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Gesundheitswesen | Oktober 2012<br />

Kieler Nachrichten<br />

[ANZEIGE]<br />

LUBINUS CLINICUM<br />

Zentrum für Handund<br />

Mikrochirurgie<br />

Das Team der Abteilung Hand- und Mikrochirurgie des <strong>Lubinus</strong> <strong>Clinicum</strong>s, Kiel, unter der Leitung<br />

von Dr. C. Ranft (nicht abgebildet). Von links nach rechts: Ute Moritz, Sekretariat. Dr. Kerstin<br />

Baumgärtel, Oberärztin. Dr. Meike Oesselmann, Oberärztin. Dr. Nina Schwall, Fachärztin. Achim<br />

Zieplies, Leitender Oberarzt. Petra Huber, Arzthelferin. Constantin Baumgarte, Facharzt.<br />

Jährlich werden in der Hand- und<br />

Mikrochirurgie des <strong>Lubinus</strong> <strong>Clinicum</strong>s<br />

in Kiel unter der Leitung von Dr. Christoph<br />

Ranft ca. 2.000 Operationen,<br />

davon 2/3 ambulant durchgeführt.<br />

Die Abteilung gehört damit zu den<br />

großen Handchirurgischen Zentren<br />

Deutschlands.<br />

Das Team aus sechs Fachärzten betreut<br />

zusammen mit einem handchirurgisch<br />

geschulten Team aus Physiotherapeuten,<br />

Lymphtherapeuten<br />

und Pflegepersonal Patienten mit<br />

akuten Verletzungen und Erkrankungen<br />

an Hand und Unterarm. Mit<br />

fünf Sprechstunden pro Woche wird<br />

so für Patienten eine zeitnahe präund<br />

postoperative kompetente Beratung<br />

und Versorgung ermöglicht.<br />

Alle Eingriffe an der Hand werden unter<br />

Lupenbrillensicht, Versorgungen<br />

von Gefäß- und Nervenverletzungen<br />

mittels Operationsmikroskop durchgeführt.<br />

Zukünftig bietet das <strong>Lubinus</strong><br />

<strong>Clinicum</strong> auch arthroskopische Eingriffe<br />

an Handgelenk-, Handwurzel<br />

und Drehgelenk an („Schlüsselloch-<br />

Chirurgie“). Diese operative Technik<br />

ermöglicht bei ausgewählten Krankheitsbildern<br />

eine minimal invasive<br />

Therapie (kleine Schnitte) und somit<br />

eine schnellere Rehabilitation.<br />

Im Vordergrund steht eine persönliche<br />

und patientenorientierte Betreuung<br />

in einer kompetenten und<br />

freundlichen Atmosphäre. Möglich<br />

wird dies durch die teamorientierte<br />

Struktur der Abteilung.<br />

Da für das Erzielen qualitativ hochwertiger<br />

Ergebnisse in der Behandlung<br />

von Verletzungen und<br />

Erkrankungen der Hand die Nachbehandlung<br />

und Rehabilitationsphase<br />

eine maßgebliche Rolle spielen,<br />

werden Patienten auch postoperativ<br />

engmaschig betreut.<br />

Zwei der häufigsten Erkrankungen<br />

der Hand und ihre Behandlung werden<br />

im Folgenden näher vorgestellt.<br />

Informationen zu weiteren Erkrankungen<br />

und Verletzungen der Hand<br />

finden Sie auf unserer Homepage<br />

(www.lubinus-clinicum.de). Gerne<br />

beraten wir Sie auch individuell in<br />

unserer Sprechstunde.<br />

Dupuytren’sche Kontraktur<br />

Wenn die Finger zunehmend verkrümmen<br />

Was ist die Dupuytren’sche<br />

