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LV; AP 4220; Bericht zu AS 2.2 - Leiser Verkehr

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Bewertung des Standes der Technik in der<br />

Lärmreduktionstechnologie für <strong>Verkehr</strong>sflugzeuge<br />

W. Neise<br />

W. Dobrzynski *)<br />

U. Michel<br />

DLR-Institut für Antriebstechnik<br />

Abteilung Triebwerksakustik Berlin<br />

*) DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik,<br />

Abteilung Technische Akustik, Braunschweig<br />

Forschungsprojekt gefördert vom<br />

Bundesministerium für <strong>Verkehr</strong> Bauen und Stadtentwicklung (BMVBS)<br />

unter der FE-Nummer L-1/2004-50.0303/2004<br />

Laufzeit 31.3.2004 - 15.6.2006


Bewertung des Standes der Technik in der<br />

Lärmreduktionstechnologie für <strong>Verkehr</strong>sflugzeuge<br />

W. Neise<br />

W. Dobrzynski *)<br />

U. Michel<br />

DLR-Institut für Antriebstechnik<br />

Abteilung Triebwerksakustik Berlin<br />

*) DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik,<br />

Abteilung Technische Akustik, Braunschweig<br />

Forschungsprojekt gefördert vom<br />

Bundesministerium für <strong>Verkehr</strong> Bauen und Stadtentwicklung (BMVBS)<br />

unter der FE-Nummer L-1/2004-50.0303/2004<br />

Laufzeit 31.3.2004 - 15.6.2006


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung ............................................................................................................................1<br />

2 Schallquellen bei <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen................................................................................2<br />

3 Mechanismen der aerodynamischen Schallentstehung .....................................................4<br />

3.1 Aeroakustische Theorie der Schallerzeugung ............................................................4<br />

3.2 Triebwerksgeräusche..................................................................................................7<br />

3.2.1 Überblick............................................................................................................7<br />

3.<strong>2.2</strong> Schallerzeugung durch den Triebwerksstrahl....................................................9<br />

3.2.3 Schallerzeugung durch Fan, Verdichter, Turbine und Brennkammer..............13<br />

3.2.4 Aktuelle Forschungsarbeiten <strong>zu</strong>r Verminderung der<br />

Triebwerksgeräusche ......................................................................................16<br />

3.3 Umströmungsgeräusche (Fahrwerke und Hochauftriebshilfen)................................23<br />

3.3.1 Experimentelle Analyse der Strömungsschallquellen......................................23<br />

3.3.2 Numerische Simulation von Umströmungsschallquellen.................................26<br />

4 Untersuchungen <strong>zu</strong>r Entwicklung von Nachrüstmaßnahmen <strong>zu</strong>r Reduzierung der<br />

Triebwerksgeräusche .......................................................................................................28<br />

4.1 Vorbemerkung ..........................................................................................................28<br />

4.2 Vermeiden von Einlaufstörungen in der Zuströmung <strong>zu</strong>m Triebwerksfan ................28<br />

4.3 Verbesserung der akustischen Auskleidung des Triebwerkskanals .........................28<br />

4.4 Akustische Bedämpfung der Einlaufdüse der Triebwerksgondel..............................30<br />

4.5 Schalldämpfer auf der Abströmseite des Triebwerks (hot-stream liners) .................30<br />

4.6 Chevron Düsen <strong>zu</strong>r Minderung des Freistrahlgeräusches........................................31<br />

5 Untersuchungen <strong>zu</strong>r Entwicklung von Nachrüstmaßnahmen <strong>zu</strong>r Reduzierung der<br />

Umströmungsgeräusche...................................................................................................32<br />

5.1 Fahrwerksgeräusche ................................................................................................33<br />

5.2 Geräusche von Hochauftriebshilfen..........................................................................37<br />

6 Flugversuche <strong>zu</strong>r Erprobung von nachrüstbaren Geräuschminderungsmaßnahmen<br />

für <strong>Verkehr</strong>sflugzeuge.......................................................................................................43<br />

6.1 DLR-DLH Überflugmessungen mit Airbus A319; Cochstedt 2001............................43<br />

6.1.1 Einführung .......................................................................................................43<br />

6.1.2 Modifikationen am Airbus A319.......................................................................44<br />

6.1.3 Ergebnisse der Überflugversuche ...................................................................44<br />

6.1.4 Bewertung der Ergebnisse ..............................................................................47<br />

6.2 DLR-DLH Überflugmessungen mit Boeing MD-11; Schwerin-Parchim 2002 ...........48<br />

6.2.1 Einleitung.........................................................................................................48<br />

6.<strong>2.2</strong> Messprogramm................................................................................................48<br />

6.2.3 Ergebnisse.......................................................................................................49<br />

6.3 Überflugmessungen an einer Airbus A319; Parchim 2004 .......................................50<br />

6.4 Quiet Technology Demonstrator Program der USA..................................................55<br />

6.4.1 Versuchsprogramm .........................................................................................55<br />

6.4.2 Geräuschminderung durch einen verbesserten Triebwerkseinlauf .................56<br />

6.4.3 Geräuschminderung durch Chevron-Düsen....................................................58<br />

6.4.4 Geräuschminderung durch Fahrwerksverkleidung..........................................60<br />

7 Bewertung der Umset<strong>zu</strong>ngsmöglichkeit untersuchter<br />

Geräuschminderungsmaßnahmen ...................................................................................61<br />

8 Zusammenfassung ...........................................................................................................62<br />

9 Ausblick ............................................................................................................................65<br />

10 Literaturverzeichnis...........................................................................................................68<br />

Anhang A: Die Lärm<strong>zu</strong>lassung von Strahlflugzeugen ............................................................77<br />

Anhang B: Schallquellenlokalisierung am fliegenden Flugzeug mit Hilfe von<br />

ii


Mikrofonarrays ..................................................................................................................79<br />

Anhang C: Übersicht deutscher und internationaler Verbundprojekte <strong>zu</strong>r Reduzierung<br />

des Fluglärms ...................................................................................................................83<br />

C1: Deutsche Verbundprojekte .......................................................................................83<br />

C2 Europäische Verbundprojekte...................................................................................84<br />

C3 Fluglärmforschung in den USA.................................................................................86<br />

iii


Bildverzeichnis:<br />

Bild 1: Entwicklung der Fluglärmpegel in Abhängigkeit vom Flugzeugtyp. ............................1<br />

Bild 2: Zahl der Flugbewegungen und Entwicklung des äquivalenten<br />

Dauerschallpegels gemittelt über mehrere Messstellen am Flughafen<br />

Frankfurt (Quelle: Dr. Beder Consult).........................................................................2<br />

Bild 3: Schallquellen bei <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen. .......................................................................2<br />

Bild 4: Schallquellen in den Triebwerken von <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen........................................3<br />

Bild 5: Querschnitte von Strahltriebwerken: (a) Einkreistriebwerk, (b-e)<br />

Nebenstromtriebwerke, (b) mit niedrigem Nebenstromverhältnis, (c) mit hohem<br />

Nebenstromverhältnis und zwei Düsen, (d) mit hohem Nebenstromverhältnis<br />

mit einer gemeinsamen Düse, (e) mit ultrahohem Nebenstromverhältnis und<br />

Unterset<strong>zu</strong>ngsgetriebe in der Nabe des Fans.............................................................8<br />

Bild 6: Schallquellen eines modernen Nebenstromtriebwerkes. ............................................8<br />

Bild 7: Schematische Darstellung der Freistrahlströmung. ....................................................9<br />

Bild 8: Typisches Terzspektrum der Freistrahlgeräusche eines Unterschallfreistrahls<br />

(nach [18]) für den Winkelbereich 0 bis 90° und für 150° relativ <strong>zu</strong>m<br />

Triebwerkseinlauf. .......................................................................................................9<br />

Bild 9: Richtcharakteristik eines turbulenten Freistrahls im Bereich M = U/c = 0,7 bis<br />

1,6. ............................................................................................................................10<br />

Bild 10: Gezahnte Triebwerksdüse <strong>zu</strong>r Strahllärmminderung. ...............................................12<br />

Bild 11: Triebwerk BR710 von Rolls-Royce Deutschland mit internem Blütenmischer<br />

(am rechten Rand des aufgeschnittenen Teils <strong>zu</strong> sehen) <strong>zu</strong>r Mischung von<br />

Haupt- und Nebenstrom. ...........................................................................................13<br />

Bild 12: In der europäischen Technologieplattform SILENCE(R) untersuchte<br />

Geräuschminderungsmaßnahmen für Triebwerkskomponenten. .............................17<br />

Bild 13: In der europäischen Technologieplattform SILENCE(R) untersuchte<br />

Geräuschminderungsmaßnahmen für Triebwerksgondeln. ......................................17<br />

Bild 14: Modell eines <strong>zu</strong>künftigen Triebwerksgebläses (“Fans“) mit hohem<br />

Nebenstromverhältnis für einen Getriebefan (nach Kaplan, Nicke & Voss [96]).......18<br />

Bild 15: Versuchsanordnung <strong>zu</strong>r aktiven Geräuschminderung beim DLR in Köln-Porz.........19<br />

Bild 16: Phasengemittelte Schalldruckspektren im Ansaugkanal (Mittelwert über 62<br />

wandbündige Messpositionen) ohne und mit ANC. Links: LMS-<br />

Regelalgorithmus bei zwei Frequenzen, k0R = 3,1/6,2; 10/28 Moden; nmax =0/1;<br />

4×8 Mikrofone; 4×7 Lautsprecher. Rechts: modaler Regelalgorithmus; k0R =<br />

6,2; 28 Moden; m = -4,...,+3; nmax = 0/1; 4×8 Mikrofone; 4×8 Lautsprecher<br />

(nach Enghardt et al [97])..........................................................................................20<br />

Bild 17: Radialmodenspektren der Schalleistung bei 2×BPF = 675 Hz für den in Bild 16<br />

rechts gezeigten Fall; links: ohne ANC; rechts: mit ANC, modale Regelung<br />

(nach Enghardt et al [97])..........................................................................................21<br />

Bild 18: Mit Aktuatoren ausgerüstete Statorschaufeln (nach Zillmann et al [101]).................21<br />

Bild 19: Mittlere Schalldruckspektren ohne und mit ANC mit aktiven Statoren (nach<br />

Zillmann et al [101])...................................................................................................21<br />

Bild 20: Düsen <strong>zu</strong>r Drucklufteinblasung und ihre Positionen relativ <strong>zu</strong> den<br />

Laufradschaufeln (nach Schulz, Neise & Möser [102]). ............................................22<br />

Bild 21: Schallleistungsspektren im Ausblaskanal (links) und b)<br />

Umfangsmodenspektrum bei der Blattpassierfrequenz (rechts) bei stationärer<br />

Lufteinblasung; Düsen ∆x/c = 0,22 stromab der Schaufelhinterkanten;<br />

Einblasung in Richtung der Schaufelsehnen; n = 3000/min, Z = 18, V = 16,<br />

ϕ = ϕopt (nach Schulz et al [102]). ..............................................................................23<br />

Bild 22: Abhängigkeit des Fahrwerksgeräusches von der Strömungsgeschwindigkeit v......24<br />

Bild 23: Typisches Strömungsfeld im Bereich des Vorflügels in Landestellung. ....................25<br />

Bild 24: Dimensionsloses Spektrum des Vorflügelgeräusches (mit Modellmaßstab SF<br />

als Quellgröße und Abstrahlentfernung R)................................................................26<br />

Bild 25: Akustische „Antwort“ von Profilen verschiedener Dicke bei Interaktion mit<br />

einem Testwirbel (für verschiedene Strouhalzahlen Sr)............................................27<br />

iv


Bild 26: Schematische Darstellung eines DDOF-Liners (nach Yu & Nesbitt [136])................29<br />

Bild 27: Minderung des nach vorn (0-90°) abgestrahlten Schallleistungspegels durch<br />

akustisch homogen Auskleidung des Triebwerkskanals (zero-splice liners);<br />

Vergleich von Ergebnissen aus Modellmessungen („Rig“) und<br />

Prüfstandsmessungen im Originalmaßstab eines Rolls-Royce Trent 500<br />

Triebwerks(„Engine“); nach Gantie et al [137]...........................................................29<br />

Bild 28: Kammerdämpfer für den Zentralkörper der Primärdüse <strong>zu</strong> Dämpfung der<br />

tieffrequenten Brennkammergeräusche (nach Yu & Chien [136]).............................30<br />

Bild 29: Dissipationsrate der akustischen Energie beim Schalldurchgang durch<br />

durchströmte Lochbleche für verschiedene Lochdurchmesser; Lochanteil 11%,<br />

Strömungs-Machzahl M = 0,43 (nach Forster & Michel [140.]).................................31<br />

Bild 30: Installation von SBVGs auf der Saugseite der Landeklappe.....................................32<br />

Bild 31: Maximales Lärmminderungspotenzial durch unrealistische Vollverkleidung<br />

eines A320 Hauptfahrwerks. .....................................................................................33<br />

Bild 32: Beispiel für tonalen Umströmungslärm bei Fahrwerken infolge<br />

strömungsinduzierter Hohlraumresonanzen in Fahrwerks-Hohlbolzen.....................34<br />

Bild 33: A340-Fahrwerke mit aerodynamischen Verkleidungen <strong>zu</strong>r Minderung des<br />

Umströmungslärms im Rahmen des EU-Projekts RAIN. ..........................................35<br />

Bild 34: Spoiler <strong>zu</strong>r Minderung des Umströmungslärms vom oberen Bereich des<br />

Bugfahrwerks. ...........................................................................................................35<br />

Bild 35: Schallquellverteilungen im Bereich des Drehgestells bei Unterschalen mit<br />

unterschiedlicher Breite.............................................................................................36<br />

Bild 36: Beispiel von Öffnungen in der Flügelvorderkante <strong>zu</strong>r Aufnahme der<br />

Vorflügelhalter. ..........................................................................................................37<br />

Bild 37: Beispiel für Hohlräume in der Landeklappenseitenkante. .........................................37<br />

Bild 38: Ton von Tankdruckausgleichsöffnung auf der Unterseite der Tragfläche aus<br />

Messung im DNW-LLF an einer A320 Originaltragfläche. ........................................38<br />

Bild 39: Beispiel für einen Wirbelgenerator stromauf einer überströmten Öffnung <strong>zu</strong>r<br />

Unterdrückung der Anregung von Hohlraumschwingungen......................................38<br />

Bild 40: Lärmminderungspotenzial am Beispiel des A320 durch Beseitigung von<br />

überströmten Hohlräumen und Löchern im Windkanalversuch. ...............................39<br />

Bild 41: Geometrie der im Windkanal getesteten Rückseitenabdeckung für den<br />

Vorflügel. ...................................................................................................................39<br />

Bild 42: Nachweis der Minderung des Vorflügellärms durch eine Rückseitenabdeckung<br />

am A320 Modell im DNW-LLF...................................................................................40<br />

Bild 43: Grundlagenversuch <strong>zu</strong>m Potenzial der Minderung des Hinterkantengeräusches<br />

durch Bürstenkanten. ................................................................................................40<br />

Bild 44: Schematische Darstellung unterschiedlicher Konzepte <strong>zu</strong>r Minderung des<br />

Vorflügellärms. ..........................................................................................................41<br />

Bild 45: Liner Konzept <strong>zu</strong>r Minderung des Vorflügellärms. ....................................................41<br />

Bild 46: Untersuchte Seitenkantenmodifikationen mit strömungsdurchlässigen<br />

Endkanten. ................................................................................................................42<br />

Bild 47: Beispiel für das im Windkanalversuch gefundene Minderungspotenzial von<br />

porösen Landeklappenseitenkanten. ........................................................................42<br />

Bild 48: Messflug über dem Mikrofonarray bestehend aus 238 Mikrofonen, ausgebreitet<br />

auf einer Kreisfläche mit einem Durchmesser von 26 m...........................................43<br />

Bild 49: Die gezahnte Düse („Chevron-Düse“) <strong>zu</strong>r Verminderung des Strahllärms. ..............44<br />

Bild 50: Wirbelgenerator stromauf der Öffnungen der Tanküberdruckventile auf der<br />

Tragflächenunterseite................................................................................................45<br />

Bild 51: Von den Öffnungen der Tanküberdruckventile auf der Flügelunterseite<br />

erzeugte Töne bei 529 Hz und 578 Hz (vom Mikrofonarray aus 268 m<br />

Entfernung „gesehen“). .............................................................................................45<br />

Bild 52: Schalldruckspektren beim Überflug einer A319 ohne („standard“) und mit<br />

Wirbelgeneratoren („modified“). ................................................................................46<br />

Bild 53: Vergleich der korrigierten Pegeldifferenzen ∆LAZ,E,t für die unterschiedlichen<br />

Konfigurationen und für alle Mikrofone des Linien-Arrays (bezogen auf<br />

v


Konfiguration 1); nach Gehlhar et al [158].................................................................50<br />

Bild 54: Wirbelgeneratoren <strong>zu</strong>r Unterdrückung der Tonkomponenten durch<br />

Überströmen der Öffnungen <strong>zu</strong> den Tank-Überdruckventilen...................................51<br />

Bild 55: Schallquellenverteilung der A319 bei 500 Hz; Fahrwerke eingezogen. ....................52<br />

Bild 56: Schallquellenverteilung der A319 bei 630 Hz; Fahrwerke eingezogen. ....................53<br />

Bild 57: „Entdopplerte“ Schalldruckspektren der A319 für verschiedene Abstrahlwinkel.<br />

Fahrwerke eingezogen..............................................................................................54<br />

Bild 58: „Entdopplerte“ Schalldruckspektren der A319 für verschiedene Abstrahlwinkel;<br />

Reiseflugkonfiguration, mit Wirbelgeneratoren an den Öffnungen der<br />

Überdruckventile. ......................................................................................................54<br />

Bild 59: Öffnungen der Enteisungsanlage an der Triebwerksgondel des Airbus A319..........55<br />

Bild 60: Im QTD2-Programm gestestete Geräuschminderungsmaßnahmen (nach<br />

Herkes, Olsen & Ullenberg [161])..............................................................................55<br />

Bild 61: Anordnung der Bodenmikrofone bei den Flugtests im Rahmen des QTD2-<br />

Programms (nach Herkes, Olsen & Ullenberg [161]). ...............................................56<br />

Bild 62: QTD2-Programm: Versuchsflugzeug Boeing 777-300ER beim Überfliegen der<br />

Bodenmikrofone (nach Herkes, Olsen & Ullenberg [161]). .......................................56<br />

Bild 63: Vergleich des Standardeinlaufs (links) mit dem modifizierten Einlauf (rechts)<br />

des Versuchsflugzeugs Boeing 777-300ER mit GE90-115B Triebwerken (nach<br />

Yu & Nesbitt [136]). ...................................................................................................57<br />

Bild 64: Akustisch ausgekleidete Einlaufdüse des Versuchsflugzeugs Boeing 777-<br />

300ER mit GE90-115B Triebwerken (nach Yu & Nesbitt [136])................................57<br />

Bild 65: Vergleich der Überflugspektren mit Standardeinlauf („Baseline“) und akustisch<br />

verbessertem Einlauf (spliceless liner, inlet lip, T12-Sonde entfernt); cutback<br />

power setting; Boeing 777-300ER mit GE90-115B Triebwerken, (nach Yu &<br />

Nesbitt [136]). ............................................................................................................58<br />

Bild 66: Einfluss der akustisch ausgekleideten Einlaufrundung (lip-liner) auf die nach<br />

vorn („forward arc“) abgestrahlten Überflugspektren bei „sideline power<br />

setting“; Versuchsflugzeug Boeing 777-300ER mit GE90-115B Triebwerken<br />

(nach Yu & Nesbitt [136]). .........................................................................................58<br />

Bild 67: Boeing 777-300ER mit GE90-115B Triebwerken ausgerüstet mit Chevrons an<br />

der primär und Sekundärdüse (Konfiguration (2); nach Nesbitt et al [164]). .............59<br />

Bild 68: Einfluss der Chevrondüsen auf die nach hinten (90-145° „Aft Arc“, oberes<br />

Diagramm) und nach vorn (40-90°„Forward Arc“, unteres Diagramm)<br />

abgestrahlten Überflugspektren bei „sideline power setting“; Versuchsflugzeug<br />

Boeing 777-300ER mit GE90-115B Triebwerken (nach Nesbitt et al [164]). ............60<br />

Bild 69: Beispiel für eine lärmarme Flugzeugkonfiguration („Green 24h Aircraft“ aus<br />

[166]). ........................................................................................................................66<br />

Bild 70: „Silent Aircraft eXperimental (SAX) 20 embedded engine“ Konfiguration“<br />

(vorgeschlagen von der Silent Aircraft Initiative [170] (aus Law & Dowling<br />

[141]). ........................................................................................................................67<br />

Bild 71: Die drei Messpunkte bei der Lärmzertifizierung von Flugzeugen. ............................77<br />

Bild 72: Kumulativer Lärmpegel (Summe der drei Zertifizierungspegel) für<br />

Strahlverkehrsflugzeuge. Die Werte für einige Flugzeugtypen (Quelle:<br />

Internetadresse Luftfahrtbundesamt) sind mit den ab 2006 gültigen<br />

Grenzwerten für zwei- und viermotorige Flugzeuge verglichen. Die bis 2005<br />

gültigen Grenzwerte liegen 10 dB höher. ..................................................................78<br />

Bild 73: Typische Terzspektren der Boeing 717 mit BRR 715 Triebwerken beim Start<br />

und bei der Landung. Die Blattfolgefrequenzen oberhalb 1,5 kHz beeinflussen<br />

die Terzspektren dieses modernen Triebwerks kaum...............................................78<br />

Bild 74: Prinzip der Schallquellenlokalisierung an einem <strong>Verkehr</strong>sflugzeug im Überflug<br />

mit Hilfe eines Mikrofonarrays ...................................................................................79<br />

Bild 75: Zweidimensionale Anordnung der 111 Mikrofone auf der 8 m×8 m großen<br />

Platte. ........................................................................................................................80<br />

Bild 76: Aufbau des zweidimensionalen Arrays mit 111 Mikrofonen auf einer 8 m × 8 m<br />

großen Holzplatte im Anflugbereich des Flughafens Frankfurt in 1998. ...................81<br />

vi


Bild 77: Geräuschquellen an einem von unten betrachteten Flugzeug für das den Fan-<br />

Ton einschließende Terzband 800 Hz. .....................................................................82<br />

Bild 78: Geräuschquellen an einem von unten betrachteten Flugzeug im<br />

Frequenzbereich 280 bis 3500 Hz. ...........................................................................82<br />

Bild 79: Übersicht der EU-Forschungsprogramme <strong>zu</strong>r Fluglärmminderung (aus<br />

Description of Work X3-Noise). .................................................................................84<br />

Bild 80: Ziele des Quiet Aircraft Technology (QAT) Programms der USA. ............................86<br />

Tabellenverzeichnis:<br />

Tabelle 1: Zusammenfassung der beschriebenen Geräuschminderungsmaßnahmen für<br />

Triebwerke.................................................................................................................63<br />

Tabelle 2: Zusammenfassung der beschriebenen Geräuschminderungsmaßnahmen für<br />

die Zellengeräusche (Fahrwerke / Hochauftriebshilfen)............................................64<br />

vii


viii


1 Einleitung<br />

Mobilität ist ein unverzichtbares Grundbedürfnis des Menschen und Vorausset<strong>zu</strong>ng für ein<br />

funktionierendes Wirtschaftssystem. Der damit verbundene <strong>Verkehr</strong> aber erzeugt Lärm, den<br />

die Bevölkerung mit steigender Sensibilität wahrnimmt. Besonders der Fluglärm ist ständiger<br />

Kritik ausgesetzt, wie die aktuellen - häufig sehr emotional geführten - Diskussionen <strong>zu</strong>m<br />

Ausbau von <strong>Verkehr</strong>sflughäfen zeigen. Dass auch die Bundesregierung Handlungsbedarf in<br />

der Verbesserung des Gesamtschutzes der Bürger sieht, wird an der erneut betriebenen<br />

Novellierung des Fluglärmgesetzes von 1971 deutlich.<br />

Bis heute sind in der zivilen Luftfahrt bereits bedeutende technische Fortschritte erreicht<br />

worden. Zum Beispiel ist die Geräuschemission der einzelnen Flugzeuge seit 1950 um etwa<br />

25 Dezibel gesunken, das entspricht mehr als einer Viertelung des subjektiven Lautstärkeempfindens.<br />

Bild 1 zeigt die Entwicklung der Fluglärmpegel von 1950 bis 2000. Die Flugzeuge<br />

der sechziger Jahre waren mit reinen Strahltriebwerken (Turbojets) ausgerüstet, bei denen<br />

die Austrittsgeschwindigkeit des Triebwerkstrahls sehr groß war und der donnernde Jet<br />

den Hauptgeräuschanteil stellte. Nicht wegen der Geräuschminderung, sondern <strong>zu</strong>r Senkung<br />

des Treibstoffverbrauches wurden dann die vergrößerten Nebenstromtriebwerke (Turbofans)<br />

eingeführt, bei denen der größte Teil der Luft um das Kerntriebwerk herumgeführt wird. Dadurch<br />

sinkt die Strahlgeschwindigkeit und als Folge auch der Strahllärm. Mit sinkendem<br />

Strahllärm treten aber die anderen Quellen im Innern des Triebwerks in den Vordergrund,<br />

insbesondere der im Triebwerkseinlauf sichtbare Fan.<br />

Seitenlinienschallpegel, EPNdB<br />

120<br />

110<br />

100<br />

Turbojet<br />

B-52<br />

Comet 4<br />

707-100<br />

DC8-20<br />

Caravelle<br />

707-300B<br />

Turbofan<br />

1. Generation<br />

CV880-22<br />

BAC-111<br />

DC8-61<br />

DC9-10<br />

737-100<br />

727-100 747-100<br />

727-100 747-100<br />

Seitenlinienpegel normiert<br />

auf 100.000 lb Schub<br />

Turbofan<br />

2. Generation<br />

MD80<br />

747-200<br />

747-300 A320-100<br />

A300B2-101<br />

DC10-10<br />

A310-300<br />

767-300<br />

DC10-10<br />

A321<br />

DC10-30<br />

737-200<br />

L-1011<br />

BAC-146-200<br />

737-500 A330<br />

777-200<br />

A340<br />

MD90-30<br />

90<br />

1950 1960 1970 1980 1990 1995<br />

Jahr der Einführung<br />

Bild 1: Entwicklung der Fluglärmpegel in Abhängigkeit vom Flugzeugtyp.<br />

Trotz der Erfolge bei der Reduzierung der Triebwerksgeräusche hat die Lärmbelastung in<br />

der Umgebung der Flughäfen wegen der Zunahme des Flugverkehrs im Vergleich <strong>zu</strong> der am<br />

Fluggerät erzielten Lärmminderung nicht signifikant abgenommen, wie in Bild 2 am Beispiel<br />

des Flughafens Frankfurt für die Jahre 1988 bis 2002 <strong>zu</strong> erkennen ist. Diese Entwicklung<br />

deutet an, dass auch in Zukunft verstärkte Anstrengungen im Technischen wie im Operationellen<br />

notwendig sind, um das Problem "Fluglärm" unter Kontrolle <strong>zu</strong> behalten.<br />

In dem vorliegenden <strong>Bericht</strong> wird der Stand der Technik <strong>zu</strong>r Geräuschminderung bei <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen<br />

mit Hilfe technischer Maßnahmen an der Quelle, d.h. an den Triebwerken,<br />

den Hochauftriebshilfen und den Fahrwerken, beschrieben. Der Lärmteppich startender und<br />

1


landender Flugzeuge wird aber nicht allein von der Geräuschemission der Triebwerke und<br />

der Zelle bestimmt, sondern auch von den eingesetzten Flugverfahren. Dieses Thema ist<br />

Hauptgegenstand eines zweiten vom BMVBS geförderten Forschungsvorhabens mit dem<br />

Titel „Strategien <strong>zu</strong>r Lärmminderung an der Quelle unter Einschluss operationeller Möglichkeiten,<br />

speziell für den Nachtflug“ [1]. Dort wird auch das derzeit laufende BMBF-Vorhaben<br />

„Lärmoptimierte An- und Abflugverfahren“ (LAnAb) [2] behandelt.<br />

L eq (dB)<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Flughafen Frankfurt (nach DIN 45543, Mai-Okt., 0-24 Uhr)<br />

0<br />

1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000<br />

Jahr<br />

460.000 460.000<br />

420.000 420.000<br />

380.000 380.000<br />

340.000<br />

300.000 300.000<br />

Bild 2: Zahl der Flugbewegungen und Entwicklung des äquivalenten Dauerschallpegels<br />

gemittelt über mehrere Messstellen am Flughafen Frankfurt<br />

(Quelle: Dr. Beder Consult).<br />

2 Schallquellen bei <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen<br />

Hochauftriebshilfen<br />

Vorflügel<br />

Klappen<br />

Bild 3: Schallquellen bei <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen.<br />

Fahrwerke<br />

Triebwerksstrahl<br />

Zahl Zahl der Flugbewegungen<br />

Triebwerke<br />

Bild 3 zeigt die wichtigsten Schallquellen an einem <strong>Verkehr</strong>sflugzeug am Beispiel einer Boeing<br />

B747. Generell kann unterschieden werden zwischen den Antriebsgeräuschen, den von<br />

der Umströmung der Zelle (Hochauftriebshilfen und Fahrwerke) herrührenden Geräuschen<br />

und Wechselwirkungsgeräuschen, die alle aerodynamischer Natur sind, d.h. sie werden von<br />

2<br />

Fan


der Strömung bzw. Umströmung der Triebwerks- und Flugzeugkomponenten erzeugt (aerodynamische<br />

Geräusche).<br />

Beim Start sind bei allen <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen die Triebwerke nach wie vor die lautesten<br />

Schallquellen. Bei der Landung sind bei den heutigen Flugzeugen die Beiträge der Triebwerke<br />

und der Zelle etwa gleich groß, die relativen Anteile sind für unterschiedliche Flugzeugtypen<br />

verschieden. Bei modernen Flugzeugen tritt allerdings der von der Umströmung der<br />

ausgefahrenen Fahrwerke und Landeklappen ausgehende Lärm immer stärker in Erscheinung,<br />

einerseits wegen der Erfolge bei der Reduzierung der Triebwerksgeräusche, und andererseits<br />

werden die Hochauftriebshilfen technisch immer komplizierter und die Fahrwerke<br />

infolge größerer Triebwerksdurchmesser immer länger, was tendenziell <strong>zu</strong> höheren Zellengeräuschen<br />

führt.<br />

Fan<br />

• Töne bei verschiedenen<br />

Frequenzen<br />

• Breitbandgeräusch<br />

• „Kreissägen“-Geräusch<br />

Kompressor<br />

• Hochfrequente Töne<br />

• Breitbandgeräusch<br />

Turbine<br />

• Hochfrequente Töne<br />

• Hochfrequentes<br />

Breibandgeräusch<br />

Brennkammer<br />

• Tieffrequentes<br />

Breitbandgeräusch<br />

Bild 4: Schallquellen in den Triebwerken von <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen.<br />

Triebwerksstrahl<br />

• Breitbandgeräusch<br />

Bei den Triebwerksgeräuschen gibt es die folgenden Einzelquellen (siehe Bild 4):<br />

• Der Triebwerksstrahl; die turbulente Vermischung des Schubstrahles mit der umgebenden<br />

Luft erzeugt erhebliche Geräusche, die um so lauter sind, je größer die Strahlgeschwindigkeit<br />

ist (besonders also bei militärischen Flugzeugen).<br />

• Der Fanrotor, das ist das im Triebwerkseinlauf von vorn sichtbare große rotierende<br />

Schaufelrad. Durch die Wechselwirkung mit der Einlaufströmung und dem stromab befindlichen<br />

Stator entstehen tonale (Blattpassierfrequenz und Harmonische) und breitbandige<br />

Geräuschanteile bei unterschiedlichen Frequenzen. Beim Start und im Reiseflug<br />

verursachen die Überschallströmungen an den Schaufelspitzen des Rotors das<br />

sogenannte Kreissägengeräusch („Buzz-Saw“ Noise), das bei den Vielfachen der Rotor-Wellendrehfrequenz<br />

auftritt.<br />

• Der Stator, der hinter dem Fanrotor angeordnet ist, um den vom Rotor erzeugten Drall<br />

aus der Strömung heraus<strong>zu</strong>nehmen und in eine Druckerhöhung um<strong>zu</strong>wandeln. Die<br />

Nachläufe der Rotorschaufeln ergeben eine zeitlich veränderliche Zuströmung und<br />

damit tonale (Blattpassierfrequenz und Harmonische) und breitbandige Geräuschanteile<br />

bei unterschiedlichen Frequenzen.<br />

• Die Haltestreben („pylons“, in Bild 4 eingezeichnet) sind ebenfalls der Rotor-Nachlaufströmung<br />

ausgesetzt.<br />

• Der Verdichter drückt die angesaugte Luft über mehrere Rotor-Stator-Stufen in die<br />

Brennkammer. Der Schallentstehungsmechanismus ist derselbe wie vorher beim Fan-<br />

3


otor und seinem Stator, allerdings sind beim Verdichter die abgestrahlten Frequenzen<br />

wegen der größeren Schaufelzahlen des Niederdruckverdichters höher.<br />

• Die Brennkammer erzeugt ein vornehmlich tieffrequentes Breitbandgeräusch.<br />

• In der Turbine wird durch Entspannung der Verbrennungsgase die Triebwerksleistung<br />

erzeugt. Die Schallentstehungsmechanismen sind prinzipiell dieselben wie bei<br />

Fan/Stator und beim Verdichter.<br />

Als Quellen der Zellengeräusche sind <strong>zu</strong> nennen:<br />

• Die Windgeräusche am Flugzeug mit eingefahrenen Klappen und Fahrwerken, die im<br />

Wesentlichen breitbandige Spektralanteile aufweisen.<br />

• Die Hochauftriebshilfen, d.h. die bei Start bzw. Landung ausgefahrenen Vorflügel an<br />

der Flügelvorderkante und die Klappen an der Flügelhinterkante, erzeugen breitbandige<br />

Geräuschanteile. Die Vorflügel und Klappen bestehen aus mehreren in Spannweitenrichtung<br />

unterteilten Segmenten, an deren Enden sich als Folge des Druckunterschiedes<br />

zwischen Oberseite und Unterseite Geräusch erzeugende Sekundärströmungen<br />

ausbilden.<br />

• Die Umströmung der ausgefahrenen Fahrwerke ergibt im Wesentlichen breitbandige<br />

Geräuschanteile, denen einzelne Tonkomponenten durch überströmte Hohlräume<br />

(Hohlbolzen, etc.) überlagert sein können.<br />

• Die Überströmung offener Hohlräume erzeugt genau wie ein überblasener Flaschenhals<br />

Töne. Solche Hohlräume befinden sich sowohl an den Tragflügeln als auch an<br />

den Fahrwerken.<br />

Wechselwirkungsgeräusche werden durch die folgenden Mechanismen erzeugt:<br />

• Triebwerksstrahl trifft auf die Klappen am Flügel.<br />

• Der Fahrwerksnachlauf trifft auf die Klappen.<br />

3 Mechanismen der aerodynamischen Schallentstehung<br />

3.1 Aeroakustische Theorie der Schallerzeugung<br />

Es wurde bereits in Kapitel 2 erwähnt, dass alle das Außengeräusch von <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen<br />

bestimmenden Geräuschanteile von Strömungsvorgängen verursacht werden, d.h. aerodynamischer<br />

