und Palliativ-Beratungsdienst Lippe eV BlickWechsel
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Ambulanter Hospiz- <strong>und</strong><br />
<strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
<strong>BlickWechsel</strong><br />
Leben begleiten bis zuletzt<br />
Ausgabe 2009 / Nr. 27 • Märchen in der Hospizarbeit
Sommerfest auf<br />
Burg Sternberg
Inhalt<br />
Ausgabe 2009 / Nr.27<br />
Vorwort 2<br />
Bücher zum Thema 3<br />
Zur Einführung – Märchen im Hospiz? 4<br />
Die Wahrheit der Märchen 6<br />
Der Spiegel, der ins Jenseits führt 7<br />
„Und weil sie nicht gestorben sind …”<br />
Märchen im Hospiz 9<br />
Die Liebe zum Pferd 10<br />
Das Märchen vom Ginkgoblatt 12<br />
Sterntaler 14<br />
Lippische Hospiztage 15<br />
Märchen auf der <strong>Palliativ</strong>station 16<br />
Wer wir sind … 17<br />
Ich stelle mich vor … 18 + 19<br />
Wir brauchen Fre<strong>und</strong>e 20<br />
Angebote für alle 21<br />
Wohin entwickelt sich<br />
die Hospizbewegung? 22<br />
Ein festlicher Sommerabend<br />
auf Burg Sternberg 24<br />
Termine 2010 für Aktive 26 + 27<br />
Chronik 2009 28 + 29<br />
Gesetzliche Neuregelung für<br />
die stationären Hospize<br />
<strong>und</strong> »Humor im Hospiz« 30<br />
Mitgliedserklärung 32<br />
Impressum<br />
Redaktionsleitung: Hannelore Bünemann<br />
Verantwortlich für den Inhalt dieser Ausgabe:<br />
Inge-Lore Brakemeier, Greta Brakemeier,<br />
Ilse Böinghoff, Heide Goroll, Sigrid-Barbara Haeder,<br />
Adelheid Nadler<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />
nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />
wieder, sondern sind als Diskussionsanregungen<br />
gedacht.<br />
Ambulanter Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong><br />
<strong>Lippe</strong> e.V.<br />
Detmold<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Leopoldstraße 16 · 32756 Detmold<br />
Tel. 05231-962800– Info@hospiz-lippe.de<br />
Internet: www.hospiz-lippe.de<br />
Konto Sparkasse Detmold 10 60 09 285<br />
Lemgo<br />
Geschäftsstelle<br />
Kramerstraße 10 · 32657 Lemgo<br />
Tel. 0 52 61 - 77 73 83<br />
Bad Salzuflen<br />
Geschäftsstelle<br />
Wenkenstraße 63 · 32105 Bad Salzuflen<br />
Tel. 05222-3639310<br />
Extertal<br />
Regionalgruppe – Tel. 05262-995558<br />
Spendenkonten<br />
Sparkasse Detmold 47474747 –BLZ476 501 30<br />
Sparkasse Lemgo 4444444– BLZ 482 501 10<br />
Wir danken<br />
dem ECCLESIA Versicherungsdienst GmbH<br />
in Detmold für die fre<strong>und</strong>liche finanzielle<br />
Unterstützung dieses <strong>BlickWechsel</strong>s<br />
1
Vorwort<br />
Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />
es ist ungewöhnlich für mich, im weit entfernten<br />
Finnland ein Vorwort für den <strong>BlickWechsel</strong> zu<br />
schreiben, denn ich verbringe den Monat<br />
September in Savonlinna, der Partnerstadt<br />
Detmolds im herbstlich-kühlen hohen Norden.<br />
Vor meiner Abreise habe ich nicht mehr die Ruhe<br />
<strong>und</strong> Zeit dafür gef<strong>und</strong>en, aber nun drängt die<br />
Redaktion <strong>und</strong> ich versetze mich zurück in das<br />
Vereinsleben des AHBP, wechsle sozusagen den<br />
Blick …<br />
Manche Hospizfre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> –fre<strong>und</strong>e<br />
mögen sich gew<strong>und</strong>ert haben, dass in diesem<br />
Sommer kein <strong>BlickWechsel</strong> erschienen ist. Herr<br />
Uwe Leister vom Landeskirchenamt hat viele<br />
Jahre die Vereinszeitschrift sorgsam begleitet<br />
<strong>und</strong> die CD für die Druckerei vorbereitet. Da er<br />
diese Arbeit nun nicht mehr leisten kann, möchten<br />
wir uns herzlich für seinen zeitaufwändigen<br />
ehrenamtlichen Einsatz bedanken! Aufgr<strong>und</strong> dieser<br />
Veränderung hat das Redaktionsteam in<br />
Absprache mit dem Vorstand beschlossen, einen<br />
unfangreich informierenden <strong>BlickWechsel</strong> in<br />
der Regel nur noch einmal im Jahr zu erstellen,<br />
zumal dadurch erheblich Einsparungen möglich<br />
sind. Zukünftig wird der Grafiker Eckhard<br />
Rakemann die Vorbereitungen für den Druck treffen<br />
<strong>und</strong> wir freuen uns über seine Bereitschaft<br />
<strong>und</strong> auf gute, lange Zusammenarbeit.<br />
Da der AHBP in fast 15 Jahren so groß geworden<br />
ist, hat er zunehmend Arbeitgeberstatus erlangt<br />
<strong>und</strong> wie in jeder Institution oder Firma muss er<br />
verkraften, dass hauptamtliche Mitarbeiterinnen<br />
aufhören, andere Chancen nutzen, sich verändern<br />
mit anderen beruflichen Zielen. Von solchen<br />
Veränderungen ist der Verein in diesem Jahr<br />
besonders betroffen, denn Hella Hildebrandt-<br />
Wiemann, Antje Schmidt <strong>und</strong> Judith Meierjohann<br />
haben ihre hauptamtlichen Stellen aufgegeben.<br />
Da wir ja wissen, dass die Hospizarbeit<br />
2<br />
vieles <strong>und</strong> viele bewegt, freuen wir uns auf<br />
die neuen Mitarbeiterinnen im Hauptamt<br />
(s.S. 18+19) <strong>und</strong> danken den »alten« aufrichtig für<br />
ihr hospizliches Engagement im Verein.<br />
Seltsam ist es, aus diesem fernen Land <strong>und</strong> zu<br />
diesem Zeitpunkt einen Ausblick in das Jahr 2010<br />
zu wagen. Am 17. <strong>und</strong> 18. April wird eingeladen zu<br />
den 7. Hospiztagen (s.S. 15); in diesem<br />
Zusammenhang soll das 15 jährige Bestehen des<br />
AHBP gefeiert werden. Die alljährliche Mitgliederversammlung<br />
wird am 24. Juni stattfinden<br />
<strong>und</strong> da Neuwahlen des Vorstandes anstehen,<br />
werden sich auch an dieser Stelle des Vereinslebens<br />
Veränderungen ergeben.<br />
Wie rasch wird die Zeit verfliegen: Herbstzeit,<br />
Adventszeit, Weihnachtszeit, Frühlingszeit …<br />
Für alle besonderen Zeiten, die uns entgegen<br />
kommen, wünsche ich Ihnen von Herzen<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> viel gute, kostbare Zeit, auch<br />
zum Träumen …<br />
Ihre<br />
Inge-Lore Brakemeier<br />
(1. Vorsitzende)<br />
Wenn die Abende sinken,<br />
<strong>und</strong> wir schlafen ein,<br />
gehen die Träume, die schönen,<br />
mit leichten Füßen herein.<br />
Zymbeln lassen sie klingen<br />
in den Händen licht.<br />
Manche flüstern, <strong>und</strong> halten<br />
Kerzen vor ihr Gesicht.<br />
Aus »Träumerei in Hellblau«<br />
von Georg Heym
•••zum Thema • ••Bücher zum Thema • ••Bücher zu<br />
von Ilse Böinghoff<br />
Diese <strong>und</strong> andere Bücher zum Thema können in<br />
der Hospiz-Bibliothek, Leopoldstr. 16 in Detmold<br />
(auf Vorbestellung auch in den Geschäftsstellen<br />
Lemgo <strong>und</strong> Bad Salzuflen) kostenfrei ausgeliehen<br />
werden.<br />
Öffnungszeiten der Hospiz-Bibliothek:<br />
montag – freitag von 8-12 Uhr,<br />
außer mittwochs<br />
Ach wie gut,<br />
dass jemand weiß …<br />
Trauerbegleitung<br />
mit Märchen<br />
Karin E. Leiter<br />
Tyrolia Verlagsanstalt<br />
(derzeit käuflich nicht zu erwerben,<br />
in der Hospizbibliothek ausleihbar)<br />
Märchen im Hospiz<br />
Erdenkinder – Waisenkinder – Königskinder:<br />
Tod, Trauer <strong>und</strong> Lebenswege<br />
in ausgesuchten Märchen<br />
Heinrich Dickerhoff<br />
Verlag: der hospiz verlag<br />
ISBN: 978-3-9811240-3-3<br />
Trau deiner Sehnsucht<br />
mehr als deiner Verzweiflung<br />
Märchen zum Leben<br />
Heinrich Dickerhoff<br />
Verlag: Grünewald<br />
ISBN: 978-3-7867-2658-6<br />
Und wenn sie nicht<br />
gestorben sind....<br />
Märchen als Wegbegleiter für<br />
Abschied, Tod <strong>und</strong> Trauer<br />
Jana Raile, Hannelore Sommer<br />
Kreuzverlag<br />
ISBN: 978-3-7831-2956-4<br />
Märchen,<br />
an denen mein<br />
Herz hängt<br />
Europäische Märchengesellschaft<br />
Verlag: Königsfurt<br />
ISBN-10: 3-89875-178-3<br />
3
Zur Einführung – Märchen im Hospiz?<br />
Auszug aus dem Buch »Märchen im Hospiz« von Dr. Heinrich Dickerhoff<br />
Märchen, so meinen viele, sind phantasievollunrealistische<br />
oder heimelige, manchmal auch<br />
seltsam grausame Geschichten für Kinder oder<br />
Menschen mit kindlichem Gemüt, Geschichten<br />
von einer heilen Welt – zu schön, um wahr zu<br />
sein.<br />
An dieser weit verbreiteten Einschätzung ist fast<br />
nichts richtig. Echte Volksmärchen sind nie heimelig,<br />
harmlos, nett, sie spielen nicht in einer<br />
rosa-roten Wunsch-Welt, sie erzählen vielmehr<br />
Leben mit all seinen Erfahrungen <strong>und</strong> Gefahren –<br />
freilich auch, von den Gefährten, die uns beglei-<br />
4<br />
ten, <strong>und</strong> vom Glück hinter allem Grauen.<br />
Märchen führen uns an ein gutes Ende, aber<br />
meist von einem bösen Anfang <strong>und</strong> fast immer<br />
auf schweren Wegen.<br />
Sie muten uns das Un-Heimliche zu, darum<br />
waren sie zeitweise als grausam verpönt. Doch<br />
wie man Schwimmen nur im Wasser lernen<br />
kann, so kann man Lebensmut nur gewinnen,<br />
wenn man die Angst berührt. Und die Märchen<br />
führen uns durch Menschen-Ängste; so sind sie<br />
eine Schule gegen die Lebens-Angst.
