Die Bedeutung von außerschulischen Lernorten für ... - bei föpäd.net

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27.10.2014 Aufrufe

5. Merkmale des außerschulischen Unterrichts 35 5.2 Verwandte Themengebiete Der außerschulische Lernort ist obligatorischer Bestandteil vieler Unterrichtskonzepte, wie z.B. dem Handlungsorientierten Unterricht, dem Offenem Unterricht, dem Projektunterricht. Zugleich bezieht der außerschulische Unterricht Aspekte zahlreicher verwandter Konzepte und pädagogischer Themen wie der Naturerlebnispädagogik oder der Umwelterziehung mit ein. 5.2.1 Naturerfahrung und Naturerlebnispädagogik Viele Umweltzentren machen mittlerweile Angebote, die in Richtung der Naturerlebnispädagogik gehen. Diese Art der Naturerfahrung wird von Erwachsenen wie von Kindern subjektiv sehr positiv bewertet. Naturerfahrungsspiele schulen die Wahrnehmungsfähigkeit mit allen Sinnen, wobei auch die emotionale Begegnung mit dem originalen Objekt gefördert wird (vgl. Gropengießer/Kattmann 7 2006, S. 137). Einige Autoren messen dem spielerischen Lernen bei der Naturbegegnung große Bedeutung zu (vgl. a.a.O., S. 137 f.), andere legen ihren Schwerpunkt auf die zweckfreie und „sinnhafte ganzheitliche Naturerfahrung“ (Göpfert 3 1994, S. 10). Göpfert ist der Ansicht, die Entdeckung der Schönheit der Natur gäbe Kraft und Motivation für den freien Umgang mit der gestörten Welt. Er stellt hier vor allem das Arbeiten in Schulgärten in den Vordergrund. In seinem Buch beschreibt er mehrere Projekte, bei denen gemeinsam mit Schülern Schulgärten angelegt oder Schulbiotope hergestellt wurden. „Unterricht will Natur als dynamischen, abwechslungsreichen und faszinierenden Erlebnisraum vermitteln“ (a.a.O., S. 164). Dabei betont er, dass Natur nicht eingeteilt, geordnet, lerngerecht hergerichtet, lediglich als Lernstoff zubereitet und verstanden werden darf. Die Schüler sollen ihre Sinne öffnen, um Neues zu erfahren (vgl. ebd.). Ins Extreme geht dabei Gerhardt Trommer, der mit einer „wildnisbezogenen Pädagogik“ ein Gegenkonstrukt zu der allzu schnell voranschreitenden modernen Zivilisation bieten will. Dies bedarf einer speziellen Methodik, die primäre Erfahrungen zulassen, individuelle Erlebnisse achten und Wahrnehmung sowie Beobachtung fördern soll. Dabei wird es möglich, naturhistorische und ökologische Interpretationen von Prozessen anzustoßen, und zu einer Werthaltung anzuregen, die es der Natur bestmöglich erlaubt, ihre Dynamik und Freiheit zu erhalten (vgl. Trommer 1994, S. 128). www.foepaed.net

5. Merkmale des außerschulischen Unterrichts 36 5.2.2 Umweltbildung und Umwelthandeln Im Bereich der Umweltbildung kommt dem außerschulischen Lernort eine große Bedeutung zu. Durch das Lernen vor Ort und konkrete Naturbegegnungen erhalten die Schüler die Möglichkeit zum Umweltlernen außerhalb des Klassenzimmers. Diese primären Erlebnismöglichkeiten, wie z.B. „Besuche auf dem Bauernhof, Besichtigung eines Betriebes, eines Supermarkts oder Eine- Welt-Ladens“ bieten Ansatzpunkte zur intensiveren Umweltbildung (vgl. Füssl 2005, S. 15). Studien von Bolscho und Seybold sprechen dafür, dass die methodischen Ausprägungen deutlich in Richtung der als wünschenswert betrachteten Merkmale von Umweltbildung, nämlich Situationsorientierung, Handlungsorientierung und Problemorientierung tendieren. Auch außerschulische Aktivitäten steigen kontinuierlich an (vgl. Bolscho/Seybold 1996, S.116 ff.). Bei Schülern mit Lernschwierigkeiten wurde das Thema Umweltbildung jedoch selten thematisiert (vgl. Schrenk 1994, S. 22), obwohl es gerade für diese Schüler eine besondere Bedeutung hat, denn wo, wenn nicht in der Schule können erste Einsichten dieser schwierigen und komplexen Thematik vermittelt werden? Ist es nicht bei Schülern, denen es oft an umweltbewussten Vorbildern mangelt, besonders wichtig umweltbewusstes Verhalten anzubahnen und darauf hinzuweisen, dass solches Verhalten oft mit Vorteilen wie z.B. geringeren Lebenskosten verbunden ist (vgl. a.a.O., S. 24)? Gerade durch die Ökologie- und Naturschutzbewegung konnte das Unterrichten im Freien an Bedeutung gewinnen (vgl. Hiering/Killermann 1991, S. 229). Im Bezug auf Umwelthandeln konnte festgestellt werden, dass Schüler mit häufigen Naturerfahrungen eine größere Betroffenheit gegenüber Umweltproblemen und eine positive Einschätzung ihrer persönlichen Handlungskompetenz zeigen (vgl. Bögeholz/Mayer 1999, S.161). Eine Untersuchung von Berck und Klee zum „Interesse an Tier- und Pflanzenarten und Handeln im Natur- und Umweltschutz“ zeigt: Erlebnisse mit Pflanzen und Tieren, „eigene Naturbegegnungen“ führen zu einer Faszination, der kognitive und emotionale Befriedigung folgt. Diese regt dann wiederum zu einer weiteren Beschäftigung an. Es entsteht eine positive Einstellung, die vertiefte Auseinandersetzung fördert. Daraus folgt ein gesteigertes Interesse an dem Thema, was über internalisierte Normen zum Handeln führt. Dieses Modell ist allerdings spezifisch für die Genese von Arteninteresse und für das Handeln mit freilebenden Arten konstruiert (vgl. Berck/Klee 1992, S. 193 ff.). In Untersuchungen zeigt Bogner, dass sich ein einwöchiger, stark naturerlebnisorientierter Freilandunterricht bei Schülern der Sekundarstufe I positiv auf die Einstellung zur Natur und die Bereitschaft zum umweltbezogenen Verhalten auswirkt (vgl. Bogner 1997, S. www.foepaed.net