Natur sind, also sowohl die Triebwerks- als auch die Zellen- und Wechselwirkungsgeräusche.<br />

Beim Fluglärm hat sich aber die Unterscheidung Triebwerksgeräusche<br />

(oder –lärm) einerseits und Umströmungsgeräusche (oder –lärm) für den Zellenanteil andererseits<br />

eingebürgert, weil im einen Fall die Triebwerkshersteller, im andern die Zellenhersteller<br />

gefordert sind.<br />

Obwohl die ersten Arbeiten über das Geräusch von Luftschrauben bereits <strong>zu</strong> Beginn des<br />

letzten Jahrhunderts erschienen, ist der größte Fortschritt im Verständnis der aerodynamischen<br />

Schallerzeugung durch die von Lighthill [3], [4] beschriebene akustische Analogievorstellung<br />

hervorgebracht worden. Diese Analogie war ursprünglich entwickelt worden, um das<br />

Geräusch von Luftstrahlen hoher Geschwindigkeit <strong>zu</strong> berechnen, und da feste Begren<strong>zu</strong>ngswände<br />

wie z.B. die Schaufeln von Turbomaschinen oder Zellenkomponenten bei diesem<br />

Problem keine Rolle spielen, wurde ihr Einfluss <strong>zu</strong>nächst nicht berücksichtigt. Eine Erweiterung<br />

der akustischen Analogievorstellung auf die Wirkung von der Strömung benachbarten<br />

Wänden wurde <strong>zu</strong>erst von Curle [5] entwickelt und später für bewegte Wände (beispielsweise<br />

Propellerrotoren) von Ffowcs Williams & Hawkings [6] entwickelt. Goldstein [7]<br />

schließlich kam durch eine verallgemeinerte Vorgehensweise <strong>zu</strong> einer Lösung für die aerodynamische<br />

Schallerzeugung im Beisein materieller Begren<strong>zu</strong>ngswände, in der die Ergebnisse<br />

der früheren Arbeiten als Spezialfälle enthalten sind. Wir folgen hier dem Vorgehen<br />

von Ffowcs Williams &Hawkings [6] in der von Michalke & Michel [8] vorgestellten Variante.<br />

In der akustischen Analogievorstellung wird der Schwankungsanteil des Drucks p = ps - ps0,<br />

wobei der Index 0 einen konstanten Be<strong>zu</strong>gswert bezeichnet, als ein Schallfeld kleiner Ampli-<br />

4


tude angesehen, das von kleinen Regionen einer turbulenten Strömung (Quellgebiet) in einem<br />

ansonsten ruhenden homogenen Medium erzeugt wird. Die akustische Wellengleichung<br />

für diese Situation lässt sich in Tensorschreibweise darstellen als<br />

a<br />

1<br />

2<br />

0<br />

2 2<br />

∂ p ∂ p ∂ qij<br />

− =<br />

2<br />

∂t<br />

∂x<br />

∂x<br />

∂x<br />

2<br />

i<br />

2<br />

i<br />

j<br />

∂q<br />

+<br />

∂x<br />

Hier wird von der sogenannten Summationskonvention Gebrauch gemacht, die besagt, dass<br />

alle Terme, in denen ein Index k zweimal auftritt, summiert werden von k = 1 bis 3. Die Gleichung<br />

beschreibt die Schallausbreitung in einem ruhenden Medium, wenn die rechte Seite<br />

verschwindet. Dies ist innerhalb eines turbulenten Strömungsgebietes nicht der Fall. Die<br />

rechte Seite beschreibt dann die das Schallfeld erzeugende Quellverteilung. Sie besteht aus<br />

zwei Termen, einem Quadrupolterm, gekennzeichnet durch die zweite räumliche Ableitung<br />

und einen Dipolterm (erste räumliche Ableitung). Bei Vernachlässigung der Einflüsse von<br />

Wärmeleitung und Zähigkeit (s. Michalke & Michel [8]) lauten die ab<strong>zu</strong>leitenden Terme<br />

i<br />

i<br />

⎛ p ⎞ ρ<br />

qij ρcic ⎜ ⎟<br />

⎛ 0 ⎞<br />

= j 1 + − ⎜1−<br />

⎟pδ ⎜<br />

ij , (2)<br />

2<br />

ρ a ⎟<br />

⎝ ⎠ ⎝ ρ<br />

0 0<br />

⎠<br />

ρ 0<br />

∂ ⎛ ⎞<br />

q i = −p<br />

⎜ ⎟ . (3)<br />

∂xi<br />

⎝ ρ ⎠<br />

Die Schallgeschwindigkeit in dem homogenen Medium ist mit a0 bezeichnet, und cj ist der<br />

Vektor der instationären Strömungsgeschwindigkeit. ρ0 ist die Dichte in der ruhenden Umgebung,<br />

δij der Kronecker-Tensor.<br />

Für ein ruhendes Medium, das den Strömungsbezirk einschließlich der stationären oder zeitabhängigen<br />

Begren<strong>zu</strong>ngen umgibt, lässt sich die Lösung der inhomogenen Wellengleichung<br />

(1) für die Abstrahlung in die freie Umgebung angeben. Für das akustische Fernfeld gilt (für<br />

eine detaillierte Herleitung siehe Neise & Michel [9]):<br />

p(<br />

x , t)<br />

=<br />

i<br />

4π<br />

1<br />

a<br />

1<br />

−<br />

4πa<br />

∫<br />

2<br />

0 V(<br />

t )<br />

∫<br />

0<br />

S(<br />

t )<br />

⎡ ∂<br />

⎢<br />

⎢⎣<br />

∂t<br />

2<br />

2<br />

qq<br />

⎤<br />

1<br />

⎥dV(<br />

y i ) +<br />

r C ⎥⎦<br />

4π<br />

a<br />

⎡ ∂ f ⎤<br />

r<br />

1<br />

⎢ ⎥dS(<br />

yi<br />

) +<br />

⎢⎣<br />

∂t<br />

r C ⎥⎦<br />

4πa<br />

2<br />

0 V(<br />

t )<br />

∫<br />

0<br />

s(<br />

t )<br />

∫<br />

c<br />

⎡ ∂ q ⎤<br />

d<br />

⎢ ⎥dV(<br />

yi<br />

)<br />

⎢⎣<br />

∂t<br />

r C ⎥⎦<br />

⎡ ρ0U<br />

⎢<br />

⎢⎣<br />

r C<br />

n<br />

⎤<br />

⎥dS(<br />

y<br />

⎥⎦<br />

Das Besondere dieser Lösung ist, dass der Einfluss einer zeitlichen Änderung des Quellvolumens<br />

V(t) oder der Wände S(t) auf die Schallemission berücksichtigt ist.<br />

Die Integranden enthalten jeweils eine Quellgröße und sonst nur noch den Abstand r des<br />

Quell-Volumenelementes dV oder Quell-Flächenelementes dS vom Beobachter und den<br />

Betrag des Doppler-Faktors C<br />

0<br />

i<br />

)<br />

(1)<br />

(4)<br />

Ur<br />

C = 1− , (5)<br />

a<br />

wobei Ur die Komponente der Bewegungsgeschwindigkeit des Volumen- oder Flächenelements<br />

in Richtung auf den Beobachter ist. Die eckigen Klammern um die Integranden weisen<br />

darauf hin, dass die Integranden <strong>zu</strong> dem Zeitpunkt ausgewertet werden müssen, an dem der<br />

Schall vom Quellelement emittiert wird. Diese Zeit heißt retardierte Zeit und ist definiert durch<br />

t<br />

r<br />

r ( tr<br />

)<br />

= t −<br />

(6)<br />

a<br />

Die Lösung (4) der Wellengleichung (1) soll nun da<strong>zu</strong> dienen, die verschiedenen aerodyna-<br />

5<br />

0


mischen Quellmechanismen <strong>zu</strong> diskutieren, die bei der Schallemission von turbulenten<br />

Strömungen und bei der Wechselwirkung von turbulenten Strömungen mit materiellen Begren<strong>zu</strong>ngsflächen<br />

eine Rolle spielen.<br />

Quadrupol-Volumenquelle: Das erste Glied auf der rechten Seite von Gl. (4) ist ein Volumenintegral<br />

über eine Quadrupol-Quellverteilung, gegeben durch zweite zeitliche Ableitung<br />

der Größe<br />

⎛ p ⎞<br />

2<br />

qq u ⎜ ⎟<br />

⎛ ρ0<br />

⎞<br />

= ρ0<br />

r 1 + − ⎜1−<br />

⎟p (7)<br />

⎜ 2<br />

a ⎟<br />

⎝ ρ ⎠ ⎝ ρ<br />

0 0<br />

⎠<br />

Es handelt sich im Wesentlichen um die zweite zeitliche Ableitung des Quadrates der turbulenten<br />

Geschwindigkeitskomponente ur in Richtung auf den Beobachter. Dieses Glied entspricht<br />

ungefähr dem sogenannten Lighthill-Integral für ein Strömungsfeld ohne Beeinflussung<br />

durch Begren<strong>zu</strong>ngswände; es beschreibt die Schallentstehung durch aerodynamische<br />

Volumenquellen. Wegen der akustischen Fernfeldbedingung (Beobachterposition xi einige<br />

Wellenlängen von der Qellposition yi entfernt) gilt die Lösung nur außerhalb der Quellverteilung.<br />

Jedes dieser bewegten Volumenelemente der turbulenten Strömung wird in der akustischen<br />

Analogievorstellung gedacht als eine bewegte punktförmige Quadrupolquelle.<br />

Dieses erste Integral beschreibt auch die Schallemission eines Freistrahls konstanter Dichte<br />

und liefert das berühmte Lighthillsche Ergebnis, dass die Schallleistung eines Freistrahles<br />

mit der achten Potenz der akustischen Machzahl Uj/a0 anwächst. Dieses Integral kann aber<br />

auch bei Strömungsmaschinen eine Rolle spielen. Ein Beispiel für die Schallerzeugung<br />

durch turbulente Scherspannungen bei Strömungsmaschinen ist die Wechselwirkung einer<br />

ungleichförmigen, turbulenten Zuströmung mit den Schaufelspitzen, wie von Ffowcs Williams<br />

& Hawkings [10] gezeigt wurde. Morfey [11] und Goldstein u.a. [12] wiesen aber nach, dass<br />

die Schallerzeugung durch Quadrupole erst bei Strömungs-Machzahlen oberhalb 0,8 wichtig<br />

wird.<br />

Dipol-Volumenquelle: Das zweite Integral beschreibt ebenfalls ein Volumenintegral, jedoch<br />

über eine Dipol-Quellverteilung, gegeben durch die erste zeitliche Ableitung der Größe<br />

ρ 0<br />

∂ ⎛ ⎞<br />

q d = p ⎜ ⎟<br />

(8)<br />

∂yr<br />

⎝ ρ ⎠<br />

Die Größe ist proportional dem Gradienten von (ρ0/ρ) in Richtung auf den Beobachter. Dieses<br />

Integral spielt nur eine Rolle, wenn sich die Dichte ρ im turbulenten Strömungsgebiet<br />

stark ändert, wie beispielsweise innerhalb eines heißen Freistrahls. Dieses Integral ist von<br />

Lighthill übrigens übersehen worden und wurde in dieser Form von Michalke & Michel [8]<br />

hergeleitet. Auf die Bedeutung dieser Quellen hatte <strong>zu</strong>vor Morfey [13] hingewiesen.<br />

Dipol-Oberflächenquelle: Das dritte Integral in Gl. (4) ist das Oberflächenintegral über die<br />

zeitliche Ableitung der instationären Kräfte fr, die von den festen Begren<strong>zu</strong>ngsflächen der<br />

Strömung auf diese ausgeübt werden. Dabei ist fr, die Komponente der Kraft in Richtung auf<br />

den Beobachter. Bezogen auf den Fluglärm beschreibt also dieses Glied die Schallentstehung<br />

aufgrund der Wechselkräfte, die bei der Umströmung der Tragflügel, der Hochauftriebshilfen,<br />

der Fahrwerke, sowie der Rotor- und Statorschaufeln der Triebwerkskomponenten<br />

oder vom Propeller entstehen. In der akustischen Analogievorstellung wird jedes bewegte<br />

Oberflächenelement dS(yi) der festen Begren<strong>zu</strong>ng durch einen äquivalenten bewegten<br />

Dipol ersetzt.<br />

Monopol-Oberflächenquelle: Das letzte Integral repräsentiert die Schallerzeugung infolge<br />

der Verdrängungswirkung der bewegten Begren<strong>zu</strong>ngsflächen. Beispielsweise hat jede Rotorschaufel<br />

eine endliche Schaufeldicke und verdrängt bei der Bewegung das angrenzende<br />

Strömungsmedium. In der akustischen Analogie ist dieser Effekt gleichbedeutend mit der<br />

6


Schallabstrahlung von einer flächenhaften Verteilung von Monopolen. Der durch die Verdrängungswirkung<br />

der Schaufeln entstehende Schall wird häufig als Schaufeldickenlärm<br />

bezeichnet. Das Integral liefert übrigens nur bei Bewegung der Oberflächen und nur wegen<br />

der dann verschiedenen retardierten Zeiten der einzelnen Oberflächenelemente überhaupt<br />

einen Beitrag. Ohne diesen Einfluss wäre das Integral über die Oberfläche eines starren Rotorblattes<br />

Null. Die beim Umlauf eines Rotors erzeugten periodischen Druckänderungen laufen<br />

mit den Laufradschaufeln um. Ist die Umfangsgeschwindigkeit des Rotors klein (verglichen<br />

mit der Schallgeschwindigkeit), wie das beispielsweise bei Ventilatoren der Fall ist,<br />

dann ist der akustische Abstrahlgrad dieser Druckänderungen sehr gering und der Beitrag<br />

des Schaufeldickenlärms <strong>zu</strong>m Gesamtgeräusch ist vernachlässigbar.<br />

3.2 Triebwerksgeräusche<br />

3.2.1 Überblick<br />

Praktisch alle neuen <strong>Verkehr</strong>sflugzeuge werden von Strahltriebwerken angetrieben. Dies gilt<br />

seit einigen Jahren selbst für kleinere Maschinen mit 50 Sitzen, die <strong>zu</strong>vor noch eine Domäne<br />

der Propellerturbinen waren. Die ersten Strahltriebwerke waren sogenannte Einkreistriebwerke,<br />

auch Turbojets genannt (Bild 5a). Die gesamte durch das Triebwerk geförderte Luft<br />

wird im Verdichter komprimiert, ist an der Wärme<strong>zu</strong>fuhr in der Brennkammer beteiligt und<br />

wird in der Turbine entspannt, deren Leistung ausschließlich dem Antrieb des Verdichters<br />

dient. Hinter der letzten Turbinenstufe besitzt der noch sehr heiße Luftmassenstrom eine<br />

beträchtliche spezifische Energie, die <strong>zu</strong>r Beschleunigung des Luftstroms in einer Düse auf<br />

sehr hohe Geschwindigkeiten benutzt wird. Akustisch bedeutsam sind die außerordentlich<br />

lauten Strahlgeräusche dieser Triebwerksart.<br />

Alle heutigen Strahltriebwerke (auch diejenigen in Kampfflugzeugen) sind Zweikreistriebwerke<br />

(Nebenstromtriebwerke), heute meist Turbofans genannt. In ihnen wird der Luftmassenstrom<br />

hinter dem ersten Verdichter in zwei Teilströme aufgeteilt und nur ein Teil (der Primär-<br />

oder Hauptstrom) wird wie oben beschrieben weiter verdichtet, nimmt an der Verbrennung<br />

teil und treibt die Turbinen. Der übrige Teilstrom (der Sekundär- oder Nebenstrom) wird entweder<br />

in einer Ringdüse beschleunigt und umschließt als Sekundär-Freistrahl den heißen<br />

Primärstrahl (Bild 5c), oder aber der Sekundärstrom wird hinter der letzten Turbinenstufe<br />

wieder dem Primärstrom <strong>zu</strong>gemischt (Bild 5d). Mit einem Nebenstromtriebwerk wird ein vorgegebener<br />

Schub im Vergleich mit einem Einstromtriebwerk mit größerem Massenstrom und<br />

kleinerer Strahlgeschwindigkeit erzielt. Bei militärischen Triebwerken für Kampfflugzeuge<br />

strömt der gemischte Luftstrom vor der Entspannung in der Düse noch durch einen Nachbrenner,<br />

der im kurzzeitigen Betrieb <strong>zu</strong>r Erhöhung der Strahlgeschwindigkeit und damit des<br />

Schubes dient.<br />

Das Verhältnis der Massenströme von Nebenstrom <strong>zu</strong> Hauptstrom wird als Nebenstromverhältnis<br />

BPR (bypass ratio) bezeichnet. Bei den Nebenstromtriebwerken der ersten Generation<br />

(etwa 1960) lag dieses Verhältnis bei BPR < 2 (Bild 5b), für den ersten Verdichter waren<br />

noch mehrere Stufen erforderlich. Bei den heutigen Nebenstromtriebwerken der zweiten Generation<br />

liegt das Verhältnis bei BPR = 4 - 7 (Bild 5c und Bild 5d), bei einigen Triebwerken<br />

wird BPR = 9 erreicht. Der erste Verdichter, der Fan, besteht nur noch aus einer Stufe ohne<br />

Eintrittsleitrad. Der Übergang <strong>zu</strong> Nebenstromtriebwerken einer dritten Generation zeichnet<br />

sich mit Nebenstromverhältnissen BPR > 10 ab. Dies wird voraussichtlich den Einbau eines<br />

Getriebes zwischen Niederdruckturbine und Fan erfordern (Bild 5e).<br />

Die Schallquellen eines modernen Turbofans für <strong>Verkehr</strong>sflugzeuge sind in Bild 6 gekennzeichnet.<br />

Beim Start, wenn die Triebwerke nahe ihrer Volllast arbeiten, wird das Geräusch<br />

vom Strahl und dem Fan dominiert, bei der Landung, bei der die Niederdruckwelle moderner<br />

Turbofan-Triebwerke mit etwa 50 bis 60 % der maximalen Drehzahl arbeitet, spielen auch<br />

die Turbine, Brennkammer und mitunter auch der Verdichter eine Rolle. Auch die Düsenhinterkanten<br />

sind Geräuschquellen.<br />

7


Bild 5: Querschnitte von Strahltriebwerken: (a) Einkreistriebwerk, (b-e) Nebenstromtriebwerke,<br />

(b) mit niedrigem Nebenstromverhältnis, (c) mit hohem Nebenstromverhältnis<br />

und zwei Düsen, (d) mit hohem Nebenstromverhältnis mit einer gemeinsamen<br />

Düse, (e) mit ultrahohem Nebenstromverhältnis und Unterset<strong>zu</strong>ngsgetriebe in der<br />

Nabe des Fans.<br />

Bild 6: Schallquellen eines modernen Nebenstromtriebwerkes.<br />

8


Mit der Geräuschentwicklung von Flugtriebwerken haben sich unzählige Autoren beschäftigt.<br />

Als Einführung sei das Buch von Smith [14] empfohlen, das eine Fülle von Literaturangaben<br />

enthält. Eine Zusammenstellung von Beiträgen vieler Experten <strong>zu</strong> Fragen des Fluglärms<br />

wurde von Hubbard [15], [16] herausgegeben.<br />

3.<strong>2.2</strong> Schallerzeugung durch den Triebwerksstrahl<br />

Beim Triebwerkslärm denkt man <strong>zu</strong>nächst an die Strahlgeräusche, die bei der turbulenten<br />

Vermischung des Freistrahls mit der umgebenden Luft entstehen. Das Strömungsfeld eines<br />

Unterschallfreistrahls mit konstanter Geschwindigkeit über dem Düsenquerschnitt ist in Bild 7<br />

dargestellt. Mit <strong>zu</strong>nehmender Fluggeschwindigkeit werden der Freistrahl und damit der<br />

Quellbereich deutlich länger. Im düsennahen Bereich ist die Turbulenz kleinräumig, von dort<br />

werden die höheren Frequenzen des Strahllärmspektrums abgestrahlt. Mit <strong>zu</strong>nehmendem<br />

Abstand von der Düse werden die turbulenten Strukturen größer und die Frequenz des abgestrahlten<br />

Schalls sinkt entsprechend. Die maximale Quellstärke liegt bei Unterschallfreistrahlen<br />

am Ende des Potentialkerns (s. Bild 7) bei etwa 6 Düsendurchmessern. Die Frequenz<br />

des Maximums im <strong>zu</strong>r Seite und nach vorn abgestrahlten Schmalbandspektrum liegt<br />

bei 0,2 U/D bis 0,3 U/D, im Terzspektrum bei etwa 0,5 U/D bis U/D (s. Bild 8), wobei U die<br />

Strahlgeschwindigkeit und D der Düsendurchmesser ist. In Bild 8 ist die Differenz zwischen<br />

Terzpegel und Gesamtpegel als Funktion der Strouhalzahl fD/U aufgetragen. Für Winkel<br />

näher <strong>zu</strong>r Strahlachse (→180°) sinkt die Frequenz des Pegelmaximums erheblich. Außerdem<br />

fällt das Spektrum mit steigender Frequenz steiler ab, wie das für den Winkel 150° gezeigt<br />

ist. Das Verhältnis der Gesamttemperaturen von Freistrahl und Umgebung ist 2.<br />

Bild 7: Schematische Darstellung der Freistrahlströmung.<br />

L p,3 -L p<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

10 -1<br />

150 Grad<br />

10 0<br />

fD/U<br />

0 - 90 Grad<br />

Bild 8: Typisches Terzspektrum der Freistrahlgeräusche eines Unterschallfreistrahls (nach<br />

[18]) für den Winkelbereich 0 bis 90° und für 150° relativ <strong>zu</strong>m Triebwerkseinlauf.<br />

9<br />

10 1


Bild 9: Richtcharakteristik eines turbulenten Freistrahls im Bereich M = U/c = 0,7 bis 1,6.<br />

Bei heutigen Großtriebwerken liegt die Maximalfrequenz des Terzspektrums nur wenig über<br />

100 Hz. Die Schallabstrahlung weist eine herzförmige Richtcharakteristik auf (Bild 9), wobei<br />

die maximalen Pegel gewöhnlich unter Winkeln von 135° bis 150° relativ <strong>zu</strong>m Triebwerkseinlauf<br />

auftreten. Das Minimum auf der Strahlachse ist auf die Beugung der Schallwellen bei der<br />

Ausbreitung durch den heißen und schnellen Triebwerksstrahl <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen (Atvars et al<br />

[17]). Da die Beugungswirkung für lange Wellenlängen abnimmt, wird der Bereich um die<br />

Strahlachse von tiefen Frequenzen dominiert.<br />

Mit der akustischen Analogie (Lighthill [3], [4]) kann ein ursächlicher Zusammenhang zwischen<br />

dem Schallfeld und dem turbulenten Strömungsfeld hergestellt werden. Hierbei wird<br />

aus den instationären Erhaltungssätzen für Masse und Impuls eine inhomogene Wellengleichung<br />

der Akustik hergeleitet, auf deren rechter Seite die akustischen Quellterme stehen, die<br />

meist vor allem den Tensor der turbulenten Schub- und Normalspannungen der Geschwindigkeitsschwankungen<br />

mit Quadrupolcharakter enthalten. Die akustische Analogie wurde in<br />

zahlreichen Varianten untersucht (z.B. Ribner [19], Phillips [20], Ffowcs-Williams [21], Powell<br />

[22], Möhring [23], Lilley [24], Doak [25]). Für weitergehende Informationen sei auf die Übersichtsartikel<br />

(Ffowcs-Williams [26], Ribner [27], Lilley [28]) verwiesen. Es gibt aber auch Autoren,<br />

die sich kritisch mit der akustischen Analogie beschäftigen (Tam [29]).<br />

Die ersten auf der akustischen Analogie basierenden Arbeiten lieferten das wichtige Ergebnis,<br />

dass die Schallleistung eines Freistrahls proportional <strong>zu</strong>r achten Potenz der Geschwindigkeit<br />

ist und dass der Freistrahl in Richtung der Freistrahlgeschwindigkeit stärker Schall<br />

abstrahlt als entgegen dieser Richtung. Sie erklärten aber nicht die oben erwähnte Delle in<br />

der Richtcharakteristik in der Nähe der Strahlachse. Auch andere wichtige experimentelle<br />

Befunde stimmen nicht mit der Theorie überein, z.B. die Abhängigkeit der Frequenz vom<br />

Emissionswinkel und die Abhängigkeit der Schallleistung von der Geschwindigkeit bei heißen<br />

Strahlen.<br />

Die meisten Autoren gehen von bewegten, akustisch kompakten (klein gegenüber der Wellenlänge)<br />

Schallquellen im Freistrahl aus. Bei Gültigkeit dieser Annahme müsste ein Beobachter<br />

stromab der Düse als Folge der Dopplerverschiebung stets eine höhere Frequenz<br />

beobachten als ein Beobachter stromauf, dies gilt selbst für ein vorbei fliegendes Flugzeug.<br />

Im Gegensatz da<strong>zu</strong> werden experimentell bei einem stationären Freistrahl in einem großen<br />

Winkelbereich konstante Frequenzen (Tanna [30], [31]) und in Strahlrichtung sogar kleinere<br />

Frequenzen beobachtet (s. Bild 8). Bei einem fliegenden Flugzeug sind die beobachteten<br />

Frequenzen entsprechend der Fluggeschwindigkeit in Flugrichtung Doppler-verschoben. Mit<br />

Einführung des Wellenmodells für die Turbulenz (Michalke [32], [33]) lässt sich diese expe-<br />

10


imentelle Erfahrung auch theoretisch mit der akustischen Analogie erklären.<br />

Die Proportionalität der Schallleistung <strong>zu</strong>r achten Potenz der Geschwindigkeit gilt im übrigen<br />

nur für den Freistrahl mit konstanter Dichte. Bei großen Gradienten der Dichte innerhalb des<br />

Freistrahls wird ein zweiter Quellterm mit Dipolcharakter wichtig, bei dem die Schallleistung<br />

proportional der sechsten Potenz der Geschwindigkeit ist (Michalke & Michel [8], Michel &<br />

Michalke [34]), ein Ergebnis, das experimentell nicht nur bei Modellfreistrahlen (Tanna [30],<br />

[31]), sondern auch bei allen Triebwerksfreistrahlen <strong>zu</strong> finden ist.<br />

Mit dem Wellenmodell lässt sich eine Formulierung für den Schalldruck im Fernfeld eines<br />

Freistrahls entwickeln, die für beliebige Strömungsgeschwindigkeiten gültig ist. Es zeigt sich,<br />

dass die großen turbulenten Strukturen im Strömungsfeld eines Freistrahls besonders effektiv<br />

Schall abstrahlen (Michalke und Fuchs [35]). Durch Beschreibung des Geräusches eines<br />

kreisrunden Freistrahls mittels azimutaler Fourierkomponenten der Freistrahlturbulenz lässt<br />

sich zeigen, dass nur die Komponenten niedriger Ordnung wesentlich <strong>zu</strong>m Schallfernfeld<br />

beitragen können (Michalke & Fuchs [35]). Dieses theoretische Ergebnis wurde experimentell<br />

(Maestrello [36]) und durch eine direkte numerische Simulation bestätigt (Freund [37]).<br />

Das Wellenmodell ergibt, dass die Richtcharakteristik und die abgestrahlte akustische Leistung<br />

vor allem von der Interferenz zwischen den Beiträgen der akustischen Quellen an benachbarten<br />

Quellpositionen abhängen (Michalke [38], [39]). Beispielsweise strahlt ein Freistrahl<br />

dann am effektivsten Schall ab, wenn die Konvektionsgeschwindigkeit der turbulenten<br />

Schwankungen etwas größer als die Schallgeschwindigkeit in der Umgebung ist. Bei größeren<br />

Geschwindigkeiten nimmt die Effizienz wieder ab. Dies erklärt, warum der erste Teil eines<br />

Freistrahls bei sehr großen Strahlgeschwindigkeiten (wie z.B. bei Raketen) wenig Schall<br />

emittiert und die Schallleistung im Grenzfall sehr hoher Geschwindigkeiten nur noch mit der<br />

dritten Potenz der Geschwindigkeit steigt.<br />

Bei Strahlmachzahlen größer Eins gibt es <strong>zu</strong>sätzliche Geräuschkomponenten, Breitbandstoßlärm,<br />

Screech (Norum & Seiner [40], Tam [41]) und Crackling (Ffowcs-Williams et al<br />

[42]), die heute vor allem bei militärischen Flugzeugen auftreten. Ursache für den Breitbandstoßlärm<br />

ist die Zellenstruktur im mittleren Strömungsfeld vieler Überschall-Freistrahlen (Norum<br />

& Seiner [43]). Charakteristisch für den Breitbandstoßlärm ist die sich mit der Emissionsrichtung<br />

ändernde Frequenz, mit einem Minimum in Flugrichtung. Bei Flügen mit hoher Unterschallmachzahl<br />

kann die Frequenz des in Richtung Düse abgestrahlten Breitbandstoßlärms<br />

so klein werden, dass sie mit Eigenfrequenzen von Strukturen im Düsenbereich übereinstimmt<br />

und dort <strong>zu</strong> schneller Materialermüdung führt. Screech tritt auf, wenn der in Düsenrichtung<br />

abgestrahlte Breitbandstoßlärm an der Düse Instabilitätswellen induziert und der<br />

gesamte Freistrahl mit der gleichen Frequenz schwingt. Die Screechfrequenz eines stationären<br />

Freistrahls ist konstant für alle Emissionsrichtungen. Die Zellenstruktur des Überschallfreistrahls<br />

und damit Breitbandstoßlärm und Screech lassen sich durch Lavaldüsen mit verstellbarem<br />

Endquerschnitt stark verringern oder ganz vermeiden. Crackling ist eine besonders<br />

unangenehme Komponente des Mischungslärms von Freistrahlen mit hohen Überschallgeschwindigkeiten,<br />

die sich im Mikrofonsignal in plötzlich steil ansteigenden Signalflanken<br />

offenbart.<br />

Eine besonders starke Schallemission ergibt sich, wenn der Freistrahl auf ein Hindernis trifft<br />

(Evertz [44], Neuwerth [45]). Dann kann sich sogar im Unterschall ein akustischer Rückkopplungseffekt<br />

ähnlich dem Screech einstellen (Neuwert [46], Klöppel [47]).<br />

Das wirksamste Mittel <strong>zu</strong>r Senkung des Strahlmischungslärms ist die Verringerung der<br />

Strahlgeschwindigkeit. Bei Nebenstromtriebwerken ist der spezifische Schub (Schub dividiert<br />

durch Massenstrom) der maßgebliche Wert. Während die Triebwerke des Überschallverkehrsflugzeugs<br />

Concorde beim Start im Nachbrennerbetrieb mit Strahlgeschwindigkeiten von<br />

etwa 900 m/s (ohne Nachbrenner mit etwa 600 m/s) arbeiten, liegen die spezifischen Startschübe<br />

bei den Triebwerken der ersten Generation von Nebenstromtriebwerken bei etwa<br />

480 m/s und bei heutigen Triebwerken bei etwa 300 m/s (Smith [14]). Um bei einem Trieb-<br />

11


werk mit kleinerem spezifischen Schub den gleichen Schub <strong>zu</strong> erreichen, muss der Massenstrom,<br />

also der Düsenquerschnitt, vergrößert werden. Mit dieser Nebenbedingung ist die<br />

Schallleistung etwa proportional <strong>zu</strong>r vierten bis sechsten Potenz der Strahlgeschwindigkeit.<br />

Niedrigere Strahlgeschwindigkeit und größerer Düsendurchmesser führen <strong>zu</strong> einer geringeren<br />

Frequenz des emittierten Schalls, was sich günstig auf die Bewertung mit dem international<br />

genormten Pegel PNL (perceived noise level) oder mit dem A-Pegel auswirkt.<br />

Während eine Verringerung der Strahlgeschwindigkeit nur für neue Triebwerksentwürfe in<br />

Frage kommt, gibt es auch Möglichkeiten <strong>zu</strong>r nachträglichen Reduzierung der vom Düsenstrahl<br />

emittierten Schallleistung. Ein möglicher Weg ist eine Intensivierung der Mischungsvorgänge<br />

zwischen dem Freistrahl und der umgebenden Luft. Dies kann man beispielsweise<br />

durch Aufteilung der Düsenaustrittsfläche in viele Einzeldüsen oder durch blütenartige Düsenränder<br />

erreichen (FitzSimmons [48], Gliebe et al [49]). Derartige Düsen sind bei einigen<br />

Strahltriebwerken der ersten Generation nachgerüstet worden und senkten vor allem den<br />

Breitbandstoßlärm und das Crackling (Smith [14]). Die Schubverluste sind allerdings so groß,<br />

dass diese Lösung für heutige Triebwerke nicht mehr in Frage kommt. Eine kürzlich entdeckte<br />

Variante mit Lärm mindernder Wirkung ist die Düse mit gezahnter Hinterkante (Bild 10).<br />

Sie erzeugt Längswirbel in der Scherschicht des Strahles bei nur geringem Schubverlust von<br />

weit unter 1 %. Im Experiment wurden Lärmminderungen um bis <strong>zu</strong> 3 dB(EPNL) festgestellt<br />

(Saiyed et al [50]). Für diese Wirkung kommen vier Effekte in Frage, eine Verkür<strong>zu</strong>ng der<br />

Mischungszone, eine Veränderung der Struktur der Strahlturbulenz auf Kosten der akustisch<br />

effektiven großen Strukturen (Michalke & Fuchs [35]), eine Verringerung der Strahllärmverstärkung<br />

durch Schallquellen aus dem Inneren des Triebwerks (Bechert & Pfizenmaier [51]),<br />

sowie eine Verringerung des durch turbulente Überströmung der Düsenhinterkante entstehenden<br />

Lärms (Amiet [52]).<br />

Bild 10: Gezahnte Triebwerksdüse <strong>zu</strong>r Strahllärmminderung.<br />

Bei Nebenstromtriebwerken gibt es die Bauformen mit getrennter (Bild 5c) und gemeinsamer<br />

Düse (Bild 5, Bild 11). Triebwerke mit gemeinsamer Düse sind deutlich leiser, auch weil sich<br />

die beiden Teilstrahlen schon im Innern der Düse vermischen können, wodurch sich auch ein<br />

kleiner Schubgewinn erzielen lässt. Dieser Vermischungsprozess kann durch spezielle Mischer<br />

gefördert werden (Bild 11). Das höhere Gondelgewicht und die höheren aerodynamischen<br />

Verluste beim heute üblichen Einbau unter dem Flügel lassen diese lärmarme Bauform<br />

immer seltener werden.<br />

Im Laborexperiment konnte bei Koaxialstrahlen, wie sie bei vielen Nebenstromtriebwerken<br />

vorliegen, eine deutliche Lärmminderung durch Vertauschung des heißen mit dem kalten<br />

Strom nachgewiesen werden (Gliebe & Balsa [53], Gehlhar & Fuhrken [54], Hackstein [55]).<br />

Einer technischen Verwirklichung am Flugzeug stehen aber die großen Strömungsverluste<br />

und das Gewicht der erforderlichen Strömungskanäle entgegen. Eine weitere Möglichkeit <strong>zu</strong>r<br />

Reduzierung des Strahllärms besteht in der Verwendung eines Ejektors, der hinter dem Düsenaustritt<br />

angesetzt wird. Neben der Lärmreduzierung ermöglicht ein Ejektor eine gleichzeitige<br />

