Family on tour 'Kinder-Gärten' Nachhilfe und Lernförderung - Fratz
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V<strong>on</strong> Rabenmüttern<br />
<strong>und</strong> ‘Super-Nannys’<br />
Selten wurde das Frauen- <strong>und</strong> Mutterbild in der Öffentlichkeit<br />
so heftig diskutiert wie heutzutage. Hier zwei Einschätzungen.<br />
Ein Beitrag v<strong>on</strong> Frauke Spreckels<br />
Was machen die echten Rabenmütter<br />
denn so Schlimmes, dass<br />
der Vorwurf ‘Rabenmutter’ in<br />
Deutschland über Jahrzehnte dazu geführt<br />
hat, Mütter zu disziplinieren? Und warum<br />
sind ‘Rabenmütter’ ein typisch deutsches<br />
Phänomen? Die jungen Raben verlassen in<br />
der Natur ihr elterliches Nest, bevor sie<br />
flügge sind. Rabenmütter (<strong>und</strong> Väter!) versorgen<br />
ihre Jungen am Boden weiter, bis sie<br />
alleine fliegen können.<br />
Übertragen wurde dann folgendes Bild:<br />
menschliche ‘Rabenmütter’ schmeißen ihre<br />
Jungen vor der Zeit aus dem warmen Nest!<br />
Das passt nicht zu dem Bild der ›guten,<br />
deutschen Mutter‹. Kinder sollen nicht solange<br />
wie nötig, s<strong>on</strong>dern so lange wie möglich<br />
bei der Mutter bleiben. Denn: Muttersein<br />
bedeutet in Deutschland mehr als eine<br />
Lebensphase. Muttersein bedeutet hier Lebensaufgabe.<br />
Der Mythos vom Mutterinstinkt <strong>und</strong> Mutterliebe<br />
hat seine Wurzeln im 18. Jh. Kinderpflege<br />
<strong>und</strong> -versorgung, so die Erkenntnis,<br />
hat Einfluss auf die Kindersterblichkeit.<br />
Die Mühen dieser Pflege mit „Freuden auf<br />
sich zu nehmen“, dazu sei nur eine Mutter<br />
in der Lage. Diese Mythenbildung bezog<br />
sich nicht allein auf Deutschland. Aber die<br />
Ausschließlichkeit, mit der Müttern im Laufe<br />
der Zeit die alleinige Verantwortung für<br />
das Wohlergehen der Kinder zugeschrieben<br />
wird, ist typisch deutsch.<br />
Pflege <strong>und</strong> Erziehung der Kinder ist seit<br />
dem frühen 19. Jh. Privatsache. Mutterliebe<br />
verknüpfte das Bildungsbürgertum mit der<br />
Auffassung, wahre sittliche Erziehung sei<br />
nur innerhalb der Familie möglich. Nur Mütter<br />
können mit liebevoller Hingabe die richtigen<br />
Werte vermitteln. Das ist ihre Berufung.<br />
Die der Väter ist Material für den<br />
36 fratz 10-07 Erziehung<br />
Nestbau heranzuschaffen. Mit der direkten<br />
Versorgung der Kinder haben sie wenig zu<br />
tun. Der Vorwurf ‘Rabenvater’ ist deshalb<br />
selten. Kinder aus dem Nest schmeißen, in<br />
fremde Hände geben, sich nicht selbst kümmern<br />
wollen, wird den menschlichen ‘Rabenmüttern’<br />
unterstellt. „Warum schaffst<br />
Du Dir Kinder an, wenn Du doch sowieso<br />
keine Zeit für sie hast?“ ist eine beliebte<br />
Frage an ‘Rabenmütter’.<br />
Auf der anderen Seite stehen die ‘guten’<br />
Mütter. Die, ihrem Mutterinstinkt folgend,<br />
den Beruf selbstverständlich aufgeben <strong>und</strong><br />
ihre Kinder im warmen Nest so lange wie<br />
möglich versorgen. Spätestens seit die Familienministerin<br />
Frau v<strong>on</strong> der Leyen – berufstätige,<br />
verheiratete siebenfach Mutter – die<br />
Vereinbarkeit v<strong>on</strong> Kind <strong>und</strong> Beruf zum Top-<br />
Thema lanciert hat, geraten nun Vollzeit-<br />
Mütter in die Schusslinie.<br />
Obwohl „den ganzen Tag nur zu Hause“,<br />
verbringen sie nicht mehr Zeit mit ihren Kindern<br />
als dBerufstätige. Schlimmer, Kindern,<br />
die allein mit Mama zu Hause sind, werden<br />
wichtige, frühkindliche Lernerfahrungen vorenthalten.<br />
