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Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti

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Felsbil<strong>der</strong> in Österreich und Bayern<br />

Fr<strong>an</strong>z M<strong>an</strong>dl<br />

Felsritzbil<strong>der</strong> weisen in die schriftlose Kultur <strong>der</strong> einfachen Menschen<br />

Die Nördlichen Kalkalpen ziehen sich von <strong>der</strong> Donau bei Wien im Osten bis nach<br />

Vorarlberg und Rhein im Westen Österreichs, wobei das bayerische Alpenvorl<strong>an</strong>d<br />

einen beachtlichen Anteil besitzt. Bisher sind darin 40.000 Felsritzbil<strong>der</strong> gefunden<br />

worden. Sie sind von volkskundlichen Elementen geprägt und wurden von <strong>der</strong> einheimischen<br />

Bevölkerung überwiegend in den letzten Jahrhun<strong>der</strong>ten <strong>an</strong>gefertigt.<br />

Nur sehr wenige Felsritzbil<strong>der</strong> können in die Urgeschichte (bis etwa 1500 v. Chr.)<br />

datiert werden. Sie stellen dennoch wertvolle geschichtliche Dokumente dar, die<br />

zu erforschen sich lohnt, da sie seltene Zeugnisse einer schriftlosen Volkskultur<br />

sind (Abbildung 9).<br />

Felsritzbil<strong>der</strong> sind in den Fels geritzte, geschnittene, seltener punzierte o<strong>der</strong> gemalte<br />

<strong>Zeichen</strong>, Symbole, figurale Darstellungen und abstrakte Liniengefüge. Als<br />

„Bildträger“ boten sich dem einfachen Menschen in <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit auch Materialien<br />

wie Holz, Rinde o<strong>der</strong> S<strong>an</strong>d <strong>an</strong>. Der „Zeichner“ <strong>–</strong> o<strong>der</strong> nennen wir ihn<br />

„Volkskünstler“ <strong>–</strong> hat gewiss alle diese Materialien verwendet, aber auf den Fels-<br />

wänden hielten seine Werke am längsten. Diese zeigen uns heute die Reste einer<br />

längst verg<strong>an</strong>genen Volkskultur, die uns vor m<strong>an</strong>ches Rätsel stellen. Felswände waren<br />

immer wie<strong>der</strong> <strong>an</strong> Wegen zu Almen o<strong>der</strong> zu Jagdplätzen <strong>an</strong>zutreffen (Abbildung<br />

10). Zeit war vorh<strong>an</strong>den.Also warum sollte m<strong>an</strong> in die glatten, leicht bearbeitbaren<br />

Verwitterungsrinden des Kalkgesteins nicht etwas hineinritzen? Wunschlos<br />

war <strong>der</strong> Mensch bek<strong>an</strong>ntlich nie. Und noch etwas zeichnet uns denkende Menschen<br />

aus, wir haben einen Dr<strong>an</strong>g uns zu profilieren und uns zu verewigen.Wir haben<br />

aber auch Ängste und Wünsche, die wir veröffentlichen o<strong>der</strong> in Form einer<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger magischen H<strong>an</strong>dlung m<strong>an</strong>ifestieren wollen.<br />

Viele Fundstellen von Felsritzungen befinden sich <strong>an</strong> Rastplätzen und Jagdständen,<br />

die Schutz vor Wind<br />

und Regen boten.<br />

Hier wurden auch<br />

Feuerstellen <strong>an</strong>gelegt,<br />

und so m<strong>an</strong>che<br />

karge Mahlzeit mag<br />

hier eingenommen<br />

worden sein. Ein Bild<br />

aus längst verg<strong>an</strong>gener<br />

Zeit, das von unvorstellbarer<br />

Einfachheit<br />

und Entbehrungen<br />

zeugt, drängt sich<br />

dem heutigen Betrachter<br />

auf. Für den<br />

Betroffenen von damals<br />

bedeuteten sie<br />

aber Alltag. Diese<br />

Menschen waren Jäger,<br />

Almleute, Hirten,<br />

Säumer, Holzarbeiter<br />

und schließlich Bergw<strong>an</strong><strong>der</strong>er.<br />

Sie sind die<br />

wahrscheinlichen Urheber<br />

und Künstler<br />

<strong>der</strong> Felsritzbil<strong>der</strong>.<br />

Abb. 9 Felsritzbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> nördlichen Kalkalpen. Fundkarte Österreich. © ANISA<br />

Abb. 10 Notgasse, Klamm. Eing<strong>an</strong>g in die Notgasse, einem <strong>der</strong> größten Felsritzbildorte in<br />

Österreich. Die Notgasse ist eine 500 Meter l<strong>an</strong>ge schattige, feuchte Klamm mit mehreren<br />

Felsritzbildstationen. © ANISA<br />

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