Kontraktur?<br />

Bei der Dupuytren’schen Kontraktur,<br />

benannt nach dem französischen<br />

Baron Guillaume Dupuytren, handelt<br />

es sich um eine gutartige Krankheit<br />

der Hautverankerungsbänder, bei<br />

der sich in und unter der Haut Knoten,<br />

Stränge oder Hauteinziehungen<br />

in der Innenfläche der Hand und/<br />

oder den Fingerbeugeseiten bilden.<br />

Dies kann soweit führen, dass ein<br />

oder mehrere Finger nicht mehr<br />

vollständig gestreckt werden können.<br />

(Abbildung 2, 3)<br />

Am häufigsten betroffen sind der<br />

Klein- und der Ringfinger, gefolgt<br />

vom Daumen. Die Veränderungen<br />

sind in der Regel unterschiedlich<br />

rasch fortschreitend und letztlich irreversibel.<br />

Deutlich seltener treten<br />

auch Knoten an den Streckseiten<br />

der Fingermittelgelenke („knucklepads“),<br />

an den Fußsohlen (Morbus<br />

Ledderhose) oder am Penis (Induratio<br />

penis plastica) auf.<br />

Ursachen<br />

Grund für die Erkrankung ist eine<br />

Vermehrung von Bindegewebszellen<br />

(Myofibroblasten) unter der<br />

Haut in der Handinnenfläche. Eine<br />

genetische Komponente gilt als<br />

gesichert, da bei jedem dritten Betroffenen<br />

ein Familienangehöriger<br />

ebenfalls von der Krankheit betroffen<br />

ist. Liegt eine familiäre Belastung<br />

vor, so können Erkrankungen<br />

wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit),<br />

Lebererkrankungen und z.B.<br />

Medikamente gegen Epilepsie das<br />

Wachstum der Knoten beschleunigen.<br />

Besteht eine familiäre Belastung,<br />

so wird auch angenommen,<br />

dass Unfälle oder Operationen das<br />

Wachstum Dupuytren`scher Stränge<br />

provozieren können.<br />

Obwohl die Dupuytren`sche Kontraktur<br />

seit ihrer Erstbeschreibung<br />

vor 180 Jahren intensiv beforscht<br />

wird, ist es bisher nicht gelungen,<br />

sie grundsätzlich zu heilen. Eine Behandlung<br />

zielt deshalb auf ein Aufhalten<br />

des Krankheitsfortschritts und<br />

auf eine Verbesserung der Handfunktion<br />

ab. Da die Krankheit gutartig<br />

ist, stellt sie keine Lebensgefahr,<br />

sondern eine Einschränkung der so<br />

wichtigen Handfunktion dar.<br />

Zeichen und Symptome<br />

Erste Anzeichen der Erkrankung sind<br />

„Knoten“ in der Handinnenfläche,<br />

die manchmal zu Beginn schmerzhaft<br />

sind. Das Wachstum der Stränge<br />

führt auch zu einer zunehmenden<br />

Verkürzung der Haut auf der Beugeseite<br />

der Finger und somit zur Beeinträchtigung<br />

ihrer Streckfunktion.<br />

Spontan bessert sich der Zustand<br />

nicht.<br />

Die Krankheit verläuft meist schubweise<br />

mit unterschiedlicher „Wachstumsgeschwindigkeit“<br />

und zieht sich<br />

über Jahre hin, bis eine deutliche<br />

Einkrümmung der Finger entsteht.<br />

Generell gilt: Bei Patienten unter<br />

40 Jahren mit einer familiären Belastung,<br />

beidseitigem Auftreten der<br />

