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Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti

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zungen günstig. Hierfür wurden scharfe Stein- o<strong>der</strong> Eisenwerkzeuge verwendet.<br />

Die für die Malereien notwendigen Farben gew<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> z. B. aus eisenhaltigem Ton<br />

(für gelbliche bis braune Ockerschattierungen), aus Holzkohle, Ruß o<strong>der</strong> M<strong>an</strong>g<strong>an</strong>oxid<br />

(für Schwarz), o<strong>der</strong> aus hellen Tonerden (für Weiß), und rieb sie vorwiegend<br />

mit Tierfett <strong>an</strong>. Pinsel best<strong>an</strong>den aus Tierhaar o<strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>n. Feine Schattierungen<br />

wurden durch Übersprühen o<strong>der</strong> Aufblasen <strong>der</strong> Pigmente auf eine grundierte Fläche<br />

erzielt. Ebenso verwendeten die Maler Tierblut sowie Eiweiß, K asein o<strong>der</strong><br />

Knochenleim als Bindemittel für diese Pigmente.<br />

Die Altersbestimmung <strong>der</strong> Felsbil<strong>der</strong><br />

Das Datieren von Felsbil<strong>der</strong>n ist ein schwieriges Unterf<strong>an</strong>gen. Die Radiokarbonmethode<br />

ermöglicht die Altersbestimmung von org<strong>an</strong>ischem Material, das Alter<br />

von Keramikobjekten lässt sich mit Hilfe <strong>der</strong> Thermolumineszenzmethode bestimmen,<br />

dasjenige von Holz mit Hilfe <strong>der</strong> Dendrochronologie, usw. Keine dieser<br />

Methoden erlaubt es aber, in Felswände eingravierte Linien zu datieren. Die Datierung<br />

von Felsmalereien <strong>an</strong> geschützten Orten ist beson<strong>der</strong>s schwierig. Oft erleichtern<br />

jedoch Tierdarstellungen aus prähistorischer Zeit die Datierung. Darstellungen<br />

von Waffen und Geräten können ebenfalls Hinweise geben. M<strong>an</strong>chmal<br />

sind es Fundstücke am Fuße <strong>der</strong> Felsbildwände, die eine Altersbestimmung ermöglichen.<br />

Sehr häufig werden jedoch ähnliche Motive auf Keramik, Schmuckstücken<br />

und Stoffresten gefunden, die für die <strong>an</strong>nähernde Datierung verwendet werden.<br />

Felsbil<strong>der</strong> im Freien zu datieren ist noch viel schwieriger.Sie sind in exponierte Felsen<br />

eingraviert, in <strong>der</strong> Nähe aufgefundene Artefakte können also nicht mit Sicherheit<br />

mit ihnen in Zusammenh<strong>an</strong>g gebracht werden, auch ist keine Farbe da,die chemisch<br />

<strong>an</strong>alysiert werden könnte. Die Zeit hat die scharfen K<strong>an</strong>ten im Fels geglättet<br />

und die Flächen abgeschliffen, ohne allerdings die tiefen Furchen zu zerstören,<br />

welche von <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d eines unbek<strong>an</strong>nten Künstlers eingraviert worden sind. Daraus<br />

jedoch eine genaue Datierung abzuleiten, ist äußerst schwierig. Sonneneinstrahlung<br />

und Feuchtigkeit sind schon <strong>an</strong> einem Ort beträchtlichen Schw<strong>an</strong>kungen<br />

unterworfen, von den Unterschieden <strong>an</strong> verschiedenen Fundorten g<strong>an</strong>z zu schweigen.<br />

In den meisten Fällen sind nur noch grobe Schätzungen möglich. Gewisse Methoden<br />

erlauben aber eine relative Chronologie, das heißt, sie unterscheiden einfach<br />

zwischen früheren und späteren Gravierungen, liefern jedoch keine absoluten<br />

Angaben. Nur in g<strong>an</strong>z seltenen Fällen k<strong>an</strong>n das Alter einer Gravierung o<strong>der</strong> einer<br />

Felsmalerei genau bestimmt werden. Dies bedeutet aber nicht, dass eine Datierung<br />

vollkommen unmöglich ist. Die wichtigsten Anhaltspunkte für die Datierung sind<br />

die vorherrschenden Motive und die verwendeten Formen, aus denen sich elementare,<br />

erkennbare Figurentypen entwickeln lassen. Je<strong>der</strong> Typ entspricht einer<br />

bestimmten Kulturepoche. Der Typ k<strong>an</strong>n also auch als unabhängiges Indiz zur Datierung<br />

dienen. Seit <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende wird die Pigment-Analyse von Farbresten<br />

als Methode für die direkte Altersbestimmung <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt. Durch Radio-<br />

