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Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti

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hauptsächlich in den so gen<strong>an</strong>nten Abris, Halbhöhlen am Fuße stark erodierter<br />

Gebirgsplateaus.<br />

Das Zentrum <strong>der</strong> afrik<strong>an</strong>ischen Felsbil<strong>der</strong>kunst,Tassili n`Ajjer, liegt im Herzen <strong>der</strong><br />

Sahara, rund 1400 Kilometer von <strong>der</strong> Mittelmeerküste entfernt. Das S<strong>an</strong>dstein-<br />

Hochl<strong>an</strong>d des Tassili n`Ajjer, in <strong>der</strong> Tuareg-Sprache bedeutet Tassili „Plateau“, umfasst<br />

78.000 km 2 und besteht aus zahlreichen bizarr wirkenden Felsmassiven.Viele<br />

dieser Felsgebilde boten <strong>der</strong> frühen Bevölkerung natürliche Unterkünfte.<br />

Forscher entdeckten im Tassili-Gebirge Hun<strong>der</strong>te von mit Malereien bedeckte<br />

Felswände und stellten fest, dass viele dieser Malereien bereits mehrmals übermalt<br />

worden sind und somit viele Künstler ihre Malereien auf denen ihrer Vorgänger<br />

ausübten. Durch eine genaue Untersuchung <strong>der</strong> Übermalungen konnte eine chronologische<br />

Bestimmung <strong>der</strong> einzelnen Stile und Perioden erarbeitet werden. So<br />

wird zwischen den naturalistischen Wildtierdarstellungen des Jägerstils (8000 <strong>–</strong><br />

5 000 v. Chr.), den kreisförmigen Menschenköpfen im Rundkopfstil (ca. 5000 v.<br />

Chr.), den Rin<strong>der</strong>darstellungen des Rin<strong>der</strong>stils (ca. 4000 <strong>–</strong> 2000 v. Chr.), <strong>der</strong> Pferdeperiode<br />

(ab ca. 2000 v. Chr.) und dem Stil <strong>der</strong> Kamele (ab ca. 1000 v.Chr.) unterschieden.<br />

Die Bil<strong>der</strong> geben uns auch wichtige Hinweise über das Leben <strong>der</strong> vorgeschichtlichen<br />

Bevölkerung des Tassili und zeugen von einer reichen Vegetation während<br />

<strong>der</strong> Feuchtphasen <strong>der</strong> Sahara. Die immer größere Ausbreitung <strong>der</strong> Trockenheit in<br />

<strong>der</strong> Sahara lässt sich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> ebenso genau verfolgen. Die ersten Wildtiere,<br />

die ausstarben o<strong>der</strong> nach den südlicheren Sav<strong>an</strong>nen des afrik<strong>an</strong>ischen Kontinents<br />

w<strong>an</strong><strong>der</strong>ten, waren Elef<strong>an</strong>t, Nashorn und Flusspferd, während sich Giraffe<br />

und Strauß länger halten konnten. Ihnen folgten später auch die Hirten, die sich gezwungenermaßen<br />

nach neuem Weidel<strong>an</strong>d für ihre Herden umsehen mussten. Die<br />

Felsbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pferdeperiode zeigen uns Darstellungen von Pferd und Wagen und<br />

offenbaren den hohen Lebensst<strong>an</strong>dard eines kastenstolzen Kriegsvolkes. Die Frau<br />

scheint dem M<strong>an</strong>ne gleichberechtigt und ebenbürtig zu sein. Sie zieht mit ihm, hält<br />

wie er die Zügel <strong>der</strong> Pferde und wird ebenso groß wie <strong>der</strong> M<strong>an</strong>n abgebildet. Dieser<br />

Umst<strong>an</strong>d ist deshalb erwähnenswert, weil auch bei den Tuareg, welche in den<br />

Saharagebieten und in den südlichen Steppen als Nomaden leben, die Frau eine<br />

wesentliche Rolle spielt und mutterrechtliche Abstammungs- und Erbschaftsregeln<br />

vorherrschen.<br />

Das Dromedar ist im Tassili n`Ajjer in <strong>der</strong> Spätzeit <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>kunst ebenso häufig<br />

wie variationsreich in Stil und Ausführung vertreten. Es wurde bald zum vielbenützten<br />

„Wüstenschiff“, das es auch heute noch ist.<br />

Die Libysche Wüste, die vom östlichen Fezz<strong>an</strong> bis <strong>an</strong> den Nil reicht, trägt den<br />

ausgesprochensten Wüstencharakter, d.h. die Oasen sind spärlich, ihre Abstände<br />

sehr groß und die Zwischenräume mit wenigen Ausnahmen ohne jede Vegetation.<br />

M<strong>an</strong> sollte denken, dass sich die Felsbildfunde im wesentlichen auf den Umkreis<br />

<strong>der</strong> Oasen beschränken müssten. Das ist aber, von geringen Ausnahmen abgesehen,<br />

nicht so.Vielmehr befinden sie sich am R<strong>an</strong>de und in den Tälern von Berglän<strong>der</strong>n<br />

mitten im Herzen <strong>der</strong> Libyschen Wüste,im Auenat-Gebirge (Kargur Talh) und<br />

im Gilf Kebir. Die in S<strong>an</strong>dstein geritzten, geschliffenen o<strong>der</strong> gehämmerten Gravierungen<br />

sind häufig <strong>an</strong> schrägen o<strong>der</strong> senkrechten Felswänden o<strong>der</strong> frei in <strong>der</strong><br />

L<strong>an</strong>dschaft liegenden Felsentrümmern <strong>an</strong>gebracht.Verstreut zwischen vielen Gravierungsplätzen<br />

befindet sich eine große Zahl von höhlenartigen Überhängen mit<br />

Malereien.<br />

Vorherrschend <strong>an</strong> allen Fundplätzen im Djebel Auenat ist die Darstellung des Rindes<br />

in vielfältigen Formen (Abbildung 21). Unter den Wildtieren finden sich hauptsächlich<br />

Abbildungen von Giraffen und Straußen sowie domestizierte Hunde, die<br />

für die Jagd verwendet wurden. Ebenso sind Darstellungen von Menschen mit vielen<br />

verschiedenen Trachten weit verbreitet. Viele Felsmalereien wurden immer<br />

wie<strong>der</strong> übermalt. Es könnte sein, dass die Rin<strong>der</strong>züchter mutwillig ihre Darstellungen<br />

über denen <strong>der</strong> Jäger <strong>an</strong>gebracht hatten, um ihre Missachtung auszudrücken.<br />

Später könnten die Jäger aus ähnlichen Motiven ebenso geh<strong>an</strong>delt haben, sodass<br />

ein unfreundliches und rivalisierendes Nebenein<strong>an</strong><strong>der</strong> geherrscht haben<br />

Abb. 21 Felsbild,Akakusgebirge, Lybien. © Prof. H<strong>an</strong>s Först<br />

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