Auch wurden Märchen ursprünglich <strong>und</strong> heute<br />
noch im Orient nicht erzählt für Kinder, wenn<br />
auch ihre Bildersprache so einfach erscheint <strong>und</strong><br />
so eingängig ist, dass selbst Kinder ihnen schon<br />
etwas abgewinnen können. Ich vergleiche Märchen<br />
immer gern mit den Höhlenmalereien: wie<br />
diese sind sie sparsam, doch höchst kunstvoll<br />
ausgestaltet, so reduziert, ja fast abstrahiert, dass<br />
wir die Andeutungen im Kopf ergänzen müssen.<br />
Und gerade dadurch faszinieren <strong>und</strong> rühren sie<br />
uns über gewaltige Zeitabstände hinweg.<br />
Märchen sind in langen Zeiten verdichtete<br />
Lebenserfahrungen. Aber wie unterschiedlich<br />
erfahren wir das Leben! Was Leben bedeutet, das<br />
können wir nicht eindeutig definieren, nicht eingrenzen.<br />
Also erzählen wir davon, aber nicht<br />
exakt, sondern poetisch-unscharf, nicht mit<br />
Begriffen, sondern mit Sinn-Bildern.<br />
Diese Sinn-Bilder informieren uns nicht über<br />
»Inhalte«, <strong>und</strong> sie schreiben kein Verhalten vor.<br />
Aber in den sinn-bildlichen Gestalten der<br />
Märchen nehmen Haltungen Gestalt an. Und so<br />
sind die Märchen so etwas wie eine Stimmgabel,<br />
die uns einen Ton vorgibt, mit dem wir uns einstimmen<br />
können auf ein Leben, das stimmt.<br />
Dieses Uns-Einstimmen auf das Leben, das<br />
stimmt, be-stimmt das Hineinkommen – <strong>und</strong><br />
wahrscheinlich ist dies auch der einzig wirklich<br />
annehmbare Zugang – der Märchen im Hospiz.<br />
Damit ist gemeint, dass die Märchen gewissermaßen<br />
keine Sonderwege kennen <strong>und</strong> auch<br />
nicht zulassen. Man kann Märchen nicht aussuchen<br />
nach einer selbst-bestimmten Qualifizierung,<br />
ob sie denn auch in ein Hospiz „passen”,<br />
ob sie denn auch ausreichend „hospizlich” – oder<br />
so – sind. In dieser Qualifizierung müssen die<br />
Märchen verstummen, sie werden schweigen<br />
<strong>und</strong> können niemandem etwas sagen.<br />
Vielmehr haben sie den Charakter eines<br />
Monumentes – Menschen stehen vor ihnen <strong>und</strong><br />
je nachdem, wie es gerade in diesen Menschen<br />
aussieht, wie es momentan innen in uns klingt,<br />
sagt ein Märchen etwas oder sagt – zur falschen<br />
Zeit am falschen Ort, doch es kommen für jeden<br />
im Leben auch andere Zeiten – auch nichts. Wer<br />
fragt da danach, ob das denn jetzt „hospizlich”<br />
ist?<br />
Das Hineinkommen des Märchens ins Hospiz ist<br />
vielmehr physisch, d.h. von der materiellen<br />
Tonalität <strong>und</strong> der Realität des Lebens her zu<br />
sehen; sie kommen so ins Hospiz, wie all die<br />
Menschen auch ins Hospiz kommen. Wenn man<br />
so will: Sie kommen fleischlich,„mit Haut <strong>und</strong><br />
Knochen”, trauernden Herzens, freuenden<br />
Wiedersehens, zu Besuch oder auch zum letzten<br />
Mal.<br />
Was soll daran „hospizlich” sein, wenn jemand<br />
z. B. ein Bild von Käthe Kollwitz ins Hospiz hängen<br />
würde mit dem Hinter-Gedanken, dass das<br />
jetzt ganz besonders „hospizlich” sei?<br />
Dieser Klang, wenn man so will, diese Weisheit<br />
der Märchen, sind schon ihre Sprache – <strong>und</strong> zwar<br />
augenblicklich. Hinter-Gedanken taugen nicht<br />
zum wirklichen Gespräch in ihrer Sprache. Das<br />
gibt einen weiteren wichtigen Hinweis auf einen<br />
unmöglichen Zugang von Märchen im Hospiz:<br />
Niemand gibt einem anderen ein Märchen, weil<br />
er denkt, dass es zu ihm „passt”, oder – ungeheuerlich<br />
–, weil er meint, dass es ihr oder ihm<br />
jetzt „hilft”, oder – völlig ungebührlich –, weil er<br />
will, dass sie oder er etwas Bestimmtes tun<br />
müsse. Alle diese Hinter-Gedanken sind bloße<br />
Verzweckungen zum eigenen Gut-Dünke(l)n <strong>und</strong><br />
Märchen so gewissermaßen einsetzen zu wollen,<br />
dazu ist man schnell verleitete, weil sie fast<br />
immer gut ausgehen; doch vor diesem Märchen-<br />
Einsatz ist zu warnen, das wäre das Gegenteil<br />
von Begleitung, weil es schon das Gegenteil von<br />
ehrlichem Gespräch ist.<br />
Man kommt über das Sagen der Märchen ins<br />
Gespräch, Lebenserfahrungen treffen auf andere<br />
Lebenserfahrungen – Du, Ich <strong>und</strong> auch „Es” – im<br />
Hospiz sucht sich jeder seine Märchen selber aus,<br />
doch das ist nicht hospizspezifisch; das ist immer<br />
so, wo wir dieser Freiheit des Lebens in ehrlicher<br />
Begegnung <strong>und</strong> respektvollem Gespräch durch<br />
unsere Haltungen den Raum belassen können.<br />
Wie müssen Märchen erzählt sein, damit sie<br />
ihren Klang bewahren, ihr Gespräch bewirken<br />
<strong>und</strong> zu jenem „Spiegel” werden können, in dem<br />
das Leben sich in allen seinen vielfältigen<br />
Lebendigkeiten selber sehen kann. Sie müssen im<br />
Erzählen den Klang des Lebens klingen lassen<br />
können. Dieses Erzählen lernen zu wollen, kann<br />
sich jeder mühen im Gespräch mit dem „Du”.<br />
„Kennst du das Märchen vom Du?”, dichtete Rose<br />
Ausländer. „Du bist es!”<br />
5
Die Wahrheit der Märchen<br />
oder: Dass die Märchen uns erinnern an das Märchen das wir sind<br />
Dr. Heinrich Dickerhoff, Katholische Akademie Stapelfeld/Europäische Märchengesellschaft<br />
1. Von Lebens-Träumen, Sehnsucht <strong>und</strong><br />
rechtem Wünschen<br />
1.1 Ein Märchen ist eine „kleine Mär”, eine kleine<br />
Botschaft vom „anderen Leben”, eine Erzählung<br />
vom Abenteuer Leben (norwegisch:<br />
eventyr, lat. adventus).<br />
1.2 Märchen verdichten – wie manche Träume –<br />
„inter-subjektive” Lebens-Erfahrungen, Erfahrungen<br />
also, die vielen Menschen vertraut<br />
sind. Dabei spiegeln sie nicht nur den Ist-<br />
Stand, das, was Menschen erleben <strong>und</strong> erleiden,<br />
sondern auch die Sehnsucht, die uns<br />
Menschen an-träumen lässt gegen die<br />
Verzweiflung <strong>und</strong> das Elend.<br />
1.3 „In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch<br />
geholfen hat …” (Froschkönig) Märchen als<br />
Schule des richtigen Wünschens <strong>und</strong><br />
Warnung vor der Ver-Wünschung.<br />
1.4 Was Dorothee Sölle als Ziel ihrer Theologie<br />
benannte, gilt auch für die Märchen:<br />
dass sie „so über das Abwesende sprechen,<br />
dass es vermisst wird <strong>und</strong> anwesend”.<br />
1.5 Rose Ausländer dichtete: Kennst du das<br />
Märchen vom DU – Du bist es.<br />
Ich erzähle Märchen, dass sie uns erinnern<br />
an das Märchen, das wir sind!<br />
2. Die Wahrheit der Märchen. 3 Thesen<br />
2.1 Märchen sind wahr, nicht weil sie „passiert”<br />
sind (<strong>und</strong> dann wieder „passé”), sondern weil<br />
wir sie nicht vergessen wollen<br />
(griech: aλητειa = alätheia)<br />
2.2 Märchen erzählen von einem Lebens-Traum<br />
oder auch einem Lebens-Trauma:<br />
Erfahrungen, die wir nicht definieren können,<br />
suchen eine Geschichte.<br />
2.3 Zauber-Märchen predigen keine „Moral”, sie<br />
erzählen vom Glück! Sie wollen nicht<br />
belehren, sondern bezaubern <strong>und</strong> so zur<br />
Verwandlung ermutigen.<br />
6<br />
3. Gr<strong>und</strong>-Themen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>-Botschaft<br />
der Zauber-Märchen:<br />
3.1 Die beiden großen Themen der Märchen<br />
sind: (1) der eigene Weg <strong>und</strong> (2) der Kampf<br />
zwischen Liebe <strong>und</strong> Tod.<br />
3.2 Es gibt wohl drei große menschliche<br />
Schlüsselerfahrungen: Liebe, Macht <strong>und</strong> Tod.<br />
Märchen erzählen wenig von (All-)Macht-<br />
Fantasien, davon erzählen Helden-Sagen.<br />
Aber während heroische Geschichten fast<br />
immer tragisch enden (die Helden siegen <strong>und</strong><br />
siegen – <strong>und</strong> siegen sich zu Tode, <strong>und</strong> die<br />
Liebe/die Frau erscheint meist als Unglück der<br />
Männer), erzählen viele Märchen vom Sieg<br />
der Liebe über den Tod. Gegen das Todes-<br />
Urteil:„Es ist aus mir dir, alles aus!”, erklärt<br />
die Liebe:„Es muss dich unbedingt geben”.<br />
Und beide Erfahrungen widersprechen sich,<br />
wir können am Ende nur einer glauben<br />
3.3 Für mich lässt sich die Botschaft der<br />
(Zauber-)Märchen verdichten in dem Satz:<br />
„Trau deiner Sehnsucht mehr als deiner<br />
Verzweiflung”.<br />
4. Ein Beispiel- Märchen: Die Spiegel, der ins<br />
Jenseits führt (Argentinien)<br />
➢ „Wenn man trauert, ist es, wie wenn man vor<br />
einem Spiegel steht: erst sieht man nur sich<br />
selbst <strong>und</strong> tut sich Leid. Aber manchmal<br />
kommt man da durch auf die andere Seite<br />
<strong>und</strong> kann dort etwas finden <strong>und</strong> mit zurückbringen,<br />
was einen weiter leben lässt”<br />
(Eine Mutter, die zwei Söhne verloren hatte,<br />
zu diesem Märchen).<br />
➢ Trauerbegleiter im Märchen:<br />
die Amme, die in der Trauer einen Weg rät,<br />
aber die Trauer nicht abnimmt; der Spiegel.<br />
Das Märchen ist zugänglich in dem von mir<br />
herausgegebenen Band: Märchen im Hospiz.<br />
Erdenkinder – Waisenkinder – Königskinder.<br />
Wuppertal 2007 oder per Email von:<br />
hdickerhoff@ka-stapelfeld.de
Der Spiegel, der ins Jenseits führt<br />
(Der Spiegel, der ins Jenseits führt, aus Argentinien. Erzähl-Fassung Heinrich Dickerhoff, nach:<br />
Karlinger, F./ Pögl, J.: Märchen aus Argentinien <strong>und</strong> Paraguay. Köln 1987, 179 ff.)<br />
Da war einmal ein junges Paar, sie liebten sich<br />
sehr, doch kurz nach der Hochzeit wurde der<br />
Mann sehr krank, <strong>und</strong> nach wenigen Tagen starb<br />
er. Die junge Frau war außer sich von Schmerz, sie<br />
weinte <strong>und</strong> klagte:„Warum hat er mich verlassen?<br />
Ach, hätte ich doch nur ein Kind von ihm!<br />
Dann wäre alles leichter zu ertragen. Dann wüsste<br />
ich, wofür ich lebe. Aber so wär’ ich lieber tot.”<br />
Nun lebte in ihrem Haus auch die alte Amme der<br />
Frau, die hatte das junge Paar bei sich aufgenom-<br />
men. Die Alte nahm die weinende Witwe beiseite.<br />
„Luisa, mein Kind, sagte sie, es tut mir weh,<br />
dich so leiden zu sehen. Vielleicht kann ich dir<br />
helfen. Ich sage nur: vielleicht, denn ich bin mir<br />
nicht sicher. Aber in meiner Heimat erzählen die<br />
Leute sich folgendes: wer um einen lieben Toten<br />
trauert <strong>und</strong> sich danach sehnt, ihn wieder zu<br />
sehen, der soll sich in einer Vollmondnacht vor<br />
einen großen Spiegel stellen, eine brennende<br />
Kerze in der linken Hand – dann wird er im<br />
Spiegel den sehen, um den er weint. Und die<br />
Leute sagen auch, man könne durch den Spiegel<br />
hinübergehen zu dem lieben Toten. Ob man aber<br />
auch wieder zurückkehren kann oder für immer<br />
auf der anderen Seite bleiben muss, das weiß ich<br />
nicht.”<br />
„Ach, das wäre mir ganz gleich”, rief Luisa, „ich<br />
habe doch nichts zu verlieren, so allein will ich<br />
nicht länger leben. Kann ich nicht zu ihm, dann<br />
gehe ich ins Kloster!”<br />
So ist sie in der nächsten Vollmondnacht bis<br />
Mitternacht aufgeblieben, hat eine Kerze angezündet,<br />
in die linke Hand genommen <strong>und</strong> sich<br />
vor den großen Spiegel im Salon gestellt. Dann<br />
wartet sie <strong>und</strong> starrt <strong>und</strong> starrt auf das glänzende<br />
Glas, aber sie sieht nichts als nur ihr Spiegelbild.<br />
Doch dann bewegt sich etwas im Spiegel,<br />
eine Tür geht auf, rasch schaut Luisa über ihre<br />
Schulter, nein, die Tür zum Salon ist zu – hinten<br />
im Spiegel hat sich eine Tür geöffnet, ein Mann<br />
tritt ein in das Spiegelbild. Luisa geht ganz nah<br />
an den Spiegel heran, <strong>und</strong> sie erkennt, es ist ihr<br />
Mann.<br />
„Luisa, Liebste”, hört sie seine Stimme, leise, aber<br />
gut zu verstehen,„ich kann nicht hinüber zu dir,<br />
aber du kannst zu mir, wenn du willst.”„O, ja, ich<br />
will“, flüstert Luisa,„aber wie? Was muss ich tun,<br />
Liebster?”„Gib mir deine Kerze. Dann schließe<br />
die Augen <strong>und</strong> gehe geradeaus durch den<br />
Spiegel hindurch.”<br />
➞<br />
7
Luisa presst ihre Linke mit der Kerze gegen das<br />
Spiegelglas <strong>und</strong> schließt die Augen, ihr ist, als<br />
fühlte sie seine Finger auf ihrer Hand, sie lässt die<br />
Kerze los, doch sie hört die Kerze nicht zu Boden<br />
fallen. Noch einmal holt sie tief Luft, dann macht<br />
sie einen großen Schritt geradeaus, sie spürt keinen<br />
Widerstand, nur einen leisen, kalten Hauch,<br />
noch einen Schritt weiter, dann nimmt sie<br />
jemand in die Arme <strong>und</strong> küsst sie: „Luisa, Liebste,<br />
schau mich an!” Luisa öffnet die Augen <strong>und</strong><br />
schaut ihrem Mann ins Gesicht.<br />
Lange stehen sie so, dann nimmt er sie bei der<br />
Hand <strong>und</strong> geht mit ihr aus dem Zimmer, Luisa<br />
schaut nicht zurück, sie gehen durch einen langen<br />
dunklen Gang, dann wieder durch eine Tür<br />
hinaus in einen großen dämmerigen Park, durch<br />
den dunklen Garten bis zu einem stillen Bach,<br />
über eine schmale Brücke zu einem kleinen Haus.<br />
Dortwohnter.<br />
Luisa bleibt bei ihm, sie weiß nicht, wie lange, sie<br />
kann die Tage nicht zählen. Manchmal kommt ihr<br />
alles wie ein Traum vor, <strong>und</strong> doch spürt sie: nein,<br />
es ist wirklich wahr. Und später konnte sie alles<br />
in dem Haus genau beschreiben, die Zimmer, die<br />
Möbel, das Essen – nur an die Gesichter der<br />
Diener konnte sie sich nicht erinnern, so sehr sie<br />
es auch versuchte.<br />
Eines Tages merkt sie, dass sie schwanger ist.<br />
Am Abend erzählt sie es ihrem Mann:„Liebster,<br />
ich bekomme ein Kind!“ Der schaut sie lange an:<br />
„Das ist gut!”, sagt er endlich,„Aber nun wird es<br />
Zeit für dich, zurückzukehren in unser altes Haus.<br />
Denn hier können keine Kinder geboren werden.“<br />
„Kannst du nicht mit mir kommen?“, hat Luisa<br />
gefragt. „Ein Stück kann ich dich begleiten, doch<br />
nicht bis ganz hinüber. Aber sei nicht traurig.<br />
Nun werde ich dir ja immer nahe sein.”<br />
Dann nimmt er sie bei der Hand <strong>und</strong> geht mit ihr<br />
aus dem Haus, über die Brücke durch den Park bis<br />
zu dem langen dunklen Gang. Dort zündet er<br />
eine Kerze an, <strong>und</strong> dann umarmt <strong>und</strong> küsst er<br />
Luisa ein letztes Mal. „Nun schließe die Augen”,<br />
sagt er dann, „<strong>und</strong> dann geh’ sieben Schritte<br />
geradeaus. Auf Wiedersehen. Und Gott behüte<br />
dich!”<br />
Luisa schließt die Augen <strong>und</strong> geht, einen Schritt,<br />
noch einen, drei, vier, fünf, sechs, sieben. Dann<br />
macht sie die Augen auf – sie ist wieder im Salon<br />
ihres alten Hauses. Sie schaut zurück, im Spiegel<br />
sieht sie ihren Mann, die Kerze in der linken<br />
8<br />
Hand. Er winkt ihr noch einmal zu, dann dreht er<br />
sich langsam um <strong>und</strong> verschwindet in dem<br />
langen dunklen Gang.<br />
Und dann war es stockfinster im Spiegel <strong>und</strong> im<br />
Salon. Luisa tastete sich durch die Dunkelheit bis<br />
in den Flur. Da kam ihr auch schon eine Dienerin<br />
entgegen:„Herrin”, hat die gerufen, „seid Ihr endlich<br />
zurück von Eurer Reise?! Aber warum mitten<br />
in der Nacht? Und wo seid Ihr nur so lange gewesen?”<br />
– „Ich war bei meinem Mann”, hat Luisa<br />
gesagt, aber die Dienerin hat sie nur so seltsam<br />
angesehen <strong>und</strong> geschwiegen. Am nächsten<br />
Morgen stellt Luisa fest, dass sie drei Monate fort<br />
gewesen war. Dann hat sie ihrer alten Amme<br />
alles erzählt. „Es ist also wirklich wahr”, hat die<br />
gesagt. „Aber warum bist du zurück gekommen?”<br />
– „Weil ich ein Kind erwarte.” – „Ja”, sagt<br />
die Alte,„daran habe ich nicht gedacht. Das<br />
Leben geht weiter.”<br />
Gut ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes hat<br />
Luisa einen ges<strong>und</strong>en Jungen geboren. Es muss<br />
viel Gerede darum gegeben haben, doch irgendwie<br />
hat sie es geschafft, dass das Kind als Sohn<br />
ihres verstorbenen Ehemannes anerkannt wurde.
