Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti
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Datierung<br />
Die Gefahr besteht, dass Datierung und Deutungen sehr eng mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verflochten<br />
werden. Dies wird beson<strong>der</strong>s deutlich <strong>an</strong> den häufig <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dten stilistischen<br />
bzw. typologischen Datierungen. Sie können nicht nur ungenau, son<strong>der</strong>n<br />
auch völlig falsch sein, da sie auf einer Interpretation des Dargestellten basieren.<br />
Denn sie gehen häufig von <strong>der</strong> Prämisse aus, dass alles, was primitiv und archaisch<br />
wirke, auch „uralt“ sein müsse. Dies hat schon häufig zu Trugschlüssen geführt. So<br />
scheinen auf den ersten Blick die steinzeitlichen, aus dem Magdalenien und Solutréen<br />
stammenden Felsritzbil<strong>der</strong> mit den Felsritzbil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Nördlichen Kalkalpen<br />
aufgrund ihrer formalen Ähnlichkeit vergleichbar.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Messung <strong>der</strong> Kerbentiefe k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n ein Rückschluss auf das mögliche<br />
Alter gezogen werden.<br />
Interpretation<br />
Felsritzbil<strong>der</strong> bestehen aus einer motivischen Vielfalt, wie figürliche und geometrische<br />
Darstellungen, die beeinflusst von Intentionen aus einem kulturellem, sozialem und religiösem<br />
Umfeld, oft abstrahiert und stilisiert, wie<strong>der</strong>geben werden (Abbildung 16).<br />
Wenn auch die Darstellungen in den Ostalpen häufig älteren Typen ähnlich erscheinen,<br />
sind sie wegen <strong>der</strong> doch relativ schnellen Verwitterung <strong>der</strong> im wasserlöslichen<br />
Kalkgestein eingeritzten Kerben in das Hoch- und Spätmittelalter, aber<br />
vor allem in die Neuzeit zu datieren. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die abstrakten,<br />
archaisch wirkenden Darstellungen durchaus vor- und frühgeschichtliche<br />
Vorstellungen enthalten, die durch Tradition und Volksglauben über viele Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
hinweg erhalten geblieben sind (Abbildung 15).<br />
Gerade diese Verschleppung von uralten <strong>Zeichen</strong> und Symbolen sollte Berücksichtigung<br />
finden. Um nicht den Fehlern <strong>der</strong> bisherigen Forschungen in Österreich<br />
und Bayern zu unterliegen und Datierungen aus rein typologischen Überlegungen<br />
festzulegen, wurde 1980 mit <strong>der</strong> Entwicklung einer relativen Datierung, basierend<br />
auf <strong>der</strong> Verwitterung <strong>der</strong> Kerben, begonnen. Zusätzlich wurden begehungs- und<br />
besiedlungsgeschichtliche Forschungen im Gebirge betrieben. Mit <strong>der</strong>en Ergebnissen<br />
und <strong>der</strong> Einbeziehung <strong>der</strong> relativen Verwitterung <strong>der</strong> Kerben von Einzeldarstellungen<br />
ist eine grobe zeitliche Abfolge und Zuordnung <strong>der</strong> Felsritzbil<strong>der</strong> erreicht<br />
worden. Diese Methode darf heute bereits als wichtiger Fortschritt in <strong>der</strong><br />
Datierungsforschung gesehen werden.<br />
Gesichert ist bisl<strong>an</strong>g, dass es relativ häufig Felsritzbil<strong>der</strong> (vorwiegend Kerbenreste)<br />
bis zurück in das hohe Mittelalter geben muss, wenn m<strong>an</strong> den Verwitterungsgrad<br />
von Jahreszahlen, Inschriften und typologisch gesicherten Darstellungen zum Datierungsvergleich<br />
her<strong>an</strong>zieht. Für eine solche Datierung müssen folgende Bedingungen<br />
vorh<strong>an</strong>den sein: eine alte, datierbare Basisdarstellung (z. B. Jahreszahl)<br />
• in unmittelbarer Nähe zum Vergleichsobjekt<br />
• in ähnliche Lage in Bezug auf die Witterungseinwirkung<br />
• mit ähnlichem Zust<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Verwitterungsrinde<br />
• mit gleicher Stärke <strong>der</strong> Verwitterungsrinde<br />
• ohne nachträgliche Überarbeitung bzw. Zerstörung (Originalzust<strong>an</strong>d)<br />
Abb. 16 Notgasse. Dieses komplexe Liniengefüge ist um eine vertikale Achse aufgebaut<br />
und besteht aus astartigen Verzweigungen, einer Halbkugel und Vierecken mit Kerben und<br />
Kreuzen. In <strong>der</strong> Literatur wurde diese Darstellung (teilweise mit Vorbehalten) mythologisch<br />
als „Weltenbaum“ interpretiert, dessen Äste in den Kosmos und dessen Wurzeln in die<br />
Unterwelt reichten. Die Mitte symbolisiere den irdischen Lebensbereich. Zeitstellung: Mittelalter,<br />
ev. Römerzeit. © ANISA<br />
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