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Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti

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Eine fachgerechte Dokumentation setzt sich aus einer fotografischen Aufnahme<br />

(ideal wären Stereoaufnahmen, die Einbeziehung <strong>der</strong> Fotogrammetrik, die Laserdokumentation<br />

und die Videoaufnahme), einer genauen Vermessung, <strong>der</strong> Anfertigung<br />

eines Pl<strong>an</strong>es sowie einer Skizze <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>w<strong>an</strong>d, einer exakten Beschreibung<br />

und schließlich <strong>der</strong> Aufnahme in einen Felsritzbildkataster. Einen solchen führt z. B.<br />

die ANISA.<br />

Durch ungeeignete Dokumentationsmethoden wie Abbürsten, Freilegen, Nachritzen,<br />

Nachmalen o<strong>der</strong> unsachgemäßes Berühren <strong>der</strong> porösen Felsoberfläche werden<br />

die Felsritzbil<strong>der</strong> zerstört und für die Datierungs- und Interpretationsarbeit<br />

unbrauchbar gemacht.<br />

Ein beson<strong>der</strong>s kritischer Bereich <strong>der</strong> Ritzzeichenforschung ist die Unterscheidung<br />

zwischen Kerben,die durch natürliche Verwitterungsprozesse entst<strong>an</strong>den sind,und<br />

<strong>an</strong>thropogenen Ritzungen (Abbildung 14). Es gibt natürliche Kerben, die den von<br />

Menschenh<strong>an</strong>d geschaffene Darstellungen täuschend ähnlich sehen können. Diese<br />

werden daher gerne als Reste uralter Felsritzbil<strong>der</strong> betrachtet und f<strong>an</strong>tasievoll<br />

interpretiert. Solche Deutungen sind beson<strong>der</strong>s gefährlich, wenn sie zur Datierung<br />

her<strong>an</strong>gezogen werden. F<strong>an</strong>tasiebegabte Forscher glauben z. B. längst ausgestorbene<br />

Tiere wie Elche o<strong>der</strong> Mammute zu erkennen und datieren diese vermeintlichen<br />

Darstellungen in die Eiszeit o<strong>der</strong> in die Urgeschichte. Genauere Untersuchungen<br />

haben diese „erfundenen“ Felsritzbil<strong>der</strong> als natürliche Verwitterungsprodukte<br />

entlarvt. Deshalb werden von <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Ritzzeichenforschung Kerbenreste,<br />

<strong>der</strong>en <strong>an</strong>thropogener Ursprung nicht eindeutig festgestellt werden k<strong>an</strong>n,<br />

nicht zu den Felsritzbil<strong>der</strong>n gezählt.<br />

Abb. 14 Rätische Inschriften aus den vorchristlichen Jahrhun<strong>der</strong>ten. Eine Übersetzung <strong>der</strong><br />

Schriftzeichen ist bisher noch nicht möglich. Die frühere Interpretation, die darin eine<br />

Weiheinschrift für den Gott Kastor zu erkennen glaubte, ist nach dem <strong>der</strong>zeitigen St<strong>an</strong>d <strong>der</strong><br />

Forschung unwahrscheinlich. Zeitstellung: 5. bis 1. Jahrhun<strong>der</strong>t v. Chr. © ANISA<br />

Abb. 15 Hagengebirge Jaeger.Ausschnitt aus einer <strong>der</strong> größten Bildwände Österreichs.Vier<br />

unterschiedlich verwitterte Menschendarstellungen bezeugen eine über Jahrhun<strong>der</strong>te <strong>an</strong>dauernde<br />

Benützung dieser Felsritzbildstation. Ein Sexualsymbol mit Vulva und Phallus weist<br />

wohl auf die Einsamkeit <strong>der</strong> Menschen auf den Bergen hin.Weiteres sind Initialen und Kerbenreste<br />

zu sehen. Zeitstellung: Mittelalter/frühe Neuzeit. © ANISA<br />

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