„Und weil sie nicht gestorben sind …”<br />
Märchen im Hospiz<br />
Beispiel aus dem stationären Hospiz: Frau A. – Jg. 47 – Glioblastom<br />
von Ursula Frühauf, psychosoziale Leitung des Osnabrücker Hospiz<br />
Gegen 11.30 besuche ich Frau A in ihrem Zimmer.<br />
Sie bietet mir den Platz an ihrem Bett an <strong>und</strong> wir<br />
kommen zunächst über ein Steinherz auf ihrem<br />
Nachttisch miteinander ins Gespräch. Sie erzählt<br />
jeweils mit wenigen Worten, auch Pausen sind<br />
uns nicht unangenehm. Dann zeige ich ihr die<br />
Bücher, die ich dabei habe <strong>und</strong> frage nach ihren<br />
Interessen für heute. Sie entscheidet sich für das<br />
Märchen von der traurigen Traurigkeit, weil es ihr<br />
unbekannt ist.<br />
Ich lese diese Geschichte von der Traurigkeit, die<br />
selber ganz niedergedrückt ist, weil die Menschen<br />
sie ablehnen, verdrängen, überschminken<br />
wollen. Ihr begegnet eine alte unbekümmerte<br />
Frau, die ihr zuhört, sie in den Arm nimmt <strong>und</strong><br />
schließlich anbietet, mit ihr gemeinsam zu wandern.<br />
Das Märchen endet damit, dass sich die<br />
Traurigkeit aufrichtet <strong>und</strong> fragt:„Aber, wer bist<br />
du eigentlich?” „Ich, ich bin …” Ich halte dieses<br />
Ende offen, so dass sich die Möglichkeit bietet,<br />
einen eigenen Schluss zu entwickeln, eigenen<br />
Bildern <strong>und</strong> Gedanken Platz zu geben.<br />
Ein Lächeln zieht über das Gesicht von Frau A,<br />
aber noch bleibt sie stumm.<br />
„Wer könnte das wohl sein,” ermutige ich sie.<br />
Ihre erste Antwort:„Streit” überrascht mich, denn<br />
ich erlebe Frau A als wenig streitlustig. Sie wirkt<br />
eher ausgleichend, abwägend, zurückhaltend.<br />
Gleich darauf nennt sie die Geduld <strong>und</strong> bezieht<br />
diese Antwort auf ihre eigene Situation:„Ich<br />
brauch viel Geduld” – Pause – „Weil ich so wenig<br />
selber kann” – Pause – „Kann ich auch Personen<br />
nennen?” Ich nicke,„Natürlich” - Pause – „Meine<br />
Fre<strong>und</strong>innen“ – Pause- „die sagen, sie kommen<br />
gerne.”<br />
Im Zimmer hängen <strong>und</strong> liegen überall liebevolle<br />
kleine Mitbringsel dieser Fre<strong>und</strong>innen, auch das<br />
Steinherz gehört dazu.<br />
Ich wiederhole ihre letzten Worte:„… sie kommen<br />
gerne?” <strong>und</strong> Frau A redet weiter:„Ich glaub ihnen<br />
das auch,” – Pause – „aber bin schon auch mal<br />
sehr traurig, weil ich so hilflos bin.” Dann mit<br />
einem tiefen Seufzer:„Es kann nur wieder besser<br />
werden”.<br />
In diesem Moment wird unser Gespräch von<br />
einer Krankenschwester unterbrochen, die sich<br />
gleich wieder zurückzieht. Ich versuche, an<br />
den letzten Satz anzuknüpfen, wiederhole noch<br />
einmal alle gef<strong>und</strong>enen Gefährtinnen, Streit,<br />
Geduld, Fre<strong>und</strong>innen, Hilflosigkeit <strong>und</strong> frage<br />
Frau A, welche ihr denn jetzt im Moment die<br />
liebste wäre. „Die Zuversicht”, schießt die Antwort<br />
aus ihrem M<strong>und</strong>. Dann bedankt sie sich<br />
übergangslos bei mir <strong>und</strong> damit fühle ich mich<br />
verabschiedet.<br />
9
Die Liebe zum Pferd<br />
Die Grausamkeit des Verschonens<br />
(aus dem Buch „Ach wie gut, dass jemand weiß“ von Karin E. Leiter<br />
Dieses kleine Märchen stammt aus Kurdistan.<br />
Es gehört zu meinen Lieblingsgeschichten <strong>und</strong><br />
ist zu einem wichtigen Bestandteil meiner<br />
Trauerbegleitungsseminare geworden.<br />
Es war einmal ein Bauer, der hatte ein Pferd. Er<br />
liebte sein Pferd über alle Maßen. Eines Tages<br />
10<br />
wollte der Bauer mit seiner Ernte zum<br />
Basar in die Stadt, um dort alles zu<br />
verkaufen. Er schnürte die Säcke <strong>und</strong><br />
stopfte die Körbe voll <strong>und</strong> lud alles auf<br />
seine Schultern. Dann stieg er auf sein<br />
Pferd <strong>und</strong> ritt in die Stadt.<br />
Auf seinem Weg begegnete ihm ein<br />
Wanderer. Der staunte nicht schlecht,<br />
als er den Bauern sah, zwischen<br />
Lastenkörbchen <strong>und</strong> Pferd halb<br />
erdrückt. „Väterchen, warum nur hast<br />
du alles auf deine Schultern geladen?”<br />
fragte der Wanderer den Bauern. „Ich<br />
liebe mein Pferd so sehr”, sagte der<br />
Bauer,„es soll nicht eine so schwere<br />
Last tragen!”<br />
Ein Schmunzeln ist wohl kaum zu<br />
unterdrücken bei dieser „tollen”<br />
Pferdeliebe. Aber gerade dieser<br />
humorvolle Spiegel macht es möglich,<br />
ein sehr ernstes Thema leicht verständlich<br />
zu machen.<br />
Hugo lag im Sterben. Jeden Tag sammelte<br />
er mühsam alle Kraftreste<br />
zusammen, um beim Besuch seiner<br />
Frau „guter Dinge” sein zu können.<br />
Wenn Hertha wieder fort war, brach<br />
er zusammen, hatte heftige<br />
Schmerzen von der Anstrengung. In<br />
der Nacht weinte er oft.<br />
Hertha saß jeden Tag schon eine<br />
ganze Zeitlang im Aufenthaltsraum<br />
der Station, bevor sie sich sichtlich<br />
hochreckte, schließlich mit einem<br />
tiefen Atemzug ein Lächeln ins Gesicht zauberte<br />
<strong>und</strong> ins Krankenzimmer zu ihrem Mann ging.<br />
Ich besuchte zu dieser Zeit einen Fre<strong>und</strong>, der bei<br />
Hugo im Zimmer lag. Jeden Tag erlebte ich diese<br />
Theateraufführung mit.
„Wie geht es Ihnen denn?” fragte ich<br />
Hertha eines Tages im Aufenthaltsraum.<br />
Sie starrte mich einen Moment<br />
aus leeren Augen an. Es schien, als<br />
müssten meine Worte erst in sie<br />
hineingelangen. „Wie soll es mir<br />
schon gehen?” fragte sie fast trotzig<br />
zurück. Ich setzte mich. „Wie lange<br />
sind Sie denn mit Hugo schon verheiratet?”<br />
„Dreißig Jahre”, sagte sie ganz leise.<br />
Dann weinte sie plötzlich haltlos. Ich<br />
legte meine Hände offen auf den<br />
Tisch. Nach einer langen Zeit griff sie<br />
eine Hand <strong>und</strong> drückte sie, dass es<br />
weh tat. Ich legte ganz sanft meine<br />
andere Hand auf die ihre. Der Griff<br />
wurde lockerer. Hertha zog ihre Hand<br />
nicht zurück. Jetzt schaute sie mich<br />
mit aller Verzweiflung an.<br />
„Ich halte das einfach nicht mehr<br />
aus!” sagte sie schließlich weinend.<br />
Ich nickte:„Sie sind so allein! Die Last<br />
ist so schwer!” Sie nickte heftig <strong>und</strong><br />
staunte mich an. „Ja, genau! Ich weiß,<br />
dass Hugo nicht mehr lange zu leben<br />
hat. Es tut so unsagbar weh!”„Und<br />
wie geht es ihm damit?” Sie schreckte<br />
auf, zog ihre Hand zurück:„Er weiß<br />
es nicht!”„In dreißig Jahren haben Sie<br />
sicher viel miteinander erlebt” wechselte ich<br />
scheinbar das Thema. Hertha nickte heftig. „Es<br />
war nicht immer leicht. Aber wir haben alles miteinander<br />
geschafft.”<br />
Sie lächelte jetzt. Ein Hauch von Stolz lag in<br />
ihrem verweinten Gesicht. Dann wurde sie wieder<br />
ernst:„Ich kann ihm nicht sagen, wie es um<br />
ihn steht, das würde er nicht verkraften!” Sie<br />
stand auf <strong>und</strong> ging auf den Balkon hinaus. Ich<br />
ging ins Krankenzimmer. Ich setzte mich zwischen<br />
den Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Hugo <strong>und</strong> fragte Hugo:<br />
„Wie geht es Ihnen heute?”„Viel Zeit bleibt mir<br />
nicht mehr!” sagte er überraschend offen.<br />
„Sie sind traurig”, stellte ich einfach nur fest.<br />
„Ja. Ich kann der Hertha nicht sagen, wie schlecht<br />
es mir geht, das würde sie total fertigmachen.<br />
Und sie braucht jetzt doch alle Kraft.”„Und Ihre<br />
Kraft?” fragte ich nach einer Weile. „Für sie wird<br />
es schlimm. Sie bliebt zurück. Da braucht sie<br />
Kraft. Bei mir ist es schon gleich!”„Wie lange sind<br />
Sie mit Hertha verheiratet?” wollte ich auch von<br />
ihm wissen. „Dreißig Jahre!” sagte Hugo <strong>und</strong><br />
begann zu weinen. In diesem Momente kam<br />
Hertha ins Zimmer. Sie hatte es auch nicht<br />
geschafft, die Spuren ihrer Tränen ganz zu beseitigen.<br />
Die Maske war heute als Maske zu erkennen.<br />
Beide starrten sich wortlos an, konnten sich<br />
nicht einmal die Hände gehen.<br />
„Ich möchte Ihnen beiden gerne eine Geschichte<br />
erzählen!” sagte ich schließlich in das Mauerschweigen<br />
hinein.<br />
Dann erzählte ich ihnen vom Bauern <strong>und</strong> seinem<br />
geliebten Pferd. Als ich fertig war, setzte sich<br />
Hertha an den Bettrand <strong>und</strong> fiel endlich Hugo<br />
um den Hals. Ich löste die Bremsen vom Bett<br />
meines Fre<strong>und</strong>es <strong>und</strong> fuhr mit ihm auf den<br />
Gang.<br />
Hugo ist seit über einem Jahr tot. Hin <strong>und</strong> wieder<br />
treffe ich Hertha. „Erzähl mir eine Geschichte!”<br />
sagt sie jedes Mal. Und ich erzähle ihr eine<br />
Geschichte …<br />
11
Das Märchen vom Ginkgoblatt<br />
von Ulrich Peters<br />
Leiser Regen fiel auf<br />
den alten Wald <strong>und</strong><br />
wusch den Sommer<br />
von den Bäumen.<br />
Das Laub erglühte<br />
jetzt in allen erdenklichen<br />
Farben.<br />
Ein sanfter Wind<br />
sang dem Wald das<br />
Lied der letzten<br />
St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ein<br />
matter Seidensonnenschimmerspiegelte<br />
sich in einer<br />
Regenpfütze. Es<br />
wurde Herbst.<br />
Mitten im Wald<br />
wurde ein kleines<br />
Blatt, das sich nicht<br />
verfärben wollte,<br />
melancholisch:<br />
„Einen Sonnenkreis<br />
habe ich gelebt, <strong>und</strong><br />
nun soll ich also sterben!”<br />
Das Blatt erinnerte<br />
sich an seine<br />
erste Begegnung mit<br />
dem Licht <strong>und</strong><br />
träumte vom Duft<br />
des Frühlings. Jetzt, unter den Regentränen des<br />
Herbstes, sah alles ganz anders aus. Eine verzweifelte<br />
Angst schnürte es ein <strong>und</strong> hielt es gefangen.<br />
All seine Lebenskraft <strong>und</strong> Lebensfreude<br />
hatte das Blatt verloren <strong>und</strong> konnte weder leben<br />
noch sterben. „Was für einen Sinn hat mein<br />
Leben gehabt, wenn jetzt alles aus sein soll?”<br />
schluchzte das kleine Blatt <strong>und</strong> klammerte sich<br />
verzweifelt an seine fahlgrüne Farbe. Mit dem<br />
Verfärben begann das Sterben, das wusste es<br />
wohl. Sein Schluchzen hörte ein Blatt vom<br />
Nachbarbaum. „Warum weinst du, kleines Blatt?”<br />
„Ach, mir ist so elend! Einen Sonnenkreis habe<br />
12<br />
ich gelebt, <strong>und</strong> nun<br />
muss ich sterben.<br />
Alles soll mit einem<br />
Mal aus sein. Ich<br />
habe solche Angst<br />
vor dem Tod.”<br />
„Hab keine Angst, du<br />
gehst nicht verloren!<br />
Spürst du den sanften<br />
Wind? Der Tod ist<br />
immer schon da in<br />
unserem Leben. Er<br />
umspielt uns so<br />
sanft wie der Wind.<br />
Wenn unsere Zeit<br />
erfüllt ist, nimmt<br />
er uns zu sich. Es ist,<br />
als ob er eine reife<br />
Frucht pflückt.<br />
Nein, vor dem Tod<br />
brauchst du keine<br />
Angst zu haben – in<br />
ihm ist das Leben.”<br />
Das konnte das kleine<br />
Blatt nicht verstehen.<br />
Die Vorstellung<br />
von einem zärtlich,<br />
ja liebenden Tod, in<br />
dem obendrein das<br />
Leben sein soll, war ihm gänzlich fremd. Der Tod<br />
war immer etwas Starkes <strong>und</strong> Furchterregendes<br />
für das kleine Blatt gewesen. Überhaupt, wie<br />
konnte dieses Blatt so vermessen daherreden? Es<br />
lebte doch selber noch <strong>und</strong> konnte wohl kaum<br />
mitreden. Doch gelassen <strong>und</strong> sicher, als hole es<br />
die Gedanken von weit her, antwortete das<br />
Nachbarblatt:„Man darf den Tod <strong>und</strong> das Leben<br />
nicht voneinander trennen, als ob sie nichts miteinander<br />
zu tun hätten <strong>und</strong> verschiedenen<br />
Wirklichkeiten angehörten. Leben <strong>und</strong> Tod sind<br />
auf geheimnisvolle Weise eins. Unser ganzes<br />
Leben ist ein einziges Einüben ins Sterben.