Startschubsteigerung von bis <strong>zu</strong> 15% (Goethert [56]). Leider ist die Lärmminderung und<br />

die Schubsteigerung im Fluge sehr viel geringer (Smith [14]), weshalb auch diese Lösung<br />

angesichts der benötigten Masse nur dort eingesetzt wurde, wo die gesetzlichen Lärmpegel<br />

12


anders nicht <strong>zu</strong> erfüllen waren.<br />

Zur Prognose des von einem stationären Freistrahl abgestrahlten Geräusches wird meist die<br />

SAE-Methode ([18], [57]) benutzt. Das Geräusch von Triebwerksstrahlen wird etwas <strong>zu</strong> niedrig<br />

vorhergesagt. Ursache hierfür könnte die Strahllärmverstärkung durch Schallquellen im<br />

Innern des Triebwerks sein (Bechert & Pfizenmaier [51]). Bei Koaxialstrahlen von Nebenstromtriebwerken<br />

setzt sich das Geräusch aus drei Bestandteilen <strong>zu</strong>sammen. Die düsennahe<br />

äußere Scherschicht des Sekundärstrahls bestimmt die hohen Frequenzen und der voll<br />

gemischte Strahl weit stromab hinter der Düse die tiefen Frequenzen. Der mittlere Frequenzbereich<br />

wird von der Wechselwirkung zwischen beiden Strahlen bestimmt (Fisher et al.<br />

[58], [59]). Weitere Werkzeuge für die Strahllärmprognose werden in (Zorumski & Weir [60],<br />

Tam et al [41], Tam & Auriault [61]) vorgestellt.<br />

Bild 11: Triebwerk BR710 von Rolls-Royce Deutschland mit internem Blütenmischer (am<br />

rechten Rand des aufgeschnittenen Teils <strong>zu</strong> sehen) <strong>zu</strong>r Mischung von Haupt- und<br />

Nebenstrom.<br />

Der Einfluss der Fluggeschwindigkeit wird von den Triebwerksherstellern mit empirischen<br />

Methoden bestimmt (Drevet et al [62]). Die Fluggeschwindigkeit reduziert die Schallabstrahlung<br />

nach hinten erheblich, <strong>zu</strong>r Seite wesentlich weniger, nach vorne (in Flugrichtung) kaum.<br />

Nach vorn werden bei Triebwerken im Fluge mitunter sogar höhere Pegel als im stationären<br />

Fall beobachtet (Drevet et al [62], Stevens et al [63]), während dies bei einer Simulation des<br />

Fluggeschwindigkeitseinflusses an Modellfreistrahlen im Windkanal nicht nachgewiesen<br />

werden konnte (Cocking & Bryce [64]). Die starke Schallemission in Flugrichtung lässt sich<br />

mit dem Wellenmodell für die Turbulenz erklären (Michalke & Michel [8], Michel & Michalke<br />

[34]). Breitbandstoßlärm (Ahuja et al [65], Tam [66]), das Geräusch der Düsenhinterkante<br />

und interner Triebwerkslärm werden im Fluge ebenfalls stark nach vorn verstärkt.<br />

Wichtig für den Freistrahllärm von Flugtriebwerken sind auch Installationseinflüsse. So strahlt<br />

ein Freistrahl unter einer Tragfläche deutlich mehr Lärm ab als am Heck eines Flugzeuges<br />

(Wang [67], Way & Turner [68]).<br />

3.2.3 Schallerzeugung durch Fan, Verdichter, Turbine und Brennkammer<br />

Wie eingangs erwähnt, ist beim Start der Fan neben dem Freistrahl die wichtigste Geräuschquelle<br />

eines Flugtriebwerks, bei der Landung spielen auch die Turbine und der hinter dem<br />

Fan angeordnete Verdichter eine Rolle. Eine Übersicht über den Turbomaschinenlärm findet<br />

sich in (Smith [14], Groeneweg et al [69]). Bei tiefen Frequenzen bis etwa 800 Hz trägt auch<br />

die Brennkammer deutlich <strong>zu</strong>r Schallemission bei der Landung bei (Smith [14], Mahan &<br />

Karchmer [70], Siller et al [71]).<br />

13


Die Verdichter von Flugtriebwerken haben sehr hohe Blattspitzenmachzahlen und Stufendruckverhältnisse,<br />

so werden Fans in heutigen Flugtriebwerken beim Start mit typischen Umfangsmachzahlen<br />

von 1,4 betrieben. Wie schon in Kapitel 2 erwähnt, setzt sich das von einem<br />

Fan, einem Verdichter oder einer Turbine emittierte Frequenzspektrum aus einem breitbandigen<br />

Rauschen und einzelnen Tönen <strong>zu</strong>sammen, wobei <strong>zu</strong>mindest beim Start die Töne<br />

den Gesamtschallpegel dominieren. Töne treten bei der Blattfolgefrequenz der Rotoren und<br />

ihren höheren Harmonischen auf. Sobald die Relativgeschwindigkeit der Strömung an der<br />

Blattspitze größer als die Schallgeschwindigkeit ist, treten Töne auch bei Vielfachen der Rotordrehfrequenz<br />

(Wellendrehzahl) auf und bilden das besonders lästige „Kreissägengeräusch“<br />

(buzz-saw noise) (Smith [14], McAlpine & Fisher [72], [73]). Töne bei Vielfachen der<br />

Rotordrehfrequenz können auch bei langsam laufenden Rotoren auftreten. Dieses von rotierenden<br />

Instabilitäten an hoch belasteten Blattspitzen erzeugte Geräusch (Kameier & Neise<br />

[74]) wird von der Spaltströmung an den Blattspitzen hervorgerufen.<br />

Für alle internen Lärmquellen spielt die Ausbreitungsfähigkeit der erzeugten Schallwellen in<br />

den anschließenden Strömungskanälen eine wichtige Rolle. Beispielsweise lässt sich das<br />

Schallfeld in kreiszylindrichen Strömungskanälen in axialsymmetrische und helikale Kanalmoden<br />

zerlegen, von denen nur ein Teil ausbreitungsfähig ist (Tyler & Sofrin [75], Munjal<br />

[76], Eversman [77]). Für einen Kanal mit schallharter Wand (Radius R) ergibt sich für den<br />

Wechseldruck als Funktion der Position (x,r,θ) in Zylinderkoordinaten und der Zeit t:<br />

±<br />

p(<br />

x,<br />

r,<br />

θ,<br />

t)<br />

=<br />

k<br />

±<br />

mn<br />

ω / a<br />

=<br />

1−<br />

M<br />

∞<br />

∞<br />

∑∑<br />

m= −∞ n=<br />

0<br />

2<br />

⎡<br />

⎢−<br />

M ±<br />

⎢<br />

⎣<br />

P<br />

±<br />

mn<br />

Jm(<br />

σ<br />

mn<br />

1−<br />

( 1−<br />

M<br />

r<br />

) exp[ i(<br />

ω t − mθ<br />

− k<br />

R<br />

2<br />

⎛ σmn<br />

⎞<br />

) ⎜ ⎟<br />

⎝ ω R / a ⎠<br />

Hierin sind Pmn freie Konstanten, Jm<br />

ist die Besselfunktion der ersten Art mit Ordnung m, σmn<br />

ist die n-te Nullstelle J’m(σmn) = 0 der ersten Ableitung der Besselfunktion (die ersten 10 Nullstellen<br />

sind σ00 = 0; σ10 = 1,841; σ20 = 3,054; σ01 = 3,832; σ30 = 4,201; σ40 = 5,318; σ11 =<br />

5,331; σ50 = 6,416; σ21 = 6,706; σ02 = 7,016), ω = 2πf ist die Kreisfrequenz, M ist die mit der<br />

Schallgeschwindigkeit a normierte, über dem Kanalquerschnitt als konstant angenommene<br />

Strömungsgeschwindigkeit mit M > 0, wenn die mittlere Strömungsgeschwindigkeit in positi-<br />

±<br />

ve x-Richtung weist. Der Parameter kmn ist die axiale Wellenzahl, die je nach M, σmn,<br />

ω reell<br />

oder komplex sein kann.<br />

Für eine feste axiale Position x im Kanal gibt es für m ≠ 0 umlaufende Wellen,<br />

2<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

±<br />

mn<br />

x)]<br />

p ∝ exp[ i(<br />

ω t − mθ<br />

)]<br />

(10)<br />

und für eine feste Position θ in Umfangsrichtung gibt es Wellen in x-Richtung,<br />

±<br />

p mn<br />

∝ exp[ i(<br />

ω t − k x)]<br />

.<br />

Ausbreitungsfähig in x-Richtung sind die Wellen nur für reelles k , also wenn der Radikand<br />

±<br />

in der Wurzel obiger Gleichung für kmn<br />

positiv ist oder wenn das sogenannte Cutoff-<br />

Verhältnis<br />

±<br />

mn<br />

±<br />

mn<br />

ωR<br />

/ a<br />

β mn =<br />

> 1.<br />

(11)<br />

2<br />

( 1−<br />

M ) σmn<br />

Für positives k breiten sich diese Wellen in positiver x-Richtung aus, für negatives in ne-<br />

±<br />

gativer Richtung. Für β mn < 1 (also kleine Frequenzen ω) ist kmn<br />

komplex und die Wellen<br />

klingen exponentiell ab, sie werden „cut-off“ genannt. Mit solchen Wellen ist keine akustische<br />

14<br />

(9)


Leistung verknüpft (Eversman [78]).<br />

Im Grenzfall βmn = 1 ergibt sich an der Wand R für die mit der Schallgeschwindigkeit a normierte<br />

Phasengeschwindigkeit in Umfangsrichtung<br />

2<br />

Upu σmn<br />

a<br />

R ∂θ<br />

( 1−<br />

M )<br />

= =<br />

, m ≠ 0 (12)<br />

a ∂t<br />

m<br />

und für die Phasengeschwindigkeit in wellennormaler helikaler Richtung (vektorielle Summe<br />

von Upu/a und M)<br />

Uph σmn<br />

a<br />

= , m ≠ 0. (13)<br />

m<br />

Für die Mode (m,n) = (1,0) ergibt sich σmn/m = 1,841. Für n = 0 und große m geht σmn/m asymptotisch<br />

gegen den Wert 1. Wellen mit langsameren Phasengeschwindigkeiten als in<br />

diesen Gleichungen definiert sind "cut-off". Wenn die Wellen beispielsweise von den konstanten<br />

Blattkräften eines ummantelten Rotors (oder Propellers) erzeugt werden, ist m gleich<br />

der Blattzahl und ganzzahligen Vielfachen davon. Aus obigen Gleichungen ergibt sich dann,<br />

dass im Gegensatz <strong>zu</strong>m frei laufenden Propeller kein Schall abgestrahlt wird, wenn die helikale<br />

Blattspitzenmachzahl kleiner als die Schallgeschwindigkeit ist.<br />

Die Zusammenset<strong>zu</strong>ng der ausbreitungsfähigen Moden der durch Rotor-Stator-Wechselwirkung<br />

entstehenden Töne wird maßgeblich durch die Zahl der Rotor- und Statorschaufeln<br />

bestimmt (Tyler & Sofrin [75], Ghiladi [79]). Durch diese Wechselwirkung können ausschließlich<br />

die folgenden Azimutalmoden m erzeugt werden,<br />

m = hZ + sV , (14)<br />

wobei Z die Rotorblattzahl, V die Statorblattzahl, h die Harmonischen der Blattfolgefrequenz<br />

und s beliebige ganze Zahlen sind. Die Winkelgeschwindigkeiten der entstehenden Wechselwirkungsmoden<br />

sind gegeben durch<br />

∂θ hZΩ<br />

= , (15)<br />

∂t<br />

hZ + sV<br />

wobei Ω die Rotationsfrequenz (Wellendrehzahl) der Rotorwelle und ZΩ die Blattfolgefrequenz<br />

des Rotors ist. Für jede dieser Moden m entscheidet die "cut-off"-Bedingung, ob sie<br />

bei der Frequenz hZΩ ausbreitungsfähig ist.<br />

Wichtig für eine geräuscharme Auslegung ist, dass bei der Blattfolgefrequenz ZΩ des Rotors<br />

keine ausbreitungsfähigen Wellen entstehen. Dies wird in der Regel dann erreicht, wenn die<br />

Zahl V der Statorschaufeln etwas größer als die doppelte Rotorschaufelzahl Z ist. Damit<br />

auch die zweifache Blattfolgefrequenz (h = 2) nicht ausbreitungsfähig (cut-off) ist, muss die<br />

Statorschaufelzahl etwas größer als die vierfache Rotorschaufelzahl sein. Das genaue Zahlenverhältnis<br />

hängt auch von der Strömungsmachzahl und der Ausbreitungsrichtung im Kanal<br />

ab. Auch die Drehrichtung helikaler Wellen beeinflusst die Ausbreitungsfähigkeit durch<br />

einen Rotor. So können sich Wellen mit gleicher Drehrichtung wie der Rotor sehr viel besser<br />

durch den Rotor ausbreiten, als entgegendrehende Wellen (Groeneweg et al [69]).<br />

Der Breitbandlärm spielt bereits bei heutigen Triebwerken eine große Rolle und wird mit weiteren<br />

Erfolgen bei der Senkung des tonalen Geräusches immer bedeutender. Die wichtigen<br />

Bestandteile sind das Hinterkantengeräusch an den stationären und rotierenden Schaufelgittern<br />

(Amiet [80], Brooks [81], Brooks & Hodgson [82], Glegg & Jochault [83]) und das von der<br />

turbulenten Zuströmung an den Profilen erzeugte Geräusch (Sharland [84], Mani [85], Hanson<br />

[86]). Die Spaltströmung an der Blattspitze (Kameier & Neise [74]) ist eine weitere Quelle<br />

für Breitbandlärm. Das Statorgeräusch eines Fans wird vom turbulenten Nachlauf der Blattspitzen<br />

des Rotors dominiert und ist tieferfrequent als das Rotorgeräusch (Morin [87]).<br />

15


Für eine minimale Geräuschemisssion des Fans ist eine möglichst störungsarme Zuströmung<br />

erforderlich (Amiet [88], Kellner [89], Smith [14]). Aus diesem Grunde gibt es keine<br />

Triebwerke mehr mit Eintrittsleitrad. Zur Verringerung der Rotor-Stator-Wechselwirkungsgeräusche<br />

muss der Abstand des Stators <strong>zu</strong>m Rotor möglichst groß gewählt werden, weil die<br />

für diesen Lärm ursächlichen Nachlaufdellen der Laufschaufeln mit <strong>zu</strong>nehmendem Abstand<br />

kleiner werden. Bei mehrstufigen Verdichtern und Turbinen ist ein solcher Entwurf aus Platz-<br />

und Gewichtsgründen nicht möglich. Daher ist es besonders wichtig, auf die Nicht-<br />

Ausbreitungsfähigkeit der im Frequenzbereich unter etwa 5 kHz entstehenden Schallwellen<br />

<strong>zu</strong> achten. Höhere Frequenzen werden im Fluge stark durch die Atmosphäre gedämpft.<br />

Zur weiteren Verringerung des Rotor-Stator-Wechselwirkungslärms werden bei den neuesten<br />

Triebwerken die Leitschaufeln des Fans nicht nur in Strömungsrichtung sondern auch in<br />

Umfangsrichtung geneigt. Hierdurch wird erreicht, dass die Nachlaufdellen der Rotorschaufeln<br />

die Leitschaufeln in radialer Richtung gleitend erreichen.<br />

Eine weitere Maßnahme <strong>zu</strong>r Reduzierung des abgestrahlten Schalls von Verdichter und Fan<br />

besteht in der Auskleidung der Ein- und Auslasskanäle mit Schall absorbierenden Oberflächen<br />

(Smith [14], Motsigner & Kraft [90]). Solche Auskleidungen bestehen meist aus wabenartigen<br />

Hohlräumen, die mit einer porösen Abdeckung (Lochblech oder Drahtgeflecht) versehen<br />

sind, wobei die Eigenfrequenz der Auskleidung auf den wichtigsten Ton im Spektrum<br />

abgestimmt ist. Die Bandbreite ist relativ schmal. Verbreitet sind heute Auskleidungen mit<br />

zwei solcher Lagen, die durch eine weitere poröse Trennfläche getrennt sind. Mit ihnen lassen<br />

sich relativ breitbandige Wirkungen erzielen. Es wurden auch schon Auskleidungen mit<br />

drei Lagen getestet (Julliard et al [91]), die einen noch breiteren Frequenzbereich abdecken.<br />

Eine Auskleidung der heißen Schubdüse wäre <strong>zu</strong>r Verringerung der hochfrequenten Turbinen-<br />

und niederfrequenten Brennkammergeräusche wichtig. Dies ist <strong>zu</strong>r Erfüllung der heutigen<br />

Lärmgrenzwerte nicht erforderlich, wird aber bei <strong>zu</strong>künftigen extrem leisen Triebwerken<br />

unvermeidlich sein.<br />

Die vom Triebwerk abgestrahlten Fantöne können auch mit der Methode der aktiven Lärmminderung<br />

reduziert werden (Maier et al [92], Enghardt et al [93]). Eine Realisierung in Flugtriebwerken<br />

hängt allerdings von der Verfügbarkeit der benötigten Aktuatoren ab.<br />

Für die Prognose des Fan-, Verdichter- und Turbinenlärms werden heute empirische Verfahren<br />

verwendet. An einer quantitativen Ermittlung der Schallemission auf rechnerischem Wege<br />

über die Berechnung der instationären Strömung in der Turbomaschine als Schallquelle<br />

mit Methoden der numerischen Strömungsmechanik und der Berechnung der Ausbreitung<br />

mit Methoden der numerischen Aeroakustik wird in absehbarer Zeit möglich sein.<br />

3.2.4 Aktuelle Forschungsarbeiten <strong>zu</strong>r Verminderung der Triebwerksgeräusche<br />

Die derzeitige Situation ist dadurch gekennzeichnet, dass die notwendigen Schritte <strong>zu</strong> einer<br />

deutlichen Reduktion des Triebwerkslärms großer <strong>Verkehr</strong>sflugzeuge in der Tendenz durchaus<br />

bekannt sind, dass die da<strong>zu</strong> notwendigen Maßnahmen aber nicht wie in der Vergangenheit<br />

gleichzeitig <strong>zu</strong> besserer Wirtschaftlichkeit führen. Beispielsweise kann erwartet werden,<br />

dass eine weitere, aus akustischen Gründen erstrebenswerte, Erhöhung des Nebenstromverhältnisses<br />

sich wegen der Erhöhung des Triebwerksgewichts und -preises sowie des<br />

Strömungswiderstands der Gondel sich nicht unbedingt durch Treibstoffeinsparungen bezahlt<br />

machen wird.<br />

Im Kontext nationaler und besonders europäischer Forschungsprogramme (z.B. SILEN-<br />

CE(R), Significantly Lower Community Exposure to Aircraft Noise) werden derzeit zahlreiche<br />

Maßnahmen <strong>zu</strong>r Geräuschminderung an umweltfreundlichen und leisen Triebwerken diskutiert<br />

und untersucht, z.B. leise Gebläse und Niederdruckverdichter (“Low Noise Fan and LP<br />

Compressor”), schadstoff- und emissionsarme Brennkammer ("Low Emission Combustor”),<br />

leise Niederdruckturbine (“Low Noise LP Turbine”), und leiser Triebwerkskreislauf (“Low Noi-<br />

16


se Cycle”), siehe die schematische Darstellung in Bild 12.<br />

Maßnahmen <strong>zu</strong>r geräuscharmen Ausführung der Triebwerksgondel (Bild 13) beinhalten neuartige<br />

passive Dämpfer für den Triebwerkseinlauf und -ausblaskanal (“Novel Inlet and Fan<br />

Duct Passive Liners”), eine vorgezogene Unterseite des Triebwerkseinlaufs (“Negatively<br />

Scarfed Inlet”), eine akustisch bedämpfte Einlaufrundung (“Treated Inlet Lip”) und Schalldämpferkulissen<br />

im Ausblaskanal (“Treated Fan Duct Splitter”). Da<strong>zu</strong> kommen aktive Lärmminderungsmaßnahmen<br />

<strong>zu</strong>r Reduzierung des Tonpegels bei der Schaufelfrequenz und des<br />

sog. Kreissägengeräusches (“Inlet Buzz-saw Wall Mounted Systems”), adaptive Schallabsorber<br />

(“Engine Adaptive/Active Liners”) und aktive Statoren (“Active Stator”). Für die Abströmseite<br />

werden spezielle Düsenaustrittsgeometrien (“Fan Nozzle Lip Treatment”), Heißgasschalldämpfer<br />

(“High Frequency Hot Stream Liner”, “Low Frequency Hot Stream Liner”,<br />

“Core Nozzle Lip Treatment”) vorgeschlagen.<br />

Bild 12: In der europäischen Technologieplattform SILENCE(R) untersuchte Geräuschminderungsmaßnahmen<br />

für Triebwerkskomponenten.<br />

Bild 13: In der europäischen Technologieplattform SILENCE(R) untersuchte Geräuschminderungsmaßnahmen<br />

für Triebwerksgondeln.<br />

17


3.2.4.1 Triebwerk mit ultra-hohem Nebenstromverhältnis<br />

Das größte Geräuschminderungspotenzial wird in den Triebwerken mit ultra-hohem Nebenstromverhältnis<br />

(Ultra-High Bypass Ratio, UHBR) gesehen, bei dem die Strömungs-<br />

Machzahl im rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem beim Start an den Schaufelspitzen von heute Marel ≈<br />

1,5 auf Marel < 1,0 gesenkt wird. Da<strong>zu</strong> ist eine Erhöhung des Nebenstromverhältnisses (bypass<br />

ratio BPR) von derzeit BPR ~ 6 auf ≥ 12 notwendig. Bei den heute üblichen Triebwerkskonzepten<br />

sind der Fan und der Niederdruckverdichter auf einer Welle mit der Niederdruckturbine<br />

angeordnet. Damit letztere weiter bei hoher Drehzahl betrieben werden kann,<br />

das ist für gute aerodynamische Leistung nötig, muss nun ein Getriebe zwischengeschaltet<br />

werden. Die akustischen Vorteile des Getriebefan-Konzepts (Geared Fan) sind:<br />

• Das besonders beim Start auftretende "Kreissägengeräusch" (buzz-saw noise), das<br />

durch die Überschallströmung bzw. die Verdichtungsstöße im Rotor entsteht, wird völlig<br />

beseitigt.<br />

• Die Schallabstrahlung direkt vom Rotor und als Folge der Rotor-Stator-<br />

Wechselwirkung wird wegen der kleineren Rotationsgeschwindigkeit deutlich reduziert.<br />

• Der Strahllärm wird stark gesenkt.<br />

• Durch geschickte Wahl von kleiner Rotor- und großer Stator-Schaufelzahl können die<br />

Pegel der Blattpassierfrequenz (BPF) und des ersten Obertons (2×BPF) gleichzeitig<br />

reduziert werden (cut-off design).<br />

• Niedriges Kabinengeräusch wegen kleinerer Strahlmachzahlen im Reiseflug.<br />

• Bei hohem Nebenstromverhältnis steht beim Start ein Überschuss an Triebwerksleistung<br />

<strong>zu</strong>r Verfügung, so dass steile Abflüge möglich sind, die eine geringere Schallimmission<br />

am Boden ergeben.<br />

Bild 14: Modell eines <strong>zu</strong>künftigen Triebwerksgebläses (“Fans“) mit hohem Nebenstromverhältnis<br />

für einen Getriebefan (nach Kaplan, Nicke & Voss [96]).<br />

Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts SILENCE(R) hat das DLR die aerodynamische Auslegung<br />

des Fanrotors, des Stators und der gesamten Strömungsführung für einen Getriebefan<br />

vorgenomme, wobei der Gesamtkreislauf des Triebwerks von dem französischen Hersteller<br />

Snecma in Zusammenarbeit mit dem DLR unter Nut<strong>zu</strong>ng seiner Erfahrung bei der<br />

Auslegung von gegenläufigen Propfans erarbeitet wurde. Die stationären Strömungsfelder<br />

18


dreier verschiedener Auslegungen, die sich in der Blattspitzen-Machzahl und den Schaufelzahlen<br />

von Rotor- und Stator- unterscheiden, wurden mit Hilfe eines 3-D Navier-Stokes-<br />

Verfahrens im Detail untersucht. Die beste dieser drei Varianten wurde für die weiteren Untersuchungen<br />

ausgewählt. Bild 14 zeigt eine Variante der Rotorauslegung für einen Getriebefan,<br />

die vom DLR-Institut für Antriebstechnik in Köln-Porz entwickelt wurde (Kaplan, Nicke<br />

& Voss [96]).<br />

Eine weitere Aufgabe des DLR im Rahmen von SILENCE(R) ist die Berechnung der instationären<br />

Strömungsfelder für die gesamten Gebläsestufe mit einem 3-D instationären Navier-<br />

Stokes-Verfahren, um auf dieser Basis die tonale Schallabstrahlung mit Methoden <strong>zu</strong> berechnen,<br />

die in einem weiteren EU-Projekt TurboNoiseCFD entwickelt werden. Das Modellgebläse<br />

mit 800 mm Rotordurchmesser wird derzeit gebaut und strömungstechnisch wie<br />

akustisch vermessen. Die Ergebnisse werden für das Jahr 2006 erwartet.<br />

In dem in 2005 begonnenen vierjährigen europäischen Forschungsprojekt VITAL (EnVIronmenTALly<br />

Friendly Aero Engine) werden zwei weitere Versionen von Triebwerken hohen<br />

Nebenstroms untersucht, der „Direct Drive Turbofan“ und der „Contra Rotating Turbofan“.<br />

3.2.4.2 Aktive Geräuschminderung mit wandbündigen Lautsprechern als Gegenschallquellen<br />

Der Triebwerkslärm wird <strong>zu</strong>r Zeit außer durch Maßnahmen an der Schallquelle durch passive<br />

Schallabsorber an der Innenseite von Einlauf- und Nebenstromkanal gedämpft. Eine Alternative<br />

oder Ergän<strong>zu</strong>ng hier<strong>zu</strong> besteht im Einsatz der aktiven Lärmminderung (Active Noise<br />

Control, ANC). Das Prinzip dieses Verfahrens ist einfach, seine Anwendung bei Triebwerken<br />

aber sehr schwierig, weil das Schallfeld im Triebwerkskanal eine komplizierte räumliche<br />

Struktur aufweist. Man verspricht sich aber durch Anwendung dieser Technik größere Pegelminderungen<br />

bei den tonalen Geräuschkomponenten auf kurzem Raum als durch herkömmliche<br />

passive Absorber.<br />

Bild 15: Versuchsanordnung <strong>zu</strong>r aktiven Geräuschminderung beim DLR in Köln-Porz.<br />

Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten<br />

Verbundvorhabens der AG TURBO Turbotech II wurde die Technologie der aktiven Schallminderung<br />

untersucht. Beteiligt waren das DLR-Institut für Antriebstechnik in Berlin und Köln<br />

(Enghardt et al [97]), EADS Corporate Research Center (Maier & Zillmann [98]) und MTU-<br />

München (Traub et al [99]) Als Untersuchungsobjekt wurde das Modell eines gegenläufigen<br />

ummantelten Propfans (CRISP) der MTU verwendet, das beim DLR in Köln/Porz auf einem<br />

Verdichterprüfstand aufgebaut war, siehe Bild 15. Der erste Rotor hat Z1 = 10 und der zweite<br />

Z2 = 12 Schaufeln. Dahinter sind V = 9 Stützstreben angeordnet, die normalerweise den Gehäusemantel<br />

tragen. Um für die ANC-Versuche ein stabiles Schallfeld mit ausreichend hohen<br />

Tonpegeln sicher<strong>zu</strong>stellen, wurden dicht vor dem ersten Rotor 9 gleichmäßig über den<br />

Umfang verteilte Störkörper mit Kreisquerschnitt angeordnet. Die aus der Wechselwirkung<br />

19


Störkörper/Rotor 1 entstehende Schallmode ist bei der Blattpassierfrequenz (BPF) durch die<br />

niedrigste Azimutalordnung m = 1 bestimmt und bei 2×BPF durch m = 2 (s. Gl. (14) nach<br />

Tyler & Sofrin [75]).<br />

Stromauf der Rotoren befinden sich 32 Lautsprecher und 32 Fehlermikrofone, jeweils in 4<br />

Ringen <strong>zu</strong> 8 Stück angeordnet. Die Signale der Fehlermikrofone werden dem Controller <strong>zu</strong>geführt,<br />

der daraus die Signale <strong>zu</strong>r Ansteuerung der Lautsprecher erzeugt. Für die Schallfeldanalyse<br />

sind weitere Mikrofone an insgesamt 96 Positionen im Ansaugkanal wandbündig<br />

eingebaut. Die Radialmodenanalyse unter Verwendung wandbündiger Sensoren ist bei Tapken<br />

et al [100] beschrieben.<br />

Bild 16 zeigt über 62 Wandpositionen im Ansaugkanal gemittelte Schalldruckspektren bei<br />

einer Drehzahl des ersten Rotors von n1 = 2000/min für die Fälle ohne und mit ANC. Im linken<br />

Diagramm werden die erste und zweite Drehklangkomponte (BPF = 340 Hz, k0R = 3,1;<br />

2×BPF = 680 Hz, k0R = 6,2; k0 = 2π/λ = 2πf/a0 = Wellenzahl, R = Rohrradius) gleichzeitig<br />

reduziert, um 25 bzw. 16 dB, wobei ein LMS-Regelalgorithmus eingesetzt wurde, bei dem<br />

ein Minimum der Quadratsummen aller Mikrofonsignale eingestellt wird. Da<strong>zu</strong> muss die Natur<br />

des <strong>zu</strong> regelnden Schallfeldes nicht bekannt sein. Ein anderes Verfahren, der modale<br />

Regelalgorithmus, nutzt die Kenntnis der akustischen Modenstruktur im Kanal. Damit wird<br />

die zweite Drehklangharmonische um 24 dB im Pegel gesenkt, siehe Bild 16 rechts.<br />

Bild 16: Phasengemittelte Schalldruckspektren im Ansaugkanal (Mittelwert über 62 wandbündige<br />

Messpositionen) ohne und mit ANC. Links: LMS-Regelalgorithmus bei zwei<br />

Frequenzen, k0R = 3,1/6,2; 10/28 Moden; nmax =0/1; 4×8 Mikrofone; 4×7 Lautsprecher.<br />

Rechts: modaler Regelalgorithmus; k0R = 6,2; 28 Moden; m = -4,...,+3; nmax =<br />

0/1; 4×8 Mikrofone; 4×8 Lautsprecher (nach Enghardt et al [97]).<br />

Mit Hilfe der genannten Radialmodenanalyse lassen sich die einzelnen Tonkomponenten in<br />

ihre modalen Bestandteile auflösen und daraus die abgestrahlten Schallleistungen berechnen.<br />

Das Schallfeld ohne ANC auf der linken Seite in Bild 17 zeigt die Dominanz der Umfangsmode<br />

m = -2, die durch die Wechselwirkung der Nachläufe der Störkörper mit den Rotorschaufeln<br />

entsteht. Bei Anwendung der modalen Regelung werden alle Moden fast vollständig<br />

ausgelöscht (Bild 17 rechts), und es ergibt sich eine Minderung der Schallleistung bei<br />

2×BPF = 675 Hz von 34 dB. Für mehr Informationen über die Regelalgorithmen siehe Maier<br />

und Zillmann [98].<br />

Nachteilig bei der aktiven Geräuschminderung unter Verwendung von in die Triebwerksgondel<br />

eingesetzten Lautsprechern ist <strong>zu</strong>m Einen das <strong>zu</strong>sätzliche Gewicht und <strong>zu</strong>m Anderen,<br />

dass ein Teil der Kanalwand nicht mehr für passive Absorber <strong>zu</strong>r Verfügung steht, die <strong>zu</strong>r<br />

Dämpfung der Breitbandgeräusche benötigt werden. In den beiden folgenden Abschnitten<br />

werden deshalb alternative ANC-Verfahren beschrieben, in denen die Gegenschallquellen<br />

auf den Statorschaufeln angeordnet bzw. direkt im Rotor durch geeignete Manipulation der<br />

20


Strömung im Schaufelspitzenbereich erzeugt werden.<br />

Bild 17: Radialmodenspektren der Schalleistung bei 2×BPF = 675 Hz für den in Bild 16<br />

rechts gezeigten Fall; links: ohne ANC; rechts: mit ANC, modale Regelung (nach<br />

Enghardt et al [97]).<br />

3.2.4.3 Aktive Geräuschminderung mit aktiven Statoren als Gegenschallquellen<br />

Diese Technik wurde von Dornier, EADS und DLR im Rahmen des EU-Projekts “Resound”<br />

an einem einstufigen Kompressormodell untersucht (Zillmann et al [101].) Bild 18 zeigt Statorschaufeln<br />

mit je zwei Aktuatoren auf der Saug- (s1, s2) und der Druckseite (p1, p2).<br />

Bild 19 zeigt beispielhaft Schalldruckspektren im Ansaugkanal des Kompressormodels, die<br />

über 32 Messpositionen gemittelt wurden, aus denen eine Tonpegelminderung bei der<br />

Schaufelfrequenz von 7 dB hervorgeht. Darüber hinaus zeigten die Schallmessungen im<br />

saugseitigen Fernfeld beeindruckende Pegelminderungen speziell bei den Abstrahlrichtungen<br />

hoher Intensität.<br />

Bild 18: Mit Aktuatoren ausgerüstete Statorschaufeln<br />

(nach Zillmann et al<br />

[101]).<br />

Bild 19: Mittlere Schalldruckspektren ohne und<br />

mit ANC mit aktiven Statoren (nach<br />

Zillmann et al [101]).<br />

3.2.4.4 Aktive Geräuschminderung mit strömungsinduzierten Gegenschallquellen<br />

Hauptursache der tonalen Schallabstrahlung axialer Strömungsmaschinen sind die instationären,<br />

periodischen Kräfte, die von der Strömung auf die Laufradschaufeln, den Leitapparat<br />

und das Gehäuse ausgeübt werden, z. B. als Folge der Wechselwirkungen Zuströmung/Laufrad<br />

oder Laufrad/Leitrad. Zusätzliche instationäre Kräfte können an den Schaufelspitzen<br />

entstehen, wenn die Grenzschicht an der Gehäusewand ungleichförmig über den<br />

Umfang ist oder die Laufradachse exzentrisch <strong>zu</strong>r Gehäuseachse liegt. In einem Projekt im<br />

21


Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs 557 (Schulz et al [102]) werden instationäre<br />

Kräfte an den Schaufelspitzen gezielt angeregt, um sekundäre aeroakustische Quellen für<br />

die aktive Minderung des primären tonalen Ventilatorgeräusches <strong>zu</strong> bilden. Durch die Anordnung<br />

der Gegenschallquellen direkt im Quellbereich soll eine Reduzierung der abgestrahlten<br />

Schallenergie insgesamt erreicht werden, im Idealfall sowohl für die Druck- als auch für die<br />

Saugseite des Ventilators.<br />

Die instationären Kräfte bzw. Antischallquellen entstehen durch gezielte Beeinflussung der<br />

Strömung im Bereich der Schaufelspitzen mit Hilfe von in die Gehäusewand integrierten Aktuatoren,<br />

z.B. durch zeitlich konstantes oder dynamisches Einblasen von Luft sowie durch in<br />

die Gehäusewand integrierte Piezo-Elemente im Bereich des Kopfspaltes. Die Phasenlage<br />

der Antischallquellen kann so eingestellt werden, dass die davon abgestrahlten sekundären<br />

