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BDA Informationen 2.12 - Bund Deutscher Architekten BDA

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HARDT-WALTHERR HÄMER 90<br />

Erwien Wachter<br />

Es ist noch nicht lange her, als der Erbauer des Ingolstädter Stadttheaters,<br />

Hardt-Waltherr Hämer, bei den Diskussionen über die<br />

Sanierung des Theaters bewies, wie unnachgiebig und wenig nachsichtig<br />

er immer noch sein kann, indem er voller Empörung und<br />

Leidenschaft mit den Verantwortlichen zum Wohle seines Werkes<br />

zu streiten bereit war. „Tobend, polternd, und begeisternd“ erklärte<br />

er „den Theaterbau als ein in Beton gegossenes Spiegelbild der<br />

verwinkelten Altstadt.“ Nun ist der Mann „mit der Löwenmähne“<br />

neunzig Jahre alt geworden und war Ehrengast einer Feier, die<br />

ihm der Kunstverein mit einer Laudatio von Dr. Manfred Sack aus<br />

Hamburg und einem Festvortrag des Berliner Architekturprofessors<br />

Horst Birr über „Theaterwelten“ widmete.<br />

1960 gewann Hämer zusammen mit seiner Frau Marie-Brigitte<br />

Buro den Wettbewerb um den Neubau des Theaters. Vor 50 Jahren<br />

– auch das ist ein Jubiläum – erfolgte der erste Spatenstich für<br />

den Bau, der weltweit Furore machen sollte und schließlich 2002<br />

zum Denkmal erklärt wurde. Leichte Kost war das kompromisslos<br />

moderne Gebäude für die konservativen Ingolstädter zunächst<br />

nicht. Doch erntete es international höchstes Lob für die sensible<br />

Einbindung in die Stadttopografie durch seine Formensprache und<br />

Materialität. 1967, ein Jahr nach der Fertigstellung, erhielt Hämer<br />

dafür den erstmals vergebenen Preis des <strong>BDA</strong> Bayern. Hämer war<br />

mit seiner Familie für die Bauzeit nach Ingolstadt gezogen, engagierte<br />

sich kulturpolitisch und übernahm sogar 1967 für fünf<br />

Jahre den Vorsitz des Kunstvereins. Nach dem Theater baute er das<br />

Katharinen-Gymnasium in Ingolstadt, das 1970 fertig gestellt wurde.<br />

1968 erhielt er den Ruf an die Hochschule<br />

der Künste in Berlin (heute Universität der<br />

Künste, UdK) und wurde in den 80er Jahren<br />

Planungsdirektor der Internationalen Bauausstellung<br />

in Berlin, der IBA 1984 bis 1987. Aus<br />

dieser Erfahrung gründete er anschließend<br />

die S.T.E.R.N., eine Gesellschaft, deren Ziel<br />

behutsame Stadterneuerung anstelle der bis<br />

dahin gängigen Abriss- und Neubaumentalität<br />

war. Das brachte ihm 1986 als eine der<br />

vielen Ehrungen die Ehrendoktorwürde der TU<br />

München ein.<br />

Hämer ist stets an die Orte seiner Baustelle gezogen.<br />

Diese persönliche Verbundenheit mit<br />

seinen Bauten führte ihn an seinem Lebensabend<br />

schließlich an den Ort, an dem sein<br />

Erstlingswerk, die Schifferkirche in Ahrenshoop<br />

an der Ostsee, saniert wurde und dank<br />

seiner Entschlossenheit heute in neuem Glanz<br />

erstrahlt. Wir wünschen Hardt-Waltherr Hämer<br />

Gesundheit und Zufriedenheit und für die<br />

Zukunft Sachwalter und Nutzer, die seinem<br />

Werk respektvoll begegnen.<br />

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