Sterben heißt, sich loslassen. Jeder<br />
ist allein das, was er von sich weitergibt.<br />
Man nennt dies die Weisheit<br />
des Alters, kleines Blatt. Erst im<br />
Herbst unseres Lebens haben wir<br />
gelernt, alle Farben des Lichts an die<br />
Welt weiterzugeben. Nur deshalb<br />
sind wir im Herbst so farbenprächtig,<br />
weil wir begriffen haben: alles ist<br />
Geschenk, das es weiterzuschenken<br />
gilt. Wer loslassen kann, was er<br />
geschenkt bekam, der kann schließlich<br />
auch sich selbst loslassen. Hab<br />
also keine Angst vor dem Sterben –<br />
es muss sehr befreiend sein. Wer<br />
aber Angst hat zu sterben, der<br />
bekommt auch Angst, richtig zu<br />
leben. Er beginnt sein Leben abzusichern<br />
<strong>und</strong> sperrt es damit ein. Der<br />
Tod kann lebensgefährlich sein,<br />
wenn er einem Angst macht. Wer<br />
aber dem Leben vertrauen kann, wird<br />
keine Angst vor dem Tod haben. Er<br />
wird es wagen können <strong>und</strong> nur dem,<br />
der es wagt, wird es bunt, lebendig<br />
<strong>und</strong> reich.”<br />
Das kleine Blatt war über diese<br />
Gedanken ganz still geworden.<br />
Viele Tage schwiegen die beiden miteinander<br />
<strong>und</strong> es war ein gutes Beisammensein. In der<br />
Stille reifen die wirklich großen Dinge. In dem<br />
kleinen Blatt entfaltete sich in diesen Tagen ein<br />
großer Glaube. Es lernte leben, weil es sterben<br />
musste. Das kleine Blatt begann sich selbst <strong>und</strong><br />
die Farben seines Lebens an die Welt zu verschenken.<br />
Es hielt sich nicht länger krampfhaft<br />
fest, sondern hatte die Freiheit gewonnen.<br />
Äußerlich war das daran zu erkennen, dass es<br />
sich mehr <strong>und</strong> mehr verfärbte. Am siebten Tag<br />
schließlich leuchtete es in den schönsten Farben,<br />
von denen es nie geahnt hatte, sie alle in sich zu<br />
tragen. So lernte es im Geben <strong>und</strong> Verschenken<br />
den Reichtum seines Lebens kennen.<br />
Zum Blatt am Nachbarbaum sagte es:„Danke, ich<br />
habe viel von dir gelernt. Du hast mir vom Sterben<br />
erzählt <strong>und</strong> es wurde eine Geschichte vom<br />
Leben. Solange ich hier am Baum lebe, nehme ich<br />
das Licht der Sonne auf <strong>und</strong> gebe es wieder ab. Je<br />
mehr ich davon abgebe, desto schöner werde ich.<br />
Ich glaube, der Tod hat gar nichts mit dem Sterben<br />
zu tun, so wie es die Welt versteht. Er ist vielmehr<br />
eine Art von Wachstum. Das Wesentlich an<br />
mir ist nicht meine jetzige Gestalt, denn sie ist<br />
wandelbar <strong>und</strong> ständig im Wachsen begriffen.<br />
Das Wesentlich an mir ist vielmehr das einzigartige<br />
Leben, das in mir wohnt. Mein Leben ist das<br />
Licht. Mit jedem Tag nimmt es größeren Raum in<br />
mir ein <strong>und</strong> erfüllt mich mehr. Es wächst <strong>und</strong><br />
reift, bis meine Blattgestalt, die Wohnung meines<br />
Lebens, schließlich zu klein ist. Mein kleines<br />
Lebenshaus steht der ganzen Fülle im Wege <strong>und</strong><br />
ich wachse gewissermaßen darüber hinaus,<br />
ziehe in eine unendliche Wohnung ein <strong>und</strong><br />
werde schließlich zu dem, wozu ich bestimmt<br />
bin: Licht. Warum ich darauf nicht früher gekommen<br />
bin, weiß ich nicht. Aber ich bin dankbar,<br />
dass es mir geschenkt wurde. Es ist so einfach:<br />
man braucht nur wesentlich zu werden.”<br />
Als einige Tage später der sanfte Tod kam <strong>und</strong><br />
das Blatt mit sich nahm, sagte es noch diesen<br />
Satz:„Trauere nicht um mich, Welt. Wenn du<br />
wüsstest, wo ich jetzt hingehe, würdest du nicht<br />
weinen. Was du den Tod nennst, ist nicht das<br />
Ende, sondern allein die Vollendung.”<br />
13
Sterntaler<br />
Ein Märchen als Lebenshilfe für trauernde Kinder?<br />
von Heike Gathmann<br />
Es war einmal …<br />
… ein kleines Mädchen, deren Vater <strong>und</strong> Mutter<br />
gestorben waren.<br />
In der Kindertrauergruppe „Sonnenstrahl” finden<br />
sich Kinder zusammen, die einen lieben<br />
Menschen durch Tod verloren haben. Manche<br />
Kinder haben mehrere Menschen zu betrauern,<br />
die meisten aber Gott sei Dank „nur” einen einzigen:<br />
den Vater; die Mutter, den Großvater, die<br />
14<br />
Tante oder ein Geschwisterkind.<br />
Seitdem sind sie in ihrem Urvertrauen<br />
erschüttert <strong>und</strong> haben Angst davor,<br />
dass ihnen noch einmal „so etwas”<br />
passiert.<br />
Macht ihnen die Vorstellung, dass<br />
dem Sterntaler Vater <strong>und</strong> Mutter<br />
gestorben sind, nicht noch mehr<br />
Angst?<br />
Es war so arm, dass es kein Kämmerchen<br />
mehr hatte, um darin zu wohnen<br />
<strong>und</strong> kein Bettchen mehr hatte,<br />
um darin zu schlafen. Irgendwann<br />
hatte es gar nichts mehr außer den<br />
Kleidern auf dem Leib <strong>und</strong> ein Stück<br />
Brot in der Hand, welches ihm ein<br />
gutes Herz geschenkt hatte. Es war<br />
aber gut <strong>und</strong> fromm. Und weil es so<br />
von aller Welt verlassen war, ging<br />
es im Vertrauen auf den lieben Gott<br />
hinaus ins Ungewisse.<br />
Da begegnete ihm ein armer Mann,<br />
der sprach:„Ach bitte, gib mir etwas<br />
zu Essen! Ich bin so hungrig.”<br />
Da reichte es ihm das ganze Stück<br />
Brot <strong>und</strong> sagte:„Gott segne ’s dir!”<br />
<strong>und</strong> ging weiter.<br />
Da kam ein Kind, das jammerte <strong>und</strong><br />
sprach:„Es friert mich so an meinem<br />
Kopfe! Bitte schenk mir etwas, womit<br />
ich ihn bedecken kann.” Da nahm es seine Mütze<br />
ab <strong>und</strong> gab sie ihm. Und als es noch ein Stück<br />
gegangen war, kam wieder ein Kind, das hatte<br />
kein Leibchen an <strong>und</strong> fror <strong>und</strong> da gab es ihm<br />
seins. Und noch ein Stück weiter, da bat eins um<br />
ein Röcklein, das gab es auch noch hin.<br />
Endlich gelangte es in einen Wald <strong>und</strong> es war<br />
schon dunkel geworden. Da kam noch ein Kind<br />
<strong>und</strong> bat um ein Hemdchen. Das fromme<br />
Mädchen dachte:„Es ist dunkle Nacht, da sieht
mich niemand. Du kannst wohl dein Hemd<br />
weggeben”, <strong>und</strong> zog das Hemd ab <strong>und</strong> gab es<br />
auch noch hin.<br />
Sterntaler ist selbstlos; es stellt die eigenen<br />
Bedürfnisse zurück <strong>und</strong> erfüllt stattdessen die<br />
Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse der Menschen r<strong>und</strong>um.<br />
Auch unsere trauernden Kinder nehmen sich<br />
oft zurück, möchten ihrer Umgebung zusätzlichen<br />
Kummer ersparen; <strong>und</strong> so tröstet nicht<br />
selten das Kind, dessen Vater gestorben ist, die<br />
Mutter. Aber braucht nicht gerade das Kind in<br />
dieser Situation Trost <strong>und</strong> Zuwendung?<br />
Wir versuchen mit den Kindern, die zu uns kommen,<br />
die eigenen Gefühle <strong>und</strong> Bedürfnisse zu<br />
erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> nach möglichen Hilfen zu suchen.<br />
„Wie fühlst du dich? Was brauchst du jetzt, damit<br />
du dich wieder besser fühlst?” sind zentrale<br />
Fragen in unserer Arbeit mit den Kindern.<br />
Die Kinder in unserer Gruppe dürfen klagen,<br />
schimpfen <strong>und</strong> wütend sein. Sie dürfen Wünsche<br />
äußern <strong>und</strong> den Anspruch stellen, wahr <strong>und</strong><br />
ernst genommen zu werden. Sie sollen nicht nur<br />
als „gut <strong>und</strong> fromm” gelten, wenn ihnen die<br />
anderen mehr wert sind als sie selbst. Nein, wir<br />
ermutigen sie geradezu, selbst aktiv zu werden<br />
<strong>und</strong> für sich selbst Unterstützung einzufordern.<br />
Und wie es so stand <strong>und</strong> gar nichts mehr hatte,<br />
fielen auf einmal die Sterne vom Himmel <strong>und</strong><br />
waren lauter harte, blanke Taler. Und wenn es<br />
auch sein Hemdlein weggegeben hatte, so hatte<br />
es ein neues an <strong>und</strong> das war vom allerfeinsten<br />
Linnen. Dort sammelte es die Taler hinein <strong>und</strong><br />
war reich für sein Lebtag.<br />
Nein, wir glauben nicht daran, dass die Sterne<br />
erst vom Himmel fallen, wenn jemand alles<br />
gegeben hat!<br />
Und doch haben wir dieses Märchen, das<br />
Namenspate für eine Kindertrauergruppe <strong>und</strong><br />
für ein Kinderhospiz ist, anfangs in unserer<br />
Kindergruppe „Sonnenstrahl” vorgetragen.<br />
Es spiegelte für uns zunächst die Hoffnung<br />
wider, dass nach schweren Tagen <strong>und</strong> Erlebnissen<br />
alles wieder gut werden kann, die Sterne<br />
vom Himmel fallen <strong>und</strong> das Kind für alles<br />
Erlittene entschädigt wird.<br />
Die Aussage von Sarah (9) machte uns jedoch<br />
nachdenklich. „Das Kind hat zuerst an die anderen<br />
gedacht <strong>und</strong> nicht an sich selbst, deswegen<br />
wurde es hinterher belohnt.”<br />
Wir glauben daran, dass jedes Kind die Ressourcen<br />
in sich trägt, auch einen so schweren Verlust<br />
wie den Tod eines Elternteils oder eines nahen<br />
Verwandten oder Fre<strong>und</strong>es zu verarbeiten. Doch<br />
es braucht die Unterstützung <strong>und</strong> Ermutigung<br />
von uns Erwachsenen dazu, nicht aber die moralisierende<br />
Forderung, selbst in dieser Situation<br />
noch „gut <strong>und</strong> fromm” im Sinne von Selbstlosigkeit<br />
zu sein.<br />
PROGRAMM<br />
7. Lippische Hospiztage<br />
<strong>und</strong> 15-jähriges Jubiläum<br />
des Ambulanten Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<br />
<strong>Beratungsdienst</strong>es <strong>Lippe</strong> e.V. in Detmold<br />
Hospiz bewegt –<br />
auch junge Menschen!<br />
Sa 17.4. + So 18.04.2010<br />
SAMSTAG 17.04.2010 – von 11 bis ca.16 Uhr<br />
in der Sparkasse Detmold, Paulinenstraße<br />
u. a. Vorstellung der Projektarbeit junger<br />
Menschen<br />
● Vortrag <strong>und</strong> Diskussion mit Herrn<br />
Fritz Roth, Bestatter <strong>und</strong> Trauerbegleiter,<br />
Bergisch-Gladbach<br />
● Herr Rüdiger Barth, Leiter des Jugendhospizes<br />
Olpe berichtet über seine Arbeit<br />
SONNTAG 18.04.2010 – 18 Uhr<br />
Benefizkonzert im Sommertheater<br />
mit Ulrike Wahren <strong>und</strong> anderen<br />
15
Märchen auf der <strong>Palliativ</strong>station<br />
Maja Winter, Bad Essen<br />
Als mich vor einiger Zeit Frau Böinghoff anrief<br />
<strong>und</strong> fragte, wie meine Erfahrungen „Märchen auf<br />
der <strong>Palliativ</strong>station” seien <strong>und</strong> ich bereit wäre,<br />
einen kleinen Artikel darüber zu schreiben, habe<br />
ich sofort „ja” gesagt. Denn ich habe zu Detmold<br />
eine besondere Beziehung: Mein Mann kommt<br />
aus Detmold. Erlauben Sie mir bitte, mich erst<br />
einmal vorzustellen. Mein Name ist Maja Winter,<br />
ich bin 65 Jahre <strong>und</strong> seit 12 Jahren ehrenamtliche<br />
Hospizhelferin in Ostercappeln „Spes Viva”. Wie<br />
der Name sagt, möchten wir lebendige Hoffnung<br />
in die Krankenzimmer tragen.<br />
Daher kam auch die Idee, mit Märchen den<br />
Sterbenden zu begleiten. Seit ca. 5 Jahren ist dieses<br />
hauptsächlich meine Aufgabe, abgesehen<br />
von den „normalen” Sterbebegleitungen.<br />
Ja, passt das zusammen - Tod <strong>und</strong> Märchen? Ich<br />
finde, es passt gut, denn Märchen erzählen von<br />
