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Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti

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o<strong>der</strong> mit Blasrohren o<strong>der</strong> dem Mund aufgesprüht. M<strong>an</strong>chmal wurden auch Gegenstände,<br />

H<strong>an</strong>d o<strong>der</strong> H<strong>an</strong>dballen in die Farbe getunkt und <strong>an</strong> <strong>der</strong> W<strong>an</strong>d abgedrückt.<br />

Michel Lorbl<strong>an</strong>chet hat die Mammute, Pferde und Wisente in <strong>der</strong> Chapelle des<br />

Mammouths von Pech Merle (Lot) <strong>an</strong>alysiert und nachgezeichnet und dabei festgestellt,<br />

dass diese schwarzen Umrisszeichnungen von einem Künstler in etwa<br />

einer Stunde gezeichnet wurden.<br />

Bei dem Remake <strong>der</strong> gepunkteten Pferde von Pech Merle hat Lorbl<strong>an</strong>chet vor allem<br />

das aus Australien bek<strong>an</strong>nte Versprühen <strong>der</strong> Farbe mit dem Mund <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt<br />

und dabei die Hände als Schablone und zur Begrenzung von Linien benutzt. So war<br />

es möglich, dieses berühmte Bildfeld in 32 Stunden nachzuahmen. Michel Lorbl<strong>an</strong>chet<br />

und sicher auch <strong>der</strong> damalige Künstler brauchten dabei einen Helfer, <strong>der</strong> z. B.<br />

die Lampe halten musste.<br />

Meist sind die Bil<strong>der</strong> einfarbige Umrisszeichnungen. So wurden z. B. die Mammute<br />

etc. von Rouffignac (Dordogne) und die Wisente etc. von Niaux (Ariège) schwarz,<br />

die Hirschkühe etc. von Coval<strong>an</strong>as (K<strong>an</strong>tabrien) rot gezeichnet (Abbildung 1).<br />

M<strong>an</strong>chmal gibt es auch Bil<strong>der</strong> mit teilweiser o<strong>der</strong> vollständiger Ausmalung <strong>der</strong> gesamten<br />

Innenfläche, die in einigen Fällen (Lascaux, Altamira) auch polychrom sein<br />

können. Diese prächtigen Bil<strong>der</strong> wurden in komplexen Verfahren, die in den ein-<br />

zelnen Höhlen unterschiedlich waren, <strong>an</strong>gefertigt (Abbildung 2). So konnte Gilles<br />

Tosello zeigen, dass die Grau- bis Schwarztöne im Bildfeld <strong>der</strong> Pferde <strong>der</strong> Grotte<br />

Chauvet durch das Einreiben <strong>der</strong> Holzkohlefarbe in die weiche Oberfläche <strong>der</strong><br />

W<strong>an</strong>d erzielt wurden. Helle Grautöne entst<strong>an</strong>den durch eine stärkere Vermischung<br />

<strong>der</strong> Farbe mit <strong>der</strong> weißen Mondmilch, tief schwarze Farbe dagegen durch<br />

einen oberflächigen Auftrag (Abbildung 3).<br />

Beeindruckende Zeugnisse <strong>der</strong> altsteinzeitlichen Kunst sind die in die Felsw<strong>an</strong>d<br />

skulptierten Halbreliefs. Die bek<strong>an</strong>ntesten Beispiele sind Cap Bl<strong>an</strong>c (Dordogne) mit<br />

teilweise lebensgroßen Pferden und Angles-sur-l’Anglin (Vienne) mit Steinböcken,<br />

Wisenten und Frauenfiguren. Auch die Felsblöcke mit den Frauenskulpturen von<br />

Laussel (Dordogne) waren ursprünglich wohl solche Halbreliefs <strong>an</strong> <strong>der</strong> Felsw<strong>an</strong>d.<br />

Auch wenn <strong>der</strong> Kalkfels, in den diese Figuren eingearbeitet wurden, nicht sehr hart<br />

ist, war <strong>der</strong> Arbeitsaufw<strong>an</strong>d doch beträchtlich.<br />

Unter günstigen Umständen haben sich in den Höhlen auch Plastiken aus Lehm<br />

erhalten. Die Wisente von Tuc d’Audoubert, <strong>der</strong> Bär und die Reste <strong>an</strong><strong>der</strong>er Tiere<br />

von Montesp<strong>an</strong> (Ariège) konnten in abgeschlossenen, unzugänglichen Höhlenpartien<br />

mit gleichbleiben<strong>der</strong> Temperatur und Feuchtigkeit die Zeit überdauern. Vermutlich<br />

gab es damals viel mehr solcher Lehmplastiken.<br />

Abb. 2 Darstellung von Wisenten aus <strong>der</strong> Höhle Altamira, Sp<strong>an</strong>ien.<br />

Eine <strong>der</strong> eindrucksvollsten Darstellungen <strong>der</strong> prähistorischen Felskunst. Der Künstler o<strong>der</strong><br />

die Künstlerin passte die Tiere <strong>an</strong> die Decke <strong>an</strong>, ohne dabei auf eine naturgetreue Wie<strong>der</strong>gabe<br />

<strong>der</strong> Proportionen zu verzichten. © Pedro A. Saura Ramos<br />

Abb. 3 Die beiden Bären aus <strong>der</strong> Höhle Ekain, sp<strong>an</strong>isches Baskenl<strong>an</strong>d. Altsteinzeitlich.<br />

© Pedro Diaz de González<br />

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