Schallwellen phasenversetzt <strong>zu</strong> den primären sind und sich in der Summe eine Minderung<br />

des Drehklangpegels ergibt.<br />

a) b)<br />

Bild 20: Düsen <strong>zu</strong>r Drucklufteinblasung und ihre Positionen relativ <strong>zu</strong> den Laufradschaufeln<br />

(nach Schulz, Neise & Möser [102]).<br />

Für die Untersuchungen wurde ein Hochdruck-Axialventilator mit D = 358 mm Laufraddurchmesser,<br />

ν = 0,62 Nabenverhältnis, NACA Schaufelprofil, c = 52 mm Sehnenlänge und<br />

s = 3 mm maximaler Profildicke am Außenschnitt verwendet. Zwei Laufräder mit Z = 16 und<br />

Z = 18 Schaufeln standen <strong>zu</strong>r Verfügung; die Leitschaufelzahl ist V = 16 (unprofiliert). Das<br />

Gehäuse kann direkt in der Laufradebene sowie stromauf und stromab davon mit unterschiedlichen<br />

am Umfang verteilten Aktuatoren ausgestattet werden. Bild 20 zeigt eine Prinzipskizze<br />

der wandbündig in das Gehäuse eingebauten und gleichmäßig am Umfang verteilten<br />

Düsen und ihre Anordnung relativ <strong>zu</strong>m Rotor. Die Zahl der Düsen ist gleich der Leitradschaufelzahl<br />

V = 16. Die Düsen sind frei um die eigene Achse drehbar, so dass die Ausblasrichtung<br />

bezüglich der Hauptströmung beliebig gewählt werden kann.<br />

Die ersten Experimente wurden mit gleicher Lauf- und Leitschaufelzahl Z = V = 16 durchgeführt.<br />

In diesem Fall breitet sich das von der Rotor-Stator-Wechselwirkung erzeugte Schallfeld<br />

nur in Form ebener Schallwellen aus (m = 0; vgl. Tyler & Sofrin [75]). Realitätsnäher und<br />

technisch anspruchsvoller sind Schallfelder mit höheren akustischen Moden im Kanal.<br />

Bild 21 zeigt beispielhaft ein Ergebnis für das Laufrad mit Z = 18 Schaufeln. In diesem Fall<br />

wird die aus der Rotor-Stator-Wechselwirkung herrührende Blattpassierfrequenz als Umfangsmode<br />

m = 2 angeregt, die im Kanal mit 500 mm Durchmesser oberhalb 480 Hz als<br />

Schallwelle ausbreitungsfähig ist. Auch hier ist die Zahl der Düsen gleich der Leitradschaufelzahl<br />

V = 16.<br />

Bild 21 zeigt links über den Kanalumfang gemittelte Schalldruckspektren ohne und mit stationärer<br />

Lufteinblasung 12 mm (∆x/c = 0,22) stromab der Schaufelhinterkanten. Die Reduktion<br />

des Blattpassierfrequenzpegels beträgt 20,5 dB im Ausblas- und 5 dB im Ansaugkanal. Wegen<br />

des größeren axialen Abstandes von den Rotorschaufeln fällt die Anhebung der höheren<br />

Drehklangharmonischen schwächer aus als <strong>zu</strong>vor beobachtet, und auch die Rauschpegel<br />

als Folge des Strahllärms sind nur geringfügig erhöht. Im rechten Diagramm sind die Azi-<br />

22


mutalmodenspektren bei der Blattpassierfrequenz dargestellt, die hier 900 Hz beträgt. Wie<br />

erwartet dominiert im Primärgeräusch die Mode m = 2, die durch die Einblasung um mehr als<br />

30 dB gesenkt wird. Andere Moden werden aber erhöht, so dass der BPF-Pegel im Ausblaskanal<br />

insgesamt um die oben genannten 20,5 dB sinkt.<br />

SPL [dB]<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

BPF<br />

Outlet<br />

Control off L p,BPF = 119.5dB<br />

Control on L p,BPF = 98.9dB<br />

M Jets /M Fan = 0.9% c µ = 0.0015<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4<br />

Frequency [Hz]<br />

Azimuthal mode order<br />

Bild 21: Schallleistungsspektren im Ausblaskanal (links) und b) Umfangsmodenspektrum bei<br />

der Blattpassierfrequenz (rechts) bei stationärer Lufteinblasung; Düsen ∆x/c = 0,22<br />

stromab der Schaufelhinterkanten; Einblasung in Richtung der Schaufelsehnen;<br />

n = 3000/min, Z = 18, V = 16, ϕ = ϕopt (nach Schulz et al [102]).<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

Control off<br />

Control on<br />

Als Ergebnis dieser Versuche ist fest<strong>zu</strong>stellen, dass strömungsinduzierte Gegenschallquellen<br />

auch im Frequenzbereich höherer akustischer Moden geeignet sind <strong>zu</strong>r aktiven Lärmminderung<br />

tonaler Triebwerkslärmkomponenten, wiewohl es vor dem praktischen Einsatz<br />

dieser Technologie noch weiterer umfangreicher Forschungsarbeit bedarf.<br />

3.3 Umströmungsgeräusche (Fahrwerke und Hochauftriebshilfen)<br />

Umströmungsgeräusche entstehen durch Wechselwirkung turbulenter Strömungen mit festen<br />

Berandungen. Dabei stellt das bei der turbulenten Überströmung einer „unendlich” großen<br />

Fläche erzeugte Grenzschichtgeräusch (Schallabstrahlung durch Wechselwirkung von<br />

turbulenten, hydrodynamischen Wechseldrücken mit der festen Berandung) eine untere<br />

Grenze dar, während sowohl bei der Abströmung von Flächenendkanten (Hinterkantengeräusch)<br />

oder beim Auftreffen turbulenter Strömungen auf Festkörpern ein wesentlich größerer<br />

Anteil der hydrodynamischen (d.h. wirbelbedingten) Wechseldrücke in ausbreitungsfähige<br />

Druckstörungen (Schallwellen) umgewandelt wird. Quellen von Umströmungsgeräuschen<br />

sind daher vor allem abrupte Geometrieänderungen wie z.B. überströmte Hinter- Vorder- und<br />

Seitenkanten, Stufen, Spalten, Schlitze etc. Sinngemäß ist das Umströmungsgeräusch eines<br />

Flugzeugs (auch „Eigengeräusch“ oder „Zellenlärm“ genannt) in seiner Landekonfiguration,<br />

also bei ausgefahrenen Fahrwerken und Hochauftriebsklappen, deutlich höher (ca. 10 dB)<br />

als das für ein Flugzeug in Reisekonfiguration.<br />

Die analytische Bestimmung von Umströmungsgeräuschen ist nur für sehr einfache Geometrien/Strömungsformen<br />

möglich. Dies sind z.B. das Kantengeräusch von turbulent überströmten<br />

Platten (Howe [103]) oder das Wirbelablösegeräusch umströmter Zylinder. Flugzeugfahrwerke<br />

und Hochauftriebsklappen stellen dagegen sehr komplexe Systeme dar, deren<br />

Umströmungsgeräusche einer Berechnung <strong>zu</strong>r Zeit nicht <strong>zu</strong>gänglich sind. Eine Gesamtdarstellung<br />

der Eigengeräuschproblematik findet sich in einer Veröffentlichung von Crighton<br />

[104]. Mittelfristig können Verfahren <strong>zu</strong>r Lärmvorhersage und -minderung für technische Anwendungen<br />

nur auf experimentellem Wege oder numerischem Wege entwickelt werden.<br />

3.3.1 Experimentelle Analyse der Strömungsschallquellen<br />

Unter Einsatz moderner Messverfahren <strong>zu</strong>r Schallquelllokalisierung (s. Anhang) wurden in<br />

den vergangenen Jahren sowohl Überfluglärmmessungen ([105]-[109]) als auch aeroakusti-<br />

23


sche Quellstudien in Windkanälen ([110]-[114]) <strong>zu</strong>r gezielten Analyse verschiedener Strömungsschallquellen<br />

durchgeführt. Dabei zeigte sich <strong>zu</strong>nächst, dass sowohl Fahrwerkskonstruktionen<br />

als auch real ausgeführte Hochauftriebskomponenten heutiger Bauart zahlreiche<br />

Löcher und Hohlräume aufweisen, deren Überströmung <strong>zu</strong> erheblichen tonalen Geräuschen<br />

(Hohlraumschwingungen) führen. Lärmquellen dieser Art sind durch geeignete konstruktive<br />

Detailgestaltung vermeidbar. Darüber hinaus erzeugen Fahrwerke und Klappensysteme<br />

breitbandiges Umströmungsgeräusch, das im Folgenden betrachtet werden soll.<br />

3.3.1.1 Flugzeugfahrwerke:<br />

Flugzeugfahrwerke setzen sich aus einer Vielzahl von Stützstreben, Gelenken, Achsen und<br />

Rädern <strong>zu</strong>sammen. Neben der Geräuschentstehung durch Strömungsablösungen an diesen<br />

Einzelkomponenten entstehen Umströmungsgeräusche daher im Wesentlichen durch die<br />

Interaktion von turbulenten Nachlaufströmungen mit stromab angeordneten Fahrwerkskomponenten.<br />

Mit Hilfe verschiedener Techniken <strong>zu</strong>r Schallquelllokalisation wurde gezeigt, dass die Umströmung<br />

eines Flugzeugfahrwerks heutiger Konstruktion ein Cluster von zahlreichen, räumlich<br />

verteilten aerodynamischen Schallquellen erzeugt. Das ins Fernfeld abgestrahlte Umströmungsgeräusch<br />

weist ein breitbandiges Spektrum auf. Die spektrale Pegelverteilung<br />

kann in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit über einer Strouhalzahl dimensionslos<br />

dargestellt werden (Bild 22), wobei in Ermangelung einer charakteristischen Quelldimension<br />

hier die Strouhalzahl mit dem Durchmesser des Fahrwerksbeins (s = 0,23 m) gebildet<br />

wurde. Die Schalldruckquadrate steigen mit der 6. Potenz der Anströmgeschwindigkeit<br />

an. Die Richtwirkung der Abstrahlung zeigt nur wenig ausgeprägte Pegelmaxima sowohl im<br />

vorderen Quadranten bei etwa 60° als auch im hinteren Quadranten bei etwa 140° (0° bedeutet<br />

„in Flugrichtung“). Nach Übertragung dieser Quellcharakteristik auf den Flugfall wird<br />

daher - infolge der konvektiven Verstärkung - die Abstrahlung gegen die Flugrichtung dominieren.<br />

Als wesentlichster Installationseffekt ist hier auch die Abhängigkeit der lokalen Strömungsgeschwindigkeit<br />

am Fahrwerk unter der Tragfläche <strong>zu</strong> beachten. Diese sinkt mit<br />

wachsendem Flugzeuganstellwinkel (Anstieg der Zirkulation) und bewirkt eine entsprechende<br />

Minderung des Fahrwerksgeräusches.<br />

Bild 22: Abhängigkeit des Fahrwerksgeräusches von der Strömungsgeschwindigkeit v.<br />

Die Summe dieser Erkenntnisse lässt darauf schließen, dass das Umströmungsgeräusch<br />

von komplexen Fahrwerksstrukturen als Ergebnis des Zusammenwirkens zahlreicher kompakter<br />

Dipolstrahler (Wellenlänge > Körperabmessung) mit unterschiedlicher, räumlicher<br />

Orientierung verstanden werden kann. Ein erster Ansatz auf der Grundlage der vorhandenen<br />

Datenbasis ein Lärmvorhersageverfahren <strong>zu</strong> entwickeln, das die Gesamtabstrahlung aus<br />

den Beiträgen generischer Fahrwerkskomponenten (Teilschallquellen) berechnet, ist in einer<br />

Arbeit von Smith [115] beschrieben.<br />

24


3.3.1.2 Hochauftriebssysteme:<br />

Die Vorflügel und die Seitenkanten der Fowlerklappen sind (in der Reihenfolge der Priorität)<br />

die dominierenden Quellen von Umströmungsgeräuschen bei Hochauftriebssystemen [116],<br />

[117], [118]. Eine umfassende Theorie <strong>zu</strong>m Verständnis der Schallentstehung und -<br />

abstrahlung sowohl vom Vorflügel als auch von Klappenseitenkanten existiert heute noch<br />

nicht.<br />

An Vorflügeln vom Typ Handley-Page entsteht im ausgefahrenen Zustand ein Rückseitenwirbel<br />

(Bild 23). An der Grenzfläche <strong>zu</strong>r benachbarten Spaltströmung bildet sich eine instabile<br />

freie Scherschicht aus, in der Strömungsinstabilitäten (Turbulenzballen) <strong>zu</strong>r oberen Vorflügelhinterkante<br />

transportiert werden. Die Abströmung dieser hoch turbulenten Strömung von<br />

der Hinterkante erzeugt Endkantengeräusch, das mit der Intensität der kinetischen Energie<br />

der Turbulenz der Strömung und der 5. Potenz der Abströmgeschwindigkeit (Komponente<br />

wandtangential und senkrecht <strong>zu</strong>r Hinterkante) ansteigt [103].<br />

Bild 23: Typisches Strömungsfeld im Bereich des Vorflügels in Landestellung.<br />

Das ins Fernfeld abgestrahlte Umströmungsgeräusch weist im Wesentlichen ein breitbandiges<br />

Spektrum auf. Die spektrale Pegelverteilung kann in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit<br />

v über einer Strouhalzahl Sr = f⋅cs<br />

/ν dimensionslos dargestellt werden<br />

(Bild 24). Dabei wurde die Sehnenlänge cs des Vorflügels als charakteristische Quelldimension<br />

<strong>zu</strong>r Definition der Strouhalzahl herangezogen, da typische Dimensionen der Turbulenzstrukturen<br />

mit der geometrischen Ausdehnung des Rückseitenwirbels in Zusammenhang<br />

gebracht werden können [112], [118], [119], [120]. Im Rahmen verschiedener Modellexperimente<br />

wurden unterschiedliche Werte für den Exponenten des Geräuschanstiegs (Schalldruckquadrat)<br />

mit wachsender Geschwindigkeit ermittelt. Diese liegen meist zwischen 4,5<br />

und 5,5. Die Ursachen für diese Unterschiede sind noch nicht endgültig geklärt. Jedoch kann<br />

vermutet werden, dass periodische Schwingungen des Rückseitenwirbels <strong>zu</strong> einer periodischen<br />

Modulation der mittleren Spaltströmung führen, was sich als Massenfluktuation (akustischer<br />

Monopol) darstellen lässt und Werte kleiner als 5 für den Geschwindigkeitsexponenten<br />

erklären würde. Andererseits ist nicht in jedem Experiment die Dominanz des Vorflügelgeräusches<br />

sichergestellt, so dass in Kombination mit anderen Geräuschquellen (z.B. mit<br />

Dipolcharakteristik) der für den Kantenlärm theoretisch <strong>zu</strong> erwartende Exponent von 5 messtechnisch<br />

nicht immer nachgewiesen werden kann.<br />

Das spektrale Maximum des Vorflügelgeräusches liegt bei Strouhalzahlen um Sr = 2 (bezogen<br />

auf die Sehnenlänge des Vorflügels), in einem Spektralbereich in dem häufig auch tonale<br />

Geräuschphänomene auftreten. Ohne dass hier<strong>zu</strong> schon abgesicherte Nachweise vorlägen,<br />

könnten diese tonalen Komponenten auf die schon erwähnten periodischen Schwankungen<br />

der Wirbellage <strong>zu</strong>rückgeführt werden [111], [121] Die Abstrahlrichtcharakteristik des<br />

25


Vorflügelgeräusches weist ein Pegelmaximum im hinteren Quadranten bei etwa 130° auf<br />

(90° = Abstrahlung senkrecht <strong>zu</strong>r Flugrichtung). Bei Modellexperimenten werden häufig Tonphänomene<br />

bei Strouhalzahlen größer als 10 beobachtet, die jedoch in der Regel auf Strömungsinstabilitäten<br />

infolge geringer Reynoldszahlen <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen sind und in der Großausführung<br />

nicht auftreten.<br />

Bild 24: Dimensionsloses Spektrum des Vorflügelgeräusches (mit Modellmaßstab SF als<br />

Quellgröße und Abstrahlentfernung R).<br />

Gegenüber dem Umströmungsgeräusch von Vorflügeln ist das von den Seitenkanten der<br />

Landeklappen ausgehende Strömungsgeräusch im höheren Frequenzbereich von Bedeutung<br />

(entsprechend einer mit der Klappensehne gebildeten Strouhalzahl größer 40). Bezogen<br />

auf eine Einheitsfläche ist die Intensität von Seitenkantengeräuschen deutlich höher als<br />

das Umströmungsgeräusch vom Vorflügel. Letzteres hat jedoch als Integral über die Spannweite<br />

einer Tragfläche (Linienquelle) den größeren Anteil am Fernfeldschall.<br />

Die an der Klappenseitenkante wirksamen Mechanismen der Schallentstehung sind noch<br />

nicht vollständig geklärt [122], [123], [124], [125]. Im Bereich der Seitenkante der Landeklappe<br />

bildet sich infolge der auftriebsbedingten Druckverteilung ein Randwirbel aus, der sich bei<br />

etwa 70% Profiltiefe von der Klappenoberfläche ablöst. Die den Wirbel umhüllende Fläche<br />

stellt eine freie Scherschicht dar, in der Strömungsinstabilitäten eingebettet sind und um die<br />

Wirbelachse rotieren. Die Ausbildung dieser Wirbelströmung ist sowohl durch CFD Rechnungen<br />

als auch messtechnisch detailliert untersucht worden [126], [127]. Schall entsteht<br />

hier sowohl durch die Wechselwirkung der Wirbelströmung mit der Klappenoberfläche als<br />

auch durch die Beschleunigung von Turbulenz im Wirbel selbst. Dieser Quellvorgang ist in<br />

ersten numerischen, sog. CAA-Simulationen (CAA = Computational Aeroacoustics, siehe<br />

unten) auch theoretisch nachvollzogen worden [128]. Die derzeit vorliegenden Ergebnisse<br />

von Schallmessungen deuten darauf hin, dass das gemittelte Schalldruckquadrat des Seitenkantengeräusches<br />

mit etwa der 5. bis 6. Potenz der Strömungsgeschwindigkeit ansteigt.<br />

Die Richtcharakteristik der Abstrahlung ist frequenzabhängig und zeigt eine komplexe Verteilung<br />

unterschiedlicher Maxima in verschiedenen Richtungen [129],[130].<br />

3.3.2 Numerische Simulation von Umströmungsschallquellen<br />

Etwa Mitte der neunziger Jahre hat die Entwicklung von sog. CAA-Verfahren eingesetzt.<br />

Diese Verfahren dienen der numerischen Simulation des eigentlichen aeroakustischen<br />

Quellvorgangs und der Schallfortpflan<strong>zu</strong>ng durch allgemein strömende Medien. Die Schallberechnung<br />

basiert dabei nicht auf der Lösung einer akustischen Wellengleichung, sondern<br />

auf der Lösung der kontinuumsmechanischen Bilanzgleichungen.<br />

Sehr häufig, bei technischen Problemstellungen wie etwa Umströmungsgeräusch, ist die<br />

Anwesenheit von akustischen Grenzschichten von untergeordneter Bedeutung, so dass die<br />

26


viskosen Terme in den Störungssimulationsgleichungen vernachlässigt werden (reibungsfreie<br />

Stördynamik). Werden darüber hinaus in den Störungsgleichungen nur lineare Terme in<br />

den Störgrößen betrachtet, so wird von den Linearisierten Eulergleichungen (engl. LEE) gesprochen.<br />

Die kinematischen Effekte der Grundströmung auf die Schallfortpflan<strong>zu</strong>ng werden<br />

dabei ebenso erfasst wie die Dynamik von linearen (d.h. schwachen) Wirbelstörungen (z.B.<br />

auch instabile Scherschichtwellen) und Rückkopplungsphänomene der Störungen auf sich<br />

selbst, sei es mit oder ohne Wandeinfluss. Die Mechanismen der Schallerzeugung an der<br />

Seitenkante einer Fowler-Klappe sind mit dieser Vorgehensweise (wenn auch reduziert auf<br />

einen generischen Fall) 1999 erstmals simuliert worden [128].<br />

Da, wie erwähnt, die direkte numerische Vorhersage von technischen Umströmungsgeräuschen,<br />

bedingt durch die ungeheure Vielskaligkeit der Turbulenz, <strong>zu</strong>rzeit praktisch nicht realisierbar<br />

ist, muss auch bei CAA-Störsimulationen ein Modell für die Störanregung verwendet<br />

werden. Im Gegensatz <strong>zu</strong> aeroakustischen Quelltermen in Wellengleichungen, die im gesamten<br />

Quellgebiet unter Einbeziehung der vollständigen Wirbeldynamik modelliert werden<br />

müssen, wird hier nur die Anregung von Wirbelstörungen modelliert. Deren Dynamik und<br />

damit die Ursache für die Umströmungsschallerzeugung ist Teil der numerischen Berechnung.<br />

Verschiedene solcher Störanregungsmodelle sind entwickelt worden [131], [132]. Je<br />

nach Zweck einer CAA-Simulation genügt es oft, Wirbelstörungen außerhalb, d.h. stromauf<br />

des Quellgebiets in die Grundströmung ein<strong>zu</strong>bringen. Die Wirbelstörung wird durch die<br />

Grundströmung in das Quellgebiet getragen und erzeugt dort Schall infolge ihrer Wechselwirkung<br />

mit Strömungsgradienten und Geometrieänderungen [128], [131], [133], [134]. In<br />

Abgren<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> den technisch relevanten Umströmungsgeräuschquellen an abrupten Geometrieänderungen<br />

ist die Schallerzeugung in quasihomogenen subsonischen turbulenten<br />

Strömungen, (z.B. freie Scherschichten, Freistrahl, freie Turbulenz, Turbulenz in anliegenden<br />

schwach gekrümmten Grenzschichten) einer Simulation mit linearisierten Gleichungen nicht<br />

<strong>zu</strong>gänglich, weil das Turbulenz-Eigengeräusch nichtlinearer Dynamik folgt.<br />

Bild 25: Akustische „Antwort“ von Profilen verschiedener Dicke bei Interaktion mit einem<br />

Testwirbel (für verschiedene Strouhalzahlen Sr).<br />

Bild 25 zeigt beispielhaft die simulierte 3D-Schallerzeugung an Profilen (Spannweitenrichtung<br />

z , Stromabrichtung x ) verschiedener Dicke bei Interaktion mit einem stromauf der Profilvorderkante<br />

eingebrachten 3D-Testwirbel [134] (numerische Lösung der LEE). An virtuellen<br />

Mikrophonpositionen auf einem Kreis um die Profilnase in der Ebene z = 0 wird die akustische<br />

Antwort p′ (t)<br />

aufgenommen, Fourier-transformiert und frequenzweise verglichen. Die<br />

Simulation zeigt die Eigenschaft dicker Profile, Wirbelstörungen weniger effizient in Schall <strong>zu</strong><br />

wandeln als dünne Profile. Daraus kann entnommen werden, in welchem Maße dicke Profile<br />

bei gleicher turbulenter Zuströmung leiser sind als dünne Profile [135]. Als eine der Einsatz-<br />

27


möglichkeiten der CAA bei der Berechnung aerodynamisch generierten Schalls dient der<br />

beispielhaft beschriebene „Wirbeltest“ als Entwurfshilfe für Geometriekomponenten mit minimalem<br />

Umströmungsgeräusch.<br />

4 Untersuchungen <strong>zu</strong>r Entwicklung von Nachrüstmaßnahmen <strong>zu</strong>r<br />

Reduzierung der Triebwerksgeräusche<br />

4.1 Vorbemerkung<br />

Die Triebwerke von <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen sind hochkomplizierte Maschinen, die aus vielen<br />

sorgfältig aufeinander abgestimmten Komponenten bestehen und mit wirtschaftlich vertretbarem<br />

Aufwand nur in sehr eingeschränktem Maße durch Veränderung oder Ersatz einzelner<br />

Bauteile in ihren akustischen Eigenschaften verändert werden können. Diese Aussage gilt<br />

insbesondere für das Zusammenspiel der verschiedenen Turbomaschinen (Fan, Niederdruckkompressor,<br />

Hochdruckkompressor, Hochdruckturbine, Niederdruckturbine) und der<br />

Brennkammer. Die Entwicklung nachrüstbarer Geräuschminderungsmaßnahmen richtet sich<br />

deshalb vornehmlich auf Bauelemente der Triebwerksgondel:<br />

• Vermeiden von Einlaufstörungen in der Zuströmung <strong>zu</strong>m Triebwerksfan.<br />

• Verbesserung der akustischen Auskleidung des Triebwerkskanals („Liner“) stromauf<br />

vom Triebwerksfan.<br />

• Akustische Auskleidung der Einlaufdüse der Triebwerksgondel<br />

• Einbau von Schalldämpfern auf der Abströmseite („hot-stream liner“).<br />

• Veränderung der primären und sekundären Ausströmdüse stromab von der Niederdruckturbine.<br />

4.2 Vermeiden von Einlaufstörungen in der Zuströmung <strong>zu</strong>m Triebwerksfan<br />

In Abschnitt 3.2.3 wurde dargelegt, dass die Schaufelzahlen des Fanrotors und des dahinter<br />

liegenden Stators so gewählt werden, dass die durch die Wechselwirkung der Rotornachlaufströmung<br />

mit dem Stator entstehenden Störungen bei der Blattpassierfrequenz „cut off“<br />

sind, d.h. sich nicht als Schallwelle durch den Triebwerkskanal nach vorn hin ausbreiten<br />

können. Dennoch zeigen Geräuschmessungen an ausgeführten Triebwerken Schallanteile<br />

bei der Blattpassierfrequenz, die sehr wahrscheinlich ihre Ursache in einer durch im Einlauf<br />

befindliche Strömungssonde <strong>zu</strong>r Bestimmung der Totaltemperatur („T12-Sonde“) haben. Für<br />

eine minimale Geräuschemission des Triebwerksfans ist aber eine möglichst gleichförmige<br />

und störungsfreie Zuströmung erforderlich. Der Nachlauf der Strömungssonde trifft auf die<br />

Rotorschaufeln, und es entstehen dort instationäre Kräfte, die <strong>zu</strong>sätzliche Geräuschanteile<br />

bei der Blattpassierfrequenz erzeugen. Maßnahmen <strong>zu</strong> Vermeidung oder Reduzierung des<br />

Nachlaufs, etwa durch Vergrößern des Abstands <strong>zu</strong>m Fanrotor, Verkleinern der Sonde<br />

und/oder eine strömungsgünstigere Gestaltung) würden sich in einer Pegelminderung bei<br />

der Blattpassierfrequenz auswirken.<br />

4.3 Verbesserung der akustischen Auskleidung des Triebwerkskanals<br />

Die vom Fan und dem Niederdruckkompressor nach vorn abgestrahlten Geräuschanteile<br />

werden durch die akustische Auskleidung der Gondel gedämpft. Diese Auskleidungen bestehen<br />

meist aus Wabenstrukturen, die mit Lochblech oder anderen porösen Materialen abgedeckt<br />

sind. Moderne Schalldämpfer bestehen nicht mehr aus nur einer Lage solcher Strukturen<br />

(„Single Degree of Freedom“ SDOF-Liner), sondern aus zwei („Double Degree of Freedom“,<br />

DDOF, s. Bild 26) oder drei Lagen („Triple Degree of Freedom“, TDOF), wodurch die<br />

wirksame Frequenzbandbreite des Schalldämpfers deutlich verbessert wird.<br />

Die akustischen Auskleidungen der Gondel sind aus Fertigungsgründen üblicherweise in<br />

mehrere Segmente in Umfangsrichtung unterteilt, zwischen denen sich akustisch harte Stege<br />

(„splices“) befinden. An diesen Diskontinuitäten der Wandimpedanz werden die vom Fan<br />

und vom Niederdruckkompressor abgestrahlten Schallmoden gestreut. Dadurch können die<br />

28


akustischen Kanalmoden bei der Blattpassierfrequenz, die cut-off sind, d.h. sich nicht als<br />

Schallwellen im Kanal ausbreiten können, in andere Moden niedriger Umfangsordnung umgewandelt<br />

werden, die ihrerseits ausbreitungsfähig sind. Der Effekt der Umfangsstege wurde<br />

in den EU-Projekt SILENCE(R) untersucht. Bild 27 zeigt, welche Verminderung des nach<br />

vorn abgestrahlten Schallleistungspegels durch Vermeiden der schallharten Stege möglich<br />

sind. Gantie et al [137] betonten dabei, dass die Ausbreitung der Blattpassierfrequenz sehr<br />

empfindlich auf Diskontinuitäten der Wandimpedanz reagiert. Damit wurden auch die unterschiedlichen<br />

Ergebnisse von Modellmessungen und solchen mit Originaltriebwerken erklärt.<br />

Bild 26: Schematische Darstellung eines DDOF-Liners (nach Yu & Nesbitt [136]).<br />

Weitere Ergebnisse <strong>zu</strong>r Zero-splice-Technologie werden in den Abschnitten 6.1.3.3 und<br />

6.4.2 im Zusammenhang mit Flugtests präsentiert.<br />

Bild 27: Minderung des nach vorn (0-90°) abgestrahlten Schallleistungspegels durch akustisch<br />

homogen Auskleidung des Triebwerkskanals (zero-splice liners); Vergleich von<br />

Ergebnissen aus Modellmessungen („Rig“) und Prüfstandsmessungen im Originalmaßstab<br />

eines Rolls-Royce Trent 500 Triebwerks(„Engine“); nach Gantie et al [137].<br />

29


4.4 Akustische Bedämpfung der Einlaufdüse der Triebwerksgondel<br />

Dehnt man die akustische Auskleidung des Triebwerkskanals in die Einlaufdüse hinein aus<br />

(„lip-liner“), dann vergrößert man die insgesamt <strong>zu</strong>r Verfügung stehende Absorptionsfläche.<br />

Weiter besteht die Möglichkeit, diesen Teil des Schalldämpfers auf einen speziellen Frequenzbereich<br />

aus<strong>zu</strong>legen. Technologische Schwierigkeiten dieser Geräuschminderungsmethode<br />

sind, dass <strong>zu</strong>m Einen der Reibungswiderstand der porösen Einlaufdüse vergrößert<br />

werden könnte und <strong>zu</strong>m Anderen die Funktionsfähigkeit der Enteisungsvorrichtung für den<br />

Triebwerkseinlauf nicht beeinträchtigt werden darf. Ergebnisse <strong>zu</strong>r lip-liner Technik werden in<br />

Abschnitt 6.4 im Zusammenhang mit Flugtests diskutiert.<br />

4.5 Schalldämpfer auf der Abströmseite des Triebwerks (hot-stream liners)<br />

Bei der Landung von <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen spielen neben dem Geräusch des Fans und der<br />

Zelle (Fahrwerke und Hochauftriebshilfen) auch die der Turbine und der Brennkammer eine<br />

Rolle. Diese aus dem Kerntriebwerk stammenden Anteile lassen sich durch akustische Auskleidung<br />

des Zentralkörpers („Center plug“) der Primärdüse dämpfen. Auch diese Auskleidungen<br />

bestehen wie die im Ansaugkanal aus Wabenstrukturen mit porösen Abdeckungen.<br />

Zur Dämpfung der hochfrequenten Turbinengeräusche sind Wabenstrukturen mit geringer<br />

Bautiefe ausreichend, deren Material aber den hohen Abgastemperaturen standhalten muss.<br />

Für die tieffrequenten Brennkammergeräusche müssen die Auskleidungen aber eine große<br />

Packungstiefe haben, was wegen der kleinen Abmessungen des Zentralkörpers Schwierigkeiten<br />

bereitet. Yu & Chien [138] beschreiben eine aus acht Kammern bestehende Helmholtzresonator-Anordnung,<br />

bei der sich die notwendige Bautiefe in axialer Richtung erstreckt,<br />

siehe die Prinzipskizze in Bild 28. Der Schall aus dem Düsenstrahl tritt durch ein perforiertes<br />

Blech (perforate chamber) mit etwa 25% Lochanteil in den Resonatorhohlraum ein, der durch<br />

ein weiteres Lochblech in zwei axiale Hälften unterteilt ist. Messungen auf dem Triebwerksprüfstand<br />

ergaben Dämpfungswerte von bis <strong>zu</strong> 11 dB bei 400 Hz und Leerlaufdrehzahl<br />

(„flight-idle condition“) und etwa 3-4 dB beim Landebetriebs<strong>zu</strong>stand („approach condion“).<br />

Bild 28: Kammerdämpfer für den Zentralkörper der Primärdüse <strong>zu</strong> Dämpfung der tieffrequenten<br />

Brennkammergeräusche (nach Yu & Chien [136]).<br />

Ausreichende Dämpfung bei tiefen Frequenzen lassen sich aber nicht nur durch Resonatoren<br />

mit spezieller Anordnung erreichen, sondern auch durch das Prinzip der durchströmten<br />

Öffnungen, wie von Bechert [139] gezeigt wurde. Derartige Anordnungen wurden für die akustische<br />

Bedämpfung der Brennkammer entwickelt, damit keine thermoakustischen Resonanzen<br />

entstehen (Forster & Michel [140.]). Bild 29 zeigt die Dissipation akustischer Energie<br />

beim Schalldurchgang durch durchströmte Lochbleche mit einem Lochanteil von 11% für<br />

unterschiedliche Lochdurchmesser. Die Strömungsgeschwindigkeit in den Bohrungen beträgt<br />

M = 0,43. Anwendungen speziell als hot-stream liner für Triebwerke wurden bisher nur<br />

theoretisch untersucht (Law & Dowling [141]).<br />

30


Bild 29: Dissipationsrate der akustischen Energie beim Schalldurchgang durch durchströmte<br />

Lochbleche für verschiedene Lochdurchmesser; Lochanteil 11%, Strömungs-<br />

Machzahl M = 0,43 (nach Forster & Michel [140.]).<br />

4.6 Chevron Düsen <strong>zu</strong>r Minderung des Freistrahlgeräusches<br />

Schon in Abschnitt 3.<strong>2.2</strong> wurde erwähnt, dass sich durch eine gezackte Hinterkante der Düse<br />

eine Reduzierung des Freistrahlgeräusches erreichen lässt. Die im Experiment gemessene<br />

Pegelminderung wurde mit 3 dB(EPNL) beziffert (Saiyed et al [50]). Gelegentlich wurden<br />

von der N<strong>AS</strong>A auch größere Pegelminderungen in Aussicht gestellt (Rask, Gutmark & Martens<br />

[142]). Die mit Chevrons erreichbaren Pegelminderungen hängen aber sicher von den<br />

Strahlgeschwindigkeiten und damit wohl auch vom Bypass-Verhältnis des Triebwerks ab.<br />

Bei gemeinsam von der Deutschen Lufthansa und dem DLR durchgeführten Flugtests mit<br />

einer Airbus A319 wurde eine Geräuschminderung von nur 1 dB(A) festgestellt, wobei aber<br />

nur die Primärdüse als Chevrondüse ausgebildet war, die vom DLR konzipiert und von Lufthansa-Technik<br />

gebaut wurde. Über diese Untersuchung wird in Abschnitte 6.1 ausführlich<br />

berichtet.<br />

In dem amerikanischen Quiet Aircraft Demonstrator (QAD2)-Programm wurden detaillierte<br />

