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Zeichen an der Wand Höhlenmalerei – Felsbilder – Graffiti

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Bedeutung wichtig gewesen sein. Die Form und Tiefe <strong>der</strong> Höhlen ist sehr unterschiedlich<br />

und es ist mehr als ein Eindruck, dass die jeweilige Höhle und die in ihr<br />

vorh<strong>an</strong>denen Darstellungen mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> in Beziehung stehen. Der Höhlenraum<br />

selbst war Teil <strong>der</strong> Aussage, o<strong>der</strong>, wie André Leroi-Gourh<strong>an</strong> es ausdrückte, La<br />

caverne particip<strong>an</strong>te.<br />

Die meisten Höhlen sind geräumig, ohne größere Schwierigkeit zu passieren und<br />

bieten Platz für Gruppen, die die Bil<strong>der</strong> betrachten. Beispiele hierfür sind die<br />

Grotte Chauvet, Pech Merle, Lascaux o<strong>der</strong> Altamira, und es ist kein Zufall, dass dies<br />

auch heute die bek<strong>an</strong>ntesten Schauhöhlen <strong>–</strong> natürlich ohne die <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

nicht zugänglichen Grotte Chauvet <strong>–</strong> sind.<br />

Die in diesen Schauhöhlen wie<strong>der</strong>gegebenen Geschichten sind aber sehr unterschiedlich,<br />

die beteiligten Tiere etc verschieden.Wenn m<strong>an</strong> dies sehr vereinfacht in<br />

einer zeitlichen Abfolge ausdrückt, d<strong>an</strong>n sind am Anf<strong>an</strong>g Löwe, Nashorn und Mammut<br />

wichtig (Grotte Chauvet, aber auch unsere süddeutschen Elfenbeinstatuetten<br />

aus Höhlen des Lone- und Achtals bei Ulm).<br />

Es folgt ein Abschnitt, für den z. B. H<strong>an</strong>ddarstellungen charakteristisch sind (Gargas,<br />

ältere Phase <strong>der</strong> Grotte Cosquer). Etwa um 20 000 v.Chr. werden in den sp<strong>an</strong>ischen<br />

Höhlenheiligtümern d<strong>an</strong>n die Hirschkühe wichtig (Coval<strong>an</strong>as, La Pasiega).<br />

Es folgt ein bedeuten<strong>der</strong> Abschnitt, in dem <strong>der</strong> Wisent eine wichtige Rolle spielt<br />

(Altamira, Niaux, Tuc d’Audoubrt und Les Trois Frères, Font de Gaume). Im Ural<br />

dominieren in dieser Zeit die Bil<strong>der</strong> vom Mammut (Kapovahöhle) (Abbildung 8).<br />

Es könnte sein, dass in diesen Schauhöhlen die Überlieferungen <strong>der</strong> Menschengruppen<br />

dargestellt sind und den Jugendlichen bei <strong>der</strong> Aufnahme in die Gruppe <strong>der</strong><br />

Erwachsenen erklärt wurden. Die in einigen Bil<strong>der</strong>höhlen gefundenen Fußspuren<br />

Jugendlicher o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> unterstützen diese Auffassung. Die mitgeteilten Überlieferungen<br />

haben sich jedoch im Laufe <strong>der</strong> Zeit geän<strong>der</strong>t.<br />

Außer solchen Schauhöhlen gibt es Zeichnungen, oft schwer sichtbare Gravierungen,<br />

in engen und m<strong>an</strong>chmal schwierigen Höhlenpartien, die nur von Einzelnen besucht<br />

werden können. Erklärungen für eine Gruppe sind hier g<strong>an</strong>z unmöglich. In<br />

<strong>der</strong> Endphase <strong>der</strong> eiszeitlichen Kunst wurden in solchen Höhlen Frauenfiguren<br />

vom Typ Gönnersdorf, sexuelle Symbole (Schamdreiecke, Phalli ) und übernatürliche<br />

Wesen (Ph<strong>an</strong>tome) dargestellt (z. B. Les Combarelles, St. Cirq, Fronsac und<br />

Font Bargeix in <strong>der</strong> Dordogne, Grotte Carriot im Lot o<strong>der</strong> die Grotte du Pl<strong>an</strong>chard<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Ardèche). Es ist kein Zufall und nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass diese Höhlen<br />

in <strong>der</strong> Öffentlichkeit kaum bek<strong>an</strong>nt sind und für den Tourismus keine Rollen<br />

spielen (Ausnahme Les Combarelles, doch hier wurde <strong>der</strong> enge Höhleng<strong>an</strong>g für<br />

die Besucher erweitert).<br />

Diese Figuren k<strong>an</strong>n nur ein Einzelner, <strong>der</strong> diesen Platz oft nur nach schwieriger<br />

K letterei mühsam erreichte, <strong>an</strong>gefertigt haben. Sie waren nicht zur Betrachtung<br />

bestimmt; möglicherweise war die Ausführung <strong>der</strong> Darstellung bereits <strong>der</strong>en<br />

Sinn.<br />

Abb. 8 Der Fries <strong>der</strong> zehn Mammuts aus <strong>der</strong> Höhle Rouffignac (Länge: 9 Meter).<br />

© Je<strong>an</strong> Plassard<br />

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