Krankheit und Anzeichen auch an<br />

den Füssen, besteht ein erhöhtes Risiko<br />

für einen aggressiveren Krankheitsverlauf.<br />

Behandlung<br />

Ziel einer Therapie ist es, die normale<br />

Handfunktion mit freier Streckfähigkeit<br />

der Finger wieder herzustellen.<br />

Dies ist in der Regel nur operativ<br />

36


[ANZEIGE]<br />

Kieler Nachrichten<br />

Oktober 2012 | Gesundheitswesen<br />

2<br />

3 4 5<br />

Dupuytren`sche Kontraktur mit derber Strangbildung<br />

des Kleinfingers<br />

Dupuytren`sche Kontraktur mit Erkrankung<br />

des Klein- und Ringfingers. Die Finger können<br />

nicht weiter gestreckt werden, auch die<br />

Abspreizung des Klein- vom Ringfinger ist<br />

blockiert.<br />

Nach Entfernung des Stranggewebes am<br />

Klein- und Ringfinger. Die operierten Finger<br />

können wieder normal gestreckt werden.<br />

Nach Entfernung des Stranggewebes am<br />

Kleinfinger. Die Narbe ist noch sichtbar, wird<br />

jedoch noch weiter verblassen. Die Streckung<br />

gelingt wieder frei.<br />

möglich, physiotherapeutische Behandlungsansätze<br />

oder streckende<br />

Verbände zeigen keine Wirkung. Die<br />

Operation variiert je nach Schwere<br />

und genauer Lokalisation des Befundes.<br />

Normalerweise wird die<br />

Haut der betroffenen Finger und die<br />

Innenfläche der Hand geöffnet und<br />

die Stränge und Knoten entfernt.<br />

Manchmal müssen auch verkürzte<br />

Gelenkkapseln gelöst werden. Die<br />

operative Entfernung der derben<br />

Stränge stellt zurzeit weltweit die<br />

erfolgversprechendste Therapie des<br />

Morbus Dupuytren dar.<br />

In sehr speziellen Fällen kann eine<br />

alleinige Durchtrennung der Stränge<br />

(Nadelfasziotomie) durchgeführt<br />

werden, um die Streckfähigkeit<br />

einzelner Finger vorübergehend zu<br />

verbessern. Ein neues Verfahren besteht<br />

in der Injektion einer bakteriellen<br />

Kollagenase (Clostridium histolyticum),<br />

die die narbigen Stränge an<br />

gezielten Stellen enzymatisch zerstören<br />

soll. Für dieses Verfahren liegen<br />

jedoch noch keine ausreichenden<br />

Verlaufskenntnisse vor, um beurteilen<br />

zu können, ob tatsächlich eine<br />

langfristige Verbesserung der Handfunktion<br />

erreicht werden kann. So<br />

wurde das erste Präparat mit diesem<br />

Wirkmechanismus im Mai 2012 bereits<br />

wieder vom Markt genommen.<br />

Ein positiver Effekt durch Bestrahlung<br />

der betroffenen Hautareale<br />

konnte trotz längerer Verlaufskenntnisse<br />

bisher nicht nachgewiesen<br />

werden, birgt jedoch das Risiko<br />

von Strahlenschäden auch gesunder<br />

Hautpartien. Zudem kann es zu<br />

strahlenbedingtem Hautkrebs kommen,<br />

auch wenn das Risiko hierfür<br />

sehr gering ist.<br />

Wann operieren?<br />

Als Grundsatz gilt: Solange die Hand<br />

noch flach mit der Handfläche auf<br />

einen Tisch gelegt werden kann,<br />

