29.10.2014 Aufrufe

Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gravuren weisen wohl auf geän<strong>der</strong>te Welt<strong>an</strong>schauungen und damit<br />

auch auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Rituale hin.<br />

Nord-Bohuslän in Schweden besitzt ein reiches Erbe <strong>an</strong> Felsritzungen. Nachdem<br />

das K lima von ca. 9000 <strong>–</strong> 4000 v. Chr. um 5°C wärmer war als heute, ließen sich<br />

schon früh mesolithische Jäger, Fischer und Sammler <strong>an</strong> den Küsten Bohusläns<br />

nie<strong>der</strong>. Sie hinterließen nicht nur zahlreiche Gravuren, son<strong>der</strong>n auch eine kleine<br />

Anzahl von Felsmalereien, die sich ca. 30-90 m über dem Meer befinden. Falls sie<br />

gemalt wurden als das Meer noch nahe war, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sie auf ca. 6000 <strong>–</strong> 2000<br />

v. Chr. datieren. Eine weitere Verän<strong>der</strong>ung f<strong>an</strong>d um 500 v. Chr. statt, als mehr L<strong>an</strong>d<br />

aus dem Wasser stieg, Inseln auftauchten und das Klima kälter und feuchter wurde.<br />

Bei T<strong>an</strong>um (Nord-Bohuslän) wurden zwei Museen für Felsritzungen errichtet, um<br />

das Verständnis für die rund 40.000 Bil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Region zu verstärken. Eine Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Häufigkeit von Darstellungen zeigte, dass es g<strong>an</strong>z beson<strong>der</strong>s viele<br />

Schalengruben (ca. 27.000) gibt, gefolgt von Booten (ca. 7.800), Menschen<br />

(ca. 3.500), Tieren (ca. 1.500) und Scheiben (ca. 650). Außerdem finden sich Fußsohlen,<br />

Hände,Wagen, Schlitten,Waffen und Ausrüstungen, Bäume und <strong>an</strong><strong>der</strong>e Motive.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Waffen und Bootsformen wird <strong>an</strong>genommen, dass die meisten<br />

Ritzungen in <strong>der</strong> Bronzezeit zwischen 1.800 <strong>–</strong> 400 v. Chr. geschaffen wurden. Ritzungen<br />

von übergroßen Figuren über frühere Darstellungen könnten mit einer<br />

Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> Gruppe zu tun haben. Zeichnungen von verrenkten<br />

Körpern o<strong>der</strong> solcher mit Schnabel und Flügel, sowie überdimensionierter<br />

Körperteile, werden mit <strong>der</strong> Einnahme hallizugener Pfl<strong>an</strong>zen, wie z. B. Pilze, die in<br />

Bohuslän gedeihen, in Verbindung gebracht. Sie symbolisieren Bil<strong>der</strong> aus einer <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Welt, die nur durch einen verän<strong>der</strong>ten Bewusstseinszust<strong>an</strong>d erreicht werden<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

In Finnl<strong>an</strong>d wurden Felsmalereien in Süd-Savo (Juva,Astuv<strong>an</strong>somi), sowie bei Kaimui<br />

(Nordost-Finnl<strong>an</strong>d) gefunden, <strong>der</strong>en Themen ebenfalls Tier- und Menschenbil<strong>der</strong><br />

sind. Die Malereien von Juva zeigen einen überdimensionalen Elch in <strong>der</strong> Mitte<br />

und ihre Entstehungszeit wird mit ca. 3000 v. Chr. <strong>an</strong>gegeben.<br />

Pflüge auf den Felsbil<strong>der</strong>n werden stets von Rin<strong>der</strong>n gezogen. Das Pferd, das später<br />

in den Norden kam, war zu edel für den Pflug. Obgleich die Männer die Jagd<br />

niemals g<strong>an</strong>z aufgaben, drehte sich bei den Felsbil<strong>der</strong>n nicht mehr alles ausschließlich<br />

um das Jagdwild. Jetzt st<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Mensch im Mittelpunkt des Interesses, er und<br />

seine Waffen, die rituell genutzten Boote mit ihrer oft großen M<strong>an</strong>nschaft, Prozessionen<br />

und kultische Kämpfe, die Sonne und alles, was mit ihr zusammenhing, und<br />

zuletzt auch die Götter.<br />

Die auffälligste Form in <strong>der</strong> Felskunst <strong>der</strong> nordischen Bronzezeit (1600 <strong>–</strong> 750 v.<br />

Chr.), ob Symbol o<strong>der</strong> einfach nur Ornament, ist die Spirale. Eigentlich ist sie gar<br />

keine menschliche Erfindung. Wahrscheinlich wurde sie schon recht früh in <strong>der</strong><br />

Natur entdeckt. M<strong>an</strong> sieht sie im Schneckenhaus, im Spinnennetz und selbst im<br />

Wasserwirbel. So darf es uns nicht wun<strong>der</strong>n, dass Spiralmotive <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Art weltweit zu finden sind.<br />

Afrika<br />

Die mit Abst<strong>an</strong>d größten zusammenhängenden Felsbil<strong>der</strong>galerien (Felsbil<strong>der</strong>, Felsgravierungen<br />

und Malereien) <strong>der</strong> Erde gibt es in Nordafrika (Tassili n`Ajjer), in<br />

den Gebirgsregionen <strong>der</strong> Sahara und im südlichen Afrika. Im Norden wurden bis<br />

jetzt mehr als 30.000 Felsbil<strong>der</strong> entdeckt und ein Ende <strong>der</strong> Entdeckungen ist noch<br />

nicht abzusehen. Die ältesten Felsbil<strong>der</strong> werden auf 7000 vor Chr. geschätzt.<br />

Vor allem das Gebiet <strong>der</strong> Sahara mit den heutigen Staaten Marokko, Algerien,Tunesien,<br />

Libyen, Ägypten, Mauret<strong>an</strong>ien, Mali,Tschad und Sud<strong>an</strong> ist mit Gravierungen<br />

und Malereien reichlich ausgestattet (Abbildung 20). Die heute noch in Teilen <strong>der</strong><br />

Sahara auffindbaren Faustkeile, die ältesten von Menschen geschaffenen Jagdwerkzeuge,<br />

weisen auf menschliche Anwesenheit in dieser Region während <strong>der</strong> Altsteinzeit<br />

hin. Die äußeren Bedingungen für ein Leben in diesem Gebiet waren<br />

durch das Feuchtklima günstig, die Begegnung mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Völkern und <strong>der</strong> kulturelle<br />

Austausch för<strong>der</strong>ten die Entwicklung eigener Kulturen und könnte somit zum<br />

Beginn <strong>der</strong> Schaffung von Felsbil<strong>der</strong>n geführt haben. Die Felsbil<strong>der</strong> finden sich<br />

Abb. 20 Felsbild, Region Yagour, Region Oukaimeden, Marokko. © Stonewatch<br />

50 51

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!