Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti
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herden Ren, Pferd) und eine effektive Bewaffnung (Speerschleu<strong>der</strong>) erlaubten eine<br />
erfolgreiche Org<strong>an</strong>isation <strong>der</strong> Jagd und führten zur Herausbildung gr<strong>an</strong>dioser<br />
Jägerkulturen, zu <strong>der</strong>en Zeugnissen auch die Bil<strong>der</strong>höhlen gehören.<br />
Die Darstellungs-Techniken<br />
Ein Teil <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> <strong>an</strong> den Höhlenwänden wurde mit Steinwerkzeugen eingeritzt.<br />
Auf <strong>der</strong> harten Oberfläche <strong>der</strong> Kalksteinwände wurde mit spitzen Geräten aus<br />
glasartigem Gestein (z. B. Feuerstein) gezeichnet. Die dabei entst<strong>an</strong>denen feinen<br />
Linien sind heute oft nur schwer sichtbar. Um die Darstellungen zu erkennen,<br />
braucht m<strong>an</strong> eine gute, schräg einfallende Beleuchtung. Seinerzeit waren die gravierten<br />
Linien meist heller als <strong>der</strong> Felsuntergrund und deshalb besser zu sehen.<br />
Solche eingeritzten Bil<strong>der</strong> bedecken oft größere Flächen und sind häufig dicht<br />
nebenein<strong>an</strong><strong>der</strong> und auch überein<strong>an</strong><strong>der</strong> gezeichnet. So ist es auch auf gravierten<br />
Steinplatten und Knochenstücken <strong>der</strong> Plakettenkunst <strong>an</strong> den Siedlungsplätzen.<br />
Diese mühsam zu entziffernden gravierten Bildfel<strong>der</strong> sind nicht immer gut veröffentlicht<br />
worden. Die mit Abst<strong>an</strong>d beste Arbeit ist die Entzifferung <strong>der</strong> zahllosen<br />
Gravierungen zu Füßen des Dieu cornu im S<strong>an</strong>ctuaire <strong>der</strong> Höhle Les Trois Frères<br />
(Ariège) durch Henri Breuil.<br />
Dagegen sind z. B. die vielen Hun<strong>der</strong>t gravierten Tierdarstellungen in <strong>der</strong> Apsis <strong>der</strong><br />
weltbek<strong>an</strong>nten Bil<strong>der</strong>höhle von Lascaux (Dordogne) zwar von André Glory weitgehend<br />
entziffert und gezeichnet worden, doch bis heute gibt es keine <strong>an</strong>gemessene<br />
Publikation.<br />
auch zu schrecklicher Rauchentwicklung in <strong>der</strong> Höhle geführt haben muss und<br />
wahrscheinlich schon ein Teil <strong>der</strong> damals hier durchgeführten Riten war.<br />
Mit Holzkohle gemalte Bil<strong>der</strong> können heute mit <strong>der</strong> C-14-Methode datiert werden.<br />
Diese Datierungen, für die winzige Proben ausreichen, haben die Chronologie<br />
<strong>der</strong> Höhlenkunst in den letzten Jahren sehr beeinflusst und verän<strong>der</strong>t.<br />
An<strong>der</strong>e schwarze Bil<strong>der</strong> wurden mit M<strong>an</strong>g<strong>an</strong>oxyd gezeichnet, das in Knollen <strong>an</strong> Lagerstätten<br />
außerhalb <strong>der</strong> Höhlen gesammelt wurde.<br />
Die Rot-, Braun- und Gelbtöne <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> stammen von Eisenoxyden, die ebenfalls<br />
in <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dschaft gefunden wurden. Beson<strong>der</strong>s wichtig ist dabei Hämatit (Fe 2 O 3<br />
).<br />
Diese Eisenoxyde konnten durch Brennen in ihrem Farbwert verän<strong>der</strong>t werden.<br />
Die Bil<strong>der</strong> in einzelnen Höhlen sind durch bestimmte Farbrezepte gekennzeichnet,<br />
<strong>der</strong>en Analyse und Ordnung für die Zukunft wichtige Ergebnisse verspricht.<br />
Mit Farbstiften wurden Linien auf die Felsw<strong>an</strong>d gezeichnet. Mit solchen Linien wurden<br />
die Bil<strong>der</strong> skizziert. M<strong>an</strong>chmal, so in <strong>der</strong> Galerie Zaldei von Ekain (sp<strong>an</strong>isches<br />
Baskenl<strong>an</strong>d), gibt es Vorzeichnungen, die d<strong>an</strong>n nicht ausgeführt wurden. Ein schönes<br />
Beispiel für dieses Verfahren ist das Nashorn im Schacht von Lascaux, bei dem<br />
Bauch und Vor<strong>der</strong>beine nur mit Linien <strong>an</strong>gerissen sind während die übrigen Körperteile<br />
fertiggestellt wurden.<br />
Für die Bil<strong>der</strong> wurden die Farbstücke in Reibschalen zu Pulver zerrieben. Dieses<br />
Farbpulver wurde mit Wasser <strong>an</strong>gerührt, die Farbe d<strong>an</strong>n mit Pinseln aufgetragen<br />
Auf Höhlenwänden mit weicher Oberfläche, vor allem in <strong>der</strong> Verwitterungsschicht<br />
<strong>der</strong> Mondmilch (lait du mont) wurde mit den Fingern o<strong>der</strong> mit Stöcken gezeichnet.<br />
Die so entst<strong>an</strong>denen Linien sind viel breiter und besser sichtbar als die feinen<br />
Gravierungen. Solche Bil<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> weichen Felsoberfläche können leicht zerstört<br />
werden. Deshalb kennen wir sie in erster Linie aus früh verschlossenen und erst<br />
jetzt wie<strong>der</strong>entdeckten Höhlen wie <strong>der</strong> Grotte Chauvet (Ardèche). In Rouffignac<br />
(Dordogne) haben sie sich vor allem <strong>an</strong> <strong>der</strong> Höhlendecke erhalten.<br />
In unberührten Höhlen o<strong>der</strong> Höhlenteilen gibt es auch Bil<strong>der</strong> auf dem Lehm des<br />
Höhlenbodens, die auch mit einem Stock o<strong>der</strong> m<strong>an</strong>chmal mit den Fingern gezeichnet<br />
wurden.<br />
Beispiele hierfür sind die Ariège-Höhlen Niaux, Bedeilhac, Font<strong>an</strong>et, Montesp<strong>an</strong><br />
und Tuc d’Audoubert.<br />
Der breiteren Öffentlichkeit besser bek<strong>an</strong>nt sind die farbigen Höhlenbil<strong>der</strong>.<br />
Bei <strong>der</strong> schwarzen Farbe h<strong>an</strong>delt es sich m<strong>an</strong>chmal um Holzkohle. In einem G<strong>an</strong>g<br />
<strong>der</strong> Grotte Chauvet wurde die Holzkohle für die Bil<strong>der</strong> <strong>an</strong> Ort und Stelle hergestellt.<br />
Große Holzkohlestücke und verrußte Wände belegen diesen Vorg<strong>an</strong>g, <strong>der</strong><br />
Abb. 1 Ein in den Lehm gravierter Wisent auf dem Höhlenboden aus <strong>der</strong> Höhle Niaux,<br />
Pyrenäen, Fr<strong>an</strong>kreich.Altsteinzeitlich. © J.Vertut<br />
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