ist keine Operation nötig. Wenn<br />

die Ausbreitung der Erkrankung die<br />

Handfunktion beeinträchtigt, sollten<br />

Sie sich einem Handchirurgen bezüglich<br />

der Behandlungsempfehlung<br />

vorstellen.<br />

Ablauf der operativen Therapie<br />

Wird eine Operation angeraten, so<br />

entscheiden die Ausbreitung der<br />

Stränge, die Stärke der Verkrümmung<br />

der betroffenen Finger sowie<br />

der allgemeine Gesundheitszustand<br />

des Patienten darüber, ob der Eingriff<br />

ambulant oder stationär vorgenommen<br />

wird. Werden blutverdünnende<br />

Medikamente eingenommen, so<br />

wird der Eingriffe ebenfalls meist<br />

stationär durchgeführt.<br />

Nachbehandlung<br />

Um eine möglichst normale Handfunktion<br />

zu erreichen, ist eine intensive,<br />

längerfristige Handtherapie<br />

von mindestens 6 Wochen nach der<br />

Operation unabdingbar erforderlich,<br />

da sonst Narbenkontrakturen und<br />

Frührezidive die Funktion erneut stören<br />

können. Diese Behandlung beinhaltet<br />

regelmäßige Eigenübungen,<br />

gezielte Narbenbehandlung, manuelle<br />

Lymphdrainage und Krankengymnastik<br />

bzw. Ergotherapie.<br />

Therapieende<br />

Die Behandlung ist beendet, sobald<br />

die Narbenausreifung abgeschlossen<br />

ist und die Hand wieder<br />

beschwerdefrei und mit normaler<br />

Beweglichkeit im Alltag eingesetzt<br />

werden kann. (Abbildung 4,5)<br />

Prognose<br />

Bei optimaler Behandlung kann,<br />

auch bei fortgeschrittenen Verkrümmungen<br />

der Finger, durch eine Operation<br />

eine normale Handfunktion<br />

erreicht werden. Dennoch tendiert<br />

die Dupuytren`sche Kontraktur zu<br />

Rezidiven. So muss auch nach einer<br />

erfolgreichen Operation immer mit<br />

einer erneuten Erkrankung innerhalb<br />

und außerhalb der bereits operierten<br />

Zone gerechnet werden.<br />

Aufgrund einer belgischen Studie<br />

schätzt man, dass etwa ein Drittel<br />

der über 50-Jährigen (hier Männer<br />

zwei- bis achtmal häufiger als<br />

Frauen) und 40 % der 80-Jährigen<br />

in der Bevölkerung (in diesem Alter<br />

Männer und Frauen dann etwa gleich<br />

häufig) an der Dupuytren`schen<br />

Kontraktur erkranken. Mit zunehmendem<br />

Alter wachsen die Knoten<br />

meist langsamer und stellen bei vielen<br />

Patienten keine größere Behinderung<br />

dar. So müssen bei Weitem<br />

nicht alle Patienten, die Symptome<br />

der Dupuytren`schen Krankheit haben<br />

auch behandelt bzw. operiert<br />

werden.<br />

Dr. med. Meike Oesselmann<br />

Oberärztin<br />

Fachärztin Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie,<br />

Zusatzbezeichnung Handchirurgie<br />

Die nächste Ausgabe der Anzeigen-<br />

Sonderveröffentlichung<br />

GESUNDHEITSWESEN<br />

erscheint am<br />

30.01.2013<br />

Anzeigenschluss ist am<br />

17.01.2012<br />

Rufen Sie an!<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Helmut Hitze<br />

