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Studienreise 2007 Norwegen - Schweizerisches ...

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STUDIENREISE DER ANSTALTSLEITER<br />

NACH NORWEGEN<br />

15. – 22. September <strong>2007</strong>


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Einleitung ...............................................................................................................3<br />

Seite<br />

Samstag<br />

Anreise ....................................................................................................................5<br />

Sonntag<br />

Stadtrundfahrt..........................................................................................................5<br />

Montag<br />

• Besuch des norwegischen Ausbildungszentrums<br />

für das Strafvollzugspersonal KRUS in Oslo ......................................................6<br />

• Frauengefängnis Bredveit (in französischer Sprache) .....................................10<br />

Dienstag<br />

• Gefängnis Oslo ................................................................................................12<br />

• Empfang in der Schweizer Botschaft ...............................................................16<br />

Mittwoch<br />

Gefängnisinsel Bastoy...........................................................................................17<br />

Donnerstag<br />

• Besuch des Hochsicherheitsgefängnisses Skien .............................................20<br />

• Schifffahrt auf dem Telemarkkanal...................................................................22<br />

Freitag<br />

Besuch der Verwahrungs- und Sicherheitsanstalt Ila ...........................................23<br />

Samstag<br />

Rückreise ..............................................................................................................26<br />

Schlusswort .........................................................................................................26<br />

Dank......................................................................................................................26<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 2


EINLEITUNG<br />

Alle zwei Jahre organisiert das Schweizerische Ausbildungszentrum für das<br />

Strafvollzugspersonal zu Ausbildungszwecken eine <strong>Studienreise</strong> für die Direktorinnen und<br />

Direktoren der Institutionen des Freiheitsentzugs. Im Jahr <strong>2007</strong> nahmen neben den<br />

Anstaltsleitern auch ein Vertreter des Bundesamts für Justiz, zwei Konkordatssekretäre, ein<br />

Strafvollzugsrichter sowie der Leiter eines kantonalen Strafvollzugsdienstes an der Reise<br />

teil, die nach Oslo und Umgebung führte. Ziel war es, einen Einblick in das<br />

Strafvollzugssystem und die Gefängnisse <strong>Norwegen</strong>s zu erhalten.<br />

Reisegruppe im Gefängnis Oslo<br />

Nachstehend eine kurze Präsentation des Landes und seiner Hauptstadt:<br />

<strong>Norwegen</strong><br />

Mit einer Fläche von rund 380'000 km 2 ist <strong>Norwegen</strong> das fünftgrösste Land Europas, mit<br />

rund 4,7 Mio Einwohnern jedoch nur schwach besiedelt. Ein Viertel der Bevölkerung lebt in<br />

Oslo und Umgebung. <strong>Norwegen</strong> ist laut Uno-Statistik 1 das Land mit der weltweit besten<br />

Lebensqualität, jedoch hohen Lebenskosten (MwSt 25 %). Das Bruttoinlandprodukt pro<br />

Kopf ist eines der höchsten der Welt. <strong>Norwegen</strong> ist eine Dienstleistungsgesellschaft, deren<br />

Wohlstand massgeblich von einem einzigartigen Mix von Rohstoffen abhängt (Öl, Gas,<br />

Fisch, Holz). Seit 1990 werden die Öleinnahmen in einem Fonds angelegt, um den<br />

Wohlstand auch für zukünftige Generationen zu sichern. Die für den Gang der Wirtschaft<br />

unerlässlichen Gastarbeiter stammen hauptsächlich aus Pakistan, Polen und Schweden.<br />

Ausbildung hat in <strong>Norwegen</strong> einen äusserst hohen Stellenwert, was sich später auch bei<br />

unseren Besuchen zeigen sollte.<br />

Oslo<br />

Oslo wurde um 1048 gegründet und ist damit die älteste Stadt des Nordens. Nach dem<br />

verheerenden Brand 1624 wurde die neu aufgebaute Stadt in Christiania umgetauft (nach<br />

dem dänisch-norwegischen König Christian IV). Erst seit 1925 trägt sie wieder ihren<br />

ursprünglichen Namen. Die Bevölkerung Oslos ist jung, da die Stadt nicht nur eine<br />

Universität, sondern auch zahlreiche andere Ausbildungsstätten beherbergt.<br />

Mietwohnungen sind knapp und die Grundstückpreise enorm hoch.<br />

1 http://hdr.undp.org/hdr2006/statistics/<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 3


Programm<br />

Das wiederum äusserst interessante und reich befrachtete Programm umfasste folgende<br />

Themen und Besuche:<br />

• Ausbildungszentrum für das norwegische Strafvollzugspersonal (Gegenseitiges<br />

Vorstellen des norwegischen wie schweizerischen Strafvollzugssystems sowie der<br />

Ausbildung von Personal und Insassen)<br />

• Gefängnis Oslo (Untersuchungshaft und Vollzug für Männer)<br />

• Gefängnisinsel Bastoy (humanistisch-ökologisches Konzept / offener Vollzug für<br />

Männer)<br />

• Hochsicherheitsgefängnis in Skien (Vollzug für Männer und Frauen)<br />

• Verwahrungs- und Sicherheitsanstalt Ila bei Oslo (Vollzug für Männer)<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 4


SAMSTAG, 15.09.<strong>2007</strong><br />

Um 17.50 Uhr gemeinsamer Abflug von Zürich nach Oslo mit Zwischenlandung in<br />

Amsterdam. Kurz vor Mitternacht Ankunft im zentral gelegenen Thon Hotel.<br />

SONNTAG, 16.09.<strong>2007</strong><br />

Nach einer kurzen Information durch die Reiseverantwortlichen<br />

U. Luginbühl, Direktor, und Karl-Heinz Vogt, Vizedirektor des<br />

Schweizerischen Ausbildungszentrums für das Strafvollzugspersonal,<br />

ging es zu einer 2stündigen Stadtrundfahrt in deutscher<br />

und französischer Sprache. Erwähnenswert ist dabei u. a. sicher<br />

der bekannte Park Gustav Vigeland mit seinen 192 Skulpturen<br />

und die nahe Oslos gelegene Skisprunganlage in Holmenkollen.<br />

Nach der Rückkehr ins Hotel konnte jeder vom freien<br />

Nachmittag profitieren, um in Ruhe durch die Stadt zu<br />

bummeln oder eines der zahlreichen, meist eintrittsfreien<br />

Museen zu besuchen.<br />

Königsresidenz<br />

Rathaus der Stadt Oslo<br />

Frammuseum (Schiff der<br />

Nordpolexpeditionen von<br />

Nansen und Amundsen)<br />

Bild "Der Schrei"<br />

von E. Munch<br />

(Nationalgalerie Oslo)<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 5


MONTAG, 17.09.<strong>2007</strong><br />

Besuch des norwegischen Ausbildungszentrums<br />

für das Strafvollzugspersonal KRUS 2 in Oslo<br />

Empfang durch Harald Fosker, Direktor, der einige allgemeine Informationen zum<br />