einem anderen Leben <strong>und</strong> genau dieses „Andere”<br />
nehmen die Kranken mit auf eine besondere<br />
Reise. Sie trauen ihrer Sehnsucht mehr als dem<br />
Verzweifeln.<br />
Besonders gut passt die Geschichte von der<br />
Traurigkeit in dem Alltag eines Schwerkranken:<br />
16<br />
Denn hier geht es um die Hoffnung, <strong>und</strong> diese<br />
Hoffnung begleitet die Traurigkeit – <strong>und</strong> wenn<br />
Traurigkeit <strong>und</strong> Hoffnung zusammen gehen,<br />
dann heißt es sinnvoll leben, reif sein zum Tod;<br />
<strong>und</strong> die Tränen sind dann Stufen zum Paradies.<br />
Für mich lässt sich die Botschaft der Märchen<br />
verdichten in den Satz:„Man muss durch das Leid<br />
gehen <strong>und</strong> kann dort etwas finden <strong>und</strong> mit<br />
zurückbringen, was einen weiter leben lässt.”<br />
Märchen können eine Hilfe sein, Unsagbares<br />
oder nur schwer Sagbares zu sagen <strong>und</strong> in Worte<br />
zu bringen, sie bieten Deutungshilfen an <strong>und</strong><br />
können Trauer <strong>und</strong> Traumatisches in Lebenskrisen<br />
<strong>und</strong> am Lebensende lösen helfen. Ich habe<br />
viele gute Erfahrungen mit Märchen auf der<br />
<strong>Palliativ</strong>station gemacht, denn Märchen berühren<br />
<strong>und</strong> bewegen uns von alters her auf eine<br />
besondere Art <strong>und</strong> Weise. Mit Märchen wird man<br />
getröstet <strong>und</strong> gefragt:„Hat nicht der Himmel<br />
über dir geleuchtet? Nach jeder Dunkelheit neu<br />
über dir in dir, für dich <strong>und</strong> für so viele, die dich<br />
brauchten? Hast du nicht deinen Gott bei dir an<br />
der Grenze zwischen Hell <strong>und</strong> Dunkel, damit er<br />
deinen letzten Schlaf verwandele zu leuchtendem<br />
Erwachen?”<br />
Mit Märchen taucht man in das Reich zwischen<br />
Traum <strong>und</strong> Wirklichkeit, denn alles ist Sinnbild<br />
<strong>und</strong> Gleichnis für eine tiefere Wirklichkeit.<br />
Wo ist das Märchen besser aufgehoben als auf<br />
der <strong>Palliativ</strong>station, wo die Wirklichkeit zum<br />
Traum wird?
Wer wir sind<br />
Ambulanter Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
Wir helfen ehrenamtlich<br />
Wir Mitarbeiter/innen des Ambulanten Hospiz<strong>und</strong><br />
<strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong>es sind Frauen <strong>und</strong><br />
Männer aus unterschiedlichen Berufen,<br />
Altersgruppen <strong>und</strong> Konfessionen, die sich mit<br />
Krank-heit, Leid, Sterben <strong>und</strong> Trauer intensiv<br />
befasst haben <strong>und</strong> Schwerkranken, Sterbenden<br />
<strong>und</strong> ihren Angehörigen in der Zeit des Sterbens<br />
<strong>und</strong> danach beistehen. Wir arbeiten ehrenamtlich<br />
<strong>und</strong> sind auf diese Aufgabe sorgfältig vorbereitet<br />
<strong>und</strong> werden von hauptamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen unterstützt.<br />
Was wir wollen<br />
Unser vorrangiges Ziel ist es, Menschen in ihrem<br />
Wunsch zu unterstützen, ihre letzte Lebensphase<br />
in vertrauter Umgebung zu verbringen, möglichst<br />
schmerzfrei, bewusst <strong>und</strong> selbstbestimmt.<br />
Darüber hinaus wollen wir dazu beitragen, dass<br />
Sterben, Tod <strong>und</strong> Trauer wieder als wichtige<br />
Bestandteile des Lebens verstanden werden <strong>und</strong><br />
wir möchten helfen, diese Zeit tragbar zu<br />
machen. Wir wollen Menschen bestärken, sich<br />
mit dem Sterben auseinander zu setzen, denn<br />
Sterben ist Leben bis zuletzt.<br />
Was wir Ihnen anbieten<br />
Auf Wunsch besuchen <strong>und</strong> begleiten wir<br />
Schwerkranke zu Hause, im Stationären Hospiz,<br />
im Heim oder im Krankenhaus. Dabei richten wir<br />
uns ganz nach den Wünschen der Kranken <strong>und</strong><br />
ihrer Angehörigen.<br />
Wir bieten Dienste an wie<br />
● Beratung bei der Organisation eines kompetenten<br />
Betreuungsteams.<br />
● Anwesendsein, wenn Angehörige arbeiten<br />
oder sich ausruhen.<br />
● Gespräche mit Patienten <strong>und</strong> Angehörigen.<br />
● Hilfe in der Zeit der Trauer.<br />
● Seminare für Fachkräfte <strong>und</strong> Laien.<br />
● Informationen über Patientenverfügungen.<br />
● <strong>Palliativ</strong>e-Care-Beratung<br />
Wir stehen unter Schweigepflicht.<br />
Unser Dienst ist kostenfrei.<br />
Wir übernehmen keine Krankenpflege.<br />
Das moderne Hospizkonzept<br />
Die moderne Hospiz-Idee wurde in London von<br />
der britischen Ärztin Cicely Sa<strong>und</strong>ers begründet<br />
<strong>und</strong> basiert auf folgenden Gedanken:<br />
Sterben ist ein Teil des Lebens <strong>und</strong> soll im Leben<br />
stattfinden können, wo <strong>und</strong> so, wie der Einzelne<br />
es möchte.<br />
Im Mittelpunkt der Hospiz-Arbeit stehen – unabhängig<br />
von Nationalität, Religion, Einkommen<br />
etc. – kranke, sterbende <strong>und</strong> trauernde Menschen<br />
mit ihren Bedürfnissen. Diesen gerecht zu werden,<br />
bedeutet vor allem mitmenschliche<br />
Begleitung auf dem letzten Stück des<br />
Lebensweges <strong>und</strong> gute pflegerische <strong>und</strong> medizinische<br />
Betreuung.<br />
Die notwendige Hilfe wird durch ein interdisziplinäres<br />
Team geleistet.<br />
Freiwillige, ehrenamtliche Helfer/innen werden<br />
in den Dienst einbezogen.<br />
17
Manchmal hilft wünschen eben doch …<br />
Andrea Schadow-Lorenz<br />
Mein Name ist Andrea Schadow-Lorenz. Ich bin<br />
44 Jahre alt <strong>und</strong> lebe mit meiner Familie in Bad<br />
Meinberg. Unsere Kinder Mona <strong>und</strong> Mattis sind<br />
11 <strong>und</strong> 9 Jahre alt.<br />
Seit dem 1. September 2009 bin ich mit 15<br />
Wochenst<strong>und</strong>en hauptamtlich als Koordinatorin<br />
für unseren Verein tätig.<br />
Meine ersten Erfahrungen mit dem Hospizverein<br />
machte ich im Jahr 2004, als mein Vater schwer<br />
erkrankte <strong>und</strong> wir mit Hilfe von Ilse Böinghoff<br />
soviel Kraft <strong>und</strong> Mut bekamen, dass wir ihn in<br />
seinem letzten Lebensabschnitt gut begleiten<br />
konnten.<br />
Im Januar 2005 besuchte ich den Gr<strong>und</strong>kurs<br />
„Sterbende begleiten”, da es mir wichtig war,<br />
etwas von der positiven Energie, die wir erhalten<br />
hatten, zurückzugeben.<br />
Seit dieser Zeit arbeite ich ehrenamtlich für den<br />
Verein im Vortragsteam <strong>und</strong> halte Vorträge über<br />
die Hospizarbeit <strong>und</strong> über das Thema Patientenverfügung.<br />
Ich bin staatlich anerkannte Erzieherin. Um die<br />
Elternzeit <strong>und</strong> die Berufstätigkeit in Einklang<br />
18<br />
zu bringen, habe ich mich 2003 selbständig<br />
gemacht <strong>und</strong> Eltern-Kind-Kurse nach dem<br />
Prager-Eltern-Kind-Programm (PEKiP) in unserem<br />
Haus in Bad Meinberg gegeben. Die jungen<br />
Eltern durch das erste Lebensjahr ihrer Kinder zu<br />
begleiten, die Freude der Entwicklung zu erleben<br />
<strong>und</strong> bei Unsicherheiten <strong>und</strong> Ängsten professionelle<br />
Hilfe anzubieten, hat mein Leben sehr<br />
bereichert.<br />
Unsere Kinder sind dem Säuglingsalter längst<br />
entwachsen. Aus ihnen werden langsam Jugendliche,<br />
<strong>und</strong> ich stelle immer häufiger fest, wie<br />
wichtig gelungene Kommunikation im Leben ist.<br />
In diesem Bereich sah ich mein Entwicklungspotential.<br />
So entschloss ich mich Ende 2007 zu<br />
einer Fortbildung zur Mediatorin, die ich im<br />
Frühjahr 2009 erfolgreich beendete.<br />
Auf der Fahrt zu dem Ausbildungsmodul<br />
„Erbschaftsmediation” sprach ich mit meiner<br />
Fre<strong>und</strong>in über Hospizarbeit.<br />
„Weißt Du”, sagte ich,„wenn ich mir etwas wünschen<br />
könnte, dann würde ich mir wünschen,<br />
hauptamtlich im Hospizverein mitarbeiten zu<br />
dürfen.” Ein Jahr später kam vonseiten des<br />
Vereins die Anfrage, ob ich mir eben dieses vorstellen<br />
könne.<br />
Die Entscheidung war schnell getroffen, <strong>und</strong> ich<br />
freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit<br />
all den Menschen, die sich dem Hospizgedanken<br />
<strong>und</strong> unserem Verein verb<strong>und</strong>en fühlen.<br />
Ihre<br />
Andrea Schadow-Lorenz
Ich freue mich auf meine neue Aufgabe<br />
Birgit Bleibaum<br />
Mein Name ist Birgit Bleibaum, ich bin 35 Jahre<br />
alt <strong>und</strong> lebe mit meinem Mann <strong>und</strong> unserer 10jährigen<br />
Tochter in Lemgo.<br />
Nach meinem Abitur absolvierte ich ein freiwilliges<br />
soziales Jahr im Detmolder Klinikum <strong>und</strong><br />
erkannte dort, dass ich Krankenschwester werden<br />
wollte. Also bewarb ich mich an der Detmolder<br />
Krankenpflegeschule <strong>und</strong> meisterte die<br />
3-jährige Ausbildung. Ich merkte sehr schnell,<br />
dass dieses spannende Betätigungsfeld das<br />
Richtige für mich war.<br />
Nach 1 1/2-jähriger Tätigkeit auf einer internistischen<br />
Station kam unsere Tochter Lena-Marie zur<br />
Welt. Während meines Erziehungsurlaubes<br />
arbeitete ich einige St<strong>und</strong>en in der Woche bei<br />
einem ambulanten Pflegedienst, ehe ich im<br />
Mai 2001 meine Tätigkeit im Klinikum wieder<br />
aufnahm.<br />
Bei der Arbeit im Krankenhaus erlebte ich oft,<br />
dass Menschen am Ende ihres Lebens allein<br />
gelassen werden. Insbesondere fehlt es an Zeit<br />
<strong>und</strong> Kompetenz für eine angemessene Begleitung<br />
Sterbender <strong>und</strong> ihrer Angehörigen.<br />
Wir bemühten uns um eine alle Seiten zufriedenstellende<br />
Betreuung, trotzdem waren diese<br />
Bemühungen von Angst, Unsicherheit <strong>und</strong><br />
Unwissen geprägt.<br />
Aus diesen Gründen besuchte ich einige Fortbildungsveranstaltungen,<br />
die sich mit <strong>Palliativ</strong>medizin<br />
<strong>und</strong> Hospizarbeit beschäftigten.<br />
Kurz darauf erfuhr ich durch einen glücklichen<br />
Zufall, dass eine Teilzeitstelle im Stationären<br />
Hospiz in Detmold besetzt werden sollte, die ich<br />
im Juni 2004 voller Freude antrat. Während meiner<br />
5 1/2-jährigen Tätigkeit dort besuchte ich gleich<br />
anfangs den „Gr<strong>und</strong>kurs Sterbebegleitung” <strong>und</strong><br />
erwarb zu einem späteren Zeitpunkt die Zusatzqualifikation<br />
„<strong>Palliativ</strong>e Care”.<br />
Im Hospiz fand ich die Voraussetzungen vor, die<br />
ich mir für die Begleitung schwer erkrankter<br />
Menschen <strong>und</strong> ihrer Angehörigen wünschte.<br />
Meine Arbeit im Stationären Hospiz bedeutet<br />
mir sehr viel. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig es<br />
ist, dass Menschen mit Tod <strong>und</strong> Sterben umzugehen<br />
lernen <strong>und</strong> begreifen, dass auch dieser letzte<br />
Abschnitt noch lebenswert <strong>und</strong> von schönen<br />
Erlebnissen geprägt sein kann. Ich habe oft laut<br />
mit unseren Gästen <strong>und</strong> Angehörigen gelacht<br />
<strong>und</strong> gespürt, dass der natürliche Umgang mit<br />
der Situation häufig richtig ist.<br />
In den letzten Jahren habe ich die Arbeit des<br />
Ambulanten Hospiz-<strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong>es<br />
<strong>Lippe</strong> e.V. mit großem Interesse verfolgt,<br />