Überflugmessungen mit einer Boeing 777-300ER ausgerüstet mit GE90-115B Triebwerken<br />

durchgeführt, wobei unterschiedlich geformte Chevron-Düsen <strong>zu</strong>m Einsatz kamen. Die Ergebnisse<br />

dieser Flugtests werden in Abschnitt 6.4.3 beschrieben.<br />

31


5 Untersuchungen <strong>zu</strong>r Entwicklung von Nachrüstmaßnahmen <strong>zu</strong>r Reduzierung<br />

der Umströmungsgeräusche<br />

Bei der Erörterung der Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Minderung des Zellenlärms wird hier schwerpunktmäßig<br />

auf nachrüstbare Technologien eingegangen. Die entsprechenden Minderungskonzepte<br />

für die beiden wesentlichen Umströmungslärmquellen, die Fahrwerke und die Hochauftriebssysteme,<br />

werden getrennt nacheinander dargestellt, da die jeweiligen Konzepte <strong>zu</strong>r<br />

Lärmminderung <strong>zu</strong>m Teil sehr unterschiedliche Randbedingungen erfüllen müssen. Gleichermaßen<br />

für Flugzeugfahrwerke und Hochauftriebssysteme gelten die Forderungen nach<br />

• Erhaltung der Sicherheit,<br />

• Begren<strong>zu</strong>ng von Zusatzmassen und<br />

• Vermeidung <strong>zu</strong>sätzlichen Wartungsaufwandes.<br />

Während jedoch bei Fahrwerken lediglich deren Funktionalität gewährleistet werden muss,<br />

ist bei Hochauftriebssystemen auch die Erhaltung der aerodynamischen Leistungsfähigkeit<br />

<strong>zu</strong> fordern. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Maximalauftrieb, weil dessen Absenkung<br />

infolge lärmmindernder Maßnahmen durch eine höhere Geschwindigkeit im Landeanflug<br />

kompensiert werden muss. Gemäß geltenden Vorschriften wird die minimale Landegeschwindigkeit<br />

(bei voll konfiguriertem Flugzeug) aus der folgenden Beziehung ermittelt:<br />

v 1 , 3 ⋅ v + 5 kts. (16)<br />

Lande = Stall<br />

Dies zeigt weiterhin, dass die einfachste und <strong>zu</strong>gleich wirkungsvollste Maßnahme <strong>zu</strong>r Minderung<br />

des Umströmungslärms, nämlich die Absenkung der Fluggeschwindigkeit im Anflug,<br />

ohne entsprechende Änderungen der Flugleistung in der Praxis nicht realisiert werden kann.<br />

Aufbauend auf den Ergebnissen von Forschungsprojekten der Industrie werden im EU-<br />

Projekt AWIATOR (“Aircraft Wing with Advanced Technology Operation“) derzeit verschiedene<br />

Technologien <strong>zu</strong>r Steigerung der Flugleistungen entwickelt und für die Validierung im<br />

Flugversuch vorbereitet.<br />

Bild 30: Installation von SBVGs auf der Saugseite der Landeklappe.<br />

Im Sinne der mittelbaren Minderung des Umströmungsgeräusches durch Absenkung der<br />

Fluggeschwindigkeit wären hier insbesondere so genannte SBVGs („sub-boundary layer<br />

vortex generators“) <strong>zu</strong> nennen. Dies sind extrem kleine Wirbelgeneratoren, die, auf der<br />

Saugseite der Landeklappenoberfläche installiert (Bild 30), einen höheren Klappenausschlag<br />

ohne Strömungsablösung ermöglichen und damit <strong>zu</strong> einer leichten Steigerung des Maximalauftriebs<br />

führen und in der Konsequenz eine Absenkung der Anfluggeschwindigkeit erlauben<br />

würden. Da <strong>zu</strong>mindest die A340 heute nicht mit dem maximal möglichen Landekappenaus-<br />

32


schlag betrieben wird (wegen Ablösungsgefahr), wären SBVGs im weiteren Sinne als Lärm<br />

mindernde Nachrüstmaßnahme <strong>zu</strong> betrachten.<br />

Bei der Beurteilung solcher Maßnahmen muss aber bedacht werden, dass eine Absenkung<br />

der Anfluggeschwindigkeit eine Verminderung der Flughafenkapazität und auch einen Mehrverbrauch<br />

an Kraftstoff nach sich zieht. Letzteres erhöht die Kosten und wirkt sich auch negativ<br />

auf die Abgasemission aus.<br />

Im Folgenden werden die im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte gewonnenen Erkenntnisse<br />

<strong>zu</strong>r Minderung der Lärmabstrahlung an der Quelle bei Fahrwerken und Hochauftriebssystemen<br />

heutiger <strong>Verkehr</strong>sflugzeuge dargestellt.<br />

5.1<br />

Fahrwerksgeräusche<br />

Ein erster Großversuch im Jahr 1996 an einem Originalfahrwerk des A320 [143] im Deutsch-<br />

Niederländischen Windkanal (DNW-LLF) diente <strong>zu</strong>nächst der Quantifizierung des Fahrwerkslärms<br />

nachdem Zweifel aufgekommen waren ob Windkanalversuche an vereinfachten<br />

Modellfahrwerken die realen Geräuschcharakteristiken bei Überströmung der komplexen<br />

Fahrwerksstrukturen wiedergeben können. Tatsächlich zeigte sich hier, dass Fahrwerkslärm<br />

ein breitbandiges Spektrum mit hohen Pegeln bis 2000 Hz aufweist und in keiner Weise (wie<br />

von Modellmessungen vorhergesagt) nur auf niedrige Frequenzen beschränkt ist. Damit war<br />

erwiesen, dass eine wirksame Lärmminderung <strong>zu</strong>nächst nur durch eine „strömungsgünstige“<br />

Verkleidung der komplexen mechanischen Fahrwerksstrukturen erreicht werden kann. Um<br />

das mögliche Lärmminderungspotenzial durch solche Maßnahmen aus<strong>zu</strong>loten wurde daher<br />

in einem Prinzipversuch das gesamte Fahrwerk verkleidet. Als Ergebnis wurde ein Minderungspotenzial<br />

von mehr als 10 dB ermittelt (Bild 31), das natürlich durch nachrüstbare Teilverkleidungen<br />

bei Wahrung der Funktionalitäten des Fahrwerkes in der Praxis nicht erreicht<br />

werden kann. In diesem ersten Test wurden auch schon realistische Teilverkleidungen erprobt<br />

und zeigten erwartungsgemäß, dass die mechanisch komplexesten Strukturen auch<br />

die wesentlichsten Umströmungslärmquellen darstellen und durch eine gezielte Verkleidung<br />

dieser Bereiche Lärmminderungen in der Größenordnung von 3 dB möglich sind.<br />

Bild 31:<br />

Maximales Lärmminderungspotenzial durch unrealistische Vollverkleidung eines<br />

A320 Hauptfahrwerks.<br />

Als<br />

Nebenprodukt konnte hier auch erstmals gezeigt werden, dass die Überströmung der<br />

aus Gewichtsgründen hohl ausgeführten Bolzen in den zahlreichen Gelenken von Fahrwerksverstrebungen<br />

<strong>zu</strong> tonalem Lärm (Hohlraumresonanzen) führen kann (Bild 32). Inwieweit<br />

diese den Gesamtschalldruckpegel erhöhen, bzw. am Boden als lästig empfunden werden<br />

hängt jedoch vom Einzelfall ab. Die Vermeidung dieser tonalen Lärmanteile kann durch<br />

33


Verschlussstopfen in den Hohlbolzen in einfacher Weise an bestehenden Fahrwerken umgesetzt<br />

werden.<br />

Bild 32: Beispiel für tonalen Umströmungslärm bei Fahrwerken infolge strömungsinduzierter<br />

Hohlraumresonanzen in Fahrwerks-Hohlbolzen.<br />

Nachdem<br />

„aerodynamische Verkleidungen“ viel versprechende Lärmminderungen ergeben<br />

hatten, wurden systematische Folgeuntersuchungen an A340 Fahrwerken in DNW-LLF im<br />

Rahmen der EU-Projekte RAIN („Reduction of Airframe and Installation Noise“) und SILEN-<br />

CER („Significantly Lower Community Exposure to Aircraft Noise“) durchgeführt. In der Zusammenarbeit<br />

mit den Herstellern wurden in diesen Projekten nur unmittelbar für die Nachrüstung<br />

an bestehenden Flugzeugen geeignete Teilverkleidungen (engl.: fairings) entwickelt.<br />

„Aerodynamische“<br />

Verkleidungen von komplexen Fahrwerksstrukturen reduzieren die Wech-<br />

selwirkung turbulenter Nachlaufströmungen mit stromab gelegenen Fahrwerkskomponenten<br />

und führen damit <strong>zu</strong> einer Reduktion der Umströmungsgeräusche. Entsprechende, für den<br />

operationellen Einsatz geeignete, Verkleidungen wurden für Bug- und Hauptfahrwerke des<br />

A340 im Windkanalversuch entwickelt [144] (Bild 33). Im Projekt RAIN wurde diese Entwicklung<br />

im Wesentlichen auf der Basis ingenieurwissenschaftlicher Erfahrungen im Bereich der<br />

Strömungsmechanik und Aeroakustik durchgeführt. Auslegungskriterien waren die<br />

• Abschirmung von komplexen Strukturen vor der Anströmung durch turbulente<br />

Nachlaufströmungen<br />

hoher Geschwindigkeit und<br />

• Minimierung von Verdrängungseffekten durch<br />

Verkleidungsmaßnahmen und damit<br />

Vermeidung von erhöhtem Umströmungslärm an benachbarten Komponenten.<br />

Zur<br />

Optimierung der im Projekt RAIN entwickelten Verkleidungsmaßnahmen wurden daher<br />

im Folgeprojekt SILENCE(R) parallel <strong>zu</strong>m Entwurfsprozess Strömungsrechnungen <strong>zu</strong>r besseren<br />

Beurteilung der Wirkung der entworfenen Verkleidungen auf die lokalen Änderungen<br />

der Fahrwerksumströmung durchgeführt [145].<br />

34


Bild 33: A340-Fahrwerke mit aerodynamischen Verkleidungen <strong>zu</strong>r Minderung des Umströmungslärms<br />

im Rahmen des EU-Projekts RAIN.<br />

Am Bugfahrwerk (engl.: nose landing gear – NLG) erwiesen sich insbesondere die Verkleidungen<br />

des Achsbereichs (engl.: tow-bar fairing) und der Steuermechanik (engl.: steeringsystem<br />

fairing) als wirkungsvolle Maßnahmen. Im Bereich der Achsen wurden auch die Hohlräume<br />

in den Radfelgen (innen und außen) als Quellen vornehmlich tieffrequenten Schalls<br />

abgedeckt. Die Verkleidung der Achse mit der hier integrierten Zugstange (engl.: tow-bar)<br />

wurde so ausgeführt, dass am Boden durch Aufklappen der Verkleidung Zugang <strong>zu</strong>r<br />

Zugstange möglich ist. Die Verkleidung der Steuermechanik kann im Rahmen einer Nachrüstmaßnahme<br />

am A340 aus aeroakustischer Sicht allerdings nicht optimal ausgeführt werden,<br />

da die für eine geeignete Strömungsführung gewünschte Formgebung aus Platzgründen<br />

nicht realisiert werden kann. Diese Einschränkung ist aus Bild 33 nicht unmittelbar ersichtlich<br />

sondern erschließt sich erst aus einer detaillierten Betrachtung des Einfahrvorgangs<br />

selbst als auch der Geometrie am eingefahrenen Fahrwerk. Besondere Schwierigkeiten ergeben<br />

sich bei einer Verkleidung des oberen Fahrwerksbereichs (in Höhe der Schachttüren).<br />

So konnte zwar gezeigt werden, dass durch einen ausklappbaren „Spoiler“ (Bild 34) eine<br />

<strong>zu</strong>sätzliche Minderung des Gesamtlärms vom Bugfahrwerk um etwa 2 dB erreicht werden<br />

kann, was jedoch nur mit erheblichen Eingriffen auch in die Zellenstruktur realisierbar ist.<br />

Bild 34: Spoiler <strong>zu</strong>r Minderung des Umströmungslärms vom oberen Bereich des Bugfahrwerks.<br />

Beim Hauptfahrwerk (engl.: main landing gear – MLG) stellt das Drehgestell (engl.: bogie)<br />

mit seinen Achsen und Bremssystemen den wesentlichsten Schallquellbereich dar. Hier besteht<br />

das Hauptproblem darin, dass die Bremssysteme mit ihren zahlreichen konstruktiven<br />

Details (Hydraulikzylinder und Zuleitungen) <strong>zu</strong>r Gewährleistung einer ausreichenden Kühlung<br />

nicht oder nur teilweise verkleidet werden dürfen, trotz <strong>zu</strong>m Teil bereits installierter<br />

Kühlgebläse. Eine Verlängerung der Abkühlzeit nach einer Landung würde die erforderliche<br />

Verweilzeit am Boden bis <strong>zu</strong>r Unterschreitung einer vorgegebenen Minimaltemperatur der<br />

Bremsen verlängern und damit den Flughafenkapazität beinträchtigen. Aus diesem Grunde<br />

35


musste auf eine separate Verkleidung der Bremssysteme verzichtet und das Hauptaugenmerk<br />

auf die optimale Auslegung einer das gesamte Drehgestell abdeckenden Unterschale<br />

(engl.: undertray) gelegt werden. Im Vergleich zwischen zwei alternativen Auslegungen zeigte<br />

sich im Windkanal deutlich die Überlegenheit einer mit maximaler Breite ausgelegten Unterschale<br />

gegenüber einer mit geringerer Breite (Bild 35).<br />

Bild 35: Schallquellverteilungen im Bereich des Drehgestells bei Unterschalen mit unterschiedlicher<br />

Breite.<br />

Weitere wesentliche Umströmungslärmquellen des Hauptfahrwerks stellen die am Fahrwerksbein<br />

montierte Schachttür (engl.: leg door fairing) und die Seitenstütze (engl.: sidestay)<br />

mit den <strong>zu</strong>gehörigen Verriegelungsmechanismen (engl.: down lock mechanism) dar. An<br />

diesen Komponenten sind Lärm mindernde Nachrüstmaßnahmen nur in geringfügigem Umfang<br />

möglich, da sie sicherheitsrelevante Komponenten betreffen. Maßnahmen <strong>zu</strong>r besseren<br />

aerodynamischen Integration des Fahrwerksbeins mit der gegenüber der Anströmung angestellten<br />

Schachttür waren wenig erfolgreich. Im Gegenteil ergaben sich <strong>zu</strong>sätzliche Schallquellen<br />

an anderen Fahrwerkskomponenten durch die Veränderung der Gesamtumströmung.<br />

Im Windkanalversuch konnten maximale Lärmminderungen am Bug- und Hauptfahrwerk in<br />

der Größenordnung von 2 bis 3 dB bezüglich des A-bewerteten Gesamtschalldruckpegels<br />

durch Teilverkleidungen bei voller Funktionsfähigkeit der Fahrwerke nachgewiesen werden.<br />

Bei dem im Projekt SILENCE(R) anschließend durchgeführten Flugversuch mit optimierten<br />

Fahrwerksverkleidungen konnte allerdings nur ein Lärmminderungspotenzial für den Fahrwerkslärm<br />

allein von 1,8 dB nachgewiesen werden. Eine geringfügige Verbesserung dieses<br />

Ergebnisses kann erwartet werden durch eine <strong>zu</strong>sätzliche Teilverkleidung der Bremssysteme<br />

wie sie im letzten Windkanalversuch im Projekt SILENCE(R) unter Mitwirkung der Hersteller<br />

noch realisiert werden konnte.<br />

Bei einer für die Serienfertigung geeigneten Bauweise der aerodynamischen Fahrwerksverkleidungen<br />

muss mit Zusatzmassen in der Größenordnung von 70 kg für das Beispiel des<br />

A340 gerechnet werden, sowie mit verlängerten Inspektions- und Wartungszeiten durch die<br />

Notwendigkeit der Demontage von Verkleidungen für den Zugriff auf kritische Fahrwerkskomponenten.<br />

Eine weitere Optimierung solcher Nachrüstmaßnahmen wird im EU-Projekt TIMPAN („Technology<br />

to Improve Airframe Noise“) mit Start in 2006 in Angriff genommen. Hier werden strömungsdurchlässige<br />

Verkleidungen (perforierte Bleche, Netze) erprobt werden, die eine Minimierung<br />

der Verdrängungswirkung der Verkleidungen (Reduktion von Übergeschwindigkeiten)<br />

einerseits und die weiterhin wirksame Abschirmung stromab liegender Fahrwerkskom-<br />

36


ponenten von Nachlaufströmungen hoher Geschwindigkeit <strong>zu</strong>m Ziel haben. Ein wesentlich<br />

erhöhtes Lärmminderungspotenzial ist von diesen Entwicklungen aber im Einsatz für bestehende<br />

Fahrwerke kaum <strong>zu</strong> erwarten, da die Konstruktionsprinzipien heutiger Fahrwerke keine<br />

weitergehenden Verkleidungsmaßnahmen erlauben ohne die Funktionstüchtigkeit der<br />

Fahrwerke <strong>zu</strong> beeinträchtigen.<br />

In den USA wurden in der jüngsten Vergangenheit ähnliche Untersuchungen an Großmodellen<br />

von Fahrwerken mit Verkleidungen durchgeführt.<br />

5.2<br />

Geräusche von Hochauftriebshilfen<br />

Windkanaluntersuchungen an einem Originalflügel<br />

eines Airbus A320 haben gezeigt, dass<br />

infolge aeroakustisch nicht optimaler Detailkonstruktion der Hochauftriebskomponenten beträchtlicher<br />

Zusatzlärm entstehen kann. Lärmquellen dieser Art sind die Öffnungen in der<br />

Flügelvorderkante <strong>zu</strong>r Aufnahme der Vorflügelhalter (Bild 36), Hohlräume in den Seitenkanten<br />

von Landeklappen (Bild 37), und Öffnungen in der <strong>zu</strong>m Boden gewandten Flügelfläche<br />

[118], [146] (Tankdruckausgleichsöffnungen) (Bild 38).<br />

Bild 36:<br />

Beispiel von Öffnungen in der Flügelvorderkante <strong>zu</strong>r Aufnahme der Vorflügelhalter.<br />

Bild 37: Beispiel für Hohlräume in der Landeklappenseitenkante.<br />

Die<br />

Überströmung von Öffnungen in der Flügelfläche führt <strong>zu</strong> tonalem Lärm (Hohlraumreso-<br />

nanzen) und kann durch einfache nachrüstbare Maßnahmen (z.B. Wirbelgeneratoren stromauf<br />

der Öffnung) beseitigt werden (Bild 39), wenn der betreffende tonale Lärmanteil wie im<br />

betrachteten Fall für die Immission am Boden signifikant ist. Bei Flugzeugen der A320 Familie<br />

treten solche Töne im Wesentlichen in der Reiseflugkonfiguration lästig in Erscheinung,<br />

sind allerdings für die Landekonfiguration (Klappen und Fahrwerke ausgefahren) im Zertifikationspunkt<br />

nicht relevant. Nach mehreren Überflugmessungen im Rahmen einer Kooperation<br />

zwischen DLR und Lufthansa AG und durch den Hersteller Airbus selbst sind nachrüstbare<br />

Konzepte <strong>zu</strong>r Minderung solcher parasitären Toneffekte bereits in Arbeit.<br />

37


Bild 38: Ton von Tankdruckausgleichsöffnung auf der Unterseite der Tragfläche aus Messung<br />

im DNW-LLF an einer A320 Originaltragfläche.<br />

Bild 39: Beispiel für einen Wirbelgenerator stromauf einer überströmten Öffnung <strong>zu</strong>r Unterdrückung<br />

der Anregung von Hohlraumschwingungen.<br />

Auch Zusatzlärm durch Hohlräume in Klappenseitenkanten kann durch nachträgliche Füllkörper<br />

unschwer beseitigt werden. Ebenso ist die Abdichtung der Durchbrüche in der Tragflügelvorderkante<br />

realisierbar, erfordert jedoch schon beträchtlichen Aufwand, da wegen der<br />

Flügeldurchbiegung im Fluge nur flexible Abdichtmaßnahmen in Betracht gezogen werden<br />

können. Da diese Öffnungen in der Tragflügelvorderkante auch <strong>zu</strong> einer Verschlechterung<br />

der aerodynamischen Leistung führen, wurden tatsächlich schon früher jalousieartige Verschlüsse<br />

erprobt, jedoch wegen ihrer mechanischen Störanfälligkeit wieder verworfen. Das<br />

Lärmminderungspotenzial aller dieser Maßnahmen konnte im Windkanalversuch an einer<br />

A320 Originaltragfläche mit etwa 3 dB bezüglich des A-bewerteten Gesamtschalldruckpegels<br />

quantifiziert werden (Bild 40). Basierend auf diesen Erkenntnissen wurden im Rahmen einer<br />

Kooperation des DLR mit der Lufthansa AG Überfluglärmmessungen an einem A319 durchgeführt.<br />

Hier wurde das Flugzeug in seiner Basiskonfiguration vermessen und nachfolgend<br />

mit abgedichteten Durchbrüchen, Hohlräumen und Löchern. Der Vergleich der Messwerte<br />

zeigte eine breitbandige Minderung des Umströmungsgeräusches um ca. 1 bis 2 dB für Frequenzen<br />

über 500 Hz. Die Unterdrückung der Töne infolge strömungsinduzierter Hohlraumresonanzen<br />

in den Tankdruckausgleichsöffnungen ergab eine deutlich hörbare Lärmminderung<br />

von 6 dB(A) für das Flugzeug in seiner Reisekonfiguration, d.h. <strong>zu</strong> einer Zeit wo das<br />

Flugzeug sich noch in einer Höhe von etwa 3000 ft bewegt und einen maximalen Abewerteten<br />

Pegel von etwa 55 dB(A) erzeugt.<br />

Wenn die oben beschriebenen Zusatzgeräuschquellen beseitigt sind, dann tritt der Vorflügel<br />

mit seinen Haltern (engl.: slat-tracks) als nächst wichtige Geräuschquelle hervor. Hierbei sind<br />

die Anteile vom Vorflügel einerseits und der (wegen der Flügelpfeilung) schräg <strong>zu</strong>r Anströmung<br />

angeordneten Halter andererseits schwer <strong>zu</strong> trennen. Bei den heute verwendeten Vorflügeln<br />

mit Spalt (Handley-Page slats) kann in der Regel jedoch davon ausgegangen werden,<br />

dass der Vorflügel selbst die entscheidende Lärmquelle darstellt.<br />

38


Bild 40: Lärmminderungspotenzial am Beispiel des A320 durch Beseitigung von überströmten<br />

Hohlräumen und Löchern im Windkanalversuch.<br />

Gemäß der Annahme, dass der wesentlichste Geräuschbeitrag durch die Abströmung an der<br />

Vorflügelhinterkante entsteht, wurde <strong>zu</strong>nächst im Rahmen eines nationalen deutschen Forschungsprojekts<br />

(„Eigengeräuschminderung an <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen“) eine teilweise Rückseitenabdeckung<br />

im Windkanalversuch am A320 1:7,5 Modell im DNW-LLF erprobt [118]<br />

(Bild 41). Diese Maßnahme zielte darauf ab, die sich in der freien Scherschicht zwischen<br />

Rückseitenwirbel und Spaltströmung bildenden Turbulenzstrukturen <strong>zu</strong> beseitigen bzw. <strong>zu</strong><br />

mindern und damit auch das bei der Überströmung der Hinterkante entstehende Abströmgeräusch.<br />

Tatsächlich konnte mit dieser Maßnahme eine breitbandige Minderung des Vorflügelgeräusches<br />

zwischen 2 bis 3 dB erreicht werden (Bild 42) ohne messbaren Verlust an<br />

aerodynamischer Leistung. Dies war Anlass für eine eingehende Systemstudie bei Airbus-<br />

Deutschland im Hinblick auf die Entwicklung potenzieller Nachrüstlösungen, z.B. durch aufblasbare<br />

Bälge im Hohlraum der Vorflügelrückseite.<br />

Bild 41: Geometrie der im Windkanal getesteten Rückseitenabdeckung für den Vorflügel.<br />

Als weitere Maßnahme <strong>zu</strong>r Minderung von Hinterkantengeräuschen ist die gezackte Hinterkante<br />

(engl.: serrated trailing edge) aus der Literatur bekannt. Solche Maßnahmen und der<br />

Extremfall einer bürstenartigen Kantengestaltung wurden in den EU-Projekten RAIN und<br />

SILENCE(R) an verschiedenen Airbus A320 und A340 Modellen mit wechselndem Erfolg<br />

untersucht. In der Regel wurden durch Bürstenendkanten breitbandige Lärmminderungen<br />

um 1 dB erzielt, jedoch an 3D Modellen immer verbunden mit einer un<strong>zu</strong>lässigen Beeinträchtigung<br />

der aerodynamischen Leistungsfähigkeit des Hochauftriebssystems.<br />

39


Bild 42: Nachweis der Minderung des Vorflügellärms durch eine Rückseitenabdeckung am<br />

A320 Modell im DNW-LLF.<br />

Der Lärm mindernde Wirkungsmechanismus solcher Bürstenansätze oder auch perforierter<br />

Hinterkanten wird darin gesehen, dass sich der Wirkungsgrad der Umwandlung von turbulenten<br />

Druckschwankungen in ausbreitungsfähige Schallwellen an der Hinterkante vermindert,<br />

infolge von Dissipation der Schwankungsgeschwindigkeiten in dem strömungsdurchlässigen<br />

Bereich nahe der Hinterkante. Damit verbunden ist naturgemäß auch ein Einfluss dieser<br />

Endkantenformen auf die mittlere Strömung. Da in 2D Prinzipversuchen jedoch ein beträchtliches<br />

Lärmminderungspotenzial in der Größenordnung von 10 dB ermittelt wurde und<br />

die Nachrüstbarkeit solcher Konfigurationen möglich erscheint, werden derzeit im DLR<br />

Grundlagenuntersuchungen <strong>zu</strong>r optimalen Bürstenauslegung durchgeführt [147] (Bild 43).<br />

Bild 43: Grundlagenversuch <strong>zu</strong>m Potenzial der Minderung des Hinterkantengeräusches<br />

durch Bürstenkanten.<br />

Weitergehende Untersuchungen <strong>zu</strong>r lärmminimalen Gestaltung der Vorflügelrückseite erfolgten<br />

im Rahmen des Projekts IHK („Innovative Hochauftriebskonfigurationen“) und FRE-<br />

QUENZ („Forschung <strong>zu</strong>r Reduzierung und Ermittlung des Quelllärms mittels Experiment und<br />

Numerik an Zivilflugzeugen“) im Luftfahrtforschungsprogramm 3. Hier wurden unter anderem<br />

die in Bild 44 dargestellten Lösungen auf ihr Potenzial <strong>zu</strong>r Minderung des Vorflügellärms hin<br />

untersucht:<br />

• Profilierte Rückseiteneinsätze (Fortführung der Balglösung),<br />

• Einstellbares „Panel“ an der unteren Abströmkante des Vorflügels,<br />

• Rippen auf der Vorflügelrückseite <strong>zu</strong>r Beeinflussung des Rückseitenwirbels.<br />

40


Bild 44: Schematische Darstellung unterschiedlicher Konzepte <strong>zu</strong>r Minderung des Vorflügellärms.<br />

Dabei zeigte sich, dass nur die Rückseitenprofilierung ein nennenswertes Lärmminderungspotenzial<br />

aufweist (was auch in einer N<strong>AS</strong>A Studie [148] gefunden wurde), verbunden jedoch<br />

mit dem vergleichsweise größten systemtechnischen Aufwand für eine Nachrüstlösung,<br />

die daher als nicht realistisch angesehen werden muss. Zudem ergab sich, dass eine signifikante<br />

Lärmminderung durch profilierte Füllkörper nur für sehr genaue Konturtreue und dementsprechend<br />

feste Auslegungsbedingungen (Flugzeuganstellwinkel) erzielt werden kann.<br />

Vor einem realen Einsatz am Flugzeug besteht daher noch erheblicher Forschungsbedarf<br />

hinsichtlich der Definition der Auslegungskriterien.<br />

Als weitere Möglichkeit <strong>zu</strong>r Minderung des Vorflügellärms wurden im EU-Projekt SILEN-<br />

CE(R) verschiedene Ausführungen von absorbierenden Beschichtungen sowohl auf der Vorflügelrückseitenfläche<br />

als auch entlang der Tragflächenvorderkante untersucht. Diesen Maßnahmen<br />

liegt die Idee <strong>zu</strong>grunde das im Bereich der Vorflügelhinterkante entstehende Geräusch<br />

auf seinem Ausbreitungsweg <strong>zu</strong> dämpfen (Bild 45). Tatsächlich bilden die Flächen<br />

der Vorflügelrückseite und der Flügelvorderkante einen trichterähnlichen Querschnitt mit dem<br />

Potenzial die Ausbreitung von Schallwellen <strong>zu</strong> verstärken [149] (Effekt eines Hornlautsprechers).<br />

Da solche Dämpfungsbeläge als mögliche Nachrüstungslösungen angesehen werden<br />

können, wurden geeignete Absorber im Rahmen von 2D und 3D Windkanalexperimenten<br />

bezüglich ihres Lärmminderungspotenzials getestet. Während im 2D Versuch ein Lärmminderungspotenzial<br />

von 2 dB nachgewiesen werden konnte, ergab die nachfolgende Vermessung<br />

am 1:7,5 Ganzmodell des A320 jedoch keine nennenswerte Lärmminderung.<br />

Bild 45: Liner Konzept <strong>zu</strong>r Minderung des Vorflügellärms.<br />

Zusammenfassend muss daher konstatiert werden, dass wirkungsvolle, für die Nachrüstung<br />

geeignete, Maßnahmen <strong>zu</strong>r Minderung des bei heutigen Flugzeugen dominanten Vorflügellärms<br />

ohne Einbußen in der aerodynamischen Leistung noch nicht entwickelt werden konnten.<br />

Neben dem Vorflügel stellen die frei überströmten Seitenkanten von Landeklappen die<br />

nächst bedeutenden Lärmquellen dar. Durch die Installation von Endscheiben an den Seitenkanten<br />

wurden Geräuschminderungen in der Größenordnung von 2 bis 3 dB (für den Quellbereich)<br />

nachgewiesen [111], [150], [151], [152], ohne dass der akustische Wirkungsmechanismus<br />

solcher Maßnahmen eindeutig geklärt werden konnte. Auch durch die Anwendung<br />

poröser Werkstoffe im Kantenbereich [148], [153], [154], [155] konnten Lärmminderun-<br />

41


gen erzielt werden.<br />

Zur Minderung des Seitenkantenlärms wurde in den EU-Projekten RAIN und SILENCE(R)<br />

die Idee poröser Endkanten aufgegriffen. Ähnlich wie für die Vorflügelhinterkante oben beschrieben,<br />

wurden jetzt die Seitenkanten der Landeklappe mit Endstücken aus porösem Metallschaum<br />

oder mit Bürsten versehen (Bild 46). Die akustische Vermessung dieser Maßnahmen<br />

im Windkanal (sowohl am 3D Modell als auch an einer A320 Originaltragfläche)<br />

zeigte lokale Lärmminderungen (im Quellbereich) von bis <strong>zu</strong> 10 dB. In der Folge war die<br />

Klappenseitenkante als Schallquelle kaum noch lokalisierbar, so dass der nahe gelegenen<br />

Klappenhalter als jetzt dominante Quelle von Umströmungsgeräusch verblieben war<br />

(Bild 47).<br />

Die Lärm mindernde Wirkung der untersuchten Maßnahmen ist breitbandig und wächst ab<br />

Frequenzen über 1 kHz (im Originalmaßstab) stetig an. Diese erhebliche Minderung im<br />

Quellbereich bewirkte eine Minderung des Gesamtumströmungsgeräusches von immerhin<br />

noch etwa 2 dB. Es konnte gezeigt werden, dass das Maß der Lärmminderung nicht entscheidend<br />

vom Strömungswiderstand des gewählten Materials abhängig ist. Die aerodynamische<br />

Vermessung zeigte darüber hinaus keine messbaren Unterschiede in der aerodynamischen<br />

Leistung eines so behandelten Hochauftriebssystems.<br />

Bild 46: Untersuchte Seitenkantenmodifikationen mit strömungsdurchlässigen Endkanten.<br />

Bild 47: Beispiel für das im Windkanalversuch gefundene Minderungspotenzial von porösen<br />

Landeklappenseitenkanten.<br />

Für eine entsprechende Umrüstung der Landeklappen (alternativ auch mit eingangs erwähnten<br />

Endscheiben) müssten die Klappen in Spannweitenrichtung um das Maß der Profildicke<br />

gekürzt und durch strömungsdurchlässige Endstücke mit definiertem Strömungswiderstand<br />

(oder Endscheiben) ersetzt werden. Bezüglich des Nachrüstungsaufwandes ist das gleichbedeutend<br />

mit einem kompletten Austausch der Landeklappen.<br />

42


6 Flugversuche <strong>zu</strong>r Erprobung von nachrüstbaren Geräuschminderungsmaßnahmen<br />

für <strong>Verkehr</strong>sflugzeuge<br />

6.1 DLR-DLH Überflugmessungen mit Airbus A319; Cochstedt 2001<br />

6.1.1 Einführung<br />

In einer gemeinsamen Aktion vom DLR und der Deutschen Lufthansa und mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

durch die Firmen Airbus und CMFI wurde ein Airbus A319 auf Vorschlag und nach Angaben<br />

des DLR von der Lufthansa Technik im Hinblick auf verminderte Geräuschabstrahlung umgerüstet<br />

und die damit erzielten Ergebnisse im Flugversuch ermittelt.<br />

Bild 48: Messflug über dem Mikrofonarray bestehend aus 238 Mikrofonen, ausgebreitet auf<br />

einer Kreisfläche mit einem Durchmesser von 26 m.<br />

Hintergrund dieser gemeinsamen Anstrengung war, dass die steigende Zahl von Flugbewegungen<br />

und die erwartete Verschärfung der Immissionsgrenzwerte in Deutschland <strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng<br />

aller verfügbaren Potenziale der Lärmminderung für die bestehende Flotte zwingen.<br />

Der „Lärmteppich“ im An- und Abflugbereich von Flughäfen wird bestimmt von der Schallabstrahlung<br />

der Triebwerke und vom Umströmungsgeräusch der Flugzeugzelle. Sollen Maßnahmen<br />

<strong>zu</strong>r Minderung des Lärms am Boden ergriffen werden, kommt es darauf an, die jeweils<br />

lauteste Lärmquelle im Sinn einer Minderung <strong>zu</strong> beeinflussen. Dies ist beim Start das<br />

Triebwerk, während im Landeanflug die Lärmbeiträge vom Triebwerk und von der Umströmung<br />

der Zelle bei heutigen Flugzeugen etwa gleich groß sind. Die entscheidenden Beiträge<br />

<strong>zu</strong>m Triebwerkslärm liefern Fan, Freistrahl, Brennkammer und Turbine, beim Umströmungslärm<br />

sind dies die Fahrwerke und Hochauftriebssysteme, aber auch überströmte Öffnungen<br />

in verschiedensten Bauteilen.<br />

Die Umset<strong>zu</strong>ng der in nationalen und internationalen Forschungsprogrammen gewonnenen<br />

