Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti
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Zum Beispiel können die Figuren, indem sie etwas durch eine Sprechblase mitteilen,<br />
als Sprachrohr für den Sprüher funktionieren. Tiere, Figuren aus F<strong>an</strong>tasy-Rom<strong>an</strong>en,<br />
Maschinen, Züge und Frauenbildnisse gehören zu den häufigsten Motiven.<br />
Oft werden den Pieces Botschaften, Kommentare zum Bild o<strong>der</strong> zur eigenen Stimmung<br />
sowie Widmungen hinzugefügt. Im Allgemeinen werden Pieces von <strong>der</strong> Crew<br />
o<strong>der</strong> dem einzelnen Sprüher mit Tags signiert. Beson<strong>der</strong>en Wert wird auf den Stil<br />
des <strong>Graffiti</strong>s gelegt. Die Styles werden in Abhängigkeit von Art, Form und Verknüpfung<br />
<strong>der</strong> einzelnen Grapheme unterschieden.<br />
Die Stilrichtungen <strong>der</strong> Pieces überlagern ein<strong>an</strong><strong>der</strong> und oft sind Bil<strong>der</strong> nicht eindeutig<br />
einem Stil zuzuordnen (Abbildung 36). Dennoch unterscheiden die Schreiber<br />
Grundtypen von Gestaltungsvari<strong>an</strong>ten. Unter „Silberbil<strong>der</strong>n“ verstehen sie<br />
einfärbige <strong>–</strong> oft silberfarbene <strong>–</strong> Sprayflächen mit einfachen Konturen. Oft wird<br />
diese einfache Form des <strong>Graffiti</strong> aus Zeitnot bei illegalen Nacht- und Nebelaktionen<br />
gewählt.<br />
Als „Bubblestyles“ bezeichnen die Maler Buchstabenfolgen und Figuren, die aufgeblasenen<br />
Luftballons ähnlich sind. Die Buchstaben sind einfach und rund gesprüht,<br />
<strong>der</strong> Hintergrund des <strong>Graffiti</strong>s ist meist unregelmäßig und wolkenähnlich<br />
gestaltet.<br />
Beim „Simplestyle“ werden große, rechtwinkelige Blockbuchstaben mit verschwommenen<br />
Bubblestyles kombiniert, die Buchstaben bleiben hierbei noch l-<br />
esbar.<br />
„Semi-Wildstyle“ nennt m<strong>an</strong> Bil<strong>der</strong>, bei denen Pfeile, Balken o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Effekte<br />
beigefügt werden. Für unerfahrene Betrachter sind Sprühbil<strong>der</strong> dieser Stilrichtung<br />
oft schwer zu lesen.<br />
Beim „Wildstyle“ werden all diese Techniken kombiniert und die Buchstaben werden<br />
so eng mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verwoben und verschachtelt, dass das <strong>Graffiti</strong> nahezu unlesbar<br />
wird, und das Sprühbild oft völlig abstrakt wirkt (Abbildung 37).<br />
Der „Drei-D-Stil (3-D-Letter-Style)“ gilt als eine <strong>der</strong> komplexesten Techniken <strong>der</strong><br />
Bildgraffiti. Einige Maler arbeiten dabei mit mehreren grafischen Fluchtpunkten, um<br />
optisch verblüffende Eindrücke zu erzielen.<br />
M<strong>an</strong>che Writer fertigen vor dem Malen eines Pieces Skizzen auf einem <strong>Zeichen</strong>block<br />
<strong>an</strong>, dem so gen<strong>an</strong>nten „Black Book“. An<strong>der</strong>e Crews wie<strong>der</strong>um gehen ohne Vorlage<br />
<strong>an</strong>s Werk. Zunächst sprayen die Maler in groben Zügen die Linienführung („First Outline“)<br />
auf die jeweilige Projektionsfläche. Diese Linien werden in <strong>an</strong><strong>der</strong>en Farben flächig<br />
gefüllt („Filling“). Bei komplexen „Drei-D-Bil<strong>der</strong>n“ erfolgt nach dem endgültigen<br />
ziehen <strong>der</strong> Konturen („Outline“), eine Ergänzung <strong>der</strong> parallel geführte Verdoppelung<br />
Abb. 36 <strong>Graffiti</strong> auf Eisenbahnwaggons, Blockbuster im Simple-Style,Wien. © Hitch<br />
Abb. 37 <strong>Graffiti</strong> im Character/Bubble/Wild-Style, Barcelona. © Sus<strong>an</strong>ne Ebenberger<br />
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