Auch deshalb schneiden deutsche<br />
SchülerInnen im PISA-Vergleich schlecht ab.<br />
Warum Frauen eine teure Ausbildung<br />
finanzieren, wenn sie „nur<br />
Legosteine aufeinander bauen?“<br />
Diese Frage müssen sich heute ‘Vollzeitmütter’<br />
stellen lassen. ‘Vollzeitmütter’ gegen<br />
‘Rabenmütter’ – der Kampf, wer die „bessere“<br />
Mutter sei, tobt sch<strong>on</strong> lange. Vornehmlich<br />
zwischen Buchdeckeln. In der Realität<br />
haben Mütter alle möglichen Grauschattierungen<br />
zwischen dem Schwarzweiß-Bild<br />
‘Rabenmutter vs. gute Mutter’ gelebt.<br />
Wie Mütter zu leben haben, ist immer dann<br />
Thema in der Öffentlichkeit, wenn Frauen<br />
auf dem Arbeitsmarkt gebraucht bzw. nicht<br />
mehr gebraucht werden. Unter dem Deckmantel<br />
„nur das Beste für das Kind“ sind es<br />
mal jene Mütter, die für ihre Kinder den Beruf<br />
aufgeben, mal solche Mütter, die wegen<br />
ihrer Berufstätigkeit die Kinder nicht unter<br />
ihrer Mutterliebe begraben.<br />
Angesichts des zu erwartenden Fachkräftemangels<br />
werden Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />
dringend gebraucht. Die Einführung<br />
der GreenCard hat keinen Run v<strong>on</strong> hochqualifizierten<br />
Arbeitskräften aus dem Ausland<br />
ausgelöst. Vor die Wahl „Beruf oder<br />
Familie“ gestellt, entscheiden sich seit den<br />
1970er Jahren immer mehr Frauen gar nicht<br />
erst Mutter zu werden. Weil Berufstätigkeit<br />
<strong>und</strong> Lebensaufgabe Mutterschaft nicht vereinbar<br />
scheint. Frauen im Arbeitsprozess<br />
halten <strong>und</strong> gleichzeitig die Geburtenrate<br />
steigern zu müssen, das sind die wesentlichen<br />
Ziele, die unter dem Stichwort Vereinbarkeit<br />
erreicht werden sollen. Welche<br />
Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsformen für Mütter, Väter,<br />
Kinder wünschenswert wären – das ist<br />
eine Debatte, die leider nicht geführt wird.<br />
(FamilienSinn | Frauke Spreckels | Hobrechtstr. 12<br />
| 64285 Darmstadt | Tel. 06151-494258 |<br />
www.mit-familiensinn.de)<br />
Wie viel Mütter(Eltern-)<br />
zeit brauchen Kinder?<br />
Ein Beitrag v<strong>on</strong> U. Glöckner-Schultze<br />
Ob Talkshow, Tageszeitung, politisches oder<br />
andersgeartetes Wochenmagazin, keines<br />
hat es in den letzten Wochen versäumt darüber<br />
zu berichten. Kaum eine Persönlichkeit<br />
aus Politik, Religi<strong>on</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft hat es<br />
sich nehmen lassen ihre Meinung dazu<br />
mehr oder weniger vehement zu äußern.<br />
Wozu eigentlich? Ach ja, die demographische<br />
Entwicklung in Deutschland.<br />
Keine Kinder – keine Rente. Und wer<br />
hat Schuld? Die Familie <strong>und</strong> in der<br />
natürlich die Mütter. Aber welche<br />
Mütter genau sind schuld? Sind es die Frauen,<br />
die den Versuch wagen Kindererziehung<br />
<strong>und</strong> Beruf unter einen Hut zu bringen?<br />
Oder sind es die Frauen, die für Familie <strong>und</strong><br />
Kindererziehung ihre berufliche Laufbahn<br />
verschieben. Oder schreckt beides Frauen ab<br />
<strong>und</strong> es gibt deshalb zu wenig Kinder in<br />
Deutschland? Egal ob vermeintlich modern<br />
<strong>und</strong> aufgeschlossen (Karrierefrau) oder k<strong>on</strong>servativ<br />
<strong>und</strong> wertebezogen (Hausfrau): der<br />
jeweils andere Lebensentwurf wird stigmatisiert<br />
durch die Vergabe der Titel „Rabenmutter“<br />
oder „Heimchen am Herd“. Ganz<br />
abgesehen dav<strong>on</strong>, dass Väter in dieser Dis-