Tel.: 04 31 / 903 23 73<br />

hh.kmv@kieler-nachrichten.de<br />

Laura Vietor<br />

Tel.: 04 31 / 903 25 16<br />

lv.anz@kieler-nachrichten.de<br />

Die aktuelle Ausgabe finden Sie<br />

auch stets im Internet unter:<br />

www.kn-online.de<br />

37


Gesundheitswesen | Oktober 2012<br />

Kieler Nachrichten<br />

[ANZEIGE]<br />

LUBINUS CLINICUM<br />

Das Karpaltunnelsyndrom<br />

Der Mittelhandnerv in die Enge getrieben<br />

oft beim Autofahren, Radfahren, Lesen<br />

und auch nachts geschieht. Im<br />

weiteren Verlauf treten oft Kribbelmißempfindungen<br />

(sog. Ameisenlaufen)<br />

hinzu. Mit Fortschreiten der<br />

Nervenschädigung ist das Gefühl<br />

häufiger und stärker beeinträchtigt<br />

und verändert sich in eine andauernde<br />

Taubheit. Zudem klagen<br />

die Erkrankten oft über brennende,<br />

einschießende Schmerzen bis in die<br />

Schulter und eine gestörte Feinmotorik.<br />

In späten Stadien führt eine<br />

deutliche Kraftminderung der Hand<br />

- auch äußerlich sichtbar über eine<br />

Verschmächtigung des Daumenballens<br />

(Grafik 2) – dazu, dass Gegenstände<br />

fallen gelassen werden. Der<br />

Nerv ist zu diesem Zeitpunkt meist<br />

schon unwiderruflich geschädigt.<br />

Beim Karpaltunnelsystem wird der Nerv im Tunnel eingeengt. Es kommt zu Kribbeln oder „Ameisenlaufen“ an den Fingerkuppen der Daumen-,<br />