Ausbildungszentrum gibt:<br />

Allgemeine Informationen zu KRUS<br />

KRUS ist direkt dem Justiz- und Polizeiministerium unterstellt. Dies zeigt die<br />

Bedeutung, die der Staat der Ausbildung des Strafvollzugspersonals beimisst.<br />

Aufgrund der langen Warteliste (rund 2'000 Einzuweisende) sah sich der aktuelle<br />

Justizminister veranlasst, zahlreiche zusätzliche Plätze zu schaffen. Somit ist zur Zeit auch<br />

der Ausbildungsbedarf gross: in KRUS absolvieren im laufenden Jahr 211 Personen die<br />

Ausbildung.<br />

Struktur von KRUS:<br />

- Administration (Finanz- und Personalwesen, Office services, Computer network,<br />

Homepage, externe Unterbringung der Kursabsolventen)<br />

- Grundausbildung (Grundausbildung allgemeines Strafvollzugspersonal, 6 Monate<br />

Spezialausbildung für Werkstattpersonal)<br />

- Forschung und Entwicklung (Weiterbildung, Entwicklung von Ausbildungsprogrammen,<br />

Forschung und Projekte)<br />

Danach gibt Walter Troxler, Chef der Sektion Straf- und Massnahmenvollzug des<br />

Bundesamts für Justiz, den norwegischen Vertretern einen Einblick in das schweizerische<br />

Strafvollzugssystem.<br />

In der anschliessenden regen Diskussion werden u. a. Vergleiche zu den Themen Aids,<br />

Drogen (Methadonprogramm, Spritzenabgabe), Ausschaffung, Massnahmen, alte Insassen<br />

usw. angestellt. Auf Fragen der norwegischen Vertreter nach der schweizerischen Praxis<br />

muss des Öfteren auf unser föderalistisches System verwiesen werden, was für<br />

Aussenstehende oft sicher nicht einfach zu verstehen ist....<br />

2 Offizielle Homepage (in norwegischer wie englischer Sprache): http://www.krus.no/en<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 6


Grundausbildung des Strafvollzugspersonals in KRUS<br />

Egil Larsen, Leiter der Grundausbildung, präsentiert das Ausbildungszentrum.<br />

KRUS ist die einzige staatlich anerkannte Schule für das Gefängnispersonal in<br />

<strong>Norwegen</strong>. Im Gegensatz zur Schweiz werden neue Aufseher nicht durch die einzelnen<br />

Anstalten eingestellt, sondern durch die Schule aufgrund einer Eignungsprüfung rekrutiert<br />

(rund 10 % der Bewerber werden berücksichtigt). Durchschnittliches Eintrittsalter: 27 Jahre,<br />

erforderliches Ausbildungsniveau: Matura oder Fachhochschule. Während ihrer Ausbildung<br />

sind die Kandidaten vom Staat angestellt und entlöhnt. Eine Tätigkeit im Gefängnis ohne<br />

staatlich anerkannte Ausbildung ist zwar möglich, jedoch ohne festen Anstellungsvertrag.<br />

50 % der Aufseher/Betreuer sind Frauen, was keinerlei Problemen bietet. Die weiblichen<br />

Auszubildenden seien im Durchschnitt motivierter und wiesen eine bessere Vorbildung auf.<br />

In der Schweiz liegt der Frauenanteil bei 20 von durchschnittlich 120 Absolventen der<br />

Grundausbildung.<br />

Aufbau der zweijährigen Ausbildung:<br />

1. Jahr:<br />

• 4 Wochen theoretische Ausbildung in KRUS (Gefängniswesen, Kriminologie, Ethik,<br />

juristische Grundlagen, etc.)<br />

• Anschliessend 11 Monate Ausbildung in einem der 12 beteiligten Gefängnisse, die<br />

dadurch zu kostenfreiem Personal kommen. 2 Tage theoretische Ausbildung pro<br />

Woche. Themen: praktische Arbeit im Gefängnis, Ethik, gesetzliche Grundlagen, usw.<br />

• Ende des 1. Jahres Zwischenprüfung<br />

2. Jahr:<br />

• Theoretische Ausbildung in KRUS, wovon 5 Wochen einzig rechtliche Grundlagen.<br />

Pädagogik, Psychiatrie, Rehabilitation, etc. Themen von Sozialpädagogik bis hin zu<br />

Sicherheitsaufgaben<br />

• Ende des 2. Jahres Schlussprüfung (kann 1 x wiederholt werden).<br />

Wer die Schlussprüfung definitiv nicht besteht, riskiert den Verlust seines Arbeitsplatzes;<br />

von durchschnittlich 150 Kandidaten beenden jedoch rund 145 erfolgreich ihre Ausbildung.<br />

Diese hohe Erfolgsrate erklärt sich u.a. auch durch die enge Begleitung: ein Team aus<br />

zwei Universitätsprofessoren und einem Gefängnisaufseher mit akademischer Ausbildung<br />

betreut zusammen mit einem "Senior Officer" eine Gruppe von 30 Studenten (während der<br />

Ausbildung im Gefängnis sogar nur 12 bis 20 Studenten).<br />

Wie auch in der Schweiz erfordern die meist kleinen Gefängnisse <strong>Norwegen</strong>s (grösste<br />

Anstalt 400 Insassen, kleinste 12 Insassen) polyvalente Betreuer. In <strong>Norwegen</strong> sind<br />

deshalb Bestrebungen im Gang, die Ausbildung auf 3 Jahre zu verlängern, um die<br />

Kandidaten noch besser auf ihre vielfältigen Aufgaben vorzubereiten. Ausserdem würde<br />

damit das Niveau der Ausbildung den anderen im Strafvollzug tätigen Berufszweigen<br />

angepasst.<br />

Nach der Ausbildung in KRUS<br />

Die Kandidaten verpflichten sich vertraglich, nach ihrer Ausbildung mind. 1 Jahr im<br />

Strafvollzug zu arbeiten, wobei sie in ganz <strong>Norwegen</strong> eingesetzt werden können.<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 7


