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Organismen untersucht hat, während man den größten und bedeutsamsten<br />

Lernfortschritt der Menschheit, <strong>die</strong> Wissenschaft, kaum berücksichtigt<br />

hat 5 . Dabei ist es doch naheliegend, das „Wachstum des Wissens“<br />

am Wachstum der Wissenschaft zu untersuchen (POPPER 1971, S. XV).<br />

Pädagogen und Fachwissenschaftler haben des öfteren bemerkt, wie<br />

wenig brauchbar eine Lernpsychologie ist, <strong>die</strong> Lernen als eine Anhäufung<br />

von Wissen betrachtet 6 . So schreibt etwa der Mathematiker FREUDEN-<br />

THAL, daß er von den Lerntheorien enttäuscht war, da sie etwas ganz<br />

anderes unter Lernen verstehen als das, was er bei anderen und sich<br />

selbst als mathematisches Lernen erfahren hat. Und so wünscht er, daß<br />

jemand zwischen wissenschaftlichem Lernen oder Forschen und Lernpsychologie<br />

eine Brücke schlüge (FREUDENTHAL 1974, S. 8). In <strong>die</strong>ser<br />

Arbeit wird versucht, <strong>die</strong>se Brücke zwischen Wissenschaft oder Lehrstoff<br />

und Lernen mit Hilfe der Erkenntnistheorie des kritischen Rationalismus<br />

zu bauen 7 .<br />

Nach <strong>die</strong>ser Erkenntnistheorie lernen wir, indem wir, ausgehend von<br />

unserem vorhandenen Wissen, Vermutungen <strong>auf</strong>stellen und <strong>die</strong>se dann<br />

kritisch prüfen. Wenn es uns gelingt, Fehler zu entdecken und auszumerzen,<br />

haben wir etwas Neues gelernt. Als GALILEI <strong>die</strong> Ansicht ARISTO-<br />

TELES' untersuchte, daß ein Körper desto schneller fällt, je schwerer er<br />

ist, fand er verschiedene Überlegungen, <strong>die</strong> dagegen sprachen: So müßten<br />

ja zwei Ziegelsteine, wenn man sie genau gleichzeitig fallen ließe, auch<br />

während des Falles knapp beieinander bleiben; sie würden also gleich<br />

schnell fallen und daran änderte sich auch nichts, wenn man sie fest<br />

zusammenfügte, so daß sie einen doppelt so großen und schweren Stein<br />

bildeten. Daß nun eine Vogelfeder oder ein Blatt Papier tatsächlich langsamer<br />

fallen als schwerere Gegenstände, könnte daran liegen, daß sie von<br />

der Luft getragen werden (oder: daß <strong>die</strong> Luft sie nicht so schnell „fallen<br />

läßt“). GALILEI experimentierte und widerlegte ARISTOTELES. Er<br />

hatte etwas Neues gelernt (und nicht nur er).<br />

5<br />

Insofern ist <strong>die</strong> Ansicht, <strong>die</strong> Lerntheorie sei für das Lehren folgenlos geblieben, sicher<br />

falsch. Dennoch dürfte <strong>die</strong> Aussage von HILGARD und BOWER zutreffen, daß <strong>die</strong><br />

Lerntheorien kaum <strong>die</strong> Effektivität des Lehrens gesteigert haben (vgl. HILGARD/BOWER<br />

1975, S. 683).<br />

6 Siehe z. B. G. KERSCHENSTEINER, M. WAGENSCHEIN, B. OTTO u. a. Einer der wenigen<br />

Lernpsychologen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> wissenschaftliche Erkenntnis berücksichtigt haben, war M.<br />

WERTHEIMER 1957.<br />

7<br />

Zum kritischen Rationalismus und zur Erkenntnistheorie des kritischen Rationalismus siehe<br />

POPPER 1973.<br />

9

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