Zeige, Mittel- und Ringfinger.<br />

Was versteht man unter einem<br />

Karpaltunnelsyndrom?<br />

Der Mittelhandnerv (oder Nervus<br />

medianus) ist einer der drei großen<br />

Nerven des Armes und an der Hand<br />

für das Gefühl an den Fingerkuppen<br />

von Daumen, Zeige- und Mittelfinger<br />

sowie anteilig auch am Ringfinger<br />

verantwortlich, zudem versorgt er<br />

Teile der Daumenballenmuskulatur.<br />

Vom Unterarm in die Hand verläuft<br />

der Nerv, zusammen mit den Beugesehnen<br />

der Finger, durch den so<br />

genannten Karpaltunnel, einen<br />

nicht dehnbaren Kanal. Wird der Mittelhandnerv<br />

in diesem Bereich bedrängt<br />

und es entsteht eine druckbedingte<br />

Funktionsstörung, spricht<br />

man von einem Karpaltunnelsyndrom<br />

(KTS, KTS).<br />

Die Erkrankung kann sich in jedem<br />

Alter entwickeln, bevorzugt zwischen<br />

dem 40. und 70. Lebensjahr,<br />

und betrifft Frauen häufiger als Männer.<br />

Es ist das häufigste Engpass-<br />

Syndrom peripherer Nerven und tritt<br />

oft beidseitig auf. Der Krankheitsverlauf<br />

umfasst meist Monate, kann<br />

in seltenen Fällen aber auch akut<br />

verlaufen (Stunden bis Tage) und<br />

stellt dann einen handchirurgischen<br />

Notfall dar.<br />

1<br />

Wie entsteht ein<br />

Karpaltunnelsyndrom?<br />

Als Voraussetzung wird eine individuelle,<br />

anlagebedingte Enge des<br />

Karpaltunnels angenommen. Regelmäßige,<br />

grobe oder mechanisch<br />

ungünstige Belastungen der Hand<br />

können dann die Entstehung eines<br />

KTS verursachen. Weitere Ursachen,<br />

die (durch Veränderung des Bindegewebes)<br />

ein KTS hervorrufen können,<br />

sind Stoffwechselerkrankungen<br />

(Diabetes mellitus), hormonelle Veränderungen<br />

Schwangerschaft und<br />

Rheuma; bei Nierenerkrankungen<br />

kann es durch Ablagerung spezieller<br />

Proteine zu einer Enge im Karpaltunnel<br />

kommen. Seltene Gründe eines<br />

KTS sind z.B. in Fehlstellung verheilte<br />

Brüche der Speiche.<br />

Durch eine Schwellung der Beugesehnenschleimhäute,<br />

häufig auch<br />

über eine Verdickung der Dachmembran,<br />

kommt es zu einer mechanischen<br />

Enge, zum anderen zum<br />

Druckanstieg im Kanal. Der Nerv<br />

wird an die Wand des Tunnels gepresst,<br />

zusätzlich wird die Durchblutung<br />

des Nerven gestört. Dies<br />

hat eine direkte (mechanische) und<br />

indirekte (Durchblutungsstörung)<br />

Beeinträchtigung und eine daraus<br />

resultierende Schädigung des Nerven<br />

zur Folge.<br />

Welche Beschwerden treten auf?<br />

Zu Beginn der Erkrankung treten ab<br />

und zu Störungen des Gefühls an<br />

den Fingerkuppen (v. a. Zeige- und<br />

Mittelfinger) auf. Dazu kann das<br />

klassische Symptom der Erkrankung,<br />

der nächtliche Hand- und Unterarmschmerz,<br />

hinzukommen, der oft mit<br />

einer “eingeschlafenen” Hand verbunden<br />

ist und den Schlaf nachhaltig<br />

stört. Diese Beschwerden können<br />

oft nur durch ein “Ausschütteln” der<br />

Hand oder Warmwasserbäder gelindert<br />

werden. Ganz allgemein verstärken<br />

sich die Beschwerden durch<br />

Abknicken der Handgelenke, wie es<br />

Welche Untersuchungen<br />

sind notwendig?<br />

Die Schilderung des Patienten und<br />

eine eingehende Untersuchung bei<br />

einem Handchirurgen führen häufig<br />

bereits zur Diagnose und schließen<br />

andere handchirurgische Erkrankungen<br />

aus; Röntgenbilder oder ein<br />

MRT sind nur selten erforderlich. Die<br />

neurologische Untersuchung überprüft<br />

die Leitungsfähigkeit des Nerven,<br />

gibt Auskunft über das Ausmaß<br />

der Schädigung und, ob eine vollständige<br />

Erholung des Nerven nach<br />

einer Operation erwartet werden<br />

kann.<br />

Neben handchirurgischen Erkrankungen<br />

können auch Erkrankungen<br />

im Bereich der Halswirbelsäule (z.B.<br />

Bandscheibenvorfälle) und Stoffwechselstörungen<br />

(Diabetes mellitus)<br />

ähnliche Beschwerden hervorrufen<br />

können.<br />

Was für Therapiemöglichkeiten<br />

gibt es?<br />

Bei gelegentlichen Problemen hilft<br />

das Tragen sogenannter Nachtlagerungsschienen,<br />

die ein nächtliches<br />

Abknicken der Handgelenke verhindern.<br />

Zusätzlich können lokale und<br />

systemische abschwellende Maßnahmen<br />

(manuelle Lymphdrainage,<br />

Medikamente wie z.B. Ibuprofen)<br />

die Beschwerden mildern. Das Vermeiden<br />

bekannter auslösender Faktoren<br />

ist zusätzlich sinnvoll. Wenn<br />

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LUBINUS CLINICUM<br />

Kieler Nachrichten<br />

Oktober 2012 | Gesundheitswesen<br />

2<br />

Links ein gesunder Daumenballen, rechts (Markierung) ist der Daumenballen „verkümmert“.<br />

