BDA Informationen 2.12 - Bund Deutscher Architekten BDA
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KRITIK DER KRITIK X<br />
HANNO RAUTERBERG<br />
IM GESPRÄCH<br />
„Und das ist Kunst?!“, fragt unser zehnter<br />
Gesprächspartner, Hanno Rauterberg, Redakteur<br />
im Feuilleton der Zeit, in seinem zuletzt<br />
publizierten und vielbesprochenen Buch. Das<br />
macht uns neugierig. Neugierig zu erfahren,<br />
wie sich ein gelernter Kunsthistoriker zur<br />
Architekturkritik äußert, neugierig, worin sich<br />
seine Haltung von der seiner architektonisch<br />
ausgebildeten Kollegen unterscheidet und<br />
natürlich neugierig, mit einem der herausragenden,<br />
deutschsprachigen Kritiker unserer<br />
Zeit zu sprechen.<br />
Kritiker ist nicht gleich Kritiker. Ein Unterscheidungsmerkmal ist<br />
ihre Ausbildung. Sie gehören, wenn ich das richtig recherchiert<br />
habe, zu den ausgebildeten Kunsthistorikern. Worin sehen Sie Unterschiede<br />
zu Kritikern anderer Herkunft, etwa denen mit Architekturausbildung<br />
?<br />
Es ist schon auffällig, dass viele Architekturkritiker aus den Geisteswissenschaften<br />
kommen, also von Hause aus Historiker, Germanisten,<br />
Juristen oder Musikwissenschaftler sind. Die arbeiten dann<br />
zwar nicht unbedingt in den Fachblättern, doch in den Feuilletons<br />
haben sie das Sagen. Woran das liegt? Vielleicht daran, dass die<br />
<strong>Architekten</strong> in ihrem Studium viel über Technik, Statik, die ganzen<br />
bauphysikalischen Fragen gelernt haben. Und sich nicht selten weniger<br />
für geschichtliche Zusammenhänge oder die gesellschaftliche<br />
Bedeutung eines Bauwerks interessieren. Ikonographie ist für viele<br />
ein Fremdwort. Oder anders formuliert: Der Bedeutungskörper<br />
der Architektur scheint ihnen nicht so wichtig zu sein. Auch erlebe<br />
ich es oft, dass sich <strong>Architekten</strong> mit ihren Gefühlen schwer tun.<br />
Ein guter Architekturkritiker muss aber ein Gebäude auch empfinden<br />
und diese Empfindungen in Worte fassen können. Denke ich<br />
jedenfalls.<br />
Sie schreiben auch über Kunst. Ich denke da an ihr Buch „Und<br />
das ist Kunst?!“ Wo sehen Sie wesentliche Unterschiede zwischen<br />
Kunst- und Architekturrezension?<br />
Während die Kunst in der Regel aus ihrer Autonomie lebt, ist die<br />
Architektur ja immer gebunden, fundamentiert in der Wirklichkeit.<br />
Es gibt in der Bauwelt auch keine Duchamp-Effekte, noch<br />
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