Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti
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Grenzgebiet zwischen Texas und dem nördlichen Mexiko, unterstützen ebenfalls<br />
die These <strong>der</strong> Schaffung solcher Bil<strong>der</strong> durch Scham<strong>an</strong>en. Die Malereien <strong>an</strong> den<br />
Felsüberhängen <strong>der</strong> C<strong>an</strong>yons stehen in Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem noch heute in<br />
dieser Gegend bestehenden Peyotismus und <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> aus dem Peyote-<br />
Kaktus gewonnenen Droge. Peyote wurde schon in präkolumbi<strong>an</strong>ischer Zeit von<br />
verschiedenen Gruppen für religiöse Zeremonien verwendet.<br />
In Neu-Mexiko befinden sich im Gebiet <strong>der</strong> Three Rivers Petroglyph Site ca.<br />
20.000 Gravuren aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Mogollon-Kultur zwischen 900 <strong>–</strong> 1.400 n.Chr.,<br />
die hauptsächlich zu erlegende Tiere, geometrische Motive, Masken und Sonnen<br />
auf Basalt-Blöcken zeigen.Eine weitere Schutzzone (National Monument) entst<strong>an</strong>d<br />
1990 westlich von Albuquerque, mit ca. 15.000 Petroglyphen. Studien <strong>der</strong> Umweltbedingungen<br />
und ethnologische Untersuchungen könnten zu weiteren<br />
Schlussfolgerungen über die Entstehung von Felsbil<strong>der</strong>n führen.<br />
Durch die zahlreichen Baudenkmäler <strong>der</strong> Hochkulturen <strong>der</strong> Mayas und Azteken in<br />
Mesoamerika blieb die Erforschung <strong>der</strong> Felsbil<strong>der</strong> l<strong>an</strong>ge zweitr<strong>an</strong>gig. In Mexiko<br />
f<strong>an</strong>d m<strong>an</strong> in verschiedenen Höhlen und Grotten Malereien im olmekischen Stil.<br />
Dazu zählen Menschendarstellungen mit Zeremonialschmuck, Bil<strong>der</strong> von Vögeln,<br />
Jaguaren und verschiedene Symbole. Ebenso wurden H<strong>an</strong>d-Abdrücke, Gravuren<br />
von Spiralen, Rillen, Näpfchen, sowie <strong>an</strong>thropomorphen Gestalten entdeckt. In<br />
Höhlen auf <strong>der</strong> Halbinsel Yucat<strong>an</strong> befinden sich ebenfalls Felsmalereien und Gravuren.<br />
Es liegen auch Berichte über Fundstätten in Nicaragua und auf den Westindischen<br />
Inseln vor.<br />
Im Vergleich zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Kontinenten ist die Felsbil<strong>der</strong>-Forschung in Südamerika<br />
nicht sehr intensiv, obwohl schon kurz nach <strong>der</strong> Eroberung durch Sp<strong>an</strong>ier und Portugiesen<br />
Berichte über Orte mit Gravuren und Malereien, die von den südamerik<strong>an</strong>ischen<br />
Indios als Kultstätten verehrt wurden, nach Europa gel<strong>an</strong>gten.Von Venezuela<br />
wurden Funde entl<strong>an</strong>g des Orinocos gemeldet, von Guy<strong>an</strong>a <strong>an</strong> einem Zufluss<br />
des Rupununi-Flusses. In Bolivien werden noch heute <strong>an</strong> einem Felsen mit Vulva-<br />
Darstellungen am Rio Pachene Fruchtbarkeitstänze abgehalten.<br />
In <strong>der</strong> Felskunst Brasiliens findet m<strong>an</strong>, entsprechend <strong>der</strong> geografischen und geologischen<br />
Vielfalt des L<strong>an</strong>des, sehr verschiedenartige Darstellungen. Sie wurden <strong>an</strong><br />
Kalk- und S<strong>an</strong>dsteinwänden, aber auch auf Gr<strong>an</strong>it, Basalt und <strong>an</strong><strong>der</strong>em Gestein <strong>an</strong>gefertigt.<br />
Die meisten Fundstellen liegen in den Staaten Minas Gerais, Pi<strong>an</strong>i, Goias<br />
und Mato Grosso, im Staat Paraiba wurde <strong>der</strong> große Fels Itacoatiara de Inga mit<br />
Darstellungen menschlicher Gestalten, stilisierter Maiskolben und Blütenrispen,<br />
sogar zu einem Nationaldenkmal erklärt. Bei den Gravuren in Brasilien h<strong>an</strong>delt es<br />
sich zumeist um geometrische Motive, wie Kreise, Spiralen, Dreiecksformen, so-<br />