regelmäßig Gefühlsstörungen bestehen<br />

und die Funktion der Hand<br />

spürbar eingeschränkt ist, muss ein<br />

operatives Vorgehen erwogen werden,<br />

um einen bleibenden Schaden<br />

am Nerv zu verhindern, oder die in<br />

schweren Fällen durch den Druck bedingten<br />

Schmerzen zu beheben.<br />

Was passiert bei einer Operation?<br />

Der Eingriff ist in aller Regel ambulant<br />

möglich. Nur Patienten mit<br />

überwachungspflichtigen Nebenerkrankungen<br />

(individuell zu prüfen)<br />

sollten stationär behandelt werden.<br />

Die Operation dauert ca. 15 Minuten.<br />

Dabei eröffnet der Handchirurg<br />

über einen 2,5 cm langen Schnitt in<br />

der Handinnenfläche das Dach des<br />

Karpaltunnels und entfernt verdicktes<br />

Sehnenscheidengewebe; somit<br />

wird dem Nerv wieder genug Raum<br />

im Karpaltunnel gegeben. Durch die<br />

dann wieder normale Durchblutung<br />

klingen die Schmerzen meist sofort<br />

ab. Die Gefühlsstörungen bessern<br />

sich bei leichten Formen des KTS<br />

häufig recht schnell, während bei<br />

schweren Verläufen gilt, dass die<br />

Erholung des Nerven mindestens<br />

so lange dauert, wie die Gefühlsstörungen<br />

vor der Operation bereits<br />

durchgehend bestanden haben.<br />

Im <strong>Lubinus</strong> <strong>Clinicum</strong> wird die zuvor<br />

geschilderte Methode gegenüber<br />

der Schlüssellochtechnik (Endoskopie)<br />

bevorzugt, da sie sehr sicher<br />

ist, der Nerv bessergesehen und<br />

somit geschützt werden kann und<br />

eine unvollständige Befreiung des<br />

Nerven somit verhindert wird. Der<br />

Hautschnitt liegt dabei außerhalb<br />

der Aufstützzone der Hand, um störende<br />

Narbenbildung zu verhindern.<br />

Bestehen an beiden Händen operationspflichtige<br />

Karpaltunnelsyndrome,<br />

so wird die subjektiv stärker störende<br />

Seite zuerst behandelt. Nach<br />

sicherem Abschluss der Heilungsphase,<br />

nach ca. 6-8 Wochen, kann<br />

dann der Eingriff an der anderen<br />

Hand durchgeführt werden.<br />

Was geschieht nach<br />

der Operation?<br />

Bei allen handchirurgischen Operationen<br />

ist die Nachbehandlung<br />

sehr wichtig, um langfristig eine<br />

Beschwerdefreiheit mit normaler<br />

Handfunktion zu erreichen. Die<br />

wichtige Heilung der Gewebe wird<br />

durch eine postoperative Schonungsphase<br />

von 5 bis 6 Wochen,<br />

in den ersten 2 Wochen mit Ruhigstellung<br />

in der Handgelenkschiene<br />

gewährleistet. Feinmoto-<br />

Constantin Baumgarte<br />

Facharzt für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie<br />

rische Tätigkeiten ohne Belastung<br />

oder Kraft, sind aber vom ersten<br />

Tag an sinnvoll und gewünscht. Bei<br />

Schwellungen im OP-Gebiet, z.B.<br />

durch einen Gewebewasserstau<br />

(Ödem), ist die Anwendung von<br />

manueller Lymphdrainage hilfreich.<br />

Nach 2 Wochen werden Hautfäden<br />

und Schiene entfernt, nach 5 bis<br />

6 Wochen ist das Dach des Tunnels<br />

wieder belastbar verheilt und<br />

eine langsame Aufnahme von Belastungen<br />

somit möglich. Wird die<br />

Hand zu früh mit Kraft oder konditionellen<br />

Tätigkeiten (PC-Arbeitsplatz)<br />

beansprucht, kann es zu einer<br />

Narbenbildung um den Nerv herum<br />

mit erneuter Enge und Störung der<br />

Durchblutung kommen. Es entsteht<br />

ein prognostisch ungünstiges Rezidiv-Karpaltunnelsyndrom,<br />

dessen<br />

operative Behandlung sehr aufwändig<br />

ist.<br />

Informationen zu weiteren<br />

Erkrankungen und Verletzungen<br />

der Hand finden Sie auf der<br />

Homepage:<br />

www.lubinus-clinicum.de<br />

Für eine individuelle Beratung<br />

steht Ihnen das Team der Abteilung<br />

Hand- und Mikrochirurgie<br />

gern zur Verfügung:<br />

<strong>Lubinus</strong> <strong>Clinicum</strong><br />

Fachabteilung Handund<br />

Mikrochirurgie<br />

Steenbeker Weg 25<br />

24106 Kiel<br />

Tel. 0431 / 388 - 209 (Sekretariat)<br />

U.Moritz@lubinus-clinicum.de<br />

Sprechstundenzeiten:<br />

Mo. – Fr.: nach Vereinbarung<br />

Ambulante und stationäre<br />

Operationen:<br />

Di. – Fr.: nach Vereinbarung<br />

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