Erkenntnisse <strong>zu</strong>r lärmarmen Auslegung von Triebwerk und Zelle lassen bei neuen Flugzeugen<br />

eine deutliche Lärmminderung erwarten. Ein Teil der gefundenen Maßnahmen <strong>zu</strong>r Minderung<br />

an der Quelle lässt sich aber auch schon an bestehendem Fluggerät durch Nachrüstung<br />

realisieren. Hier<strong>zu</strong> gehören Verbesserungen an der konstruktiven Detailgestaltung bei<br />

Fahrwerken, Flügeln und Klappensystemen der Airbus Flugzeuge A321/320/319 <strong>zu</strong>r Beseitigung<br />

von tonalen Geräuschen infolge der Überströmung von Löchern und Hohlräumen in<br />

den Tragflächen und bei Bolzen in Fahrwerksgelenken oder bei der Umströmung der Klappenseitenkanten.<br />

Während diese nachrüstbaren Maßnahmen auf eine Lärmminderung vor allem im Landeanflug<br />

abzielen, kann der Strahllärm beim Start/Abflug durch Einsatz von „Chevron“ Düsen<br />

43


eduziert werden. Auch die Entfernung eines ungeeigneten Schalldämpfers direkt vor dem<br />

Fanrotor wird als Lärmminderungsmaßnahme diskutiert.<br />

Weitergehende Maßnahmen erfordern dagegen die Neuentwicklung von Komponenten und<br />

sind damit nicht unmittelbar in vorhandene Flugzeuge <strong>zu</strong> integrieren. Da<strong>zu</strong> gehören Triebwerksgondeln<br />

mit verbesserten Schalldämpfern oder Modifikationen am Vorflügelhaltesystem.<br />

6.1.2 Modifikationen am Airbus A319<br />

Auf Vorschlag des DLR und in Absprache mit Airbus und CFMI, wurden <strong>zu</strong>r Lärmminderung<br />

an einer A319 geeignete konstruktive Modifikationen an den oben genannten Flugzeug- und<br />

Triebwerkskomponenten durch die Lufthansa Technik vorgenommen. Die folgenden Modifikationen<br />

an der Zelle zielten <strong>zu</strong>nächst auf die Beseitigung von Tönen durch überströmte Öffnungen<br />

(Dobrzynski & Michel [156], Pott-Pollenske et al [146]):<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

Einbau von Wirbelgeneratoren vor den Öffnungen der Tanküberdruckventile.<br />

Verschluss von Hohlbolzen an den Fahrwerken.<br />

Verschluss von Drainagelöchern an der Flügelunterseite.<br />

Weitere Modifikationen sollten die breitbandigen Rauschquellen an den Hochauftriebssystemen<br />

verringern:<br />

Abkleben der Slattrack-Öffnungen.<br />

Ausfüllen des Hohlraumes an der Klappenseitenkante mit porösem Schaumstoff.<br />

Zusätzlich wurde eines der beiden Triebwerke modifiziert durch (Dobrzynski & Michel [156],<br />

Siller & Michel [157])<br />

6. Konstruktion, Fertigung und Montage einer gezahnten (Chevron-) Düse für den Primärstrahl<br />

des Triebwerks (Bild 49). Ziel war die Minderung des Freistrahl-Mischungslärms.<br />

7. Abklebung eines Schalldämpfers im Fan-Casing („casing liner“). Diese von Snecma<br />

vorgeschlagene Modifikation sollte die nachteilige Wirkung von Stegen in den Schalldämpfern<br />

auf den Fanlärm beseitigen.<br />

Bild 49: Die gezahnte Düse („Chevron-Düse“) <strong>zu</strong>r Verminderung des Strahllärms.<br />

6.1.3 Ergebnisse der Überflugversuche<br />

Das Geräuschminderungspotenzial dieser Maßnahmen wurde im Rahmen vergleichender<br />

Überflugmessungen auf dem Flughafen Cochstedt in Sachsen-Anhalt ermittelt. Hier<strong>zu</strong> wur-<br />

44


den Überflüge bei unterschiedlichen Flugzeugkonfigurationen und Fluggeschwindigkeiten<br />

durchgeführt. Um das Potenzial der Lärmminderung nachrüstbarer Maßnahmen an den<br />

Hochauftriebsklappen <strong>zu</strong> quantifizieren, wurden Überfluglärmmessungen auch bei reduzierter<br />

Triebwerksdrehzahl (flight-idle) und eingezogenen Fahrwerken durchgeführt. Zur Dokumentation<br />

der durch die Modifikationen am Triebwerk erzielbaren Lärmminderungen wurden<br />

Vergleichsflüge durchgeführt in denen jeweils ein Triebwerk unter Volllast und das andere im<br />

Leerlauf (flight idle) betrieben wurde. Die Schallemission der beiden Triebwerke konnte <strong>zu</strong>sätzlich<br />

durch Einsatz eines 26 m großen Mikrofonarrays (Bild 48) verglichen werden.<br />

6.1.3.1 Beseitigung von Heultönen durch überströmte Öffnungen<br />

Das am meisten beeindruckende Ergebnis war die erfolgreiche Unterdrückung der Tonentstehung<br />

an den überströmten Druckausgleichsöffnungen auf der Tragflächenunterseite bei<br />

Frequenzen von 529 Hz und 578 Hz. Dies wurde durch Anbringung eines kleinen Wirbelgenerators<br />

jeweils unmittelbar vor den Öffnungen erreicht (Bild 50). Die Emissionsorte der Töne<br />

sind in dem aus einer Entfernung von 268 m von dem Mikrofonarray ermittelten Bild 51<br />

deutlich <strong>zu</strong> erkennen.<br />

Bild 50: Wirbelgenerator stromauf der Öffnungen der Tanküberdruckventile auf der Tragflächenunterseite.<br />

Bild 51: Von den Öffnungen der Tanküberdruckventile auf der Flügelunterseite erzeugte<br />

Töne bei 529 Hz und 578 Hz (vom Mikrofonarray aus 268 m Entfernung „gesehen“).<br />

Bild 52 zeigt beim Überflug aufgenommenen Schalldruckspektren ohne und mit Wirbelgeneratoren.<br />

Deutlich <strong>zu</strong> sehen sind die beiden Frequenzspitzen bei 529 Hz und 578 Hz, die<br />

durch das Anbringen der Wirbelgeneratoren beseitigt werden. Dadurch sinkt der maximale<br />

A-bewertete Überfluglärmpegel um bis <strong>zu</strong> 6 dB(A), wenn das Flugzeug in seiner Reisekonfi-<br />

45


guration bei reduzierter Triebwerksdrehzahl („flight-idle“) fliegt. Es sei angemerkt, dass -6 dB<br />

einer Viertelung der emittierten Schallleistung entspricht. Außerdem sinkt die subjektive Lästigkeit<br />

des Flugzeuggeräusches deutlich. Bei der Beurteilung der Lästigkeit ist auch <strong>zu</strong> berücksichtigen,<br />

dass in größerer Entfernung vom Flughafen – also bei entsprechend größerer<br />

Flughöhe – die absoluten Lärmpegelwerte zwar relativ niedrig sind, die Einwirkdauer jedoch<br />

gleichzeitig ansteigt.<br />

Bild 52: Schalldruckspektren beim Überflug einer A319 ohne („standard“) und mit Wirbelgeneratoren<br />

(„modified“).<br />

Die Lärmminderung durch Beseitigung dieser Töne ist geringer, wenn andere Lärmquellen<br />

am Flugzeug lauter werden. Dies ist beispielsweise beim Start der Fall. Auch hier treten die<br />

Heultöne am unmodifizierten Flugzeug mit fast gleichem Pegel auf. Wegen der sehr viel größeren<br />

Triebwerksgeräusche führt die Beseitigung der tonalen Quellen beim Start nur <strong>zu</strong> einer<br />

Pegelminderung von 0,2 dB(A). Im Verlauf des Steigfluges nach dem Start wirkt sich die<br />

Beseitigung der Töne noch in einer Lärmminderung von 0,6 dB(A) aus.<br />

Im Landeanflug sind die Klappen sehr viel weiter ausgefahren, wodurch sich der Tonpegel<br />

wegen der veränderten Flügelumströmung reduziert. Gleichzeitig erhöht sich das Gesamtgeräusch<br />

durch <strong>zu</strong>sätzliche Fahrwerksgeräusche und höhere Triebwerksgeräusche. Damit ist<br />

die erzielte Lärmminderung durch Beseitigung der Töne von überströmten Druckausgleichsöffnungen<br />

auf der Tragflächenunterseite zwar im weiteren Anflugbereich und im gesamten<br />

Abflugbereich von Bedeutung, nicht jedoch für den typischen Endanflug vor der Landung.<br />

6.1.3.2 Reduzierung des Strahllärms durch Chevrondüse<br />

Lufthansa-Technik baute nach Vorgaben des DLR eine gezahnte (Chevron) Düse, mit der<br />

eines der beiden Triebwerke ausgerüstet wurde. Ähnliche gezahnte Düsen wurden in den<br />

vergangenen Jahren in England und den USA ausführlich untersucht, Flugversuche mit einem<br />

CFM56-Triebwerk fanden jedoch noch nicht statt. Die Anbringung der Chevron-Düse an<br />

der Primärdüse brachte die für dieses Triebwerk erwartete Lärmminderung im Bereich von<br />

etwa 1 dB(A). Eine Lärmminderung um 1 dB mag gering erscheinen, wenn aber der gesamte<br />

vom Flugzeug emittierte Lärm um 1 dB gesenkt werden könnte, würde sich die Größe des<br />

Fluglärmteppichs um etwa 20% verringern, wie Rechnungen mit dem Fluglärmprognoseverfahren<br />

des DLR zeigen.<br />

Minderungen in der Größenordnung von 2 dB(A) sind bei dem wesentlich schubstärkeren<br />

CFM56-Triebwerk für die A321 <strong>zu</strong> erwarten. Da ein großer Anteil des Strahllärms am A319-<br />

46


Triebwerk vom Nebenstrom erzeugt wird, kann die Lärmminderung von etwa 3 dB(A) (Halbierung<br />

der Schallleistung) nur durch Chevrons an beiden Düsen erreicht werden.<br />

Bei der in Bild 49 gezeigten getesteten Düse wurden auf einem Prüfstand der Lufthansa<br />

Technik eine Erhöhung des spezifischen Treibstoffverbrauchs zwischen 0,1% und 0,7% ermittelt,<br />

bei einer Erhöhung des Schubes um 0,2%.<br />

6.1.3.3 Reduktion des Fanlärms durch Abkleben des „Casing Liners“<br />

Der sogenannte Casing Liner befindet sich unmittelbar stromauf des Fan-Rotors und ist etwa<br />

10 cm lang. Er besteht bedingt durch seine Fertigung aus mehreren, hier zwölf, Umfangsegmenten.<br />

An dieser Umfangs-Diskontinuität wird das vom Rotor bzw. das von der Rotor-<br />

Stator-Wechselwirkung erzeugte und stromauf abgestrahlte Geräusch gestreut. Das kann<br />

<strong>zu</strong>r Folge haben, dass räumliche Schwingungsformen der Druckschwankungen („akustische<br />

Kanalmoden), die sich normalerweise nicht als Schall durch den Triebwerkskanal ausbreiten<br />

können, durch die Streuung an den Liner-Segmenten ausbreitungsfähig werden und <strong>zu</strong>m<br />

Fernfeldschall beitragen.<br />

Eine Auswertung der Schalldruckspektren der beiden Triebwerke mit dem Mikrofonarray<br />

zeigt, dass der bei der Blattfolgefrequenz emittierte Ton im Landeanflug nach Überkleben<br />

des Casing-Liners um 3 bis 10 dB sinkt. Dies wirkt sich auf den Gesamtlärm des Flugzeuges<br />

zwar nur in Bruchteilen eines Dezibel aus, jedoch sinkt wegen der geringeren Tonhaltigkeit<br />

auch die Lästigkeit der Geräusche. Diese Maßnahme war vom Triebwerkhersteller Snecma<br />

vorgeschlagen worden und wird bei neueren Triebwerken bereits werksseitig berücksichtigt.<br />

6.1.3.4 Einfluss des Buzz-Saw Noise<br />

Ein nicht überraschendes Ergebnis der Messungen ist, dass der Startlärm des Triebwerks in<br />

Flugrichtung und <strong>zu</strong>r Seite vom sogenannten Kreissägengeräusch dominiert wird, das eine<br />

akustische Folge der Verdichtungsstöße an den Rotorschaufeln des Fans bei Drehzahlen im<br />

Start und Steigflug ist und auch vom Anstellwinkel des Flugzeugs abhängt. Die Testflüge<br />

ergaben überraschend, dass sich die beiden Triebwerke in ihrem buzz-saw noise sehr stark<br />

unterscheiden. Eine wesentliche Senkung der Triebwerksgeräusche am CFM56-Triebwerk<br />

ist daher nur erreichbar, wenn der buzz-saw noise deutlich verringert wird. Dies erfordert<br />

aber die Entwicklung eines neuen Triebwerkeinlaufs unter Nut<strong>zu</strong>ng der neuesten Erkenntnisse<br />

der Forschung (Siller & Michel [157]).<br />

6.1.3.5 Reduzierung des Breitbandlärms der Hochauftriebshilfen<br />

Die Messkampagne ermöglichte dem DLR auch eine Untersuchung von Maßnahmen <strong>zu</strong>r<br />

Minderung des breitbandigen Lärms (Rauschen) bei der Umströmung der Vorflügelhaltersysteme<br />

und Landeklappenseitenkanten. Diese Maßnahmen führten <strong>zu</strong> einer Minderung<br />

des Umströmungsgeräusches der Klappensysteme um 1 bis 2 dB, die allerdings nur bei<br />

Triebwerksleistung „flight idle“ und eingefahrenen Fahrwerken <strong>zu</strong> realisieren sind. Hinsichtlich<br />

des Gesamtschallpegels im Landeanflug der A319 konnte mit diesen Maßnahmen jedoch<br />

keine messbare Lärmminderung erreicht werden. Die Messkampagne hat aber gezeigt,<br />

dass Modifikationen dieser Art bei der Entwicklung <strong>zu</strong>künftiger lärmarmer <strong>Verkehr</strong>sflugzeuge<br />

unabdingbar sind: Dann nämlich, wenn es gelungen ist die Triebwerks- und Fahrwerksgeräusche<br />

ab<strong>zu</strong>senken.<br />

6.1.3.6 Weitere Maßnahmen<br />

Das Verschließen von Drainageöffnungen an den Flügeln und von hohlen Gelenkbolzen an<br />

den Fahrwerken hat die Tonhaltigkeit der Geräusche verringert. Der Einfluss auf den gemessenen<br />

Gesamtpegel ist allerdings kaum messbar.<br />

6.1.4 Bewertung der Ergebnisse<br />

Die Umset<strong>zu</strong>ng von Forschungserkenntnissen in die Serienfertigung ist bei einem Flugzeug<br />

47


allerdings ein zeitaufwändiger Vorgang, da hier nicht nur der Lärm, sondern auch die Aspekte<br />

der Haltbarkeit, Wartung, und vor allem die der Sicherheit berücksichtigt werden müssen.<br />

Die getestete Modifikation am Schalldämpfer des Triebwerks ist bereits in neueren Triebwerken<br />

berücksichtigt. Eine gezahnte Düse wird für schubstärkere Varianten untersucht und als<br />

eine Maßnahme <strong>zu</strong>r Erfüllung der neuen Schallgrenzwerte in neuere Triebwerke der Airbus<br />

A321 eingebaut (nur Primärdüse).<br />

Technisch umsetzbare Maßnahmen <strong>zu</strong>r Minderung der untersuchten Umströmungslärmquellen<br />

an den Tragflügeln künftiger Flugzeuge werden <strong>zu</strong>r Zeit in dem europäischen Forschungsprogramm<br />

SILENCE(R) untersucht. Zur der Beseitigung der „Flügeltöne“ wird hierbei<br />

eine technisch andere (auch <strong>zu</strong>r Nachrüstung geeignete) Lösung verfolgt, die in Abschnitt<br />

6.3 Bild 54 (Typ AT) genauer beschrieben wird.<br />

6.2 DLR-DLH Überflugmessungen mit Boeing MD-11; Schwerin-Parchim 2002<br />

6.2.1 Einleitung<br />

Im Auftrag der Deutschen Lufthansa AG wurden vom DLR im Rahmen des Projekts „Leises<br />

Flugzeug“ Überflugmessungen an einem Frachtflugzeug vom Typ Boeing MD-11 mit CF6-<br />

80C2 Triebwerken durchgeführt. Zwei Teams des DLR waren an den Messungen beteiligt:<br />

Das DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik, Abt. Technische Akustik führte<br />

Messungen mit Einzelmikrofonen im Fernfeld durch <strong>zu</strong>r Bestimmung der lateralen Richtcharakteristik<br />

der Schallemission (Gehlhar et al. [158]) und das DLR-Institut für Antriebstechnik,<br />

Abt. Triebwerksakustik die Schallquellenortung mit Hilfe eines Mikrofonarrays (Zwiener &<br />

Siller [159], Siller et al [160]). Das Array bestand aus 240 Mikrofonen, die auf einer Kreisfläche<br />

von 32 m angeordnet waren. Die Messungen fanden im September 2002 am Flughafen<br />

Schwerin-Parchim (Baltic Airport) statt.<br />

Die Boeing MD-11 wird von der Lufthansa vor<strong>zu</strong>gsweise als Frachtflugzeug eingesetzt und<br />

fliegt als solches häufig in den Tagesrandzeiten oder nachts. Aus diesem Grund ist gerade<br />

für diesen Flugzeugtyp eine Geräuschminderung durch Nachrüstmaßnahmen oder akustisch<br />

günstigere Flugverfahren von besonderem Interesse. Neben der Schallabstrahlung beim<br />

Start interessierte vor allem das Potenzial der Lärmminderung beim Landeanflug durch verschiedene<br />

Anflugkonfigurationen, speziell die unterschiedliche Kombination von Landeklappenausschlag<br />

und Triebwerksleistung oder auch verschiedene Triebwerksleistungen für das<br />

Hecktriebwerk einerseits und die Triebwerke unter den Tragflächen andererseits.<br />

Hintergrund dieser Überlegungen sind u.a. Erkenntnisse aus europäischen Forschungsprogrammen,<br />

in denen gezeigt wurde, dass z.B. durch Schallreflexion an den Tragflächen-<br />

und Landeklappenunterseiten die Lärmabstrahlung der unter den Tragflächen installierten<br />

Triebwerke höher sein kann als die der am Heck angeordneten Triebwerke. Weiterhin besteht<br />

ein komplexer Zusammenhang zwischen dem Anstellwinkel der Landeklappen, dem<br />

Triebwerksschub und dem resultierenden Gesamtgeräuschpegel. Wird z.B. der volle Klappenausschlag<br />

für eine Landung nicht benötigt (geringe Landemasse oder hohe Luftdichte),<br />

so wird bei geringerem Klappenausschlag der Widerstand des Flugzeugs geringer und damit<br />

eine Absenkung der Triebwerksleistung möglich. Gleichzeitig könnte jedoch <strong>zu</strong>m Erreichen<br />

des nötigen Auftriebs eine höhere Anfluggeschwindigkeit erforderlich sein, so dass am Ende<br />

zwar der Triebwerkslärm absinken der Zellenlärm jedoch ansteigen würde. Es hängt daher<br />

vom Flugzeugtyp und seiner speziellen Lärmcharakteristik ab, ob ein geringerer Klappenausschlag<br />

letztlich <strong>zu</strong> einer Absenkung der Lärmimmission führen kann.<br />

6.<strong>2.2</strong> Messprogramm<br />

Das Messprogramm umfasste insgesamt 41 Überflüge, 12 davon simulierte Landeanflüge, 8<br />

simulierte Starts sowie 21 Überflüge mit den Triebwerken in „flight idle“ <strong>zu</strong>r Untersuchung<br />

von Umströmungsgeräuschquellen. Nur über die Untersuchung verschiedener Landekonfigurationen<br />

wird in diesem Abschnitt berichtet.<br />

48


Bei der Durchführung simulierter Landungen sollten bei einem Gleitwinkel von 3° eine Überflughöhe<br />

von 600 ft über der Messstelle erreicht werden. Für die folgenden 4 Konfigurationen<br />

galt es den möglichen Einfluss auf den Fernfeldlärm <strong>zu</strong> quantifizieren:<br />

Konf. 1: Referenzkonfiguration; 35° Klappenwinkel; alle drei Triebwerke bei 68-70% N1;<br />

Fluggeschwindigkeit 168 kts. Diese Konfiguration wird üblicherweise bei der Landung<br />

geflogen (N1 = Drehzahl des Triebwerk-Fans; N1 = 100% entspricht einer<br />

Drehzahl von 3280/min).<br />

Konf. 2: 35° Klappenwinkel; reduzierte Drehzahl der Tragflächentriebwerke (N1 = 63%) und<br />

erhöhte (10%) Drehzahl des Hecktriebwerks (N1 = 73%); Fluggeschwindigkeit ca.<br />

167 kts.<br />

Konf. 3: 28° Klappenwinkel; alle Triebwerke bei N1 = 65%; Fluggeschwindigkeit ca. 171 kts.<br />

Konf. 4: Zertifizierungskonfiguration; 50° Klappenwinkel; alle Triebwerke bei N1 = 74-75%;<br />

Fluggeschwindigkeit ca. 163 kts. Diese Konfiguration wird nur bei sehr kurzen oder<br />

rutschigen Landebahnen geflogen.<br />

In allen Fällen waren die Fahrwerke und die Vorflügel (slats) ausgefahren. Aus Gründen der<br />

statistischen Absicherung der Messergebnisse waren für jede Konfiguration 3 Überflüge vorgesehen.<br />

6.2.3 Ergebnisse<br />

Die bei den Überflügen ermittelten Schmalbandspektren wurden von zwei tonalen Komponenten<br />

dominiert. Eine davon ist die Blattpassierfrequenz der Tragflächentriebwerke, deren<br />

Pegel stark drehzahlabhängig ist und unterhalb von N1 = 61% völlig verschwindet. Dies ist<br />

offensichtlich auf einen cut-off Effekt <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, d.h. die Blattpassierfrequenz wird bei<br />

dieser niedrigen Drehzahl als eine nicht-ausbreitungsfähige akustische Kanalmode angeregt,<br />

die nicht ins Fernfeld abgestrahlt wird.<br />

Im normalerweise geflogenen Betriebsmodus laufen alle drei Triebwerke bei derselben<br />

Drehzahl, die aber höher liegt als N1 = 61%, d.h. die Blattpassierfrequenz ist dominant. Niedrigere<br />

Drehzahlen lassen sich für die Tragflächentriebwerke nur dann realisieren, wenn der<br />

fehlende Schub durch eine höhere Drehzahl des Hecktriebwerks ausgeglichen wird. Der ins<br />

Fernfeld abgestrahlte Pegel der Blattpassierfrequenz des Hecktriebwerks ist niedriger als der<br />

der beiden anderen wegen (1) des kleineren Eintrittsdurchmessers, (2) des längeren Triebwerkskanals<br />

und (3) der Abschirmwirkung durch den Flugzeugrumpf.<br />

Die zweite wichtige Tonkomponente tritt bei 786 Hz auf und wird vom Hauptfahrwerk abgestrahlt,<br />

sehr wahrscheinlich verursacht durch eine Hohlraumüberströmung. Ein solcher Erzeugungsmechanismus<br />

kann durch relativ einfache konstruktive Maßnahmen unterbunden<br />

werden, wie die Flugversuche von Cochstedt (s. Abschnitt 6.1) gezeigt haben.<br />

Bezüglich der A-bewerteten, integralen Gesamtschalldruckpegel LAZ ergaben die Überflugmessungen<br />

die in Bild 53 dargestellten Ergebnisse relativ <strong>zu</strong>r Referenzkonfiguration (Konf.<br />

1), wobei negative Werte für ∆LAZ eine Geräuschminderung bedeuten und positive einen<br />

Geräusch<strong>zu</strong>wachs. Für den Bereich unter der Flugbahn bezogen auf die Flughöhe 600 ft<br />

ergeben sich folgende Pegeldifferenzen:<br />

Konf. 1: 35° Klappenstellung, alle Triebwerke bei N1 =68 -70% (Referenzkonfiguration)<br />

Konf. 2: 35° Klappenstellung, Flächentriebwerke bei N1 =63%, Hecktriebwerk bei N1 =73%<br />

Lärmminderung: ∆LAZ ≈ -2,5 dB.<br />

Konf. 3: 28° Klappenstellung, alle Triebwerke bei N1 = 65%<br />

Lärmminderung: ∆LAZ ≈ -3,0 dB,<br />

Konf. 4: 50° Klappenstellung, alle Triebwerke bei N1 = 74-75%<br />

Lärmerhöhung: ∆LAZ ≈ +2,0 dB.<br />

49


Für die angegebenen Geräuschminderungswerte wurde jedoch nur ein Vertrauensbereich<br />

von ±0,5 dB angenommen weil wegen der <strong>zu</strong> geringen Anzahl von „gültigen“ Überflügen die<br />

statistische Absicherung der Messergebnisse un<strong>zu</strong>reichend ist. Die Interpretation sollte daher<br />

beschränkt bleiben auf das qualitative Ergebnis, der Bestätigung der erwarteten Lärmminderung<br />

durch geeignete Leistungsaufteilung zwischen den drei Triebwerken wie auch<br />

durch Reduktion des Landeklappenausschlags.<br />

Bild 53: Vergleich der korrigierten Pegeldifferenzen ∆LAZ,E,t für die unterschiedlichen Konfigurationen<br />

und für alle Mikrofone des Linien-Arrays (bezogen auf Konfiguration 1);<br />

nach Gehlhar et al [158].<br />

Die Messergebnisse der Überflugmessungen mit der MD-11 werden in dem Projekt FRE-<br />

QUENZ im Rahmen des deutschen Luftfahrtforschungsprogramms III weiter genutzt, um<br />

Konzepte für die praktische Umset<strong>zu</strong>ng der gefundenen Geräuschminderungsmaßnahmen<br />

<strong>zu</strong> entwickeln, die den operationellen und sicherheitstechnischen Erfordernissen des praktischen<br />

Betriebs gerecht werden.<br />

6.3 Überflugmessungen an einer Airbus A319; Parchim 2004<br />

Die zweite Messkampagne mit einer Airbus A319 der Deutschen Lufthansa fand im Rahmen<br />

des vom BMBF geförderten Verbundprojekts „Lärmoptimierte An- und Abflugverfahren“ (LAnAb)<br />

statt und diente in erster Linie der physikalischen Beschreibung und empirischen Modellierung<br />

der verschiedenen an einem <strong>Verkehr</strong>sflugzeug vorhandenen Geräuschquellen bei<br />

allen im Flugbetrieb vorkommenden Betriebs<strong>zu</strong>ständen (Neise [2]). Diese Flugtests wurden<br />

aber auch da<strong>zu</strong> genutzt, aus früheren Untersuchungen bekannte und verbesserte Geräuschminderungsmaßnahmen<br />

unter realistischen Bedingungen <strong>zu</strong> erproben. Da<strong>zu</strong> gehören<br />

insbesondere die aus den Cochstedt-Messungen (s. Abschnitt 6.1) bekannten Wirbelgeneratoren<br />

<strong>zu</strong>r Unterdrückung der Hohlraum-Töne.<br />

Zwei verschiedene Arten von Wirbelgeneratoren wurden eingesetzt, die in Bild 54 dargestellt<br />

sind. Der links abgebildet Typ AT wurde an der linken Tragfläche, der rechts abgebildete Typ<br />

<strong>AS</strong> an der rechten Tragfläche eingesetzt, jeweils stromauf der Öffnungen <strong>zu</strong> den Tank-<br />

Überdruckventilen.<br />

Bild 55 und Bild 56 zeigen die Schalldruckverteilungen an der A319 für die Terzbänder<br />

500 Hz und 630 Hz, in den die in Abschnitt 6.1 diskutierten Töne durch Überströmung von<br />

50


Hohlräumen liegen. Bis <strong>zu</strong> 10 dB Tonpegelminderung werden durch die Wirbelgeneratoren<br />

erreicht, wobei sich der Typ <strong>AS</strong> bei 500 Hz erfolgreicher zeigt und der Typ AT bei 630 Hz. Es<br />

ist <strong>zu</strong> vermuten, dass der Abstand zwischen Wirbelgenerator und Vorderkante der Öffnung,<br />

der hier nicht optimiert werden konnte, ein wichtiger Einflussparameter für die erzielbare Geräuschminderung<br />

ist. Der Typ AT dient Airbus als Muster für den Einsatz in ihren Flugzeugen.<br />

Typ AT Typ <strong>AS</strong><br />

Bild 54: Wirbelgeneratoren <strong>zu</strong>r Unterdrückung der Tonkomponenten durch Überströmen der<br />

Öffnungen <strong>zu</strong> den Tank-Überdruckventilen.<br />

Der Einfluss der Wirbelgeneratoren ist auch in den „entdopplerten“ Spektren für die Abstrahlwinkel<br />

60°, 90° und 120° deutlich <strong>zu</strong> erkennen (Bild 57). Besonders groß ist ihre Wirkung<br />

bei den Landeanflug-Konfigurationen ECAM 1 und ECAM 2, bei denen die Hohlraumtöne<br />

praktisch vollständig unterdrückt werden. „Entdopplert“ bedeutet, dass die durch die<br />

Bewegung des Flugzeugs entstehenden Frequenzverschiebungen, d.h. der Doppler-Effekt,<br />

aus den Spektren herausgerechnet wurde.<br />

Bild 58 zeigt die Spektren für den Fall Reiseflugkonfiguration mit Wirbelgeneratoren in vergrößertem<br />

Maßstab. Neben den Hohlraumtönen zwischen 500 und 600 Hz treten weiter tonale<br />

Komponenten zwischen 800 und 2000 HZ auf, die weit aus dem Breitbandgeräusch<br />

herausragen. Durch die detaillierte Bestimmung von Schallquellenverteilungen bei all diesen<br />

Frequenzen wurde nachgewiesen, dass sie in unmittelbarer Nähe der Triebwerke entstehen.<br />

Andererseits ändern sich die Frequenzen dieser Töne praktisch überhaupt nicht mit der<br />

Triebwerksdrehzahl. Inspektion der Triebwerksgondeln (Bild 59) ergab, dass sich im vorderen<br />

Bereich Öffnungen der Enteisungsanlage für die Triebwerke befinden, die mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit für die Entstehung der genannten Tonkomponenten verantwortlich sind.<br />

Es ist davon aus<strong>zu</strong>gehen, dass sich auch diese Töne durch geeignete Wirbelgeneratoren<br />

vermeiden lassen.<br />

51


Mit Wirbelgeneratoren Ohne Wirbelgeneratoren<br />

Bild 55: Schallquellenverteilung der A319 bei 500 Hz; Fahrwerke eingezogen.<br />

Oben: Reiseflugkonfiguration.<br />

Mitte: Konfiguration ECAM 1 (Slat 18°, Flap 0).<br />

Unten: Konfiguration ECAM 2 (Slat 22°, Flap 15°).<br />

52


Mit Wirbelgeneratoren Ohne Wirbelgeneratoren<br />

Bild 56: Schallquellenverteilung der A319 bei 630 Hz; Fahrwerke eingezogen.<br />

Oben: Reiseflugkonfiguration.<br />

Mitte: Konfiguration ECAM 1 (Slat 18°, Flap 0°).<br />

Unten: Konfiguration ECAM 2 (Slat 22°, Flap 15°).<br />

53


PSD<br />

PSD<br />

PSD<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10 2<br />

10 2<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10 2<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

Mit Wirbelgeneratoren Ohne Wirbelgeneratoren<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

10 3<br />

f[Hz]<br />

10 3<br />

f[Hz]<br />

10 3<br />

f[Hz]<br />

10 4<br />

10 4<br />

Bild 57: „Entdopplerte“ Schalldruckspektren der A319 für verschiedene Abstrahlwinkel.<br />

Fahrwerke eingezogen.<br />

Oben: Reiseflugkonfiguration.<br />

Mitte: Konfiguration ECAM 1 (Slat 18°, Flap 0°).<br />

Unten: Konfiguration ECAM 2 (Slat 22°, Flap 15°).<br />

PSD<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10 2<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

10 4<br />

PSD<br />

PSD<br />

PSD<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

80<br />

70<br />

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50<br />

40<br />

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20<br />

80<br />

70<br />

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50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10 2<br />

10 2<br />

10 2<br />

f[Hz]<br />

Bild 58: „Entdopplerte“ Schalldruckspektren der A319 für verschiedene Abstrahlwinkel; Reiseflugkonfiguration,<br />

mit Wirbelgeneratoren an den Öffnungen der Überdruckventile.<br />

54<br />

10 3<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

60°<br />

90°<br />

120°<br />

10 3<br />

f[Hz]<br />

10 3<br />

f[Hz]<br />

10 3<br />

f[Hz]<br />

10 4<br />

10 4<br />

10 4<br />

10 4


Bild 59: Öffnungen der Enteisungsanlage an der Triebwerksgondel des Airbus A319.<br />

6.4 Quiet Technology Demonstrator Program der USA<br />

6.4.1 Versuchsprogramm<br />

In den USA wurden im Rahmen des Quiet Technology Demonstrator 2 (QTD2) Program von<br />

den Partnern Boeing Commercial Airplanes, General Electric, Goodrich Corporation, All Nippon<br />

Airlines, und N<strong>AS</strong>A Überflugmessungen mit einer Boeing 777-300ER mit GE90-115B<br />

Triebwerken durchgeführt, um die Wirksamkeit verschiedener Geräuschminderungsmaßnahmen<br />

<strong>zu</strong> demonstrieren (Herkes, Olsen & Ullenberg [161]). Diese Untersuchung ist eine<br />

Fortführung der früheren Flugversuche QTD1, bei denen Rolls-Royce Triebwerke <strong>zu</strong>m Einsatz<br />

kamen (Bartlett et al [162]). Zu den getesteten Maßnahmen zählten eine verbesserte,<br />

akustisch gleichförmige Auskleidung der Triebwerksgondel ohne Zwischenstege in Umfangsrichtung<br />

(„zero-splice liner“ oder „spliceless liner“), d.h. ohne Diskontinuitäten der akustischen<br />

Wandimpedanz, eine akustisch bedämpfte Einlaufrundung der Gondel („acoustically<br />

treated nacelle inlet lip“), Chevrondüsen an der primär- und Sekundärdüse und strömungsgünstig<br />

ausgebildete Verkleidungen des Hauptfahrwerks, siehe Bild 60.<br />

Bild 60: Im QTD2-Programm gestestete Geräuschminderungsmaßnahmen (nach Herkes,<br />

Olsen & Ullenberg [161]).<br />

55


Die Überflugmessungen fanden bei der Montana Aviation Research Company (MARCO)<br />

Flughafen in St. Marie, Montana statt. Schallmessungen wurden mit einem am Boden angeordneten<br />

aus 614 Mikrofonen bestehenden Array und mit Einzelmikrofonen gemacht (Bild 61<br />

und Bild 62). Daneben wurde auch die Schallbelastung an der Kabinenaußenwand und in<br />

der Kabine selbst gemessen, darüber wird hier jedoch nicht berichtet.<br />

Bild 61: Anordnung der Bodenmikrofone bei den Flugtests im Rahmen des QTD2-<br />

