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Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti

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ten dort den überm<strong>an</strong>nsgroßen und flugunfähigen Moa-Vogel aus, um sich d<strong>an</strong>n zunehmend<br />

auf die klimatisch günstigere Nordinsel zurückzuziehen. Die fortschreitende<br />

zahlenmäßige Verringerung <strong>der</strong> Bevölkerung sowie die allgemeine Verschlechterung<br />

<strong>der</strong> Lebensbedingungen spiegeln sich in rund 400 Felsbil<strong>der</strong>n in<br />

Höhlen o<strong>der</strong> unter Felsüberhängen wi<strong>der</strong>, von denen weit über 90 Prozent in den<br />

Gegenden von Dunedin und Christchurch (Südinsel) gefunden wurden. Diese Bil<strong>der</strong><br />

sind in rot (Hämatit) und schwarz (Holzkohle) gehalten und stellen Hunde,Vögel<br />

(einschließlich des ausgestorbenen Moa-Vogels) und Fische in Verbindung mit<br />

mythologischen Monstern (t<strong>an</strong>iwha) dar. Neben Menschen- und Tierdarstellungen,<br />

kommen Bil<strong>der</strong> von Segelschiffen europäischer Seefahrer vor. Obwohl Felsbil<strong>der</strong><br />

allgemein nur schwer zu datieren sind, weisen Funde in unmittelbarer Nähe dieser<br />

Bil<strong>der</strong> auf eine Zeit zwischen 1000 und 1500 n.Chr. hin, also die Zeit des dramatischen<br />

Nie<strong>der</strong>g<strong>an</strong>gs speziell auf <strong>der</strong> Südinsel. Eine Interpretation dieser Felsmalereien<br />

ist schwierig, doch scheint es sicher zu sein, dass sie beson<strong>der</strong>e Glaubensinhalte<br />

<strong>der</strong> Maori-Kultur wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

Die vermutlich bereits um 200 <strong>–</strong> 100 v.Chr. direkt von Westpolynesien (Samoa<br />

o<strong>der</strong> Tonga) aus besiedelten Marquesas-Inseln, 1400 km östlich von Tahiti gelegen,<br />

sind bek<strong>an</strong>ntlich auch die Inseln <strong>der</strong> tiki, jener bis zu 2,5 Meter großen Figuren aus<br />

Abb. 29 Felsbild aus Hawaii, Hauptinsel. © Stonewatch<br />

rotem Tuff, <strong>der</strong>en überproportional große Köpfe steingewordene Totenschädel<br />

darstellen. M<strong>an</strong> findet diese tiki auch in <strong>der</strong> Felsbildkunst wie<strong>der</strong>. Weit verbreitet<br />

sind <strong>an</strong>thropomorphe Ritzzeichnungen, sowie mit wenigen Linien herausgearbeitete<br />

Umrisse von Schildkröten. Dieses Meerestier scheint für die alten Oze<strong>an</strong>ier<br />

eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung gehabt zu haben.Auf Nuku Hiva sind auch noch so gen<strong>an</strong>nte<br />

„Näpfchen“, Löcher von 0,5 bis 2 cm Durchmesser und mit einer Tiefe bis<br />

zu 2,5 cm, die in Felsblöcke gebohrt waren, gefunden worden. Die Grübchen und<br />

Schalen gelten als zurückgebliebene Spur eines magischen Tuns, eines Kontaktzaubers,<br />

<strong>der</strong> am Kultstein geübt worden war. Der Ausschabung von Steinstaub schrieb<br />

m<strong>an</strong> beson<strong>der</strong>e Kräfte zu. Über die Bedeutung <strong>der</strong> auch g<strong>an</strong>z im Westen des Pazifiks<br />

zu findenden Petroglyphen wissen wir so gut wie nichts. Doch dürfen wir <strong>an</strong>nehmen,<br />

dass bereits in <strong>der</strong> Frühgeschichte des Pazifiks <strong>der</strong>artige Felsbil<strong>der</strong> entst<strong>an</strong>den,<br />

dass sie nicht von einer einzelnen Person gemacht wurden, son<strong>der</strong>n von<br />

Gruppen von Menschen und vielleicht sogar von Generationen und dass sie für die<br />

damals lebenden Menschen magische und kultische Bedeutung hatten.<br />

Auf den Inseln Hawaiis sind 135 Fundplätze so gen<strong>an</strong>nter „kaha ki`i“, geritzter Bil<strong>der</strong>,<br />

bek<strong>an</strong>nt (Abbildung 29). Sie befinden sich zumeist in Küstennähe, da die Bevölkerung<br />

in kleinen Gruppen <strong>an</strong> <strong>der</strong> Küste lebte. Entl<strong>an</strong>g verschiedener Grenzen<br />

o<strong>der</strong> bei Rastplätzen, die nahe von Überhängen, Höhlen o<strong>der</strong> Senken lagen, entst<strong>an</strong>den<br />

ein Teil <strong>der</strong> Felsbil<strong>der</strong>, während <strong>an</strong><strong>der</strong>e auf auffallenden Lava-Formationen<br />

o<strong>der</strong> Blöcken, die sich von ihrer Umgebung beson<strong>der</strong>s abheben, geritzt wurden.<br />

Aber auch <strong>an</strong> Kreuzungen von Wegen schufen W<strong>an</strong><strong>der</strong>er und Vorbeireisende Gravuren,<br />

um Reisebewegungen in eigenen und fremden Stammesgebieten <strong>an</strong>zuzeigen.<br />

Eines <strong>der</strong> schönsten Beispiele einer w<strong>an</strong><strong>der</strong>nden Gruppe ist die als „marchers“<br />

bezeichnete Darstellung von 29 unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> gravierten Strichfiguren von<br />

Puako (Hawaii). Die „Strichmännchen“, aber insbeson<strong>der</strong>e die konzentrischen<br />

Kreise sind so etwas wie das „Markenzeichen“ <strong>der</strong> Felsbildkunst im gesamten Pazifischen<br />

Raum. M<strong>an</strong> findet sie in Neuguinea, auf <strong>der</strong> Salomon-Insel, in Neukaledonien,<br />

in Fiji, auf Tonga, auf Hawaii und auf den Marquesas-Inseln.<br />

Die Wahl von Orten, <strong>an</strong> denen Felsbil<strong>der</strong> geschaffen wurden, hing auch mit kulturellen<br />

Aspekten zusammen. Auf Puuloa, dem „l<strong>an</strong>gen Hügel“, befinden sich Tausende<br />

Gravuren, wobei es sich zum größten Teil um einfache Löcher h<strong>an</strong>delt, ähnlich<br />

den Schalen und Näpfchen europäischer Felsbildstationen, in die Nabelschnüre<br />

von Neugeborenen gelegt wurden, um den Kin<strong>der</strong>n l<strong>an</strong>ges Leben zu sichern.<br />

Die Schaffung dieser Gravuren über viele Generationen soll diesem Ort<br />

übernatürliche Kraft gegeben haben.<br />

Zu den Motiven zählen in erster Linie Bil<strong>der</strong> von Menschen, Punkten und Kreisen,<br />

Fußabdrücken, sowie K<strong>an</strong>us, Paddeln, Segeln und Tiere. Nach <strong>der</strong> Entdeckung <strong>der</strong><br />

Inseln durch K apitän Cook kamen auch Segelschiffe und Menschen auf Pferden<br />

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