<strong>und</strong> Gelegenheit gehabt, einige Ehrenamtliche<br />
<strong>und</strong> Hauptamtliche kennen zu lernen. Durch die<br />
enge Zusammenarbeit von Stationärem Hospiz<br />
<strong>und</strong> Hospizverein blieb ich fortwährend über dessen<br />
tolle Entwicklung im Bilde. Nach 17 Jahren<br />
Pflegetätigkeit verspüre ich nun den Wunsch,<br />
den Verein als neue Koordinatorin im Lemgoer<br />
Büro mit meinen Kenntnissen zu unterstützen.<br />
Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe<br />
Ihre Birgit Bleibaum<br />
19
20<br />
WIR BRAUCHEN FREUNDE ...<br />
Ambulanter Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
… damit unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen<br />
gut ausgebildet werden können,<br />
… damit Hilfesuchende jederzeit kompetent beraten werden,<br />
… damit stets aktuelle Informationen verfügbar sind.<br />
Sie können uns unterstützen<br />
durch aktive Mitarbeit in den<br />
Hospizarbeitsgruppen,<br />
durch fördernde Mitgliedschaft in dem<br />
Ambulanten Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<br />
<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.,<br />
durch Spenden<br />
Sparkasse Detmold 47 47 47 47 – BLZ 476 501 30<br />
Sparkasse Lemgo 4 44 44 44 – BLZ 482 501 10<br />
<strong>und</strong> indem Sie in Ihrem Fre<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Bekanntenkreis<br />
auf die Hospizbewegung hinweisen.<br />
Wie Sie uns erreichen können<br />
Wenn Sie Verbindung zu uns aufnehmen, einen<br />
Besuch wünschen oder einfach unverbindlich<br />
Näheres wissen möchten, wenden Sie sich bitte<br />
an<br />
Ambulanter Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<br />
<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
Leopoldstraße 16 – 32756 Detmold<br />
Tel. 05231-962800 –Fax05231-962801<br />
Montag bis Freitag 8 – 12 Uhr<br />
(außer Mittwoch)<br />
Kramerstraße 10 – 32657 Lemgo<br />
Tel. 052 61 - 77 73 83 –Fax05261-668447<br />
Montag bis Freitag 8 – 12 Uhr<br />
(außer Mittwoch)<br />
Wenkenstraße 63 – 32105 Bad Salzuflen<br />
Tel. 05222-3639310 –Fax05222-3639315<br />
Dienstag <strong>und</strong> Donnerstag 10 – 12 Uhr<br />
Regionalgruppe Extertal<br />
Tel. 05262-995558 –Fax05231-962801
Öffnungszeiten<br />
Detmold montags bis freitags (außer mittwochs) 8 bis 12. Uhr<br />
Lemgo montags bis freitags (außer mittwochs) 8 bis 12 Uhr<br />
Bad Salzuflen dienstags <strong>und</strong> donnerstags von 10 bis 12 Uhr <strong>und</strong> nach Vereinbarung<br />
Extertal erreichbar unter Tel. 05262-995558<br />
Sterbebegleitung<br />
Ca. 110 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen, die je<br />
nach Bedarf zu Hause, in den Krankenhäusern,<br />
Altenheimen <strong>und</strong> im Stationären Hospiz<br />
begleiten.<br />
Bis September 2009 wurden über 140 sterbende<br />
Menschen <strong>und</strong>/oder deren Angehörige begleitet<br />
in Detmold – Lemgo – Bad Salzuflen<br />
im Extertal nach Bedarf<br />
Beratung für Schwerstkranke <strong>und</strong><br />
ihre Angehörigen<br />
···ANGEBOTE FÜR ALLE···ANGEBOTE FÜR ALLE···<br />
Ambulanter Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
in Detmold – Lemgo – Bad Salzuflen – Extertal<br />
Gr<strong>und</strong>kurse »Sterbende begleiten«<br />
<strong>Palliativ</strong>beratung<br />
Trauerbegleitungen<br />
<strong>und</strong> diverse Trauergruppen<br />
z.B. auch für junge Witwen – verwaiste Eltern<br />
die Kindertrauergruppe »Sonnenstrahl«<br />
ein »Trauercafé« in Lemgo<br />
<strong>und</strong> Einzeltrauergespräche nach Absprache<br />
Ambulante Kinderhospizarbeit<br />
Beratung zur Patientenverfügung<br />
»Offene Abende«<br />
Informationsveranstaltungen für alle Interessenten<br />
zu unterschiedlichen hospiznahen Themen<br />
Vortragsteam<br />
mit breiter Themenpalette<br />
Vereinszeitschrift »<strong>BlickWechsel</strong>«<br />
Auflage 4.000 Exemplare – hier die 27. Ausgabe<br />
Blomberg<br />
jeden 1. Freitag im Monat von 10 – 12 Uhr<br />
Hospizliche Beratung in der Diakoniestation.<br />
21
Wohin entwickelt sich die Hospizbewegung?<br />
Eine kritische Betrachtung<br />
von Ilse Böinghoff (zur Mitgliederversammlung 2009)<br />
22<br />
„Geh zum Menschen <strong>und</strong> schau,<br />
was er braucht”<br />
Die Hospizbewegung hat sich in den vergangenen<br />
20 Jahren zur Bürgerbewegung entwickelt.<br />
90% der Hospizarbeit ist „Haltung“.<br />
Das bedeutet, dass in der Begleitung schwerstkranker,<br />
sterbender Menschen <strong>und</strong> ihrer Angehörigen<br />
die betroffenen Menschen im Mittelpunkt<br />
stehen. Hilflosigkeit wird mit ausgehalten,<br />
manchmal ist es hilfreich ein Nichtwissen zu<br />
teilen. Hospizliche Werteorientierung bedeutet<br />
im Wesentlichen: Würde achten <strong>und</strong> Würde<br />
schützen.<br />
In den letzten Jahren hat sich in der Hospizbewegung<br />
eine Eigendynamik entwickelt, in der die<br />
Fortbildung zum „Experten” eine immer größere<br />
Rolle spielt.<br />
Nachdem im Jahre 2002 die ambulante Hospizarbeit<br />
bei nachweisbarer Qualität der Arbeit<br />
Personalkostenzuschüsse durch die Krankenkasse<br />
erhält <strong>und</strong> Ehrenamt <strong>und</strong> Hauptamt miteinander<br />
arbeiten, treten Diskussionen auf.<br />
„Gerät die Wirkkraft der Hospizidee durch finanzielle<br />
Perspektiven <strong>und</strong> formalistische Strukturen<br />
in den Hintergr<strong>und</strong>?“<br />
Im Blickwechsel zum 10jährigen Bestehen unseres<br />
Vereins habe ich dazu schon einmal Stellung<br />
bezogen. Ich finde es wichtig, dass wir uns<br />
dieser Frage immer wieder stellen. Wollen wir<br />
unsere Vorstellung vom Traum von Mitmenschlichkeit,<br />
vom „Leben begleiten bis zuletzt” aufrechterhalten,<br />
dann müssen wir uns immer wieder<br />
an den Wurzeln der Hospizidee orientieren.<br />
Während wir gerade noch dabei sind uns in<br />
diesem Entwicklungsprozess zu orientieren,<br />
erwächst auf dem Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>sektor<br />
durch die SAPV (Spezialisierte ambulante<br />
<strong>Palliativ</strong>versorgung) ein weiteres Professionalisierungskonzept.<br />
SAPV im Rahmen des GKV-<br />
Wettbewerbstärkungsgesetzes.<br />
Wettbewerbstärkungsgesetz, Symptomkontrolle,<br />
Case-Management … Allein, dass der im Management<br />
übliche Sprachgebrauch in der Hospizbewegung<br />
Einzug hält sollte uns achtsam<br />
werden lassen!<br />
Bürgerschaftlichkeit <strong>und</strong> Professionalisierungskonzept<br />
– passt das überhaupt zusammen?
Die Gefahren, die ich sehe, sind:<br />
● Profiabhängigkeit kann zu Spaßverlust<br />
am Engagement führen.<br />
● Der Wettbewerb ums Sterben scheint<br />
eröffnet!!<br />
Ich habe mich in den vergangenen Jahren verstärkt<br />
um die Knüpfung eines tragbaren Netzes<br />
für schwerstkranke Manschen bemüht. Das ist<br />
nicht immer einfach gewesen.<br />
Seitdem Gelder für dieses Netz zur Verfügung<br />
gestellt werden, finden sich wesentlich mehr<br />
Interessierte. Da liegt nahe zu denken:<br />
Der Mensch ist Mittel. Punkt.!<br />
Im Mai 2009 ist zwischen den gesetzlichen<br />
Krankenkassen <strong>und</strong> der Ärzteschaft in Westfalen<br />
<strong>Lippe</strong> ein Vertrag zur palliativmedizinischen<br />
Versorgung geschlossen worden. Diese sieht für<br />
den <strong>Palliativ</strong>medizinischen Konsiliardienst (PKD)<br />
unter anderem eine bedarfsgerechte Koordination<br />
aller in der Begleitung schwerstkranker<br />
Menschen Tätigen vor. Da unser Verein Koordinatorinnen<br />
mit palliativpflegerischen Qualifikati-<br />
onen beschäftigt, hat der PKD Detmold uns<br />
gebeten, vorerst diese Koordination zu übernehmen.<br />
Wir stehen hier in der Anfangsphase <strong>und</strong><br />
ich hoffe, dass wir diesen Weg gemeinsam gut<br />
gehen werden.<br />
Fest steht:<br />
Wir dürfen uns in die neusten Entwicklungen nur<br />
einbinden lassen, wenn sie sich gemeinwohlorientiert<br />
positionieren, sich als Teil der Bürgerbewegung<br />
verstehen <strong>und</strong> nicht ausschließlich<br />
marktorientiert agieren. Wenn wir sorgfältig<br />
darauf achten, glaube ich, dass wir uns in diese<br />
Entwicklung einbinden lassen müssen, um<br />
unsere Haltung <strong>und</strong> unsere hospizliche Werteorientierung<br />
zu vertreten <strong>und</strong> einzubringen <strong>und</strong><br />
damit auch im SAPV-Team zum Fürsprecher der<br />
schwerstkranken Menschen <strong>und</strong> ihrer Angehörigen<br />
werden.<br />
Denn es gilt nicht: Der Mensch ist Mittel.Punkt.<br />
Sondern:<br />
Der Mensch ist Mittelpunkt<br />
<strong>und</strong> muss Mittelpunkt bleiben.<br />
23
Ein festlicher Sommerabend auf Burg Sternberg<br />
von Ingrid Lohmeyer<br />
Haben Sie schon einmal die „Vier Jahreszeiten”<br />
in kürzester Zeit eingeübt <strong>und</strong> uraufgeführt?<br />
Ein Sommerfest der besonderen Art hat dieses<br />
schöne Erlebnis möglich gemacht.<br />
„Sommerfest auf Burg Sternberg”. Ein kurzer<br />
Satz, der sich viel versprechend liest <strong>und</strong> neugierig<br />
macht. Aus diesem Gr<strong>und</strong> machte ich mich an<br />
einem Sommerabend im Juni auf den Weg zur<br />
Burg Sternberg ins Extertal. Der ganze Tag war<br />
begleitet von schönstem Sommerwetter. Am<br />
Abend zogen jedoch kleine Wolken am Himmel<br />
auf <strong>und</strong> über den Wäldern lag Dunst. Wie sollte<br />
dieses Wetter zu einem Sommerfest passen?<br />
Egal, auch der heftigste Regen hätte meine<br />
Vorfreude an dem Abend nicht trüben können.<br />
Der Burgparkplatz war schon recht voll. Für mich<br />
gab es noch einen Parkplatz in einer Ecke. Die vielen<br />
geparkten Wagen zeigten mir, dass eine<br />
Menge Hospizler der Einladung gefolgt waren.<br />
Ich freute mich darüber. Die ersten Begrüßungen<br />
fanden schon vor der Burg statt. Viele bekannte<br />
Gesichter lächelten mich an, ebenso gespannt<br />
auf den Abend wie ich. Die Stimmung stieg mit<br />
jedem Schritt hoch zur Eingangstür der Burg.<br />
24<br />
Wir gingen durch einen Torbogen. Teelichter <strong>und</strong><br />
Laternen wiesen uns den Weg. Liebevoll dekorierte<br />
Tische mit roten Kirschen zum Naschen luden<br />
zum Verweilen ein. Die Atmosphäre hätte nicht<br />
schöner sein können. Viele, liebe Menschen<br />
begrüßten <strong>und</strong> umarmten sich. Es war schön, die<br />
eine oder den anderen einmal wieder sehen zu<br />
können. Die Stimmung war ausgelassen <strong>und</strong> heiter,<br />
der Himmel leider nicht. Ich schaute nach<br />
oben <strong>und</strong> ertappte mich dabei, wie ich mit einer<br />
höheren Macht „verhandeln” wollte: Es ist ein<br />
gutes Gefühl, hier sein zu können. Bitte warte<br />
noch bis morgen mit dem Regen.<br />
Wir gingen alle in einen Raum der Burg. Es gab<br />
einen Sektempfang <strong>und</strong> Begrüßungsworte durch<br />
die Vorsitzende Inge-Lore Brakemeier. Danach<br />
lernten wir eine sehr lebensfrohe, quirlige Frau<br />
kennen, die uns ein wenig über die Historie der<br />
Burg erzählte. Nach ihrem Kurzvortrag wurden<br />
viele verschiedene Instrumente in den Raum<br />
gebracht.<br />
Die Instrumente standen vor uns, aber wo waren<br />
die dazugehörigen Musiker? Auch nach einigen<br />
Minuten waren noch keine Musiker in Sicht.