wie Schl<strong>an</strong>genlinien, während bei den Tierbil<strong>der</strong>n Eidechsen, Gürteltiere, Hirsche,<br />
Affen,Tapire, Schildkröten, Schl<strong>an</strong>gen, Fische und Vögel, aber auch Ameisen, Spinnen<br />
und Skorpione vorkommen. Auf den großen Bil<strong>der</strong>wänden von S<strong>an</strong>ta Elina<br />
(Mato Grosso) mit fast tausend Darstellungen, sind die Menschen beson<strong>der</strong>s detailliert<br />
abgebildet, mit Kleidung und Schmuck, gelochten Ohren und kunstvollen<br />
Frisuren. Im Staat Piaui finden sich Bil<strong>der</strong> von Jagd- und Paarungsszenen, Tänzen<br />
und Riten, sowie Menschen mit Masken, Darstellungen von Pfl<strong>an</strong>zen, l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen<br />
Praktiken mit dazugehörigen Objekten, wie Kalebassen und Stampfer,<br />
verschiedene Waffen, wie Pfeil und Bogen und Keulen. In diesem Staat wurden bisher<br />
mehr als 200 Abris mit Malereien gefunden. Nach Untersuchung <strong>der</strong> Schichten<br />
können die ältesten auf eine Zeit vor rund 15.000 Jahren datiert werden.<br />
In den Anden gibt es eine Fülle von Höhlen und Grotten, die altsteinzeitlichen<br />
Menschen Obdach boten. Neben Steinwerkzeugen, die fünfundzw<strong>an</strong>zigtausend<br />
Jahre alt sein sollen, sind einige <strong>der</strong> Höhlen auch mit Felsmalereien und -gravuren<br />
geschmückt. Die Felsbil<strong>der</strong> geben in flächig-linearer M<strong>an</strong>ier die Umrisse von Personen<br />
o<strong>der</strong> Tieren wie<strong>der</strong>. Neunzig Prozent <strong>der</strong> Darstellungen zeigen lama-, vikunja-<br />
o<strong>der</strong> gu<strong>an</strong>akoartige Vierbeiner. Eine ebenso häufig wie<strong>der</strong>kehrende Silhouette<br />
ist die eines katzenartigen Tieres, eines Pumas o<strong>der</strong> Jaguars, das bis zur Ankunft<br />
<strong>der</strong> Sp<strong>an</strong>ier im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t Gegenst<strong>an</strong>d eines eigentlichen Kultes war.<br />
Unter den Vogeldarstellungen lassen sich <strong>der</strong> Kondor, ebenfalls ein geheiligtes Wesen,<br />
<strong>der</strong> N<strong>an</strong>du o<strong>der</strong> Pampastrauß, Eulen, Wildenten, Flamingos und viele <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
erkennen. Verglichen mit diesen Tierfiguren wirken die Darstellungen von Menschen<br />
wie grobe K arikaturen. In einigen Szenen k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> Jäger mit Bogen und<br />
Pfeilen bei <strong>der</strong> Verfolgung eines Vikunjas erkennen. An<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um zeigen mit<br />
Lendenschurz bekleidete und mit Halsketten, Armreifen und hohen Fe<strong>der</strong>kronen<br />
geschmückte Persönlichkeiten.Die in Ockertönen gehaltenen naturalistischen Malereien<br />
beziehen sich weitgehend auf Szenen aus dem Alltagsleben o<strong>der</strong> mögen das<br />
Jagdglück beschwören.<br />
Im östlichen Teil Perus im Bezirk Cuzco wurden vor allem in Ufernähe verschiedener<br />
Flüsse Gravuren auf glatt geschliffenen Blöcken und Felswänden gefunden.<br />
Die Machiguenga-Indi<strong>an</strong>er bezeichnen diese Felsbildstätten als von unsichtbaren<br />
Geistern bewohnte Häuser bzw. Paläste. Felsen und Berge spielen in <strong>der</strong> altperu<strong>an</strong>ischen<br />
Religion eine überragende Rolle. Sie galten als „Huacas“ d.h. heilige Objekte,<br />
von denen bestimmte, übernatürliche Wirkungen ausgingen.Auffallende Felsen<br />
und Berge wurden als versteinerte Reste von Urzeitwesen betrachtet und zu<br />
Schauplätzen mythischer Vorgänge gemacht. Zu den am meisten verbreiteten Darstellungen<br />
zählen neben <strong>an</strong>thropomorphen Figuren und Abbildungen von Tieren<br />
auch zahlreiche geometrische Motive, wie z. B. Kreise, Rechtecke, Quadrate, Mä<strong>an</strong><strong>der</strong>,<br />
Spiralen, Zickzacklinien, Kreuze u.v.m.<br />
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