27.10.2014 Aufrufe

Die Bedeutung von außerschulischen Lernorten für ... - bei föpäd.net

Die Bedeutung von außerschulischen Lernorten für ... - bei föpäd.net

Die Bedeutung von außerschulischen Lernorten für ... - bei föpäd.net

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3. Historie 14<br />

Kielhorn, dessen Methoden selbst aus heutiger Sicht noch sehr modern anmuten, fordert in<br />

schulreformerischen Bemühungen Anschauungsunterricht und Handlungsorientierten<br />

Unterricht, wo<strong>bei</strong> auch „Schulspaziergänge“ erwähnt werden (vgl. Ellger-Rüttgardt 2003,<br />

S. 70).<br />

„Der fruchtbarste Anschauungsunterricht aber ist der in Gottes Schulstube. Ich führe<br />

deshalb die Kinder hinaus durch Straßen und Gärten ins Feld, auf die Wiese und<br />

in den Wald. [...]. Ein Storch stelzt über die Wiese; ein Hase spitzt die Ohren; eine<br />

Lerche steigt singend empor; im klaren Bache treiben die Fischlein ihr munteres<br />

Spiel. – <strong>Die</strong>se Dinge erfreuen das Herz der armen, geistesschwachen Kinder, so daß<br />

Freude und Leben in ihren Gesichtern sich widerspiegelt.“ (zit. n. Bleidick 1981, S.<br />

202).<br />

Abwechslungsreich sind die didaktischen Themen: Von Botanik über Haustiere zum Besuch<br />

<strong>von</strong> Schmiede und Werkstatt, Acker- und Gartenbau, die Funktionen einer Windmühle,<br />

der Besuch des Markts, sogar Farbenkunde wird dort betrieben (vgl. Bleidick 1981, S.<br />

203). Zeitgemäß mutet auch die Begründung an: Vorbilder reizen zur Nachahmung, die<br />

Kinder werden darauf aufmerksam, dass man ar<strong>bei</strong>ten muss, um zu leben, und werden<br />

dadurch zur Ar<strong>bei</strong>t angespornt (vgl. ebd.).<br />

Es ist jedoch nicht da<strong>von</strong> auszugehen, dass ein solcher Unterricht die Normalität darstellte,<br />

denn Stötzner stellte in seiner Konzeption drei andere methodische Elemente in den Vordergrund:<br />

Der Unterricht sollte so anschaulich wie möglich sein, sich Schritt für Schritt<br />

ergeben und die Unterrichtsgegenstände sollten oft wechseln, damit man die Kinder nicht<br />

langweile (vgl. Klein 2007, S. 13). <strong>Die</strong>se Unterrichtsweise wurde im Allgemeinen mit den<br />

Charakteristika des „schwachsinnigen“ – später „lernbehinderten“ – Kindes begründet. Da<br />

der „Schwachbefähigte“ nur konkret-anschaulich denke, müsse aufgrund dieser Abstraktionsschwäche<br />

auch konkret-anschaulich unterrichtet werden (vgl. Ellger-Rüttgardt 1983,<br />

S. 60). Willhelm Raatz entwickelte 1919 unter Berufung auf den Psychiater und Psychologen<br />

Theodor Ziehen eine didaktisch- methodische Anleitung für die Hilfsschular<strong>bei</strong>t als<br />

Ar<strong>bei</strong>tsunterricht. Sie zeich<strong>net</strong> sich ganz im Gegensatz zur Ar<strong>bei</strong>tsschulbewegung <strong>von</strong><br />

Kerschensteiner (siehe 3.1) durch starke Lenkung, Kleinschrittigkeit und Konkretismus aus<br />

(vgl. Ellger-Rüttgardt 2003, S. 188 f.). Hierfür wurde sie später als reduktiv kritisiert, denn<br />

gerade die Berücksichtigung der „Defizite“ erschwert oft eine Förderung des Kindes. So<br />

verhindert z.B. die ständige Unterbrechung der Ar<strong>bei</strong>t aufgrund einer angenommenen<br />

Konzentrationsschwäche die Förderung der Konzentrationsfähigkeit (vgl. Klein 2007, S.<br />

13).<br />

www.foepaed.<strong>net</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!