Fortbildungskurse finden sowohl in den Anstalten wie auch in KRUS statt, sind jedoch<br />

nicht obligatorisch.<br />

Lohnskala Aufseher:<br />

Während der Ausbildung 31'000 Euros / Jahr<br />

1. Jahr nach Ausbildung 40'000 Euros / Jahr<br />

20 Jahre nach Ausbildung 45’000 Euros / Jahr<br />

Nachdem Karl-Heinz Vogt, Vizedirektor des Schweizerischen Ausbildungszentrums, die<br />

Ausbildung des Schweizerischen Strafvollzugspersonals vorgestellt hat, geht Marit Gran,<br />

"Principal Gronland Adult Lerningcenter", näher auf die Ausbildungsmöglichkeiten der<br />

Insassen in <strong>Norwegen</strong> ein:<br />

Ausbildung der Insassen<br />

Norwegische Bildungspolitik beruht auf dem Prinzip des gleichen Rechts auf Bildung für alle<br />

Mitglieder der Gesellschaft, ungeachtet ihres sozialen und kulturellen Hintergrunds, und<br />

unabhängig davon, wo sie in <strong>Norwegen</strong> leben 3 . Das Bildungssystem für Insassen entspricht<br />

somit jenem ausserhalb der Anstaltsmauern, unter Berücksichtigung der spezifischen<br />

Bedürfnisse. Die sorgfältig ausgewählten Lehrkräfte in den Anstalten unterstehen nicht<br />

dem Justiz-, sondern dem Ministerium für Bildung. Mit Ausnahme des Gefängnisses in<br />

Oslo werden externe Lehrkräfte eingesetzt (sog. "Importmodell").<br />

Im Gegensatz zur Schweiz ist der Anteil fremdsprachiger Insassen relativ gering<br />

(Oslo: 50 %, übriges <strong>Norwegen</strong>:


Auditorium<br />

Zelle im „Übungsgefängnis“<br />

Bibliothek<br />

GESAMTEINDRUCK<br />

Anstaltsstrukturen vergleichbar mit der Situation in der Schweiz.<br />

Selektion des Strafvollzugspersonals durch das Ausbildungszentrum und nicht durch die<br />

Anstalten.<br />

Lehrkräfte in den Anstalten unterstehen dem Ministerium für Bildung, und das<br />

Bildungssystem in den Anstalten entspricht jenem ausserhalb der Anstaltsmauern.<br />

Ausbildung sowohl des Personals wie der Insassen hat einen hohen Stellenwert.<br />

Grosser Frauenanteil unter Personal<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 9


MONTAG, 17.09.<strong>2007</strong><br />

GEFÄNGNIS BREDVEIT, OSLO<br />

Anzahl Insassinnen 46<br />

Kategorie Insassen: Frauen<br />

Kategorie Haft:<br />

Vollzug<br />

Anzahl Beschäftigte 76<br />

Photo: C. Hill/Wikipedia<br />

Visite de la Prison pour femmes de Bredveit 4 , Oslo<br />

(Visite en petit groupe: Marianne Heimoz, Florian Hübner, Viktor Gähwiler et Peter Grünig)<br />

Il s’agissait d’une visite un peu « surprise », organisée directement depuis la Norvège le<br />

jour même. La governor –i.e. la directrice- a été très brièvement croisée sur le parking !<br />

Prison relativement ancienne, construite en 1920, la prison de Bredveit est la principale<br />

prison pour femmes de Norvège. Elle a connu une histoire peu glorieuse en servant<br />

d’établissement de « triage » pour les hommes juifs durant l’occupation allemande de la<br />

Norvège lors de la dernière guerre mondiale. D’une capacité de 46 places (54 selon le site<br />

internet officiel 5 , elle avait alors 350 personnes en « détention ».<br />

Il s’agit d’une prison à sécurité moyenne, les femmes détenues dites à risque étant placées<br />

dans la prison de Skien (actuellement une unité de 6 places). Parmi les 46 détenues, 3 sont<br />

internées pour une durée indéterminée, et 20% purgent des peines supérieures à 10 ans. Il<br />

y a environ 76 collaboratrices et collaborateurs, dont une dizaine en uniforme (d’après les<br />

explications un peu confuses données lors de la visite).<br />

La prison est composée de 3 différents étages représentants des zones de détention<br />

distinctes. La zone arrivante, qui a une fonction de triage, un étage dit de motivation et<br />

finalement un étage « ouvert ». A relever que la prison dispose d’appartements à l’extérieur<br />

de la prison (pour l’équivalent de notre travail externe). L’étage de triage peut accueillir 11<br />

détenues. Le séjour dans cet étage est déterminé à la fois par le comportement mais aussi<br />

par la disponibilité dans les étages plus ouverts. Les repas sont pris en commun, et il y a en<br />

permanence deux personnes du staff à chaque étage.<br />

L’étage de motivation est architecturalement assez proche. Les cellules sont ouvertes de<br />

7h00 à 20h30. La participation à des groupes de paroles est obligatoire. Il existe la<br />

possibilité de téléphoner 20 minutes par semaine, plus s’il y a des enfants.<br />

L’étage « ouvert » permet diverses activités communautaires y compris extérieures à la<br />

prison. Nous avons appris que les détenues de cet étage bénéficiaient d’une sortie<br />

collective chaque semaine, que ce soit pour faire du shopping, des visites culturelles, des<br />

randonnées à ski, etc. Une fois par année, une sortie d’une semaine est organisée, sorte de<br />

« camp ». Les détenues bénéficient de 30 jours de congé par année, et le temps de trajet<br />

entre la prison et le lieu de domicile n’est pas compté (en se rappelant que la Norvège est<br />

immense).<br />

4 Informations en norvégien : http://no.wikipedia.org/wiki/Bredtveit_fengsel%2C_forvarings-_og_sikringsanstalt<br />

5 Lien officiel : http://www.kriminalomsorgen.no/index.php?id=333491<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 10


Dans toutes les cellules il n’y a pas de WC, et le personnel est donc mis à contribution la<br />

nuit pour les petits et grands besoins. Le cachot de la prison n’est presque jamais utilisé,<br />

preuve peut-être que la gestion de la violence et des sanctions est plus soft que chez nous.<br />

