BDA Informationen 2.12 - Bund Deutscher Architekten BDA
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gegeben, sein Wesen hervorgehoben, ja fast stolz gemacht auf<br />
seine Lebensspuren. Verblasst waren die Farben, hier und da gab<br />
es kleine Risse, Schmutzspuren, an den Kanten war Putz herausgebrochen<br />
und eine kleine Scheibe an einem der Oberlichter hatte<br />
einen Sprung, seit mehr als zwanzig Jahren. Das Haus hatte seine<br />
eigene Art von Schönheit, die emotional berührte. Ein solches Haus<br />
ist uns vielleicht auch deshalb nah, weil auch wir in der Zeit leben<br />
und älter werden. Schönheit ist keine Frage von glatt, sauber und<br />
makellos. Eine immer gleich blanke, glatte, helle Fassade, die – da<br />
pflegeleicht – immer gleich jung bleibt, das ist eine Schönheit, die<br />
in ihrer Perfektion distanzierend wirkt, die mich nicht einnimmt<br />
und keine Zwiesprache zulässt. Ein Haus mit einer solchen Fassade<br />
wirkt wie erstarrt, ähnlich einem immer wieder geliftetem oder<br />
unterfüttertem Gesicht.<br />
Für Kenneth Frampton ist das Bauen „ebenso mit der Gestaltung<br />
des Ortes und dem Ablauf der Zeit verknüpft wie mit Raum und<br />
Form. Licht, Wasser, Wind und Witterung: dies sind die Mittel<br />
seiner Vollendung.“ Beim Menschen ist das auch so. Bei ihm sind<br />
es außerdem Freude, Trauer, Neugier, Lachen, Staunen, die Spuren<br />
hinterlassen und ein Gesicht vollenden.<br />
PUBLISH OR PERISH?<br />
Klaus Friedrich<br />
„Mit dreißig Jahren sollte man etwas Endgültiges<br />
anfangen, mit dem man seinen eigenen<br />
Bildungsgang klärt“, schreibt Aldo Rossi in<br />
der Einleitung zu seiner „Wissenschaftlichen<br />
Selbstbiographie“, die er nach etwa zehnjährigen<br />
Aufzeichnungen 1981 fertig stellt. Zwar<br />
ist er zu diesem Zeitpunkt bereits 50, doch es<br />
ist nicht seine erste Publikation. „L´architettura<br />
della città“, seine theoretische Schrift über die<br />
moderne Architektur im Verhältnis zur traditionellen<br />
europäischen Stadt legt er bereits<br />
mit 35 Jahren vor.<br />
Blickt man in die Vita anderer berühmter<br />
Kollegen, so finden sich dazu erstaunliche<br />
Parallelen: Walter Gropius veröffentlicht das<br />
Bauhausmanifest 1919 als 36-Jähriger. Le<br />
Corbusier gibt im Alter von 33 Jahren zusammen<br />
mit dem Maler Ozenfant erstmalig<br />
die Zeitschrift „Esprit Nouveau“ heraus und<br />
stellt drei Jahre später mit „Vers une architecture“<br />
das Werk vor, das die Architekturwelt<br />
grundlegend verändern wird. Die Streitschrift<br />
„Ornament und Verbrechen“ von Adolf Loos<br />
erscheint in dessen 38. Lebensjahr. „Delirious<br />
New York: A Retroactive Manifesto for Manhattan”<br />
veröffentlicht Rem Koolhaas mit 34.<br />
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