BDA Informationen 2.12 - Bund Deutscher Architekten BDA
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GERD FEUSER 80<br />
Gerhard Haisch<br />
„Was wär schön?“<br />
„Noch einmal jung zu sein!“<br />
„Du bist es lang genug gewesen.“<br />
„Ja, aber ich war‘s zu früh ... Jetzt verstünd<br />
ich‘s ja erst jung zu sein!“<br />
(Arthur Schnitzler)<br />
Müssen wir alt werden, um zu verstehen, was<br />
jung sein für eine Chance ist? Und um zu wissen,<br />
wie wir aus dieser Chance das machen,<br />
zu was wir uns berufen fühlen?<br />
Gerd, vor ungefähr fünfzig Jahren nutzten<br />
wir diese Chance. Nach gemeinsamer Assistentenzeit<br />
begannen wir in der Amalienstraße<br />
71, einer Schwabinger Altbauwohnung<br />
mit schönen Eichenparkettböden. Die sechs<br />
Räume waren eine Kragenweite zu groß, doch<br />
wir konnten hineinwachsen. Und taten es<br />
auch. Die Möbel – Planschränke, Reißbretter<br />
mit Böcken und Regale – wurden auf kariertes<br />
DIN A4-Papier gezeichnet und vom Schreiner<br />
angefertigt. Einziger Luxus: Arne Jacobsen<br />
Stühle. Dieses Umfeld prägte unsere Architektur,<br />
die wir, wie Mies van der Rohe es ausgedrückt<br />
hat, nicht jeden Montagmorgen neu<br />
erfinden wollten.<br />
Der Trend war anders: Es galt, den Schemel gegen einen Thron<br />
zu tauschen, das Reißbrett aus einem mit Anleimern versehenen<br />
Türblatt gegen den gläsernen Nomos-Tisch von Norman Foster,<br />
die Reißschiene und die zugespitzte englische Feder gegen den<br />
Flachbildschinn von Apple. Aus den Kollegen, die vielleicht wie wir,<br />
vom Möbelentwurf bis zur Stadtplanung alles machten, wurden<br />
Manager einer Architektur GmbH & Co. KG.<br />
Und was änderte diese Entwicklung für Dich? Architektur hat in erster<br />
Linie mit Denken zu tun. Aber man kann oder man muss auch<br />
mit dem Bleistift denken. Nur so wird aus den Gedanken Form:<br />
Logik und Qualität der Form. Im Anfang steht also die Zeichnung.<br />
Nach Hans Döllgast ist Architektur eine Charakterfrage. Und für<br />
Dich gilt, Bleistift und kariertes DIN A4-Papier sind das Medium, mit<br />
dem Du Deine Gedanken findest, ordnest, fügst und zur Form werden<br />
lässt: von der Einrichtung bis zur Kraftwerksanlage. Der Erfolg,<br />
die Qualität beweisen es. In der Zeichnung formulierst Du Deine<br />
Ideen und diese Sprache der Darstellung begleitet Dich, nicht nur<br />
beim Entwerfen, auch, uns Freunden zur Freude, als aquarellierter<br />
Neujahrswunsch oder als „Journal de Voyage“ Deiner Reisen.<br />
Doch zurück zum Anfang: „Jetzt verstünd ich‘s ja erst jung zu<br />
sein!“ Lass den Konjunktiv weg: Jetzt versteh ich‘s ja erst jung zu<br />
sein. Gerd, so erklärt sich Dein Jungsein und Deine Jugendlichkeit<br />
des Alters.<br />
Bleib so!<br />
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