Il n’y a pas de secteur mère-enfants comme en Suisse. Les éventuels enfants en bas âge<br />

sont pris en charge dans des institutions spécialisées non carcérales. Un appartement est à<br />

disposition pour les visites des enfants, avec possibilité de dormir sur place, de manger<br />

ensemble, etc. En dehors de cette structure spécifique, les détenues bénéficient jusqu’à 3<br />

heures de visites par semaine avec leur(s) enfant(s).<br />

Comme dans les autres prisons visitées, la prison de Bredveit<br />

bénéficie également de services importés ; les structures<br />

d’enseignement et de formation, la bibliothèque, l’aumônerie, le<br />

service médical et le service social sont intégrés dans un bâtiment<br />

ad hoc. La bibliothèque est rattachée au réseau des bibliothèques<br />

municipales d’Oslo.<br />

Les ateliers, que nous n’avons pas pu visiter fautes de temps, sont classiques : menuiserie,<br />

couture, buanderie, entretien extérieur.<br />

IMPRESSION GENERALE<br />

Comme pour les autres prisons visitées par la suite (il s’agissait de la première visite de la<br />

semaine), nous avons été frappés par la tonalité de l’incarcération : relation détendue entre<br />

le personnel et les détenues, des sourires, de la bonne humeur, une ambiance sereine,<br />

malgré la relative vétusté du bâtiment.<br />

Florian Hübner / septembre <strong>2007</strong><br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 11


DIENSTAG, 18.09.<strong>2007</strong><br />

Besuch des Gefängnisses Oslo 6<br />

GEFÄNGNIS OSLO<br />

Anzahl Insassen 392<br />

Kategorie Insassen: Männer<br />

Kategorie Haft:<br />

40 % U-haft<br />

60 % Vollzug<br />

Anzahl Beschäftigte 367 (+ rund 74 externe<br />

MitarbeiterInnen)<br />

Der Direktor Are Hoidal empfängt die Gruppe und gibt kurz einige allgemeine Informationen<br />

zum Gefängnis:<br />

Allgemeine Informationen<br />

Betrieb des seinerzeit nach dem Philadelphia-Modell konzipierten Gefängnisses - dem<br />

grössten in <strong>Norwegen</strong> - seit 1851. Lage in der Stadt Oslo ist heute problematisch<br />

(zahlreiche Kontaktmöglichkeiten mit der Aussenwelt). Belegungsgrad 97 %.<br />

Rund 50 % des Personals hat keine Schulung in KRUS absolviert (einzig zweimal jährlich 3<br />

Wochen interne Ausbildung).<br />

Insassen:<br />

- 47 Nationalitäten<br />

- Sämtliche Deliktarten, in erster Linie jedoch Drogendelikte<br />

- v. a. Kurzstrafen (Stichdatum 01.04.07: 144 über 1 Jahr)<br />

- Keine gefährliche Insassen (werden in spezialisierte Anstalten wie Skien und Ila eingewiesen)<br />

- Arbeitsmöglichkeiten für 60 % der Insassen (bei U-Haft von


Minderjährige (Protect – educate – release)<br />

Haft ist in <strong>Norwegen</strong> ab dem 15. Altersjahr möglich, wird jedoch für Jugendliche erst als<br />

letzte Massnahme verhängt. Es besteht keine besondere Anstalt für diese<br />

Alterskategorie, meist werden Minderjährige in das Gefängnis von Oslo eingewiesen, wo<br />

individuelle Programme und Lösungen gesucht werden. Gute Zusammenarbeit zwischen<br />

Anstalt, Schule, Gesundheitsbehörden und Jugendamt.<br />

Daneben bestehen im Gefängnis Oslo besondere Abteilungen für<br />

- Insassen mit psychischen Problemen<br />

- Ausländer<br />

- Rückfällige (Mitarbeitende der Anstalt betreuen die Insassen auch nach der Entlassung).<br />

- Ältere Insassen, betreut von ebenfalls älteren Aufsehern<br />

Change Management Programm<br />

Der Direktor informiert über das im Jahr 1997 eingeleitete Change Management Programm,<br />

das auf folgenden 5 Säulen beruht:<br />

Vision<br />

Ziele<br />

Wertvorstellungen<br />

Kultur<br />

Management<br />

Struktur<br />

Kontrolle<br />

Anlass für das Programm waren zahlreiche Probleme im Gefängnis (negatives Image,<br />

schlechte Arbeitsbedingungen, hohes Personal-/Insassenverhältnis, massive Kritik in der<br />

Presse usw.), was zu einer Reaktion auf politischer Ebene führte.<br />

Das Programm setzte sich aus 5 Phasen zusammen:<br />

Phase I:<br />

Neue Rolle des Personals: Paradigmawechsel zu einer grundsätzlich neuen<br />

Unternehmenskultur (vom "Wärter" zum "Sozialarbeiter"). Personalausbildung<br />

Phase II:<br />

Aufgrund von Widerständen der Mitarbeitenden Beizug externer Berater, Analyse der<br />

Situation, neues Organigramm (Reduktion auf 5 Abteilungen, Abbau der Top Manager,<br />

Kompetenzdelegation).<br />

Strategieplan 2001-2005 mit Einführung der Erfolgskontrolle durch Key Performance<br />

Indicators (Schlüsselfaktoren)<br />

Phase III:<br />

Umsetzen der Strategie mit balanced scorecard Modell (s. unten)<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 13


Phase IV:<br />

Implementierung des balanced scorecard Systems. Vier Ansätze:<br />

- Insassen (users)<br />

- Prozessabläufe<br />

- Ausbildung und Personalentwicklung (Motivierung und Vorbereitung für künftige<br />

Aufgaben)<br />

- Finanzen. Budgetkontrolle mit Handlungsfreiheit<br />

Phase V:<br />

Ausbildungsprogramm für das Personal<br />

Erkenntnisse:<br />

- Prozess ist äusserst zeitaufwändig und neben dem anforderungsreichen<br />

Tagesgeschäft nur schwer zu bewältigen<br />

- Erfordert zahlreiche Schlüsselpersonen (nicht nur Direktor)<br />

- Frühzeitige Resultate erhalten die Motivation<br />

Balanced scorecard System<br />

Tom Eberhardt, principal officer, präsentiert das Balanced scorecard System:<br />

Befragung verschiedener Kontaktgruppen (z.B. Anwälte, Polizei) über ihre Zufriedenheit.<br />

Zusätzlich Einbezug objektiver Kriterien in die Bewertung wie z.B. Fluchtstatistiken. Seitdem<br />

das CPT im Jahr 2002 verschiedene Kritikpunkte formulierte, auch Befragung der Insassen<br />

(u.a. ausreichende Information? Qualität der Kontakte mit dem Personal? usw.).<br />

