogischer<br />

Bedeutung sind normative Fragen. Fragen, wie und wozu wir<br />

erziehen sollen, kann <strong>die</strong> Erziehungswissenschaft nicht lösen. Jede Wissenschaft<br />

macht nur Aussagen über Tatsachen, aber sie setzt keine Ziele<br />

und gibt keine Verhaltensregeln 10 . Kaum jemand wird behaupten wollen,<br />

<strong>die</strong> Zehn Gebote hätten etwas mit Wissenschaft zu tun, obwohl man sie<br />

als Normen oder Zweckbestimmungen für pädagogisches Handeln akzeptieren<br />

oder auch bekämpfen kann. Dennoch besteht m. E. eine der<br />

Haupt<strong>auf</strong>gaben des Erziehungswissenschaftlers darin, Möglichkeiten und<br />

Folgen pädagogischen Handelns <strong>auf</strong>zuzeigen und allgemeine Leitlinien<br />

vorzuschlagen. Der Erziehungswissenschaftler kann zeigen, mit welchen<br />

Lehrstrategien bestimmte Erziehungsziele erreicht oder nicht erreicht<br />

werden können und wie sich <strong>die</strong> Einführung bestimmter Normen und<br />

Lehrstrategien praktisch auswirkt. Denn nur wenn man <strong>die</strong> konkreten<br />

Folgen seiner Handlungen kennt, kann man sich verantwortungsvoll für<br />

oder gegen eine Sache entscheiden. Die moralische Verantwortung des<br />

10 Zum Dualismus von Tatsachen und Entscheidungen vgl. POPPER 1970, Bd. 1, S.<br />

95 ff. Zu „Wissenschaft und Zielsetzung' vgl. auch v. CUBE, 1977, S. 49 ff.<br />

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