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Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti

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<strong>der</strong> Linienführung, um optisch einen dreidimensionalen Effekt zu erzielen. Das dreidimensional<br />

erscheinende Bild wird mit einer weiteren Linie konturiert („Second Outline“),<br />

und meistens mit einer Widmung („Dedication“) versehen. Abschließend gestalten<br />

die Writer den Hintergrund („Background“) des W<strong>an</strong>dbildes.<br />

Projektionsflächen des Writings<br />

Der öffentliche Raum bietet schier unbegrenzte potentielle Projektionsflächen für<br />

<strong>Graffiti</strong>: Hausmauern und Straßenbahn-Waggons, Telefonzellen und Abfallcontainer,<br />

Garagentore, Fabriksgelände und Lastkraftwagen. Häufig sind es gesichtslose<br />

Betonwände und Brückenpfeiler, o<strong>der</strong> Provisorien wie Bauzäune und Fassadenverkleidungen,<br />

die durch <strong>Graffiti</strong> geschmückt werden. Bis Anf<strong>an</strong>g <strong>der</strong> 1990-er Jahre<br />

war die Berliner Mauer <strong>–</strong> ebenso wie für verbale Inschriften <strong>–</strong> auch für Bildgraffiti<br />

die weltweit größte Projektionsfläche. Beson<strong>der</strong>s aber haben es Züge und Bahngelände<br />

aller Art den zeitgenössischen Sprayern <strong>an</strong>get<strong>an</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e das illegale<br />

Bemalen von Eisenbahn-, U-Bahn o<strong>der</strong> S-Bahnwaggons verspricht nicht nur Selbstbestätigung,<br />

son<strong>der</strong>n auch einen beson<strong>der</strong>en Ruhm („Fame“) unter gleich Gesinnten.<br />

M<strong>an</strong>che Maler erzählen, dass das aufregende Gefühl, <strong>der</strong> „Kick“, den das nächtliche<br />

Betreten einer Remise („Yard“) und Besprayen Zuges hervorruft, schier zu<br />

einer Sucht führen k<strong>an</strong>n. Im Licht des nächsten Tages fotografieren die Crewmitglie<strong>der</strong><br />

wenn möglich ihr Werk, um es zu verewigen, bevor die Waggons gereinigt<br />

(„gebufft“) werden (Abbildung 38).<br />

Schablonengraffiti <strong>–</strong> Pochoirs<br />

Bereits bei prähistorischen <strong>Höhlenmalerei</strong>en verwendeten Künstler eine einfache<br />

Technik des Schablonen-Sprühens. Sie bliesen die in ihrem Speichel aufgelösten<br />

Farbpigmente gegen ihre <strong>an</strong> die Höhlenw<strong>an</strong>d gelegte H<strong>an</strong>d, so dass die Fläche <strong>der</strong><br />

H<strong>an</strong>d aus dem Farbauftrag ausgespart blieb und die Farbe auf <strong>der</strong> W<strong>an</strong>d eine so<br />

gen<strong>an</strong>nte negative H<strong>an</strong>d umr<strong>an</strong>dete.<br />

Um 1980 kam in Paris <strong>der</strong> Trend auf, <strong>Graffiti</strong> mit Hilfe von Schablonen <strong>an</strong>zufertigen.<br />

Pochoir funktioniert wie die Technik des Siebdrucks: m<strong>an</strong> nimmt ein Stück<br />

Karton, schneidet die gewünschte Form heraus, legt diese Schablone auf einen<br />

Untergrund und sprüht mit <strong>der</strong> Sprühdose über die herausgeschnittenen Flächen.<br />

Diese Form <strong>der</strong> <strong>Graffiti</strong> wird auch im Deutschen häufig nach dem fr<strong>an</strong>zösischen<br />

Wort für Schablone ben<strong>an</strong>nt, wobei „Pochoir“ sowohl die Schablone als auch das<br />

damit erzeugte Bild bezeichnet.<br />

Abb. 38 <strong>Graffiti</strong> auf Eisenbahnwaggons,Wien. © AETA<br />

Abb. 39 Schablonengraffiti von „B<strong>an</strong>ksy“,Wien, 2003. © Harald Ecker<br />

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