Die zu Beginn 75 Key indicators wurden schlussendlich auf 35 reduziert.<br />

Dank Intranet haben die Mitarbeitenden jederzeit die Möglichkeit, die Zielerreichung in<br />

ihrem Bereich zu überprüfen.<br />

Sichtbare Resultate:<br />

- Reduktion der Disziplinarmassnahmen<br />

- Abnahme der Rückfallquote<br />

- Gemäss Insassenumfrage verbesserte Kultur zwischen Personal und Insassen.<br />

Einsatz von Internet zur Ausbildung der Insassen<br />

Internet ist heute für Ausbildungszwecke unumgänglich. Im Rahmen der europäischen<br />

"Prison Education Association" wurde deshalb ein Programm für den Einsatz von<br />

Internet in den Gefängnissen geschaffen. <strong>Norwegen</strong> hat 20 Mio Kronen in das Programm<br />

investiert und beschäftigt dafür 3 – 4 Personen.<br />

Die Lösung für einen sicheren Einsatz von Internet zur Ausbildung der Insassen besteht in<br />

einer „white liste“, d.h. einer Liste von Homepages mit erlaubtem Zugang, während die<br />

übrigen Seiten automatisch blockiert werden.<br />

Weitere Informationen zu diesem Thema sind unter www.epea.org zu finden.<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 14


Rundgang durch das Gefängnis<br />

Besuch der Zellentrakte, der Werkstätten (Schreinerei, Druckerei, Schlosserei,<br />

Elektronikwerkstatt), der Bibliothek und der Schulräume. Die Werkstätten dienen für Arbeit<br />

und Ausbildung. Die Produkte dienen Gefängniszwecken (Zelleneinrichtung, etc.), als<br />

Geschenke der Insassen an ihre Familien und zum Verkauf im Geschäft des Gefängnisses.<br />

Nachts sind 6 Aufseher für einen gesamten Block mit durchschnittlich 100 Insassen<br />

zuständig. In manchen Abteilungen befinden sich die Toiletten auf dem Gang, was<br />

bedeutet, dass nachts jeweils 2 Aufseher einen Insassen begleiten müssen.<br />

Schulbesuch ist nicht obligatorisch, wird aber wie Arbeit entschädigt. Die im Gefängnis<br />

erworbenen Diplome sind extern anerkannt. Wer eine Matur oder einen<br />

Universitätsabschluss erreichen will, erhält Fernunterricht, wobei ein Supervisor die<br />

Aussenkontakte sicherstellt. Die Lehrkräfte arbeiten ausschliesslich im Gefängnis und<br />

unterrichten nicht zusätzlich extern.<br />

Die Insassen haben die Möglichkeit, ganze Reglemente und Informationen des<br />

Gefängnisses an ihrem Fernsehgerät zu konsultieren.<br />

Zellentrakt Schlosserei Zelle<br />

Schulungsraum<br />

GESAMTEINDRUCK<br />

Der grosse Problemdruck (Indikator: negative Pressemeldungen) hatte ein weitgehendes,<br />

von der Politik ausgelöstes und unterstütztes Reformprogramm zur Folge.<br />

Die Schulung der Insassen hat grosse Bedeutung, bereits in der Untersuchungshaft besteht<br />

ein Ausbildungsangebot.<br />

Annähernd die Hälfte der Mitarbeitenden sind Frauen, was zu einer spürbar positiven<br />

Atmosphäre beiträgt.<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 15


DIENSTAG, 18.09.<strong>2007</strong><br />

Empfang in der Schweizer Botschaft<br />

Ende Nachmittag hatte unsere Gruppe schliesslich das Vergnügen, durch den scheidenden<br />

Botschafter Kurt Höchner sowie den Konsul Anton Schwab in der Schweizerischen<br />

Botschaft empfangen zu werden. Diese Geste darf sicherlich auch als Zeichen der<br />

Wertschätzung gegenüber den Vertretern des Schweizerischen Freiheitsentzugs<br />

verstanden werden.<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 16


MITTWOCH, 19.09.<strong>2007</strong><br />

Besuch der Gefängnisinsel Bastoy 7<br />

GEFÄNGNIS BASTOY<br />

Bildquelle: Google Earth<br />

Anzahl Insassen 115<br />

Kategorie Insassen: Männer<br />

Kategorie Haft:<br />

offener Vollzug<br />

Anzahl Beschäftigte 69<br />

Anzahl<br />

ausländischer Insassen: 15 %<br />

Empfang durch den Direktor Oyvind Alnaes, der die Gefängnisinsel Bastoy vorstellt:<br />

Allgemeine Informationen<br />

Bastoy ist die grösste Insel im Oslofjord (2,6 km2). Sie ist Naturschutzgebiet und die alten<br />

Gebäude stehen unter Denkmalschutz.<br />

Bau 1899 – 1903. Ursprünglich eine Besserungsanstalt für schwer erziehbare Knaben und<br />

in den früheren 80er Jahren Gefängnis für Kurzzeitstrafen. Ab 1993 Einführung des<br />

heutigen humanistisch-ökologischen Konzepts von offenem Vollzug für Langzeitstrafen<br />

bzw. leichte Strafen.<br />

Bastoy basiert auf folgenden Leitideen:<br />

- Respekt gegenüber der Umwelt<br />

- Respekt gegenüber dem Individuum, ungeachtet seiner Herkunft und Geschichte<br />

- Förderung der Eigenverantwortung<br />

Die Anzahl Mitarbeitende ist absichtlich gering gehalten, damit den Insassen auch<br />

interessante, motivierende Arbeiten übertragen werden können.<br />

Die Insassen bewerben sich für einen Platz in Bastoy und werden aufgrund ihrer<br />

Motivation und ihrer Bereitschaft zur Deliktverarbeitung vom Direktor ausgewählt. Das<br />

Durchschnittsalter liegt bei 36 Jahren, die durchschnittliche Gesamtstrafdauer beträgt<br />

3 Jahre und 2 Monate, es werden aber Strafen zwischen 6 Monaten und 21 Jahren<br />

vollzogen. (Durchschnittsstrafe in <strong>Norwegen</strong>: 3 Monate, Höchststrafe 21 Jahre). Die<br />

Insassen verbringen im Durchschnitt 12 Monate in Bastoy.<br />

Das überall angewendete Bildungssystem für die Insassen findet auch hier Anwendung.<br />

Angebotene Therapieprogramme (Teilnahme freiwillig): Gewaltprävention, Drogenabhängigkeit,<br />

