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BDA Informationen 2.12 - Bund Deutscher Architekten BDA

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Ecken der Regale fristen, sie alle haben ihre<br />

Schuldigkeit getan. Was geht da vor sich?<br />

Sehen wir uns wieder einmal dem ewigen<br />

Konflikt „Jung“ gegen „Alt“ gegenüber und<br />

damit verbunden einem Aufbäumen gegen<br />

tradierte erlernbare Regeln? Oder schauen wir<br />

etwa in den Spiegel einer sich auflösenden<br />

Gesellschaft, die gegenüber jeder Selbstkritik<br />

resistent ist?<br />

Natürlich, wie zu allen Zeiten sind es auch die<br />

jungen Wilden, die jungen <strong>Architekten</strong>, die<br />

Zeichen setzen. Einmal im Ungestümen, dann<br />

wieder im Weichen, Gegossenen, im Skulpturalen,<br />

im Gedrehten, Gekappten, neuerdings<br />

selbst im Geflochtenen. Ob es schon für eine<br />

erneuernde Strömung im Regionalen oder<br />

Globalen reicht, kann ich noch nicht ausmachen.<br />

Vielleicht zeigt sich mir lediglich etwas,<br />

was der Jugend ohnehin eigen ist und sich<br />

über das „World Wide Web“ ausbreitet wie<br />

ein Virus. Andererseits kann ich auch noch<br />

eine andere architektonische Erscheinung ausmachen.<br />

Diese kommt gleichsam ordentlich,<br />

sogar fast brav daher. Sie gibt sich reduziert,<br />

klar strukturiert, fast schon uniform und<br />

monoton, aber im Wesentlichen der Einfachheit<br />

zugewandt. Hierin eine Gegenströmung<br />

auszumachen oder etwa Ausdruck einer<br />

anderen Jugend, mit anderen Einsichten, mit<br />

einer eigenen Vorstellung von der Fortschreibung der Geschichte,<br />

mit einer eigenen Interpretation im Eindruck der Moderne, das will<br />

ich auch nicht wagen.<br />

Jugend steht für eine bestimmte Zeitspanne im Leben, für eine<br />

komplexe Vielfalt, die atomisiert durch verschiedenste Herkünfte,<br />

Zielsetzungen, Wertvorstellungen und deren Einflüsse geprägt ist.<br />

Verständlich, dass sich daraus eigene Vorstellungen entwickeln<br />

wollen, die Spuren hinterlassen und Möglichkeiten eröffnen. Heute<br />

kann es auch zusätzlich Ausdruck der Verzweiflung sein über<br />

schwindende Chancen im gnadenlosen Konkurrenzkampf und<br />

damit der Versuch, eine eigene Biographie im steten Wertewandel<br />

aufzubauen, eventuell aber auch spiegelt sich Narzisstisches einer<br />

„jeunesse dorée nouveau“ in dem Geplanten wider. Jedenfalls,<br />

die Debatte um die jungen <strong>Architekten</strong> und deren schwelgende<br />

Selbstdarstellung ist lebendig. Doch nicht nur das. Mehr und mehr<br />

bedienen sich die Älteren der jugendlichen Hitzigkeit, um selbst<br />

noch punkten zu können.<br />

Vor etwa zweihundertfünfzig Jahren in der Zeit der Aufklärung<br />

bewegte eine Strömung in der deutschen Literatur die Gemüter.<br />

Hauptsächlich getragen wurde sie von jungen, etwa 20- bis<br />

30-jährigen Autoren. Die Epoche des „Sturm und Drang“ war eine<br />

auf Deutschland beschränkte literarisch-weltanschauliche Bewegung,<br />

die zwar keine Entsprechung in anderen Künsten und schon<br />

gar nicht in der Architektur hatte, aber einen bemerkenswerten<br />

Aspekt birgt, den Gero von Wilpert als die „Verherrlichung des<br />

‚Originalgenies‘ als Urbild des höheren Menschen und Künstlers“<br />

formulierte. Der Verstand beherrschte die damalige Zeit, und die<br />

Bewegung in ihrem bürgerlich-jugendlichen Charakter stellte ihren<br />

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