Programms (nach Herkes, Olsen & Ullenberg [161]).<br />

Bild 62: QTD2-Programm: Versuchsflugzeug Boeing 777-300ER beim Überfliegen der Bodenmikrofone<br />

(nach Herkes, Olsen & Ullenberg [161]).<br />

6.4.2 Geräuschminderung durch einen verbesserten Triebwerkseinlauf<br />

Die Verbesserung des Triebwerkseinlaufs bestand aus den folgenden Elementen:<br />

• Einer homogenen akustischen Auskleidung des Triebwerkskanals („zero-splice liner“,<br />

Bild 63), mit einem DDOF-liner (s. Bild 26), der weit <strong>zu</strong>m Rotor hin in den Einlauf gezogen<br />

wurde und sich bis <strong>zu</strong>m lip-liner erstreckte.<br />

• Einer akustisch absorbierenden Einlaufdüse („lip-liner“, Bild 64), die ebenfalls als<br />

DDOF-liner ausgebildet war, aber eine insgesamt geringer Bautiefe hatte als die Kanalauskleidung<br />

und deshalb in einem höheren Frequenzbereich wirksam war.<br />

• Die Totaltemperatursonde („T12-Sonde", vgl. Abschnitt 4.2) wurde aus dem Einlauf<br />

entfernt.<br />

56


Bild 63: Vergleich des Standardeinlaufs (links) mit dem modifizierten Einlauf (rechts) des<br />

Versuchsflugzeugs Boeing 777-300ER mit GE90-115B Triebwerken (nach Yu &<br />

Nesbitt [136]).<br />

Bild 64: Akustisch ausgekleidete Einlaufdüse des Versuchsflugzeugs Boeing 777-300ER mit<br />

GE90-115B Triebwerken (nach Yu & Nesbitt [136]).<br />

Bild 65 zeigte einen Vergleich der nach vorn („forward arc“) abgestrahlten Überflugspektren,<br />

die bei „cut-back“-Triebwerksdrehzahl mit dem Standardeinlauf (Baseline) und dem verbesserten<br />

Einlauf (s.o.) gemessen wurden (Yu & Nesbitt [136]). Die Pegelminderung der beiden<br />

„Inlet Tones“ ist deutlich erkennbar. In Bild 65 sind die beiden Tonkomponenten nicht genau<br />

spezifiziert, jedoch wurde in dem Übersichtsartikel von Herkes, Olsen & Uellenberg [161] die<br />

Minderung des Blattpassierfrequenz mit 15 dB, die der übrigen Harmonischen als „significant“<br />

angegeben. Daraus kann man schließen, dass es sich bei den beiden Tönen in Bild 65<br />

um die einfache und doppelte Blattpassierfrequenz handelt.<br />

Die Wirkung der akustisch ausgekleideten Einlaufrundung allein ist in Bild 66 dargestellt<br />

(„forward arc“, „sideline“-Betriebs<strong>zu</strong>stand). Die Senkung der Tonkomponenten ist stark abhängig<br />

von der Frequenz und dem Abstrahlwinkel.<br />

Yu & Nesbitt [136] berichteten auch über eine Verminderung der buzz-saw Töne, die aber<br />

nur an Hand des Kabineninnengeräuschs diskutiert wurde.<br />

57


Bild 65: Vergleich der Überflugspektren mit Standardeinlauf („Baseline“) und akustisch verbessertem<br />

Einlauf (spliceless liner, inlet lip, T12-Sonde entfernt); cutback power setting;<br />

Boeing 777-300ER mit GE90-115B Triebwerken, (nach Yu & Nesbitt [136]).<br />

Bild 66: Einfluss der akustisch ausgekleideten Einlaufrundung (lip-liner) auf die nach vorn<br />

(„forward arc“) abgestrahlten Überflugspektren bei „sideline power setting“; Versuchsflugzeug<br />

Boeing 777-300ER mit GE90-115B Triebwerken (nach Yu & Nesbitt<br />

[136]).<br />

6.4.3 Geräuschminderung durch Chevron-Düsen<br />

Die Geräusch mindernde Wirkung der Chevrondüsen besteht in einer Änderung der Struktur<br />

der Freistrahlgrenzschicht, wie in Abschnitt 3.<strong>2.2</strong> dargelegt wurde. Durch den Eingriff der<br />

Chevrons in die Grenzschicht entstehen allerdings auch Strömungsverluste, die sich letztlich<br />

in einer – wenn auch geringen – Erhöhung des Treibstoffverbrauchs auswirken. Als Lösung<br />

dieser Problematik wurden u.a. von Calkins & Butler [163] verstellbare Düsenhinterkanten<br />

vorgeschlagen, so dass der Strömungseingriff nur in den akustisch kritischen Flug<strong>zu</strong>ständen<br />

in Bodennähe erfolgt und bei größeren Flughöhen vermieden werden kann. Die Aktuation<br />

der Chevrons kann auf unterschiedliche Art und Weise vorgenommen werden. In dem Beispiel<br />

von Calkins & Butler [163] geschah sie über Form-Gedächtnis-Legierungen („shape<br />

memory alloys“). Als weitere Neuerung gegenüber früher untersuchten Chevron-Düsen wurde<br />

von Nesbitt et al [164] eine über den Umfang ungleichförmige Zackenstruktur vorgeschla-<br />

58


gen, um der Tatsache Rechnung <strong>zu</strong> tragen, dass der Triebwerksstrahl im oberen Bereich<br />

seines Umfangs auf die Triebwerksaufhängung und ggf. die ausgefahrenen Hochauftriebshilfen<br />

trifft, hier also eine aerodynamische Wechselwirkung besteht, im unteren Teil jedoch<br />

nicht.<br />

Drei verschiedene Düsenkonfigurationen wurden bei den schon erwähnten Überflugmessungen<br />

mit der Boeing 777-300ER mit GE90-115B Triebwerken getestet:<br />

(1) Die Referenzkonfiguration ohne Chevrons.<br />

(2) Primärdüse mit Chevrons; Sekundärdüse mit über dem Umfang veränderlichen Chevrons,<br />

siehe Bild 67.<br />

(3) Primärdüse ohne Chevrons; Sekundärdüse mit über dem Umfang veränderlichen<br />

Chevrons.<br />

Bild 68 zeigt über den hinteren („aft arc“) und vorderen („forward arc“) Abstrahlbereich gemittelte<br />

Terzspektren für die Überflüge mit der Referenzkonfiguration (1) („Baseline“) und mit<br />

der unter (2) beschrieben Konfiguration. Auf der Abszisse sind nicht die Terzmittenfrequenzen<br />

angeben, sondern Band Nummern, wobei das Terzband 100 Hz der Band-Nr. 20 entspricht.<br />

Besonders bei tiefen Frequenzen, d.h. bis etwa Band 26/400 Hz, wurde eine Geräuschminderung<br />

von bis <strong>zu</strong> 2dB erreicht, ohne dass bei höheren Frequenzen eine Pegelanhebung<br />

<strong>zu</strong> verzeichnen wäre. Dieses Ergebnis wurde angesichts des großen Bypassverhältnisses<br />

des GE90-115B Triebwerks BPR ≅ 9 (der genaue Wert wird vom Hersteller General<br />

Electric nicht veröffentlicht). Wegen des Einsatzes der verstellbaren Chevrons konnte die<br />

Einbuße hinsichtlich des Startschubs auf weniger als 0,05% begrenzt werden.<br />

Bild 67: Boeing 777-300ER mit GE90-115B Triebwerken ausgerüstet mit Chevrons an der<br />

primär und Sekundärdüse (Konfiguration (2); nach Nesbitt et al [164]).<br />

59


Bild 68: Einfluss der Chevrondüsen auf die nach hinten (90-145° „Aft Arc“, oberes Diagramm)<br />

und nach vorn (40-90°„Forward Arc“, unteres Diagramm) abgestrahlten<br />

Überflugspektren bei „sideline power setting“; Versuchsflugzeug Boeing 777-300ER<br />

mit GE90-115B Triebwerken (nach Nesbitt et al [164]).<br />

6.4.4 Geräuschminderung durch Fahrwerksverkleidung<br />

Wegen der Dominanz anderer Umströmungsgeräuschquellen am Versuchsflugzeug konnte<br />

der Effekt der Verkleidungen am Hauptfahrwerk während der QTD2-Flugversuche messtechnisch<br />

nicht nachgewiesen werden.<br />

60


7 Bewertung der Umset<strong>zu</strong>ngsmöglichkeit untersuchter Geräuschminderungsmaßnahmen<br />

In den Kapiteln 4, 5 und 6 wurden Geräuschminderungsmaßnahmen für die Triebwerks- und<br />

Zellengeräusche vorgestellt und diskutiert, die nach der Meinung der Autoren prinzipiell auch<br />

für Nachrüstungen an bestehendem Fluggerät geeignet sind. Die dabei entstehenden Kosten<br />

wurden nicht berücksichtigt und konnten nicht berücksichtigt werden, weil weder die Betriebs-<br />

noch die Kostenstrukturen bei den Flugzeugherstellern oder Fluggesellschaften, noch<br />

konstruktive Einzelheiten und die Möglichkeit ihrer Änderung vom „grünen DLR-Tisch“ her im<br />

Detail beurteilt werden können. Insofern ist in der Frage der Nachrüstbarkeit durchaus mit<br />

unterschiedlichen Beurteilungen seitens der Hersteller und der Betreiber <strong>zu</strong> rechnen.<br />

Beispielsweise werden die in den QTD2-Überflugtests (Abschnitt 6.4) erfolgreich erprobten<br />

Geräuschminderungsmaßnahmen von den Autoren nicht auch für die Nachrüstung empfohlen,<br />

sondern für den Einsatz in <strong>zu</strong>künftigen Flugzeugen (Zitat: „These noise-reduction technologies<br />

are making Boeing’s newer airplanes significantly quieter for both passengers and<br />

the airport community“ [161]).<br />

Einige der vorgeschlagenen Änderungen sind jedoch zweifelsfrei technisch relativ einfach <strong>zu</strong><br />

realisieren, beispielsweise die Wirbelgeneratoren <strong>zu</strong>r Unterdrückung der Hohlraumresonanzen<br />

(Abschnitt 6.1.3.1), wo nur sehr kleine Bauteile von minimalem Gewicht an die Unterseite<br />

der Tragflügel geschraubt werden müssten. Obwohl diese Maßnahme seit Ende 2001<br />

bekannt ist, wird sie bis heute nicht im realen Flugbetrieb eingesetzt. Die Gründe dafür sind<br />

vermutlich wie folgt: Die technische Maßnahme ist in der Tat geringfügig, dennoch entstehen<br />

<strong>zu</strong>sätzliche Kosten durch die Herstellung und Montage der Wirbelgeneratoren, die Standzeit<br />

des Flugzeugs während der Umrüstung und durch die aus Sicherheitsgründen notwendige<br />

und vorgeschriebene Zertifizierung durch die Aufsichtsbehörde (Luftfahrtbundesamt). Lässt<br />

eine Fluggesellschaft solch eine Zertifizierung vornehmen, dann gilt diese nur für die Flugzeuge<br />

dieser Fluglinie, nicht etwa für alle Flugzeuge desselben Typs. Deshalb ist jede Fluglinie<br />

natürlich daran interessiert, dass der Hersteller die fragliche Änderung zertifizieren lässt.<br />

Da allerdings die hier angesprochenen „Lochtöne“ nur einen geringen Einfluss auf die Geräuschpegel<br />

unter den geltenden Lärm<strong>zu</strong>lassungsbedingungen haben (vgl. Abschnitt<br />

6.1.3.1), zeigt wiederum der Hersteller wenig Interesse an einer Nachrüstung. Wegen der<br />

deutlichen Tonpegelminderung im fernen Anflug hat sich der Hersteller Airbus dennoch entschlossen,<br />

neue Flugzeuge der A320-Familie mit Wirbelgeneratoren aus<strong>zu</strong>rüsten.<br />

Zusätzliche Kosten sind für jede Fluggesellschaft ein wirtschaftlicher Nachteil im harten Wettbewerb<br />

mit ihren Konkurrenten. Kosten für Geräusch mindernde Maßnahmen werden deshalb<br />

nur dann aufgebracht, wenn gesetzliche oder andere Vorschriften anders nicht ein<strong>zu</strong>halten<br />

sind oder andere wirtschaftliche Nachteile drohen, beispielsweise niedrigerer Wiederverkaufswert<br />

des Flugzeug, wenn eine nur geringe Marge („Margin“) gegenüber den ICAO-<br />

Geräuschgrenzwerten vorhanden ist, oder höhere Flughafennut<strong>zu</strong>ngsgebühren.<br />

Was am Beispiel der Wirbelgeneratoren diskutiert wurde, gilt in viel stärkerem Maße für aufwändigere<br />

und teurere Nachrüstungsmaßnahmen wie der Ersatz einer akustischen Triebwerksauskleidung<br />

durch neue und wirksamere Dämpfer.<br />

Die Schlussfolgerung aus den obigen Überlegungen ist, dass Nachrüstungsmaßnahmen <strong>zu</strong>r<br />

Geräuschminderung erst dann Aussicht auf Anwendung auf breiter Front haben, wenn für<br />

alle Fluglinien dieselben Randbedingungen oder Zwänge gegeben sind, entweder durch abgesenkte<br />

Lärmgrenzwerte, dies ist ein langwieriger und mühseliger Prozess in internationaler<br />

Abstimmung der ICAO, oder durch lokale Vorschriften der Flughäfen in Form von lärmabhängigen<br />

Flugkontingenten (z.B. Londoner Flughäfen) und/oder Start- und Landegebühren<br />

(z.B. Frankfurt). Ein starker Anreiz für die Fluggesellschaften, Geräusch mindernde Maßnahmen<br />

<strong>zu</strong> realisieren, wären erweiterte Betriebszeiten, z.B. Nachtfluggenehmigungen oder<br />

Flüge in den lärmkritischen Tagesrandzeiten für besonders leise Flugzeuge.<br />

61


8 Zusammenfassung<br />

Moderne Flugzeugkonzepte sind heute lärmoptimiert. Trotzdem zeigen sich im täglichen Betrieb<br />

durch Messungen der Flugmess-Anlagen an Flughäfen Lärmspitzen (z. B. im Anflug),<br />

die durch Ausschöpfung der technischen/-operationellen Möglichkeiten vermieden werden<br />

sollten. In dem vorliegenden Vorhaben werden neuere Geräuschminderungstechnologie<br />

daraufhin überprüft, ob sie sich unter Beachtung existierender Regelwerke auf bestehendes<br />

Fluggerät übertragen lassen und welches Lärmminderungspotenzial sich dabei ergibt.<br />

Nach einer Beschreibung der an heutigen <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen beim Start und der Landung<br />

auftretenden aerodynamischen Schallquellen (Kapitel 2) wird in Kapitel 3 die Aeroakustische<br />

Theorie der Schallentstehung durch Strömungsvorgänge rekapituliert, die sowohl die Entstehung<br />

der Triebwerksgeräusche als auch die Entstehung des Zellengeräusche, d.h. die durch<br />

die Umströmung der Fahrwerke und Hochauftriebshilfen verursachten Anteile, beschreibt.<br />

In Kapitel 4 und Kapitel 5 werden experimentelle Untersuchungen <strong>zu</strong>r Entwicklung von Nachrüstmaßnahmen<br />

<strong>zu</strong>r Reduzierung der Triebwerks- bzw. der Umströmungsgeräusche (Zellenlärm)<br />

beschrieben und in Kapitel 6 die Ergebnisse von Flugversuchen <strong>zu</strong>r Verifizierung von<br />

Geräuschminderungsmaßnahmen, die <strong>zu</strong>vor bei Modell-, Prüfstands- oder Windkanalversuchen<br />

entwickelt wurden. In Tabelle 1 und Tabelle 2 sind die Ergebnisse aus den Kapiteln 4<br />

bis 6 <strong>zu</strong>sammenfassend aufgelistet. Die dort angegebenen Geräuschminderungswerte beziehen<br />

sich auf die jeweils angegebene Teilschallquelle, nicht auf das Flugzeuggesamtgeräusch.<br />

Es ist nicht möglich, das Lärmminderungspotenzial für das gesamte Flugzeug allgemein<br />

<strong>zu</strong> quantifizieren, weil die relative Bedeutung der Einzelschallquellen für das Gesamtgeräusch<br />

von Flugzeug <strong>zu</strong> Flugzeug variiert.<br />

Für die Charakterisierung des Fluglärms wird in der Regel der „Effective perceived noise<br />

level“ (EPNL) herangezogen. Dies ist ein Einzahlwert <strong>zu</strong>r Beschreibung des subjektiven Effekts<br />

von Fluglärm auf den Menschen. Er beinhaltet Korrekturen für die spektrale Verteilung<br />

des betreffenden Flugzeuggeräusches und seinen zeitlichen Verlauf beim Überflug [165]. Die<br />

Angabe des EPNL, bzw. Reduzierung des EPNL, ist nur für das Flugzeuggesamtgeräusch<br />

sinnvoll. Die Auswirkungen einer einzelnen Geräuschminderungsmaßnahme auf den EPNL<br />

sind je nach der relativen Bedeutung der betreffenden Geräuschquelle von Flugzeug <strong>zu</strong><br />

Flugzeug verschieden und können deshalb nicht allgemein angegeben werden. Aus diesem<br />

Grund ist dies in dem vorliegenden <strong>Bericht</strong> auch nicht geschehen.<br />

Es sei hier angemerkt, dass in einem derzeit laufenden BMVBS-Folgeprojekt „Strategien <strong>zu</strong>r<br />

Lärmminderung an der Quelle unter Einschluss operationeller Möglichkeiten speziell für den<br />

Nachtflug“ [1] vorgesehen ist, neue Geräuschminderungstechnologien auf ausgewählte<br />

Flugzeugmuster <strong>zu</strong> übertragen und das damit erreichbare Geräuschminderungspotenzial für<br />

das Flugzeuggesamtgeräusch <strong>zu</strong> eruieren. Das schließt auch die Berechnung von EPNL-<br />

Werten und ihrer Reduzierung ein.<br />

Operationelle Verfahren sind neben den technologischen Geräuschminderungsmaßnahmen<br />

an der Quelle ein weiteres Mittel <strong>zu</strong>r Fluglärmreduzierung. Die in Abschnitt 6.2 beschriebenen<br />

Überflugmessungen mit einer Boeing MD-11 ergaben ein Geräuschminderungspotenzial<br />

von ca. 5dB gegenüber der Zertifizierungskonfiguration durch veränderte Triebwerks- und<br />

Klappenstellungen. Das in Kürze ab<strong>zu</strong>schließende BMBF-Vorhaben „Lärmoptimierte An- und<br />

Abflugverfahren“ (s. Neise [2]) wird weitere Hinweise auf geeignete Flugverfahren für andere<br />

Flugzeugmuster zeitigen.<br />

Die Umset<strong>zu</strong>ng von Geräusch mindernden Nachrüstmaßnahmen in existierendes Fluggerät<br />

verursacht naturgemäß <strong>zu</strong>sätzliche Kosten bei den Fluglinien und hängt deshalb entscheidend<br />

davon ab, dass abgesenkte Lärmgrenzwerte, internationale oder lokale, dies erzwingen<br />

und damit gleiche Randbedingungen für alle Fluglinien schaffen (Kapitel 7).<br />

62


Untersuchte Geräuschminderungsmaßnahme<br />

Vermeiden von Einlaufstörungen im Zuströmkanal<br />

Verbesserte Auskleidung der Triebwerksgondel<br />

ohne Stoßstellen in Umfangsrichtung<br />

(„zero-splice liners“)<br />

Akustische Bedämpfung der Einlaufrundung<br />

der Triebwerksgondel („lip liner“)<br />

Verbesserte Auskleidung der Triebwerksgondel<br />

ohne Stoßstellen in Umfangsrichtung<br />

(„zero-splice liners“) kombiniert mit<br />

akustischer Bedämpfung der Einlaufrundung<br />

der Triebwerksgondel<br />

Schalldämpfer auf der Abströmseite des<br />

Triebwerks <strong>zu</strong>r Reduzierung des Brennkammergeräusches<br />

Chevrondüse<br />

Tabelle 1:<br />

Zusammenfassung der beschriebenen Geräuschminderungsmaßnahmen für Triebwerke<br />

Geeignet für<br />

Nachrüstung /<br />

Neuflugzeug<br />

Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

Erreichte<br />

Pegelminderung<br />

an der Einzelquelle<br />

Keine Zahlenwerte für Einzelmaßnahme<br />

bekannt, weil<br />

nur in Kombination mit anderen<br />

Maßnahmen untersucht.<br />

ca. 3 dB der nach vorn abgestrahlten<br />

Schallleistung<br />

Bis 5 dB Tonpegelreduzierung<br />

Bis 20 dB Tonpegelreduzierung<br />

bis <strong>zu</strong> 11 dB bei Leerlaufdrehzahl<br />

3-4 dB bei Lande-<br />

Betriebs<strong>zu</strong>stand<br />

Auswirkung auf<br />

Gesamtflugzeug /<br />

Umsetzbarkeit<br />

Umrüstungskosten durch Versetzen von<br />

Strömungssonden;<br />

keine erhöhten Betriebskosten;<br />

prinzipiell bei allen Flugzeugen einsetzbar<br />

Höhere Herstellungskosten bzw. Umrüstungskosten<br />

bei Nachrüstung;<br />

keine erhöhten Betriebskosten;<br />

prinzipiell bei allen Flugzeugen einsetzbar<br />

Höhere Herstellungskosten bzw. Umrüstungskosten<br />

bei Nachrüstung;<br />

leicht erhöhte Betriebskosten durch höhere<br />

Triebwerksmasse; es sind noch technische<br />

Probleme wegen Enteisung <strong>zu</strong> lösen;<br />

prinzipiell bei allen Flugzeugen einsetzbar<br />

Höhere Herstellungskosten bzw. Umrüstungskosten<br />

bei Nachrüstung;<br />

keine erhöhten Betriebskosten;<br />

prinzipiell bei allen Flugzeugen einsetzbar<br />

Höhere Herstellungskosten bzw. Umrüstungskosten<br />

bei Nachrüstung;<br />

leicht erhöhte Betriebskosten durch<br />

höhere Triebwerksmasse;<br />

prinzipiell bei allen Flugzeugen einsetzbar<br />

1 -3 dB(A) Etwas erhöhter spezifischer Treibstoffverbrauch<br />

je nach Ausführung<br />

63<br />

Detaillierte<br />

Beschreibung<br />

in<br />

4.2<br />

Bild 65<br />

4.3; Bild 27<br />

4.4 und 6.4.2;<br />

Bild 66<br />

6.4.2; Bild 65<br />

4.5<br />

4.6, 6.1.3.2,<br />

6.4.3; Bild 68


Tabelle 2:<br />

Zusammenfassung der beschriebenen Geräuschminderungsmaßnahmen für die Zellengeräusche (Fahrwerke / Hochauftriebshilfen)<br />

Untersuchte Geräuschminderungsmaßnahme<br />

Geeignet für<br />

Nachrüstung /<br />

Neuflugzeug<br />

Sub boundary layer vortex generators Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

Aerodynamische Verkleidung von Fahrwerkskomponenten<br />

Wirbelgeneratoren <strong>zu</strong>r Unterdrückung von<br />

Hohlraumresonanzen<br />

Verschließen von Öffnungen an der Flügelvorderkanten<br />

Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

Erreichte<br />

Pegelminderung<br />

an der Einzelquelle<br />

Keine Zahlenwerte für Einzelmaßnahme<br />

bekannt<br />

Auswirkung auf<br />

Gesamtflugzeug /<br />

Umsetzbarkeit<br />

Höhere Herstellungskosten bzw. Umrüstungskosten<br />

bei Nachrüstung;<br />

keine erhöhten Betriebskosten;<br />

prinzipiell bei allen Flugzeugen einsetzbar<br />

2-3 dB(A) Höhere Herstellungskosten bzw. Umrüstungskosten<br />

bei Nachrüstung; höhere Betriebskosten<br />

infolge Massen<strong>zu</strong>wachs (z.B.<br />

ca. 70 kg bei A340) und Wartungsaufwand;<br />

prinzipiell bei allen Flugzeugen einsetzbar<br />

bis <strong>zu</strong>12 dB Tonpegelminderung<br />

bis <strong>zu</strong> 6 dB(A)<br />

Minimale (voraussichtlich nicht nachweisbare)<br />

Zunahme des Widerstands im Reiseflug<br />

und damit des Kraftstoffverbrauchs<br />

bis 3 dB(A) Höhere Herstellungskosten bzw. Umrüstungskosten<br />

bei Nachrüstung; geringe<br />

Absenkung des Kraftstoffverbrauchs erwartet<br />

infolge verminderten Widerstands;<br />

prinzipiell bei allen Flugzeugen einsetzbar<br />

Rückseitenabdeckung der Vorflügel Neuflugzeug 2-3 dB breitbandig Höhere Herstellungskosten; erhöhte Betriebskosten<br />

durch erhöhten Wartungsaufwand;<br />

prinzipiell bei allen Flugzeugen einsetzbar<br />

Bürstenaufsätze an Flügelhinterkante Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

Poröse Ausführung der Seitenkanten der<br />

Landeklappen<br />

Nachrüstung +<br />

Neuflugzeug<br />

1 dB Aerodynamische Leistungsfähigkeit des<br />

Hochauftriebssystems un<strong>zu</strong>lässig beeinträchtigt<br />

2 dB Höhere Herstellungskosten bzw. Umrüstungskosten<br />

bei Nachrüstung;<br />

keine erhöhten Betriebskosten;<br />

prinzipiell bei allen Flugzeugen einsetzbar<br />

64<br />

Detaillierte<br />

Beschreibung<br />

in<br />

5<br />

5.1<br />

6.1.3, Bild 50-<br />

Bild 52,<br />

6.3, Bild 54-58<br />

5.2<br />

5.2<br />

5.2<br />

5.2, Bild 46,<br />

Bild 47


9 Ausblick<br />

Im January 2001 legte eine “Group of Personalities” unter der Leitung von EU-Kommissar<br />

Philippe Busquin ein Strategiepapier “European Aeronautics: A Vision for 2020” vor, in dem<br />

die folgenden Zielset<strong>zu</strong>ngen für die Begren<strong>zu</strong>ng des Fluglärms genannt sind: "Reduce perceived<br />

noise by half" und "Eliminate noise nuisance outside airport boundaries". Das erste<br />

Ziel ist gleichbedeutend mit einer Pegelminderung von 10 EPNdB und das zweite mit einem<br />

Maximalpegel von 65 dB(A) an der Flughafengrenze. Die genannte Pegelminderung bezieht<br />

sich auf den Stand der Technik der im Jahr 2000 in den Dienst gehenden Flugzeuge, das ist<br />

etwa gleichbedeutend mit den in ICAO Chapter 4 festgelegten Lärmgrenzwerten. Die Gesamtpegelreduktion<br />

soll durch folgende Einzelreduktionen erreicht werden:<br />

Aircraft Source Noise<br />

(Airframe + Powerplant)<br />

Departure Arrival<br />

6 6<br />

Aircraft Performance 2 1<br />

Operating Practices 2 3<br />

Total 10 10<br />

Legt man den Freistrahllärm, der außerhalb des Triebwerks entsteht und deshalb nur schwer<br />

<strong>zu</strong> beeinflussen ist, als untere Grenze für das gesamte Triebwerksgeräusch <strong>zu</strong>grunde, dann<br />

muss die Strahlgeschwindigkeit etwa um den Faktor 0,8 verringert werden, um den Pegel<br />

zwischen 7 dB (90° Abstrahlwinkel) bis 9 dB (140° Abstrahlwinkel) <strong>zu</strong> senken. Dies kann<br />

durch Erhöhung des Nebenstromverhältnisses von BPR = 5-6 (Triebwerke in 2001) auf<br />

BPR = 7-8 erreicht werden. Vorausset<strong>zu</strong>ng ist dabei, dass alle anderen Geräuschanteile des<br />

Triebwerks im gleichen Maße abgesenkt werden können. Aus diesen Überlegungen wird<br />

deutlich, dass die Ziele der Vision 2020 für den Startfall mit konventionellen Flugzeugkonfigurationen<br />

erreichbar erscheinen.<br />

Da im Landeanflug der Lärm der Triebwerke und der Umströmungslärm von gleicher Größenordnung<br />

sind, muss auch letzterer künftig um etwa 6 dB abgesenkt werden. Aus zahlreichen<br />

Lärmmessungen im Windkanal und im Überflugversuch ist bekannt, dass die Differenz<br />

zwischen den Umströmungsgeräuschpegeln eines heutigen <strong>Verkehr</strong>sflugzeuges in Landekonfiguration<br />

einerseits und andererseits in seiner Reisekonfiguration etwa 10 dB beträgt.<br />

Diese Erkenntnis zeigt die Größenordnung der technischen Herausforderung des in der Vision<br />

2020 formulierten Lärmminderungsziels und macht deutlich, dass dieses nur durch „neue<br />

Flugzeugkonfigurationen“ <strong>zu</strong>sammen mit dem Einsatz von innovativen Lärmminderungstechnologien<br />

erreichbar sein wird.<br />

Die da<strong>zu</strong> notwendigen Geräuschminderungstechnologien sind in diesem <strong>Bericht</strong> beschrieben<br />

worden, sie werden in deutschen Verbundprojekten und EU-Projekten wie SILENCE(R) und<br />

anderen erarbeitet (siehe Anhang C). Hauptaugenmerk der vorliegenden Untersuchung war<br />

aber die Beschreibung von Geräuschminderungsmaßnahmen, die – mit unterschiedlichem<br />

Aufwand – auch für die Nachrüstung bestehenden Fluggeräts in Frage kommen.<br />

Unter neuen Flugzeugkonfigurationen sind solche <strong>zu</strong> verstehen, die einerseits durch geeignete<br />

Installation der Triebwerke das Minderungspotenzial durch Abschattung des Triebwerkslärms<br />

durch Tragflächen und Rumpf nutzen und gleichzeitig auch die Verwendung kurzer<br />

(und damit leiserer) Fahrwerke ermöglichen. Ein Beispiel für solch eine Flugzeugkonfiguration<br />

zeigt Bild 69.<br />

So genannte „advanced low noise landing gears“ wurden im EU-Projekt SILENCE(R) <strong>zu</strong>sammen<br />

mit den beteiligten Herstellern entwickelt. Obwohl hierbei die konventionelle Fahrwerksarchitektur<br />

(das betrifft die Anbindung an die Flugzeugstruktur) beibehalten wurde,<br />

65


konnten durch konzeptionelle Änderungen an den Komponenten Lärmminderungen von<br />

3 EPNdB beim Hauptfahrwerk und bis <strong>zu</strong> 5 EPNdB beim Bugfahrwerk erreicht werden [145],<br />

allerdings bei <strong>zu</strong>m Teil deutlich höherem Fahrwerksgewicht. Weitere Lärmminderungen sind<br />

also auch künftig noch erforderlich und sollen im EU-Projekt TIMPAN neben der weiteren<br />

Optimierung von Konfigurationsparametern (wie z.B. Radstand und Achsabstand) durch den<br />

gezielten Einsatz innovativer Techniken der Strömungskontrolle erreicht werden.<br />

Bild 69: Beispiel für eine lärmarme Flugzeugkonfiguration („Green 24h Aircraft“ aus [166]).<br />

Bei den Hochauftriebssystemen wird ein Schwerpunkt der Arbeiten <strong>zu</strong>r Lärmminderung <strong>zu</strong>nächst<br />

den kombinierten aeroakustisch/aerodynamisch optimierten Entwurf betreffen, basierend<br />

auf existierenden CAA (Computational AeroAcoustics) Verfahren mit Entwurfspotenzial.<br />

Eine solche Optimierung betrifft die Vorflügelgeometrie (Form und Stellung) und lässt Lärmminderungen<br />

in der Größenordnung von 3 dB erwarten [167], [168]. Langfristig wird allerdings<br />

der Weg <strong>zu</strong> spaltlosen Flügelvorderkanten eingeschlagen werden müssen [169]. Zur<br />

Erhaltung des Maximalauftriebes werden dann auch hier innovative Maßnahmen der Strömungs-<br />

und Turbulenzkontrolle <strong>zu</strong>m Einsatz kommen. Alle diese Aspekte werden im EU-<br />

Projekt TIMPAN betrachtet werden.<br />

Zielset<strong>zu</strong>ngen, die weiter gehen als die der Vision 2020, sind in dem Quiet Aircraft Technology<br />

(QAT) Programm der USA genannt, nämlich 20 dB Pegelminderung in einem Zeitraum<br />

von 25 Jahren (siehe Anhang C3). Mit dieser Herausforderung befasst sich die „Silent Aircraft<br />

Initiative“ der Universitäten Cambridge-MIT Institute (CMI) und Massachusetts Institute of<br />

Technology (MIT) in Zusammenarbeit mit der Industrie. Bild 70 zeigt den Entwurf für ein<br />

„blended wing“ Flugzeug mit oberhalb des Tragflügels angeordneten „geared fan“-<br />

Triebwerken, die für eine wirksame akustische Dämpfung der Triebwerksgeräusche einen<br />

langen S-förmigen Triebwerkskanal aufweisen.<br />

66


Bild 70: „Silent Aircraft eXperimental (SAX) 20 embedded engine“ Konfiguration“ (vorgeschlagen<br />

von der Silent Aircraft Initiative [170] (aus Law & Dowling [141]).<br />

67


10 Literaturverzeichnis<br />

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speziell für den Nachtflug. Forschungsprojekt gefördert vom Bundesministerium<br />

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68


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USA, 17.-19.6.2002.<br />

75


[182] Piet, J.; Michel, U.; Böhning, P.: Localization of the acoustic sources of the A340 with a<br />

large phased microphone array during flight tests, AIAA-Paper 2002-2506, 8th<br />

AIAA/CE<strong>AS</strong> Aeroacoustics Conference, Breckenridge, Colorado, USA, 17.-19.6. 2002.<br />

[183] Michel, U.; Barsikow, B.. (2003): Localisation of sound sources on moving vehicles with<br />

microphone arrays. In: Proceedings 5th European Conference on Noise Control Euronoise<br />

2003, 5th European Conference on Noise Control Euronoise 2003, Neapel,<br />

Italien, 19.-21.5.2003.<br />

[184] Michel, U.; Barsikow, B.; Böhning, P.; Hellmig, M. (2004): Localisation of moving sound<br />

sources with phased microphone arrays. In: Proceedings Inter-Noise 2004, Inter-Noise<br />

2004, Prague, Czech Republic, 22.-25.8.2004.<br />

[185] Guerin, S.; Michel, U.; Siller, H.; Finke, U.; Saueressig, G. (2005): Airbus A319 database<br />

from dedicated flyover measurements to investigate noise abatement procedures.<br />

AIAA Paper 2005-2981, 11th AIAA/CE<strong>AS</strong> Conference, Monterey, CA (USA), 23.-<br />

25.5.2005.<br />

[186] Michel, U.; Böhning. P.: Investigation of aircraft wake vortices with phased microphone<br />

arrays. Paper AIAA-2002-2501, 8th AIAA/CE<strong>AS</strong> Aeroacoustics Conference, Breckenridge,<br />

Colorado, USA, 17.-19.6. 2002.<br />

[187] Böhning, P.; Michel, U: Detektion von Wirbelschleppen mittels Mikrofon-Arrays. In:<br />

Proceedings Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress 2004, Deutscher Luft- und<br />