Was jetzt? Einige schmunzelten oder schauten<br />
verschmitzt im Raum herum. Sollten wir jetzt<br />
etwa …? Nein, das konnte nicht sein. Mein Mann<br />
<strong>und</strong> meine Kinder können Instrumente spielen,<br />
aber ich doch nicht. Ich kann vielleicht ganz<br />
passabel singen, aber mit einem Instrument<br />
wohlklingende Töne erzeugen, wird dagegen<br />
schwierig. Diese Gedanken wurden aber schnell<br />
weggewischt, denn aufgr<strong>und</strong> der schönen<br />
Atmosphäre, der vielen bekannten Menschen,<br />
der positiven Energie unserer engagierten<br />
„Musiklehrerin” Frau Thurnbull, war jeder bereit,<br />
sich auf ein Instrument einzulassen.<br />
Es wurde gepustet, gezupft, getrommelt <strong>und</strong><br />
geschüttelt. Wir übten <strong>und</strong> improvisierten mit<br />
Trommeln, Klangstäben, Glöckchen, Posaunen,<br />
einem Gong, Rasseln <strong>und</strong> anderen Instrumenten.<br />
Am Ende musizierten wir unsere ganz individuellen<br />
vier Jahreszeiten, den Frühling, den<br />
Sommer, den Herbst <strong>und</strong> den Winter, mit ganz<br />
viel Freude <strong>und</strong> Engagement. Wir alle waren<br />
erstaunt darüber, wie musikalisch doch jeder von<br />
uns war <strong>und</strong> wie viel Freude uns das Musizieren<br />
dieser besonderen Art bereitet hat. Unser Lob gilt<br />
unserer fabelhaften Dirigentin des Abends.<br />
Als die letzten Töne verklungen waren, stärkten<br />
wir uns an einem einladenden Buffet, zu dem<br />
jeder seinen kulinarischen Teil in vielfältiger Form<br />
beigetragen hatte. Der Abend nahm seinen<br />
Verlauf mit angeregten Gesprächen <strong>und</strong> interessanten<br />
Begegnungen. Die „Trommel” lernte im<br />
Gespräch den „Klangstab” kennen <strong>und</strong> die<br />
„Rassel” freute sich über ein Wiedersehen mit<br />
dem „Gong”.<br />
Nicht nur die Musik hat uns an diesem Abend<br />
getragen <strong>und</strong> miteinander verb<strong>und</strong>en, sondern<br />
vor allem das Engagement <strong>und</strong> die liebevolle<br />
Vorbereitung der Extertaler Hospizgruppe. Wir<br />
haben uns alle sehr wohl gefühlt <strong>und</strong> bedanken<br />
uns für diesen besonderen Abend im Sommer,<br />
der uns sicherlich noch lange in Erinnerung<br />
bleiben wird.<br />
25
26<br />
Mitgliederversammlung<br />
Donnerstag 24. Juni 2010 – 19 Uhr<br />
Haus der Immobilie<br />
Detmold, Bismarckstraße 10<br />
Hospiztage<br />
···TERMINE···TERMINE···TERMINE···TERMINE···TE<br />
Ambulanter Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
in Detmold – Lemgo – Bad Salzuflen – Extertal<br />
Samstag 17. April <strong>und</strong> Sonntag 18. April 2010<br />
Thema:„Hospiz bewegt – auch junge Menschen”<br />
Offene Abende – Detmold<br />
Mittwoch 10. Februar 2010 – 19 Uhr<br />
Tag der Kinderhospizarbeit „Gehört das so?”<br />
Theaterstück<br />
Veranstaltungsort wird noch bekannt gegeben<br />
Dienstag 16. März 2010 – 19 Uhr<br />
Zwischen Selbstbestimmung <strong>und</strong> Fremdbestimmung<br />
– wann dürfen alte oder verwirrte<br />
Menschen in ihren Entscheidungen nicht mehr<br />
allein gelassen werden?<br />
Dr. Petter<br />
Haus der Immobilie, Detmold, Bismarckstraße 10<br />
Donnerstag 30. September 2010 – 19 Uhr<br />
„Hospizarbeit auf der Straße – Sterben in Armut”<br />
Barbara Kroll, »Streetworkerärztin«<br />
Haus der Immobilie, Detmold, Bismarckstraße 10<br />
Offene Abende – Lemgo<br />
Dienstag 4. Mai 2010 – 19 Uhr<br />
Rituale zu Sterben, Tod <strong>und</strong> Trauer<br />
Thomas Thiele<br />
Sparkasse Lemgo – Mittelstraße 73–79<br />
Donnerstag 18. November 2010 – 19 Uhr<br />
Biographiearbeit in der Sterbebegleitung<br />
Ilse Böinghoff<br />
Sparkasse Lemgo – Mittelstraße 73–79<br />
Offene Abende – Bad Sazuflen<br />
Donnerstag 25. Februar 2010 – 19.30 Uhr<br />
Neue Wohnformen im Alter<br />
Herr Klingelberg<br />
Gelbe Schule – Martin Luther Straße 2<br />
Dienstag 31. August 2010 – 19.30 Uhr<br />
Wenn nichts mehr zu machen ist, bleibt noch<br />
ganz viel zu tun (aus der Arbeit des Ambulanten<br />
Hospizdienstes Bad Salzuflen)<br />
n. n.<br />
Gelbe Schule, Martin-Luther-Straße 2<br />
Offene Abende – Extertal<br />
Dienstag 19. Januar 2010 – 19 Uhr<br />
Der Tod in der Tageszeitung – wie Schlagzeilen<br />
die Wahrnehmung verändern<br />
Axel Bürger<br />
Gemeindehaus der Evangelischen Kirche Extertal<br />
Bösingfeld – Mittelstraße 43<br />
Dienstag 05. Oktober 2010 – 19 Uhr<br />
Träume von Trauernden<br />
Klaus Pieper<br />
Gemeindehaus der Evangelischen Kirche Extertal<br />
Bösingfeld – Mittelstraße 43
Gr<strong>und</strong>kurse<br />
Detmold – Samstag 24.04.2010 – Gr<strong>und</strong>kurs 59<br />
7 x montags (letzter Termin Montag 14.06.)<br />
Lemgo – Samstag, 09.01.2010 – Gr<strong>und</strong>kurs 6<br />
7 x dienstags (letzter Termin Dienstag 23.2.)<br />
Bad Salzuflen – Samstag 11.09.2010<br />
Gr<strong>und</strong>kurs 05<br />
7 x donnerstags (letzter Termin Donnerstag 11.11.)<br />
Anmeldungen erforderlich!<br />
… nur für aktive Mitglieder … nur für aktive<br />
ThemenWochenenden<br />
jeweils Freitag 16 – 19.30 Uhr<br />
Samstag 9.30 – 16.30 Uhr<br />
19./20. 02. 2010<br />
Kommunikation <strong>und</strong> Gesprächsführung/<br />
Nähe <strong>und</strong> Distanz<br />
07./08.05. 2010<br />
Kinderhospizarbeit/Kindertrauergruppe<br />
03./04.09. 2010<br />
Wie sorge ich gut für mich selbst<br />
26./27.11. 2010<br />
Trauer: eigene Trauerwege, Traueraufgaben,<br />
Trauer erwärmen<br />
alle Veranstaltungen<br />
Gemeindehaus St. Marien<br />
Lemgo – Stiftstraße 56<br />
···TERMINE···TERMINE···TERMINE···TERMINE···TE<br />
ThemenMittwoch<br />
jeweils Mittwoch 19.15 – 21.30<br />
20.01.2010<br />
Essen <strong>und</strong> Trinken/M<strong>und</strong>pflege am Lebensende<br />
Stationäre Hospiz, Hedwigstraße 5, Detmold<br />
Alle folgenden Veranstaltungen im Gemeindehaus<br />
St. Marien – Lemgo – Stiftstraße 56<br />
17.03.2010<br />
Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht<br />
19.05.2010<br />
Schmerztherapie<br />
16.06.2010<br />
Notfälle am Lebensende<br />
22.09.2010<br />
Demenz<br />
17.11.2010<br />
Vom Beerdigen<br />
01.12.2010<br />
Rituale<br />
Feste<br />
Dienstag, 13. Juli 2010, 19 Uhr<br />
Sommerfest in Detmold<br />
Veranstaltungsörtlichkeit wird noch<br />
bekannt gegeben<br />
Anfang 2011<br />
Winterfest<br />
Zeit <strong>und</strong> Ort werden noch bekannt gegeben<br />
27
Chronik 2009<br />
Neben monatlichen Vorstandssitzungen,<br />
Regionalgruppentreffen, Trauergruppentreffen<br />
<strong>und</strong> dem Trauercafé, <strong>BlickWechsel</strong>-<br />
Redaktionssitzungen, Beratung an jedem<br />
ersten Freitag des Monats in Blomberg,<br />
Austauschgruppen- <strong>und</strong> Supervisionstreffen,<br />
Vorträgen, Beratungen zur Patientenverfügung<br />
<strong>und</strong> diverse Team- <strong>und</strong> Arbeitsgruppentreffen<br />
gab es Wichtiges<br />
• Am 10. Januar startet der Gr<strong>und</strong>kurs 5 in Lemgo<br />
• Klausurtagung des Vorstandes,<br />
Schwerpunktthema: »F<strong>und</strong>raising« am 17.01.<br />
• Besuch des letzten Gr<strong>und</strong>kurses in Detmold<br />
im Stationären Hospiz am 19.01.<br />
• Am 22.01. stellen Elisabeth Eberlein <strong>und</strong> Heike<br />
Gathmann die Arbeit der Kindertrauergruppe<br />
»Sonnenstrahl« den Damen des Lionsclub<br />
Detmold Residenz vor<br />
28<br />
JANUAR 2009<br />
FEBRUAR 2009<br />
Ambulanter Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
Wir helfen ehrenamtlich<br />
• 10.02. »Tag der Kinderhospizarbeit«<br />
• Am 14.02. startet der Gr<strong>und</strong>kurs 57 in Detmold<br />
• 09.02. »Chancen <strong>und</strong> Grenzen der Kooperation<br />
in der Hospizarbeit« – informeller Austausch<br />
mit den Mitarbeitenden des Alten-<strong>und</strong> Pflegeheims<br />
»Zum Bergfrieden«<br />
• 18.02. Informationsveranstaltung des in<br />
Gründung befindlichen »<strong>Palliativ</strong>netz <strong>Lippe</strong>«<br />
• 12.02. im Extertal – 16.2. in Lemgo <strong>und</strong><br />
23.2. in Bad Salzuflen Themenabend<br />
»Umgang mit Schuldgefühl <strong>und</strong> schlechtem<br />
Gewissen« mit Pfarrer i. R. Herrn Hillienhoff<br />
• 26.02. Verabschiedung von Hella Hildebrandt-<br />
Wiemann als Koordinatorin der Geschäftsstelle<br />
in Bad Salzuflen<br />
MÄRZ 2009<br />
• 03.03. <strong>und</strong> 10.3. »Kritikfähigkeit« –<br />
Aktiven Abende mit Herrn Günther Puzberg<br />
• 12.03. Adelheid Nadler <strong>und</strong> Ilse Böinghoff<br />
besuchen den »Märchenkongress«<br />
in Wuppertal<br />
• 12.03. Offener Abend: »Sterben <strong>und</strong> Tod<br />
in verschiedenen Religionen« in Lemgo<br />
• 15.03. »Kinder tanzen für Kinder«:<br />
Kinder verschiedener Detmolder Tanzschulen<br />
tanzen zugunsten der Kinderhospizarbeit<br />
in der Aula des Grabbegymnasiums<br />
• 17.03. Offener Abend Extertal:<br />
»Kinder trauern anders« mit Heike Gathmann<br />
• 26.03. Mitgliederversammlung<br />
APRIL 2009<br />
• 01.04. Treffen der Koordinatorinnen aus OWL<br />
in Herford zwecks kollegialem Austausches<br />
• 07.04. Offener Abend in Bad Salzuflen<br />
»Wertschätzender Umgang mit Demenzkranken«,<br />
Referent Peter Wendt
MAI 2009<br />
• 11.05. Caritas-Leiter-Konferenz lädt den AHPBD<br />
zur »Woche für das Leben« ein unter<br />
dem Motto „Gemeinsam mit Grenzen leben”<br />
• 14.05. Offener Abend in Detmold »Wie viel Tod<br />
in Medien kann der Mensch vertragen?«<br />
• 21.5. – 24.05. Informationsstand bei<br />
der Veranstaltung »100 Jahre Diakonie«<br />
im Freilichtmuseum Detmold<br />
JUNI 2009<br />
• 09.06. Kindertrauergruppe »Sonnenstrahl«<br />
stellt ihre Arbeit den ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />
in Detmold vor<br />
• 25.06. Sommerfest auf Burg Sternberg<br />
JULI 2009<br />
• <strong>Palliativ</strong>ärzte binden hauptamtliche Hospizkoordinatorinnen<br />
in die verbesserte Versorgung<br />
von <strong>Palliativ</strong>patienten ein.<br />
(Vertrag mit Gültigkeit zum 1.4.09 zwischen<br />
Krankenkassen <strong>und</strong> der Ärzteschaft<br />
in Westfalen–<strong>Lippe</strong>)<br />
AUGUST 2009<br />
• 1. Beratungstermin zum Thema Patientenverfügung<br />
in Bad Salzuflen<br />
• 15.08. Start des 4. Gr<strong>und</strong>kurses in Bad Salzuflen<br />
• 20.08. Ilse Böinghoff fährt auf Einladung<br />
der Diakonie Rheinland-Westfalen-<strong>Lippe</strong><br />
zum fachlichen Austausch der ambulanten<br />
