Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti
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gen,Abbildungen zeremonieller Objekte und damit verbundene Motive, sowie astronomische<br />
Konstellationen. Bogen und Speere, und nach Ankunft <strong>der</strong> Europäer<br />
Pferde und Gewehre, sind gleichfalls häufig zu finden. Sie symbolisieren Macht und<br />
Ehre, die mit dem Besitz dieser Objekte einhergingen und wurden daher in die religiöse<br />
Welt<strong>an</strong>schauung <strong>der</strong> indigenen Bevölkerung einbezogen. Felsbil<strong>der</strong> jüngeren<br />
Datums zeigen daher häufig Gruppen von erbeuteten Pferden, Pferde mit Reiter<br />
und Kampfszenen mit gewehrtragenden Reitern.<br />
Die Provinz Ontario ist eine weitere Region K<strong>an</strong>adas, die eine große Anzahl von<br />
Felsbil<strong>der</strong>n besitzt.Auf meist isolierten Felswänden <strong>an</strong> Seeufern o<strong>der</strong> auf Gletscherschliffen,<br />
wie bei Peterborough, jedoch immer in <strong>der</strong> Nähe von Wasser, entst<strong>an</strong>den<br />
Malereien und Gravuren von Menschen,Tieren, Händen, Booten und verschiedenen<br />
Symbolen. Ihre Realistik kommt bei einzelnen Malereien in erstaunlichem Maße zum<br />
Ausdruck.Trotz eingehen<strong>der</strong> Untersuchungen konnte bisher we<strong>der</strong> die Frage des Alters,<br />
noch die <strong>der</strong> Zuordnung und Interpretation endgültig gelöst werden.<br />
Bei den Felsbil<strong>der</strong>n des Great Basins h<strong>an</strong>delt es sich zumeist um Gravuren auf<br />
Basalt-Wänden und Blöcken. Im Gebiet <strong>der</strong> Coso-R<strong>an</strong>ge wird ihre Zahl auf ca.<br />
100.000 geschätzt, wobei neben geometrischen Mustern in erster Linie Darstellungen<br />
von Bighorn-Schafen, Menschen, m<strong>an</strong>che mit kunstvollen Körperverzierungen,<br />
Behältern und Waffen, sowie verschiedenen <strong>an</strong><strong>der</strong>en Tieren zu finden sind. Die<br />
häufig <strong>an</strong>zutreffende Figur eines Flötenspielers, des „Kokopellis“, soll mit Regenzeremonien<br />
und Fruchtbarkeitsriten in Verbindung stehen. Der Großteil <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong><br />
entst<strong>an</strong>d in den letzten 2.000 Jahren, da sich nur eine sehr geringe o<strong>der</strong> gar<br />
keine Patinierung feststellen lässt. Die Form <strong>der</strong> Felsen spielte für die scham<strong>an</strong>istisch<br />
inspirierten Bil<strong>der</strong> eine wichtige Rolle. Der Vorstellung eines dreigeteilten<br />
Universums entsprechend wurden Felsen mit auffällig geformten Spalten bevorzugt,<br />
um so die Reise des Scham<strong>an</strong>en in verschiedene Sphären <strong>an</strong>zudeuten. Die Bil<strong>der</strong>felsen<br />
wurde von den „Indi<strong>an</strong>ern“ als „Haus <strong>der</strong> Kraft“ o<strong>der</strong> „Ort des Schutzgeistes“<br />
bezeichnet und von <strong>der</strong> Bevölkerung auch für Heilungszeremonien aufgesucht.<br />
Heute sind sie unter <strong>der</strong> englischen Bezeichnung „doctor`s rocks“ bek<strong>an</strong>nt.<br />
In den Trockengebieten Südkaliforniens finden sich Felszeichnungen in <strong>der</strong> Umgebung<br />
von Lagerplätzen, in <strong>der</strong>en Nähe sich lebenswichtige Wasserquellen bef<strong>an</strong>den.<br />
Die Bedeutung des Wassers in diesen trockenen Regionen erfor<strong>der</strong>te von den<br />
Scham<strong>an</strong>en die Fähigkeit, Regen zu bringen. Die Konzentration von Felsbil<strong>der</strong>n in<br />
<strong>der</strong> Coso-R<strong>an</strong>ge, die nur 7,5 <strong>–</strong> 16 cm Nie<strong>der</strong>schlag jährlich erhält, ist auf diesen<br />
Regenzauber zurückzuführen.<br />
Die bunten Felsmalereien <strong>der</strong> Cumash-Scham<strong>an</strong>en in Kalifornien, finden sich insbeson<strong>der</strong>e<br />
in Höhlen und Felsunterständen und stammen wahrscheinlich aus dem<br />
15. o<strong>der</strong> 16. Jahrhun<strong>der</strong>t. Die Chumash in Kalifornien malten Symbole auf Felsen,<br />
um das Gleichgewicht <strong>der</strong> Kräfte im Universum zu erhalten und das Wohlergehen<br />
von Individuum und Gruppe zu gewährleisten.<br />
Die bek<strong>an</strong>ntesten mit Scham<strong>an</strong>ismus in Verbindung stehenden Felsmalereien sind<br />
in <strong>der</strong> Großen Galerie des Horseshoe-C<strong>an</strong>yons im Südosten Utahs zu finden.An<br />
den Schluchtwänden des roten S<strong>an</strong>dstein-C<strong>an</strong>yons finden sich neben Schl<strong>an</strong>genund<br />
Vogelbil<strong>der</strong>n, Bighorn-Schafen, Hunden und <strong>an</strong><strong>der</strong>en Tierbil<strong>der</strong>n auch menschenähnliche<br />
Darstellungen die mit rituellen Gewän<strong>der</strong>n bekleidet sind. Diese<br />
geisterähnlichen Gestalten könnten durch Tr<strong>an</strong>ce verw<strong>an</strong>delte Scham<strong>an</strong>en darstellen.<br />
In mehreren Galerien finden sich Bil<strong>der</strong> von Gestalten mit rituellen Gewän<strong>der</strong>n,<br />
verlängerten K örpern, übergroßen Augen und <strong>an</strong><strong>der</strong>en Attributen, die<br />
genau <strong>der</strong> Tradition des Scham<strong>an</strong>ismus entsprechen.<br />
Im Südwesten gibt es außerdem noch tausende Funde, die den Navajo-Indi<strong>an</strong>ern<br />
zugerechnet werden, und immer noch werden neue entdeckt (Abbildung 30). Felsbil<strong>der</strong>funde<br />
in <strong>der</strong> unteren Pecos River Region, einer semi-ariden L<strong>an</strong>dschaft im<br />
Abb. 30 Felsbild vom Largo C<strong>an</strong>yon, New Mexico, USA. © Josef Otto<br />
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