Carbon (C-14)-Untersuchungen, Elektronen-Mikroskop und AMS (Accelerated<br />

Mass Spectrometry) können heute minimale Farbspuren mit geringfügigen Abweichungen<br />

bestimmt werden. Bei Gravuren wird die „Catio-Ratio“-Methode <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt,<br />

wobei die Patinierung (z. B.Wüstenlack o<strong>der</strong> Sinterlagen) untersucht wird,<br />

<strong>der</strong>en Kalzium- und Kalium/Tit<strong>an</strong>ium-Gehalt exponential mit dem Alter abnimmt.<br />

Seit einigen Jahren wird die Messung <strong>der</strong> Verwitterung mittels Mikro-Erosions-<br />

Sc<strong>an</strong>nern durchgeführt.<br />

Nordeuropa<br />

Norwegen und Schweden sind für ihre zahlreichen Felsgravuren von Schiffen, Menschen<br />

und Tieren bek<strong>an</strong>nt. Die Besiedlung dieser Län<strong>der</strong> ist stark mit den durch<br />

das Ende <strong>der</strong> letzten Eiszeit eingetretenen Verän<strong>der</strong>ungen vor 10.000 Jahren, verbunden.<br />

Mächtiges Inl<strong>an</strong>deis bedeckte den Norden Europas. Eine kaum spürbare<br />

Klimaschw<strong>an</strong>kung ließ die großen Gletscher etwas abtauen, noch einmal vordringen<br />

und d<strong>an</strong>n Jahrtausende l<strong>an</strong>gsam endgültig weichen. Die Bodenbeschaffenheit<br />

än<strong>der</strong>te sich und damit <strong>der</strong> Pfl<strong>an</strong>zenwuchs. Die Charaktertiere <strong>der</strong> Eiszeit, das<br />

Mammut, das wollhaarige Nashorn, <strong>der</strong> altweltliche Bison und das Przewalski-<br />

Wildpferd starben aus.<br />

Die Felsgravuren von Alta in Norwegen liegen am Ende des Alta-Fjordes ca.<br />

700 km nördlich des Polarkreises und zeigen beson<strong>der</strong>s deutlich die Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Die ältesten Gravuren liegen ca. 23-26 m über dem <strong>der</strong>zeitigen Meeresspiegel<br />

und entst<strong>an</strong>den vor rund 6.000 <strong>–</strong> 7.000 Jahren, während die jüngsten nur mehr<br />

8,5 m über Meereshöhe liegen und vor ca. 2.500 Jahren geschaffen wurden. Bei den<br />

frühen Darstellungen h<strong>an</strong>delt es sich um Jagdszenen mit Bären, sowie Rentiere in<br />

einem Gehege, Elche, menschliche Figuren und Boote.Viele <strong>der</strong> Jäger zwischen Pyrenäen<br />

und Südsibirien hatten sich auf das Ren als Wild spezialisiert, denn es gar<strong>an</strong>tierte<br />

regelmäßige W<strong>an</strong><strong>der</strong>ungsbewegungen und war deshalb stets in seinem Tun<br />

kontrollierbar. Die Jäger <strong>der</strong> Eiszeit bauten bereits Boote. Mittels prähistorischer<br />

Felsbil<strong>der</strong> aus Schweden und Norwegen können wir heute erahnen, wie die damaligen<br />

Boote ausgesehen hatten. Da diese Bil<strong>der</strong> im so gen<strong>an</strong>nten „Röntgenstil“<br />

in die Felsen gemeißelt waren, konnte m<strong>an</strong> auch das erkennen, was sich im Bootsinneren<br />

bef<strong>an</strong>d. Jüngere Gravuren sind größer ausgeführt. Sie zeigen menschliche<br />

Figuren mit ihren Gesichtszügen, Haaren, Geschlechtsmerkmalen, Masken und<br />

Kopfschmuck. Noch jüngere Bil<strong>der</strong> stellen Rentiere, Fische, Strichfiguren sowie<br />

verschiedene Bootstypen dar, während die jüngsten Ritzungen Boote mit t<strong>an</strong>zenden<br />

Figuren zeigen, aber auch einen Jäger auf Schiern, <strong>der</strong> einen Elch verfolgt. Die<br />

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