Anonyme Alkoholiker, Narcotics Anonymous.<br />

Man sucht eine sukzessive Annäherung an das Leben draussen. In diesem<br />

Zusammenhang ist auch geplant, einen Teil der Insel als Badestrand für die Öffentlichkeit<br />

zugänglich zu machen.<br />

7 Offizielle Homepage (in norwegischer Sprache): http://www.bastoy.com/<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 17


Urlaub: Nach einem Drittel der Strafe: 18 Tage (für Familienväter 30 Tage) pro Jahr, d.h.<br />

pro Monat 1,5 Tage am Wochenende. Gefangenen mit einwandfreier Führung kann 1<br />

Woche Sommerferien auf der Insel gewährt werden.<br />

Besuche: 1 x pro Woche (2 Std. im Besucherraum oder ganztägige Besuche in einem<br />

Besucherhaus).<br />

Nachts sind zur Überwachung der Insassen einzig 4 Sicherheitskräfte sowie 1 Mitarbeiter<br />

für die Fähre anwesend.<br />

Im Gegensatz zur Uniformpflicht in den anderen norwegischen Gefängnissen ist das Tragen<br />

der Uniform den Mitarbeitenden von Bastoy freigestellt. Wunsch des Direktors wäre es,<br />

darauf gänzlich zu verzichten. Die aktuelle Situation scheint nicht sehr befriedigend.<br />

Rundgang auf der Insel<br />

Nach Eintritt verbringt der Insasse mindestens 1 Woche bis 2<br />

Monate in einem der zwei Eintrittshäuser mit je 17 Plätzen. Dort<br />

werden ihm von einem Mitarbeitenden die Grundregeln von<br />

Bastoy erklärt (Körperpflege, Kochen, Waschen, etc). Ausserdem<br />

ist ein sog. Hausvater (Insasse) verantwortlich für die Einführung<br />

der neu eintretenden Insassen.<br />

Eintrittshaus von Bastoy<br />

Wenn der Insasse dafür bereit und ein Platz frei ist, erfolgt der Übertritt<br />

in ein kleines Gruppenhaus (5 – 7 Personen). Individuelle kleine<br />

Zimmer, gemeinsam benutztes Wohnzimmer, Küche und Badezimmer.<br />

Die Philosophie von Bastoy kommt hier voll zum Tragen: die Insassen<br />

müssen ihren Tagesablauf selbständig strukturieren. Wer sich nicht<br />

daran hält, wird verwarnt. Nach der dritten Verwarnung kommt der<br />

Insasse zurück in den geschlossenen Vollzug (pro Jahr rund 20<br />

Abbrüche).<br />

Küche im<br />

Gruppenhaus<br />

Arbeitsplatzbereiche (durchschnittliches Pekulium pro Tag: Fr. 7.--)<br />

- Forstarbeit<br />

- Sägewerk<br />

- Landwirtschaft<br />

Viehzucht (Herefordrinder; 20 Muttertiere), Schafzucht (45 Mutterschafe), Geflügelzucht<br />

(200 Legehennen), 6 norwegische Arbeitspferde, Ackerbau (Kartoffeln, Karotten, Kabis),<br />

Treibhäuser mit Gurken, Tomaten und Erdbeeren<br />

Im Landwirtschaftsbereich sind 6 Mitarbeitende und rund 45 Insassen beschäftigt.<br />

- Gebäudeunterhalt<br />

- Küche<br />

- Wäscherei<br />

- Bootsdienst<br />

- Fischerei<br />

- Fahrdienst (Chauffeur des Kleinbusses)<br />

- Hausvater im Eintrittshaus<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 18


Zentrale Gebäude<br />

der Insel<br />

Gruppenhaus<br />

Schafstall<br />

Fähre<br />

GESAMTEINDRUCK<br />

Sehr interessant und progressiv.<br />

Verglichen mit der Schweiz erscheint die Situation jedoch vergleichbar mit den<br />

Diskussionen der 70er Jahre.<br />

Beschäftigungssituation: sehr wenig leistungsorientiert.<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 19


DONNERSTAG, 20.09.<strong>2007</strong><br />

Besuch des Hochsicherheitsgefängnisses Skien<br />

GEFÄNGNIS SKIEN<br />

Anzahl Insassen 82<br />

Kategorie Insassen: Männer (+ 6 Frauen)<br />

Kategorie Haft:<br />

Geschlossener Vollzug (Hochsicherheit)<br />

Anzahl Beschäftigte 95 (+ rund 15 externe Mitarbeitende)<br />

Anzahl<br />

ausländische Insassen: rund 30 %<br />

Allgemeine Informationen<br />

Das 1993 erstellte Hochsicherheitsgefängnis Skien liegt ausserhalb der Ortschaft gleichen<br />

Namens, der Hauptstadt des Bezirks Telemark.<br />

Eine 7,50 m hohe und 1 km lange Aussenmauer mit extremem<br />

Überhang (1/2 Rohr) umgibt das Gefängnis. Im Abstand von 5<br />

m je ein äusserer und innerer Ordnungszaun (detektiert). Das<br />

gesamte Areal ist mit Zäunen gegliedert (gekammert), und die<br />

Wohneinheiten sind mit Ordnungszäunen und Türen voneinander<br />

abgetrennt. Nicht zuletzt dank des vorhandenen<br />

Sicherheitsdispositivs kam es seit Bestehen der Anstalt zu<br />

keiner Flucht.<br />

Aussenmauer<br />

Im Gegensatz zur Regelung in der Schweiz kann der Direktor im Rahmen der gesetzlichen<br />

Vorgaben über eine Entlassung entscheiden (Norweger: 8/12 der Strafe und bei<br />

Ausländern ohne Besuch 7/12 der Strafe).<br />

Abteilungen und Angebote<br />

Das Gefängnis ist in 3 Abteilungen gegliedert:<br />

A<br />

Eintrittsabteilung und Sicherheitszellen<br />

Vom Direktor können nicht mehr als 12 Stunden Arrest verhängt werden,<br />

andernfalls muss beim Justizministerium ein Gesuch gestellt werden.<br />

B und C: 10 kleine Wohneinheiten für jeweils 6 Insassen mit eigener Küche.<br />

Ein normaler Tagesablauf gestaltet sich wie folgt:<br />

Wecken, Frühstück 07.00 Uhr<br />

Arbeit<br />

07.45 – 10.45 Uhr<br />

Lunch<br />

10.45 - 11.45 Uhr<br />

Arbeit<br />

bis 15.15 Uhr (Winter) bzw. 14.30 Uhr (Sommer)<br />

Anschliessend einzige warme Mahlzeit von zentraler Küche<br />

Spaziergang<br />

1 Stunde<br />

Einschluss in Zelle 17.00 - 18.00 Uhr<br />

Sport, Bibliothek, etc. bis 20.30 Uhr<br />

Anschliessend Einschluss in Zelle<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 20