Raumfahrtkongress 2004, Dresden, September 2004.<br />

[188] Koop, L.; Ehrenfried, K.; Dillmann, A.; Michel, U.: In-flow measurements with microphone<br />

arrays. In: Proceedings Internoise 2001, Postersession B5-2, The Hague, Netherlands,<br />

27.-30.8.2001.<br />

[189] Böhning, P.; Michel, U. Vorrichtung und Verfahren <strong>zu</strong>r Schallquellenlokalisierung in<br />

einem Schallmessprüfstand. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. DLR-<br />

Zeichen <strong>AP</strong>82/105 (2005).<br />

[190] Weyer, H.B., Neise, W.: <strong>Leiser</strong> <strong>Verkehr</strong> - ein neuer Forschungsverbund. Mitteilungen<br />

des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR-Nachrichten 94 Sept.1999, S.<br />

48-53.<br />

76


Anhang A: Die Lärm<strong>zu</strong>lassung von Strahlflugzeugen<br />

Jeder Flugzeugtyp muss im Rahmen seiner <strong>Verkehr</strong>s<strong>zu</strong>lassung nachweisen, dass er bestimmte<br />

von der internationalen Zivilluftfahrtbehörde festgelegte Lärmgrenzwerte einhält<br />

([171]). Hier<strong>zu</strong> werden auf der Basis von Flugversuchen für die drei in Bild 11 definierten<br />

Messstellen Geräuschpegel entsprechend einem vorgeschriebenen Verfahren bestimmt<br />

([171]). An der Messstelle Seitenlinie (sideline, lateral) auf einer Linie im Abstand von 450 m<br />

von der Mittellinie der Startbahn wird der maximale beim Start auftretende Geräuschpegel<br />

bestimmt, der vor allem von der Schallemission der Triebwerkes bestimmt wird. Dieser Maximalpegel<br />

tritt kurz nach dem Abheben des Flugzeuges auf. An der Messstelle Überflug<br />

(flyover) 6500 m nach dem Rollbeginn ist die Triebwerksleistung bereits reduziert. Der gemessene<br />

Geräuschpegel hängt sehr stark von der hier erreichten Überflughöhe ab, also von<br />

der Startrollstrecke und der Steigfähigkeit des Flugzeuges. Da sich bei diesen Flugleistungen<br />

zwei- drei- und viermotorige Flugzeuge unterscheiden, gibt es von der Motorenzahl abhängige<br />

Grenzwerte. Die Landemessstelle (approach) liegt 2000 m vor der Landeschwelle der<br />

Landebahn. Bei einem Gleitpfad von 3 Grad ist die Überflughöhe an der Messstelle 120 m.<br />

Wegen der geringen Überflughöhe sind die bei der Landung gemessenen Geräuschpegel<br />

trotz der geringen Triebwerksleistung hoch, allerdings sind die hohen Pegel auf ein schmales<br />

Band unter dem Flugpfad beschränkt. Beim Start ist die mit hohen Pegeln beschallte Fläche<br />

wesentlich größer.<br />

Bild 71: Die drei Messpunkte bei der Lärmzertifizierung von Flugzeugen.<br />

Die gemessenen Schallsignale unterliegen einem Bewertungsverfahren <strong>zu</strong>r Ermittlung des<br />

„effective perceived noise level“ (EPNL) ([171]). Die <strong>zu</strong>lässigen EPNL-Werte hängen von der<br />

maximalen Startmasse der Flugzeuge ab. Es ist üblich geworden, die drei Zertifizierungspegel<br />

<strong>zu</strong> einem kumulativen Lärmpegel <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>fassen, der in Bild 72 für einige Flugzeugtypen<br />

dargestellt ist. Das Bild enthält die ab 2006 <strong>zu</strong> erfüllenden Grenzwerte. Die EPNL-<br />

Werte werden aus den zeitlich sich ändernden Terzspektren eines gesamten Überfluges<br />

berechnet. Zwei Beispiele für bei Landung und Start gemessene Terzspektren sind in Bild 73<br />

dargestellt. Das Startlärmspektrum wird hier vom Freistrahl mit einer Maximalfrequenz bei<br />

etwa 150 Hz dominiert und fällt, auch wegen der atmosphärischen Dämpfung wegen der<br />

größeren Flughöhe beim Start, bei hohen Frequenzen schnell ab. Dagegen ist der Landelärm<br />

sehr breitbandig. Die Pegelmaxima und Minima im Bereich 70 bis 500 Hz sind eine Folge<br />

der frequenz- und winkelabhängigen Bodenreflexionen, die mit der vorgeschriebenen<br />

Mikrofonhöhe von 1,2 m über dem Boden einhergehen.<br />

77


Summe der 3 Zertifizierungspegel, dB(EPNL)<br />

310<br />

305<br />

300<br />

295<br />

290<br />

285<br />

280<br />

275<br />

270<br />

265<br />

260<br />

A319<br />

A320<br />

A321<br />

A310<br />

A300-600<br />

A330<br />

A340<br />

717<br />

737<br />

737 NG<br />

757<br />

767<br />

777<br />

747<br />

Grenzwert 2 mot<br />

Grenzwert 4 mot<br />

10000 100000 1000000<br />

max. Abflugmasse (kg)<br />

Bild 72: Kumulativer Lärmpegel (Summe der drei Zertifizierungspegel) für Strahlverkehrsflugzeuge.<br />

Die Werte für einige Flugzeugtypen (Quelle: Internetadresse Luftfahrtbundesamt)<br />

sind mit den ab 2006 gültigen Grenzwerten für zwei- und viermotorige<br />

Flugzeuge verglichen. Die bis 2005 gültigen Grenzwerte liegen 10 dB höher.<br />

Terzpegel<br />

80<br />

dB<br />

74<br />

68<br />

62<br />

56<br />

50<br />

10 2<br />

Start<br />

Landung<br />

10 3<br />

Frequenz<br />

Bild 73: Typische Terzspektren der Boeing 717 mit BRR 715 Triebwerken beim Start und bei<br />

der Landung. Die Blattfolgefrequenzen oberhalb 1,5 kHz beeinflussen die Terzspektren<br />

dieses modernen Triebwerks kaum.<br />

78<br />

Hz<br />

10 4


Anhang B: Schallquellenlokalisierung am fliegenden Flugzeug mit Hilfe<br />

von Mikrofonarrays<br />

Das Geräusch von <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen wurde lange Zeit ausschließlich von den Triebwerken<br />

bestimmt. Diese Aussage trifft beim Start nach wie vor <strong>zu</strong>, bei der Landung allerdings<br />

kommt den Geräuschanteilen, die durch die Umströmung der Fahrwerke und Hochauftriebshilfen<br />

entstehen, immer stärkere Bedeutung <strong>zu</strong>, <strong>zu</strong>m Einen, weil die Geräuschpegel neuer<br />

Triebwerke stark reduziert werden konnten, und <strong>zu</strong>m Anderen, weil bei der Landung die<br />

Triebwerke nur bei 50-60% der Drehzahl beim Start laufen.<br />

Zur weiteren Senkung des Fluglärms genügt es deshalb nicht, sich wie bisher nur mit der<br />

Redzierung des Triebwerkslärms <strong>zu</strong> befassen, sondern es muss bei allen Flug<strong>zu</strong>ständen<br />

nach den jeweils dominierenden Schallquellen gesucht werden um sie dann durch gezielte<br />

Maßnahmen leiser <strong>zu</strong> machen.<br />

Bild 74: Prinzip der Schallquellenlokalisierung an einem <strong>Verkehr</strong>sflugzeug im Überflug mit<br />

Hilfe eines Mikrofonarrays<br />

Für diese Schallquellenanalyse und –lokalisierung am fliegenden Flugzeug wurde an der<br />

DLR-Abteilung Triebwerksakustik die Technik der Mikrofonarrays (andere Namen dafür sind<br />

akustische Antenne, akustisches Teleskop, akustische Kamera) entwickelt, deren Grundprinzip<br />

mit Hilfe der schematischen Darstellung in Bild 74 erläutert werden soll: Das <strong>zu</strong> untersuchende<br />

Flugzeug überfliegt ein größere Anzahl von Mikrofonen, die auf einer reflektierenden<br />

Platte am Boden angeordnet sind. Während des Überfluges werden alle Mikrofonsignale<br />

aufgezeichnet. Die Ausbreitungswege der von einer angenommenen Quellposition <strong>zu</strong><br />

den einzelnen Mikrofonen sind unterschiedlich lang, deshalb sind die einzelnen Mikrofonsignale<br />

gegeneinander phasenverschoben. Durch Berücksichtigung dieser Phasenunterschiede<br />

bei der späteren Auswertung mit dem Rechner, kann der Fokus auf jeden beliebige Punkt<br />

des Flugzeuges gelegt und der Bewegung des Flugzeugs nachgeführt werden. Erst durch<br />

diese Mitbewegung wird eine Analyse der Schallquellen möglich, weil die Messzeit vergrößert<br />

und die Doppler-Frequenzverschiebung ausgeglichen werden kann, beides Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />

für schmalbandige Frequenzanalysen.<br />

Das der akustischen Kamera <strong>zu</strong> Grunde liegende physikalische Prinzip, mit entlang einer<br />

Linie oder Fläche angeordneten Mikrofonen eine Lokalisierung von Schallquellen <strong>zu</strong> erzielen,<br />

ist seit 30 Jahren bekannt. Bereits im Jahr 1976 benutzten Billingsley & Kinns [172] ein Mikrofonarray<br />

<strong>zu</strong>r Untersuchung von Schallquellen an einem Strahltriebwerk. Sie nannten diese<br />

Technik acoustic telescope, später wurden die Bezeichnungen acoustic antenna oder mic-<br />

79


ophone array üblich.<br />

Die Möglichkeiten dieser neuen Methode wurden vom DLR in Berlin ab 1978 <strong>zu</strong>r Schallquellenlokalisierung<br />

an schnell fahrenden Eisenbahnen eingesetzt (King & Bechert [173], Barsikow,<br />

King & Pfizenmaier [174], Barsikow & King [175]). Am fliegenden Flugzeug wurde die<br />

Array-Technik erstmals von Michel et al [105], [106], [107] eingesetzt, wobei in der erstgenannten<br />

Arbeit ein lineares Array und in [106], [107] das weltweit erste zweidimensionale,<br />

flächige Array <strong>zu</strong>r Anwendung kamen.<br />

Da jedes Array optimal nur für einen begrenzten Frequenzbereich eingesetzt werden kann,<br />

wurden geschachtelte Arrays entwickelt, bei denen die gesamte Mikrofonanordnung aus<br />

mehreren verschieden großen Unterarrays besteht, die jeweils für einen anderen Frequenzbereich<br />

optimiert sind.<br />

Für die Darstellung zweidimensionaler Quellverteilungen werden zweidimensionale Mikrofonanordnungen<br />

benötigt, über deren Einsatz von Barsikow [176] in der Anwendung auf Eisenbahngeräusche<br />

berichtet wurde. Hierbei wurden zwei lineare Mikrofonarrays senkrecht<br />

<strong>zu</strong>einander angeordnet. Elias [177] hat für diese Anordnung ein Auswerteverfahren mit sehr<br />

guter räumlicher Auflösung entwickelt, das sowohl bei Windkanalversuchen als auch bei<br />

Überflugversuchen eingesetzt wurde.<br />

Bild 75: Zweidimensionale Anordnung der 111 Mikrofone auf der 8 m×8 m großen Platte.<br />

Eine bessere räumliche Auflösung als kreuzförmige Arrays haben flächige Arrays, wie sie<br />

von Michel et al [106], [107] für zweidimensionale Untersuchungen an <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen<br />

entwickelt und angewendet wurden. In einem vom BMBF unterstützen Projekt wurde die<br />

Richtmikrofontechnik wesentlich weiterentwickelt, um die Verteilung der Schallquellen zweidimensional,<br />

mit besserer räumlicher Auflösung und in größerer Entfernung vom Flugzeug<br />

bestimmen <strong>zu</strong> können. Da<strong>zu</strong> wurde die Antennentechnik unter Nut<strong>zu</strong>ng der heute verfügbaren<br />

Methoden der Datenerfassung vieler Signale mit hohen Taktfrequenzen auf eine wesentlich<br />

größere Zahl von Mikrofonen und eine flächige Mikrofonanordnung erweitert. Es konnte<br />

gezeigt werden, dass bei solchen Anordnungen die bisher stets als notwendig angenommene<br />

Nebenbedingung, dass der Mikrofonabstand innerhalb der Antenne geringer als die halbe<br />

Wellenlänge der größten interessierenden Frequenz sein müsse, nicht mehr erforderlich ist.<br />

Notwendig sind allerdings besondere, unregelmäßige Mikrofonanordnungen, die mit Hilfe der<br />

Evolutionsstrategie ermittelt wurden. Bild 75 zeigt eine solche Anordnung mit 111 Mikrofonen<br />

auf einer quadratischen Grundfläche mit 8 m Seitenlänge. Bei der Auswertung können im<br />

gesamten Frequenzbereich alle Mikrofonsignale verwendet werden, wodurch sich die räumliche<br />

Auflösung für hohe Frequenzen erheblich verbessert. Diese neuen Anordnungen eröffnen<br />

erstmalig die Möglichkeit des Einsatzes von sehr großen Antennen und der Messung<br />

80


aus großen Entfernungen von 200 bis 300 m, also auch bei den Überflughöhen von etwa<br />

100 m am Referenzmesspunkt für den Landelärm.<br />

Das in Bild 75 gezeigte Mikrofonarray wurde <strong>zu</strong>nächst am Werksflughafen der Deutschen<br />

Airbus in Hamburg-Finkenwerder bei Überflughöhen zwischen 28 m und 32 m getestet und<br />

dann im September 1997 am Flughafen Frankfurt eingesetzt (Bild 76). Die räumliche Auflösung<br />

beträgt 0,40 m bei einer Frequenz von 2 kHz. Insgesamt wurden die Mikrofonsignale<br />

bei 170 Landeanflügen aufgezeichnet.<br />

Bild 76: Aufbau des zweidimensionalen Arrays mit 111 Mikrofonen auf einer 8 m × 8 m großen<br />

Holzplatte im Anflugbereich des Flughafens Frankfurt in 1998.<br />

Die Auswertungen zeigten u.a., dass bei der Landung der leisesten heute fliegenden Flugzeuge<br />

die Umströmungsgeräusche vergleichbar mit den Triebwerksgeräuschen sind. Viele<br />

moderne Flugzeuge werden aber immer noch von den Triebwerksgeräuschen dominiert, wie<br />

das in Bild 77 dargestellte Ergebnis für ein häufig fliegendes Flugzeug beispielhaft zeigt. Die<br />

Schallemission von der Eintrittsöffnung und der Schubdüse sind deutlich <strong>zu</strong> unterscheiden.<br />

Der Vergleich dieser Ergebnisse mit solchen von den leisesten der gemessenen Triebwerke<br />

zeigt ein beträchtliches Lärmsenkungspotenzial.<br />

Bild 78 zeigt die Schallquellenverteilung für ein anderes Flugzeug, dessen Landegeräusch<br />

im Frequenzbereich 280 bis 3500 Hz von zwei tonalen aerodynamischen Schallquellen bei<br />

480 Hz nahe den Flügelenden dominiert wird, die deutlich hörbar sind und leicht als Triebwerkston<br />

missdeutet werden können. Die Schallquellen am Flügel (oben und unten in rot)<br />

sind wesentlich lauter als die Fahrwerke unter dem Rumpf (Mitte) und die beiden Triebwerke<br />

am Rumpfende (rechts). Ein Vergleich mit anderen Flugzeugen legt nahe, dass dieses Geräusch<br />

vermeidbar ist.<br />

81


Bild 77: Geräuschquellen an einem von<br />

unten betrachteten Flugzeug für<br />

das den Fan-Ton einschließende<br />

Terzband 800 Hz.<br />

Bild 78: Geräuschquellen an einem von unten<br />

betrachteten Flugzeug im Frequenzbereich<br />

280 bis 3500 Hz.<br />

Die Mikrofonarray-Technik ist den letzten Jahren ständig verfeinert und <strong>zu</strong>r Untersuchung<br />

unterschiedlicher Geräuschkomponenten von <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen und auch bodengebundenen<br />

Fahrzeugen eingesetzt worden, siehe die Arbeiten von Michel & Qiao [178], [179], Siller,<br />

Arnold & Michel [180], Siller & Michel [181, Piet, Michel & Böhning [182], Michel & Barsikow<br />

[183], Michel et al [184], Guérin et al [185]. Diese Technik hat sich dabei als so leistungsfähig-<br />

und aussagekräftig erwiesen, dass sie inzwischen neben dem DLR von allen bedeutenden<br />

Forschungseinrichtungen (ONERA, NLR, N<strong>AS</strong>A) und der Luftfahrtindusrie (Airbus, Boeing,<br />

EADS) selbst mit eigenen Geräten und/oder Auswerteprogrammen betrieben wird.<br />

Neben der Schallquellenortung lassen sich mit Hilfe der Arraytechnik auch die Wirbelschleppen<br />

hinter landenden Flugzeugen detektieren und untersuchen, wie von Michel & Böhning<br />

[186] und Böhning & Michel [187] gezeigt wurde.<br />

Die bislang diskutierten Mikrofonarrays beziehen sich auf Schallfelder in einem unbegrenzten<br />

Raum. Die Methode der Schallquellenlokalisierung ist aber nicht auf Freifelder beschränkt,<br />

sondern wird auch <strong>zu</strong>nehmend in Windkanälen eingesetzt. Im Falle geschlossener<br />

Messstrecken müssen allerdings die Reflexionen der Schallwellen an den Windkanalwänden<br />

berücksichtigt werden (siehe z.B. Koop et al [188]). Die Schallquellenlokalisierung wird derzeit<br />

beim DLR auf den Einsatz in Triebwerksprüfständen erweitert, wo ebenfalls das Problem<br />

der Reflexionen gelöst werden muss (Böhning & Michel [189]).<br />

82


Anhang C: Übersicht deutscher und internationaler Verbundprojekte <strong>zu</strong>r<br />

Reduzierung des Fluglärms<br />

C1: Deutsche Verbundprojekte<br />

Von den nationalen deutschen Aktivitäten ist als erste das Luftfahrtforschungsprogramm der<br />

Bundesregierung <strong>zu</strong> nennen und als zweite die Arbeiten des DLR im Schwerpunkt Luftfahrt,<br />

die in Berlin, Braunschweig, und Göttingen, Köln-Porz und Oberpfaffenhofen im Rahmen<br />

zweier DLR-interner Projekte <strong>Leiser</strong> Flugverkehr I und II.<br />

Darüber hinaus förderte das BMBF die folgenden weiteren Projekte im Bereich Luftfahrt<br />

• Engine 3E 2010<br />

− Aeroakustik, -elastik und -aerodynamik CRISP-1m-Modell; Zeitraum 1996-98; DLR-<br />

Köln/Berlin.<br />

− Lärm- und leistungsoptimierter Strahlmischer; Zeitraum 1996-98; DLR-Berlin;<br />

BMW RR;<br />

− Modale Schallmessungen an Niederdruck-Turbinen; Zeitraum 1996-98; MTU-<br />

München;<br />

− Modale Schallmessungen an Axialverdichtern; Zeitraum 1995-1997; MTU-München;<br />

DLR-Berlin;<br />

− Berechnung der Schallerzeugung von Turbinengittern mit linarisiertem Euler-<br />

Verfahren; Zeitraum 1995-1998; MTU-München;<br />

• Verbundprojekt Eigengeräuschminderung bei <strong>Verkehr</strong>sflugzeugen; Zeitraum 1996-<br />

1998; DLR-Berlin und Braunschweig, akustik data, Deutsche Airbus, Lufthansa, Flughafen<br />

Frankfurt/Main.<br />

• BMBF / DFG Verbundprogramm "Numerische Aeroakustik für <strong>Verkehr</strong>sflugzeuge"<br />

SWING;<br />

− Generische Versuche; Computational Aeroacoustics (CAA); DLR-Braunschweig<br />

− Experimentelle Untersuchungen räumlicher Korrelationen an generischem Klappenmodell;<br />

DLR-Braunschweig<br />

− Randelementverfahren Schallabstrahlung Hochauftriebssystem; Uni Stuttgart<br />

− Simulation von Klappenseitenwirbeln und Akustikfeldern; RWTH-Aachen<br />

− Modellierung Schallentstehung an Klappenseiten von Tragflügeln; TU Dresden<br />

• Ein weiteres BMBF-Projekt im Rahmen von AG Turbo Turbotech II bezieht sich auf stationäre<br />

Gasturbinenanlagen, die Ergebnisse sind aber auch für Flugtriebwerke von Bedeutung:<br />

Aktive Schallminderung bei Turbomaschinen; Zeitraum 1996-1999; DLR-<br />

Berlin und Köln; MTU; EADS CRC.<br />

In dem DFG-Sonderforschungsbereich 557 "Beeinflussung komplexer turbulenter Scherströmungen";<br />

Zeitrum1998 – 2001 – 2004 - 2007; Partner TU Berlin, DLR-Berlin) werden<br />

zwei für die Luftfahrt relevanten Lärmthemen behandelt:<br />

• Aktive Lärmminderung durch dynamische Beeinflussung der turbulenten Umströmung<br />

der Schaufelspitzen<br />

• Aktive Beeinflussung von Betriebsverhalten und Lärm axialer Turbomaschinen durch<br />

dynamische Beeinflussung der turbulenten Strömung im Kopfspalt.<br />

Weitere Einzelarbeiten werden an Universitäten, z.B. BTU-Cottbus, RWTH-Aachen, TU Berlin,<br />

TU Dresden, Universität Stuttgart, durchgeführt.<br />

Im März 1999 wurde der Forschungsverbund <strong>Leiser</strong> <strong>Verkehr</strong> auf Initiative des Deutschen<br />

Zentrums für Luft- und Raumfahrt / DLR mit zahlreichen Partnern aus Industrie, Verbänden,<br />

Behörden und Forschung als ein offenes Netzwerk gegründet (Weyer & Neise [190]). Anliegen<br />

des Verbundes ist es, den <strong>Verkehr</strong>slärm als „öffentliches” Problem ganzheitlich an<strong>zu</strong>gehen.<br />

Straßen-, Schienen- und Luftverkehr handeln miteinander. Eine gemeinsame Klammer<br />

83


ildet die Wirkungsforschung, die den kurz- bis langfristigen Folgen von Lärmeinwirkungen<br />

nachgeht. Der Forschungsverbund schafft ein Netzwerk, das der Vertrauensbildung, der verbesserten<br />

Kommunikation und der intensiveren Zusammenarbeit zwischen den aus sehr<br />

unterschiedlichen Branchen stammenden Partnern dient und <strong>zu</strong>r Verbesserung der wissenschaftlich-technischen<br />

Grundlagen einer breiten Lärmbekämpfung beiträgt. Im Bereich Fluglärm<br />

sind die folgenden Projekte aus dem Verbund heraus konzipiert und erfolgreich beantragt<br />

worden:<br />

• LuFo III N<strong>AS</strong>GeT: Neuartige aktive/passive Systeme <strong>zu</strong>r Geräuschminderung an<br />

Triebwerken; Zeitraum 01.01.2004 – 31.1<strong>2.2</strong>007.<br />

• LuFo III LEXMOS: Leise Düsenaustrittsysteme und Moderne Schallquellenortung;<br />

Zeitraum 01.01.2004 – 31.1<strong>2.2</strong>007.<br />

• LuFo III FREQUENZ: Forschung <strong>zu</strong>r Reduktion und Ermittlung des Quelllärms mittels<br />

Experiment und Numerik bei Zivilverkehrsflugzeugen; Zeitraum 01.11.2003 –<br />

31.10.2007.<br />

• LAnAb: Lärmoptimierte An- und Abflugverfahren; Zeitraum 01.1<strong>2.2</strong>002 – 30.11.2006.<br />

Auch für das kommende Luftfahrtforschungsprogramm IV hat der Verbund <strong>Leiser</strong> <strong>Verkehr</strong><br />

Vorschläge für neue Projekte gemacht, über deren Realisierung im Laufe des Jahres 2006<br />

entschieden wird.<br />

C2 Europäische Verbundprojekte<br />

X2 X -NOISE<br />

2 X -NOISE<br />

2-NOISE Basic Tools<br />

& Source<br />

Understanding<br />

Advanced<br />

Configurations<br />

Turbomachinery<br />

Noise<br />

Reduction<br />

Technology<br />

Exhaust Noise<br />

Reduction<br />

Technology<br />

Airframe noise<br />

Reduction<br />

Techniques<br />

Operational<br />

Practices<br />

Impact<br />

Management<br />

Tools<br />

Years<br />

Propagation Models<br />

Source Jet<br />

Models<br />

and Turbomachinery<br />

Advanced<br />

CFD/ CAA Airframe<br />

Aircraft Architectures<br />

Engine Architectures<br />

Noise Reduction<br />

at Source<br />

Nacelle Technologies<br />

Nozzle Design &<br />

Liner Technology<br />

High Lift Devices<br />

& Landing Gear<br />

RESOUND<br />

RAIN<br />

RESOUND<br />

RANNTAC<br />

National / Industry<br />

Research<br />

RAIN<br />

Noise Abatement<br />

National programs<br />

Procedures SOURDINE<br />

Noise / Emissions Tradeoffs Evaluation<br />

Noise Mapping<br />

Virtual Neighbourhood<br />

Generation 1 Solutions<br />

Generation 2 Solutions<br />

98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10<br />

DUCAT<br />

JEAN<br />

TurboNoise CFD<br />

MESSIAEN<br />

SILENCE(R)<br />

Technology<br />

Platform<br />

SOURDINE II<br />

COJEN<br />

TURNEX<br />

PROBAND<br />

ROS<strong>AS</strong> NACRE IP<br />

SEFA<br />

VITAL IP<br />

TIMPAN<br />

OPTIMAL IP<br />

FP7<br />

FP7<br />

FP7<br />

International Effort IMAGINE<br />

International Effort<br />

Bild 79: Übersicht der EU-Forschungsprogramme <strong>zu</strong>r Fluglärmminderung (aus Description<br />

of Work X3-Noise).<br />

Seit 1995 besteht in Europa eine konzertierte Anstrengung <strong>zu</strong>r Etablierung einer “Strategic<br />

Research Agenda” (SRA) <strong>zu</strong>r Reduzierung des Fluglärms. Zunächst engagierte sich die ,<br />

Aeronautics Task Force on “The Environmentally Friendly Aircraft” (TEFA), später das „Advisory<br />

Council for Aeronautics Research in Europe“ (ACARE), das im Januar 2001 von der<br />

84<br />

FP7


“Group of Personalities” unter der Leitung von EU-Kommissar Philippe Busquin gegründet<br />

wurde und ein Strategiepapier “European Aeronautics: A Vision for 2020” vorlegte. In der<br />

“Vision 2020” sind, unter Anderem, die folgenden Zielset<strong>zu</strong>ngen für die Begren<strong>zu</strong>ng des<br />

Fluglärms genannt: "Reduce perceived noise by half" und "Eliminate noise nuisance outside<br />

airport boundaries". Das erste Ziel ist gleichbedeutend mit einer Pegelminderung von<br />

10 EPNdB und das zweite mit einem Maximalpegel von 65 dB(A) an der Flughafengrenze.<br />

Die wichtigsten Partner der Luftfahrtbranche arbeiten in den Thematischen Forschungsnetzwerken<br />

X-Noise, dann X2- und X3-Noise an der Aufstellung eines systematischen und konsistenten<br />

europäischen Forschungsprogramms <strong>zu</strong>r Reduktion des Fluglärms, das <strong>zu</strong> einer<br />

Reihe aufeinander aufbauenden und komplementären Forschungsprojekte geführt hat, die in<br />

Bild 79 aufgeführt sind.<br />

Die Titel dieser EU-Projekte kennzeichnen die wesentlichen Forschungsinhalte<br />

(weitere Informationen sind <strong>zu</strong> finden auf http://cordis.europa.eu/search/index.cfm).<br />

• DUCAT: Duct Acoustics; Zeitraum 01/1998-12/2000.<br />

• RAIN: Reduction of Airframe and Installation Noise; Zeitraum 01/1998-12/2000.<br />

• RANNTAC: Reduction of Aircraft Noise by Nacelle Treatment and Active Control. EU-<br />

FP4; Zeitraum 01/1998-12/2000.<br />

• RESOUND: Reduction of Engine Source Noise Through Understanding and Design.<br />

EU-FP4; Zeitraum 01/1998-12/2000.<br />

• JEAN: Jet Exhaust Aerodynamics and Noise: EU FP5, Zeitraum 1.<strong>2.2</strong>001-31.1.2004.<br />

• SOURDINE: Study of Optimisation Procedures for Decreasing the Impact of Noise: EU<br />

FP4, Zeitraum 1.12.1998-31.12.1999.<br />

• SOURDINE II: Study of Optimisation Procedures for Decreasing the Impact of Noise II:<br />

EU FP5, Zeitraum 13.11.2001-12.11.2004.<br />

• TurboNoiseCFD: Turbomachinery Noise Source CFD Models for Low Noise Aircraft<br />

Designs: EU FP5; Zeitraum 01/2000 – 12/2002.<br />

• ROS<strong>AS</strong>: Research on Silent Aircraft Concepts: EU FP5, Zeitraum 1.1.2002-31.3.2005.<br />

• SILENCE(R): Significantly Lower Community Exposure to Aircraft Noise. Techology<br />

Platform; Zeitraum 04/2001 – 12/2006 (verlängert bis 07/2007).<br />

• COJEN: Computation of Coaxial Jet Noise. STREP EU-FP6/I; Zeitraum 01/2004 –<br />

12/2006.<br />

• PROBAND: Improvement of Fan Broadband Noise Prediction - Experimental Investigation<br />

and Computational Modelling. STREP EU-FP6/II; Zeitraum 04/2005 – 03/2008.<br />

• TURNEX: Turbomachinery Noise Radiation through the Engine Exhaust. STREP EU-<br />

FP6/II; Zeitraum 01/2005 – 12/2007.<br />

• HARMONOISE: Accurate and reliable prediction methods for the eu directive on the<br />

assessment and management of environmental noise.; Zeitraum 1.8.2001-31.7.2004.<br />

• IMAGINE: Improved Methods for the Assessment of the Generic Impact of Noise in the<br />

Environment; Zeitraum 5.1<strong>2.2</strong>003-1.1<strong>2.2</strong>006. http://www.imagine-project.org/<br />

• SEFA: Sound Engineering For Aircraft: STREP EU-FP6/II; Zeitraum 2.3.2004-<br />

1.<strong>2.2</strong>007.<br />

• HISAC: High Speed Aircraft, Integrated Programme, EU FP6, seit 04/2005.<br />

• VITAL: Environmentally Friendly Aero Engine. Integrated Programme EU-FP6/II; Zeitraum<br />

01/2005 – 12/2008.<br />

• X-Noise; X2-Noise; X3-Noise: Aircraft External Noise Research Network and Coordination.<br />

Thematisches Netzwerk; Zeiträume 1.11.1998-30.4.2002; 1.11.2002-30.4.2006;<br />

2006-2007.<br />

• TIMPAN: Technology to IMProve Airframe Noise; STREP EU-FP6/III, Zeitraum<br />

85


1.9.2006 – 31.8.2009.<br />

• OPTIMAL: Optimized Procedures and Techniques for IMprovement of Approach and<br />

Landing: EU FP6, Integrated Project, Zeitraum 1.6.2004-1.<strong>2.2</strong>008.<br />

• NACRE: New Aircraft Concepts Research: EU FP6, Integrated Project, Zeitraum<br />

24.6.2005-<br />

Akustische Fragestellungen werden auch in zwei Projekten mit im Wesentlichen aerodynamischer<br />

Ausrichtung behandelt:<br />

• AWIATOR: Aircraft Wing with Advanced Technology Operation. Zeitraum 07/2002 –<br />

06/2006.<br />

• C-WAKE: Wake Vortex Characterisation and EU-FP4; Zeitraum 01/2000-12/2002.<br />

Für die Technologieplattform SILENCE(R), das umfangreichste der oben genannten Programme,<br />

werden die folgenden Reduktionsziele bezogen auf die Technologie der in 1998 in<br />

Dienst gestellten <strong>Verkehr</strong>sflugzeuge genannt:<br />

• Kurzfristig (1 bis 2 Jahre nach Beendigung von SILENCE(R)): 3 dB.<br />

• Mittelfristig (4 Jahre nach Beendigung von SILENCE(R)): 6 dB.<br />

• Langfristig (8 Jahre nach Beendigung von SILENCE(R)): bis <strong>zu</strong> 10 dB.<br />

C3 Fluglärmforschung in den USA<br />

In den USA sind die Forschungsarbeiten <strong>zu</strong>r Minderung des Fluglärms seit Mitte der neunziger<br />

Jahre in zwei großen Forschungsprogrammen konzentriert, dem Advanced Subsonic<br />

Technology (<strong>AS</strong>T) Programm (1994-2001) und dem Quiet Aircraft Technology (QAT) Programm<br />

seit 2000. Das Budget dieser beiden mit 100%-tiger Förderung der Regierung über<br />

insgesamt 12 Jahre laufenden Programme beläuft sich auf 350 Mio. US$.<br />

Die Programmziele des QAT-Programms sind Bild 80 <strong>zu</strong>sammenfassend dargestellt. Sie<br />

sind zeitlich weitreichender als die europäische „Vision 2020“, aber bezüglich der Ziele für<br />

die nächsten 10-Jahre weitgehend deckungsgleich mit denen der „Vision 2020“. Im Rahmen<br />

dieser Programme werden alle wichtigen Aspekte der Fluglärmminderung behandelt: Grundlagen<br />

der Schallentstehung, Strömungsbeeinflussung, Aktive Geräuschminderung, Reduktion<br />

des Breitbandlärms, Numerische Strömungsakustik (Computational AeroAcoustics, CAA),<br />

Systemoptimierung und lärmoptimierte Flugverfahren. (mehr Informationen unter:<br />

http://www.aia-aerospace.org/issues/subject/noise_workshop/nws04a_nasa.pdf).<br />

Seamless integration of air travel<br />

into the fabric of society: easily<br />

accessible, easily utilized, safe,<br />

affordable travel with minimal<br />

environmental impact. Customer<br />

demands will drive air travel<br />

systems, service, and products<br />

Objective<br />

�� �� �� Develop Develop technology technology to to improve improve quality quality of of life life through through the<br />

the<br />

elimination elimination of of adverse adverse effects effects of of aircraft aircraft noise<br />

noise<br />

Vision<br />

�� �� �� Objectionable Objectionable aircraft aircraft noise noise contained contained within within airport airport boundary<br />

boundary<br />

Benefit<br />

�� �� �� 10-year 10-year Goal: Goal: Technology Technology for for 65 65 LDN LDN at at airport airport boundary<br />

boundary<br />

�� �� �� 25-year 25-year Goal: Goal: Technology Technology for for 55 55 LDN LDN at at airport airport boundary<br />

boundary<br />

Enterprise Noise Goal<br />

�� �� �� Reduce Reduce the the perceived perceived noise noise levels levels of of future future aircraft aircraft by by one one half<br />

half<br />

(10 (10 dB) dB) from from today’s today’s subsonic subsonic aircraft aircraft within within 10 10 years,<br />

years,<br />

and and by by three three quarters quarters (20 (20 dB) dB) within within 25 25 years<br />

years<br />

Bild 80: Ziele des Quiet Aircraft Technology (QAT) Programms der USA.<br />

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