Hospizdienste nach Dortm<strong>und</strong><br />
• 22.08. Start des 58. Gr<strong>und</strong>kurses in Detmold<br />
• 22.08. Hospiz-Flohmarkt<br />
in der Detmolder Innenstadt<br />
SEPTEMBER 2009<br />
• 01.09. Andrea Schadow-Lorenz wird als neue<br />
Koordinatorin im Verein begrüßt<br />
• 13.09. Informationsstand am Tag des Friedhofes<br />
auf dem Augustdorfer Waldfriedhof<br />
• 16.09. Rotary Club Detmold sponsert<br />
einen Auto-Leasingvertrag für 3 Jahre<br />
• 26.09. Die Kindertrauergruppe »Sonnenstrahl«<br />
informiert über ihre Arbeit am<br />
»1. Tag der Familie« in der Detmolder Stadthalle<br />
• 30.09. Verabschiedung der Koordinatorin<br />
Antje Schmidt<br />
OKTOBER 2009<br />
• 21.10. Hauptamtliches Team besucht<br />
in Dortm<strong>und</strong> eine Fachtagung des Diakonischen<br />
Werkes zum Thema<br />
»Ist der Hospizgedanke in der <strong>Palliativ</strong>en<br />
Versorgung angekommen?«<br />
• 27.10. Kulturelles Angebot, Theaterstück<br />
»Die Nase aus der Ming-Zeit? … <strong>und</strong> das in<br />
meinem Alter«, Sophia Altklug<br />
• 29./30.10. Die hauptamtlichen Koordinatorinnen<br />
des Vereins nehmen an einer Fortbildung<br />
»Gewaltfreie Kommunikation«<br />
in Bad Salzuflen teil<br />
• 30.10. Verabschiedung der Koordinatorin<br />
Judith Meierjohann<br />
NOVEMBER 2009<br />
• 01.11. Begrüßung von Birgit Bleibaum<br />
als neue Koordinatorin im Verein<br />
• 07.11. Selbsthilfetag<br />
• 10.11. Themenabend für Aktive:<br />
»Sich mit sich selbst versöhnen«,<br />
Referentin Regine Brombach<br />
Wir danken<br />
dem ECCLESIA Versicherungsdienst GmbH<br />
in Detmold für die fre<strong>und</strong>liche finanzielle<br />
Unterstützung dieses <strong>BlickWechsel</strong>s<br />
29
30<br />
Gesetzliche Neuregelung<br />
für die stationären Hospize<br />
Am 18.06.2009 hat der Deutsche B<strong>und</strong>estag<br />
unter anderem beschlossen, dass im Zuge<br />
einer Gesetzesänderung ab dem 1. August<br />
2009 die Gäste in stationären Hospizen<br />
keinen Eigenanteil mehr bezahlen müssen<br />
<strong>und</strong> dieser Teil der Kosten im stationären<br />
Hospiz zukünftig von den Kranken- <strong>und</strong><br />
Pflegekassen übernommen wird.<br />
Der Eigenanteil für die Gäste war in der<br />
Vergangenheit unterschiedlich hoch: eine<br />
sehr komplizierte Berechnungsmethode seitens<br />
der Kassen führte dazu, dass die Höhe<br />
Die Medien<br />
HH (Hospizhelfer): „Würden Sie denn Ihrer Zeitung einen<br />
Artikel über unsere Veranstaltung veröffentlichen?”<br />
Presse: „Was macht Ihr Verein denn?”<br />
HH: „Wir begleiten Schwerkranke <strong>und</strong> Sterbende, entlasten<br />
die pflegenden Angehörigen <strong>und</strong> bieten Seminare für<br />
Trauernde an.”<br />
Presse: „Nein, das interessiert unsere Leser nicht.<br />
Und wenn, dann höchstens im November.”<br />
Berechnung des Benzinverbrauchs<br />
Vorstandsvorsitzender: „Du bist aber ganz zufrieden mit<br />
dem Dienstwagen?”<br />
<strong>Palliativ</strong>e-Care-Fachkraft: „Ja, doch.”<br />
Vorstandsvorsitzender: „Was verbraucht er denn so?”<br />
<strong>Palliativ</strong>e-Care-Fachkraft: „So zwei bis drei Tankfüllungen<br />
im Monat.”<br />
Vorstandsvorsitzender: „Das ist aber eine sehr weibliche<br />
Mengenangabe!”<br />
Zu Hause<br />
Tochter: „Du Mutti, was ist denn das für ein Kram hier?”<br />
HH: „Das sind die Unterlagen von meinem Hospizhelferkurs.”<br />
Tochter: „Was machste denn da?”<br />
HH: „Da lernen wir etwas über die Begleitung Sterbender.”<br />
Tochter: „Ach was, da haben die dich genommen, bei<br />
deinem Geflenne?”<br />
auch davon abhing, wann jemand ins Hospiz<br />
kam (Anfang, Mitte oder Ende eines Monats)<br />
<strong>und</strong> wann er verstarb.<br />
So war es nie möglich, dem Gast <strong>und</strong> seinen<br />
Angehörigen vorab genau zu sagen, wie<br />
hoch der Eigenanteil sein wird, sondern<br />
immer erst im Nachhinein. Diese Unsicherheit<br />
ist nun beseitigt. Allerdings wurde im<br />
gleichen Gesetz nochmals festgehalten,<br />
dass der Träger des Hospizes weiterhin<br />
10% der Betriebskosten aus Spenden- <strong>und</strong><br />
Eigenmitteln aufzubringen hat …<br />
Fastnacht<br />
Die Hospizschwester betreut eine Dame, der ihr Engagement<br />
im Karnevalsverein immer viel bedeutet hat. Jetzt ist<br />
Dezember <strong>und</strong> der Patientin geht es zusehends schlechter.<br />
Patientin: „Ach weißt du, ich würde ja so gerne noch<br />
Weihnachten erleben. Gell, an Weihnachten leb ich doch<br />
noch?”<br />
Hospizschwester: „Na, das möchte ich meinen, ich wünsch<br />
es dir jedenfalls ...”<br />
Patientin: „Aber Fastnacht, das wäre noch wichtiger!<br />
Ich werde doch nicht vor Fastnacht sterben!!!<br />
Da versau ich meinen Kindern ja die ganze Kampagne!”
Noch immer sehe ich<br />
die Knospen schwellen,<br />
noch immer<br />
taumeln junge Falter in den Wind,<br />
<strong>und</strong> aus der Erde<br />
brechen immer neue Quellen,<br />
<strong>und</strong> immer wieder<br />
schreit ein neugebornes Kind.<br />
Die Sonne hört nicht auf<br />
zu sinken <strong>und</strong> zu steigen,<br />
der Frühling birst in Fülle,<br />
so wie jedes Jahr.<br />
Ich singe, juble, schrei’ –<br />
wie könnte ich auch schweigen?<br />
Noch leb’ ich ja.<br />
Und das ist w<strong>und</strong>erbar.<br />
Gudrun Pausewang<br />
31
32<br />
Name<br />
Vorname<br />
Straße<br />
Postleitzahl / Wohnort<br />
Geb.-Datum Telefon<br />
Beruf<br />
Ambulanter Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
MITGLIEDSERKLÄRUNG<br />
Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zum Amb. Hospiz- <strong>und</strong><br />
<strong>Palliativ</strong>-<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
Ich bin bereit, folgenden Mitgliedsbeitrag zu zahlen<br />
(bitte ankreuzen bzw. ergänzen):<br />
2 €/Monat (24 € Jahresbeitrag)<br />
3 €/Monat (36 € Jahresbeitrag)<br />
4 €/Monat (48 € Jahresbeitrag)<br />
€/Monat ( € Jahresbeitrag)<br />
Mitgliedsbeiträge bitte überweisen auf das Konto<br />
Sparkasse Detmold 10 60 09 285 –BLZ476 501 30<br />
Unsere Spendenkonten:<br />
Sparkasse Detmold 47474747 –BLZ476 501 30<br />
Sparkasse Lemgo 4444444 –BLZ482 501 10<br />
Ort / Datum<br />
Unterschrift<br />
EINZUGSERMÄCHTIGUNG<br />
Um eine Kostenbelastung für den Verein möglichst gering<br />
zu halten, bin ich einverstanden, dass meine Beiträge bzw.<br />
Spenden per Einzugsermächtigung von unten genanntem<br />
Konto erhoben werden<br />
Euro<br />
Geldinstitut<br />
Konto BLZ<br />
Ort / Datum<br />
Unterschrift<br />
Mitgliedserklärung<br />
bitte abtrennen <strong>und</strong> senden an<br />
Ambulanter Hospiz- <strong>und</strong> <strong>Palliativ</strong>-<br />
<strong>Beratungsdienst</strong> <strong>Lippe</strong> e.V.<br />
Leopoldstraße 16<br />
32756 Detmold
B<strong>und</strong>estag beschloss Gesetz<br />
zur Regelung von Patientenverfügungen<br />
Stünker-Entwurf mit Mehrheit angenommen<br />
Der B<strong>und</strong>estag hat sich auf eine gesetzliche<br />
Regelung von Patientenverfügungen geeinigt.<br />
Er beschloss am Donnerstag, 18. Juni 2009, mit<br />
einer Mehrheit von 317 Stimmen bei 233 Nein-<br />
Stimmen <strong>und</strong> fünf Enthaltungen einen Gesetzentwurf<br />
der Abgeordneten Joachim Stünker<br />
(SPD), Michael Kauch (FDP) <strong>und</strong> weiterer Parlamentarier,<br />
der die Patientenverfügung als<br />
Rechtsinstitut im Betreuungsrecht verankert.<br />
Der verabschiedete Gesetzentwurf (16/8442)<br />
sieht vor, den Willen des Betroffenen unbedingt<br />
zu beachten, unabhängig von Art <strong>und</strong> Stadium<br />
der Erkrankung. Festlegungen in einer Patientenverfügung,<br />
die auf eine verbotenen Tötung auf<br />
Verlangen gerichtet sind, bleiben unwirksam.<br />
Besonders schwerwiegende Entscheidungen<br />
eines Betreuers oder Bevollmächtigten über die<br />
Zustimmung oder Ablehnung ärztlicher Maßnahmen<br />
muss das Vorm<strong>und</strong>schaftsgericht<br />
genehmigen. Zudem stellt der Entwurf klar, dass<br />
niemand dazu verpflichtet werden kann, eine<br />
Patientenverfügung zu verfassen.<br />
In seiner Rede vor dem B<strong>und</strong>estag sagte der<br />
SPD-Abgeordnete Christoph Strässer, der<br />
Entwurf Stünker/Kauch komme dem Ziel der<br />
Selbstbestimmung am Lebensende am nächsten.<br />
Seine zentrale Botschaft sei: „Wir nehmen<br />
den Willen von Menschen ernst, auch in einer<br />
Situation, in der sie nicht mehr selbst entscheiden<br />
können”. Dabei gebe es jedoch keinen<br />
Automatismus, der sich auf bloße buchstabengerechte<br />
Ausführung richte, sondern stets eine<br />
„individuelle Betrachtung” des Falles: „Die<br />
Vielfalt der denkbaren Situationen entzieht sich<br />
einer pauschalen Betrachtung <strong>und</strong> lässt sich<br />
nicht bis ins Detail regeln”. Sterben sei nicht normierbar.<br />
Weitere Infos unter: www.b<strong>und</strong>estag.de
Der letzte Fre<strong>und</strong>schaftsdienst<br />
Ich weiß, du bist krank, dir bleibt nicht mehr viel Zeit,<br />
der Augenblick des Abschieds, er ist nicht mehr weit.<br />
Ganz bewusst nehme ich mir jeden Tag Zeit für dich,<br />
sitze an deinem Bett, betrachte aufmerksam dein Gesicht.<br />
Du schaust mich an mit wissendem Blick,<br />
ich spüre, du weißt, es gibt kein Zurück!<br />
Du flüsterst meinen Namen, deine Hand sucht nach mir,<br />
ich halte sie fest <strong>und</strong> sage: „Ich bin ja bei dir!“<br />
Wir hören gemeinsam Musik, die mochtest du immer gern,<br />
wir haben viel zusammen gesungen, das scheint jetzt so fern.<br />
Ich massiere deine Füße, du kannst dich entspannen,<br />
du genießt es <strong>und</strong> schlummerst ganz ruhig von dannen.<br />
Deine Kräfte schwinden von Tag zu Tag,<br />
ich denke nach, was ich dir noch zu geben vermag.<br />
Als ich das nächste Mal dein Zimmer betrete,<br />
<strong>und</strong> in meinen Gedanken stumm für dich bete,<br />
greifst du ein letztes Mal meine Hand ganz fest;<br />
das ist der Augenblick, in dem du diese Welt verlässt.<br />
Du verziehst dein Gesicht, als bräuchtest du all deinen Mut,<br />
um hinüber zu gehen, jetzt wird alles gut!<br />
Du hast auf mich gewartet, wie es scheint,<br />
das ist also mit dem letzten Fre<strong>und</strong>schaftsdienst gemeint.<br />
Jeder Mensch lebt <strong>und</strong> stirbt auf seine eigene Weise,<br />
mach’s gut, meine Fre<strong>und</strong>in, auf deiner letzten Reise!<br />
Martina Rühl