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Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti

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Aber nicht nur Ausstellungen und Galerien bieten ihnen Möglichkeiten zur Präsentation<br />

ihrer Werke. Eine stetig wachsende Anzahl von Unternehmen und öffentlichen<br />

Institutionen entdeckt das kreative Potential <strong>der</strong> <strong>Graffiti</strong>-Kunst, und beauftragt<br />

junge Künstler mit <strong>der</strong> Gestaltung von Firmengeländen und Fassaden.<br />

Der Wiener Sprayer Discom und seine Kollegen von den Ateliers <strong>der</strong> „Kabelwerke“<br />

etwa gestalteten W<strong>an</strong>dmalereien im Auftrag <strong>der</strong> Technischen Universität,<br />

in Schulen und <strong>an</strong> U-Bahngeländen (Abbildung 43).<br />

In Hamburg findet seit dem Jahr 2000 jährlich die <strong>Graffiti</strong>- Ausstellung URBAN<br />

DISCIPLINE statt, bei <strong>der</strong> einige <strong>der</strong> besten und bek<strong>an</strong>ntesten Spray-Künstler <strong>der</strong><br />

Welt ihre Werke präsentieren. Die eindrucksvollen Installationen und Leinw<strong>an</strong>darbeiten<br />

beweisen, dass sich <strong>Graffiti</strong> nicht nur auf U-Bahn-Waggons abspielt, son<strong>der</strong>n<br />

sich längst zu einer wirklich ernst zu nehmenden, weltweiten Kunstgattung<br />

entwickelt hat. Zu den bedeutendsten, aktuellen Writern zählen die Hamburger<br />

Ausstellungsver<strong>an</strong>stalter die <strong>Graffiti</strong>-Künstler CES und SEEN aus New York, OS<br />

GEMEOS aus Brasilien, LAZOO aus Paris, DISCOM und KERAMIK aus Österreich,<br />

sowie LOOMIT, SEAK und DADDY COOL aus Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Einige <strong>der</strong> <strong>Graffiti</strong>-Künstler haben freilich längst einen internationalen Bek<strong>an</strong>ntheitsgrad<br />

weit über die Insi<strong>der</strong>-Szene hinaus erl<strong>an</strong>gt.<br />

Keith Haring<br />

Als berühmtester <strong>Graffiti</strong>-Künstler gilt <strong>der</strong> Amerik<strong>an</strong>er Keith Haring.Von den Ausdrucksformen<br />

<strong>der</strong> Pop Art beeinflusst, verwendete er in seinen W<strong>an</strong>dbil<strong>der</strong>n Motive<br />

wie Comicstrips in grellen Farbkombinationen. Am 4. Mai 1958 in Kutztown,<br />

Pennsylv<strong>an</strong>ia geboren, beginnt er im Alter von 20 Jahren in New York <strong>an</strong> <strong>der</strong> „Visual<br />

School of Art“ zu studieren. In dieser Zeit entstehen seine berühmten New<br />

Yorker „Subway Zeichnungen“, die er auf überklebte Werbeflächen <strong>an</strong> den U-<br />

Bahn-Stationen malt.<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> <strong>Graffiti</strong>-Malerei, experimentiert er in seinen Arbeiten mit einer<br />

Vielzahl von künstlerischen Stilmitteln und wird bald international <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt.<br />

Er schließt Freundschaften mit dem Künstler Andy Warhol, dem <strong>Graffiti</strong>-Künstler<br />

„L.A. II“, er lernt die Sängerin Grace Jones kennen, mit <strong>der</strong> er später einige seiner<br />

Body Painting Projekte verwirklicht, die Pop-Sängerin Madonna wird eine begeisterte<br />

Anhängerin seiner Werke. Zu seinen zahlreichen Projekten zählen die Produktion<br />

von Werbespots, das Design von Uhren für „Swatch USA“, und mehrere<br />

Bühnenbil<strong>der</strong>. Zu seinen <strong>Graffiti</strong>-Arbeiten in aller Welt gehört ein 107 m Meter<br />

l<strong>an</strong>ges W<strong>an</strong>dgemälde <strong>an</strong> <strong>der</strong> Berliner Mauer, das er gemeinsam mit <strong>der</strong> Künstlerin<br />

Jenny Holzer entwirft. Seine HIV-Infektion thematisiert <strong>der</strong> gefeierte Künstler in<br />

den Bil<strong>der</strong>n seiner letzten Lebensjahre. Am 16. Februar 1990 stirbt Keith Haring<br />

<strong>an</strong> AIDS.<br />

Harald Nägeli<br />

Als „Sprayer von Zürich“ <strong>–</strong> gel<strong>an</strong>gte <strong>der</strong> Schweizer Harald Naegeli durch seine<br />

einzigartige Strichmännchen-<strong>Graffiti</strong> zu internationalem Ruhm, zu einer Zeit, als<br />

das Writing in Europa noch in den Kin<strong>der</strong>schuhen steckte.Von 1977 bis Juni 1979<br />

verzierte er Zürichs Betonflächen mit schätzungsweise 400 bis 600 Strichfiguren<br />

aus <strong>der</strong> Spraydose. D<strong>an</strong>n setzten eine Welle von Strafprozessen wegen Sachbeschädigung<br />

gegen den Künstler ein. Nägeli übersiedelte nach Deutschl<strong>an</strong>d, um sich<br />

dem Zugriff <strong>der</strong> Justiz zu entziehen, und sprayte fort<strong>an</strong> in Stuttgart, Köln und Düsseldorf.<br />

Orte und Motive seiner Figuren wählt <strong>der</strong> W<strong>an</strong>dzeichner stets bewusst.<br />

Ausdrücklich dist<strong>an</strong>ziert sich <strong>der</strong> bek<strong>an</strong>nteste Sprayer Europas von den Writern.<br />

Strikt lehnt er Galerien und Perform<strong>an</strong>ces zur Präsentation für seine Werke ab.<br />

Naegeli bleibt einem eng umrissenen Formenk<strong>an</strong>on treu, er verwendet immer<br />

wie<strong>der</strong>kehrende <strong>Zeichen</strong>elemente wie Strichmännchen, roboterähnliche Hybridfiguren,<br />

(Mensch/Tier/Maschine), Skelette,Vögel,Augen und Gesichter. Naegelis Figuren<br />

überraschen oft durch den Ort wo m<strong>an</strong> sie findet, sie verbinden architektonische<br />

Elemente, winden sich um Mauerecken und Winkel, scheinen über Wände<br />

zu huschen, und verunsichern visuelle Gewohnheiten.<br />

Abb. 43 <strong>Graffiti</strong> bei <strong>der</strong> U3-Station Ottakring,Wien. © KünstlerInnen <strong>der</strong> Wiener Kabelwerke<br />

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