Die Kosten für einen Vollzugstag liegen bei 1'600 Kronen (rund Fr. 345.--).<br />

Nachts überwachen 5 Mitarbeitende die ganze Anstalt, auf den einzelnen Abteilungen ist<br />

jedoch kein Personal präsent.<br />

Angebotene Therapieprogramme: Gewaltprävention, Drogenabhängige, speziell auf<br />

Bedürfnisse der Frauen abgestimmte Programme (Problematik im Zusammenhang mit<br />

Kindern, sexuelle Übergriffen, usw.)<br />

Schulungsraum<br />

Wie überall in den besuchten Anstalten hat die Ausbildung der<br />

Insassen einen äusserst hohen Stellenwert. Zahlreiche Computer<br />

stehen zur Verfügung und praktisch jeder Insasse soll die<br />

Möglichkeit haben, die "upper secondary school" abzuschliessen.<br />

Wie auch im Gefängnis in Oslo absolvieren mehrere Insassen sogar<br />

ein Universitätsstudium im Fernunterricht.<br />

Insassen, die ihre Zuverlässigkeit bewiesen haben, dürfen in der Freizeit auch skifahren,<br />

campieren und fischen (Gruppen von 6 Insassen mit 2 Mitarbeitenden). Kraftgeräte werden<br />

nur begleitet genutzt und Hanteln sind verboten.<br />

Weibliche und männliche Insassen arbeiten gemeinsam und sind auch bei<br />

Freizeitaktivitäten zusammen.<br />

Zelle<br />

Einblick in das<br />

Gefängnisgelände<br />

Die intensiv genutzte Bibliothek<br />

GESAMTEINDRUCK<br />

Abgelegene Lage.<br />

Grosses Raumangebot. Viel Ähnlichkeit mit Pöschwies. Bau 1993 (Pöschwies 1995),<br />

Resultat elektronischer Möglichkeiten, keine Anpassung eines bestehenden Gebäudes.<br />

Aufgrund unterschiedlicher Haltungen bezüglich Sicherheit bestünden gewisse Konflikte<br />

zwischen Gefängnispersonal und externen Mitarbeitenden.<br />

Wunsch des Direktors wären Störsender für Handys, aus rechtlichen Gründen ist dies aber<br />

nicht möglich.<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 21


Schifffahrt auf dem Telemarkkanal<br />

Diese Schifffahrtsstrasse ist 105 Kilometer lang und der einzige norwegische Kanal, der im<br />

Meer (der Nordsee) endet. Ein System von 18 Schleusenstufen bewältigt auf der Strecke<br />

einen Höhenunterschied von 72 Metern. Über weite Strecken führt er durch bereits<br />

vorhandene Seen und verbindet sie miteinander. 8<br />

Am Donnerstag Nachmittag hatte die Reisegruppe Gelegenheit, anlässlich einer Schifffahrt<br />

auf dem Telemarkkanal in ungezwungenem Rahmen Erfahrungen auszutauschen. Diese<br />

Möglichkeit trug ganz offensichtlich auch dazu bei, die Sprachbarrieren zu überwinden und<br />

wurde angesichts des reich befrachteten und anspruchsvollen Programms der Woche sehr<br />

geschätzt.<br />

8 Quelle: Wikipedia<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 22


FREITAG, 20.09.<strong>2007</strong><br />

Besuch der Verwahrungs- und Sicherheitsanstalt Ila 9<br />

VERWAHRUNGS- UND SICHERHEITSANSTALT ILA<br />

Anzahl Insassen<br />

Kategorie Insassen:<br />

Kategorie Haft:<br />

Anzahl Beschäftigte<br />

115, wovon 69 „detainees“<br />

Männer<br />

geschlossener Vollzug<br />

Massnahmenvollzug<br />

230 + Personal von auswärts<br />

(GD, Lehrkräfte, etc.)<br />

In Abwesenheit des Gefängnisdirektors Empfang durch Frau Benedicte C. Westin,<br />

Psychologin und forensische Beraterin.<br />

Allgemeine Informationen<br />

Die Verwahrungs- und Sicherheitsanstalt Ila liegt in der Nähe von Oslo. Das Spektrum der<br />

Insassen reicht vom Akademiker bis zum leicht debilen (Bei einem IQ von weniger als 55<br />

oder Vorliegen einer Psychose erfolgt die Einweisung in eine psychiatrische Klinik). In einer<br />

zentralen Datenbank des Gefängnisses werden alle Angaben, Vorkommnisse und die<br />

Entwicklung der Insassen vermerkt. Diese stammen vorwiegend aus <strong>Norwegen</strong>, verfügen<br />

über keine oder nur schlechte Schulbildung bzw. geringe Sozialkompetenz und sind nie<br />

einer geregelten Arbeit nachgegangen. In Ila wird versucht, das Selbstvertrauen jedes<br />

Einzelnen zu fördern. Gemäss Aussage der Psychologin besteht hingegen<br />

Verbesserungspotential bei der Arbeit mit den Familienangehörigen.<br />

Es wird unterschieden zwischen Inhaftierten und „detainees“. Die letzte Kategorie entspricht<br />

in etwa den Insassen im Massnahmenvollzug in der Schweiz., d.h. ihre Inhaftierung kann<br />

verlängert werden, wenn dies angebracht erscheint. Prognoseinstrumente sind dabei HCR-<br />

20, SVR-20, PCL-SV und PCL-R. Ausserdem wird die Meinung des Personals und des<br />

jeweils betroffenen Insassen eingeholt.<br />

Bei Arbeitsverweigerung wird versucht, den Insassen zu motivieren, andernfalls wird das<br />

Pekulium gestrichen. Auch bereits das Duschen kann jedoch entlöhnt werden, wenn es für<br />

den Insassen eine Leistung darstellt.<br />

Abteilungen und Angebote<br />

Eintrittsabteilung:<br />

Abklärung der Vorbildung und Eignung der Insassen für die Zuteilung in eine der Werkstätten.<br />

Reguläre Aufenthaltsdauer in der Eintrittsabteilung 6 – 8 Wochen; aus Platzgründen<br />

kann sich aber die Verlegung in eine "normale" Abteilung bis zu 3 Monate verzögern.<br />

