Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti
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Von großem Interesse sind auch die zahlreichen Ideogramme in den Felsbil<strong>der</strong>n,<br />
die mit den später in <strong>der</strong> Schrift verwendeten <strong>Zeichen</strong> identifiziert werden<br />
können.<br />
Die chinesischen Felsbil<strong>der</strong> befinden sich alle im Freien auf steilen o<strong>der</strong> senkrechten<br />
Felswänden sowie auf einzelnen Felsblöcken. Die großen klimatischen und topographischen<br />
Unterschiede haben sich natürlich auch auf die verschiedenen Techniken<br />
<strong>der</strong> Malerei und Gravierung ausgewirkt. So sind die Felsmalereien, für die<br />
vorwiegend rote Mineralfarbstoffe verwendet wurden, hauptsächlich im Süden<br />
verbreitet, während im Norden und Nordwesten die Gravierungen dominieren.<br />
Bei den Gravierungen wurde normalerweise die dunkle, oberflächliche Patina entfernt,<br />
um die darunterliegende hellere Farbe des Steins sichtbar zu machen. Die<br />
Abbildungen erscheinen also im Negativ: hell auf einer dunkleren Fläche. Mit eino<strong>der</strong><br />
mehrfachen Linien wurden die Konturen einer Figur dargestellt, und wenn<br />
die Patina im Innern g<strong>an</strong>z o<strong>der</strong> teilweise entfernt wurde, entst<strong>an</strong>den Silhouetten.<br />
Dem Künstler st<strong>an</strong>den dazu verschiedene Verfahren zur Wahl. Er konnte sein Motiv<br />
mit einem spitzen Steinwerkzeug, in <strong>der</strong> Regel mit einem Feuerstein, in den Fels<br />
einritzen, etwas bessere Möglichkeiten bot <strong>der</strong> Einsatz eines Stein- o<strong>der</strong> Metallmeißels<br />
und eines Steinhammers. Oft wurde auch die Patina mit einem flachen<br />
Stein abgeschabt, o<strong>der</strong> es wurden tiefe Furchen in sehr weichen Fels eingehauen.<br />
Mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Worten: Die „Gravierungen“ wurden entwe<strong>der</strong> geritzt, herausgehauen<br />
o<strong>der</strong> eingeschabt.<br />
Verschiedene Techniken wurden auch bei den Malereien <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt. Sie reichen<br />
von Ockerstäben bis zu Pinseln aus Pferdehaar, Fe<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Pfl<strong>an</strong>zenfasern.<br />
M<strong>an</strong>chmal wurde die Farbe auch mit den Fingern aufgetragen, o<strong>der</strong> pulverisierte<br />
Farbe wurde durch ein Rohr direkt auf die Felsfläche geblasen.Verwendet wurden<br />
die Farben Schwarz (aus Steinkohle o<strong>der</strong> M<strong>an</strong>g<strong>an</strong>erzen), Rot, Braun und Ocker<br />
(aus Hämatit; je nach Ort o<strong>der</strong> Zeit in verschiedenen Nu<strong>an</strong>cen vor allem zwischen<br />
Hell- o<strong>der</strong> Or<strong>an</strong>gerot und Dunkel- o<strong>der</strong> Purpurrot) und Weiß (sehr selten; normalerweise<br />
aus Kalkstein). Grün und Blau waren unbek<strong>an</strong>nt. Ethnografische Daten<br />
deuten daraufhin, dass als Bindemittel für die Herstellung des Pigmentes wahrscheinlich<br />
Stierblut verwendet wurde. Die Wa, die größte ethnische Gruppe in<br />
C<strong>an</strong>gyu<strong>an</strong>, verwendeten diese Bindemittel noch in den fünfziger Jahren zur Herstellung<br />
<strong>der</strong> Farbe, mit <strong>der</strong> sie die zeremoniellen Bil<strong>der</strong> auf die „Großhäuser“ ihrer<br />
Stammesführer malten. Zu jener Zeit galt es als große Ehre und heilige Pflicht,<br />
Felsbil<strong>der</strong> gestalten zu dürfen.Die Künstler arbeiteten sehr gewissenhaft und sorgfältig.<br />
Sie gingen äußerst geschickt mit Meißel und Hammer um und brachten die<br />
Schläge dicht nebenein<strong>an</strong><strong>der</strong> <strong>an</strong>. Die Ausschabungen waren sehr tief und gleichmäßig.<br />
Das Spektrum <strong>der</strong> Stilrichtungen in den Felsbil<strong>der</strong>n ist sehr vielfältig. Es umfasst<br />
den Naturalismus und einen lebendigen Realismus ebenso wie Abstraktion und<br />
Schematisierung, Übertreibung und Modifikation, Karikatur, Porträt, F<strong>an</strong>tasie, raffi-<br />
nierte Verzierung, Humor und Verwendung <strong>der</strong> Formen <strong>der</strong> Natur.An den meisten<br />
Orten dominiert aber <strong>der</strong> naturalistische Stil. Die Felsbil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> inneren Mongolei<br />
und in Xinji<strong>an</strong>g zeigen zahlreiche sehr lebensnahe Darstellungen von Schafen<br />
und Ziegen. Die Künstler im Süden Chinas zeichneten Affen und Büffeln naturgetreu<br />
<strong>an</strong> die W<strong>an</strong>d.Viele Figuren von wilden Tieren werden in bizarren Bewegungen<br />
dargestellt. Sie strahlen viel Temperament aus und strotzen nur so vor Gesundheit<br />
und K raft. Die Dynamik <strong>der</strong> Felsbil<strong>der</strong> zeigt sich ebenso in den T<strong>an</strong>zszenen. Die<br />
Künstler verst<strong>an</strong>den es ausgezeichnet, die Positionen und die schnellen Bewegungsabläufe<br />
mit unzähligen kleinen Verän<strong>der</strong>ungen wie<strong>der</strong>zugeben.<br />
Ein für den „Tier-Stil <strong>der</strong> Steppen“ typisches Dekorelement stellt immer zwei<br />
Tiere ein<strong>an</strong><strong>der</strong> gegenüber, so z. B. zwei Pferde, zwei Hirsche o<strong>der</strong> zwei Schafe,<br />
m<strong>an</strong>chmal sind sie auch überein<strong>an</strong><strong>der</strong> dargestellt o<strong>der</strong> überlappen sich sogar. Zoomorphe,<br />
d.h. aus Körperteilen verschiedener Tiere zusammengesetzte Kombinationen<br />
waren ebenso bek<strong>an</strong>nt, wie auch die Technik <strong>der</strong> Inversion wo <strong>der</strong> hintere<br />
Teil des Tierkörpers um 180° zurückgebogen wird. Mit <strong>der</strong> Darstellung des Tierkörpers<br />
in Kreisform, wobei es aussieht, als ob die Beine zusammengebunden wären,<br />
wird möglicherweise <strong>an</strong>gedeutet, dass es sich um ein Opfertier h<strong>an</strong>delt.<br />
Nach den Hauptmotiven in den chinesischen Felsbil<strong>der</strong>n können vier Gruppen<br />
unterschieden werden: Masken, Tierdarstellungen, Alltagsleben und Kriegsszenen<br />
sowie nicht näher bestimmte <strong>Zeichen</strong> und Symbole.<br />
Abb. 27 Felsmalerei aus einem Kloster in Lhasa,Tibet. © Prof. H<strong>an</strong>s Först<br />
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