5. Merkmale des außerschulischen Unterrichts 35<br />

5.2 Verwandte Themengebiete<br />

Der außerschulische Lernort ist obligatorischer Bestandteil vieler Unterrichtskonzepte, wie<br />

z.B. dem Handlungsorientierten Unterricht, dem Offenem Unterricht, dem Projektunterricht.<br />

Zugleich bezieht der außerschulische Unterricht Aspekte zahlreicher verwandter<br />

Konzepte und pädagogischer Themen wie der Naturerlebnispädagogik oder der Umwelterziehung<br />

mit ein.<br />

5.2.1 Naturerfahrung und Naturerlebnispädagogik<br />

Viele Umweltzentren machen mittlerweile Angebote, die in Richtung der Naturerlebnispädagogik<br />

gehen. <strong>Die</strong>se Art der Naturerfahrung wird <strong>von</strong> Erwachsenen wie <strong>von</strong> Kindern<br />

subjektiv sehr positiv bewertet. Naturerfahrungsspiele schulen die Wahrnehmungsfähigkeit<br />

mit allen Sinnen, wo<strong>bei</strong> auch die emotionale Begegnung mit dem originalen Objekt gefördert<br />

wird (vgl. Gropengießer/Kattmann 7 2006, S. 137). Einige Autoren messen dem spielerischen<br />

Lernen <strong>bei</strong> der Naturbegegnung große <strong>Bedeutung</strong> zu (vgl. a.a.O., S. 137 f.), andere<br />

legen ihren Schwerpunkt auf die zweckfreie und „sinnhafte ganzheitliche Naturerfahrung“<br />

(Göpfert 3 1994, S. 10). Göpfert ist der Ansicht, die Entdeckung der Schönheit der<br />

Natur gäbe Kraft und Motivation für den freien Umgang mit der gestörten Welt. Er stellt<br />

hier vor allem das Ar<strong>bei</strong>ten in Schulgärten in den Vordergrund. In seinem Buch beschreibt<br />

er mehrere Projekte, <strong>bei</strong> denen gemeinsam mit Schülern Schulgärten angelegt oder Schulbiotope<br />

hergestellt wurden. „Unterricht will Natur als dynamischen, abwechslungsreichen<br />

und faszinierenden Erlebnisraum vermitteln“ (a.a.O., S. 164). Da<strong>bei</strong> betont er, dass Natur<br />

nicht eingeteilt, geord<strong>net</strong>, lerngerecht hergerichtet, lediglich als Lernstoff zubereitet und<br />

verstanden werden darf. <strong>Die</strong> Schüler sollen ihre Sinne öffnen, um Neues zu erfahren (vgl.<br />

ebd.).<br />

Ins Extreme geht da<strong>bei</strong> Gerhardt Trommer, der mit einer „wildnisbezogenen Pädagogik“<br />

ein Gegenkonstrukt zu der allzu schnell voranschreitenden modernen Zivilisation<br />

bieten will. <strong>Die</strong>s bedarf einer speziellen Methodik, die primäre Erfahrungen zulassen,<br />

individuelle Erlebnisse achten und Wahrnehmung sowie Beobachtung fördern soll. Da<strong>bei</strong><br />

wird es möglich, naturhistorische und ökologische Interpretationen <strong>von</strong> Prozessen anzustoßen,<br />

und zu einer Werthaltung anzuregen, die es der Natur bestmöglich erlaubt, ihre Dynamik<br />

und Freiheit zu erhalten (vgl. Trommer 1994, S. 128).<br />

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