„Normale" Abteilungen<br />

Jedem Insassen wird eine persönliche Kontaktperson zugeteilt und alle mit dem Insassen<br />

arbeitenden Personen arbeiten eng zusammen, was auch Manipulationsversuchen vorbeugt.<br />

Insassen und Aufseher essen gemeinsam in den Abteilungen, was nach anfänglicher<br />

Ablehnung der Insassen nun sehr geschätzt wird.<br />

9 Offizielle Homepage (in norwegischer Sprache): http://www.ilafengsel.no<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 23


Isolationshaft wird nur bei Aggressionen eingesetzt, der Insasse kann jedoch weiter<br />

arbeiten, die Schule besuchen, etc.<br />

Sicherheitsabteilung mit 9 Zellen<br />

Beherbergt in erster Linie Insassen aus dem organisierten<br />

Verbrechen (Bandidos, Hell's Angels, usw.). 11 Mitarbeitenden (7<br />

ausgebildete AufseherInnen und 4 SozialarbeiterInnen) sind hier<br />

tätig. Durchschnittliche Strafdauer: 6 Jahre. Die meisten Insassen<br />

hier verbringen die gesamte Strafe in Ila, jedoch nicht unbedingt auf<br />

dieser Abteilung.<br />

Gesichertes Messer in der<br />

Sicherheitsabteilung<br />

Hauptziel: Gewährleisten der Sicherheit.<br />

Hauptproblem: Manipulation / Drohungen gegenüber dem Personal.<br />

„Austrittsabteilung“:<br />

12 Insassen organisieren sich möglichst autonom in einer Art Wohngruppe und arbeiten<br />

z. T. ausserhalb der Gefängnismauern. Es handelt sich um eine Abteilung für Insassen, die<br />

keine Probleme bieten und die sich dem Ende ihrer Strafe nähern. In der Schweiz würden<br />

sie wahrscheinlich in eine offene Anstalt verlegt.<br />

Daneben besteht auch eine Spezialeinheit für kranke und invalide Insassen.<br />

Freizeitmöglichkeiten<br />

Zwei Sportplätze mit unterschiedlichem Sicherheitsstandard,<br />

Fussballteam, Musikgruppe. Mehrzweckhalle mit Kraftraum, der<br />

zur Förderung von Mannschaftsspielen absichtlich klein gehalten<br />

ist. Hier finden auch Theaterspiele, Konzerte, u.ä. statt. Kann von<br />

den Insassen 3 x pro Woche benützt werden.<br />

Es wird eine dermassen grosse Anzahl von Therapieprogrammen (Gewaltprävention,<br />

Drogen, etc.) angeboten, dass sich diese sogar untereinander konkurrenzieren.<br />

Werkstätten<br />

Artikel sind sowohl für das Gefängnis<br />

wie den Verkauf bestimmt.<br />

Ca. 6 – 8 Insassen arbeiten zusammen<br />

mit 2 Mitarbeitenden.<br />

Badebottich in der Schreinerei<br />

Schlosserei<br />

Schule<br />

Die Schulleiterin empfängt uns im einen Monat vor unserem Besuch<br />

eingeweihten Schulgebäude. Sie ist seit 17 Jahren in Ila tätig und<br />

nach wie vor mit spürbar grosser Motivation und Begeisterung dabei.<br />

Innenhof<br />

des neuen Schulgebäudes<br />

Wie überall in <strong>Norwegen</strong> sind die 12 in Ila beschäftigten Lehrkräfte<br />

an einer gefängnisexternen Schule angestellt, auch wenn sie z.T.<br />

vollamtlich im Gefängnis arbeiten. Es gibt wenig Wechsel im Lehrkörper,<br />

da die Arbeit als sehr sinnvoll und motivierend empfunden<br />

wird.<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 24


Zur Zeit absolvieren 47 Insassen im Alter zwischen 26 - 65 Jahren (Durchschnittsalter 35)<br />

eines der angebotenen Ausbildungsprogramme. Die meisten bringen schlechte Schulerfahrungen<br />

mit, weshalb ihnen wieder Selbstvertrauen vermittelt werden soll. Aus diesem<br />

Grund sind die Programme zwar identisch mit jenen der externen Schulen, die Dauer der<br />

Ausbildung kann jedoch den Fähigkeiten der Insassen angepasst werden. Aufgrund der<br />

individuellen Förderung und eingesetzten Mittel werden begonnene Ausbildungen in den<br />

meisten Fällen auch zu Ende geführt.<br />

Besondere Schulgruppen existieren für Insassen mit Lernschwierigkeiten (z.B. Dyslexie),<br />

für "upper secondary school" sowie für akademische Ausbildungen.<br />

Berufsausbildungen können in folgenden Zweigen absolviert werden: Koch (1. Jahr in der<br />

schuleigenen Küche), Mechaniker, Bauberufe, Medien und Kommunikation. Abgesehen von<br />

der letzten Kategorie kann die praktische Ausbildung nach einem Jahr Grundausbildung in<br />

der Schule in einer der gefängnisinternen Werkstätten weitergeführt werden. Die Berufsabschlussprüfungen<br />

werden im Gefängnis absolviert. Es geht aus dem Lehrabschlusszeugnis<br />

nicht hervor, dass die Ausbildung im Gefängnis erfolgte.<br />

Neben Schule und Berufsausbildung werden zusätzlich verschiedene Kurse angeboten,<br />

wie Theater, Malerei, Musik, Verfassen von Texten.<br />

Aussenansicht<br />

Sicherheitsabteilung<br />

Einer der Schulräume<br />

GESAMTEINDRUCK<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 25


SAMSTAG, 21.09.<strong>2007</strong><br />

Rückflug in die Schweiz<br />

SCHLUSSWORT<br />

Beeindruckt vom ungezwungenen Umgang mit den Insassen, der Bedeutung der<br />

Ausbildung sowohl der Mitarbeitenden wie der Insassen, dem grossen Frauenanteil unter<br />

den Mitarbeitenden.<br />

Ganz allgemein: der Lebenqualität in <strong>Norwegen</strong><br />

DANK<br />

Dank an die Herren M. Lachat, P. Loosli, P. Fäh, F. Walter, H. Zoss, M. Graf, B. Brägger<br />

und F. Hübner für ihre Unterstützung beim Verfassen des Berichts sowie A. Nägeli für die<br />

zahlreichen zur Verfügung gestellten Fotos, die in diesem Bericht verwendet werden<br />

konnten.<br />

Rapport <strong>Studienreise</strong> Anstaltsleiter <strong>2007</strong> Seite 26

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